Monica Ali
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Liebesheirat (MP3-Download)
Gekürzte Lesung. 1074 Min.
Sprecher: Karun, Vanida / Übersetzer: Merkel, Dorothee
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Zwei Kulturen, zwei Familien, eine Verlobung: Kann das gutgehen? Yasmin und Joe haben große Pläne für die Zukunft. Doch bevor es für die beiden angehenden Ärzte ans Heiraten geht, steht das erste Kennenlernen ihrer Familien an. Und das hat es in sich. Denn während Yasmins traditionsbewusste Eltern schon bei einem Zungenkuss empört den Fernseher ausschalten, eilt Joes Mutter ein Ruf als feministische Ikone voraus. Und tatsächlich hält das Abendessen im noblen Primrose Hill überraschende Entwicklungen bereit. Jedoch völlig anders als gedacht, denn zwischen den beiden Müttern des Brau...
Zwei Kulturen, zwei Familien, eine Verlobung: Kann das gutgehen? Yasmin und Joe haben große Pläne für die Zukunft. Doch bevor es für die beiden angehenden Ärzte ans Heiraten geht, steht das erste Kennenlernen ihrer Familien an. Und das hat es in sich. Denn während Yasmins traditionsbewusste Eltern schon bei einem Zungenkuss empört den Fernseher ausschalten, eilt Joes Mutter ein Ruf als feministische Ikone voraus. Und tatsächlich hält das Abendessen im noblen Primrose Hill überraschende Entwicklungen bereit. Jedoch völlig anders als gedacht, denn zwischen den beiden Müttern des Brautpaars entsteht eine Freundschaft, die mit althergebrachten Gewohnheiten bricht. Schon bald stehen Yasmin und Joe nicht nur vor der Herausforderung, ihre eigene Beziehung neu zu bewerten, sondern auch die Beziehungen zu ihren Eltern auf den Prüfstand zu stellen. leicht gekürzte Lesung mit Vanida Karun 17h 54min
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Monica Ali wurde in Dhaka, Bangladesh, geboren und wuchs in England auf. Sie ist die Autorin von »Untold Story«, »In The Kitchen«, »Alentejo Blue« und »Brick Lane«, der auf der Shortlist für den Booker Prize, den George Orwell Prize for Political Writing und den Commonwealth Writers' Prize stand.
Produktdetails
- Verlag: Der Hörverlag
- Gesamtlaufzeit: 1075 Min.
- Erscheinungstermin: 21. März 2022
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783844545371
- Artikelnr.: 62929616
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensentin Petra Pluwatsch amüsiert sich bestens mit Monica Alis neuem Roman. Die Geschichte handelt von der streng konservativen, islamischen Familie Ghorami, deren Tochter eine Beziehung eingeht mit dem Sohn einer britischen Ikone der sexuellen Befreiung. An der Oberfläche als "Culture-Clash-Story" angelegt, verhandelt die Geschichte sehr viel mehr, stellt Pluwatsch bald fest. Die Fassaden beider Familien bekommen nämlich schnell Risse, spätestens dann, wenn sexuelle Begierden und ein Familiengeheimnis zum Vorschein kommen, resümiert die Rezensentin. Wie Ali davon erzählt, ohne viel Aufhebens, aber facettenreich und mit Witz, findet Pluwatsch bemerkenswert. Nicht zuletzt nimmt die Autorin den Rassismus der britischen Gesellschaft in den Blick, erkennt Pluwatsch die vor allem über die Spitzen gegen den Rassismus "erklärter Antirassisten" schmunzelt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Kreatives Schreiben? Das ist doch alles Lüge!
Monica Ali führt uns schon mit dem Titel ihres neuen Romans in die produktive Irre: In "Liebesheirat" geht es den Protagonisten dann genauso
Ein gefälligerer Titel ließe sich kaum finden: "Liebesheirat" klingt nach Schnulze, nach der Romeo-und-Julia-Geschichte einer unbedingten Liebe, welche alle Hindernisse, die sich ihr entgegenstellen, glücklich überwindet und, anders als bei Shakespeare, dann mit Glockengeläut endet. Doch bei Monica Ali muss man diesen Titel zweimal lesen, um allmählich zu begreifen, welcher Abgrund in ihm lauert: Ihr Roman erkundet furchtlos, ob und wie die beiden Worthälften, die das Kompositum zusammenzwingt, jemals zueinanderfinden und was
Monica Ali führt uns schon mit dem Titel ihres neuen Romans in die produktive Irre: In "Liebesheirat" geht es den Protagonisten dann genauso
Ein gefälligerer Titel ließe sich kaum finden: "Liebesheirat" klingt nach Schnulze, nach der Romeo-und-Julia-Geschichte einer unbedingten Liebe, welche alle Hindernisse, die sich ihr entgegenstellen, glücklich überwindet und, anders als bei Shakespeare, dann mit Glockengeläut endet. Doch bei Monica Ali muss man diesen Titel zweimal lesen, um allmählich zu begreifen, welcher Abgrund in ihm lauert: Ihr Roman erkundet furchtlos, ob und wie die beiden Worthälften, die das Kompositum zusammenzwingt, jemals zueinanderfinden und was
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Liebe überhaupt mit Heiraten zu tun hat.
Dazu beginnt er an jenem Punkt der Handlung, wo Geschichten sonst so gerne schließen: mit der Planung einer Hochzeit. Yasmin ist 26, Ärztin im Praktischen Jahr, Tochter einer bengalischen Immigrantenfamilie im zeitgenössischen London und verlobt mit Joe, ihrem Studienfreund und Krankenhauskollegen. Der Familienhintergrund der beiden könnte unterschiedlicher nicht sein: Joe, dreißigjährig, kommt aus dem wohlsituierten linksliberalen Londoner Norden, wo er mit seiner alleinerziehenden Mutter zusammenlebt, einer feministischen Aktivistin und Expertin für befreiten Sex (Letzteres bei Yasmins Eltern ein Anathema; schon bei Zungenküssen schalten sie den Fernseher aus). Doch er ist Arzt, genau wie Yasmins Vater, und daher für ihr traditionsbewusstes Elternhaus als Schwiegersohn noch akzeptabel, wenngleich ihre Mutter einen guten muslimischen Jungen wohl bevorzugt hätte.
