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Ein literarischer Roman über die brennenden Themen der Gegenwart: Das neue Buch der Bachmannpreisträgerin Birgit Birnbacher Birgit Birnbacher, der Meisterin der "unpathetischen Empathie" (Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau), gelingt es, die Frage, wie und wovon wir leben wollen, in einer packenden und poetischen Sprache zu stellen. Ein einziger Fehler katapultiert Julia aus ihrem Job als Krankenschwester zurück in ihr altes Leben im Dorf. Dort scheint alles noch schlimmer: Die Fabrik, in der das halbe Dorf gearbeitet hat, existiert nicht mehr. Der Vater ist in einem bedenklichen Zu...
Ein literarischer Roman über die brennenden Themen der Gegenwart: Das neue Buch der Bachmannpreisträgerin Birgit Birnbacher Birgit Birnbacher, der Meisterin der "unpathetischen Empathie" (Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau), gelingt es, die Frage, wie und wovon wir leben wollen, in einer packenden und poetischen Sprache zu stellen. Ein einziger Fehler katapultiert Julia aus ihrem Job als Krankenschwester zurück in ihr altes Leben im Dorf. Dort scheint alles noch schlimmer: Die Fabrik, in der das halbe Dorf gearbeitet hat, existiert nicht mehr. Der Vater ist in einem bedenklichen Zustand, die Mutter hat ihn und den kranken Bruder nach Jahren des Aufopferns zurückgelassen und einen Neuanfang gewagt. Als Julia Oskar kennenlernt, der sich im Dorf von einem Herzinfarkt erholt, ist sie zunächst neidisch. Oskar hat eine Art Grundeinkommen für ein Jahr gewonnen und schmiedet Pläne. Doch was darf sich Julia für ihre Zukunft denken?
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Birgit Birnbacher, geboren 1985, lebt als Schriftstellerin in Salzburg. Ihr Debütroman Wir ohne Wal (2016) wurde mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto Stiftung ausgezeichnet, darüber hinaus erhielt sie zahlreiche Förderpreise und 2019 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Bei Zsolnay erschienen zuletzt die Romane Ich an meiner Seite (2020) und Wovon wir leben (2023).
Produktdetails
- Verlag: Zsolnay-Verlag
- Seitenzahl: 192
- Erscheinungstermin: 20. Februar 2023
- Deutsch
- ISBN-13: 9783552073470
- Artikelnr.: 66829537
Immer nur ausatmen?
Birgit Birnbachers Roman "Wovon wir leben"
Die vollständige Atmung, auch Vollatmung genannt, ist eine yogische Meditationspraxis zu Entfesselung von Freiheitspotentialen via Lungenvolumen. Birgit Birnbachers dritter Roman beginnt mit einer solchen Atmung, die eine Eigenheit hat: länger ausatmen als einatmen, "immer mehr geben als nehmen".
Eine junge Frau steht auf diese generöse Art atmend vor der Klinik einer österreichischen Kleinstadt. Sie hat dort als Krankenschwester gearbeitet. Einatmen. Dann ist ihr eine Verwechslung passiert, die eine Patientin fast das Leben gekostet hätte. Berufsverbot bekam sie nicht, wurde aber selbst krank. Krank vor Scham, krank vor Selbstzweifeln, krank
Birgit Birnbachers Roman "Wovon wir leben"
Die vollständige Atmung, auch Vollatmung genannt, ist eine yogische Meditationspraxis zu Entfesselung von Freiheitspotentialen via Lungenvolumen. Birgit Birnbachers dritter Roman beginnt mit einer solchen Atmung, die eine Eigenheit hat: länger ausatmen als einatmen, "immer mehr geben als nehmen".
Eine junge Frau steht auf diese generöse Art atmend vor der Klinik einer österreichischen Kleinstadt. Sie hat dort als Krankenschwester gearbeitet. Einatmen. Dann ist ihr eine Verwechslung passiert, die eine Patientin fast das Leben gekostet hätte. Berufsverbot bekam sie nicht, wurde aber selbst krank. Krank vor Scham, krank vor Selbstzweifeln, krank
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vom schlechten Ruf, der ihr seitdem vorauseilt. Ausatmen.
Die lungenkranke Erzählerin bricht in der Kleinstadt alle Zelte ab und flüchtet in das Dorf, in dem sie aufgewachsen ist. Hier ist die Zeit stehen geblieben und alles beim Alten. Mit einer Ausnahme: Die Mutter ist weg. Sie, die immer so viel gegeben - ausatmen! - hat: dem Vater, den Kindern, den Nachbarn. Nun hat sie alles hinter sich gelassen, um in Syrakus mit einem neuen Mann endlich mal einzuatmen und verrückte Dinge wie einen Bootsführerschein zu machen. Dabei hat sie nicht mal einen Autoführerschein. Das war Vaters Sache gewesen. Der wohnt jetzt allein im Elternhaus und soll sich um die kranke Tochter kümmern. Die ist Ende dreißig und liebt einen verheirateten Mann. Beziehungsstatus also: aussichtslos. Den Job muss sie aufgeben, ihre Wohnung in der Stadt auch. Dabei hatte es die Erzählerin dort eigentlich erstaunlich lange gehalten. Erst machte sie eine Lehre im örtlichen Autohaus. Dann folgten die Umschulung auf Krankenschwester und ein Job in einer nahe gelegenen Klinik. Die Mutter, die ihre eigenen Stewardessenträume nie in die Tat hat umsetzen können, schreit ihre Tochter an: "Und wann lebst du, fährst dort, tust was Schönes?" Ihre Tochter sollte es doch mal besser haben! Nicht anderen den Hintern abwischen müssen. Wie konnte sie sich nur freiwillig für "so etwas" entscheiden?
