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Der neue Roman von Katerina Poladjan über vier Generationen von Frauen, eine Kommunalka und das Ende einer Epoche. In der sibirischen Weite, tausende Werst östlich von Moskau, leben in einer Kommunalka auf engstem Raum Großmutter, Mutter, Tochter und Enkelin unter dem bröckelnden Putz einer vergangenen Zeit. Es ist der 11. März 1985, Beginn einer Zeitenwende, von der noch niemand etwas ahnt. Alle gehen ihrem Alltag nach. Der Ingenieur von nebenan versucht, sein Leben in Kästchen zu sortieren, Warwara hilft einem Kind auf die Welt, Maria träumt von der Liebe, Janka will am Abend in der Küche…mehr

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Produktbeschreibung
Der neue Roman von Katerina Poladjan über vier Generationen von Frauen, eine Kommunalka und das Ende einer Epoche. In der sibirischen Weite, tausende Werst östlich von Moskau, leben in einer Kommunalka auf engstem Raum Großmutter, Mutter, Tochter und Enkelin unter dem bröckelnden Putz einer vergangenen Zeit. Es ist der 11. März 1985, Beginn einer Zeitenwende, von der noch niemand etwas ahnt. Alle gehen ihrem Alltag nach. Der Ingenieur von nebenan versucht, sein Leben in Kästchen zu sortieren, Warwara hilft einem Kind auf die Welt, Maria träumt von der Liebe, Janka will am Abend in der Küche singen. »Zukunftsmusik« ist ein großer Roman über vier Leben am Wendepunkt, über eine untergegangene Welt, die bis heute nachwirkt, über die Absurdität des Daseins und die große Frage des Hier und Jetzt: Was tun?

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, CY, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, IRL, I, L, M, NL, P, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Katerina Poladjan wurde in Moskau geboren, wuchs in Rom und Wien auf und lebt in Deutschland. Sie schreibt Theatertexte und Essays, auf ihr Prosadebüt »In einer Nacht, woanders« folgte »Vielleicht Marseille« und gemeinsam mit Henning Fritsch schrieb sie den literarischen Reisebericht »Hinter Sibirien«. Sie war für den Alfred-Döblin-Preis nominiert wie auch für den European Prize of Literature und nahm 2015 bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt teil. Für »Hier sind Löwen« erhielt sie Stipendien des Deutschen Literaturfonds, des Berliner Senats und von der Kulturakademie Tarabya in Istanbul. 2021 wurde sie mit dem Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund ausgezeichnet. Mit »Zukunftsmusik« stand Katerina Poladjan auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse 2022 und wurde mit dem Rheingau Literatur Preis 2022 ausgezeichnet. Literaturpreise: - Trophée Littéraire des Nouvelles d'Arménie 2023 (für die französischsprachige Ausgabe von »Hier sind Löwen«) - Rheingau Literatur Preis 2022 - Chamisso-Preis Dresden 2022 - Nelly-Sachs-Preis 2021 - Alfred-Döblin-Stipendium 2019 - Stipendium Deutscher Literaturfonds 2016/2017 - Residenzstipendium Kulturakademie Tarabya Istanbul 2016 - Stipendium der Stiftung Preussische Seehandlung 2016 - Shortlist für den European Union Prize for Literature 2016 - Nominierung für den Alfred-Döblin-Preis 2015 - Literaturpreis »Der kleine Hai« der Buchhandlung Wist, Potsdam 2015 - Teilnahme am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2015 - Senatsstipendium der Stadt Berlin 2015 - Alfred-Döblin-Stipendium 2014 - Grenzgänger Stipendium der Robert Bosch Stiftung 2014 - Stipendium der Neuen Gesellschaft für Literatur 2003
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensentin Maike Albath ist hocherfreut über Katerina Poladjans Roman über eine russische "Kommunalka" und ihre Bewohner an einem einzigen Tag zu Beginn der Ära Gorbatschow. Wie die Autorin Zeit und Raum durchdringt, in "eindrücklichen Szenen" die Ahnung des Umbruchs vermittelt, ihre Figuren "wie auf einer Drehbühne" präsentiert und sie elegant wie bei Tschechow miteinander parlieren lässt, zieht Abath in Bann. Fantastisch wie bei Bulgakow wird es auch mal, erläutert die Rezensentin, die vermittelt durch Poladjans Innenschau der Figuren ein Stück der späten Sowjetunion miterlebt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.03.2022