Die erste große Szene des Romans spielt mit Genuss die Gegensätze aus. Joes Mutter lädt zum Abendessen, damit die angehenden Schwiegereltern sich endlich zwanglos kennenlernen können. Da lässt es Yasmins Mutter sich nicht nehmen, zu diesem Anlass mit Stapeln von Tupperdosen anzurücken, um ihre selbst gemachten bengalischen Spezialitäten vorzuführen, die auch fürs große Hochzeitsmahl geeignet sind. Dies wiederum bringt Joes Mutter auf die passende Idee, die vermeintliche Familientradition dadurch zu wahren, dass die Eheschließung mit Imam nach islamischem Brauch zelebriert wird - ganz und gar nicht im Sinn der Beteiligten. Doch was hier wie eine konventionelle Multikulti-Clash-Komödie einsetzt, nimmt schon bald, ganz unerwartet, andere Wendungen. Kurz vor Ende des Romans sind sämtliche Gewissheiten, mit denen er begonnen hat, zerbrochen. Yasmin steht vor der Frage, ob Liebe jemals etwas anderes meint als bloße hormonelle Reaktion. Und von Heirat ist schon lange keine Rede mehr.
Es ist Alis Erzählkunst zu verdanken, dass sie uns die drastische Zerfallsgeschichte, die ihr Roman ebenso unerbittlich wie unterhaltsam ausbreitet, entschieden als Gewinn vermitteln kann: Gewinn nicht nur an Selbsterkenntnis für seine Protagonisten, sondern auch an Welterkenntnis für die Leserschaft, sofern es dieser nicht genügt, dass alles sich dem schönen Schema einer Liebeshandlung, die mit Trauring endet, fügt. Allenfalls für Fiktionales mag das taugen. Eines der früheren Kapitel trägt wie der Roman den Titel "Liebesheirat". Darin lesen wir, dass Yasmin in jungen Jahren einmal eine Kurzgeschichte dazu schrieb, wie ihre Eltern sich ehedem in Kalkutta kennenlernten: der Vater ein mittelloser Straßenjunge vom Dorf, der sich mit Disziplin und Ehrgeiz zum Chauffeur hochgearbeitet hat und vom Medizinstudium träumt, die Mutter aus wohlhabendem Hause, die beiden dennoch ein verliebtes Paar. So war ihr die Begegnung selbst immer erzählt worden. Doch als sie die Geschichte, vom Lehrer in der Schule hochgelobt, dem Vater vorliest, weist er sie brüsk zurück - "Du hast über Sachen geschrieben, von denen du keine Ahnung hast. Von denen du überhaupt keine Ahnung haben kannst" - und erklärt alles kreative Schreiben rundheraus zur Lüge.
Der weitere Roman gilt dem Versuch, den Lebenslügen der Familie auf die Spur zu kommen, teils durch Vorsatz, teils durch Zufallsfunde und -verstrickungen und letztlich um den Preis, dass die Familie daran zerbricht. In kurzen, einprägsamen, überwiegend szenisch ausgestalteten Kapiteln, die mit starken Dialogen schon der Fernsehfassung zuarbeiten, die bereits in Arbeit ist, entwickelt sich das weitere Geschehen mit großer Präzision und sehr überschaubarem Personal - neben den beiden Familien eine Freundin, Kollegen und Patientinnen im Krankenhaus, ein Therapeut -, das wie im Kaleidoskop in wechselnder Anordnung erscheint. Über knapp 600 Seiten folgt man dem mit ebenso viel Spannung wie Anteilnahme, denn bei aller pointierten Typenkomik, die auf Charles Dickens, und dezenter Erzählironie, die auf Jane Austen zurückweist, gibt die Autorin keine der Figuren preis, sondern findet für alle eine Perspektive, in der sie uns in ihrem eigenen Erleben wie auch Wertempfinden nahekommen.
Schwere Themen mit leichter Hand erzählen und sehr ernsthafte Probleme doch nicht ohne Humor zu verhandeln ist eine hohe Kunst, die in der britischen Literatur stärker ausgeprägt scheint als bei uns. Ali beherrscht sie souverän. Vor zwanzig Jahren debütierte sie mit dem Roman "Brick Lane", der schnell zum Bestseller sowie zur Filmvorlage wurde und Anlass gab zu einer erbitterten Debatte um Erzählautorität und Repräsentation von Minderheitsgesellschaften: Darf eine Erfolgsautorin, die Tochter eines bengalischen Vaters und einer englischen Mutter ist, Mittelklasse, dazu Oxford-Absolventin, die Geschichte einer bengalischen Analphabetin erzählen, die in eine arrangierte Ehe ins Londoner East End geschickt wird? Als wollte sie auf solche Fragen Antwort suchen, siedelte Ali ihren zweiten Roman, "Alentejo Blue", in einem portugiesischen Bauerndorf an; er blieb erfolglos.
Auch im aktuellen Roman, nach zehnjähriger Pause ihrem fünften, von Dorothee Merkel mit feinem Gespür für seinen Registerreichtum übersetzt, finden sich noch Spuren der Debatte: so die erwähnte Reaktion des strengen Vaters auf den kreativen Schreibversuch der Tochter oder eben der Titel, der einer arrangierten Ehe, um die "Brick Lane" sich dreht, unmissverständlich die Alternative entgegenzuhalten scheint. Doch Missverstehen bleibt hier, wie sich zeigt, der eigentlich erzählerische Drive. Kurz vor Schluss lesen wir zum zweiten Mal ein Kapitel, das den Titel "Liebesheirat" trägt. Darin erzählt die Mutter ihrer Tochter noch einmal, was die doch längst zu wissen glaubt: wie die Eltern in Kalkutta zusammenfanden. Und an diesem Punkt, dem Gründungsakt ihrer Familie, schaut Yasmin in den Abgrund. Was uns nach der Lektüre dieses klugen und berührenden Romans vor Augen steht, ist die Erkenntnis, dass Familien weniger auf Liebesheirat als im Erzählen von Geschichten gründen. TOBIAS DÖRING
Monika Ali: "Liebesheirat". Roman.
