Terézia Mora
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Muna oder Die Hälfte des Lebens (eBook, ePUB)
Roman - Der neue große Roman der Georg-Büchner-Preisträgerin und Gewinnerin des Deutschen Buchpreises
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Shortlist Deutscher Buchpreis 2023. »Ein ganz glänzendes Buch. Es ist eines der besten, das sie geschrieben hat.« Daniela Strigl Muna liebt Magnus. Ob und wen Magnus liebt, ist schwer zu sagen. Was geschieht mit einem Leben, das man in Abhängigkeit von einem anderen führt? Muna steht vor dem Abitur, als sie Magnus kennenlernt, Französischlehrer und Fotograf. Mit ihm verbringt sie eine Nacht. Mit dem Mauerfall verschwindet er. Erst sieben Jahre später begegnen sich die beiden wieder und werden ein Paar. Muna glaubt, in der Beziehung zu Magnus ihr Zuhause gefunden zu haben. Doch schon auf...
Shortlist Deutscher Buchpreis 2023. »Ein ganz glänzendes Buch. Es ist eines der besten, das sie geschrieben hat.« Daniela Strigl Muna liebt Magnus. Ob und wen Magnus liebt, ist schwer zu sagen. Was geschieht mit einem Leben, das man in Abhängigkeit von einem anderen führt? Muna steht vor dem Abitur, als sie Magnus kennenlernt, Französischlehrer und Fotograf. Mit ihm verbringt sie eine Nacht. Mit dem Mauerfall verschwindet er. Erst sieben Jahre später begegnen sich die beiden wieder und werden ein Paar. Muna glaubt, in der Beziehung zu Magnus ihr Zuhause gefunden zu haben. Doch schon auf der ersten gemeinsamen Reise treten Risse in der Beziehung auf. Im Laufe der Jahre nehmen Kälte, Unberechenbarkeit und Gewalt immer nur zu. Doch Muna ist nicht gewillt aufzugeben.
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Terézia Mora wurde 1971 in Sopron, Ungarn, geboren und lebt seit 1990 in Berlin. Für ihren Roman »Das Ungeheuer« erhielt sie 2013 den Deutschen Buchpreis. Ihr literarisches Debüt, der Erzählungsband »Seltsame Materie«, wurde mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. Für ihr Gesamtwerk wurde ihr 2018 der Georg-Büchner-Preis zugesprochen. Terézia Mora zählt außerdem zu den renommiertesten Übersetzer*innen aus dem Ungarischen.

© Random House Verlag
Produktdetails
- Verlag: Penguin Random House
- Seitenzahl: 448
- Erscheinungstermin: 30. August 2023
- Deutsch
- ISBN-13: 9783641172442
- Artikelnr.: 67712433
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Rezensent Elmar Krekeler hält Terezia Moras neuen Roman, der den Auftakt zu einer Trilogie über Weiblichkeit bildet, für ein "Wunder". Denn Mora vermag es, den Leser über 400 Seiten mal zugeneigt, mal widerwillig an eine Frau zu fesseln, die sich immer tiefer in eine gewaltätige Abhängigkeitsbeziehung begibt und die man mitunter schütteln möchte. Überhaupt staunt der Kritiker, wie es Mora in der ihr eigenen "quecksilbrigen" Sprache gelingt, über Weiblichkeitskonstruktionen zu schreiben, ohne dass je eine ihrer Zeilen "konstruiert" erscheint. Dass der Roman zudem als "Satire" auf den intellektuellen Betrieb nach der Wende funktioniert, betont Krekeler ebenfalls.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Der kurze Weg vom Sex zur Gewalt
Warnungen sind unerwünscht: Terézia Moras Roman "Muna" schildert eine toxische Beziehung
Ob sie eigentlich böse sei, fragt der angehende Schriftsteller Arnold die Studentin Muna, was nun genau böse an ihr sei, und schließlich: "Wem willst du Böses?" Muna geht im Geist die Menschen durch, die sie verletzt haben - ihre alkoholkranke Mutter, die kaltherzige Tante, der übergriffige schottische Gastdozent -, und antwortet, ihr fielen durchaus Menschen ein, denen sie eine "ordentliche Abreibung" wünsche oder sogar den Tod. Dabei ließe sich der Konflikt mit ihnen doch ganz einfach lösen: "Wenn sie mir sagen würden, sie lieben mich, wäre ihnen nicht nur alles verziehen, ich würde sogar mit
Warnungen sind unerwünscht: Terézia Moras Roman "Muna" schildert eine toxische Beziehung
Ob sie eigentlich böse sei, fragt der angehende Schriftsteller Arnold die Studentin Muna, was nun genau böse an ihr sei, und schließlich: "Wem willst du Böses?" Muna geht im Geist die Menschen durch, die sie verletzt haben - ihre alkoholkranke Mutter, die kaltherzige Tante, der übergriffige schottische Gastdozent -, und antwortet, ihr fielen durchaus Menschen ein, denen sie eine "ordentliche Abreibung" wünsche oder sogar den Tod. Dabei ließe sich der Konflikt mit ihnen doch ganz einfach lösen: "Wenn sie mir sagen würden, sie lieben mich, wäre ihnen nicht nur alles verziehen, ich würde sogar mit
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all meinen Kräften daran arbeiten, ihnen ihr Leben so gut wie möglich zu machen."
Bei ihm sei das anders, sagt Arnold. Dann fällt er über sie her, begrapscht sie und lässt sich nur knapp durch massive Gegenwehr aufhalten.
Arnolds Opfer ist die Erzählerin in Terézia Moras neuem Roman "Muna oder Die Hälfte des Lebens", der Anfang September erschienen ist und zurecht auf den Shortlists gleich zweier renommierter Literaturauszeichnungen steht - er ist für den Raabepreis ebenso nominiert wie für den Deutschen Buchpreis. Die wie die Autorin 1971 geborene Muna schildert darin, so scheint es, weitgehend chronologisch, was ihr zwischen 1989 und etwa 2010 widerfährt, zwischen dem Mauerfall, den sie in Ostdeutschland erlebt, und dem späten Beginn ihrer Laufbahn als Schriftstellerin. Sie lebt in Berlin, London, Wien, wieder Berlin, Saint-Nazaire an der französischen Atlantikküste, Basel und ein weiteres Mal in der deutschen Hauptstadt. Sie ist Studentin, Kindermädchen, Kellnerin, Doktorandin, wissenschaftliche Mitarbeiterin an Forschungsprojekten, vertritt die schwangere Pressefrau eines Verlags, verkauft in einem Modeladen, wird Buchhändlerin und schließlich Autorin.
