Seishi Yokomizo
eBook, ePUB
Mord auf der Insel Gokumon / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.2 (eBook, ePUB)
Kriminalroman
Übersetzer: Gräfe, Ursula
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Der nächste Fall der erfolgreichen klassischen Krimiserie aus Japan.Der Privatermittler Kosuke Kindaichi reist auf die abgelegene Insel Gokumon, um einer der wichtigsten Familien dort eine tragische Nachricht zu überbringen: Einer ihrer Söhne ist auf einem Truppentransportschiff, das ihn nach dem Zweiten Weltkrieg zurück in die Heimat bringen sollte, gestorben. Doch Kindaichi ist nicht nur als Bote gekommen - mit seinen letzten Worten warnte der Sterbende, dass nun das Leben seiner drei Stiefschwestern in Gefahr sei. Der Ermittler ist entschlossen, dieser mysteriösen Prophezeiung auf den...
Der nächste Fall der erfolgreichen klassischen Krimiserie aus Japan.
Der Privatermittler Kosuke Kindaichi reist auf die abgelegene Insel Gokumon, um einer der wichtigsten Familien dort eine tragische Nachricht zu überbringen: Einer ihrer Söhne ist auf einem Truppentransportschiff, das ihn nach dem Zweiten Weltkrieg zurück in die Heimat bringen sollte, gestorben. Doch Kindaichi ist nicht nur als Bote gekommen - mit seinen letzten Worten warnte der Sterbende, dass nun das Leben seiner drei Stiefschwestern in Gefahr sei. Der Ermittler ist entschlossen, dieser mysteriösen Prophezeiung auf den Grund zu gehen und die drei Frauen zu schützen - wenn er kann. Dann beginnt auf der Insel eine Serie grausamer Morde, und auch Kosuke Kindaichi selbst ist in Gefahr ...
»Japans Antwort auf Agatha Christie.« The Guardian.
Der Privatermittler Kosuke Kindaichi reist auf die abgelegene Insel Gokumon, um einer der wichtigsten Familien dort eine tragische Nachricht zu überbringen: Einer ihrer Söhne ist auf einem Truppentransportschiff, das ihn nach dem Zweiten Weltkrieg zurück in die Heimat bringen sollte, gestorben. Doch Kindaichi ist nicht nur als Bote gekommen - mit seinen letzten Worten warnte der Sterbende, dass nun das Leben seiner drei Stiefschwestern in Gefahr sei. Der Ermittler ist entschlossen, dieser mysteriösen Prophezeiung auf den Grund zu gehen und die drei Frauen zu schützen - wenn er kann. Dann beginnt auf der Insel eine Serie grausamer Morde, und auch Kosuke Kindaichi selbst ist in Gefahr ...
»Japans Antwort auf Agatha Christie.« The Guardian.
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Seishi Yokomizo (1902-1981) ist einer der berühmtesten und beliebtesten japanischen Autoren von Kriminalromanen. Er wurde in Kobe geboren und las als Junge unzählige Detektivgeschichten, bevor er selbst mit dem Schreiben begann. Allein seine Serie um Kosuke Kindaichi besteht aus 77 Büchern. »Die rätselhaften Honjin-Morde« war der erste Band dieser Reihe und gewann sogleich den ersten Preis für Kriminalautoren Japans, »Mord auf der Insel Gokumon« ist Kosuke Kindaichis zweiter Fall.
Produktdetails
- Verlag: Aufbau Verlage GmbH
- Seitenzahl: 384
- Erscheinungstermin: 15. August 2023
- Deutsch
- ISBN-13: 9783841233271
- Artikelnr.: 67807218
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Schon den zweiten Band um den japanischen Privatdetektiv Kosuke Kindaichi legt der Blumenbar-Verlag in einer kundigen Übersetzung von Ursula Gräfe vor, freut sich Rezensentin Sylvia Staude. Der vom Autor Seishi Yokomizo ersonnene Ermittler soll die drei Schwestern seines kurz zuvor verstorbenen Freundes vor der Ermordung schützen - was ihm nicht gelingt, wie Staude vorwegnimmt, die Suche nach den Tätern und die Gründe dafür, die im Laufe des Buches exploriert werden, machen aber den Reiz dieses Whodunnit für sie aus. Dazu kommen spannende Details über das Leben im Japan der Nachkriegszeit, die ihr als deutscher Leserin vorher nicht bekannt waren. Über so manche misogyne Äußerung stolpert sie, ist aber trotzdem froh, dass die Übersetzerin hier keine glattgebügelte Version des Textes vorgelegt hat, sondern den Sound der geschilderten Gesellschaft wirklich fassbar macht.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Maximal kriminal
Trotz der kriegerischen Gegenwart hält der Boom der Krimiliteratur an, als wäre die Flucht ins fiktive Verbrechen die einzig verbleibende Form des Eskapismus. Zum Jahresausklang hier ein paar Hinweise auf lohnende Lektüren.