Würstchen oder das große Nichts

Unheilvoller Chopin: Katerina Poladjan fragt in "Zukunftsmusik" nach dem Verhältnis von Stagnation und Aufbruch in Russland.

Seit Jahren wohnen sie schon im selben Haus, die gemieteten Zimmer von Matwej und Maria liegen einander gegenüber auf dem langen Flur. Sie teilen sich mit vier anderen Parteien die große Küche und das Bad. Der alleinstehende, 54 Jahre alte Matwej schwärmt schon sehr lange für seine Nachbarin, die sich ihr Zimmer mit ihrer Mutter Warwara, ihrer Tochter Janka und deren Tochter Kroschka teilt. Nun endlich kommt es zu einer Art Rendezvous in Matwejs Raum, man trinkt armenischen Cognac und kommt sich näher. Bis plötzlich die Tür aufgeht, "ein völlig fremder Mensch" ins Zimmer schaut und sich dann für die Störung entschuldigt, "er müsse sich verirrt haben, offenbar seien einige Wände umgestellt".

Wenn man sich fragt, wie es kam, dass Russland heute der Staat ist, der er ist, dann scheint der Blick auf den Moment vielversprechend, in dem der spätere Reformer Michail Gorbatschow antrat, um sein Werk der "Umgestaltung" zu beginnen. Am Tag seiner Wahl zum Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU, am 11. März 1985, spielt Katerina Poladjans Roman "Zukunftsmusik". Er setzt in den frühen Morgenstunden ein und endet in der darauffolgenden Abenddämmerung.

Die Autorin, die 1971 in Moskau geboren wurde und seit 1979 in Deutschland lebt, nennt den Schauplatz nicht, er trägt Züge der Stadt Wladiwostok aus "Hinter Sibirien", der Reiseerzählung, die sie 2016 gemeinsam mit Henning Fritsch publizierte, erscheint aber mit seinen Industrieanlagen, den bröckelnden Häusern, der rauen Witterung und der nahen Wildnis als ein Ort, der überall im Norden Russlands und jedenfalls weit entfernt von der Machtzentrale in Moskau liegen könnte.

So kommen Nachrichten wie die vom Tod Konstantin Tschernenkos, Gorbatschows unmittelbarem Vorgänger, mit Verspätung und zunächst eigenartig vermittelt hier an: Vor der offiziellen Bekanntgabe spielt das Radio den in solchen Fällen üblichen Klaviersonatensatz von Chopin, und der kommunistische Funktionär Matwej, den es aus Schlaflosigkeit in die Gemeinschaftsküche treibt, stimmt dort das Lied "Unsterbliche Opfer" an, den Trauermarsch für die toten Aufständischen von 1905, der in den Achtzigern bei den öffentlichen Totenfeiern der kurz hintereinander verstorbenen ZK-Generalsekretäre Breschnew, Andropow und Tschernenko gespielt wurde.

Diese Zusammenhänge lässt Poladjan gekonnt im Unklaren, manche für einige Kapitel, andere den kompletten Roman über. Dass es dem Leser überlassen bleibt, ihnen nachzugehen, wird indessen rasch deutlich. "Zukunftsmusik", in diesem Frühjahr erschienen und für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert, ist auch über solche Anspielungen hinaus ein auffällig akustisch strukturierter Roman, dessen Protagonisten singen und summen, schreien, seufzen und wispern, als hinge in einer Atmosphäre, in der vieles ungesagt bleibt, umso mehr von solchen Äußerungen ab. Oder, wie im Fall der noch nicht ganz volljährigen Mutter Janka, die am Abend jenes Tages ein Konzert in der Küche des Mietshauses geben will, als sei der Gesang das Rettungsmittel in einer verkrusteten Gesellschaft. Am Ende wird ein anderer das Konzert an Jankas Stelle geben, mit ihrer Gitarre und ihren Liedern, während die Sängerin selbst das Vertrauen verloren hat, auf diese Weise etwas zu bewegen.