Die Verhältnisse zu Hause sind das Gegenteil einer ländlichen Idylle. Es gibt einen Bruder, der geistig behindert ist. Er lebt in einem Heim. Daheim herrscht dunkelstes Patriarchat: Der Vater geht in die Werkstatt und erholt sich dort vom Leben, die Mutter macht den Rest. "Ihr werdet euch noch anschauen! Lange dauert es nicht mehr mit mir, und dann wird die Mama bereuen, dass sie einfach gegangen ist. Ewig wird sie sich Vorwürfe machen, das wird nicht schön. Ganz und gar nicht schön, hässlich sogar, sehr hässlich ist das, wenn Frauenleben so enden." Der Erzählerin fällt jetzt ein, "wie ich jahrelang gerührt war, weil er einen Arm um Mutters Autositz legte, wenn er rückwärts aus der Einfahrt fuhr. Ich musste ganz schön groß werden, um zu kapieren, dass er ihren Sitz auch umarmt, wenn sie gar nicht dabei ist."
Die 2019 mit dem Bachmannpreis ausgezeichnete Birgit Birnbacher hat ihren dritten Roman geschrieben, der sich mit Lebensentwürfen sogenannter kleiner Leute beschäftigt. Man lebt im Dorf nach althergebrachter Weise: "Der alte Küchenherd ist noch gut, überheizte Schlafzimmer sind ungesund. Die Zentralheizung, denke ich, ist eine schöne Errungenschaft, und irgendwann wird auch der Vater das einsehen, wenn er bis dahin nicht auf dem Klo festgefroren ist." So althergebracht soll es auch der Erzählerin ergehen, die sich, kaum wieder zu Hause, von den Zwängen der Tochterrolle einlullen lässt ("Und dann doch wieder: die Möglichkeit des Bleibens"). Sie pflegt den kranken Bruder, bekocht den hypochondrischen Vater, der die Gesundheit seines Jungen auf dem Gewissen hat, weil er dessen Hirnhautentzündung nicht rechtzeitig erkannt und ihn nicht ins Krankenhaus gefahren hat, wie die Mutter es wollte. "Papperlapapp", schnitt er ihr damals das Wort ab.
Obwohl die Autorin klare Worte für die zwischengeschlechtlichen Kümmernisse im Dorf findet, ist das Buch keine Klageschrift - eher teilnehmende Beobachtung. Kühl, protokollarisch, realistisch. Ob es sich um den versoffenen Wirt handelt, der sein Lokal beim Kartenspiel verliert, oder um den lebensunfähigen Bruder, der stumm in die Welt starrt. Und dann gibt es noch den "Städter", einen Mittvierziger, der, von einem Herzinfarkt genesen, Erholung auf dem Land sucht und dort ganz anders als die Erzählerin tatsächlich ein Idyll findet. Er könnte für die Erzählerin, diese Julia Noch, deren Name Programm ist, eine Umwertung aller Werte bedeuten.
Birnbacher erzählt in dem kleinen, genauen Roman von den patriarchalen Strukturen zwischen Tradition und Borniertheit, die Generationen auf schicksalhafte Weise miteinander verstricken. Aber sie lässt auch ein Türchen in die Freiheit auf. KATHARINA TEUTSCH
Birgit Birnbacher: "Wovon wir leben". Roman.
Zsolnay Verlag, Wien 2023. 192 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die lungenkranke Erzählerin bricht in der Kleinstadt alle Zelte ab und flüchtet in das Dorf, in dem sie aufgewachsen ist. Hier ist die Zeit stehen geblieben und alles beim Alten. Mit einer Ausnahme: Die Mutter ist weg. Sie, die immer so viel gegeben - ausatmen! - hat: dem Vater, den Kindern, den Nachbarn. Nun hat sie alles hinter sich gelassen, um in Syrakus mit einem neuen Mann endlich mal einzuatmen und verrückte Dinge wie einen Bootsführerschein zu machen. Dabei hat sie nicht mal einen Autoführerschein. Das war Vaters Sache gewesen. Der wohnt jetzt allein im Elternhaus und soll sich um die kranke Tochter kümmern. Die ist Ende dreißig und liebt einen verheirateten Mann. Beziehungsstatus also: aussichtslos. Den Job muss sie aufgeben, ihre Wohnung in der Stadt auch. Dabei hatte es die Erzählerin dort eigentlich erstaunlich lange gehalten. Erst machte sie eine Lehre im örtlichen Autohaus. Dann folgten die Umschulung auf Krankenschwester und ein Job in einer nahe gelegenen Klinik. Die Mutter, die ihre eigenen Stewardessenträume nie in die Tat hat umsetzen können, schreit ihre Tochter an: "Und wann lebst du, fährst dort, tust was Schönes?" Ihre Tochter sollte es doch mal besser haben! Nicht anderen den Hintern abwischen müssen. Wie konnte sie sich nur freiwillig für "so etwas" entscheiden?
Die Verhältnisse zu Hause sind das Gegenteil einer ländlichen Idylle. Es gibt einen Bruder, der geistig behindert ist. Er lebt in einem Heim. Daheim herrscht dunkelstes Patriarchat: Der Vater geht in die Werkstatt und erholt sich dort vom Leben, die Mutter macht den Rest. "Ihr werdet euch noch anschauen! Lange dauert es nicht mehr mit mir, und dann wird die Mama bereuen, dass sie einfach gegangen ist. Ewig wird sie sich Vorwürfe machen, das wird nicht schön. Ganz und gar nicht schön, hässlich sogar, sehr hässlich ist das, wenn Frauenleben so enden." Der Erzählerin fällt jetzt ein, "wie ich jahrelang gerührt war, weil er einen Arm um Mutters Autositz legte, wenn er rückwärts aus der Einfahrt fuhr. Ich musste ganz schön groß werden, um zu kapieren, dass er ihren Sitz auch umarmt, wenn sie gar nicht dabei ist."
