Percival Everett
Hörbuch-Download MP3
Erschütterung (MP3-Download)
Ungekürzte Lesung. 540 Min.
Sprecher: Brückner, Christian / Übersetzer: Stingl, Nikolaus
PAYBACK Punkte
9 °P sammeln!
Ein Mann, dessen Welt plötzlich zusammenbricht Der Paläontologe Zach Wells hat sich in seiner selbstironischen Abgeklärtheit bequem eingerichtet: Idealen misstraut er - ob an der Universität, wo er, selbst Afroamerikaner, sich nicht für Gleichberechtigung einsetzt, oder zu Hause in der erkalteten Beziehung zu seiner Frau. Einziges Licht in seinem Leben ist die zwölfjährige schachspielende Tochter Sarah. Als diese ihr Sehvermögen verliert und eine erschütternde Diagnose folgt, flieht Zach in die Wüste New Mexicos. Dort geht er einem mysteriösen Hilferuf nach, den er in einer Second-H...
Ein Mann, dessen Welt plötzlich zusammenbricht Der Paläontologe Zach Wells hat sich in seiner selbstironischen Abgeklärtheit bequem eingerichtet: Idealen misstraut er - ob an der Universität, wo er, selbst Afroamerikaner, sich nicht für Gleichberechtigung einsetzt, oder zu Hause in der erkalteten Beziehung zu seiner Frau. Einziges Licht in seinem Leben ist die zwölfjährige schachspielende Tochter Sarah. Als diese ihr Sehvermögen verliert und eine erschütternde Diagnose folgt, flieht Zach in die Wüste New Mexicos. Dort geht er einem mysteriösen Hilferuf nach, den er in einer Second-Hand-Jacke gefunden hatte. Kann jemand, der einen Menschen rettet, auch sich selbst retten?
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D ausgeliefert werden.
Percival Everett, geboren 1956 in Fort Gordon/Georgia, ist Schriftsteller und Professor für Englisch an der University of Southern California. Er hat zahlreiche Romane, Erzählungen und Lyrikbände veröffentlicht. Bei Hanser erschienen zuletzt die Romane 'Erschütterung' (2022), 'Die Bäume' (2023) sowie 'James' (2024), für den er den National Book Award und den Pulitzer-Preis erhalten hat.
Produktdetails
- Verlag: argon
- Gesamtlaufzeit: 540 Min.
- Erscheinungstermin: 26. Januar 2022
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783732471393
- Artikelnr.: 63180742
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Verena Lueken hält Percival Everett und seinen neuen Roman für eine echte Entdeckung. Dass der Autor schon 30 Romane geschrieben hat, bis er mit dem vorliegenden zu einem, wie Lueken findet, erstaunlichen Stück experimenteller Literatur gelangt ist, gibt die Rezensentin zu Bedenken, wenn sie uns einlädt, der ungewöhnlichen Geschichte eines Kontrollverlusts zu folgen, der einen Geologen ereilt, als seine Tochter schwer erkrankt. Eine Erschütterung, die sich laut Lueken gleichsam bis in den Text fortsetzt, bis zu dem Umstand, dass drei leicht verschiedene Versionen des Romans existieren. Eine komplexe Versuchsanordnung, die der Autor mit realistischen Passagen, einem "coolen" Ton und philsophischer Tiefe zu einer erstaunlichen Lektüre verarbeitet, wie Lueken erklärt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Wie obskur ist das?
Drei Versionen dieses Romans existieren parallel: Percival Everetts meisterhafte "Erschütterung"
Eine ungewöhnliche Unaufmerksamkeit der Tochter beim Schach auf Seite 14, ihre unvorsichtige Handhabe eines Küchenmessers auf Seite 17, und auf Seite 19 steht bereits, womit wir es schließlich zu tun bekommen werden. In derselben Art, in der Zach Wells, der Erzähler, ein Universitätsprofessor der Geologie und Paläobiologie, aus seiner Fachliteratur kurze Bemerkungen über die Blauflügelente etwa oder die verschiedenen Spezies aus seiner Lieblingshöhle als Infoblöcke einschiebt, steht da: "ergibt sich aus einer autosomalen Vererbung von Mutationen des Gens CLN 3" - ohne Satzzeichen, ohne Verbindung zu
Drei Versionen dieses Romans existieren parallel: Percival Everetts meisterhafte "Erschütterung"
Eine ungewöhnliche Unaufmerksamkeit der Tochter beim Schach auf Seite 14, ihre unvorsichtige Handhabe eines Küchenmessers auf Seite 17, und auf Seite 19 steht bereits, womit wir es schließlich zu tun bekommen werden. In derselben Art, in der Zach Wells, der Erzähler, ein Universitätsprofessor der Geologie und Paläobiologie, aus seiner Fachliteratur kurze Bemerkungen über die Blauflügelente etwa oder die verschiedenen Spezies aus seiner Lieblingshöhle als Infoblöcke einschiebt, steht da: "ergibt sich aus einer autosomalen Vererbung von Mutationen des Gens CLN 3" - ohne Satzzeichen, ohne Verbindung zu
Mehr anzeigen
den Sätzen davor oder danach. Man könnte darüber hinweglesen (weil vermutlich nicht viele, ohne nachzuschlagen, wissen, was gemeint ist), und es der Erzählung überlassen, an den Punkt zu kommen, der es erklärt. Das allerdings geschieht erst viel später: Es handelt sich um die Diagnose, die Sarah, Zachs Tochter, treffen wird. Juvenile CLN3, Erblindung im Kindesalter, Demenz spätestens als Teenager, früher Tod. So ist die Lage, Heilung ausgeschlossen.
