Hape Kerkeling
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Der Junge muss an die frische Luft (MP3-Download)
Meine Kindheit und ich Ungekürzte Lesung. 465 Min.
Sprecher: Kerkeling, Hape
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Mit Ich bin dann mal weg hat er Millionen Menschen inspiriert, persönliche Grenzen zu überschreiten. Jetzt spricht Hape Kerkeling über seine Kindheit; entwaffnend ehrlich, mit großem Humor und Ernsthaftigkeit. Über die frühen Jahre im Ruhrgebiet, Bonanza-Spiele, Gurkenschnittchen und den ersten Farbfernseher; das Auf und Ab einer dreißigjährigen, turbulenten Karriere – und darüber, warum es manchmal ein Glück ist, sich hinter Schnauzbart und Herrenhandtasche verstecken zu können. Über berührende Begegnungen und Verluste, Lebensmut und die Energie, immer wieder aufzustehen. »Was...
Mit Ich bin dann mal weg hat er Millionen Menschen inspiriert, persönliche Grenzen zu überschreiten. Jetzt spricht Hape Kerkeling über seine Kindheit; entwaffnend ehrlich, mit großem Humor und Ernsthaftigkeit. Über die frühen Jahre im Ruhrgebiet, Bonanza-Spiele, Gurkenschnittchen und den ersten Farbfernseher; das Auf und Ab einer dreißigjährigen, turbulenten Karriere – und darüber, warum es manchmal ein Glück ist, sich hinter Schnauzbart und Herrenhandtasche verstecken zu können. Über berührende Begegnungen und Verluste, Lebensmut und die Energie, immer wieder aufzustehen. »Was, um Himmels willen, hat mich bloß ins gleißende Scheinwerferlicht getrieben, mitten unter die Showwölfe? Eigentlich bin ich doch mehr der gemütliche, tapsige Typ und überhaupt keine Rampensau. Warum wollte ich also bereits im zarten Kindesalter mit aller Macht ›berühmt werden‹? Und wieso hat das dann tatsächlich geklappt? Nun, vielleicht einfach deshalb, weil ich es meiner Oma als sechsjähriger Knirps genau so versprechen musste ...«
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Hape (eigentlich Hans-Peter) Kerkeling, geboren 1964 in Recklinghausen, arbeitet seit 1984 beim Fernsehen; berühmt wurde er mit der Rolle 'Hannilein'. Seitdem folgte eine Vielzahl erfolgreicher Live-Auftritte sowie TV-Shows und -Serien wie 'Känguru', 'Total Normal', 'Hape trifft' und 'Let's Dance'; als Königin Beatrix, 'Hurz'-Sänger Miroslav Lemm, Uschi Blum oder Horst Schlämmer. Der Entertainer, Schlagersänger, Moderator und Kabarettist wurde u.a. mit der Goldenen Kamera, dem Adolf-Grimme-Preis und dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Sein Buch 'Ich bin dann mal weg' stand 100 Wochen auf Platz 1 der Bestsellerliste und hat bis heute fast fünf Millionen Leser erreicht. Die Verfilmung mit Devid Striesow in der Hauptrolle kommt 2015 in die Kinos. Hape Kerkeling lebt in Berlin und Italien. www.hapekerkeling.de

© Stephan Pick
Produktdetails
- Verlag: OSTERWOLDaudio
- Erscheinungstermin: 6. Oktober 2014
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783844911824
- Artikelnr.: 41484877
© BÜCHERmagazin, Martin Maria Schwarz (mms)
Er hat seine Gründe
Hape Kerkeling ist für das Lachen zuständig. Nun hat er ein sehr trauriges Buch geschrieben
Im Grunde läuft alles auf diesen einen Satz zu: "Ich bin die Trümmer des Krieges, der in meiner Mutter gewütet hat." Was macht ein Mensch, der einen solchen Satz über sich selber schreibt, mit seinem Leben? Wie lebt der weiter, dieser Mensch aus Trümmern?
Es geht hier um Hape Kerkeling, den Komiker, Fernsehstar, Filmstar, Unterhaltungskünstler, der mit seinem letzten Buch "Ich bin dann mal weg" das erfolgreichste deutsche Sachbuch der Nachkriegsgeschichte geschrieben hat. 4,5 Millionen Mal hat sich der Bericht seiner Pilgerreise auf dem Jakobsweg bislang verkauft. Ungefähr jeder Deutsche kennt
Hape Kerkeling ist für das Lachen zuständig. Nun hat er ein sehr trauriges Buch geschrieben
Im Grunde läuft alles auf diesen einen Satz zu: "Ich bin die Trümmer des Krieges, der in meiner Mutter gewütet hat." Was macht ein Mensch, der einen solchen Satz über sich selber schreibt, mit seinem Leben? Wie lebt der weiter, dieser Mensch aus Trümmern?
Es geht hier um Hape Kerkeling, den Komiker, Fernsehstar, Filmstar, Unterhaltungskünstler, der mit seinem letzten Buch "Ich bin dann mal weg" das erfolgreichste deutsche Sachbuch der Nachkriegsgeschichte geschrieben hat. 4,5 Millionen Mal hat sich der Bericht seiner Pilgerreise auf dem Jakobsweg bislang verkauft. Ungefähr jeder Deutsche kennt
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diesen Hape, kennt ihn als Horst Schlämmer, Königin Beatrix, Hurz-Interpreten und als Wanderer in die Stille.
Jetzt hat er das Buch seiner Kindheit geschrieben, es heißt "Der Junge muss an die frische Luft", und, ja, es läuft auf diesen Satz hinaus. Und auf eine Nacht, in der das Leben des damals achtjährigen Hape entzweigerissen wurde. Die Nacht, in der sich seine Mutter das Leben nahm.
Ich treffe ihn in einem kleinen Bibliotheksraum im Hotel "Frankfurter Hof" in Frankfurt. Seine Managerin ist dabei, die Pressesprecherin seines Verlages. Und wir also: zwei Menschen, die sich nicht kennen und die jetzt 45 Minuten Zeit haben, um über den Selbstmord einer Mutter zu reden und darüber, was das mit einem macht und wie man ein Buch darüber schreibt und warum. Kerkeling, graues Sakko, karierter Schal, braun gebrannt, ist freundlich, distanziert, antwortet knapp, überlegt oft lange, bevor er etwas sagt. Es wird kein einziges Mal gelacht in den 45 Minuten, und am Ende wird er sagen: "Das war ja wie eine Therapiesitzung."