Ihre Biographie gleicht also der vieler anderer, die in den Jahren seit der Wiedervereinigung auf den Arbeitsmarkt drängten, sie ist geprägt von jähen Orts- und Stellenwechseln, von materieller Unsicherheit und von der Notwendigkeit, sich ständig auf neue Kollegen und Freunde einzustellen und die alten aus den Augen zu verlieren. Allerdings besitzt Munas Erzählung in ihrer jahrzehntelangen Obsession für den Lehrer und Amateurfotografen Magnus einen bemerkenswert konstanten roten Faden. Was sie berichtet, beginnt und endet mehr oder weniger mit ihm, und was ihr mit und durch Magnus widerfährt, ist das wesentliche Thema des Romans.
Muna lernt ihn noch vor dem Abitur in ihrer ostdeutschen Heimatstadt kennen, nachdem sie einen Schreibwettbewerb mit einem Gedicht gewonnen hat, in der örtlichen Zeitung hospitiert und nun in der Redaktion eines Kulturmagazins aushilft, das Magnus' Fotos publiziert. Muna verliebt sich in den, wie sie schreibt, ausgesprochen schönen Mann, der sie offensichtlich kaum bemerken will, folgt ihm heimlich durch die Stadt, schläft mit ihm und verliert ihn schließlich, als er im Sommer 1989 von einer Reise nicht mehr zurückkehrt wie so viele andere auch. Ihre Briefe bleiben unbeantwortet. Erst Jahre später sehen sie sich zufällig wieder. Sie beginnen eine Beziehung, die sie wesentlich ernster nimmt als er, behalten je eigene Wohnungen, unternehmen Reisen und sind nicht nur in der Familienplanung unterschiedlicher Auffassung über den richtigen Grad an Intensität in dieser Gemeinsamkeit.
Mora lässt Muna erzählen, aber sie umgibt ihre Erzählerin geschickterweise mit einer Reihe von Freunden und Freundinnen, deren Reaktionen und Kommentare uns über Munas Bericht ebenso erreichen, ihn ergänzen, relativieren oder sogar unterlaufen. Nicht alles, was sie sagen, möchte Muna hören, vor allem nicht die dezenten Warnungen davor, sich in der hart erkämpften Beziehung mit Magnus klein zu machen und unterzuordnen. Denn ihr Freund, immer bereit, mit ihr zu schlafen, hält sie mal auf Abstand, mal kontrolliert er sie in wachsendem Maße. Es kommt zu Aggressionen, verbalen wie nonverbalen, und während sich Muna anfangs erschrocken und empört von ihm zurückzieht, bis er sich ihr zerknirscht nähert, fängt sie später an, Entschuldigungen für sein Verhalten zu suchen und zugleich die Schuld bei sich selbst, bis sie immer häufiger ein Halstuch tragen muss, um die Spuren seines Würgegriffs zu vertuschen, oder lieber gleich tagelang zu Hause bleibt, bis alles ausgeheilt ist.
Solche Passagen sind kaum auszuhalten, vor allem diejenigen, in denen Muna mit großem rhetorischen Eifer Magnus' Verhalten rechtfertigt, indem sie seine Perspektive einzunehmen glaubt: "Ich gebe zu, dass ich anfing, wie am Spieß zu schreien. Wenn jemand das mit mir gemacht hätte, hätte ich denjenigen wahrscheinlich auch von meiner Schwelle gestoßen und die Tür vor ihm zugeknallt. Und hätte derjenige nicht genug Körperkontrolle gehabt und wäre hingefallen und hätte dann, auf dem Boden sitzend, schäumend, gegen die Tür getreten, hätte ich dann auch die Tür aufgemacht und hätte demjenigen mit dem Gürtel eins übergebraten" - und so weiter, seitenlang.
Wo der Weg von "Ich hasse sie so, dass ich ihnen den Tod wünsche" zu "Alles wäre gut, wenn sie mich doch nur liebten" lediglich ein paar Sätze lang ist, da ist auch die Bereitschaft groß, die Augen vor dem Hässlichen und Aggressiven, das nun einmal geschieht, zu verschließen und im Bericht zu verschleiern. Es ist die große Kunst der Autorin, dass im Verlauf des Romans neben dem, was erzählt wird, die Stimme derjenigen, die erzählt, immer hörbarer wird, dass unsere Aufmerksamkeit darauf gelenkt wird, wie Muna das Geschehene für sich ordnet, aufbereitet und formt - keineswegs zufällig ist im Roman immer wieder von akademischen Forschungsprojekten die Rede, die sich um Erinnerungen und deren Konstruiertheit drehen.
Dass Munas Perspektive eingefärbt ist, liegt auf der Hand, und Mora führt das auch vor. Besonders offen am Ende: Muna schreibt bereits literarisch über ihre Erlebnisse, und ihre Schöpferin gibt einen dezenten Hinweis auf das Überlappen von Fiktion und behaupteter Realität, wenn ihre Erzählerin von ihrer neuen Wohnung spricht - über einer Toreinfahrt, zwei Balkone in beide Richtungen -, die wiederum Magnus' früherer sehr ähnelt, einer Wohnung, die sie Jahre zuvor Zentimeter für Zentimeter erkundet haben will.
Und auch die Vorsicht ihrer Erzählerin führt Mora vor, in Passagen, die geschrieben wurden und dick durchstrichen sind, weil sich die oft sehr mutige Muna hier doch nicht sagen mag, was sie eigentlich meint. Der Autorin ist zu verdanken, dass sie ihr dennoch eine großartige und unvergessliche Stimme gibt. TILMAN SPRECKELSEN
Terézia Moria: "Muna oder Die Hälfte des Lebens". Roman.
Luchterhand Literaturverlag, München 2023. 443 S., geb., 25,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Bei ihm sei das anders, sagt Arnold. Dann fällt er über sie her, begrapscht sie und lässt sich nur knapp durch massive Gegenwehr aufhalten.