Percival Everett verzögert die Gewissheit, die er so früh bereits benennt, für seine Figuren, das Ehepaar Zach und Meg (wie für alle Leser, die nicht nachschlagen). Das zeigt, dass Zach hier nicht der einzige Erzähler ist. Der Verdacht von Zach und Meg, etwas könne mit der geliebten Tochter nicht stimmen, ist für Zach Ausgangspunkt einer Erkundung in unterschiedliche Richtungen. Einer Erkundung der Gefühle von Vaterschaft, von Hilflosigkeit, der Selbstwahrnehmung, der Weltwahrnehmung, der Alltäglichkeit, der Ehe. Vorherrschend in Zachs Leben bisher war die Langeweile. Kein unangenehmes Gefühl, dessen einziger Gegenpol eben die Liebe zu seiner Tochter ist. Der Rest ist Routine: an der Uni, mit leichten Irritationen, sei es ausgehend von einer Studentin, die ihm Avancen macht, oder einer Kollegin, die vermutlich nicht in eine Festanstellung übernommen wird; ein Ausflug mit seinen Studenten und Studentinnen in die Wüste, bei dem eine Klapperschlange kurz für Unruhe sorgt. Und dann: Arztbesuche, Erschütterung der bisher gleichförmig verlaufenen Ehe, der Verlust von Hoffnung und Kontrolle. Vor allem aber ist dies eine Erkundung der Frage, welche Entscheidungen zu welchen Konsequenzen führen, wer sie trifft (die Entscheidungen) und wen sie treffen (die Konsequenzen). Was wiederum die Frage aufwirft, wie Bedeutung entsteht und wessen Kontrolle sie unterliegt, zum Beispiel in der Literatur. Dem Autor? Der Leserin?
Gleich zu Beginn informiert Zach darüber, wer er ist: "Ich wusste wahnsinnig viel über eine spezielle Höhle namens Nought's Cave im Grand Canyon und die Vogelwelt, die darin heimisch war. Wie obskur ist das? Nun ja, ich wusste mehr als die meisten Leute. Der Vollständigkeit halber sollte ich darauf hinweisen, dass die meisten Leute über fast alle anderen Dinge mehr wussten als ich. Dies alles war und ist von geringer Bedeutung, oder vielleicht Transzendenz, außer dass es Sie über meine tiefe, gähnende Langweiligkeit ins Bild setzt." Und weiter: "Ein Freund von mir kam bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben, als er zu dieser speziellen Höhle zu gelangen versuchte. Arschloch, das ich bin, habe ich die Höhle seither immer wieder aufgesucht und dabei jedes Mal nur kurz an ihn gedacht." Dieser Mann wird in seiner Welt am Ende nicht mehr derselbe sein, wie auch die Welt nicht dieselbe bleibt, und in gewisser Weise nicht einmal dieses Buch.
Denn Everett hat drei Varianten dieses Romans geschrieben. Es sind scheinbar nur kleine Verschiebungen, die alle mit dem Plot zu tun haben, allerdings in ganz entscheidendem Maße, weil Zach unterschiedliche Entscheidungen trifft und die Geschehnisse sich jeweils unterschiedlich entwickeln, was zu unterschiedlichen Schlüssen des Romans führt, je nachdem, welche Version man vor sich hat. Man muss das nicht wissen und auch nicht alle drei Romane mit demselben Titel lesen, was auch weder Autor noch Verlag intendiert. Es gibt in den Büchern nur einen ganz versteckten Hinweis auf die Existenz der drei Versionen (ein kleiner Punkt, oder zwei oder drei, im Impressum). Und wie bei der amerikanischen Originalausgabe weiß auch der deutsche Leser nicht, wie sich das Buch, das er in der Hand hält, von den anderen beiden unterscheidet. Aber trotz dieser Zurückhaltung, was die Aufklärung über die Existenz der drei Varianten wie die Absicht des Autors bei ihrem Verfassen angeht, ist es keineswegs unnütz, von ihnen zu wissen. Denn es unterstreicht, dass wir es hier nicht mit einer realistischen Erzählung zu tun haben, sondern mit einer Versuchsanordnung, die einem komplexen Konzept folgt - worauf im amerikanischen Original der Titel "Telephone" (Stille Post) eher hinweist als der deutsche, der seinerseits allerdings das Leseempfinden genau beschreibt.
"Erschütterung" ist nämlich auch die Geschichte einer Verschiebung. Denn Zach, der Sarah nicht helfen kann, selbst wenn er sein Leben gäbe, wozu er bereit wäre, geht einem anderen Hilferuf nach. In einer gebraucht gekauften Jacke findet er in der Tasche einen Zettel, auf dem "Ayúdame" (Hilfe) steht. Er geht dem nach, und der Zettel mit dem spanischen Hilferuf führt ihn nach New Mexico und ins Grenzgebiet von Texas und Mexiko zu einer Gruppe entführter Frauen in einem Lagerhaus, bewacht von einer Gruppe Neonazis.
Die realistisch anmutenden Szenarien in diesem Buch, das einerseits so cool und selbstironisch erzählt ist wie es andererseits aus voller philosophischer Tiefe schöpft, sind in ihrer Kombination eher ungewöhnlich - ein Paläontologe schickt sich an, auf eigene Faust eine Gruppe versklavter Frauen zu retten. Aber kommt es darauf an? Es ist eine vielschichtige Geschichte, die zu ergründen sucht, ob der freie Wille dem Schicksal etwas entgegensetzen kann, und wenn ja, ob es etwas hilft und wem.
Auf diese Fragen gibt es unterschiedliche Antworten, je nachdem, ob man bei aller emotionalen Erschütterung bereit ist, hinzunehmen, was ganz am Anfang dieses Buchs steht, bevor die eigentliche Erzählung einsetzt: "Wie Gedanken, die eine zusätzliche Dimension damit einhergehender Gedanken besitzen, so werden auch Handlungen von damit einhergehenden Handlungen mit unabsehbaren, willkürlichen Absichten und Folgen, guten wie schlechten, begleitet . . . Eine unbefriedigende Wahrheit? Wie Banquos Geist setzen sich solche Gedanken auf des Königs Platz - literarische Anspielungen sind schließlich schwer in Mode." Everett schreibt, trotz dieses Witzes, nicht nach der Mode. Er macht ein Experiment, und es gelingt.