Der Roman fängt, wie es scheint, einen historischen Moment zwischen gesellschaftlicher Resignation und einem Aufbruch ein, von dem die Protagonisten noch nichts wissen können, die bereits in kurzer Zeit zwei Wechsel an der Spitze der politischen Machtpyramide miterlebt haben, ohne dass sich etwas spürbar geändert hätte. Poladjan stattet jeden von ihnen mit einer Grundunruhe aus, die sich an die Gegenwart knüpft oder an einen längst vergangenen Lebensmoment ("alles schien möglich, die Zukunft hatte Zeit"), mit dem von leiser Angst oder Hoffnung begleiteten Gefühl, dass sich vielleicht doch etwas ändern könnte. Und sei es die Erlösung aus den beengten Wohnverhältnissen im Mietshaus.

Der Roman holt dafür weit aus. Nicht räumlich oder zeitlich, da ist die Handlung einheitlich genug. Aber er verwandelt das Geschehen mit seiner Sprache in einen Hallraum, in dem sich das Echo von ähnlich gelagerten Stimmungen in unterschiedlichen Phasen der russischen Gesellschaft verfängt. Immer wieder finden sich Anspielungen auf Literatur, auf Bulgakows "Meister und Margarita", auf Turgenjew oder Gogol und vor allem auf Tschechows "Möwe" und seinen "Kirschgarten", deren Dialoge den Protagonisten in den Mund gelegt werden, markiert oder unmarkiert.

Erhellend wird das, wenn sich Janka und einer ihrer Freunde, die sich von dieser Sowjetunion nichts mehr erhoffen, mit denselben, auf Paris gerichteten Sehnsuchtsfloskeln traktieren wie einst Tschechows Protagonisten und wenn das Ergebnis - die Kirschbäume, die das Alte symbolisieren, werden weichen müssen - sich auch hier abzeichnet, allerdings mit der hübschen Pointe, dass in Poladjans Roman die tragbaren Bäumchen unkommentiert durchs Bild bewegt werden, als es tatsächlich an den Umbau geht.

Hier heißt das: Es bleibt nicht bei der Äußerung des "völlig fremden Menschen" über das Umstellen der Wände. Die Irritation über die bröckelnden Verhältnisse geht viel weiter. Kaum zufällig arbeitet Matwej in einem "Strugatzky-Institut", das an der Aufhebung der Schwerkraft forscht und nicht die einzige Anspielung Poladjans auf das Schaffen der schreibenden Brüder ist. Der surrealistische Zug, der sich im Verlauf der Romanhandlung immer deutlicher zeigt, sorgt dafür, dass Menschen aus dem Fenster steigen und davonfliegen oder sich völlig unvermittelt das Ende des Korridors ins Freie hin öffnet, ohne dass die Protagonisten davon großartig überrascht würden. So wie ihnen erst in diesem Moment auffällt, wie grau eigentlich die Wände ihres Hauses waren, so nehmen sie auch den großen Umbau hin.