Arnolds Opfer ist die Erzählerin in Terézia Moras neuem Roman "Muna oder Die Hälfte des Lebens", der Anfang September erschienen ist und zurecht auf den Shortlists gleich zweier renommierter Literaturauszeichnungen steht - er ist für den Raabepreis ebenso nominiert wie für den Deutschen Buchpreis. Die wie die Autorin 1971 geborene Muna schildert darin, so scheint es, weitgehend chronologisch, was ihr zwischen 1989 und etwa 2010 widerfährt, zwischen dem Mauerfall, den sie in Ostdeutschland erlebt, und dem späten Beginn ihrer Laufbahn als Schriftstellerin. Sie lebt in Berlin, London, Wien, wieder Berlin, Saint-Nazaire an der französischen Atlantikküste, Basel und ein weiteres Mal in der deutschen Hauptstadt. Sie ist Studentin, Kindermädchen, Kellnerin, Doktorandin, wissenschaftliche Mitarbeiterin an Forschungsprojekten, vertritt die schwangere Pressefrau eines Verlags, verkauft in einem Modeladen, wird Buchhändlerin und schließlich Autorin.
Ihre Biographie gleicht also der vieler anderer, die in den Jahren seit der Wiedervereinigung auf den Arbeitsmarkt drängten, sie ist geprägt von jähen Orts- und Stellenwechseln, von materieller Unsicherheit und von der Notwendigkeit, sich ständig auf neue Kollegen und Freunde einzustellen und die alten aus den Augen zu verlieren. Allerdings besitzt Munas Erzählung in ihrer jahrzehntelangen Obsession für den Lehrer und Amateurfotografen Magnus einen bemerkenswert konstanten roten Faden. Was sie berichtet, beginnt und endet mehr oder weniger mit ihm, und was ihr mit und durch Magnus widerfährt, ist das wesentliche Thema des Romans.
Muna lernt ihn noch vor dem Abitur in ihrer ostdeutschen Heimatstadt kennen, nachdem sie einen Schreibwettbewerb mit einem Gedicht gewonnen hat, in der örtlichen Zeitung hospitiert und nun in der Redaktion eines Kulturmagazins aushilft, das Magnus' Fotos publiziert. Muna verliebt sich in den, wie sie schreibt, ausgesprochen schönen Mann, der sie offensichtlich kaum bemerken will, folgt ihm heimlich durch die Stadt, schläft mit ihm und verliert ihn schließlich, als er im Sommer 1989 von einer Reise nicht mehr zurückkehrt wie so viele andere auch. Ihre Briefe bleiben unbeantwortet. Erst Jahre später sehen sie sich zufällig wieder. Sie beginnen eine Beziehung, die sie wesentlich ernster nimmt als er, behalten je eigene Wohnungen, unternehmen Reisen und sind nicht nur in der Familienplanung unterschiedlicher Auffassung über den richtigen Grad an Intensität in dieser Gemeinsamkeit.
Mora lässt Muna erzählen, aber sie umgibt ihre Erzählerin geschickterweise mit einer Reihe von Freunden und Freundinnen, deren Reaktionen und Kommentare uns über Munas Bericht ebenso erreichen, ihn ergänzen, relativieren oder sogar unterlaufen. Nicht alles, was sie sagen, möchte Muna hören, vor allem nicht die dezenten Warnungen davor, sich in der hart erkämpften Beziehung mit Magnus klein zu machen und unterzuordnen. Denn ihr Freund, immer bereit, mit ihr zu schlafen, hält sie mal auf Abstand, mal kontrolliert er sie in wachsendem Maße. Es kommt zu Aggressionen, verbalen wie nonverbalen, und während sich Muna anfangs erschrocken und empört von ihm zurückzieht, bis er sich ihr zerknirscht nähert, fängt sie später an, Entschuldigungen für sein Verhalten zu suchen und zugleich die Schuld bei sich selbst, bis sie immer häufiger ein Halstuch tragen muss, um die Spuren seines Würgegriffs zu vertuschen, oder lieber gleich tagelang zu Hause bleibt, bis alles ausgeheilt ist.
Solche Passagen sind kaum auszuhalten, vor allem diejenigen, in denen Muna mit großem rhetorischen Eifer Magnus' Verhalten rechtfertigt, indem sie seine Perspektive einzunehmen glaubt: "Ich gebe zu, dass ich anfing, wie am Spieß zu schreien. Wenn jemand das mit mir gemacht hätte, hätte ich denjenigen wahrscheinlich auch von meiner Schwelle gestoßen und die Tür vor ihm zugeknallt. Und hätte derjenige nicht genug Körperkontrolle gehabt und wäre hingefallen und hätte dann, auf dem Boden sitzend, schäumend, gegen die Tür getreten, hätte ich dann auch die Tür aufgemacht und hätte demjenigen mit dem Gürtel eins übergebraten" - und so weiter, seitenlang.
Wo der Weg von "Ich hasse sie so, dass ich ihnen den Tod wünsche" zu "Alles wäre gut, wenn sie mich doch nur liebten" lediglich ein paar Sätze lang ist, da ist auch die Bereitschaft groß, die Augen vor dem Hässlichen und Aggressiven, das nun einmal geschieht, zu verschließen und im Bericht zu verschleiern. Es ist die große Kunst der Autorin, dass im Verlauf des Romans neben dem, was erzählt wird, die Stimme derjenigen, die erzählt, immer hörbarer wird, dass unsere Aufmerksamkeit darauf gelenkt wird, wie Muna das Geschehene für sich ordnet, aufbereitet und formt - keineswegs zufällig ist im Roman immer wieder von akademischen Forschungsprojekten die Rede, die sich um Erinnerungen und deren Konstruiertheit drehen.
Dass Munas Perspektive eingefärbt ist, liegt auf der Hand, und Mora führt das auch vor. Besonders offen am Ende: Muna schreibt bereits literarisch über ihre Erlebnisse, und ihre Schöpferin gibt einen dezenten Hinweis auf das Überlappen von Fiktion und behaupteter Realität, wenn ihre Erzählerin von ihrer neuen Wohnung spricht - über einer Toreinfahrt, zwei Balkone in beide Richtungen -, die wiederum Magnus' früherer sehr ähnelt, einer Wohnung, die sie Jahre zuvor Zentimeter für Zentimeter erkundet haben will.