Percival Everett hat übrigens bereits mehr als dreißig Romane geschrieben, darunter solche, die wie postmoderne Campus-Romane daherkommen, bis seine Strategien der Auflösung solcher Zuordnungen unübersehbar werden. "Erschütterung" hat Anklänge dieser Campus-Erzählungen. Es ist erst Everetts dritter Roman, der ins Deutsche übersetzt wurde. Das ist ebenso erstaunlich, wie es erfreulich ist, dass sein nächster, "Trees", demnächst ebenfalls bei Hanser erscheinen wird. VERENA LUEKEN
Percival Everett: "Erschütterung". Roman.
Aus dem Englischen von Nikolaus Stingl. Hanser Verlag, München 2022. 285 S., geb., 23,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Percival Everett verzögert die Gewissheit, die er so früh bereits benennt, für seine Figuren, das Ehepaar Zach und Meg (wie für alle Leser, die nicht nachschlagen). Das zeigt, dass Zach hier nicht der einzige Erzähler ist. Der Verdacht von Zach und Meg, etwas könne mit der geliebten Tochter nicht stimmen, ist für Zach Ausgangspunkt einer Erkundung in unterschiedliche Richtungen. Einer Erkundung der Gefühle von Vaterschaft, von Hilflosigkeit, der Selbstwahrnehmung, der Weltwahrnehmung, der Alltäglichkeit, der Ehe. Vorherrschend in Zachs Leben bisher war die Langeweile. Kein unangenehmes Gefühl, dessen einziger Gegenpol eben die Liebe zu seiner Tochter ist. Der Rest ist Routine: an der Uni, mit leichten Irritationen, sei es ausgehend von einer Studentin, die ihm Avancen macht, oder einer Kollegin, die vermutlich nicht in eine Festanstellung übernommen wird; ein Ausflug mit seinen Studenten und Studentinnen in die Wüste, bei dem eine Klapperschlange kurz für Unruhe sorgt. Und dann: Arztbesuche, Erschütterung der bisher gleichförmig verlaufenen Ehe, der Verlust von Hoffnung und Kontrolle. Vor allem aber ist dies eine Erkundung der Frage, welche Entscheidungen zu welchen Konsequenzen führen, wer sie trifft (die Entscheidungen) und wen sie treffen (die Konsequenzen). Was wiederum die Frage aufwirft, wie Bedeutung entsteht und wessen Kontrolle sie unterliegt, zum Beispiel in der Literatur. Dem Autor? Der Leserin?
Gleich zu Beginn informiert Zach darüber, wer er ist: "Ich wusste wahnsinnig viel über eine spezielle Höhle namens Nought's Cave im Grand Canyon und die Vogelwelt, die darin heimisch war. Wie obskur ist das? Nun ja, ich wusste mehr als die meisten Leute. Der Vollständigkeit halber sollte ich darauf hinweisen, dass die meisten Leute über fast alle anderen Dinge mehr wussten als ich. Dies alles war und ist von geringer Bedeutung, oder vielleicht Transzendenz, außer dass es Sie über meine tiefe, gähnende Langweiligkeit ins Bild setzt." Und weiter: "Ein Freund von mir kam bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben, als er zu dieser speziellen Höhle zu gelangen versuchte. Arschloch, das ich bin, habe ich die Höhle seither immer wieder aufgesucht und dabei jedes Mal nur kurz an ihn gedacht." Dieser Mann wird in seiner Welt am Ende nicht mehr derselbe sein, wie auch die Welt nicht dieselbe bleibt, und in gewisser Weise nicht einmal dieses Buch.
Denn Everett hat drei Varianten dieses Romans geschrieben. Es sind scheinbar nur kleine Verschiebungen, die alle mit dem Plot zu tun haben, allerdings in ganz entscheidendem Maße, weil Zach unterschiedliche Entscheidungen trifft und die Geschehnisse sich jeweils unterschiedlich entwickeln, was zu unterschiedlichen Schlüssen des Romans führt, je nachdem, welche Version man vor sich hat. Man muss das nicht wissen und auch nicht alle drei Romane mit demselben Titel lesen, was auch weder Autor noch Verlag intendiert. Es gibt in den Büchern nur einen ganz versteckten Hinweis auf die Existenz der drei Versionen (ein kleiner Punkt, oder zwei oder drei, im Impressum). Und wie bei der amerikanischen Originalausgabe weiß auch der deutsche Leser nicht, wie sich das Buch, das er in der Hand hält, von den anderen beiden unterscheidet. Aber trotz dieser Zurückhaltung, was die Aufklärung über die Existenz der drei Varianten wie die Absicht des Autors bei ihrem Verfassen angeht, ist es keineswegs unnütz, von ihnen zu wissen. Denn es unterstreicht, dass wir es hier nicht mit einer realistischen Erzählung zu tun haben, sondern mit einer Versuchsanordnung, die einem komplexen Konzept folgt - worauf im amerikanischen Original der Titel "Telephone" (Stille Post) eher hinweist als der deutsche, der seinerseits allerdings das Leseempfinden genau beschreibt.
"Erschütterung" ist nämlich auch die Geschichte einer Verschiebung. Denn Zach, der Sarah nicht helfen kann, selbst wenn er sein Leben gäbe, wozu er bereit wäre, geht einem anderen Hilferuf nach. In einer gebraucht gekauften Jacke findet er in der Tasche einen Zettel, auf dem "Ayúdame" (Hilfe) steht. Er geht dem nach, und der Zettel mit dem spanischen Hilferuf führt ihn nach New Mexico und ins Grenzgebiet von Texas und Mexiko zu einer Gruppe entführter Frauen in einem Lagerhaus, bewacht von einer Gruppe Neonazis.