Die 2019 mit dem Bachmannpreis ausgezeichnete Birgit Birnbacher hat ihren dritten Roman geschrieben, der sich mit Lebensentwürfen sogenannter kleiner Leute beschäftigt. Man lebt im Dorf nach althergebrachter Weise: "Der alte Küchenherd ist noch gut, überheizte Schlafzimmer sind ungesund. Die Zentralheizung, denke ich, ist eine schöne Errungenschaft, und irgendwann wird auch der Vater das einsehen, wenn er bis dahin nicht auf dem Klo festgefroren ist." So althergebracht soll es auch der Erzählerin ergehen, die sich, kaum wieder zu Hause, von den Zwängen der Tochterrolle einlullen lässt ("Und dann doch wieder: die Möglichkeit des Bleibens"). Sie pflegt den kranken Bruder, bekocht den hypochondrischen Vater, der die Gesundheit seines Jungen auf dem Gewissen hat, weil er dessen Hirnhautentzündung nicht rechtzeitig erkannt und ihn nicht ins Krankenhaus gefahren hat, wie die Mutter es wollte. "Papperlapapp", schnitt er ihr damals das Wort ab.
Obwohl die Autorin klare Worte für die zwischengeschlechtlichen Kümmernisse im Dorf findet, ist das Buch keine Klageschrift - eher teilnehmende Beobachtung. Kühl, protokollarisch, realistisch. Ob es sich um den versoffenen Wirt handelt, der sein Lokal beim Kartenspiel verliert, oder um den lebensunfähigen Bruder, der stumm in die Welt starrt. Und dann gibt es noch den "Städter", einen Mittvierziger, der, von einem Herzinfarkt genesen, Erholung auf dem Land sucht und dort ganz anders als die Erzählerin tatsächlich ein Idyll findet. Er könnte für die Erzählerin, diese Julia Noch, deren Name Programm ist, eine Umwertung aller Werte bedeuten.
Birnbacher erzählt in dem kleinen, genauen Roman von den patriarchalen Strukturen zwischen Tradition und Borniertheit, die Generationen auf schicksalhafte Weise miteinander verstricken. Aber sie lässt auch ein Türchen in die Freiheit auf. KATHARINA TEUTSCH
Birgit Birnbacher: "Wovon wir leben". Roman.
Zsolnay Verlag, Wien 2023. 192 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Von kleinen Fehlern, die sich bisweilen zu ganz großen ausweiten, ist Birgit Birnbacher plastisch-aufregender Roman über die Zwänge von Dorf und Familie durchzogen, stellt Rezensentin Judith von Sternburg beeindruckt fest. In der Geschichte von Krankenschwester Julia, die beinahe eine Patientin getötet und deswegen erstmal zurück in ihr Herkunftsdorf geflüchtet ist, liest sie einen "Witz der Verzweiflung", der darin besteht, dass der Vater verantwortlich ist für die Behinderung seines Sohnes und nicht darüber spricht, darin, dass sich die rigiden Denkweisen der Dorfbewohner, ihr latenter Alkoholismus nie ändern werden, darin, dass die Arbeitswelt sich für die Protagonistin anfühlt wie ein schlechter Scherz. Für Sternburg ein spannendes Geflecht aus verschiedenen Lebensentwürfen und Was-Wäre-Wenns, das sie nachdrücklich-nachdenklich zurücklässt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Birnbacher erzählt dezent und zugleich glasklar, durchscheinend und subtil. In einer die Stimmungen des Augenblicks und die Gestimmtheiten der Figuren exakt aufnehmenden Sprache, die nichts Denunziatorisches hat und auch nichts Aufgebrachtes." Christoph Schröder "Einer der präzisesten und intensivsten Romane dieses Bücherjahres. Die Sprache ist von einer Lakonie, in der ein Feuer lodert." Peer Teuwsen, NZZ am Sonntag, 25.06.23 "Ein unvergessliches Buch!" Nicola Steiner, SRF Literaturclub, 23.05.23 "Da sind Sätze drin, bei denen man einfach nur jubeln möchte." Martin Ebel, SRF Literaturclub, 23.05.23 "Diskret und bezaubernd!" Daniela Strigl, SRF Literaturclub, 23.05.23 "Auch in ihrem jüngsten Roman verhandelt Birnbacher das Aufregendste und
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Herausforderndste, was es gibt - das ganz normale Leben. Sie verstoffwechselt dieses Leben in seiner ganzen schnöden Alltäglichkeit in inspirierende, konzentrierte und zum Weiterreflektieren anregende Literatur." Günter Kaindlstorfer, BR Diwan, 07.05.23 "Wer dieses Buch gelesen hat, wird es nicht mehr vergessen!" Beate Tröger, WDR3 Gutenbergs Welt, 15.04.23 "Eine Autorin, die einen so genauen sozialen Blick hat ... Ihr schmaler Roman vibriert deswegen, weil so viel zwischen den Zeilen steht, weil er so viel erzählt und versteht ... unheimlich leicht erzählt." Insa Wilke, WDR3 Gutenbergs Welt, 15.04.23 "Italienisch hell und fein orchestriert!" Denis Scheck, WDR 3 Mosaik, 03.04.23 "Dank Birnbachers genauem Blick und trockenem Humor erwächst aus diesem Kaff eine ganze Welt. 