Aus dem Englischen von Dorothee Merkel. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2022. 592 S., geb.,
25,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dazu beginnt er an jenem Punkt der Handlung, wo Geschichten sonst so gerne schließen: mit der Planung einer Hochzeit. Yasmin ist 26, Ärztin im Praktischen Jahr, Tochter einer bengalischen Immigrantenfamilie im zeitgenössischen London und verlobt mit Joe, ihrem Studienfreund und Krankenhauskollegen. Der Familienhintergrund der beiden könnte unterschiedlicher nicht sein: Joe, dreißigjährig, kommt aus dem wohlsituierten linksliberalen Londoner Norden, wo er mit seiner alleinerziehenden Mutter zusammenlebt, einer feministischen Aktivistin und Expertin für befreiten Sex (Letzteres bei Yasmins Eltern ein Anathema; schon bei Zungenküssen schalten sie den Fernseher aus). Doch er ist Arzt, genau wie Yasmins Vater, und daher für ihr traditionsbewusstes Elternhaus als Schwiegersohn noch akzeptabel, wenngleich ihre Mutter einen guten muslimischen Jungen wohl bevorzugt hätte.
Die erste große Szene des Romans spielt mit Genuss die Gegensätze aus. Joes Mutter lädt zum Abendessen, damit die angehenden Schwiegereltern sich endlich zwanglos kennenlernen können. Da lässt es Yasmins Mutter sich nicht nehmen, zu diesem Anlass mit Stapeln von Tupperdosen anzurücken, um ihre selbst gemachten bengalischen Spezialitäten vorzuführen, die auch fürs große Hochzeitsmahl geeignet sind. Dies wiederum bringt Joes Mutter auf die passende Idee, die vermeintliche Familientradition dadurch zu wahren, dass die Eheschließung mit Imam nach islamischem Brauch zelebriert wird - ganz und gar nicht im Sinn der Beteiligten. Doch was hier wie eine konventionelle Multikulti-Clash-Komödie einsetzt, nimmt schon bald, ganz unerwartet, andere Wendungen. Kurz vor Ende des Romans sind sämtliche Gewissheiten, mit denen er begonnen hat, zerbrochen. Yasmin steht vor der Frage, ob Liebe jemals etwas anderes meint als bloße hormonelle Reaktion. Und von Heirat ist schon lange keine Rede mehr.
Es ist Alis Erzählkunst zu verdanken, dass sie uns die drastische Zerfallsgeschichte, die ihr Roman ebenso unerbittlich wie unterhaltsam ausbreitet, entschieden als Gewinn vermitteln kann: Gewinn nicht nur an Selbsterkenntnis für seine Protagonisten, sondern auch an Welterkenntnis für die Leserschaft, sofern es dieser nicht genügt, dass alles sich dem schönen Schema einer Liebeshandlung, die mit Trauring endet, fügt. Allenfalls für Fiktionales mag das taugen. Eines der früheren Kapitel trägt wie der Roman den Titel "Liebesheirat". Darin lesen wir, dass Yasmin in jungen Jahren einmal eine Kurzgeschichte dazu schrieb, wie ihre Eltern sich ehedem in Kalkutta kennenlernten: der Vater ein mittelloser Straßenjunge vom Dorf, der sich mit Disziplin und Ehrgeiz zum Chauffeur hochgearbeitet hat und vom Medizinstudium träumt, die Mutter aus wohlhabendem Hause, die beiden dennoch ein verliebtes Paar. So war ihr die Begegnung selbst immer erzählt worden. Doch als sie die Geschichte, vom Lehrer in der Schule hochgelobt, dem Vater vorliest, weist er sie brüsk zurück - "Du hast über Sachen geschrieben, von denen du keine Ahnung hast. Von denen du überhaupt keine Ahnung haben kannst" - und erklärt alles kreative Schreiben rundheraus zur Lüge.
Der weitere Roman gilt dem Versuch, den Lebenslügen der Familie auf die Spur zu kommen, teils durch Vorsatz, teils durch Zufallsfunde und -verstrickungen und letztlich um den Preis, dass die Familie daran zerbricht. In kurzen, einprägsamen, überwiegend szenisch ausgestalteten Kapiteln, die mit starken Dialogen schon der Fernsehfassung zuarbeiten, die bereits in Arbeit ist, entwickelt sich das weitere Geschehen mit großer Präzision und sehr überschaubarem Personal - neben den beiden Familien eine Freundin, Kollegen und Patientinnen im Krankenhaus, ein Therapeut -, das wie im Kaleidoskop in wechselnder Anordnung erscheint. Über knapp 600 Seiten folgt man dem mit ebenso viel Spannung wie Anteilnahme, denn bei aller pointierten Typenkomik, die auf Charles Dickens, und dezenter Erzählironie, die auf Jane Austen zurückweist, gibt die Autorin keine der Figuren preis, sondern findet für alle eine Perspektive, in der sie uns in ihrem eigenen Erleben wie auch Wertempfinden nahekommen.
Schwere Themen mit leichter Hand erzählen und sehr ernsthafte Probleme doch nicht ohne Humor zu verhandeln ist eine hohe Kunst, die in der britischen Literatur stärker ausgeprägt scheint als bei uns. Ali beherrscht sie souverän. Vor zwanzig Jahren debütierte sie mit dem Roman "Brick Lane", der schnell zum Bestseller sowie zur Filmvorlage wurde und Anlass gab zu einer erbitterten Debatte um Erzählautorität und Repräsentation von Minderheitsgesellschaften: Darf eine Erfolgsautorin, die Tochter eines bengalischen Vaters und einer englischen Mutter ist, Mittelklasse, dazu Oxford-Absolventin, die Geschichte einer bengalischen Analphabetin erzählen, die in eine arrangierte Ehe ins Londoner East End geschickt wird? Als wollte sie auf solche Fragen Antwort suchen, siedelte Ali ihren zweiten Roman, "Alentejo Blue", in einem portugiesischen Bauerndorf an; er blieb erfolglos.