Die Suche nach der verlorenen Familie
Zwei Brände, zwei Brüder, drei Tote, eine Nacht. Es ist bitterkalt im Landstrich zwischen Dove-Elbe, Gose-Elbe und Hohendeicher See. In Kirchwerder geht wie zum Kontrast der Schwarzackerhof in Flammen auf. Doch die Toten, die gefunden werden, starben nicht am Rauch. Ging es um Grund und Boden, um eine entlaufene Ehefrau, einen Zwist zwischen Verwandten? Es ermittelt Bette Hansen aus dem vorzeitigen Ruhestand heraus. Sie ist
Trotz der kriegerischen Gegenwart hält der Boom der Krimiliteratur an, als wäre die Flucht ins fiktive Verbrechen die einzig verbleibende Form des Eskapismus. Zum Jahresausklang hier ein paar Hinweise auf lohnende Lektüren.
Die Suche nach der verlorenen Familie
Zwei Brände, zwei Brüder, drei Tote, eine Nacht. Es ist bitterkalt im Landstrich zwischen Dove-Elbe, Gose-Elbe und Hohendeicher See. In Kirchwerder geht wie zum Kontrast der Schwarzackerhof in Flammen auf. Doch die Toten, die gefunden werden, starben nicht am Rauch. Ging es um Grund und Boden, um eine entlaufene Ehefrau, einen Zwist zwischen Verwandten? Es ermittelt Bette Hansen aus dem vorzeitigen Ruhestand heraus. Sie ist
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narkoleptisch und kataplexisch, fällt also plötzlich in Schlaf oder verliert jede Muskelkraft. Dieser Symptome wegen aus dem Polizeidienst ausgeschieden, wird sie als Orts- und Familienkundige dennoch hinzugezogen.
Nora Luttmer schreibt sehr eindringlich. Die ungemütliche Stimmung der mondlosen Nächte im Marschland teilt sich mit. Die Topographie ebenfalls, man könnte von der Landschaft anhand ihrer Beschreibungen eine genaue Karte zeichnen. Hier leben einsame Menschen, die von Albträumen verfolgt werden, eine Wut in sich haben, einen Trotz. Verwundete Vergangenheiten, das Gefühl, ein Leben lang belogen worden zu sein, eine existenzielle Unzufriedenheit, ein Protest gegen das Dasein, in das man sich hineingestoßen fühlt. Viel Schweigen über all diese Verletzungen, wir sind im Norden.
Der Täter wird ein wenig abrupt überführt, auf sein Motiv werden wir kaum vorbereitet. Oder haben wir es nur nicht gemerkt, weil die Autorin jedes der 67 kurzen Kapitel abwechselnd aus der Sicht vier anderer Figuren (zweier Kommissarinnen, der Tochter eines Opfers, eines streunenden Jungen) schreibt? Diese Technik, von der Luttmer auch schon in den ersten Bänden ihrer Bette-Hansen-Serie Gebrauch gemacht hat, hält die Leser in einer ständig kreisenden Bewegung, ohne dass das Mosaik der Erlebnisse sich zum Täterbild fügt. Erst ganz am Schluss ist bis auf einen niemand mehr übrig geblieben, der es gewesen sein konnte. Es war der einzige, der in die Zukunft schaute. So traurig kann das Landleben sein. kau
Nora Luttmer:
"Schwarzacker".
Kriminalroman.
Rowohlt Taschenbuch
Verlag, Hamburg 2023.