Ja. Ein bisschen wie sein Buch. Auch das hat etwas von einem langen Couch-Besuch. Und die Leser sind die lauschenden Psychologen. Am Anfang werden sie launig begrüßt, klamaukig, etwas eitel, "wer kennt schon diesen Hape", warum sollte man sich für dessen Kindheit interessieren, "ich habe jetzt schon Kreislauf" und so weiter. Man hat von Anfang an den Eindruck, dass sich da einer langsam auf den entscheidenden Punkt hinschreibt, am Anfang Wörter sucht, um einen Umweg zu machen, weil es einen direkten Weg nicht gibt.
Das Kapitel, auf das alles zuläuft, beginnt auf Seite 195 und trägt den Titel "Der Stuhl am Küchenfenster". Und während man vorher noch manchmal das Gefühl haben konnte, der Autor umstelle mit Worten umständlich den Kern der Geschichten, die er erzählen will, wird hier die Sprache knapp und klar, reduziert auf das Geschehen. Seitdem seine Mutter ein Jahr zuvor nach einer misslungenen Operation der Nebenhöhlen den Geschmacks- und Geruchssinn verloren hatte, hat sie allen Lebensmut, alle Lebenslust verloren. Ihr Sohn sieht seine Lebensaufgabe darin, sie aufzuheitern. Ein kleiner Clown und Imitator, um seine Mutter froh zu sehen und - im Stillen ahnt er es wohl schon: am Leben zu erhalten. An diesem Abend ist alles wie immer, nur ein bisschen schöner. Sein Vater ist auf Nachtschicht, Hape, im blauen Flanellpyjama auf die Couch gekuschelt, sieht gemeinsam mit seiner Mutter fern. Sie ist ausgeglichen, fast heiter. Irgendwann verschwindet sie wortlos im Badezimmer und kommt nach einer Weile "nachtfein und stark parfümiert" zurück. Sie lächelt ihren Sohn an und sagt sehr leise: ",Ich lege mich jetzt schlafen, Hans-Peter. Es sind ja noch Sommerferien, und deshalb darfst du heute so lange fernsehen, wie du willst.'" Kerkeling fügt im Buch hinzu: "Das werden ihre letzten Worte an mich sein. Keine Umarmung. Kein Kuss. Sie zieht sich einfach ins Schlafzimmer zurück."
Der Junge ahnt etwas. So lange fernsehen, wie er will? Das hat es ja noch nie gegeben. Es läuft "Klimbim", er fühlt sich unwohl, aber er folgt der eigentlich herrlichen Erlaubnis zum ultimativen Fernsehabend wie einem Befehl. Er schaut, bis das Wort "Sendeschluss" erscheint. Dann legt er sich ausnahmsweise - er fühlt, dass er das tun sollte - zu seiner Mutter ins Bett. Und er schläft neben ihr ein.
Diese Geschichte ist herzzerreißend traurig und unglaublich, und niemand wird verstehen, wie eine Mutter ihrem Sohn so etwas antun kann. Aber wie ein achtjähriger Junge so etwas erlebt, wie er langsam das Unfassbare fasst, wie er neben ihr liegt und langsam begreift, dass sie gerade stirbt. Wie er nicht weiß, was er jetzt tun soll. Wie er nicht weiß, ob er den Opa rufen darf. Oder die Polizei. Ob die nicht lacht, mitten in der Nacht, weil der Sohn in Sorge ist, nur weil seine Mutter komische Geräusche macht. Wie er die ganze späte Nacht das Vaterunser betet, bis sein Vater kommt. Und wie er danach vor allem diese eine Frage fürchtet, von seiner Familie, die eine Frage: "Warum hast du keine Hilfe gerufen?" "Warum hast du deine Mutter nicht gerettet?" Und wie die Frage niemand stellt und ihm bis heute niemand gestellt hat, aber er sich selbst natürlich diese Frage immer wieder stellt und keine Antwort darauf weiß, außer der, dass er eben zu klein gewesen ist und der Situation nicht gewachsen war.
Das Grauen nach dieser Nacht wird nur noch schlimmer. Denn alle sind mit der Situation überfordert. Vor allem sind die Erwachsenen mit ihm überfordert, dem kleinen Jungen, der Antworten will und keine Lügen. Die Mutter lebt zunächst noch, bewusstlos im Krankenhaus. Ihr Sohn darf nicht zu ihr. Die Erwachsenen lügen, wie sie können. Sie werde wiederkommen. Sie freue sich auf zu Hause, auf ihren Sohn. Alles werde gut.
Doch nichts wird gut. Er fühlt es ja, er weiß es ja. Die Erwachsenen sind hilflos wie Kinder, nur dass sie es vor sich selbst hinter Lügen und Selbstbetrug verbergen. Der Junge hasst die Lügen, ahnt die Wahrheit, und er will in diesen Tagen nur eins: "Erwachsen werden." Er hebt die Hände, wenn er jetzt, in der Hotelbibliothek darüber spricht und sagt: "Nur das wollte ich: das Heft des Handelns in der Hand haben. Nicht hilflos sein. Entscheidungen treffen. Nicht diesen Lügen ausgeliefert sein." Und dass das auch einer der Antriebe für ihn war, dieses Buch zu schreiben: erstens, "ganz egoistisch, um mir über meine eigene Geschichte endlich klar zu werden", durch das Schreiben auch Abstand zu der Geschichte zu bekommen und sie einmal als etwas Abgeschlossenes vor sich zu haben. Aber vor allem auch, um gegen das Schweigen anzugehen. "Über diese Gruppe wird nicht gesprochen", sagt er. Selbstmord, Kinder von Selbstmördern, überhaupt über den Tod. Wie über den Tod sprechen, wie mit Menschen reden und umgehen, die gerade einen nahen Menschen verloren haben, wie mit Kindern?