Und auch die Vorsicht ihrer Erzählerin führt Mora vor, in Passagen, die geschrieben wurden und dick durchstrichen sind, weil sich die oft sehr mutige Muna hier doch nicht sagen mag, was sie eigentlich meint. Der Autorin ist zu verdanken, dass sie ihr dennoch eine großartige und unvergessliche Stimme gibt. TILMAN SPRECKELSEN
Terézia Moria: "Muna oder Die Hälfte des Lebens". Roman.
Luchterhand Literaturverlag, München 2023. 443 S., geb., 25,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Wer diesen Roman liest, wird ihn nicht mehr los, wird sie nicht mehr los: die Ich-Erzählerin Muna.« Natascha Freundel / rbb Kultur
Gebundenes Buch
Ein verstörendes Meisterwerk
Die Buchpreisträgerin Terézia Mora (2013) steht mit ihrem neuen Roman abermals auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis
„Liebeswahn ist, ebenso wie Liebeskummer, wie eine Krankheit.“
Die 18-jährige Muna ist im Leben auf …
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Ein verstörendes Meisterwerk
Die Buchpreisträgerin Terézia Mora (2013) steht mit ihrem neuen Roman abermals auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis
„Liebeswahn ist, ebenso wie Liebeskummer, wie eine Krankheit.“
Die 18-jährige Muna ist im Leben auf sich allein gestellt, der Vater verstorben, die Mutter alkoholabhängig, schafft sie ihr Abitur in einer Kleinstadt in der DDR.
Numa verliebt sich in den deutlich älteren Französischlehrer, der kommt aber aus dem Sommerurlaub nach Ungarn nicht zurück. Es ist das Jahr 1989 und alles verändert sich.
Muna beginnt ihr Studium in Berlin, ihre Leistungen finden Beachtung, auch ihre äußere Erscheinung. Sie blockiert die vorsichtigen Annäherungsversuche ihrer Kommilitonen, wartet auf die Rückkehr des geliebten Magnus und schreibt Briefe, die er nicht erhält.
Die Zerrissenheit der Ich-Erzählerin wird in jeder Zeile deutlich, während sie ihr Leben in fast distanziertem Ton beschreibt, werden ironische, kommentierende Bemerkungen und Gedanken in Klammern hinzugefügt. Ihre sprachliche Schlagfertigkeit ist amüsant und verletzend.
Sie beobachtet und seziert winzige Details.
Sie beginnt ihr Studium in Berlin, geht nach London und Wien und erntet erste Beachtung in der akademischen Welt.
Nach 7 Jahren trifft sie Magnus in Berlin wieder. Ihre Liebe zu ihm gleicht einer Obsession. Während Magnus oft, schroff und abweisend zu ihr ist, gesteht sie ihm ihre große Liebe.
„Begehren, der Rest ist Schwulst“, ist Magnus’ Antwort.
Aber er wird zusehends unausgeglichener, sie kann das Dunkle in seinem Blick spüren, wenn sie wieder etwas getan hat, was ihm nicht gefällt. Und das kann man vorher nicht wissen. Verachtung, Gewalt Erniedrigung, Sex. Sie lässt es mit sich geschehen.
„Ich bin bereit für alles. Danach ist es jedes Mal besser.“
Als Magnus sich von ihr trennt:
„Ich weiß, was du willst“, sagte er. „Du bekommst es nicht.“,
bricht sie vollständig zusammen, verliert jeden Halt. In mühsamer Rekonstruktion schreibt sie ihre Geschichten und Angstträume auf. Und sie begegnet ihm ein weiteres Mal.
Dieses Buch hat mich vom ersten Moment in seinen Bann gezogen. Magische Sätze, Erzählkraft und eine vollständig verlorene Frau, die einem Mann verfällt, ihr Leben seinem unterordnet und in subtilen Gedankenkonstruktionen die Erklärung für all diese Leid bei sich selber sucht.
Manchmal ist es kaum auszuhalten, wie Mona sich immer wieder zerfleischt und zu keiner erwachsenen Beziehung zu einem Mann in der Lage ist.
Aber das soll so sein. Mona ist klug, gebildet, wortgewandt. Warum? Eine unglaubliche Leistung der Autorin, dass sie uns genau mit diesem Elend allein lässt.
Ein verstörendes Buch voller Trauer, Verzweiflung, Kampf und Gewalt.
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Gebundenes Buch
seltsame weibliche Liebesgeschichte
Wieder ein Schritt weiter auf dem Weg die Shortlist des Deutschen Buchpreises zu lesen. Und den Zong habe ich noch nicht gefunden. Zweifellos gibt es noch Luft nach oben, aber der Preisträger steht ja noch auf meiner to do-Liste.
„Die weibliche …
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seltsame weibliche Liebesgeschichte
Wieder ein Schritt weiter auf dem Weg die Shortlist des Deutschen Buchpreises zu lesen. Und den Zong habe ich noch nicht gefunden. Zweifellos gibt es noch Luft nach oben, aber der Preisträger steht ja noch auf meiner to do-Liste.
„Die weibliche Variante“ ist zurecht noch ein Untertitel des Romans. Die Ich-Erzählerin tritt trotz frühen Krebstod des Vaters und trotz alkoholabhängiger Mutter, die sich kurz nach dem 18. Geburtstag unserer Protagonistin auch noch versucht umzubringen, in die akademische Welt ein. Doch anstatt über die Probleme mit der Doktorarbeit zu thematisieren, die Frauen viel häufiger als Männer abbrechen, über den Einfluss der Schönheit der Doktorandin, im Volksmund hochschlafen genannt, hören wir von einer Liebesgeschichte mit Magnus, den sie in ihrer Jugend in der DDR kennenlernte und sieben Jahre später wieder getroffen hat, und trotz aller Mängel, ja sogar trotz männlicher Gewalt weiterhin liebt.
Und nachdem die Handlung einmal abgebogen ist, bleibt sie dort. Trotz Warnungen im Umfeld himmelt die Ich-Erzählerin Magnus weiter an und reist mit ihm, dem Geldsorgen fremd sind, durch die Welt, bis er eine Auszeit in Kanada sucht und seine Spur sich dort verliert, aber das ist nicht das Ende.