'Wovon wir leben' ist auch eine Reflexion gegenwärtiger Arbeitswelten, analytisch scharf und aus dem Leben gegriffen." Martina Läubli, NZZ Bücher am Sonntag, 26.03.23 "Ein wunderbares Buch." Myriam Schellbach, HR2 Kultur, 19.03.23 "Ein wunderbarer Roman." Sophia Zessnik, taz, 18.03.23 "Eine tolle Sprache! (...) Es macht wirklich Spaß dieses Buch zu lesen." Carsten Hueck, Deutschlandfunk Kultur, 09.03.23 "Ein wunderbarer Roman über das Auseinanderfallen und sich selbst neu zusammensetzen." Sally-Charell Delin, SR2 Kultur, 07.03.23 "Birnbachers grossartig kleiner Roman, hört auch noch zu, wenn gar nichts mehr gesagt wird." Paul Jandl, NZZ, 07.03.23 "Von einer Größe, die man einer Ich-Erzählerin kaum zutrauen möchte. (...) Schlicht hinreißend!" Gregor Dotzauer, SWR Bestenliste Diskussion, 05.03.23 "Starke Bilder!" Nicola Steiner, SWR Bestenliste Diskussion, 05.03.23 "Ein diagnostischer Blick mit großem literarischen Geschick." SWR-Bestenliste, Platz 2 März 2023 "Sorgfältig und mit großer Präzision - aber auch einer wohltuenden Portion Realismus - erzählt Birnbachers sympathischer Roman von Menschen, die sich selbst im Weg stehen und die trotzdem versuchen, aus den sprichwörtlichen Zitronen des Lebens Limonade zu machen." Oliver Pfohlmann, WDR 3 Lesestoff, 06.03.23 "Herausragende dichte Sprache" Nadine Kreuzahler, rbb Kultur, 03.03.23 "Eine wunderbare Leseerfahrung!" Karin Buttenhauser, ORF, 26.02.23 "Ein zart-lyrischer Roman, den man nicht aus der Hand legen mag." Ariane Heimbach, Brigitte Woman, März 23 "Birgit Birnbachers Art, die Welt zu erzählen, hallt lang nach. (...) Birnbacher beschreibt in einer ganz wunderbaren Sprache, wie viel zwischen Menschen stehen kann. (...) 'Wovon wir leben' macht mit seinen Sätzen die Welt weiter." Doris Kraus, Die Presse am Sonntag, 26.02.23 "'Wovon wir leben' verhandelt enorm viele gesellschaftliche Brennpunkte auf wenigen Seiten. Birnbacher schreibt beeindruckend feinfühlig und zeichnet unkitschige und treffsichere Bilder von dem, was ist. Erfrischend realistisch." Hanna Ronzheimer, Ö1 ex libris, 26.02.23 "Gut ausgedacht, karg, nüchtern geschrieben, und doch schwingt immer auch ein bisschen Poesie und unerwartete Helligkeit mit." Christine Westermann, WDR5 Bücher, 25.02.23 "Womit Birnbacher in ihrem neuen Roman erneut trifft und ihre Stellung in der Gegenwartsliteratur untermauert, ist die Klarheit der Erzählung, die Ökonomie der Beobachtung - und das Zusammenziehen von Beobachtung, Erzählung und Kommentar, oftmals auf der Satzebene. (...) Der Text ist mitunter so schonungslos, wie die Leute, die er beschreibt. (...) Nie erhebt sich die Erzählerin über die anderen." Gerald Heidegger, ORF, 24.02.23 "Literarisch und sprachlich fein gearbeitet. Sehr überzeugend!" Nicola Steiner, SRF, 24.02.23 "Eine exzellente Beobachterin zwischenmenschlicher Details. (...) Die Leerstellen dazwischen darf man selbst ausfüllen, auch ein Grund für die Faszination und den langen Nachhall dieses kurzen Romans." Judith Hoffmann, Ö1, 23.02.23 "Ein sprachlich herausragender Roman. (...) Ein herausragendes Beispiel für eine Gegenwartsliteratur, die sich nicht nur auf ihr Thema verlässt, sondern vor allem sprachlich überzeugt. (...) Diesen Text sollte man jedenfalls mit einem Stift in der Hand lesen. Es gibt so viel zu unterstreichen. Formulierungen, die man nicht vergessen möchte." Carsten Otte, Zeit online, 22.02.23 "Hier sitzt jeder Satz, hier passen die Bilder lotrecht zusammen. Wer billig kauft, zahlt zweimal, sagt man. Deshalb lieber gleich zu Birnbacher gehen. Die poetische Rendite übersteigt den Ladenpreis um ein Vielfaches." Jan Drees, Deutschlandfunk Büchermarkt, 22.02.23 "Obwohl die Autorin klare Worte für die zwischengeschlechtlichen Kümmernisse im Dorf findet, ist das Buch keine Klageschrift - eher teilnehmende Beobachtung. Kühl, protokollarisch, realistisch." Katharina Teutsch, FAZ, 18.02.23 "Ein Glücksfall von einem Buch. (...) Dieser künstlerische Akt wirkt bei Birnbacher nie gekünstelt, die Empathie ist unpathetisch, das soziale Anliegen nicht moralisierend. (...) Dieser fantastische Roman riecht nach Leben." Bernd Melichar, Kleine Zeitung, 18.02.23 "Ein kluger Roman!" Alice Pfitzner, ORF, 16.02.23 "Roman der Stunde (...) Schlicht, aber keineswegs ostentativ auf coole Lakonie getrimmt.(...) Immer wieder funkeln hier anmutig rhythmisierte und pfiffige Sätze." Klaus Nüchtern, Falter, 15.02.23 "Birnbacher schafft es, auf 192 Seiten eine komplexe Geschichte von Arbeitslebenswelten und Arbeitslosigkeit zu erzählen und dabei sehr genau ein Bild unserer Gesellschaft zu zeichnen." Judith Hoffmann, Ö1, 02.01.23
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Dieser Roman lockt mit einem schönen Cover von zwei schwimmenden Menschen, einer Szene, die tatsächlich in dem Buch vorkommt. Eine der beiden ist Julia. Sie leidet unter Asthma, das sich unter Belastung verstärkt. Von Beruf ist sie Krankenschwester, und in einer Stresssituation begeht …
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Dieser Roman lockt mit einem schönen Cover von zwei schwimmenden Menschen, einer Szene, die tatsächlich in dem Buch vorkommt. Eine der beiden ist Julia. Sie leidet unter Asthma, das sich unter Belastung verstärkt. Von Beruf ist sie Krankenschwester, und in einer Stresssituation begeht sie einen folgenschweren Fehler, den die Patientin nur knapp überlebt. Julias Krankheit verschlimmert sich, erst recht, weil sie nach dem Vorfall ihren Job verliert. Nun muss sie gezwungenermaßen in ihr Elternhaus zurückkehren.