400 S., br.,
14,- Euro.
Japans Sherlock und die Tote im Pflaumenbaum
Als Kosuke Kindaichi auf der Insel Gokumon eintrifft, ahnt er bereits, dass sein Auftrag hier kompliziert werden könnte. Er hatte einem im Sterben liegenden Kriegskameraden versprochen, dessen letzten Wunsch zu erfüllen. Während der Freund sein Leben aushauchte, forderte er Kindaichi auf, seinen Tod der Familie auf der Heimatinsel mitzuteilen - und dafür zu sorgen, dass seine drei Schwestern am Leben bleiben. Was der Sterbende dem Tokioter Privatdetektiv nicht mehr zuflüstern konnte, war der Grund, warum er um das Leben der Schwestern fürchtete.
Den zweiten Teil der Botschaft behält Kindaichi vorerst für sich, berichtet der Familie also nur vom Tod des Sohns. Seine Ermittlungen führt er im Geheimen, verrät auch dem ortsansässigen Polizisten nicht, wer er ist, was diesen auf falsche Fährten lockt. Währenddessen werden aus den Befürchtungen des Sterbenden Tatsachen, denn schon bald hängt eine der drei Schwestern kopfüber in einem Pflaumenbaum, erwürgt mit dem eigenen Obi-Gürtel.
Kindaichis Erfinder Seishi Yokomizo, der mit dem Wegfall der strengen Zensurvorschriften nach dem Zweiten Weltkrieg die Zeit für seine Kriminalromane gekommen sah, legte den Detektiv als japanischen Sherlock Holmes an. Seine Gesprächspartner unterschätzen ihn, wenn er sich aufgeregt grübelnd am Kopf kratzt und seine Aufmerksamkeit scheinbar willkürlichen Details widmet. Dieselben Leute sind dann aber verwundert, wenn er ihnen erklären kann, wie man ein sehr schweres Mordwerkzeug mit einfachen Hebelgesetzen bewegen konnte. Darüber hinaus entdeckt man auch in "Mord auf der Insel Gokumon", wie belesen der Autor in westlicher Literatur war, wenn er etwa eine Ansicht der Inlandsee mit einer Mittelmeer-Schilderung von Hans Christian Andersen vergleicht, und bekommt Lust, im Gegenzug die Haikus zu lesen, die für Kindaichi eine zentrale Rolle spielen. marw.
Seishi Yokomizo:
"Mord auf der Insel
Gokumon". Kriminalroman.
Aus dem Japanischen
von Ursula Gräfe.
Blumenbar Verlag,
Berlin 2023.
336 S., geb.,
22,- Euro.
Los Angeles oder Was nach Drehschluss beginnt
Wenn André Breton recht hat und das Surreale das Bewusste und das Unbewusste umfasst, den Traum und die sogenannte Wirklichkeit, einen Raum also, in dem die Unterscheidung zwischen dem Erfundenen und dem Faktischen hinfällig geworden ist: Dann ist die Geschichte der Stadt Los Angeles eine surrealistische Geschichte, was nicht erst mit der Erfindung Hollywoods und der seriellen Produktion von Träumen angefangen hat. Sondern schon ein paar Jahre früher, als Immobilienspekulanten den Leuten im Osten erzählten, dass in Südkalifornien das Paradies liege, wo doch in Wirklichkeit vor allem Macchia war. Und insofern ist der Autor Christof Weigold, der seinen Detektiv Hardy Engel durchs Los Angeles der Zwanzigerjahre schickt, nicht nur ein Kriminalschriftsteller. Sondern ein Historiker der Projektionen, ein Detektiv in jenem Spezialgebiet der Filmgeschichte, welches davon handelt, dass nach Drehschluss, in den Villen der Produzenten und den Schlafzimmern der Stars sich womöglich noch dunklere Geschichten als auf der Leinwand abspielen. Und ein Surrealist ist er dann auch.
"Der böse Vater" ist der vierte Roman dieser Serie und womöglich ist er der beste, der komplexeste - auch wenn man, zwei, drei Monate nach der Lektüre, den Plot kaum noch nacherzählen kann. Darum geht es naturgemäß auch nicht; es geht um den realen Tod des realen Stummfilmpioniers Thomas Ince, der an Bord der Yacht des realen Zeitungsverlegers William Randolph Hearst einen Unfall hat und bald darauf stirbt, was die Frage aufwirft, ob er ermordet wurde.