Die realistisch anmutenden Szenarien in diesem Buch, das einerseits so cool und selbstironisch erzählt ist wie es andererseits aus voller philosophischer Tiefe schöpft, sind in ihrer Kombination eher ungewöhnlich - ein Paläontologe schickt sich an, auf eigene Faust eine Gruppe versklavter Frauen zu retten. Aber kommt es darauf an? Es ist eine vielschichtige Geschichte, die zu ergründen sucht, ob der freie Wille dem Schicksal etwas entgegensetzen kann, und wenn ja, ob es etwas hilft und wem.
Auf diese Fragen gibt es unterschiedliche Antworten, je nachdem, ob man bei aller emotionalen Erschütterung bereit ist, hinzunehmen, was ganz am Anfang dieses Buchs steht, bevor die eigentliche Erzählung einsetzt: "Wie Gedanken, die eine zusätzliche Dimension damit einhergehender Gedanken besitzen, so werden auch Handlungen von damit einhergehenden Handlungen mit unabsehbaren, willkürlichen Absichten und Folgen, guten wie schlechten, begleitet . . . Eine unbefriedigende Wahrheit? Wie Banquos Geist setzen sich solche Gedanken auf des Königs Platz - literarische Anspielungen sind schließlich schwer in Mode." Everett schreibt, trotz dieses Witzes, nicht nach der Mode. Er macht ein Experiment, und es gelingt.
Percival Everett hat übrigens bereits mehr als dreißig Romane geschrieben, darunter solche, die wie postmoderne Campus-Romane daherkommen, bis seine Strategien der Auflösung solcher Zuordnungen unübersehbar werden. "Erschütterung" hat Anklänge dieser Campus-Erzählungen. Es ist erst Everetts dritter Roman, der ins Deutsche übersetzt wurde. Das ist ebenso erstaunlich, wie es erfreulich ist, dass sein nächster, "Trees", demnächst ebenfalls bei Hanser erscheinen wird. VERENA LUEKEN
Percival Everett: "Erschütterung". Roman.
Aus dem Englischen von Nikolaus Stingl. Hanser Verlag, München 2022. 285 S., geb., 23,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schließen
"Das Buch handelt vom Entscheiden. Genauer: von den unzähligen Möglichkeiten, die sich vor jeder Entscheidung eröffnen, und von der Unmöglichkeit, die Folgen danach zu kontrollieren. ... Ein berührendes Vater-Tochter-Porträt, ein komisches Antiheldenstück und Diesel fürs Hirn." Sacha Verna, NZZ am Sonntag, 26.06.22 "Ein in mehrfacher Hinsicht besonderer Roman... Percival Everett hat einen ausgesprochenen Sinn für Rhythmus und Szenenwechsel ... Es ist ein großes ästhetisches Vergnügen dieses Buch zu lesen." Nicola Steiner, SRF Literaturstammtisch, 10.05.22 "Meisterhaft. ... Ein Buch, das einerseits so cool und selbstironisch erzählt ist wie es anderseits aus voller philosophischer Tiefe schöpft. ... Eine vielschichtige Geschichte, die zu
Mehr anzeigen
ergründen sucht, ob der freie Wille dem Schicksal etwas entgegensetzen kann, und wenn ja, ob es etwas hilft und wem." Verena Lueken, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.05.22 "Zach ist ein akademischer Nerd. ... Wollen wir 280 Seiten im Kopf eines solchen Icherzählers verbringen? Ja, unbedingt, weil erstens der böse Blick dieses Misanthropen auf die Welt und sich selbst ausgesprochen witzige und scharfsinnige Beobachtungen zutage fördert. Und weil zweitens diesem Zach etwas widerfährt, was ihn aus seinem bequemen Beiseitestehen heraus wirft und ihm und uns zeigt, dass er auch ein ganz anderer ist. Und drittens, weil sein Erfinder ebenso groß als Sprachkünstler wie als Menschenkenner ist." Martin Ebel, Tagesanzeiger, 27.04.22 "Percival Everett - und das ist eine wesentliche Leistung dieses Buches - kommt in seinem Erzählen ganz ohne Pathos aus. Seinen Ich-Erzähler Zach hat er als selbstironischen Zyniker gezeichnet, der sich gerne hinter der eigenen unbeholfenen Schroffheit verschanzt und tragischen Situationen mitunter absurd Komisches abgewinnen kann. Und so hat 'Erschütterung' etwas unverhofft Satirisches." Tilman Urbach, Bayern 2 Diwan, 03.04.22 "Wie es Everett gelingt, diese Intensivierung des Daseins, diese plötzliche Bedeutsamkeit jedes früher gewöhnlichen Alltagsdetails darzustellen, ist nicht nur berührend, es reißt einen als Leser aus der Prosa der Verhältnisse, den Routinen, den kleinen Lügen, in die wir uns tagtäglich flüchten ... Ein großartiges Werk." Adam Soboczynski, Die Zeit, 17.03.22 "Ein erbarmungsloser Roman über Schmerz, Angst, Leere und Verlust. In blendend knappen Szenen, mit Dialogen voller Leerstellen und doch so direkt im Zugriff, dass die Figuren klar umrissen vor unseren Augen stehen, erzählt Percival Everett eine Tragödie von shakespearescher Wucht. ... Was für ein grandioser Autor - und welch ein Glück, dass sich der Hanser Verlag seines Werks angenommen hat." Meike Feßmann, Tagesspiegel, 22.02.22 "Ein meisterlicher Roman von seltener menschlicher Tiefe, literarischer Intelligenz und außerordentlicher Sprachkraft." Ursula März, Deutschlandfunk Kultur, 03.02.22 "Diesen Schriftsteller muss man im Auge behalten." Peter Pisa, Kurier, 22.01.22 "Es ist sehr berührend zu beobachten, wohin ein Mensch sich verirrt, wenn er eigentlich nichts tun kann als stillzuhalten, wie sich sein Blick und seine Stimme verändert, wenn er nur aushalten kann, was sich nicht ändern lässt." Marie Schoeß, NDR Kultur, 24.01.22 "Vom zerreißenden Schmerz über den Verlust eines geliebten Menschen hat die Literatur schon oft erzählt, aber selten so intelligent, so ungewöhnlich und sogar tröstlich wie in "Erschütterung" von Percival Everett". Ursula März
