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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Sophie H.
Wohnort: 
Rastede

Bewertungen

Insgesamt 116 Bewertungen
Bewertung vom 13.04.2024
Was das Meer verspricht
Blöchl, Alexandra

Was das Meer verspricht


gut

Meerjungfrauen küsst man nicht
Vida lebt auf einer kleinen Insel im Norden. Nie hat sie sich Gedanken darüber gemacht, diese Insel zu verlassen. Hier gehört sie einfach hin. Ihr Bruder Zander dagegen hat gleich nach der Schule die Insel verlassen und hat eine Ausbildung in einer Großstadt begonnen. Das heißt für Vida, dass sie ihren Eltern im Laden und im Lokal helfen muss und dass sie irgendwann das Geschäft ihrer Eltern übernehmen wird. Jetzt ist ihre Hochzeit geplant. Vida wird ihren Freund aus Kindheitstagen heiraten. Jannis wohnt bei seinen Eltern nur 300 Meter entfernt von Vidas Elternhaus. Vidas Leben ist also klar und strukturiert. Bis Marie in das Nachbarhaus zieht. Marie ist so ganz anders: spontan, frei und von einer geheimen Aura umgeben. Marie wird vom Wasser magisch angezogen. Das Wetter kann noch so schlecht und kalt sein, Marie steigt in ihr Meerjungfrauenkostüm und muss schwimmen. Vida und Marie freunden sich an und schnell wird daraus mehr als eine ganz normale Freundschaft zwischen Frauen. In wenigen Wochen stellt Marie die Gedanken von Vida auf den Kopf. Und dann kommt plötzlich Zander zurück auf die Insel und noch einmal wird alles durcheinandergewirbelt.
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Vida erzählt. Man kann so richtig in ihre gesamte Gefühlswelt eintauchen, was mir sehr gut gefallen hat. Die anderen Charaktere dagegen bleiben irgendwie blass und farblos – schade eigentlich. Das Buch hat sehr kurze Kapitel und ist recht groß gedruckt, sodass man es sehr schnell lesen kann. Auch der Schreibstil ist sehr flüssig. Bis zum Auftauchen von Zander fand ich die Geschichte an manchen Stellen etwas langatmig. Hier hätte man raffen können. Dagegen waren die letzten Kapitel eher zu knapp beschrieben und sehr, sehr düster. Ich hatte mir von dem Buch etwas mehr versprochen.

Bewertung vom 07.04.2024
Und Großvater atmete mit den Wellen
Teige, Trude

Und Großvater atmete mit den Wellen


ausgezeichnet

Mitreißend und spannend

Was für ein grandioses Werk! Dabei war ich anfangs aus zwei Gründen skeptisch. Erstens kannte ich das erste Buch „Als Großmutter im Regen tanzte“ nicht. Aber das muss auch nicht sein, denn dieses Buch ist ein eigenständiges Werk, das man auch ohne Kenntnis von Band 1 lesen kann. Und zweitens war ich skeptisch, weil die ersten Kapitel vom Zweiten Weltkrieg handeln und ich mir nicht sicher war, ob das thematisch etwas für mich ist. Das Handelsschiff, auf dem Konrad und sein Bruder Sverre angeheuert haben, wird von den Japanern torpediert und versenkt. Beide Brüder verlieren sich dabei aus den Augen und Konrad treibt ohne Wasser und Nahrung tagelang auf hoher See herum, bis er schließlich gerettet wird. Vollkommen abgemagert und dehydriert kommt er auf Java in ein Krankenhaus, wo er Sigrid kennenlernt, die, wie er, aus Norwegen stammt. Die beiden freunden sich an und ganz langsam wird aus ihnen ein Liebespaar.
Als Japan sich mit den Deutschen verbündet hat, besetzt es weite Teile Südostasiens und steckt die europäischen Zivilisten in Arbeitslager. Darunter auch Konrad und Sigrid. Konrad in ein Lager für Männer und Sigrid – zusammen mit ihrer Mutter und kleinen Schwester – in eines für Frauen und Kinder. Jeder versucht auf seine Weise, sein Überleben zu sichern, immer hochgehalten von dem Gedanken: Irgendwann ist alles vorbei und unser gemeinsames, neues Leben beginnt.
Das Buch hat mich sehr schnell in seinen Bann gezogen. Obwohl die sehr kurzen Kapitel dazu verleiten, es zur Seite zu legen, konnte ich beim Lesen kaum eine Pause machen und habe es fast in einem Rutsch durchgelesen. Dass die Japaner europäische Zivilisten in Arbeitslager gesteckt haben, war mir bis dato unbekannt. Trude Teige erzählt so mitreißend, dass man die ganze Zeit mit den Protagonisten mitleidet. Ich fand den Schreibstil sehr angenehm und flüssig zu lesen. Die Geschichte nimmt so manche Wendung, mit der ich nicht gerechnet habe. Nun muss ich auf jeden Fall das erste Buch auch noch lesen. Von mir gibt es auf jeden Fall 5 Sterne (mehr gehen ja leider nicht!).