In Hape Kerkelings Buch gibt es zahlreiche Heldinnen. Ja, es sind fast alles Frauen. Seine Omas, die eine, in deren Tante-Emma-Laden er so unendlich viele Lebensgeschichten hörte, die er alle ungemein spannend fand, die andere, Mutter seines Vaters, die zu ihm gezogen ist, nach dem Tod der Mutter. Auch diese Lebens-Szene, in der sich die Großmutter spontan entschließt, zu ihrem Enkel zu ziehen, ist traumhaft schön und schön erzählt, wie sie da, kaum hat sie die Todesnachricht erfahren, zunächst zögert oder gar entsetzt ist, als sie von ihrem Sohn erfährt, welche Aufgabe er für sie vorgesehen hat, wie der kleine Hape dann leise zu ihr sagt: "Bitte Oma", und sie dann sofort ihren Koffer packt, ihre Wohnung verlässt, die sie danach nie wieder betreten wird, das ist so traurig-lebensfreundlich-weise, dass einem beim Lesen echt die Tränen in die Augen schießen.
Das Buch von Hape Kerkeling wird von einem Willen zum Optimismus getragen, von einer Menschenfreundlichkeit, einem Vertrauen in Gott und die Menschen um einen herum. Woher einer das nimmt, der so etwas erlebt hat? "Ich hatte ja nur zwei Möglichkeiten", sagt er jetzt. "Entweder ich vertraue oder ich vertraue nicht. Ich habe damals blind in mein Schicksal vertraut. Und dieses Vertrauen ist nie enttäuscht worden."
Ob er sich jetzt nicht schutzlos fühle, mit so einer privaten, persönlichen Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen? "Nein", sagt er ganz entschieden. "Schutzlos war ich nach meinem Outing. Seitdem bin ich gewappnet. Das Outing damals war ein Befreiungsschlag. Und so fühle ich mich auch jetzt: Wie nach einem Befreiungsschlag. Aber schutzlos? Nein, das nicht mehr."
Wir sprechen noch darüber, wie Erinnerung funktioniert und ob man sie steuern kann. Im Buch schreibt Kerkeling an einer Stelle, dass er seine Mutter fröhlich und singend und patent in Erinnerung behalten wolle und dass das funktioniert. "Hm. Jetzt hätte ich gern einen Professor für Hirnforschung hier", sagt er. Und: "Ob man das steuern kann? Ich glaube schon. Wissen Sie, die Erinnerung geht mit der Gemütsverfassung einher. Und für die Gemütsverfassung ist man selbst verantwortlich. Ob man bereit ist, eher das Positive für sich zu bewahren."
Sein Buch, das vom Schrecklichsten berichtet, was einem Kind geschehen kann, handelt vor allem davon, von dem, was er bei seiner Oma "Zweckoptimismus" nennt. Man kann auch einfach "Wille zum Optimismus" sagen. Es sind immer auch Wörter gewesen, die Kerkeling als Optimismuswaffe gebraucht hat. Geschichten so erzählen, dass sie als Abwehrzauber funktionieren. Er schildert das einmal, als er Kerkeling-Fans beobachtet, die seine Texte auswendig kennen. "Sie benutzen sie als eine Art Code gegen die Welt", schreibt er, und das klingt nicht eitel, sondern wahr. Jetzt im Gespräch sagt er: "Ich merke, dass das so funktioniert. Ich mache das aber nicht bewusst."
Es funktioniert. Auch in diesem Buch. Das natürlich vor allem die Geschichte ist von einem Menschen, der Millionen zum Lachen bringt und der das kann, weil er einmal, in sehr früher Zeit in einer Situation war, in der Lachen überlebenswichtig schien, für den Menschen, der ihm am nächsten war. Der das aber nicht als große, klischeehafte Geschichte vom traurigen Clown erzählt. Sondern als eine erkämpfte Lebensgeschichte von einem Menschen, der Schlimmes erlebt hat, der vor allem aber auch viel Glück gehabt hat und den Willen zum Glück und von Menschen umgeben war, die diesen Glückswillen und das Zutrauen zur Welt und zu den Menschen gefördert haben. Zuerst aber: er selbst. Hape Kerkeling und sein Entschluss. Der steht nur eine Seite hinter dem Satz mit den Trümmern und dem Krieg: "Mein Leben jedenfalls soll ein großes Fest werden, beschließe ich mutterseelenallein nach der Beerdigung. Ich entscheide mich ganz bewusst für das Lachen und für die Fülle des Lebens. Manche Menschen mögen meine Einstellung getrost für oberflächlich halten, sei's drum. Ich habe meine guten Gründe."
VOLKER WEIDERMANN
Hape Kerkeling: "Der Junge muss an die frische Luft". Piper, 320 Seiten, 19,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Jetzt hat er das Buch seiner Kindheit geschrieben, es heißt "Der Junge muss an die frische Luft", und, ja, es läuft auf diesen Satz hinaus. Und auf eine Nacht, in der das Leben des damals achtjährigen Hape entzweigerissen wurde. Die Nacht, in der sich seine Mutter das Leben nahm.
Ich treffe ihn in einem kleinen Bibliotheksraum im Hotel "Frankfurter Hof" in Frankfurt. Seine Managerin ist dabei, die Pressesprecherin seines Verlages. Und wir also: zwei Menschen, die sich nicht kennen und die jetzt 45 Minuten Zeit haben, um über den Selbstmord einer Mutter zu reden und darüber, was das mit einem macht und wie man ein Buch darüber schreibt und warum. Kerkeling, graues Sakko, karierter Schal, braun gebrannt, ist freundlich, distanziert, antwortet knapp, überlegt oft lange, bevor er etwas sagt. Es wird kein einziges Mal gelacht in den 45 Minuten, und am Ende wird er sagen: "Das war ja wie eine Therapiesitzung."
Ja. Ein bisschen wie sein Buch. Auch das hat etwas von einem langen Couch-Besuch. Und die Leser sind die lauschenden Psychologen. Am Anfang werden sie launig begrüßt, klamaukig, etwas eitel, "wer kennt schon diesen Hape", warum sollte man sich für dessen Kindheit interessieren, "ich habe jetzt schon Kreislauf" und so weiter. Man hat von Anfang an den Eindruck, dass sich da einer langsam auf den entscheidenden Punkt hinschreibt, am Anfang Wörter sucht, um einen Umweg zu machen, weil es einen direkten Weg nicht gibt.