Schließen
Zach Wells ist Paläontologe und lebt mit seiner Familie in Los Angeles. Seine Frau und er haben sich auseinander gelebt, verbringen nicht mehr viel Zeit miteinander. Wenn da nicht Tochter Sarah wäre, wer weiß, ob sie sich nicht trennen würden. Doch dann kommt urplötzlich …
Mehr
Zach Wells ist Paläontologe und lebt mit seiner Familie in Los Angeles. Seine Frau und er haben sich auseinander gelebt, verbringen nicht mehr viel Zeit miteinander. Wenn da nicht Tochter Sarah wäre, wer weiß, ob sie sich nicht trennen würden. Doch dann kommt urplötzlich die "Erschütterung" in sein Leben. Sarah ist krank. Sie leidet an einer undefinierten Sehstörung, doch dann kommt heraus, dass sie eine seltene Krankheit hat und es keine Heilungschancen gibt. Was macht man, wenn das eigene Kind totgeweiht ist? Wie geht man damit um? Wir begleiten Zach Wells auf diesem schwierigen Weg. Eines Tages findet er in einem Hemd, das er gebraucht übers Internet gekauft hat, einen Hilferuf auf spanisch. Er bestellt noch etwas, wieder ein Zettel. Und so beschließt er, dem nachzugehen. Er, der sich vorher noch nie in seinem Leben engagiert hat und der kein allzu engagierter Dozent ist. Zwischendurch gibt es immer wieder kurze paläontologische Beschreibungen, wie eingestreut in die Handlung. Für mich war dieses Buch etwas Besonderes und lässt sich kaum mit anderen Büchern vergleichen. Ein Buch, das sicher noch länger nachwirken wird und das gelungen von Christian Brückner vorgetragen wird.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Vielschichtig, traurig, berührend
Zach Wells... Paläontologe, Geologe, Ehemann, Vater, Dozent. Ein kauziger Mann, der vieles über Fossilen, Knochen und Höhlen weiß, aber keine Gefühle zeigen kann. Sein Leben plätschert zwischen Expeditionen, Uni und sein Haus …
Mehr
Vielschichtig, traurig, berührend
Zach Wells... Paläontologe, Geologe, Ehemann, Vater, Dozent. Ein kauziger Mann, der vieles über Fossilen, Knochen und Höhlen weiß, aber keine Gefühle zeigen kann. Sein Leben plätschert zwischen Expeditionen, Uni und sein Haus her. Bis seine 12-jährige Tochter Sarah eine tödliche Diagnose erhält und er auf einer Ebay ersteigerten, gebrauchten Jacke eine geheime Nachricht, ein Hilferuf fand...
Der Pulitzer-Preis-Finalist Percival Everett hat ein Roman erschaffen, dass einen beim Lesen wortwörtlich erschüttert. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Zach. Er ist einer der wenigen schwarzen Dozenten auf seiner Uni, misstraut fast jeden und verhält sich so weit wie möglich zurückhaltend. Obwohl er seine Frau vom ganzen Herzen liebt, sein Ehe ist für ihn mit der Jahre eine Routine geworden. Allein und einzig gibt seine Tochter ihn Lebensglück. Er unternimmt mit ihr lange Spaziergänge in der Natur und genießt besonders die tägliche Schachpartie. Doch als Sarah die Batten-Syndrom Diagnose erhält, verliert er auch sein Halt im Leben. Was Zach und seine Frau dadurch erleben müssten, war für mich als Mutter tief ergreifend. Deren Angst und Hilfslosigkeit haben mich so sehr mitgenommen, sodass ich mit der kleine Familie gelitten hab.
Obwohl die Geschichte bildhaft aber auch sehr nüchtern erzählt wurde und das Buch mit seinen 288 Seiten thematisch sehr breit war und ich mir ein anderes Ende gewünscht habe, -ich habe gelesen „Erschütterung“ in der USA mit drei verschiedenen Enden erschienen ist- nichtsdestotrotz ist es einer der bewegendsten, traurigsten Bücher die ich gelesen hab.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Wenn das Leben erschüttert wird
Percival Everetts Roman beschreibt das Leben eines Universitätsprofessors und Paläontologen, dessen Leben von einem auf den anderen Moment "erschüttert" wird, als bei seiner einzigen Tochter eine seltene, unheilbare Krankheit …
Mehr
Wenn das Leben erschüttert wird
Percival Everetts Roman beschreibt das Leben eines Universitätsprofessors und Paläontologen, dessen Leben von einem auf den anderen Moment "erschüttert" wird, als bei seiner einzigen Tochter eine seltene, unheilbare Krankheit diagnostiziert wird.
Beim Lesen des Buches wird klar, dass der Titel des Buches perfekt gewählt wird, weil das, was Zach Wells und seine Frau erleben sich nicht anders beschreiben lässt. Zu Beginn des Romans musste ich mich erst an den Schreibstil von Everett gewöhnen, der oft aus langen, schachteligen Sätzen besteht. Das erlaubt ihm jedoch Situationen und Gefühle sehr detailliert und treffend zu beschreiben. Mit einer großen Emotionalität entführt Everett die Leser in Zach Wells Gefühlswelt, der sich mit der ständig schlechter werdenden Gesundheit seiner Tochter auseinanersetzen muss.
Was mir auch gefallen hat, sind die drei verschiendenen Storylines, die von Everett beschrieben werden. So wird neben dem Familienleben auch Zach Wells Unialltag aufgegriffen, sowie eine weitere Story, die schon fast einem Thriller anmutet.