Bewertung vom 01.04.2024
Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt (eBook, ePUB)
Heiland, Julie

Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Lebenstrümmer
Dieser Roman, der in Dresden spielt, handelt von drei mutigen und selbstbewussten Frauen: von Lotte, Marlene und Hannah, und von den Trümmern, die der Zweite Weltkrieg und die DDR in unseren Seelen hinterlassen haben. Angesiedelt ist die Geschichte auf zwei Zeitebenen: 1947 und 1993.
1993: Die junge Hannah hilft beim Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden. Akribisch wird jedes Fundstück der Ruine untersucht, um es beim Wiederaufbau genau wieder dort zu platzieren, wo es hingehört. Dabei findet Hannah im Archivmaterial eine Fotografie von einem Liebespärchen inmitten der Trümmerlandschaft Dresdens. Doch es ist nicht irgendein Foto: Die junge Frau sieht Hannas Mutter zum Verwechseln ähnlich. Sollte es Hannahs Oma sein, die sie nie kennengelernt hat?
1947: Lotte ist eine der Trümmerfrauen, die beim Enttrümmern Dresdens hilft. Eines Abends bewahrt sie den Juden Jacob davor, sich von einer Brücke zu stürzen. Sie nimmt ihn mit zu sich nach Hause. Sowohl Lotte als auch Jacob sind von den Geschehnissen des Zweiten Weltkrieges traumatisiert und beide tragen jeweils schwer an einem Geheimnis. Werden sie jemals wieder glücklich werden können?
Julie Heiland schafft es meisterhaft, die Geschichte dreier Frauen kunstvoll mit der Geschichte Dresdens zu verweben. Wie auch schon in ihren Romanen um das Strandbad Müggelsee habe ich wieder Einiges über die DDR und hier im Besonderen über Dresden gelernt. Die Protagonistinnen sind gut gezeichnet und man kann sich schnell in sie hineindenken. Die Geschichte scheint auf dem ersten Blick vorhersehbar, nimmt dann aber immer wieder Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Ich konnte das Buch zum Schluss nicht mehr aus der Hand legen. Von mir eine ganz deutliche Leseempfehlung!

Bewertung vom 17.03.2024
Das Jahr ohne Sommer
Neumann, Constanze

Das Jahr ohne Sommer


ausgezeichnet

Leben in zwei Welten
Constanze ist in der DDR geboren. In Leipzig, um genau zu sein. Ihre Eltern träumen von einem Leben im Westen. Ein Fluchtversuch soll diesen Traum wahr werden lassen. Der erste Versuch wird abgebrochen, beim zweiten Versuch werden sie an der Grenze erwischt. Die Eltern landen für Jahre im Gefängnis, Constanze kommt ins Kinderheim. Doch Constanze hat Glück: Sie wird nach wenigen Wochen von ihrer Großmutter abgeholt und lebt fortan bei ihr in Leipzig. Und auch ihre Eltern haben Glück: Sie werden von der BRD freigekauft und dürfen in den Westen übersiedeln. Es dauert Jahre, bis Constanze zu ihnen ziehen darf.
Aber im Westen ist auch nicht alles besser. Der Vater bekommt als Direktor einer Musikschule eine gut bezahlte Stelle. Die hat er auch bitter nötig, weil der gescheiterte Fluchtversuch große Schulden hinterlassen hat. Die Mutter, eine sehr begabte Geigerin, ist im Gefängnis schwer erkrankt. Sie tut sich sehr schwer mit dem Leben und kann auch nicht mehr ihre heißgeliebte Geige richtig spielen. Der Vater, der eigentlich glücklich mit seinem Leben sein sollte, hadert mit dem Unverständnis seiner neuen Landsleute. Auch mit dem Fall der Mauer bleibt das Leben für alle schwierig.
Constanze Neumann hat einen sehr angenehmen Erzählstil. Es fällt leicht, sich in die Protagonisten hineinzuversetzen. Die Kapitel sind angenehm kurz, sodass man gut eine Lesepause einlegen könnte, wenn man denn das Buch aus der Hand legen mag. Ich habe es regelrecht verschlungen. Obwohl ich dachte, dass ich schon sehr viel weiß über das Leben in der damaligen DDR, habe ich noch Neues erfahren. Und auch das Verständnis meinen Nachbarn gegenüber, die ebenfalls aus Leipzig stammen, ist gewachsen. Es ist schon erstaunlich, wie sehr man in den ersten Lebensjahren für das ganze Leben geprägt wird. Von mir eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 04.03.2024
Die Stadt der Schattenschläfer und die Melodie der Albträume
Vieweg, Olivia