Von mir erhält der Roman 3 Sterne. Längen sind auf den 440 Seiten unübersehbar. Außerdem möchte ich mich in die Hauptfigur hineinversetzen und dass sie sich trotz der wirklich verstörenden Gewaltszenen nicht von ihrem Geliebten trennt, ja ihn sogar noch in Schutz nimmt, ist in meine Augen nicht nachvollziehbar. Das Buch endet mit dem Tod des Geliebten und dass die Ich-Erzählerin noch die Hälfte des Lebens vor sich hat. Ich werde auch die zweite Hälfte lesen.
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Gebundenes Buch
“Muna oder Die Hälfte des Lebens” von Terezia Mora.
Ein verstörendes, erschütterndes Highlight der Gegenwartsliteratur.
Muna wächst bei ihrer verwitweten, alkoholabhängigen Mutter, einer wunderschönen Theaterschauspielerin in der DDR auf.
Kurz vor …
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“Muna oder Die Hälfte des Lebens” von Terezia Mora.
Ein verstörendes, erschütterndes Highlight der Gegenwartsliteratur.
Muna wächst bei ihrer verwitweten, alkoholabhängigen Mutter, einer wunderschönen Theaterschauspielerin in der DDR auf.
Kurz vor ihrem Abitur lernt sie den älteren Französischlehrer, Fotografen und Bildredakteur Magnus kennen. Magnus ist verschlossen, schroff und für die junge Abiturientin Muna der schönste Mann. Sie bezirzt ihn und nach einer gemeinsamen Nacht verliebt sich das junge Mädchen in den barschen, undurchschaubaren Mann mit der Zornesfalte.
Zwei Tage danach verschwindet Magnus während einer Radtour in Rumänien oder Bulgarien kurz vor dem Mauerfall.
Muna kann ihn nicht vergessen und als sich ihr Leben nach sieben Jahren wieder kreuzt, ist sie nicht nur intelligent und sehr hübsch, sondern immer noch besessen von dem Lehrer.
Weder junge noch ältere Männer hatten eine Chance in all den Jahren, ihre Liebe gehörte ausschließlich Magnus. Sie schreibt Briefe an Magnus, welche ihn nie erreichen. Er kam nie wieder zurück in die alte Heimat.
Muna würde alles für Magnus geben und muss dies auch, als die beiden ein Paar werden. Sie stellt unglaublich viel in der ersten Hälfte ihres Lebens wegen ihm zurück, ihre Arbeit, ihre Dissertation, ihre Freunde und ihre Familie.
Magnus ist ein Mensch, der “eine Theateraufführung nicht verlässt, weil man das, was einen empört, zur Gänze kennenlernen muss, bevor man das Recht erworben hat, es abzulehnen.” Seine Emotionen sind wie eine Achterbahnfahrt, seine Gefühle nicht greifbar.
Muna will ihn nicht provozieren und doch macht sie genau dies…..!
Daraufhin kommt seine Zornesfalte hervor und Magnus wird ein anderer Mensch. Oder war er immer schon so?
Im Laufe der Jahre wird die lose Beziehung mit Magnus immer wieder von unkontrollierten Gewaltakten durchzogen. Seine unberechenbare Art macht Muna die Leichtigkeit unmöglich. Er erniedrig und zeigt ihr immer wieder seine Verachtung. Sie lernt, in der toxischen Beziehung zu manipulieren, zu bezirzen, ihre körperlichen Reize einzusetzen, sowie Rücksichtnahme auf seine Bedürfnisse und Stimmungen zu nehmen. Solidarität ihm gegenüber war ihr immer sehr wichtig.
Und natürlich immer Sex - danach ist es wieder eine zeitlang “normal” zwischen dem Paar.
Muno ist in einer Abhängigkeit, die will es nicht bemerken und erlebt einen Zusammenbruch, als Magnus sich von ihr trennt.
Und doch hat Muna statistisch gesehen noch eine Hälfte Leben vor sich.
Ist sie in der Lage, diese Hälfte ohne Magnus zu überstehen? Ihr Leben in den Griff zu bekommen? Ihre Dissertation fertigzustellen und eine vernünftige Arbeit anzunehmen?
Die Autorin hat einen unglaublich fesselnden Schreibstil, der mich als Leser:in in den Bann gezogen hat.
Die Geschichte einer klugen, attraktiven Frau, die alles zurücklässt nur um einem Mann zu gefallen, seine Liebe und sein Begehren zu spüren und extremes Leid an Geist und Körper zulässt.
Ein Buch voller Emotionen, die so intensiv und berührend sind, dass man den Roman nicht mehr zu Seite legen kann.
Die Unterhaltungskunst wird durch die wechselnden Orte und Protagonisten erhöht.
Die Charaktere wurden sehr gut ausgearbeitet und nicht nur die Protagonisten wurden authentisch beschrieben, auch die Nebendarsteller:innen wurden treffend gezeichnet.
Die Autorin hat einen fesselnden Roman der Gegenwartsliteratur geschrieben.
Eine klare Leseempfehlung.
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Gebundenes Buch
Gefahren toxischer Männlichkeit
Als erster Band einer geplanten Trilogie zum Thema ‹Frauen› ist der Roman «Muna» der Schriftstellerin Terésia Mora auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2023 gewählt worden. Die deutsch-ungarische …
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Gefahren toxischer Männlichkeit
Als erster Band einer geplanten Trilogie zum Thema ‹Frauen› ist der Roman «Muna» der Schriftstellerin Terésia Mora auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2023 gewählt worden. Die deutsch-ungarische Büchner-Preisträgerin thematisiert in ihrem neuen Roman eine latente Frauenfeindlichkeit, die sich hier in der psychischen und physischen Gewalt gegen die Ich-Erzählerin Muna Abbelius artikuliert. Mit dem Untertitel «Die Hälfte des Lebens» wird auch auf den zeitlichen Rahmen der Handlung hingewiesen. Die Geschichte beginnt kurz vor dem Abitur der Protagonistin in der DDR, wenige Jahre vor der Wende, und endet, als sie Anfang vierzig ist. Damit wird etwa die Hälfte ihres Lebens als Erwachsene überspannt, die entscheidende Zeit der beruflichen Weichenstellung und dem weiteren Verlauf ihrer Karriere. Beherrscht aber wird die Erzählung von der unverbrüchlichen Liebe der jungen Mona zu dem gutaussehenden, etwas älteren Magnus, ein Intellektueller, der sich auch ernsthaft als Fotograf betätigt, ohne dabei aber beruflichen Ehrgeiz zu entwickeln.