Das Kapitel, auf das alles zuläuft, beginnt auf Seite 195 und trägt den Titel "Der Stuhl am Küchenfenster". Und während man vorher noch manchmal das Gefühl haben konnte, der Autor umstelle mit Worten umständlich den Kern der Geschichten, die er erzählen will, wird hier die Sprache knapp und klar, reduziert auf das Geschehen. Seitdem seine Mutter ein Jahr zuvor nach einer misslungenen Operation der Nebenhöhlen den Geschmacks- und Geruchssinn verloren hatte, hat sie allen Lebensmut, alle Lebenslust verloren. Ihr Sohn sieht seine Lebensaufgabe darin, sie aufzuheitern. Ein kleiner Clown und Imitator, um seine Mutter froh zu sehen und - im Stillen ahnt er es wohl schon: am Leben zu erhalten. An diesem Abend ist alles wie immer, nur ein bisschen schöner. Sein Vater ist auf Nachtschicht, Hape, im blauen Flanellpyjama auf die Couch gekuschelt, sieht gemeinsam mit seiner Mutter fern. Sie ist ausgeglichen, fast heiter. Irgendwann verschwindet sie wortlos im Badezimmer und kommt nach einer Weile "nachtfein und stark parfümiert" zurück. Sie lächelt ihren Sohn an und sagt sehr leise: ",Ich lege mich jetzt schlafen, Hans-Peter. Es sind ja noch Sommerferien, und deshalb darfst du heute so lange fernsehen, wie du willst.'" Kerkeling fügt im Buch hinzu: "Das werden ihre letzten Worte an mich sein. Keine Umarmung. Kein Kuss. Sie zieht sich einfach ins Schlafzimmer zurück."
Der Junge ahnt etwas. So lange fernsehen, wie er will? Das hat es ja noch nie gegeben. Es läuft "Klimbim", er fühlt sich unwohl, aber er folgt der eigentlich herrlichen Erlaubnis zum ultimativen Fernsehabend wie einem Befehl. Er schaut, bis das Wort "Sendeschluss" erscheint. Dann legt er sich ausnahmsweise - er fühlt, dass er das tun sollte - zu seiner Mutter ins Bett. Und er schläft neben ihr ein.
Diese Geschichte ist herzzerreißend traurig und unglaublich, und niemand wird verstehen, wie eine Mutter ihrem Sohn so etwas antun kann. Aber wie ein achtjähriger Junge so etwas erlebt, wie er langsam das Unfassbare fasst, wie er neben ihr liegt und langsam begreift, dass sie gerade stirbt. Wie er nicht weiß, was er jetzt tun soll. Wie er nicht weiß, ob er den Opa rufen darf. Oder die Polizei. Ob die nicht lacht, mitten in der Nacht, weil der Sohn in Sorge ist, nur weil seine Mutter komische Geräusche macht. Wie er die ganze späte Nacht das Vaterunser betet, bis sein Vater kommt. Und wie er danach vor allem diese eine Frage fürchtet, von seiner Familie, die eine Frage: "Warum hast du keine Hilfe gerufen?" "Warum hast du deine Mutter nicht gerettet?" Und wie die Frage niemand stellt und ihm bis heute niemand gestellt hat, aber er sich selbst natürlich diese Frage immer wieder stellt und keine Antwort darauf weiß, außer der, dass er eben zu klein gewesen ist und der Situation nicht gewachsen war.
Das Grauen nach dieser Nacht wird nur noch schlimmer. Denn alle sind mit der Situation überfordert. Vor allem sind die Erwachsenen mit ihm überfordert, dem kleinen Jungen, der Antworten will und keine Lügen. Die Mutter lebt zunächst noch, bewusstlos im Krankenhaus. Ihr Sohn darf nicht zu ihr. Die Erwachsenen lügen, wie sie können. Sie werde wiederkommen. Sie freue sich auf zu Hause, auf ihren Sohn. Alles werde gut.
Doch nichts wird gut. Er fühlt es ja, er weiß es ja. Die Erwachsenen sind hilflos wie Kinder, nur dass sie es vor sich selbst hinter Lügen und Selbstbetrug verbergen. Der Junge hasst die Lügen, ahnt die Wahrheit, und er will in diesen Tagen nur eins: "Erwachsen werden." Er hebt die Hände, wenn er jetzt, in der Hotelbibliothek darüber spricht und sagt: "Nur das wollte ich: das Heft des Handelns in der Hand haben. Nicht hilflos sein. Entscheidungen treffen. Nicht diesen Lügen ausgeliefert sein." Und dass das auch einer der Antriebe für ihn war, dieses Buch zu schreiben: erstens, "ganz egoistisch, um mir über meine eigene Geschichte endlich klar zu werden", durch das Schreiben auch Abstand zu der Geschichte zu bekommen und sie einmal als etwas Abgeschlossenes vor sich zu haben. Aber vor allem auch, um gegen das Schweigen anzugehen. "Über diese Gruppe wird nicht gesprochen", sagt er. Selbstmord, Kinder von Selbstmördern, überhaupt über den Tod. Wie über den Tod sprechen, wie mit Menschen reden und umgehen, die gerade einen nahen Menschen verloren haben, wie mit Kindern?
In Hape Kerkelings Buch gibt es zahlreiche Heldinnen. Ja, es sind fast alles Frauen. Seine Omas, die eine, in deren Tante-Emma-Laden er so unendlich viele Lebensgeschichten hörte, die er alle ungemein spannend fand, die andere, Mutter seines Vaters, die zu ihm gezogen ist, nach dem Tod der Mutter. Auch diese Lebens-Szene, in der sich die Großmutter spontan entschließt, zu ihrem Enkel zu ziehen, ist traumhaft schön und schön erzählt, wie sie da, kaum hat sie die Todesnachricht erfahren, zunächst zögert oder gar entsetzt ist, als sie von ihrem Sohn erfährt, welche Aufgabe er für sie vorgesehen hat, wie der kleine Hape dann leise zu ihr sagt: "Bitte Oma", und sie dann sofort ihren Koffer packt, ihre Wohnung verlässt, die sie danach nie wieder betreten wird, das ist so traurig-lebensfreundlich-weise, dass einem beim Lesen echt die Tränen in die Augen schießen.