Auch im aktuellen Roman, nach zehnjähriger Pause ihrem fünften, von Dorothee Merkel mit feinem Gespür für seinen Registerreichtum übersetzt, finden sich noch Spuren der Debatte: so die erwähnte Reaktion des strengen Vaters auf den kreativen Schreibversuch der Tochter oder eben der Titel, der einer arrangierten Ehe, um die "Brick Lane" sich dreht, unmissverständlich die Alternative entgegenzuhalten scheint. Doch Missverstehen bleibt hier, wie sich zeigt, der eigentlich erzählerische Drive. Kurz vor Schluss lesen wir zum zweiten Mal ein Kapitel, das den Titel "Liebesheirat" trägt. Darin erzählt die Mutter ihrer Tochter noch einmal, was die doch längst zu wissen glaubt: wie die Eltern in Kalkutta zusammenfanden. Und an diesem Punkt, dem Gründungsakt ihrer Familie, schaut Yasmin in den Abgrund. Was uns nach der Lektüre dieses klugen und berührenden Romans vor Augen steht, ist die Erkenntnis, dass Familien weniger auf Liebesheirat als im Erzählen von Geschichten gründen. TOBIAS DÖRING
Monika Ali: "Liebesheirat". Roman.
Aus dem Englischen von Dorothee Merkel. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2022. 592 S., geb.,
25,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Das ist ein Buch, das man nicht nur zur Unterhaltung liest, sondern wo man in dem, wie es unterhaltsam ist, auch eine Menge über diese multikulturelle Londoner Gesellschaft lernt. [...] Man liest es in jeder Lebenslage gut.« Anja Brockert und Beate Tröger, SWR 2 lesenswert Magazin, 09. Juni.2022 Beate Tröger SWR2 20220609
Gebundenes Buch Dieses Buch war schwer zu lesen, aber ich denke, es war eine gute Untersuchung von Charakteren und ihren Beziehungen, die zutiefst fehlerhaft sind.
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Gebundenes Buch
Nachdem ich das Buch "Brick Lane" der Autorin Gelsen hatte, wollte ich "Liebesheirat" ebenfalls unbedingt lesen!
"Brick Lane" ar ein Buch, welches mir auch nach jähren immer noch im Kopf geblieben ist!
In "Liebesheirat" geht es um eine indische …
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Nachdem ich das Buch "Brick Lane" der Autorin Gelsen hatte, wollte ich "Liebesheirat" ebenfalls unbedingt lesen!
"Brick Lane" ar ein Buch, welches mir auch nach jähren immer noch im Kopf geblieben ist!
In "Liebesheirat" geht es um eine indische Familie, Leben zwischen den Kulturen, Liebe und die Frage, wie tief man seine eigene Familie, seine Eltern wirklich kennt. Hauptfigur in diesem Buch ist Yasmin, welche kurz vor ihrer Hochzeit mit Joe steht. Nach und nach kommen "Geheimnisse" ans Licht bzw. geht das Buch in die Tiefe der Empfindungen der einzelnen Personen.
Zum Inhalt möchte ich gar nicht weiter eingehen, weil er an sich nicht spektakulär ist, jedoch die Erzähl- und Schreibweise von Monica Ali so viel mehr ausmacht!
Monica Ali schafft es, einer jeden Figur eine Stimme zu geben. Jede noch so kleine Nebenfigur zeichnet sich aus und bleibt im Gedächtnis. Ich habe dieses Buch in kürzester Zeit gelesen, mitgefiebert und lieb gewonnen. Es regt zum Nachdenken und Hinterfragen an. Wirklich toll!
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Gebundenes Buch
Ich kann gar nicht genau beschreiben was es war, das mich schon am Klappentext von "Liebesheirat" fasziniert hat, sodass ich das Buch unbedingt lesen wollte. Genauso wenig lässt sich für mich so genau greifen, was es dann genau war, das mich beim Lesen von …
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Ich kann gar nicht genau beschreiben was es war, das mich schon am Klappentext von "Liebesheirat" fasziniert hat, sodass ich das Buch unbedingt lesen wollte. Genauso wenig lässt sich für mich so genau greifen, was es dann genau war, das mich beim Lesen von "Liebesheirat" immer wieder Seite für Seite hat umblättern lassen. Vielleicht waren es die Charaktere, die mit jedem Kapitel ein weiteres kleines Geheimnis über sich selbst offenbarten, vielleicht war es auch der Clash der Kulturen, die hier aufeinandertreffen, was immer wieder für Reibung und Spannung sorgt, vielleicht waren es aber auch die Beziehungen der Charaktere untereinander, die so vielschichtig und teils ambivalent waren, dass es sich wie aus dem Leben gegriffen anfühlte. Und vielleicht war es auch alles zusammen.
Ich jedenfalls war begeistert von dieser Geschichte, die Tragik, Spannung, Drama und so viele moderne Themen so klug aufbereitet miteinander vereint. Absolute Leseempfehlung!
(Beim Lesen musste ich immer wieder an "Crazy Rich Asians" von Kevin Kwan denken - wer dieses Buch mochte, wird "Liebesheirat" lieben!)
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Gebundenes Buch
Familie und andere Problemchen
Yasmin, Assistenzärztin in einem Londoner Krankenhaus, möchte ihren Freund Joe, mit dem sie seit 5 Monaten zusammen ist heiraten. Damit die Eltern sich kennen lernen, hat Joes Mutter die Ghoramis, welche vor Jahrzehnten als bengalische Einwanderer nach …
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Familie und andere Problemchen
Yasmin, Assistenzärztin in einem Londoner Krankenhaus, möchte ihren Freund Joe, mit dem sie seit 5 Monaten zusammen ist heiraten. Damit die Eltern sich kennen lernen, hat Joes Mutter die Ghoramis, welche vor Jahrzehnten als bengalische Einwanderer nach England kamen, zu einem Abendessen geladen. Schon Tage vorher hat Yasmin Bedenken, dass das Treffen ihrer eher konservativen Eltern mit Joes unkonventioneller, feministischer Mutter ein totales Fiasko werden könnte. Und dann sind da noch die vielen Geheimnisse und unausgesprochenen Wahrheiten, die bei den Menschen in Yasmins Umfeld und in ihr selbst verborgen sind und nach und nach nach draußen dringen.