Vor allem aber geht es darum, wie einer in dieser Welt des großen Gelds, der großen Träume und der großen Lügen, es schafft, sich auf ein paar Dinge doch einen klaren Blick zu verschaffen: auf Freundschaft, Loyalität, Liebe womöglich. Und es geht um die Freude Weigolds, des gelernten Drehbuchautors, daran, dass man gigantische Szenen und rauschhafte Feste erfinden kann, ohne beim Schreiben aufs Budget zu achten. cls
Christof Weigold:
"Der böse Vater".
Hollywood 1929:
Ein Fall für Hardy Engel.
Kampa Verlag,
Zürich 2023.
624 S., geb.,
28,- Euro.
Große Buchstaben für eine kleiner werdende Welt
Dolly spielt selbstversunken mit ihren Plüschtigern, als ihr Vater sie unangekündigt ins Auto setzt. Einen Überraschungsausflug zum besten Ort der Welt, verspricht er ihr. Klingt erstmal super: Ein paar Tage keine Schule, dafür Fast Food, neue Klamotten, Motels und Zelten in abgelegenen Nationalparks. Aber nicht nur die Schweißtropfen auf seiner Stirn deuten an, dass dieser Ausflug alles andere als unschuldig ist. Schnell entpuppt sich Michelle Sacks' "Was verloren ist" als Feldstudie in kindlicher Traumaverarbeitung, bei der die Autorin sich ähnlich wie in Emma Donoghues Bestseller "Raum" ganz auf die Perspektive ihrer siebenjährigen Protagonistin festlegt.
Dolly ist weit für ihr Alter, aber eben noch in dieser Phase, in der die Eltern das ganze Universum bedeuten und ihr Scheitern dessen Grundfesten ins Wanken bringt. Der Erzählfluss von "Was verloren ist" wird geprägt von jähen Gedankensprüngen, von wild im Text eingestreuten Wörtern in Großbuchstaben, die nur auf den ersten Blick willkürlich erscheinen, jedoch in Wahrheit die Denkmuster eines Kindes vermitteln, das sehr genau die Verhaltens- und Sprechweisen Erwachsener wahrnimmt und imitiert, ohne sie wirklich zu verstehen. Dolly hat ihr Plastikpferd Clemesta dabei, eine vertraute Spielgefährtin, aber mit fortschreitender Handlung auch mehr und mehr externalisiertes Gewissen, Trägerin verdrängter Erinnerungen. Diese geradezu magische Weltwahrnehmung bildet einen markanten Kontrapunkt zum sozialen Realismus, der in Sacks' Beschreibungen der ländlich geprägten US-Bundesstaaten durchschimmert. Auf ihrer Route gen Süden treffen Dolly und ihr Vater auf tief sitzende Perspektivlosigkeit, auf Armut, Verwahrlosung und daraus resultierendes Misstrauen. "Was verloren ist" wird hier zum düsteren Gesellschaftspanorama, in dem Dollys sich nach und nach enthüllende Familiengeschichte nicht mehr wie eine Ausnahme anmutet, sondern nur noch wie eine dramatische Zuspitzung der Verhältnisse. kd
Michelle Sacks:
"Was verloren ist".
Roman.
Aus dem Englischen
von Judith Schwaab.
btb Verlag, München 2023.
304 S., br.,
13,- Euro.
Der Traum macht das Leben lebenswert
Charles Willeford, geboren 1919, gehört zu den interessantesten und zugleich unterschätztesten Krimiautoren überhaupt. 1953 hat er seinen ersten Roman vorgelegt. Einem breiteren Publikum wurde er aber erst 1984 bekannt, als er mit "Miami Blues" Teil eins seiner Reihe um den Ermittler Hoke Moseley veröffentlichte. Vier Jahre später starb Willeford, der während des Zweiten Weltkriegs übrigens Panzerkommandant in Europa gewesen ist - und für seinen Einsatz mehrfach ausgezeichnet wurde: Silver Star, Bronze Star, Purple Heart. Nachdem er mit der Armee fertig war, jobbte er als Boxer, Radioansager, Pferdetrainer und Schauspieler. Studiert hat er auch. Englische Literatur, Bachelor und Master.