Das Buch von Hape Kerkeling wird von einem Willen zum Optimismus getragen, von einer Menschenfreundlichkeit, einem Vertrauen in Gott und die Menschen um einen herum. Woher einer das nimmt, der so etwas erlebt hat? "Ich hatte ja nur zwei Möglichkeiten", sagt er jetzt. "Entweder ich vertraue oder ich vertraue nicht. Ich habe damals blind in mein Schicksal vertraut. Und dieses Vertrauen ist nie enttäuscht worden."
Ob er sich jetzt nicht schutzlos fühle, mit so einer privaten, persönlichen Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen? "Nein", sagt er ganz entschieden. "Schutzlos war ich nach meinem Outing. Seitdem bin ich gewappnet. Das Outing damals war ein Befreiungsschlag. Und so fühle ich mich auch jetzt: Wie nach einem Befreiungsschlag. Aber schutzlos? Nein, das nicht mehr."
Wir sprechen noch darüber, wie Erinnerung funktioniert und ob man sie steuern kann. Im Buch schreibt Kerkeling an einer Stelle, dass er seine Mutter fröhlich und singend und patent in Erinnerung behalten wolle und dass das funktioniert. "Hm. Jetzt hätte ich gern einen Professor für Hirnforschung hier", sagt er. Und: "Ob man das steuern kann? Ich glaube schon. Wissen Sie, die Erinnerung geht mit der Gemütsverfassung einher. Und für die Gemütsverfassung ist man selbst verantwortlich. Ob man bereit ist, eher das Positive für sich zu bewahren."
Sein Buch, das vom Schrecklichsten berichtet, was einem Kind geschehen kann, handelt vor allem davon, von dem, was er bei seiner Oma "Zweckoptimismus" nennt. Man kann auch einfach "Wille zum Optimismus" sagen. Es sind immer auch Wörter gewesen, die Kerkeling als Optimismuswaffe gebraucht hat. Geschichten so erzählen, dass sie als Abwehrzauber funktionieren. Er schildert das einmal, als er Kerkeling-Fans beobachtet, die seine Texte auswendig kennen. "Sie benutzen sie als eine Art Code gegen die Welt", schreibt er, und das klingt nicht eitel, sondern wahr. Jetzt im Gespräch sagt er: "Ich merke, dass das so funktioniert. Ich mache das aber nicht bewusst."
Es funktioniert. Auch in diesem Buch. Das natürlich vor allem die Geschichte ist von einem Menschen, der Millionen zum Lachen bringt und der das kann, weil er einmal, in sehr früher Zeit in einer Situation war, in der Lachen überlebenswichtig schien, für den Menschen, der ihm am nächsten war. Der das aber nicht als große, klischeehafte Geschichte vom traurigen Clown erzählt. Sondern als eine erkämpfte Lebensgeschichte von einem Menschen, der Schlimmes erlebt hat, der vor allem aber auch viel Glück gehabt hat und den Willen zum Glück und von Menschen umgeben war, die diesen Glückswillen und das Zutrauen zur Welt und zu den Menschen gefördert haben. Zuerst aber: er selbst. Hape Kerkeling und sein Entschluss. Der steht nur eine Seite hinter dem Satz mit den Trümmern und dem Krieg: "Mein Leben jedenfalls soll ein großes Fest werden, beschließe ich mutterseelenallein nach der Beerdigung. Ich entscheide mich ganz bewusst für das Lachen und für die Fülle des Lebens. Manche Menschen mögen meine Einstellung getrost für oberflächlich halten, sei's drum. Ich habe meine guten Gründe."
VOLKER WEIDERMANN
Hape Kerkeling: "Der Junge muss an die frische Luft". Piper, 320 Seiten, 19,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Jens Jessen liebt an Hape Kerkelings Auftritten und Sketchen vor allem den ungeplanten "Einbruch des Menschlichen" in die Routine, die verstummende Fassungslosigkeit oder Abscheu. Jetzt hat Kerkeling ein Buch über seine Jugend geschrieben, "Der Junge muss an die frische Luft", berichtet der Rezensent, und zunächst wird darin ziemlich übertrieben ein Polster aus Gott- und Selbstvertrauen aufgehäuft, das Jessen irritierend fände, rechtfertigte das Ereignis, von dem Kerkeling dann erzählt, es nicht so restlos. Als Kind erlebte der Komiker den Tablettenselbstmord seiner Mutter aus nächster Nähe, neben ihr im Bett liegend, verrät der Rezensent, der es der warmherzigen Großfamilie Kerkelings zurechnet, dass außer einer etwas überschwänglichen Spiritualität keine weiteren Traumata daraus erwachsen sind.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Humorvoll und trotzdem wahnsinnig berührend.« Freundin 20161102
Gebundenes Buch Ein lustiges Buch für 'Zwischendurch', durch die kurzen und locker-geschriebenen Kapitel.
Man kann immer wieder Schmunzeln, oder auch ein Tränchen verdrücken. Super geschrieben Herr Kerkeling!
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Von Bonanza-Spielchen und Gurkenschnittchen
Mit »Ich bin dann mal weg« hat er Millionen Leser inspiriert, persönliche Grenzen zu überschreiten. Jetzt spricht Hape Kerkeling über seine Kindheit; entwaffnend ehrlich, mit großem Humor und Ernsthaftigkeit. Über …
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Von Bonanza-Spielchen und Gurkenschnittchen
Mit »Ich bin dann mal weg« hat er Millionen Leser inspiriert, persönliche Grenzen zu überschreiten. Jetzt spricht Hape Kerkeling über seine Kindheit; entwaffnend ehrlich, mit großem Humor und Ernsthaftigkeit. Über die frühen Jahre im Ruhrgebiet, Bonanza-Spiele, Gurkenschnittchen und den ersten Farbfernseher. Über das Auf und Ab einer dreißigjährigen, turbulenten Karriere - und darüber, warum es manchmal ein Glück ist, sich hinter Schnauzbart und Herrenhandtasche verstecken zu können. Über berührende Begegnungen und Verluste, Lebensmut und die Energie, immer wieder aufzustehen.