Der Klappentext erweckt den Eindruck es würde in dem Roman vorwiegend um einen "Clash of Cultures" gehen, dem Aufeinandertreffen der Feministin Harriet mit den kulturell sehr unterschiedlichen Ghoramis. Ich hatte erwartet, dass vor allem dieses Einfluss auf die Verlobung des jungen Paares nehmen und für ein Durcheinander sorgen könnte. Doch so einfach ist die Handlung nicht, denn das Treffen findet bereits sehr früh statt und es brauchte bei mir weitere hundert nicht so fesselnde Seiten, bis die Geschichte wieder interessant wurde. Wider Erwarten verstehen sich die Mütter nämlich sehr gut. Zwischendurch gab es aber dann auch immer wieder Abschnitte, die ich nicht nötig fand. Andere hingegen haben mich amüsiert und ich konnte so richtig ins Geschehen eintauchen.
Es sind wirklich viele Geheimnisse, die aus unterschiedlichen Perspektiven immer wieder erwähnt oder angedeutet werden. In weiten Teilen wird aus der Sicht Yasmins erzählt. Doch auch die Perspektive von Harriet und einem Therapeuten, zu dem Joe geht, kommen immer wieder vor. Sehr häufig geht es um nötige, aber nicht geführte Gespräche, um Ehrlichkeit in der Beziehung, Eltern-Kind-Beziehungen, Sucht, Erwartungshaltungen, Rassismus, richtige und falsche Entscheidungen. Auch der Krankenhausalltag spielt immer wieder eine Rolle.
Das alles verpackt Monica Ali in eine nicht allzu komplexe Sprache, die für diese Palette an Themen erstaunlich leicht und frisch wirkt. Zusätzlich lockern recht kurze Kapitel das Lesevergnügen zusätzlich auf. Mir gefällt der Schreibstil daher wirklich gut, er ist detailliert aber nicht zu ausschweifend. Zeitweise fand ich ihn sogar richtig amüsant, auch wenn die Thematik das wiederum nicht oft hergibt. An manchen Stellen hätte man den Roman etwas kürzen können, dann wären auch die wenigen Längen verschwunden.
Ab etwa der Hälfte des Buches hatte mich die Geschichte vollkommen gepackt, so dass ich ab da relativ schnell dem Ende entgegengelesen habe. Die Beziehungsgeflechte, Irrtümer und Geheimnisse waren bis auf wenige nicht vorhersehbar, aber von der Themenvielfalt her wird für manchen Leser vielleicht zu viel Verschiedenes zu kurz angesprochen. Mir fiel diese Vielfalt aber eher positiv auf und ich hatte das Gefühl, dass die Autorin vor allem beim Thema Rassismus mit den unterschiedlichen Sichtweisen der Protagonisten spielt. Hauptsächlich geht es aber um Beziehungen und hier hat die Autorin wie ich finde gut beobachtet.
4 Sterne.
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Gebundenes Buch
Ein Karussell der Konflikte
Der romantische Titel der „Liebesheirat“ täuscht. In diesem Roman wird aufeinandergeprallt: Nicht nur der klassische „culture clash“, nein auch die sozialen Schichten kollidieren, die Religionen prallen aufeinander, Familienmitglieder …
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Ein Karussell der Konflikte
Der romantische Titel der „Liebesheirat“ täuscht. In diesem Roman wird aufeinandergeprallt: Nicht nur der klassische „culture clash“, nein auch die sozialen Schichten kollidieren, die Religionen prallen aufeinander, Familienmitglieder krachen zusammen, und auch bei der Arbeit knallt es.
Dabei beginnt alles so kontrolliert und scheinbar harmonisch. Die muslimische Ärztin Yasmin Ghorami und ihre indischstämmigen Eltern brechen auf zu einem Kennenlernen mit Joe, dem Verlobten von Yasmin, und dessen Mutter Harriet, einer emanzipierten Feministin.
Der rund 600 Seiten starke Roman stellt das Leben ausnahmslos aller Beteiligten grundlegend auf den Kopf, schüttelt es wie eine Flasche Sekt, in der sich der Druck bedrohlich aufbaut. In epischer Breite widmet er sich einem wahren Karussell von Konflikten und den zahlreichen unterschiedlichsten Charakteren, die diese Geschichte mit reichlich Leben füllen. Weil sämtliche Figuren der Geschichte teils dramatische Veränderungen durchlaufen, droht einen die ausufernde Üppigkeit beinahe zu erschlagen, doch die angenehm kurzen Kapitel erleichtern die Lektüre ungemein. Leider sind einige Charaktere doch eher stereotyp besetzt. Wie aufgrund der Konstellation zu erwarten war, spielt das Thema Rassismus eine große Rolle im gesamten Geschehen und wird regelrecht ad absurdum geführt, wenn der Rassist sein Opfer bezichtigt, ihn des Rassismus beschuldigt zu haben, wie es Yasmin bei der Arbeit widerfährt. Oder wie es in einem Gespräch von Yasmin und Joe prägnant auf den Punkt gebracht wird: „Jemanden als Rassisten zu bezeichnen ist schlimmer als ein Rassist zu sein?“ – „Lass es mich so sagen: Man kommt mit dem einen eher durch als mit dem anderen.“
Das Ende konnte mich leider nur bedingt überzeugen, das erinnerte mich nach den epischen Beziehungsgeflechten, tief verankerten gesellschaftlichen Problematiken und angerissenen Konflikten dann doch plötzlich ein wenig an eine Seifenoper.
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Gebundenes Buch
Gesellschaftsromane haben in der britischen Literatur eine lange Tradition, dafür stehen so großartige Autorinnen/Autoren wie Jane Austen, Charles Dickens, William Thackeray und George Eliot, um nur einige zu nennen. In der Gegenwart fallen mir dazu als erstes Ian McEwan, Julian Barnes, …
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Gesellschaftsromane haben in der britischen Literatur eine lange Tradition, dafür stehen so großartige Autorinnen/Autoren wie Jane Austen, Charles Dickens, William Thackeray und George Eliot, um nur einige zu nennen. In der Gegenwart fallen mir dazu als erstes Ian McEwan, Julian Barnes, Zadie Smith und Monica Ali ein, letztere mit ihrem Debüt „Brick Lane“ 2003 in der Endauswahl/Shortlist für den renommierten Booker Prize.