Erschütterung ist ein ergreifender, emotionaler Roman, der mich vor allem durch die detaillierte und gefühlvolle Sprache des Autoren beeindruckt hat.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Ich muss zugeben, ich hatte keine besonderen Erwartungen an das Buch, da der Klappentext eher unscheinbar auf mich wirkte. Aber irgendwie habe ich gespürt (ein bisschen vielleicht auch wegen des wunderschönen Covers), dass da etwas Besonderes auf mich wartet.
Grob zum Inhalt: ein Vater …
Mehr
Ich muss zugeben, ich hatte keine besonderen Erwartungen an das Buch, da der Klappentext eher unscheinbar auf mich wirkte. Aber irgendwie habe ich gespürt (ein bisschen vielleicht auch wegen des wunderschönen Covers), dass da etwas Besonderes auf mich wartet.
Grob zum Inhalt: ein Vater erfährt, dass seine Tochter unheilbar krank ist und sterben wird. In einem zweiten Handlungsstrang unternimmt er den Versuch, eine Gruppe mexikanischer Frauen, welche als Arbeitssklaven gefangen gehalten werden, aus ihrer misslichen Lage zu befreien.
In beiden Handlungssträngen versucht unser Protagonist das Richtige zu tun, was nicht immer einfach ist und wobei auch nicht immer offensichtlich ist, was denn überhaupt das Richtige ist. Der Leser wird hier zum Teil vor Fragen gestellt, die einen nicht mehr loslassen. Zum Beispiel die Frage, ob man seinem Kind sagt, wie ernst es um es steht oder ob man die Wahrheit zurückhält und so die Situation für das Kind vielleicht erträglicher macht.
Der Roman hat mich wirklich aufgewühlt und der Autor hat es irgendwie geschafft, dass ich nur so durch die Seiten geflogen bin, obwohl die Geschichte ganz ruhig und unaufgeregt erzählt wird.
Es ist für mich schwer in Worte zu fassen, warum genau, aber dies war ein sehr besonderes Buch für mich.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
MP3-CD
Zach Wells ist Paläontologe, unterrichtet an der Universität und hält sich ansonsten gerne aus allem heraus. Auch aus seiner Ehe mit Meg, in der sich beide eher eingerichtet haben als dass sie einander besonders zugetan wären. Nur zu seiner 12jährigen Tochter Sarah hat er …
Mehr
Zach Wells ist Paläontologe, unterrichtet an der Universität und hält sich ansonsten gerne aus allem heraus. Auch aus seiner Ehe mit Meg, in der sich beide eher eingerichtet haben als dass sie einander besonders zugetan wären. Nur zu seiner 12jährigen Tochter Sarah hat er eine intensive und tiefe Verbindung, mit ihr spielt er Schach und erkundet die Umgebung. Doch als bei Sarah eine schreckliche Diagnose gestellt wird ist Zach zutiefst erschüttert und versucht einen Weg zu finden, um mit dem Unausweichlichen fertig zu werden.
Die Geschichte ist aus der Sicht von Zach geschrieben, mit ihm leidet und hadert der Leser. Dadurch kommen die Gefühle von Meg und Sarah relativ kurz, was aber auch gut ist: mehr Erschütterung könnte man als Leser auch nicht vertragen. Und so beschreibt Percival Everett Zachs Gefühle fast kühl, manchmal ironisch, jedoch nie rührselig. Dabei kommt der Protagonist nicht immer sympathisch rüber, sein Umgang mit Meg und den Kollegen zeigen ihn nicht unbedingt als netten Kerl. Dass der sonst völlig unpolitische Zach plötzlich eine Reise nach New Mexico auf sich nimmt, um einem Hilferuf auf einem Zettel zu folgen, ist absolut untypisch für ihn und der Flucht vor der eigenen Verzweiflung geschuldet. Und dieser zweite Erzählstrang, der sich mit völlig anderen Themen wie Rassismus und Sklaverei auseinandersetzt, liest sich als Gegenpol zur Gefühlswelt eines erschütterten Vaters richtig spannend und abenteuerlich.
Kein leichtes Lesevergnügen aber ein tolles Buch. Der Grund für den einen Stern Abzug ist, dass der zweite Erzählstrang um New Mexico mir zum Ende hin ein wenig zu dramatisch und vor allem zu abrupt geendet hat.
Ein tolles und ungewöhnliches Buch mit interessanten Themen für Leser, die nicht nur leichte Lektüre zu schätzen wissen.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
„Erschütterung“ ist genau das, ein Buch, dass mich tief erschüttert hat und dass die Frage aufwirft, wie viel ein Mensch ertragen kann und worauf er noch hoffen darf. Es erzählt in einer ruhigen, rationalen Weise vom Verlust, von Familie, von Schicksalsschlägen, von …
Mehr
„Erschütterung“ ist genau das, ein Buch, dass mich tief erschüttert hat und dass die Frage aufwirft, wie viel ein Mensch ertragen kann und worauf er noch hoffen darf. Es erzählt in einer ruhigen, rationalen Weise vom Verlust, von Familie, von Schicksalsschlägen, von der Flucht vor dem Alltag.
Zum Inhalt: Zach Wells führt ein Durchschnittsleben. Als Paläontologe an der Universität genießt er ein gewisses Ansehen und er führt nach Außen hin ein stabiles Familienleben. Doch eigentlich hat Zach aufgegeben. Seine Ehe ist mehr Schein als Sein, Liebe gibt es darin schon lange nicht mehr und kurzzeitig wirkt auch eine Affäre mit einer Studentin als angenehme Versuchung, ist ihm aber letztendlich die Mühe nicht wert. Und obwohl Zach selbst erfährt, was Diskriminierung ist, so ist nicht mehr gewillt sich dagegen zu wehren. Man könnte sagen er hat sich und das Leben aufgegeben. Als eine Krankheit droht, ihm seine geliebte Tochter Sarah zu rauben, flüchtet sich Zach in die Wüste- einem obskuren Hilferuf folgend. Und eigentlich flüchtet er vor seiner Realität und vor sich selbst.