Birgit Birnbacher taucht tief in die Gedankenwelt dieser gestrandeten Frau ein und lässt den Leser teilhaben, wie sie die neue Lebenssituation bewältigt, zur Ruhe kommt und sich neu findet. Auch mit Ende dreißig kann man von vorne anfangen. Anders als vom griesgrämigen, berechnenden Vater prognostiziert, endet Julia nicht in der Familienfalle. Obwohl sie empathisch ist und den Pflegeberuf liebt, befreit sie sich von den Erwartungen anderer und sieht eine neue Zukunft vor sich liegen. Befreit kann sie wieder atmen.
Julia ist eine Frau mit Ecken und Kanten. Sie ist sympathisch, obwohl sie eher der unangepasste Typ ist. Auf jeden Fall bleibt sie länger im Gedächtnis, denn ihr Lebensweg regt zum Nachdenken an. Klare Leseempfehlung.
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Verheißungsvoll beginnt dieses Buch. Es klingt anfangs so philosophisch: „Arbeit ist Arbeit, aber das stimmt natürlich nicht. Wenn Arbeit einfach Arbeit wäre, wäre Auszeit zum Beispiel Auszeit. Aber Auszeit zählt auch nur, wenn die Arbeit …
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Verheißungsvoll beginnt dieses Buch. Es klingt anfangs so philosophisch: „Arbeit ist Arbeit, aber das stimmt natürlich nicht. Wenn Arbeit einfach Arbeit wäre, wäre Auszeit zum Beispiel Auszeit. Aber Auszeit zählt auch nur, wenn die Arbeit die Arbeit bleibt. Und Krankheit nur, wenn Genesung naht. Wenigstens gehöre ich da zu den Glücklichen, die Glücklichen unter den Arbeitslosen sind so krank, dass die Krankheit die Arbeit ablöst. Den weniger Glücklichen fehlt nicht einmal was.“
Und so berichtet zunächst unsere Ich-Erzählerin Julia Bloch von ihrer Arbeit als Krankenschwester. Nur mittel fahrlässig war es, dass sie die Patientinnen Schwarz mit z und Schwartz mit tz verwechselte und Frau Schwartz überlebt den Zwischenfall auch.
Dass Julia als Krankenschwester entlassen wird versteht sich. Und dass sie sich von ihrem Vater abholen lässt, ist verständlich. Dann aber biegt der Roman ab. Wo wir weiter Kritik am System unsere Arbeit erwarten, entsteht ein Familiendrama. Wir wissen bereits, dass der Bruder wegen zu später Behandlung geistig behindert ist. Doch nun stellt sich heraus, dass die Mutter auch noch den Vater verlassen hat, um in Sizilien auf Selbstentdeckung zu gehen.
Das alles geschieht in einem österreichischen Dorf im Innengebirge, wo unsere Protagonistin die Dorfkneipe besucht und einen Städter als Freund gewinnt, der ein Grundeinkommen gewonnen hat.
Wer eine Rückkehr zur Arbeit erwartet hat, wird enttäuscht. Es geht stattdessen um eine meckernde Ziege und eine tote Kuh, doch dann erleidet der Vater einen Unfall.
Nein, der zweite Teil des Buches hätte mehr hergegeben. Ich will wegen des Ideenreichtums dennoch 4 Sterne herausrücken. Möge die nächste Leserin einen Stern streichen.
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Julia steht mitten im Leben. Als sie einen Fehler begeht, verliert sie ihren Job als Krankenschwester und es zieht ihr erst mal den Boden unter den Füßen weg. Sie kehrt heim, in das Dorf, das sie einst nicht schnell genug verlassen konnte. Dort trifft sie auf ihren einsamen Vater, …
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Julia steht mitten im Leben. Als sie einen Fehler begeht, verliert sie ihren Job als Krankenschwester und es zieht ihr erst mal den Boden unter den Füßen weg. Sie kehrt heim, in das Dorf, das sie einst nicht schnell genug verlassen konnte. Dort trifft sie auf ihren einsamen Vater, einstige Freunde und den Städter Oskar, der sich von einem Herzinfarkt erholen will. Er hat ein Jahresgrundeinkommen gewonnen und ist am grübeln, was er damit anfangen soll. Julia ist neidisch und fasziniert zugleich.
Die Autorin stellt ihre Protagonistin vor eine Situation, die jedem passieren kann. Sie ergründet die Frage, wie es im Leben weitergehen soll. Mir hat gut Julias Entwicklung gefallen. Die Unsicherheit zu Beginn, die dann Stück für Stück durch neuen Mut gewichen ist. Die Autorin hat einen sehr bildhaften Schreibstil, so dass man sich das Setting in dem einsamen Bergdorf gut vorstellen konnte. Man spürt die Trostlosigkeit der Bewohner, als die Firmen zugemacht wurden, die ihnen Halt gaben. Es wird der Frage nachgegangen, was man wirklich braucht, um glücklich zu sein. Wie wichtig ist es, eine Aufgabe zu haben. Eine sehr lesenswerte Geschichte!
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Gebundenes Buch
Einatmen, ausatmen
Die Bachmannpreisträgerin und studierte Soziologin Birgit Birnbacher zeichnet in ihrem neuen Roman „Wovon wir leben“ ein feinfühliges und detailliertes Bild einer jungen Frau in der Sinnkrise – und lässt dabei präzise und realistisch noch …
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Einatmen, ausatmen
Die Bachmannpreisträgerin und studierte Soziologin Birgit Birnbacher zeichnet in ihrem neuen Roman „Wovon wir leben“ ein feinfühliges und detailliertes Bild einer jungen Frau in der Sinnkrise – und lässt dabei präzise und realistisch noch existenzielle Fragen des (nicht) arbeitenden Menschen miteinfließen.
Julia heißt die empathische Ich-Erzählerin des Romans und sie leidet an schwerem Asthma – nach einem traumatischen Erlebnis an ihrem alten Arbeitsplatz als Krankenschwester, das ihr auch ihre Stelle kosten wird, verschlechtert sich ihr Atemvolumen und sie muss nicht nur neu lernen, tief ein- und auszuatmen, sondern auch ohne Arbeit zu leben. Physisch und psychisch angeschlagen kehrt sie zurück zu ihren Eltern ins erdrückende Dorfleben von Innergebirg – doch ihre Mutter hat Reißaus genommen und lebt jetzt bei den Zitronen in Italien, ihr Vater, ein herrischer, hypochondrischer Grantler, zwingt sie mit emotionaler Erpressung dazu, für ihn da zu sein, während Julias geistig behinderter Bruder in einem Heim gepflegt wird.