Wie soll man aber vor einem solchen Hintergrund überhaupt Entscheidungen treffen? Einmal an diesem Tag stellt sich Maria spontan in der Schlange an, die vor einem Laden auf die Straße hinaus führt. "Was glauben Sie, erwartet uns?", fragt sie den Mann, der vor ihr steht. "Am Anfang dieser Schlange", antwortet der Mann, "erwarten uns feine, rosa glänzende Krakauer Würstchen, und wenn wir Pech haben, erwartet uns das Nichts. Und bis wir an der Reihe sind, ist uns die Möglichkeit gegeben zu überlegen, ob wir das, wofür wir anstehen, überhaupt brauchen." TILMAN SPRECKELSEN

Katerina Poladjan: "Zukunftsmusik". Roman

S. Fischer Verlag, Frankfurt 2022. 192 S., geb.,

22,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.03.2022

Alphabet der Gefühle
Hochmusikalisch und virtuos erzählt Katerina Poladjan von den inneren Landschaften der späten Sowjetunion
Tiefe Melancholie. Dies ist die stärkste Empfindung, die einen schon auf der ersten Seite von Katerina Poladjans Roman „Zukunftsmusik“ überfällt. Wie kann es sein, dass alles Hoffnungsvolle und Offene der russischen Gegenwart schon wieder verflogen ist? Gerade erst schien es doch eine Zukunft zu geben, gerade erst deutete sich eine Wende an. Poladjans Figuren stecken in einer Zeitfalte: Eine Epoche geht zu Ende, während sich etwas Neues andeutet, aber noch nicht begonnen hat. Die Schriftstellerin, 1971 in Moskau geboren und seit den späten siebziger Jahren in Deutschland zu Hause, lässt ihren perfekt komponierten Roman an einem einzigen Tag spielen, dem 11. März 1985, und erzeugt eine besondere Durchdringung von Zeit und Raum.
Es ist der Beginn der Ära Gorbatschow, wovon ihr mehrköpfiges Heldenensemble aber noch nichts ahnt. In der Luft liegt es dennoch. Die 20-jährige Janka erfährt während ihrer Nachtschicht in einer Glühbirnenfabrik irgendwo weit östlich von Moskau, dass der Oberste Sowjet gestorben sei, denn der Vorarbeiter hält ein Radio in die Höhe, aus dem Chopins Trauermarsch tönt. Allein diese Geste bringt das Verhältnis zur Macht auf den Punkt: Der Name des Staatsratsvorsitzenden fällt nicht. Der Staat ist eine diffuse, unsichtbare Größe, die alles bestimmt, genauso unvermeidlich wie die Luft zum Atmen.
Immer wieder gelingen Poladjan eindrückliche Szenen, die emblematisch werden: Wie der Ingenieursassistent Matwej Alexandrowitsch zu Hause in der Kommunalka, dem Hauptschauplatz von „Zukunftsmusik“, den Küchentisch von Janka, ihrer Mutter Maria Nikolajewna und der Großmutter Warwara Michailowna beanstandet, weil er drei Zentimeter zu lang sei und damit gegen die Vorschriften verstoße. Oder wie Maria kurze Zeit später in ihrem verwaisten Natur- und Völkerkunde-Museum, wo sie angestellt ist, vom Parterre mit dem ausgestopften Mammut in den Saal mit den Lemmingen wechselt, die um einen Elch herumwimmeln.
Oder wie die Leute in einer langen Schlange an einem Geschäft anstehen, ohne zu wissen, was es dort zu kaufen gibt. Wie auf einer Drehbühne präsentiert die Autorin mal diesen, mal jenen Wirklichkeitsausschnitt, und abwechselnd rücken die drei Frauen Warwara, Maria und Janka in den Vordergrund, jede mit einer eigenen Geschichte und im Innersten einander fremd. Hinzu kommt Jankas kleine Tochter Kroschka sowie besagter Matwej, schwankend zwischen automatischer Pflichterfüllung und einer starken Zuneigung zu Maria, und Ippolit Iwanowitsch, ein Zugschaffner, der überraschenderweise und von allen unbemerkt mit Großmutter Warwara eine Liebschaft pflegt.