Nun also ihr neuer Roman „Liebesheirat“, in dem sie über die Komplexität von Beziehungen, über kulturelle Identität, über Emanzipation, Rassismus und das multikulturelle Großbritannien nach dem Brexit schreibt. Und diesmal sind wir nicht bei den Migranten im East End, sondern schauen auf zwei Familien aus der gehobenen Mittelschicht. Die Familie der angehenden Ärztin Yasmin, die bengalischen Ghoramis, eine gutsituierte, vierköpfige Einwandererfamilie im Londoner Süden, und die weißen Sangsters in Primrose Hill mit ihrem zukünftigen Ehemann Joe, der bei seiner radikalfeministischen Mutter Harriet aufgewachsen ist. Man könnte meinen, dass diese Ausgangssituation jede Menge Konfliktpotenzial bietet, aber weit gefehlt. Es gibt keine unangenehmen Gesprächspausen, keine politisch unkorrekten Bemerkungen, die beiden Mütter verstehen sich prächtig.
Interessant wird es, als Harriet auf einer traditionellen muslimischen Hochzeitszeremonie besteht, denn damit betritt die Autorin das verminte Gelände der kulturellen Identität und rüttelt an den Stereotypen. Aber das ist nicht das einzige Thema, an dem sie sich in diesem fast 600seitigen Roman abarbeitet. Die mediale Welt, der Brexit und seine Auswirkungen, die Frage danach, wie heutzutage Feminismus gelebt werden kann, plus die persönlichen Baustellen und die sich daraus ergebenden Konflikte. Zu viele Themen, die zwar die Handlung überfrachten, aber dennoch unterhaltsam und stellenweise auch sehr humorvoll sind. Außerdem regen sie dazu an, eigene Positionen zu hinterfragen. Und deshalb habe ich Alis Plädoyer für einen toleranten Umgang miteinander sehr gerne gelesen.
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Gebundenes Buch
Klappentext:
Yasmin Ghorami ist sich sicher: Mit Joe Sangster hat sie den Mann fürs Leben gefunden. Doch als der Hochzeitstermin näherrückt und Yasmins Eltern auf die unkonventionelle, feministische Mutter von Joe treffen, wirbeln ungeahnte Geheimnisse Yasmins strukturiertes Leben …
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Klappentext:
Yasmin Ghorami ist sich sicher: Mit Joe Sangster hat sie den Mann fürs Leben gefunden. Doch als der Hochzeitstermin näherrückt und Yasmins Eltern auf die unkonventionelle, feministische Mutter von Joe treffen, wirbeln ungeahnte Geheimnisse Yasmins strukturiertes Leben durcheinander. Was als tragikomischer Liebesroman beginnt, entwickelt sich zu einer bewegenden Geschichte über Menschen aus zwei Kulturen, die versuchen, einander zu verstehen.
Monica Ali hat mit ihrem Buch „Liebesheirat“ ein beeindruckendes Werk über die Ehe, Liebe, und Familie geschrieben.
Auch wurden verschiedene Themen z.B über das Gesundheitssystem, das soziale System, Emanzipation, Rassismus, Vorurteile, Untreue, Sucht usw. angesprochen.
Die Themenvielfalt wurde genial in die Geschichte von Yasmin und Joe eingearbeitet. Durch die kurzen Kapitel wurde die Wucht der Themen entzerrt .
Anfangs ist unklar, um welche Liebesheirat es sich handelt. War es die romantische Heirat zwischen Yasmins Eltern oder dreht es sich um die zukünftige Hochzeit von Yasmin und Joe?
Der Leser wird durch den flüssigen, leichten Schreibstil mitgenommen in einen Roman, der sich mit den verschiedenen Formen der Liebe und Blickwinkeln auf den kulturellen Hintergrund der Protagonisten beschäftigt.
Es beginnt mit einer harmonischen Familie, in der ein Familienmitglied etwas störrisch ist. Die Charaktere werden wundervoll beschrieben; der Vater /Baba ist Arzt und sorgt für seine Familie. Yasmin als aufstrebende Assistenzärztin ist mit Joe verlobt, dessen feministische Mutter eine ganz eigene Beziehung zu ihrem Sohn pflegt. Anisah ist glücklich als Mutter und Hausfrau, sie sorgt sich liebevoll um ihre Familie und hilfsbedürftigen Menschen in ihrem Umfeld, Arif ist das „schwarze“ Schaf in der Familie und ist der ausschlaggebende Grund für das Zerwürfnis in der Familie.
Monica Ali hat auf eine ganz besondere Art und Weise in ihrem Buch die Hindernisse, Widerstände und Chancen aufgezeigt, die sich zwischen Generationen und Beziehungen jeglicher Art entwickeln. Geheimnisse werden offenbart und nicht nur Schmerz und Wut gibt es zu verarbeiten. Die Protagonisten gehen den Weg der Veränderung, welcher unabwendbar ist um glücklich zu bleiben.
Unglaublich gespannt darf man auf das unvorhersehbare Ende sein.
Ein absolut empfehlenswertes, berührendes Buch geprägt mit einem subtilen Humor.