»Was, um Himmels willen, hat mich bloß ins gleißende Scheinwerferlicht getrieben, mitten unter die Showwölfe? Eigentlich bin ich doch mehr der gemütliche, tapsige Typ und überhaupt keine Rampensau. Warum wollte ich also bereits im zarten Kindesalter mit aller Macht "berühmt werden"? Und wieso hat das dann tatsächlich geklappt? Nun, vielleicht einfach deshalb, weil ich es meiner Oma als sechsjähriger Knirps genau so versprechen musste ...«
Hape Kerkeling, der mit seinem Pilgerbericht »Ich bin dann mal weg« seine Fans überraschte und Leser jeden Alters begeisterte, lädt auf die Reise durch seine Memoiren ein. Sie führt nach Düsseldorf, Mosambik und in den heiligen Garten von Gethsemane; vor allem aber an die Orte von »Peterhansels« Kindheit: in Recklinghausens ländliche Vorstadtidylle und in die alte Bergarbeitersiedlung Herten-Scherlebeck. Eindringlich erzählt er von den Erfahrungen, die ihn prägen, und warum es in fünfzig Lebensjahren mehr als einmal eine schützende Hand brauchte.
Kongenial gelesen vom Autor.
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Gebundenes Buch
Hape Kerkeling, ein Name, ein Begriff.
Hape, der eigentlich Hans-Peter heißt und den Namen von seinem großen Bruder verpasst bekam, kennt man als Horst Schlämmer, als Hannilein, als Hurz-Sänger und auch als Autor des Buches "Ich bin dann mal weg".
Immer scheint er …
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Hape Kerkeling, ein Name, ein Begriff.
Hape, der eigentlich Hans-Peter heißt und den Namen von seinem großen Bruder verpasst bekam, kennt man als Horst Schlämmer, als Hannilein, als Hurz-Sänger und auch als Autor des Buches "Ich bin dann mal weg".
Immer scheint er der Sonnyboy mit der rheinischen Frohnatur zu sein.
Diese, seine Biographie zeigt, dass es auch einen anderen Hape Kerkeling gab, der einem fremd ist und von dem man nichts wusste.
Mit wenigen Ausnahmen erzählt Hape ausschließlich Episoden aus seiner Kindheit. Es ist eine Kindheit, die überschattet ist vom Freitod seiner Mutter. Schonungslos offen erzählt er von der Krankheit seiner Mutter, die unter Depressionen litt und nur im Tod Erlösung erfahren konnte. Schon zu dieser Zeit zeigte sich sein Talent, andere zum Lachen zu bringen.
Allein gelassen mit seiner Mutter, die die Welt schon außen vor gelassen hatte und in ihrer eigenen Welt lebte, versuchte Hape, mit allem was ihm zur Verfügung stand, in ihre Welt einzudringen und sie zum Lachen zu bringen, was ihm auch ab und an gelang. Das waren glückliche Momente für ihn, anders als die, in der er spürte, dass er seiner Mutter krankheitsbedingt egal war.
Sein Vater war berufsbedingt oft auf Reisen, sein Bruder so alt, dass er schon eigene Wege ging, so dass es an Hape hing, bei seiner Mutter zu sitzen und auf sie aufzupassen.
Dass er nach dem Tod seiner Mutter nicht zerbricht, grenzt fast an ein Wunder. Aber der 8-jährige Hans-Peter hat großes Glück mit seiner Familie, die ihn auffängt. Seine Großeltern väterlicherseits ziehen zu ihnen und kümmern sich liebevoll um die Kinder. Ihnen wird er später einmal alles zu verdanken haben, was aus ihm geworden ist.
Er ist stark geprägt durch seine Großeltern mütterlicher- wie auch väterlicherseits. Nachdem die Familie Kerkeling erst bei den Eltern seines Vaters wohnten, zogen sie später in das Haus von den Eltern seiner Mutter, welches sie gekauft und umgebaut haben. Oma Änna ist eine heherzte, resolute und strenge Frau, die das Herz am rechten Fleck hat. Sie unternimmt viele Ausflüge mit ihren Enkeln und wird Hape kurz vor ihrem Tod anvertrauen, dass sie ganz sicher weiß, dass einmal etwas Großes aus ihm werden wird.
Nach dem Freitod von Hapes Mutter zögern seine Großeltern väterlicherseits keinen Moment, ihr Zuhause aufzugeben, um sich um die Kinder zu kümmern, obwohl diese schon über 70 Jahre alt waren.
Bei ihnen fand er immer einen Anker, der ihn halten konnte und die ihn Kind sein ließen.
Hape erzählt in seinen Erinnerungen aber auch von den Freundschaften, die er im Laufe seiner Kindheit geschlossen hat und die zum Teil bis in die heutige Zeit reichen. Mit seinem Freund Achim verbindet ihn nicht nur eine lebenslange Freundschaft, sie haben auch beruflich zusammen einiges auf die Beine gestellt.
Die Erinnerungen an seine Kindheit werden in einer Rahmenhandlung erzählt. Hape versucht Luis, einen kleinen schüchternen HIV-infizierten Jungen zum Reden zu bringen, indem er ihm aus seiner Kindheit erzählt.
Das Buch ist mitreißend, mal komisch, mal traurig. Überschattet vom Tod seiner Mutter lernt der Leser einen kleinen Jungen kennen, der traumatisches in jungen Jahren erleben muss, aber durch die Liebe seiner Familie, allen voran den Großeltern, aufgefangen und liebevoll erzogen wird. Er kann sich glücklich schätzen, so wertvolle Menschen in seinem Umfeld gehabt zu haben, die dafür gesorgt haben, dass er nicht daran zerbrochen ist.
Man hält ein Buch in den Händen, das man mit einem lachenden und einem weinenden Auge lesen wird.
Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen.
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Broschiertes Buch
In diesem Buch spricht Hape Kerkeling über seine Kindheit; entwaffnend ehrlich, mit großem Humor und Ernsthaftigkeit. Über die frühen Jahre im Ruhrgebiet, Bonanza-Spiele, Gurkenschnittchen und den ersten Farbfernseher, aber auch über einen tragischen Schicksalsschlag in …
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In diesem Buch spricht Hape Kerkeling über seine Kindheit; entwaffnend ehrlich, mit großem Humor und Ernsthaftigkeit. Über die frühen Jahre im Ruhrgebiet, Bonanza-Spiele, Gurkenschnittchen und den ersten Farbfernseher, aber auch über einen tragischen Schicksalsschlag in seiner Kindheit.