Die Stadt der Schattenschläfer und die Melodie der Albträume


sehr gut

Gruselfaktor Blechbläser
Beim Buch „Die Stadt der Schattenschläfer und die Melodie der Albträume“ ist mir zuerst das Cover ins Auge gesprungen. Gelb-schwarze Cover sind selten. Verstanden habe ich die Zeichnung erst beim Lesen des Buches, denn erst da ist mir aufgefallen, dass verkrüppelte, krallenartige Hände aus der Erde wuchern. Aber der Reihe nach.
Die 13järhige Elly ist ein unnormales Mädchen, denn sie mag keine Blasmusik. Das soll unnormal sein? In Quedlinburg ist das so. Da lieben alle die Blasmusik, richten ihr ganzes Leben danach aus und jede/r spielt ein Blasinstrument. Nicht so Elly. Sie hasst diese Musik und möchte viel lieber ihre Gitarre spielen. Das ist auch der Grund, warum sie Quedlinburg verlassen will. Leider gelingt ihr das nicht und ehe sie sich versieht, muss sie die Stadt und die Blasmusik retten. Dabei helfen ihr noch weitere Kinder, die ebenfalls – jedes auf seine Art – unnormal sind.
Ich habe ein wenig gebraucht, um in das Buch reinzukommen. Es gibt viele Charaktere, die ich zunächst nicht zuordnen konnte. Den Plot fand ich eigentlich sehr gut, aber er hätte an der einen oder anderen Stelle durchaus noch weiter ausgearbeitet werden dürfen, z.B., was ist vor vielen Jahren warum passiert? Dennoch hat es Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. Die Zielgruppe ist mit ab 11 Jahren angegeben. Ich denke, diese ist gut gewählt. Für jüngere Kinder dürfte die Handlung noch zu komplex sein.

Bewertung vom 29.02.2024
Climate Action
Linker, Christian

Climate Action


sehr gut

Aktuelles Thema

Mit „Climate Action“ hat der Autor Christian Linker ein spannendes und aktuelles Thema am Wickel: Wie weit darf man als Klimaaktivist gehen?

Ein Junge wird von einem Mädchen in der Straßenbahn angerempelt, als sie fluchtartig die Bahn verlässt. Dieses Mädchen war ihm schon gleich aufgefallen. Unruhig blickte sie umher. Eine Schwarzfahrerin? Wenig später findet der Junge ein Tagebuch in seiner Tasche. Das kann ihm nur das Mädchen zugesteckt haben. Aber warum? Er beginnt zu lesen und kann nicht mehr damit aufhören. Er muss feststellen, dass Pauline, so heißt das Mädchen, wie er aus den Notizen erfährt, als Klimaaktivistin aktiv ist. Was ganz harmlos angefangen hat, wird schnell richtig kriminell. Der Junge findet Paulines Handynummer im Tagebuch. Soll er sie anrufen?

Auch mir ging es so, dass ich nicht aufhören konnte, die Geschichte von Pauline zu lesen. Sie macht ungefähr die Hälfte des Buches aus. Dann bricht die Geschichte quasi ab und der Leser muss selber entscheiden, wie sie weitergehen soll. Er hat dafür jeweils verschiedene Möglichkeiten. Über verschiedene Auswahl-Etappen gelangt er dann zum Ende SEINER Geschichte.

Mich hat es sehr fasziniert, wie ich in die Geschichte reingezogen wurde. Zwar wird sie aus der Sicht des Jungen erzählt, der das Tagebuch zugesteckt bekommen hat, da die Geschichte aber in der 2.Person geschrieben ist, hatte ich pausenlos das Gefühl, als wenn ich direkt angesprochen werde und damit handelnde Person bin. Das passt natürlich perfekt zur zweiten Hälfte des Buches, wo ich als Leser selber entscheiden muss, wie es weitergeht. Das Buch dürfte sich hervorragend als Unterrichtslektüre in der Schule eignen.