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Gebundenes Buch
Yasmin Ghorami ist an einem Punkt in ihrem Leben, wo alles perfekt zu laufen scheint. Als Assistenzärztin in der geriatrischen Abteilung hat sie einen sinnvollen Beruf mit guten Zukunftsaussichten, in ihrem Verlobten Joe, ebenfalls Arzt, eine liebevolle Beziehung. Das Verhältnis zu ihren …
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Yasmin Ghorami ist an einem Punkt in ihrem Leben, wo alles perfekt zu laufen scheint. Als Assistenzärztin in der geriatrischen Abteilung hat sie einen sinnvollen Beruf mit guten Zukunftsaussichten, in ihrem Verlobten Joe, ebenfalls Arzt, eine liebevolle Beziehung. Das Verhältnis zu ihren aus Indien stammenden muslimischen Eltern ist stabil und auch mit Joes Mutter Harriet, einer entschiedenen Feministin, die sich für sexuelle Befreiung starkmacht, versteht sie sich gut. Yasmins größte Sorge scheint die erste Zusammenführung dieser beiden ungleichen Familien zu sein, möglichst ohne Katastrophen und Szenen. Doch überraschender Weise läuft das Treffen gut, besonders die beiden Mütter entwickeln schnell eine enge Freundschaft. Die wahren Fallstricke lauern woanders. Mit dem Näherrücken der Hochzeit entdecken sowohl Yasmin als auch Joe Aspekte ihrer Familien, die sie zwingen, ihre eigenen Wünsche, Vorstellungen und Beziehungen völlig neu zu überdenken.
Ich muss zugeben, besonders stilistisch hatte ich mir von „Liebesheirat“ von Monica Ali mehr erwartet. Besonders, da ihr Roman „Brick Lane“ es bis auf die Shortlist des Booker Prize geschafft hat, eines Preises, der meinen Geschmack nicht immer trifft, aber zumindest in literarischer Hinsicht für hohe Qualität steht. „Liebesheirat“ hat sich für mich eher wie bessere Unterhaltungsliteratur gelesen, die durchaus das ein oder andere Mal die Grenze zum Banalen oder sogar Kitschigen überschreitet und den arroganten Kleinkritiker in mir das Gesicht verziehen lassen hat. Auf der anderen Seite kann Ali aber auch sehr starke Szenen schaffen. Öfters habe ich mich komplett im Geschehen verloren, mich mit gefreut und mitgelitten. Das galt besonders für die Szenen mit den alten Patienten im Krankenhaus und jene mit Yasmins Vater, dessen innerer Kampf mit der Diskrepanz zwischen Lebensentwurf und Realität sehr greifbar war. Überhaupt hat Ali ein Talent für Figuren, die einem ans Herz wachsen, an deren Außen- und Innenleben man gerne teilnimmt.
Was die Geschichte betrifft, so könnte man einwerfen, dass sie ein wenig überladen ist. Wie plötzlich alles aus den Fugen zu geraten scheint, es an allen Ecken und Enden brennt… Das kann einem übertrieben vorkommen, gerät aber nicht in den Bereich der Unglaubwürdigkeit. Ein wenig bedauert habe ich, dass es keine wirklichen Paukenschläge gab. Als Leser habe ich vielleicht nicht immer gewusst, was als nächstes passiert, es aber durchaus geahnt. Ein wenig hat mich der ganze Aufbau des Romans an eine Fernsehserie erinnert. Inklusive Cliffhanger am Ende der Kapitel.
Ich habe „Liebesheirat“ nicht als ein Buch gelesen, in dem es um die Komplikationen interkultureller Beziehungen oder Zugehörigkeit geht, sondern viel mehr um die Komplexität und Vielfalt menschlicher Beziehungen, familiärer, freundschaftlicher, sexueller, partnerschaftlicher… Und die Frage, welche Wichtigkeit wir uns und unseren Bedürfnissen in diesem Netz zusprechen oder einfordern.
Ich habe von Lesern, denen „Liebesheirat“ nicht sonderlich gefallen hat, gehört, dass „Brick Lane“ ein ganz anderes Niveau habe. Ich werde dieser Behauptung sicher noch auf den Grund gehen, doch für sich genommen habe ich „Liebesheirat“ zwar nicht als Must-Read empfunden, aber sicher als ein Buch, dass mich gut unterhalten hat.
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Gebundenes Buch
Wir lernen das junge Paar Yasmin und Joe kennen. Yasmin ist genau wie Joe eine angehende Ärztin. Aber damit hören zumindest die sichtbaren Gemeinsamkeiten auf. Yasmin stammt aus einer sehr konservativen indischen Familie. Und das merkt man sehr stark, denn immer noch ist der Vater Shaokat …
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Wir lernen das junge Paar Yasmin und Joe kennen. Yasmin ist genau wie Joe eine angehende Ärztin. Aber damit hören zumindest die sichtbaren Gemeinsamkeiten auf. Yasmin stammt aus einer sehr konservativen indischen Familie. Und das merkt man sehr stark, denn immer noch ist der Vater Shaokat das allbestimmende Oberhaupt der Familie. Die Familienstruktur ist klar geregelt und wer davon ausbricht, wird unter Druck gesetzt und muss mit den Konsequenzen leben. Das bekommt der Bruder von Yasmin, Arif auch zu spüren. Diese Familienkonstellation wird hier sehr klar und deutlich dargestellt. Man bemerkt es an den Handlungen und sogar den Denkweisen der Familienmitglieder. Es hat mich echt fasziniert, wie sehr auch Yasmin diesen Regeln und Denkweisen folgt. Aber das Buch zeigt auch die Entwicklung der Familie im Laufe der Ereignisse und man kann die damit verbundenen Veränderungen hautnah miterleben.
Dagegen wuchs Joe bei seiner unkonventionellen und freiheitsliebenden Mutter Harriet auf. Der Vater ist dort irgendwie kein Thema und es besteht eine enge Verbindung zwischen Mutter und Sohn. Aber auch hier ist nicht nur das Positive dargestellt, dieses Verhältnis birgt auch Probleme. Und auch hier braucht es seine Zeit, bis diese Probleme den Personen klar werden und zu veränderten Verhältnissen führen.
Als sich diese beiden Familien wegen der anstehenden Hochzeit treffen, prallen Welten aufeinander.
Ich war auch schon sehr gespannt auf diesen Augenblick, denn er versprach Konflikte und Auseinandersetzungen. Denn Harriet wie auch Shaokat sind starke Persönlichkeiten. Allerdings kam manches anders als gedacht.