"Ach, Humor ist schon ein guter Kumpel. Es ist gar nicht so leicht, Menschen professionell zum lachen zu bringen und seinen eigenen Stil zu finden. Den einen gemeinsamen Humornenner vielen unterschiedlicher Individuen muss man erst einmal entdecken." Zitat Seite 308
Ich mag Hape Kerkeling als Entertainer und bin ein großer Fan seines Buches "Ich bin dann mal weg". Weil wir beide im selben Jahr geboren sind, interessierte mich seine Darstellung dieser Kindheit und Jugendzeit.
Hapes Mutter ist depressiv, der Vater aus beruflichen Gründen nur wenig anwesend. Als die Mutter den Freitod wählt, ziehen die Großeltern zu den Enkeln und übernehmen das Sorgerecht.
Das Buch liest sich wie eine Mischung von allgemeinen Erlebnissen einer Kindheit im Ruhrpott und einer Verarbeitung des tragischen Verlusts der Mutter.
Ehrlich und auch sehr eindringlich klingen die Kapitel über die prägenden Erfahrungen in Hapes Kindheit.
Aber auch wenn mich Hapes Schicksal berührt, liest sich dieses Buch eher wie eine therapeutische Aufarbeitung eines früh erlebten Schicksalsschlages als nach einer interessanten Lebensgeschichte.
Warum erzählt er das der Öffentlichkeit? Ich habe das Gefühl, dass er trotz seiner 50 Jahre dieses Trauma noch immer nicht verarbeitet hat. Er musste es sich regelrecht von der Seele schreiben.
Doch welchen Nutzen hat diese Lektüre für den Leser? Ich konnte für mich nur die Erinnerungen an die erwähnten TV-Größen wie Rudi Carell, Peter Frankenfeld, Dieter Hallervorden, Loriot etc. als gleichzeitig erlebte Jugendbilder mitnehmen. Auch ich habe gemeinsam mit meiner Oma mit diesen Figuren schöne Fernsehabende erlebt. Daran erinnere ich mich noch gut, aber nicht an Erlebnisse als Kleinkind, wie es von Hape beschrieben wird. Daher nehme ich ihm Teile dieser Geschichte auch nicht ab.
Seinem humoristischen Naturell ist es zu verdanken, dass Hape, trotz des Verlustes seiner Mutter den Lebensmut nicht verloren hat. Aber auch seine aufopfernden Großeltern haben großen Anteil am Bestand seiner Frohnatur.
Mich hat dieses Buch mit etwas Ruhrpottslang und netten Geschichten von dem dicken Jungen, Omas und etlichen Anverwandten leidlich unterhalten. Den Sprachstil und die Auswahl der Geschichten hatte ich mir anders vorgestellt. Der große Erfolg des "Ich bin dann mal weg" verpflichtet, konnte aber hier nicht wiederholt werden.
Für Hape war das Schreiben dieses Buchs sicher sehr wichtig. Aber ob die Welt diese Biographie gebraucht hat, ist sehr fraglich. Wer Hape mag, liest es sicherlich, ob 1, 2, 3, 4 oder 5 Sterne ist da Wurscht!
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Broschiertes Buch
Im Buch schildert der bekannte und beliebte Moderator, Spaßmacher und Schauspieler Hape Kerkeling einige Stationen seines Lebens, vor allem aber seine eigene Kindheit. Ein Buch mit tollen, berührenden Begegnungen, über Verluste, Lebensmut und die Energie, immer wieder …
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Im Buch schildert der bekannte und beliebte Moderator, Spaßmacher und Schauspieler Hape Kerkeling einige Stationen seines Lebens, vor allem aber seine eigene Kindheit. Ein Buch mit tollen, berührenden Begegnungen, über Verluste, Lebensmut und die Energie, immer wieder aufzustehen.
Schon richtig lange wollte ich dieses Buch unbedingt lesen und nun war es soweit, ich war gespannt und habe mich drauf gefreut. Inhaltlich wusste ich nicht genau, was mich hier erwartet, da ich aber auch das Buch von Hape Kerkeling über den Jakobsweg – und seinen Weg dorthin – gelesen habe, war mir klar, dass mir der Stil wie er schreibt gut gefällt. Und so war es dann auch. Ich kam recht schnell in die (Lebens-)Geschichte hinein, d.h. ich hatte hier überhaupt keine Startschwierigkeiten beim Lesen. Der Stil gefällt mir gut, es ist wirklich angenehm zu Lesen, eine schöne Sprache, nicht sonderlich kompliziert, aber dennoch keine einfache Sprache. Auch vom Satzbau her ist nichts arg verschachtelt, klar gibt es mal längere Sätze, aber das passt dann inhaltlich auch einfach gut in dem Moment.
Die Schilderung der Kindheit von Hape Kerkeling (über seine eigene Kindheit ja!) hat mir gut gefallen, mich durchaus sehr berührt. Generell hat er Ansichten, die ich wirklich gut finde, wenngleich man merkt, wie heftig all das gewesen sein muss, was er schon erlebt und mitgemacht hat. Chapeau, Hape! Er hat sich hier in gewisser Weise auf sein „Quatsch-Macher-Tum“ berufen bzw. ist dorthin geflüchtet, was durchaus auch eine verständliche Reaktion ist.
Für mich ist inzwischen manches besser nachvollziehbar, in gewisser Weise auch, warum es aktuell vielleicht etwas stiller um ihn geworden ist. Ich schätze die Art und Weise wie er sich der Öffentlichkeit präsentiert – sich nämlich zurück hält, damit privates auch privat bleibt. Ebenso fand ich viele Aussagen im Buch wirklich wunderbar, interessant mit welchen Menschen er in Berührung kam, wie toll seine Großeltern sich gekümmert haben.
Mir waren zwar einige Punkte im Leben von Hape Kerkeling schon bekannt, jedoch so gut wie nichts über seine Kindheit oder auch sein vielleicht nicht unbedingt direkt gewolltes Outing durch Rosa von Praunheim. Entsprechend fand ich es hier wirklich spannend noch mehr zu erfahren, wenn gleich das Buch eben nicht immer lustig ist. Klar gibt es auch lustige und komische Situationen, es ist aber eben auch so, dass die Schilderungen recht emotional sind und durchaus Nahe gehen können.
Von mir gibt es dafür eine absolute Empfehlung und 5 von 5 Sternen.