Julia wird auf den Städter Oskar treffen, der sich nach einem Herzinfarkt erholt und dem ein bedingungsloses Grundeinkommen derzeit das Leben ohne Arbeit erleichtert. Gemeinsam erholen sie sich einen Sommer lang, kommen sich näher, beobachten das bornierte Dorfleben im Wirtshaus, in dem die arbeitslos gewordenen Männer trinken und spielen, und reflektieren ihr bisheriges (Arbeits-)Leben.
Mit einer klaren, sehr starken und ausdrucksstarken Sprache widmet sich Birgit Birnbacher dem Sinn von Arbeit und der unterschätzten Anerkennung von weiblicher Care-Arbeit bis zur Erschöpfung – aber auch weitergegebenen Rollenbildern, Verpflichtungen und Erwartungen, die zu erdrücken drohen. Dabei webt sie in ihrer Geschichte subtil soziologische Studien zur Arbeit ein, auf die sie sich am Ende des Buches bezieht. Auch bildgewaltige Metaphern aus der Tierwelt spielen eine übertragene Rolle – wie ein arbeitswütiger, exotischer Vogel, eine schreiende Ziege sowie ein verendetes Arbeitspferd.
Äußerst sensibel und klug schaut Birnbacher auf das Zerbrechliche im Menschenleben und obwohl der Roman sehr schmal ist, steckt zwischen den Zeilen noch so viel mehr Weisheit zum Entdecken. Ein wunderbarer und literarisch geglückter Dorf- und Gesellschaftsroman über den Sinn und Wandel von Arbeit, Fürsorge sowie einem gelungenen, freien Leben.
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Gebundenes Buch
Beeindruckender Roman
Birgit Birnbacher erzählt in ihrem neuen Roman "Wovon wir leben" die Geschichte der 37-jährigen Julia Noch. Diese hat sich nach einer Bürolehre in einem Autohaus zur Krankenschwester ausbilden lassen und ist seither in einem Krankenhaus tätig. …
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Beeindruckender Roman
Birgit Birnbacher erzählt in ihrem neuen Roman "Wovon wir leben" die Geschichte der 37-jährigen Julia Noch. Diese hat sich nach einer Bürolehre in einem Autohaus zur Krankenschwester ausbilden lassen und ist seither in einem Krankenhaus tätig. Durch einen fatalen Irrtum verabreicht sie einer Patientin ein Medikament, auf das diese allergisch reagiert. Die Patientin überlebt, Julia jedoch verliert nicht nur ihre Arbeit, sondern muss auch noch ihre Personalwohnung räumen. Sie ist nun arbeitslos und muss sich neu orientieren, denn als Krankenschwester möchte sie nicht mehr arbeiten. Darüber hinaus wird sie von einer asthmatischen Erkrankung gequält und versucht, sich aus einer aussichtslosen Beziehung mit einem verheirateten Arzt zu befreien.
Sie kehrt in ihren Heimatort zurück und trifft im Elternhaus nur auf ihren Vater. Die Mutter ist nach Italien gezogen und möchte sich dort ein neues Leben aufbauen. Schon bald lernt Julia den Städter Oskar Marin kennen, der sich nach einem Herzinfarkt einer Rehamaßnahme unterzieht. Sie beneidet ihn, weil er eine Art Grundeinkommen für die Dauer eines Jahres gewonnen hat und sich dadurch im Gegensatz zu ihr ganz in Ruhe nach einer neuen Tätigkeit umsehen kann.
Die Autorin schildert das Zusammenleben Julias mit ihrem verbitterten Vater, der ganz selbstverständlich davon ausgeht, nach dem Weggang seiner Frau nun durch die Tochter versorgt zu werden. Interessant ist die Beschreibung der Dorfgemeinschaft, in der viele Männer ihre Arbeit verloren haben, seit die letzte Fabrik geschlossen wurde. Nun sind sie arbeitslos, wenden sich dem Alkohol zu und verbringen ihre Zeit mit Glücksspielen in der Wirtschaft.
Das Buch ist in sehr schöner und ruhiger Sprache geschrieben, die Charaktere sind authentisch skizziert. Birgit Birnbacher lässt uns tief in Julias Gefühls- und Gedankenwelt eintauchen und seziert mit feiner Beobachtungsgabe die Dorfgemeinschaft. Sprachlosigkeit innerhalb der Familie ist ebenso Thema in diesem Buch wie Vorurteile und Rollenklischees. Die Beziehung Julias zu ihrem behinderten Bruder schildert die Autorin sehr eindrucksvoll und mit viel Empathie.
Das unterhaltsame Buch, das Raum lässt für eigene Gedanken, hat mir sehr gut gefallen - Leseempfehlung von mir!