Ich habe das Buch als Hörbuch gehört. Christian Brückner hat die perfekte Stimme für diese Geschichte, er liest unaufgeregt aber mit einer Intensität in der Stimme, die mich tief beeindruckt. Er schafft es die Emotionen von Zach Wells gut rüberzubringen und es wirkt tatsächlich so, als würde der alte Mann seine Geschichte erzählen. Dadurch wirkt das Buch sehr eindringlich und die Geschichte sehr authentisch. Mir hat Zach Wells zunehmend leidgetan, als ihm seine ganze Welt entgleitet.
Die Geschichte wird sehr nachdenklich erzählt, Zach reflektiert über sein Leben, seine Ehe und den Verlust von Nähe und Verbundenheit darin, die Situation an der Uni, wo der Schrei nach Gleichberechtigung immer lauter wird und über Sarah, immer wieder Sarah. Sie ist sein Leitstern, der Mittelpunkt seines Universums.
Zwischenzeitlich entgleitet mir allerdings die Handlung und es werden Szenen geschildert, die ins abstruse gleiten und die ich in diesem Buch nicht gebraucht hätte. Ich will hier nicht spoilern aber besonders im letzten Drittel hat mich der Autor so ein bisschen verloren.
Insgesamt hat mir das Buch aber doch gefallen, einfach weil es, besonders im Hörbuch, eine packende Atmosphäre aus Leid und Verzweiflung hat und ich Brückners Stimme so toll fand. Die ganze Erzählart macht für mich den teils merkwürdigen Inhalt wett.
Ob ich es empfehlen kann, weiß ich nicht so richtig, das Buch ist sehr speziell und ich vermute nicht jeder findet Zugang zur Handlung.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Der Buchtitel hält, was er verspricht
Anfangs trügt der Schein, bei Percival Everetts Buch, mit dem Titel "Erschütterung". Doch weder die kleine Schrift, noch andere Aspekte, die einen davon abhalten könnten, dieses Buch zu lesen, erweisen sich nach der Lektüre …
Mehr
Der Buchtitel hält, was er verspricht
Anfangs trügt der Schein, bei Percival Everetts Buch, mit dem Titel "Erschütterung". Doch weder die kleine Schrift, noch andere Aspekte, die einen davon abhalten könnten, dieses Buch zu lesen, erweisen sich nach der Lektüre als nüchtern, da der Inhalt dieses Buch einfach so erschütternd ist und den Leser regelrecht in seinen Bann zieht.
Allein das Cover wirkt für den Einen eventuell etwas nüchtern, für den Anderen jedoch schon eher mysteriös und es weist auch einen düsteren Ton auf und man merkt gleich, dass es sich um kein lustiges, humoristisches Buch handeln kann.
Meiner Meinung nach hat der amerikanische Autor Percival Everett hat mit "Erschütterung" einen großartiges Buch über Verlust und Erlösung geschrieben, welches auch an manschen Stellen wehtut und der Leser sich auch ab und zu selber darin wiederfinden kann. Die schönsten, sowie die schrecklichsten und traurigsten Geschichten schreibt das Leben nun einmal selbst.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Der Autor erzählt in seinem Buch die Geschichte von Zach Wells, dem als Vater einer Tochter das Schlimmste passiert, was passieren kann. Er wird seine Tochter sehr bald verlieren, da sie an einer schnell fortschreitenden, unheilbaren Krankheit leidet. Das Buch ist komplett aus der Sicht des …
Mehr
Der Autor erzählt in seinem Buch die Geschichte von Zach Wells, dem als Vater einer Tochter das Schlimmste passiert, was passieren kann. Er wird seine Tochter sehr bald verlieren, da sie an einer schnell fortschreitenden, unheilbaren Krankheit leidet. Das Buch ist komplett aus der Sicht des Vaters geschrieben. Die Erschütterung in der Familie ist deutlich zu spüren. Durchweg steht die Frage im Raum, wie man so eine Nachricht als Vater, als Mutter, als Eltern überhaupt ertragen kann. Gut gefallen haben mir die sehr schön ausgearbeiteten Dialoge zwischen Vater und Tochter. Aber auch die unterschiedliche Herangehensweise an das schwere Thema durch die Eltern. Völlig unnötig fand ich den zweiten eingeflochtenen Handlungsstrang, der wohl die Flucht von Zach vor seinen Problemen verdeutlicht. Mir hätte der komplette Fokus auf das Familienthema gereicht. Was mich aber am meisten gestört hat, waren die eingeschobenen Worterklärungen, Schachpositionen usw. Das hat den Lesefluss enorm gestört und hat in meinen Augen überhaupt keinen Mehrwert erzeugt. Außerdem hat mir das abrupte Ende nicht gefallen, da viele Fragen offen bleiben und ich erst dachte, da fehlt jetzt noch ein Stück vom Buch. Alles in allem eine sehr lesenswerte Geschichte, wenn die angeführten Kritikpunkte nicht gewesen wären.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Der Paläontologe Zach Wells führt, wie er zugibt, ein langweiliges Leben mit einer Ehefrau, die er schätzt, einer Tochter, die er liebt und einem sicheren Professorendasein. Er lebt in dieser geordneten Welt dennoch an der Grenze zur Depression. Eines Tages beginnt seine Tochter …
Mehr
Der Paläontologe Zach Wells führt, wie er zugibt, ein langweiliges Leben mit einer Ehefrau, die er schätzt, einer Tochter, die er liebt und einem sicheren Professorendasein. Er lebt in dieser geordneten Welt dennoch an der Grenze zur Depression. Eines Tages beginnt seine Tochter Sarah ihr Sehvermögen zu verlieren und die darauf folgende Diagnose erschüttert sein bis dahin geruhsames Leben vollständig. Parallel dazu erhält er, versteckt in einem Secondhand - Kleidungsstück einen merkwürdigen Hilferuf.