Ich fand es ein wenig schade, dass die Episoden, die man selber auswählt, alle sehr, sehr kurz sind. Da hätte ich mir längere Einheiten gewünscht. So endete für mich das Buch sehr abrupt, obwohl ich sogar mehrere Möglichkeiten durchgespielt habe. Deswegen leider nur 4 Sterne, aber eine deutliche Leseempfehlung!

Bewertung vom 11.02.2024
Sturmmädchen
Bernstein, Lilly

Sturmmädchen


ausgezeichnet

Echte Freundschaft
Elli, Margot und Käthe sind beste Freundinnen und schwören sich ewige Freundschaft. Doch die Freundinnen könnte unterschiedlicher gar nicht sein. Käthe stammt aus einer armen Bauersfamilie und muss stets um das Überleben kämpfen. Margot ist Jüdin, stammt aus einer sehr reichen Familie und ist dementsprechend verwöhnt. Elli lebt alleine mit ihrer Mutter, die Hebamme ist. Ihren Vater hat sie nie kennengelernt, da er schon vor ihrer Geburt im Ersten Weltkrieg gefallen ist. Elli wird von allen nur das Hinkemädchen genannt, weil sie einen verkrüppelten Fuß hat. Sie und ihre Mutter leben in einer kleinen Kate, in der sie ein Bauer umsonst wohnen lässt. Auch bei ihnen fehlt das Geld an allen Ecken und Enden. Doch dann tauchen die Ersten in den Uniformen der Hitler-Jugend auf und stellen die Freundschaft der drei Mädchen stark auf die Probe.
Die Geschichte wird aus der Sicht vom Hinkemädchen Elli erzählt. Wird es ihr gelingen, ihre jüdische Freundin zu beschützen? Und was ist mit Käthe, die sich stark mit den Werten der Nationalsozialisten identifiziert? Und dann ist da ja auch noch Hans, der Sohn des Bauern, auf dessen Hof sie leben. Hans bringt Ellis Herzschlag aus dem Takt, aber er ist bereits einem anderen Mädchen versprochen.
Mich hat das Buch von seiner ersten Seite an in den Bann gezogen. Lilly Birnstein beschreibt die Situationen so bildhaft, dass man meint, selbst dort zu sein. Die Autorin hat wie immer exakt recherchiert und versteht es, einem von der ersten Seite an zu fesseln. Ich konnte mich sehr gut in die Protagonisten hineinversetzen. Da ich selber in einer anderen Ecke Deutschlands lebe, wusste ich wenig über diese Zeit im Grenzgebiet von Belgien. Für mich war das Buch ein echter Pageturner und ich war traurig, als ich es ausgelesen hatte. Ich kann es wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 24.10.2023
Henry Kolonko und die Sache mit dem Finden
Konrad, Maja

Henry Kolonko und die Sache mit dem Finden


ausgezeichnet

Zusammen geht es besser
Henry Kolonko ist anders als die meisten anderen Kinder. Er wächst bei seinem Vater auf. Seine Mutter ist verstorben. Aber das macht ihn noch nicht anders. Anders ist sein Hobby: Er findet Sachen und versucht dann herauszubekommen, wem sie gehört haben. Dabei ist detektivischer Spürsinn gefragt. Hat Henry den Eigentümer ausfindig gemacht, gibt er das Fundstück heimlich zurück. Anders ist Henry auch, weil er gerne alleine unterwegs ist. Er hat keine Freunde und denkt, dass er auch keine braucht. Und dann zieht Pippa in sein Haus und stellt sein Leben komplett auf den Kopf. Nicht nur, dass sie ihn auf Schritt und Tritt begleitet, zusammen kommen sie gleich mehreren großen Geheimnissen auf die Spur.
Was für eine herrliche Schreibidee! Ich musste gleich an Pippi Langstrumpf denken, die als Sachensucherin unterwegs ist. Henry und Pippa waren mir von der ersten Zeile an sympathisch. Die einzelnen Kapitel sind recht kurzgehalten, sodass auch Kinder, die das Lesen noch erst üben, sie gut bewältigen können. Dazu trägt auch die große Schrift und der sehr gut leserliche Schreibstil der Autorin bei. Sehr gut gefallen haben mir auch die kleinen schwarz-weiß Zeichnungen und ganz besonders das Knopfglas-Daumenkino. Insgesamt ein sehr schönes Buch, das ich nur empfehlen kann!