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Gebundenes Buch
"Irgendwo in uns drin sind wir noch diese Kinder. Irgendwo in uns drin ist noch alles gut." Der neue Roman "Wovon wir leben" von der Bachmann-Preisträgerin Birigt Birnbacher handelt von einer Protagonistin, deren Leben im Umbruch ist. Nach einem schwerwiegenden Fehler bei …
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"Irgendwo in uns drin sind wir noch diese Kinder. Irgendwo in uns drin ist noch alles gut." Der neue Roman "Wovon wir leben" von der Bachmann-Preisträgerin Birigt Birnbacher handelt von einer Protagonistin, deren Leben im Umbruch ist. Nach einem schwerwiegenden Fehler bei der Arbeit verliert sie ihren Job und kehrt vom Städter-Leben zurück in ihr Heimatdorf, wo sich alles verändert hat. Dort findet sie familiäre Probleme vor, eine geflohene Mutter, einen kranken Vater und viele Arbeitslose im Dorf. Erinnerungen an ihre Kindheit kommen herauf und es stellt sich die Frage nach dem Sinn des Lebens. Der Leser wird in diesem Roman angeregt, über die Bedeutung von Arbeit in unseren Leben nachzudenken, was sicherlich ein sehr gegenwärtiges Thema bei vielen Menschen ist. Wieviel Platz, soll die Arbeit in unserem Leben einnehmen. Wie bekommt man Familie, Freunde und die Pflege kranker Angehöriger unter einen Hut? Wie wichtig ist die unbezahlte Fürsorge in unserer Gesellschaft und wieviele geben dafür eine gut bezahlte Arbeit auf? Das Ende des Romans ist offen gehalten, was den Leser zum Nachdenken anregt. Der Roman nimmt einen schönen Schluss, in dem die Asthma-Erkrankte Protagonistin ihrem Leben neue Richtung gibt und sprichwörtlich wieder die Luft zum Atmen hat. Das Buchcover ist schön gestaltet und passt zur Handlung des Romans.
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Gebundenes Buch
Vom ersten Moment an ist man mitten drin in der Geschichte der Protagonistin. Herrlich authentisch fühlt man hier den Schmerz über den Fehler, der sie aus der Flucht aus dem Dorfleben zurück in den kleinen Ort katapultiert. Die Charaktere mögen im ersten Moment wie platte …
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Vom ersten Moment an ist man mitten drin in der Geschichte der Protagonistin. Herrlich authentisch fühlt man hier den Schmerz über den Fehler, der sie aus der Flucht aus dem Dorfleben zurück in den kleinen Ort katapultiert. Die Charaktere mögen im ersten Moment wie platte Stereotypen daherkommen, spiegeln sie jedoch authentisch genau das Leben wieder, dass jedes Kind vom Dorf kennt. Der wortkarge Vater, das Wirtshaus mit der beschränkten Speißekarte und der Mann aus der Stadt könnten genauso in wahrscheinlich jedem zweiten Dorf zu finden sein.
Die Beziehungen unter den einzelnen Personen werden ohne große Worte beschrieben und sind dennoch bis ins Detail spürbar. Die Autorin hat es hier geschafft mit wenigen aber sehr gut gewählten Worten jedes Dorfkind zurück in die Heimat zu holen und kurzweilig eine Geschichte zu erzählen, die sicher noch einige Tage nachhallt.
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In Birgit Birnbachers Roman „Wovon wir leben“ erzählt die Protagonistin von ihrer Rückkehr in ihr Heimatdorf. Dort will sie ihre Kündigung und ihren gesundheitlichen Zusammenbruch verarbeiten, ist nach dem Weggang ihrer Mutter mit ihrem Vater und ihrem …
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In Birgit Birnbachers Roman „Wovon wir leben“ erzählt die Protagonistin von ihrer Rückkehr in ihr Heimatdorf. Dort will sie ihre Kündigung und ihren gesundheitlichen Zusammenbruch verarbeiten, ist nach dem Weggang ihrer Mutter mit ihrem Vater und ihrem pflegebedürftigen Bruder konfrontiert, ebenso wie mit den sozialen Strukturen eines ländlichen Dorfs, und lernt einen Mann kennen, der, wenn auch unter anderen Vorzeichen, wie sie an einem Scheidepunkt im Leben steht. Das Coverbild sieht aus, als würden die beiden in einer Wiese schwimmen, und so „schwimmen“ sie tatsächlich nach dem Verlust ihres bisherigen Lebensentwurfs, während das Dorf einen Raum, aber auch Grenzen für einen Neuanfang absteckt.
Das Buch handelt von Selbst- und Fremdbestimmung, Strukturwandel und Rollen-, vor allem Geschlechterbildern, und wie das eigene Weltbild das Handeln bestimmt. Erst spät merkt man an einzelnen Worten, dass die Geschichte in Österreich spielt, aber für das Geschehen ist das eh nebensächlich, dieselben Themen wird man auch in Deutschland, Italien oder der Türkei antreffen. Die Handlung des Buchs ist glaubwürdig und die Personen in Julias Umfeld sind anschaulich charakterisiert.
Nur Julia als Erzählerin blieb mir die ganze Geschichte über hinweg wenig greifbar. Am ehesten konnte ich mit ihr mitfühlen, als sie ihre alte Arbeitsstätte verlässt, aber ansonsten erschien mir der innere Monolog über weite Strecken sehr rational und merkwürdig gefühlsarm. Vielleicht deshalb fand ich manche Entwicklungen, vor allem das Verschwinden der Atemprobleme und das Finden einer neuen beruflichen Perspektive, zwar möglich, aber als Leserin schlecht nachvollziehbar. Dazu trägt auch bei, dass nach einer detaillierten Schilderung von Julias ersten Tagen im Dorf ein Zeitraffer einsetzt, bei dem ganze Wochen oder Monate zusammengefasst werden.
Die Stärke des Buchs liegt dagegen in den scharfen Analysen der Personen und zwischenmenschlichen Situationen und den kurzen, treffenden Bildern, die die Autorin findet. Sie haben das Buch für mich zu einem Lesevergnügen gemacht, auch wenn sie stellenweise in Szenen mit schneller Handlung nicht so recht in den Ich-Erzähler-Stil passten – ich zumindest denke bei der plötzlichen Begegnung mit einer alten Freundin selten in so eleganten Formulierungen wie „Bea ist winterhart, Bea blüht ganzjährig.“
Im Gedächtnis bleiben wird mir das Ende des Buchs, von dem ich auch eine Woche später nicht sagen kann, ob es nun ein Happy End ist oder nicht. Insgesamt hat Birgit Birnbacher einen nachdenklichen Roman geschaffen, den ich gerne gelesen habe.
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Großartig!
Als ich die Leseprobe des Romans gelesen hatte, wusste ich sofort, dass ich den Roman lesen will. Überraschend bin ich hier auf ein kleines Lesehighlight gestoßen. Das Thema, das Birgit Birnbacher hier behandelt, brennt mir schon seit einiger Zeit auf der Seele. Die …
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Großartig!