Hochmusikalisch und virtuos ist nicht nur die perspektivische Gestaltung mit Tempowechseln, inneren Monologen und bildhaften Vergleichen – die Luft ist „eine spitze, garstige Scherbe“ –, sondern auch die Dialogführung. Sämtliche Figuren, Janka ausgenommen, sprechen so geschliffen miteinander wie in einer Tschechow-Erzählung. Da ist allenthalben von dem „Verehrtesten“ und „meiner Lieben“ die Rede, Siezen gehört dazu, jemand soll „eintreten“, obwohl es sich um eine Sechs-Quadratmeter-Klause handelt. Das Gefälle zwischen der gewählten Ausdrucksweise und der überfüllten, heruntergekommenen Wohnung hat einen komischen Effekt.
Für die Protagonisten bekommt die Sprache zugleich eine Schutzfunktion: Wer so elegant zu formulieren weiß, verteidigt seine Autonomie, verweigert sich den politischen Floskeln und bezieht sich stattdessen auf den Hallraum der literarischen Tradition. Immer wieder schwingen Anspielungen auf Turgenjew, Gogol und Bulgakow mit, zu dessen Ehren Poladjan eine surreale Vignette erfindet: Ein Kommunalka-Genosse, ein Professor, katapultiert sich mit einem wippenden Stuhl an elastischen Bändern und Spiralen durch das Dach direkt in den Himmel.
Wie beiläufig hingetupft wirken die Geschehnisse, die für jeden auf einen Höhepunkt zulaufen. Janka will am Abend in der Küche ein Konzert geben, ein Kwartirnik. Matwej muss einen tödlichen Unfall in der Humanzentrifuge in seinem wissenschaftlichen Institut miterleben, was etwas in ihm aufbrechen lässt. Maria entdeckt verschüttete Sehnsüchte. Und Warwara zelebriert ihr Techtelmechtel mit dem Zugschaffner im Nachbarzimmer, als sei sie eine Fürstin.
Die Schlusswendung von „Zukunftsmusik“ ist tatsächlich zukunftstrunken: Wieder schwappt etwas Phantastisches in den Roman. Janka stößt in der überfüllten Kommunalka auf eine unbeachtete Tür, hinter der sich eine weite Landschaft auftut. Die junge Frau gerät in einen ungewohnten seelischen Zustand und fühlt sich wie „eine Genesende“. Ähnlich wie in ihrem letzten Roman „Hier sind Löwen“ zeigt Katerina Poladjan auch in „Zukunftsmusik“, wie glänzend sie sich auf die Innenschau ihrer Figuren und deren emotionale Bindungen versteht. Ihr gelingt ein kleines, schimmerndes Alphabet der Gefühle in der späten Sowjetunion.
MAIKE ALBATH
Katerina Poladjan:
Zukunftsmusik. Roman.
S. Fischer, Frankfurt am Main 2022.
192 Seiten, 22 Euro.
Die Autorin Katerina Poladjan lebt seit 1979 in Deutschland.
Foto: Carsten Koall/dpa
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Listig mixt die Autorin surreale und phantastische Elemente in den Text Heilbronner Stimme 20221231
Rezensentin Olga Hochweis fühlt sich mit Katerina Poladjans Roman um eine russische Mehrfamilienwohnung und ihre Bewohner an einem Tag im Jahr 1985 daran erinnert, dass Regime und Menschen in Russland zwei verschiedene Größen sind. Die Leiden und Hoffnungen der Figuren am Beginn der Ära Gorbatschow fängt die Autorin laut Hochweis liebevoll, atmosphärisch, lakonisch und ohne Larmoyanz ein. Differenzierte Figurenporträts, dichte Alltagsszenen sowie literarische Bezüge zu den großen russischen Schriftstellern machen die Lektüre für Hochweis zu einer reichen Erfahrung.

© Perlentaucher Medien GmbH
Katerina Poladjan hat mit 'Zukunftsmusik' einen der ganz großen deutschen Gegenwartsromane geschrieben, den man jetzt in Zeiten des Krieges anders liest als noch in der Zeit des Friedens. Denis Scheck WDR 2 20220529