Monas alleinerziehende, alkoholkranke Mutter ist Schauspielerin in einem fiktiven, kleinen Städtchen Ostdeutschlands, das Mona, mit einem glänzenden Abitur in der Tasche, gleich zu Beginn des Romans verlässt, um zu studieren. Die attraktive, junge Frau strebt eine literarische Karriere an und übt zur Finanzierung ihres Studiums diverse Jobs aus, die zu ihrem Interessengebiet passen und ihren Horizont erweitern, notfalls auch ohne Bezahlung. Magnus ist ihre erste Liebe, sie verbringt eine Nacht mit ihm und ist überzeugt, dass er der Mann ihres Lebens ist. Er jedoch verschwindet spurlos und taucht dann erst in der zweiten Hälfte des Romans wieder auf, ganze sieben Jahre später, nach den Turbulenzen des Mauerfalls. Obwohl er sie so herzlos ohne ein Wort verlassen hatte, finden die Beiden wieder zueinander, haben rauschhaften, beglückenden Sex und werden ein Paar, nicht zuletzt auch, weil sie als Akademiker intellektuell bestens zusammenpassen. Magnus arbeitet als Französischlehrer, strebt aber eine wissenschaftliche Karriere an, publiziert und hält Vorträge. Sie haben zudem kulturell gleiche Interessen, denen sie gemeinsam nachgehen, Theater, Kunst-Ausstellungen, Musik, über die sie sich ergiebig austauschen.
Als Magnus karrierebedingt in verschiedene Positionen an anderen Universitäten wechselt, begleitet ihn Mona notgedrungen, ohne Rücksicht auf die eigene Zukunft, sie möchte ihn keinesfalls verlassen. Deutlich wird in dem unberechenbaren Verhalten von Magnus seine seelische Kälte, die sich mit der Zeit zunehmend auch in physischer Gewalt äußert, der Mona hilflos ausgesetzt ist. Und er verschwindet auch wieder öfter mal, ohne ein Wort zu sagen, übt also auch psychischen Terror auf sie aus, unter dem sie genauso leidet. In ihrem Liebeswahn aber erträgt sie ungerührt alle diese Demütigungen, findet immer eine Entschuldigung für sein doch so deutlich abweisendes Verhalten.
Terésia Mora verwendet auch in diesem stimmig erzählten Roman wieder verschiedene typografische Besonderheiten wie durchgestrichenen Text oder Schwärzungen, was einen kreativen Schreibprozess simulieren soll, in dem eben auch Fehler vorkommen. Hier werden sie sichtbar gemacht, die Illusion eines Manuskripts erzeugend! Durch eine mitreißende, geradezu intime Schilderung der Charaktere ist man als Leser so nahe an den Figuren, dass man Mona am liebsten in den Arm nehmen möchte und sie kräftig durchschütteln. Damit sie aufwacht und die Realität ihrer seelischen Abwärtsspirale erkennt, die Gefahren toxischer Männlichkeit. Damit sie aus dem Teufelskreis ausbricht, der ihr Leben zu ruinieren droht. Sie schafft am Ende gerade noch ihre Promotion mit «Cum laude». Deutlich erkennbar ist dieser Roman auch eine Satire auf den akademischen Betrieb, es tummeln sich Koryphäen aller Couleur darin, manche als wahre Lachnummern. Erfreulicher Weise wird all das, ganz ohne didaktische Absichten, mit leichter Hand erzählt, es wird hier also konsequent auf eine wohlfeile Botschaft verzichtet!
Fazit: erstklassig
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Gebundenes Buch
MUNA oder DIE HÄLFTE DES LEBENS
Terézia Mora
DDR 1989:
Kurz vor ihrem 18. Geburtstag beginnt Muna bei einer kleinen Zeitung ein Praktikum. Dort verliebt sie sich unsterblich in Magnus, dem Mann, der sie ignoriert und bei Fragen abwertend mit einem Grunzen reagiert.
Angeheizt von …
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MUNA oder DIE HÄLFTE DES LEBENS
Terézia Mora
DDR 1989:
Kurz vor ihrem 18. Geburtstag beginnt Muna bei einer kleinen Zeitung ein Praktikum. Dort verliebt sie sich unsterblich in Magnus, dem Mann, der sie ignoriert und bei Fragen abwertend mit einem Grunzen reagiert.
Angeheizt von dessen Ignoranz stellt Muna ihm nach und taucht überall dort auf, wo sie den Lehrer Magnus vermutet.
Kurz nach ihrem Geburtstag gelingt es ihr endlich, ihn ins Bett zu ziehen. Während Muna an die große Liebe glaubt und nach einer Nacht bereits Zukunftspläne schmiedet, fährt Magnus am folgenden Tag in den Urlaub, aus dem er nicht zurückkehrt. Er flieht über Ungarn nach Deutschland, ohne ein Wort des Abschieds.
Muna leidet Ewigkeiten - schreibt ihm Briefe, die sie bei Bekannten deponiert, und versucht herauszufinden, wo er sich aufhalten könnte.
Sieben Jahre vergehen, in denen Muna eher schlechte als rechte Beziehungen pflegt, bevor sie Magnus wieder trifft. Muna lässt sich erneut ganz auf die Liebe ein, während Magnus nur an sich denkt und egoistische Entscheidungen trifft.
Dabei merkt Muna nicht, wie toxisch ihre Beziehung ist. Sie lechzt nach Aufmerksamkeiten und hofft, dass er sich ändert und merkt dabei nicht, dass sie die Hälfte ihres Lebens an den falschen Mann verschwendet.
Ui, was für ein Buch. Ich habe es in nur zwei Tagen beendet (das Ende musste ich sogar zweimal lesen), jedoch lässt es mich mit gemischten Gefühlen zurück.
Meine Güte, diese Frauen, die nicht merken, dass der Partner es unsexy findet, wenn man alles mit sich machen lässt … Ich muss schon sagen, dass ich gerne mal ein Machtwort gesprochen hätte - aber das haben ja schon ihre Freundinnen versucht und es hat nichts gebracht. Also musste ich mich wohl oder übel weiter über Muna ärgern und war mit ihren Entscheidungen alles andere als zufrieden.