Als ich die Leseprobe des Romans gelesen hatte, wusste ich sofort, dass ich den Roman lesen will. Überraschend bin ich hier auf ein kleines Lesehighlight gestoßen. Das Thema, das Birgit Birnbacher hier behandelt, brennt mir schon seit einiger Zeit auf der Seele. Die Bedeutung und Definition von Arbeit in unserem Leben und die Frage: Wovon leben wir?
Das Wunderbare an dem Roman ist, dass er darauf keine eindeutige Antwort gibt. Birnbacher erkundet in ihrer wunderbar poetischen Sprache verschieden Aspekte, meist ohne eine direkte Wertung.
Es gibt durchaus einen Spannungsbogen, eine Handlung, doch wohin mich diese letztendlich führt, bleibt meiner Interpretation überlassen.
🟡 Das Milieu, in dem Birnbacher ihre Ich-Erzählerin Julia positioniert, ist mir wohlbekannt: ländlich, wo „𝘚𝘵𝘶𝘥𝘦𝘯𝘵 𝘢𝘭𝘴 𝘚𝘤𝘩𝘪𝘮𝘱𝘧𝘸𝘰𝘳𝘵 𝘨𝘪𝘭𝘵“, „𝘚𝘤𝘩𝘸𝘶𝘭𝘴𝘦𝘪𝘯 𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘨ä𝘯𝘨𝘪𝘨𝘦 𝘉𝘦𝘭𝘦𝘪𝘥𝘪𝘨𝘶𝘯𝘨“ und die Geschlechterrollen noch klar abgegrenzt.
Hierher, in ihr Elternhaus, kehr die Erzählerin Julia zurück, nachdem sie ihre Arbeit als Krankenschwester verloren hat und noch dazu lungenkrank ist. Zu Hause dann die Überraschung, ihre Mutter, die ein Leben lang schicksalsergeben die Care-Arbeit der Familie verrichtet hat, hat den Vater verlassen und ist nach Italien durchgebrannt.
Der Vater, von den Segnungen und Bedeutsamkeit seiner Erwerbsarbeit mittlerweile ledig, verlottert zu Hause, nicht willens und nicht fähig einfachste Hausarbeiten für sich zu übernehmen.
Neue Perspektiven erhält die Ich-Erzählerin durch die Bekanntschaft mit einem frisch zugezogenem Städter und ihrer unkonventionell lebenden Freundin Bea.
Die Frage, wovon wir leben, treibt Julia um, womit nicht nur materielles Auskommen gemeint ist. Es ist auch die kleine große Frage nach dem richtigen Leben und wie wir es mit Bedeutung füllen können.
🟡 Ist es die bezahlte Arbeit, die meinem Leben Sinn und Inhalt gibt? Und was ist mit der unbezahlten unsichtbaren Fürsorge Arbeit? Diese Ambivalenz zwischen dem guten Gefühl gebraucht zu werden und der Verpflichtung leisten zu müssen in so vielen Bereichen meines Lebens. Wo verläuft die Grenze zwischen gesellschaftlicher Pflicht, selbstgewählter Verantwortung und persönlicher Freiheit?
🟡 Birnbacher steigt tief in diese Widersprüche ein und ich finde viele meiner Gedanken in diesem Roman wieder. Es ist schön zu lesen wie sich der Griff des Zynismus der Ich-Erzählerin lockert und sie sprich- und wortwörtlich wieder mehr Luft zum Atmen hat. Und doch bleibt der Roman am Ende deutungsoffen und bietet mir verschiedene Interpretationsmöglichkeiten an, die ich noch eine Weile in meinem Kopf hin- und her bewege.
Keine Lösung für meine aktuellen Probleme mit meiner Arbeitseinstellung, aber er verstärkt die Dankbarkeit für all das Bedeutsame in meinem Leben!
🟡 Großartig.
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Durch andere leben?
In nüchternen Worten erzählt Birgit Birnbacher die Geschichte von Julia, die einst ihr Dorf verließ, um in der Stadt Krankenschwester zu werden. Sehr zum Unverständnis ihrer Eltern. Wer in die Stadt zieht, verrät das Dorf. Doch nun ist Julia nach vielen …
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Durch andere leben?
In nüchternen Worten erzählt Birgit Birnbacher die Geschichte von Julia, die einst ihr Dorf verließ, um in der Stadt Krankenschwester zu werden. Sehr zum Unverständnis ihrer Eltern. Wer in die Stadt zieht, verrät das Dorf. Doch nun ist Julia nach vielen Jahren zurück. Sie hat im Krankenhaus einen Fehler begangen, der ihr den Job gekostet hat. Außerdem hat sie ein Problem mit der Lunge und war lange krankgeschrieben. Nun ist sie wieder gesund, aber arbeitslos. Im Dorf hat sich rein äußerlich wenig verändert. Die Fabrik hat vor kurzem geschlossen und nun ist das ganze Dorf arbeitslos. Die Mutter hat den Vater verlassen und eine neue Liebe auf Sizilien gefunden. Der Bruder, der nach einem Unfall behindert ist, lebt immer noch im Heim. Und dann ist da noch der Städter, der eigentlich nach einem Herzinfarkt eine Reha macht und nun ein Grundeinkommen für ein Jahr gewonnen hat. Ist er ein Glückspilz? Oder ist es eher von Nachteil, wenn man für sein Geld nicht arbeiten muss? Was ist ein Leben wert so ganz ohne Arbeit? Braucht der Mensch eine Arbeit, um seinem Leben Halt und Struktur zu geben? Das sind die Fragen, die sich Julia aufdrängen. Und wie ist das mit dem Frauenleben? Müssen sie ewig im Schatten ihrer Väter und Ehemänner stehen? Sind sie geboren, um für andere zu sorgen? Oder dürfen sie sich auch um sich selbst sorgen? Viele Gedanken in wenigen Worten. Nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel. Viel Raum zum Nachdenken. Auf jeden Fall Platz für 5 Sterne!
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