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Broschiertes Buch
Mir hat die Mischung aus traurigen oder einfach sehr rührenden Episoden und lustigen oder mutmachenden Szenen aus Hape Kerkelings Leben sehr gut gefallen! Ich freue mich sozusagen nachträglich sehr für ihn, dass es solche starken Frauen in seiner Familie gab und dass seine Oma Bertha …
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Mir hat die Mischung aus traurigen oder einfach sehr rührenden Episoden und lustigen oder mutmachenden Szenen aus Hape Kerkelings Leben sehr gut gefallen! Ich freue mich sozusagen nachträglich sehr für ihn, dass es solche starken Frauen in seiner Familie gab und dass seine Oma Bertha so "steinalt" wurde!
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Gebundenes Buch
Diese Mischung aus bitteren Kindheitserinnerungen und die für meinen Geschmack etwas zu detaillierte Schilderung von Mutter Kerkelings Freitod, ging mir sehr an die Substanz. Belohnt wurde ich jedoch durch Kerkelings flüssigen Schreibstil, der mich sowohl zu Tränen rührte als …
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Diese Mischung aus bitteren Kindheitserinnerungen und die für meinen Geschmack etwas zu detaillierte Schilderung von Mutter Kerkelings Freitod, ging mir sehr an die Substanz. Belohnt wurde ich jedoch durch Kerkelings flüssigen Schreibstil, der mich sowohl zu Tränen rührte als auch zum Lachen verführte. Emotional und tiefgründig verarbeitet er in seiner Biographie dieses für Ihn sehr prägendes Erlebnis. Der damals erst achtjährige Hans-Peter kämpft mit Ärger, Wut und Unverständnis für seine Mutter. Er ist mit der Situation vollkommen überfordert, doch seine Familie fängt ihn auf und formt ihn. Vor allem die Frauen seiner Sippe: Omas und Tanten ziehen ihn liebevoll und lebensbejahend groß.
Durch dieses Buch kann man geschickt nachvollziehen, wie aus dem damaligen Pummelchen der heute so beliebte Showmaster wurde. Kerkelings Familie ist voller liebenswerten Charakteren mit deren Hilfe sicherlich jede Krise zu meistern ist.
Kurzweilig und berührend.
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Broschiertes Buch
Das Buch ist einerseits mit viel Humor und Augenzwinkern geschrieben, aber andererseits geht Hape Kerkeling auch in die Tiefe und beschreibt die Eigenschaften, Eigenarten und Charaktere seiner turbulenten Verwandtschaft, in der er aufwächst, grandios. Gleichzeitig kann sich der Leser ein Bild …
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Das Buch ist einerseits mit viel Humor und Augenzwinkern geschrieben, aber andererseits geht Hape Kerkeling auch in die Tiefe und beschreibt die Eigenschaften, Eigenarten und Charaktere seiner turbulenten Verwandtschaft, in der er aufwächst, grandios. Gleichzeitig kann sich der Leser ein Bild vom Leben und Treiben im nördlichen Ruhrgebiet in den frühen 70er Jahren machen. Ganz traurig ist die Entwicklung seiner Mutter mit ihrem Suizid, aber Kerkeling beschreibt hierbei auch einiges an Hintergrundwissen, und dass mit den Krankheiten und psychischen Problemen der Mutter damals oft noch anders umgegangen wurde. Der bleibende Eindruck von Kerkelings Biographie aber ist, wie schon beschrieben, viel Augenzwinkern und Humor, trotz einiger sehr ernster Kapitel, und man kann sich ein genaues Bild von ihm und seiner Kindheit machen.
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Gebundenes Buch
Das Buch "Der Junge muss an die frische Luft" von Hape Kerkeling ist 320 Seiten lang und über Piperverlag erschienen.
Das Buch ist als Softcover, Hardcover Ebook, Hördownload und als Hörspiel erhältlich.
Als Hardcover hat es eine sehr gute Bindung und schöne …
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Das Buch "Der Junge muss an die frische Luft" von Hape Kerkeling ist 320 Seiten lang und über Piperverlag erschienen.
Das Buch ist als Softcover, Hardcover Ebook, Hördownload und als Hörspiel erhältlich.
Als Hardcover hat es eine sehr gute Bindung und schöne dicke Leseseiten. Ein Lesebändchen ist enthalten.
Hans Peter (Hape Kerkeling) gibt in diesem Buch seine Biographie zu Papier. Er berichtet über einige spirituelle Orte seines Lebens, wundersamen Begegnungen und vorallendingen über seine Kindheit bis hin zu seiner Karriere.
Das Buch ist unglaublich berührend und authentisch. Mehr als einmal musste ich mir ein Tränchen verdrücken. Echte Männer heulen schließlich nicht, aber Hape hat doch ganz schön an meinen Emotionen und Herz gerüttelt und mir mehr als einmal mit seinen Ansichten und durch seinen Tiefgang die Augen geöffnet und meinen Blickwinkel verändert. Was mir bei Hans Peter mal wieder bewusst wurde, die Menschen die ihr Umfeld zum Lachen bringen, sind die Weisen, die wahrhaftig bereits viel mitgemacht haben in ihrem eigenen Leben. Sie schenken sich selbst und ihrer Umgebung die Freude, welche benötigt wird, um sich selbst und andere zu heilen. In seiner Biographie demaskiert sich Hape Kerkeling und zeigt den wirklichen Hans Peter. Ich liebe seinen Humor und nachdem ich ihn nun so persönlich kennengelernt habe, auch seinen Charakter. Das Buch hat mich sehr zum Nachdenken gebracht und klingt noch lange nach. Es macht Mut und schenkt so viel Lebensfreude, Energie, Leichtigkeit und Toleranz. Vielen Dank für dieses außergewöhnliche Werk!
Hinweis: Das Buch wurde verfilmt!
Fazit: Unglaublich berührende Biographie. Manchmal humorvoll, doch meistens traurig, tiefgehend, Retro und einfach nur wunderschön. Ein wunderbarer Mensch, der mir durch sein Werk einen neuen Blickwinkel und Energie geschenkt hat. Außerordentliche Leseempfehlung!
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eBook, ePUB Unfassbar, was Hape alles erlebt hat und trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, bringt er nun die Menschen zum lachen.
Sehr berührendes Buch.
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