Aber neben dem Ärgern gibt es auch sehr Gutes zu berichten, denn der Schreibstil der Autorin ist einfach toll (von dem krassen Ende will ich gar nicht reden - Hammer)!
Ja, es hätten gerne 100 Seiten weniger sein dürfen, aber könnte man dann trotzdem die Komplexität der Beziehung und das tiefgreifende Bild einer sensiblen Frau gut herausarbeiten? Vielleicht nicht.
Fazit:
Zu Recht auf der Shortlist 2023, ein Buch mit kleineren Längen in einer tollen Sprache, das ich gerne gelesen habe.
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Gebundenes Buch
Wie in Jenny Erpenbecks Roman "Kairos" verliebt sich ein junges Mädchen in Terezia Moras "Muna oder die Hälfte des Lebens" zur Zeit des Mauerfalls in einen wesentlich älteren Mann. In beiden Fällen entsteht eine amour fou, die für die Frauen toxisch ist. …
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Wie in Jenny Erpenbecks Roman "Kairos" verliebt sich ein junges Mädchen in Terezia Moras "Muna oder die Hälfte des Lebens" zur Zeit des Mauerfalls in einen wesentlich älteren Mann. In beiden Fällen entsteht eine amour fou, die für die Frauen toxisch ist. Während Erpenbecks Hans sich nicht von seiner Frau trennt, aber krankhaft eifersüchtig reagiert, wird Moras Magnus zunehmend gewalttätig. Beiden Frauen, klug und emanzipiert, gelingt es nicht, sich von dieser Beziehung zu lösen. Moras Ich-Erzählerin Muna schildert schonungslos, wie sie sich bis zum Rande der Selbstaufgabe bei Magnus anbiedert, bis er sie schließlich buchstäblich mit einem Fußtritt auf die Straße setzt. Sie schreibt assoziativ, spontan, so dass manchmal bestimmte Formulierungen durchgestrichen werden, nicht Gesagtes in Klammern steht, was den Roman authentisch und glaubwürdig erscheinen lässt. Das Ende ist ein wenig rätselhaft, aber es scheint, dass Muna zur Hälfte ihres Lebens, sich von dieser Beziehung lösen kann, wenn auch nicht freiwillig.
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»E̶r̶ h̶a̶t̶ m̶a̶n̶c̶h̶m̶a̶l̶ s̶o̶ e̶i̶n̶e̶ V̶e̶r̶a̶c̶h̶t̶u̶n̶g̶ i̶m̶ B̶l̶i̶c̶k̶...A̶l̶s̶ w̶ü̶r̶d̶e̶n̶ a̶l̶l̶e̶, u̶n̶d̶ b̶e̶s̶o̶n̶d̶e̶r̶s̶ i̶c̶h̶, s̶t̶ä̶n̶d̶i̶g̶ R̶e̶g̶e̶l̶n̶ v̶e̶r̶l̶e̶t̶z̶e̶n̶, d̶i̶e̶ …
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»E̶r̶ h̶a̶t̶ m̶a̶n̶c̶h̶m̶a̶l̶ s̶o̶ e̶i̶n̶e̶ V̶e̶r̶a̶c̶h̶t̶u̶n̶g̶ i̶m̶ B̶l̶i̶c̶k̶...A̶l̶s̶ w̶ü̶r̶d̶e̶n̶ a̶l̶l̶e̶, u̶n̶d̶ b̶e̶s̶o̶n̶d̶e̶r̶s̶ i̶c̶h̶, s̶t̶ä̶n̶d̶i̶g̶ R̶e̶g̶e̶l̶n̶ v̶e̶r̶l̶e̶t̶z̶e̶n̶, d̶i̶e̶ i̶c̶h̶ n̶i̶c̶h̶t̶ e̶i̶n̶m̶a̶l̶ k̶e̶n̶n̶e̶.A̶b̶e̶r̶ i̶c̶h̶ k̶a̶n̶n̶ i̶h̶n̶ j̶a̶ w̶o̶h̶l̶ n̶i̶c̶h̶t̶ u̶m̶ e̶i̶n̶ R̶e̶g̶e̶l̶w̶e̶r̶k̶ b̶i̶t̶t̶e̶n̶. E̶r̶ w̶ü̶r̶d̶e̶ m̶i̶c̶h̶ f̶ü̶r̶ v̶e̶r̶r̶ü̶c̶k̶t̶ e̶r̶k̶l̶ä̶r̶e̶n̶.
Schließlich sagte ich es so, dass mir der Mensch in Berlin in der Tat sehr wichtig sei, und es läuft auch gut.« |271
»Muna« ist ein Konzentrat der verstrickten Erfahrungen, Gedanken und Gefühle einer Frau in dieser Zeit in dieser Welt, die selbst beteiligt ist an ihrer Isolation und Gewalt in einer Beziehung, die sie passiv und aktiv aufsucht. Mal ist es einfach, Muna von sich fernzuhalten. Es gelingt, sie als unerträglich, gefangen, selbstzerstörerisch, naiv, dumm, unsolidarisch, bindungsgestört und unnahbar zu sehen, als eine Figur, die es schwer macht, Sympathie und Empathie zu erregen. Doch sie kommt immer wieder unangenehm nahe. Denn die Umstände, die Muna zu Muna werden lassen, sind auch strukturell. Sie begegnen einer Frau in dieser Zeit in dieser Welt in der einen und der anderen Form. Da ist es manchmal leichter, Dinge nicht zu denken, Wut nicht zu fühlen, sie gegen sich selbst zu richten oder mit anderen Frauen nicht solidarisch zu sein. Wie sie beim Brennglas »Muna« doch an die Oberfläche kommen, setzt Mora stilistisch intelligent in Szene. Diese Sätze sind im Text durchgestrichen, in Klammern gesetzt und die Figur korrigiert sie immer wieder im Fluss ihrer Gedanken herunter. Muna ist auf den ersten Blick keinesfalls eine Frau, die das gebildete Lesepublikum als "armes Opfer" abtun kann, auch wenn sie die verstrickten Überlebensstrategien ihrer isolierten und Alkoholkranken Mutter reinszeniert. Muna ist in der Theaterszene aufgewachsen, intelligent, gebildet, gereist, in den Literaturwissenschaften und in der Literaturszene verortet.