Bewertung vom 22.10.2023
Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
Ford, Olivia

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn


ausgezeichnet

Genussvoll
Jennifer Quinn ist 77 Jahre alt und seit fast 60 Jahren sehr glücklich mit Bernard verheiratet. Die beiden leben in einem kleinen englischen Dorf und genießen ihr Leben miteinander. Das Einzige, das dieses große Glück ein wenig trübt, ist die Kinderlosigkeit ihrer Ehe. Jennifers große Leidenschaft ist das Backen. Ihr Bernard vergöttert ihre Backkünste. So teilen sie alles im Leben miteinander. Geheimnisse gibt es nicht. Oder doch? Jennifer bewirbt sich bei einer sehr beliebten Backshow im Fernsehen, ohne Bernard einzuweihen. Erst als sie genommen wird, beichtet sie ihm ihre Teilnahme. Doch das ist nicht das einzige Geheimnis, das plötzlich wie aus dem Nichts erscheint.

Für mich war dieses Buch das Lese-Highlight des Jahres. Ich konnte es kaum aus der Hand legen und war dann am Ende so traurig, dass es schon ausgelesen war. Vielleicht braucht man gerade so ein Buch in einer Zeit, in der die Welt geradezu von einer Krise in die nächste schlittert. Dieses Buch schürt die Hoffnung auf eine bedingungslose, unendliche Liebe. Dieses Buch macht Appetit – und das nicht nur auf die Kuchen und Torten. Es stiftet dazu an, das Leben auch im hohen Alter noch einmal in die Hand zu nehmen, obwohl alle sagen, dass das Leben schon gelebt ist. Für Träume und ihre Verwirklichung ist es nie zu spät!

Schon das Cover ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Es passt perfekt zum Buch. Jedes Kapitel hat als Überschrift ein Backwerk, das auch im jeweiligen Kapitel eine Rolle spielt. Der Schreibstil von Olivia Food ist leicht und locker, sodass man sich einfach zurücksinken lassen und das Buch genießen kann.

Bewertung vom 15.09.2023
Als wir an Wunder glaubten
Bürster, Helga

Als wir an Wunder glaubten


ausgezeichnet

Moderne und Aberglauben
Unnenmoor im Jahre 1949: Der Krieg ist vorbei, hat aber große und schlimme Narben hinterlassen. Annie und Edith haben Einiges gemeinsam: Sie mussten ihre Kinder alleine durch den Krieg bringen, weil ihre Männer eingezogen wurden. Und nun warten beide darauf, dass ihre Männer heimkommen. Doch nur einer kommt: Josef, der Mann von Annie. Doch bis Josef weiß, dass er der Mann von Annie ist und wo er hingehört, vergehen Jahre. Er hat im Krieg nicht nur beide Beine verloren, sondern auch sein Gedächtnis. Jetzt ist er wieder zuhause und kämpft sich mühsam in seinen Alltag zurück. Sein bester Freund ist dabei der Alkohol. So wird das Leben von Annie schlimmer statt besser. Was liegt da näher, als dass sie und ihr Hof verflucht sind? Von einer Hexe? Von den Glöhnigen aus dem Moor? Ist Edith vielleicht diese Hexe? Und so sind die beiden Freundinnen von einst plötzlich bittere Feindinnen. Während der Fortschritt Einzug in Unnenmoor in Form von Strom und einem Mammut hält, verweilen die Alten noch in den Erinnerungen und Denkmustern von früher.

Helga Bürster ist es wunderbar gelungen, in ihrem Buch die Menschen aus dem Oldenburger Land zu charakterisieren. Ich lebe selber in der Ecke und habe Viele/s wiedererkannt. Ich sehe meine Oma mit ihren großen Augen direkt vor mir. Aufgewachsen im Moor hat auch sie an böse Geister geglaubt. Und Wäsche hängt man hier bis heute nicht zwischen den Jahren auf. Sehr gut gefallen haben mir auch die plattdeutschen Phrasen, die immer wieder eingestreut werden. Das verleiht den Protagonisten eine besondere Stimme und lesbar bleibt der Text trotzdem. Insgesamt lässt sich das Buch flott und gut lesen. Ich konnte es kaum beiseitelegen. Eine volle Leseempfehlung für alle, die etwas über einen Ort wissen wollen, der sonst kaum Beachtung findet.