Dieses Buch ist sehr vielschichtig. Die Protagonisten sind total unterschiedliche Persönlichkeiten mit sehr unterschiedlichen Lebensauffassungen. Sie sind interessant und ich finde, die im Lauf der Geschichte hervorkommenden Ansichten und Erkenntnissen über sich selbst, bemerkenswert und fesselnd. Man erwartet zwar von Anfang an diverse Interessenkonflikte, aber wie tief die Probleme gehen, hatte ich jetzt nicht erwartet. Die Themenvielfalt ist groß und eigentlich wird dadurch vieles nur oberflächlich angegangen. Denn manche Themen hätten mehr Raum benötigt, um alles genau und tiefgehend aufzuzeigen. Aber man wird jedenfalls voll in diese abwechslungsreiche und voller Überraschungen steckender Familiengeschichte eingebunden. Mir waren einige Personen sofort sympathisch, obwohl ich im Laufe des Textes doch mal meine Ansichten über einige Personen geändert habe. Denn die offen gelegten Probleme werfen sofort ein anderes Licht auf die Person. Manche Handlungen konnte ich auch nicht immer nachvollziehen. Mir war Yasmin manchmal einfach zu brav und ich hätte sie gerne mal geschüttelt, damit sie anders reagiert. Aber auch da zeigt sich eben ihre Erziehung und der Einfluss ihres Vaters.
Der Text lässt sich nicht einfach so runterlesen. Man muss schon genau darauf achten, wer jetzt gerade im Fokus steht und den Überblick über die Handlungen behalten. Es ist ein sehr lebendiges Buch, dass vielleicht etwas zu viele Themen anspricht, aber man fühlt mit den Protagonisten und ist gespannt, wie sich das ganze wohl weiterentwickelt. Dabei erlebt man auch so einige Überraschungen. Aber trotz allem ist es schlüssig und ich konnte mit dem Ende gut leben. Zum Glück gibt es im letzten Kapitel "6 Monate später" die Informationen darüber, wie es den einzelnen Protagonisten weiterhin ergangen ist. So erfährt man, was aus ihnen geworden ist. Das hat mir besonders gut gefallen, denn sonst wäre für mich die Geschichte ohne ein richtiges Ende ausgegangen. Denn für mich war auch wichtig zu erfahren, welche Erkenntnisse die Protagonisten aus den Ereignissen gezogen haben.
Es ist ein interessanter Roman und wer mehr über Familienstrukturen und deren Problematik erfahren möchte, ist hier sicher gut aufgehoben.
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Stolz und Scham
Liebesheirat von Monica Ali habe ich mit großem Vergnügen gelesen und – tatsächlich – sogar einiges noch dabei gelernt. Zwar hätte ich mir ein anderes Ende gewünscht, möglicherweise ein weniger konventionelles Ende. Aber mehr zu meckern …
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Stolz und Scham
Liebesheirat von Monica Ali habe ich mit großem Vergnügen gelesen und – tatsächlich – sogar einiges noch dabei gelernt. Zwar hätte ich mir ein anderes Ende gewünscht, möglicherweise ein weniger konventionelles Ende. Aber mehr zu meckern gibt es nicht.
Ich bin vor längerer Zeit durch „Die gläserne Frau“ (OT Untold Story) auf Monica Ali aufmerksam geworden. Und weil dieser Roman immer noch zu meinen Highlights gehört, war ich dann sehr interessiert, als ich auf „Liebesheirat“ aufmerksam wurde. Oh, Monica Ali hat ein neues Buch rausgebracht, das muss ich unbedingt lesen! Neunzehn Tage habe ich dafür gebraucht. Macht immerhin über dreißig Seiten pro Tag, daran sieht man: langweilig ist dieser Stoff bestimmt nicht.
Alis Idee, zwei völlig unterschiedliche Familien im noblen London durch eine Verlobung zusammenzupacken, die gefiel mir. Es gibt hier also Yasmin, die Assistenzärztin aus einer indischen Familie mit vier Personen: Ma, Baba und noch Arif, Yasmins jüngeren Bruder. Baba ist damals in Indien „den Klauen der Armut entkommen“. (Seite 101) Eben durch die titelgebende „Liebesheirat“.
Joe, Yasmins Verlobter, stammt aus einer englischen Familie mit zwei Personen: Harriet und Joe. Mutter und Sohn, eine Konstellation, die durchaus Probleme aufwirft. „Joe wohnte bei seiner Mutter, weil er es leid gewesen war, in einer Mietwohnung zu leben und auch, weil Harriet sich über seine Gesellschaft freute.“ (Seite 32) Ein Ansatz, der vielen Leuten gut zu Gesicht stehen würde, aber heutzutage leider nicht mehr sehr populär ist.
Und wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Ma (Anisah) sich so gut mit Harriet verstehen würde? Anisah, die erzkonservative Inderin, und Harriet, die emanzipierte Autorin, die auch gern am laufenden Band provoziert.
Joe besucht ab und zu den Psychiater Sandor, diesen Besuchen sind einige Kapitel gewidmet. „Sandor wartete. Manchmal wurde die wichtigste Arbeit in den Momenten des Schweigens geleistet.“ (Seite 231) Warum Joe glaubt, eine Therapie zu benötigen, möchte ich hier nicht verraten.
Bei den Protagonisten ist viel von Schuld und Schuldgefühlen die Rede. So hatte Harriet mal verkündet: „Schuld ist von allen Gefühlen eindeutig das nutzloseste. Das erbärmlichste und auch das egozentrischste.“ (Seite 267) Das sollten gerade wir Deutsche uns mal auf die Fahnen schreiben!
Das Kapitel „Haram“, ab Seite 261, hat mir am allerbesten gefallen. Eine Wucht! Auf solche Ideen muss man erstmal kommen! Aber hier wird nichts verraten, das müsst ihr schon selbst lesen.
Wir jedenfalls erleben die Protagonisten hautnah, ihre Beziehungen zueinander, ihre Jobs, ihre kleinen Kümmernisse, ihre großen Geheimnisse, ihr Leid, und auch ihre Freuden und ihren Zusammenhalt, wenn’s drauf ankommt.
Fazit: Ein knapp 600-Seiten-Roman, der zwischen zwei Kulturen spielt und mit überraschenden Wendungen nie langweilig wird. Mit viel Humor und genauso viel Herz geschrieben. Wer schräge Familienromane gern mag, der ist hier genau richtig.
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