Der Kontrast zwischen den verhandelten Themen in ihrer akademischen Laufbahn und ihrer Lebenswelt könnte größer nicht sein.
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Erbaulich ist die Lektüre erst mit gewonnenem empathischem Abstand zu Muna und zum Roman, der es schafft, enorme Spannung beim Lesen aufzubauen und bis zum mehrdeutig interpretierbaren Ende zu halten. Mora gelingt es, mit »Muna« ein gesellschaftlich relevantes Thema in einer literarisch innovativen Form aufzugreifen und tabuisierte Ränder feministischer Auseinandersetzungen zu treffen. Denn immer noch ist die Ausweichbewegung leichter, als eigene Verstrickungen in männlich dominierte Gewaltausübung zu fokussieren.
Mich hat »Muna« überzeugt
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Ich wollte dieses Buch unbedingt lesen - und musst es doch immer wieder zur Seite legen. Auch wenn Terezia Moras Schreibstil eine gewisse Sogwirkung hat, so konnte ich den Inhalt nur in kleinen Dosen ertragen. Hier wird das Leben einer jungen, intelligenten Frau beschrieben von ihrem 17. Lebensjahr …
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Ich wollte dieses Buch unbedingt lesen - und musst es doch immer wieder zur Seite legen. Auch wenn Terezia Moras Schreibstil eine gewisse Sogwirkung hat, so konnte ich den Inhalt nur in kleinen Dosen ertragen. Hier wird das Leben einer jungen, intelligenten Frau beschrieben von ihrem 17. Lebensjahr bis Ende 30. Mit 17 verliebt sie sich in Magnus, der für sie zur Obsession wird, einer Liebe, einer Beziehung, die von Gewalt und Unterwerfung geprägt ist. Obwohl durch die eindringliche Ich- Erzählung, die Teilhabe an den Gefühlen und Gedanken der Protagonistin eine distanzlose Nähe erzeugt wird, ist es mir nicht gelungen zu verstehen. Aber da ich weiß, wie nah dieser Roman an der Realität ist, beschäftigt er mich auch nach der Lektüre noch sehr.
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Terezia Mora schildert in diesem Buch das Leben (zumindest die erste Hälfte) von Muna, einer Frau, die in der DDR aufwuchs mit einem viel zu früh verstorbenen Vater und einer alkoholkranken Mutter. Kurz nach ihrem Abitur fällt die Mauer und der Mann, in den sie sich Hals über …
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Terezia Mora schildert in diesem Buch das Leben (zumindest die erste Hälfte) von Muna, einer Frau, die in der DDR aufwuchs mit einem viel zu früh verstorbenen Vater und einer alkoholkranken Mutter. Kurz nach ihrem Abitur fällt die Mauer und der Mann, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hat ist spurlos verschwunden. Sie selbst nutzt ihre guten Zensuren und versucht die Welt für sich zu entdecken und trifft einfach schlechte Entscheidungen.
Ein packender und unter die Haut gehender Roman über eine ungesunde Beziehung aus der Sicht der Protagonistin. Ohne Pathos plaudert sie aus ihrem Leben und das läßt mich als Leserin mit Gänsehaut zurück, denn Muna jammert und klagt nicht, sie stellt fest und wird dabei immer kleiner und unbedeutender (aus ihrer Sicht).
Gleich das erste Kapitel schleuderte mich komplett in die Handlung, dramatische Szenen ohne Übertreibung ohne kitschige Schnörksel, sogar mit etwas Sarkasmus. Ich kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen, leide mit Muna mit, möchte sie an die Hand nehmen und ihr sagen:"Nein, das ist nicht gut, gehen wir!" Und so beobachte ich, wie sie sich selbst in dieser Beziehung verliert. Das ist schmerzhaft zu lesen und ich ertappe mich dabei, darüber nachzudenken, warum sie so geworden ist.
Der Schreibstil ist toll und leicht zu lesen, Mora nutzt Stilmittel, die genial sind... aber so leicht es auch zu lesen ist, die Thematik ist es nicht und hinterläßt ein beklemmendes Gefühl. Irgendwie hätte ich jetzt gerne einen Diskussionkreis darüber!
Wer schwere Kost lesen kann, dem sei dieses Buch allerwärmstens empfohlen.
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Dieses Buch möchte man nach der Lektüre zuklappen und sich erleichtert sagen „Zum Glück ist alles nur erfunden.“ Doch ich fürchte, das, was der Ich-Erzählerin widerfährt, kommt in der Realität häufiger vor, als man wahrhaben will.
Muna …
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Dieses Buch möchte man nach der Lektüre zuklappen und sich erleichtert sagen „Zum Glück ist alles nur erfunden.“ Doch ich fürchte, das, was der Ich-Erzählerin widerfährt, kommt in der Realität häufiger vor, als man wahrhaben will.
Muna wächst in einer ostdeutschen Kleinstadt auf und verliebt sich mit achtzehn in den deutlich älteren Lehrer und Fotografen Magnus. Fortan ist sie ihm mit Haut und Haaren verfallen. Muna studiert Literatur, wohnt in Berlin, London und Wien und sammelt berufliche Erfahrungen im geisteswissenschaftlichen Umfeld. Sinn macht das Leben für sie jedoch nur, wenn sie mit Magnus zusammen ist.
Es schmerzt, mitanzusehen, wie eine intelligente und gebildete Frau jegliche Selbstachtung verliert, wenn sie emotional abhängig wird und sich in einer toxischen Beziehung verfängt. Eine Amour fou zwischen einer impulsiven, sinnlichen Frau und einem sich geheimnisvoll gebenden, arroganten Intellektuellen mag eine klischeehafte Konstellation sein, doch was Terézia Mora daraus macht, ist weit davon entfernt. Sie arbeitet mit Stilmitteln, die die Beklemmung nur noch steigern. Abrupte Perspektivwechsel und durchgestrichene Wörter und Sätze wie in einem Tagebuch lassen tief in das Innenleben der Protagonistin blicken. Ähnlich wie die Erzählungen der Autorin „Die Liebe unter Aliens“ wird auch dieser Roman bei mir noch lange nachhallen.
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