Im Laufe des Romans lernen wir sein Leben als Vater und Universitätsprofessor kennen. Seine Begegnungen, sein Sich-Einlassen, alles anhand von eingeschobenen Kapiteln, die in sich berührend und auch spannend sind in ihrer Aufrichtigkeit. Während seine Tochter sich mehr und mehr von der Welt abwendet und ihr ferner wird, entscheidet sich Zach dem Hilferuf, versteckt in einem gekauften Kleidungsstück, nachzugehen, seine gesamten Fähigkeiten zu bündeln, um sich auf eine gefährliche und abenteuerliche Reise zu begeben. Er versucht, mit ganzem Einsatz eine Gruppe Frauen, die als Sklaven gehalten werden, in ihre Heimat zurückzuführen. Eine Ungerechtigkeit wieder gut zu machen,
Für ihn die einzige, nicht bis an die Grenzen schmerzende innere Situation, die ein konkretes befreiendes Handeln ermöglicht, in ebenso der Entfernung, die seine Tochter psychisch angetreten hat. Er versucht, nicht nur die Frauen zu retten sondern dadurch auch sich selbst, dem Schicksal, Frieden mit seinem Schmerz abzugewinnen. „Mir kam der Gedanke, dass ich nicht imstande wäre, ihnen klarzumachen dass nicht ich sie rettete, sondern dass sie mich retteten.“
Der Roman stellt die Frage, ob dies möglich ist.
Sarah wird nicht mehr kommunizieren können, so wie es für andere verständlich sein wird.
Percival Everett benutzt ein Stilmittel, wie man am Unverständnis der Kommunikationssignale scheitern kann:
Die eingefügten kurzen Anmerkungen über Fossil- und Gesteinsproben, Schachkürzel, fremdsprachige Aussagen, die nicht übersetzt werden – sie brechen den Kommunikationsfluss ab, irritieren. Ein Nichtverstehen bleibt, über eine Kommunikation, die speziell ist.
Interessant der amerikanische Originaltitel: „Telephone“, der zum Nachdenken über das Kommunizieren anregt.
Der Vater kommuniziert gerne mit der Tochter mittels Schach, er selbst kommuniziert mit Vergangenem, verschiedene auftauchende Frauen kommunizieren direkt, ihn als Mann betreffend. Seine Tochter kommuniziert während ihres Parisaufenthaltes mit den Bildern des Louvres. Die Mexikanerin kommuniziert mittels einer Notiz.
Zach wird im Laufe seiner Reise bewusst falsche Signale einsetzen, um sein Ziel zu erreichen, absolut witzig, intelligent und direkt am Geschehen. wie z.B. die zurückgelassene Information, als er sich scheinbar auf Erdölsuche begab: „Das Auf-Papier-Kritzelnn seltsamer Symbole, Zeichen, die ebenso sinnlos sein wie Sinn tragen konnten, genau wie die rätselhaften Mikrofossilien, die ich als geologische Hinweise auf eine tiefe Geschichte und ein künftiges Geschick handelte.......“
Der Roman ist voller Hinweise, Anspielungen, Gleichnisse - mit einer Leichtigkeit, einer Selbstverständlichkeit und Humor.
Percival Everett ist ein vielschichtiger, auf allen Ebenen intelligenter Roman gelungen, ein zutiefst berührendes Werk, das eindringt und lange nachhallt.
Absolut empfehlenswert – ein wichtiges Stück Literatur.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Traurig, berührend und wunderschön geschrieben
Mit „Erschütterung“ ist dem US-amerikanischer Autoren Percival Everett eine schriftstellerische Meisterleistung gelungen, die mich gefesselt und berührt hat.
Der Afroamerikaner Zach Wells lebt in Kalifornien in …
Mehr
Traurig, berührend und wunderschön geschrieben
Mit „Erschütterung“ ist dem US-amerikanischer Autoren Percival Everett eine schriftstellerische Meisterleistung gelungen, die mich gefesselt und berührt hat.
Der Afroamerikaner Zach Wells lebt in Kalifornien in Altadena. Er ist verheiratet, hat eine Tochter – Sarah - und ist Paläontologe. Obwohl die Ehe mit seiner Frau Meg nicht mehr das ist, was sie mal war, führt er trotzdem ein gutes und gesichertes Leben. Als es bei Sarah zu einigen unerklärlichen Zwischenfällen kommt, konsultieren sie einen Arzt, der die niederschmetternden Diagnose des Batten-Syndroms stellt. Das bedeutet, dass Sarah innerhalb kurzer Zeit erblinden wird und unter epileptischen Anfällen leidet. Zach ist erschüttert und sucht Abstand in der Wüste New Mexikos. In einer ersteigerten gebrauchten Jacke, findet er einen Zettel mit einem Hilferuf. Dieser lenkt sein Leben wieder in eine ganz andere Richtung.
Der Roman ist aus der Ich- Perspektive von Zach geschrieben. Seine Gedanke sind klar und nachvollziehbar. Die Liebe zu seiner Tochter, die Verzweiflung über die Diagnose und den Drang der Situation zu entfliehen und sich auf etwas anderes zu fokussieren wirken authentisch.
In diesem Roman geht es aber nicht nur um Zach, ein einschneidendes, lebensveränderndes Erlebnis und die damit verbundene Beziehung zu seiner Tochter, sondern auch um aktuelle gesellschaftliche Themen wie Rassismus und Sklavenarbeit.
Percival Everett stellt die Gefühlswelt seines Protagonisten auf eine einzigartige, intensive Art und Weise da, die mich total gefesselt hat. Dazu hat er seine Schauplätze in New Mexiko so detailliert und lebendig beschrieben, dass ich sie direkt vor Augen hatte.
Der Titel könnte nicht treffender sein und ich bin schon jetzt gespannt auf das nächste Werk von Percival Everett.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für