Im Jahr 1960 publizierte er seinen erzählerisch bemerkenswert postmodernen und 1999 verfilmten Roman "The Woman Chaser". Deutsch: "Filmriss". Charismatisches Kraftzentrum des Buchs ist der Gebrauchtwagenhändler Richard Hudson. Gerissen, nicht dumm, solide belesen, gelangweilt, skrupellos und unzufrieden mit dem "American Way of Life". Statt immer mehr Geld zu verdienen, will er den sprichwörtlichen diem carpen und einen Film drehen. Ohne Kompromisse, alles nach seinen Regeln. Die erste Hälfte soll langsam erzählt werden, die zweite schnell: Ein Trucker fährt von A nach B. Raststätten, Flirts mit den Kellnerinnen. Dann der Unfall. Ein kleines Mädchen. Beim Blumenpflücken. Mit einem Hundebaby. Fahrerflucht, Verfolgungsjagd, dramatisches Ende.
Der Film wird gedreht, aber die Produktionsfirma pfuscht dem Künstler in die Arbeit. "Ich wollte meinen Traum nicht aufgeben", sinniert er, "die Realität stinkt. Der Traum ist besser; er macht das Leben lebenswert." Die Lösung bei so viel Gedankenbürokratie? Gewalt. Die aber ist - abgesehen von eruptiven, kaum vorbereiteten Spitzen - seltsam dosiert. Immer wieder nimmt Willeford unerwartete Umwege in diesem Roman. Und doch hat man die ganze Zeit das Gefühl, dass er genau weiß, was er tut. span
Charles Willeford:
"Filmriss".
Aus dem amerikanischen Englischen von Sepp Leeb.
Pulp Master Verlag,
Berlin 2023.
224 S., br.,
15,- Euro.
Die Kunst des ersten Schusses, der sitzen muss
Ein One-Shot ist eine Chance, die nie wiederkommt. Der Ausdruck bezeichnet eine forensische Probe, die bei der Extraktion von DNA zerstört wird - und mit ihr die Hoffnung, einen Kriminalfall aufzuklären. Ein Spezialkommando des LAPD befindet sich in einer ähnlichen Situation: Um drei Geiseln zu befreien, die im Institut für forensische Forschung festgehalten werden, muss der erste Zugriff sitzen, wenn alle am Leben bleiben sollen.
Je länger man warten muss, desto mehr One-Shots aus den Laborkühlschränken werden die Geiselnehmer vernichten. Das ist die Grundkonstellation im neuen Roman der Australierin Candice Fox, der erneut in Los Angeles spielt. Ein perfektes Setting für eine dramatische Erzählung, in der allen Handelnden von Beginn an die Zeit wegläuft. Die Geiselnehmer sind ein verzweifeltes Ehepaar, dessen Tochter vor zwei Jahren verschwunden ist. Sie wollen die ihrer Meinung nach untätige Polizei zwingen, das Schicksal der Tochter innerhalb von vierundzwanzig Stunden aufzuklären - andernfalls in allen One-Shot-Fällen die einzige Spur verloren geht.
In der krassen Unverhältnismäßigkeit der Bedingung sehen die Eltern ihre letzte Chance. Die Einsatzleiterin will sich nicht erpressen lassen. Ein klassisches odd couple zieht daher auf eigene Faust und mit starker Motivation los: der toughe Polizist Charlie, der nach fünf Jahren undercover in einer schwerkriminellen Bikergang aufgeflogen ist. Drei One-Shots, die er gesammelt hat, liegen im Labor. Und die junge Polizistin Lynette Lamb. Sie wird an ihrem allerersten Diensttag entlassen, weil sie unwissentlich dazu beigetragen hat, dass Charlie enttarnt wurde.
Natürlich ist das kein realistisches Szenario. Es ist eine präzise fiktionale Konstruktion, bei der alle Teile bruchlos ineinandergreifen. Eine effiziente Erzählweise, deren Erfolg sich nicht an Wahrscheinlichkeiten bemisst, sondern daran, ob sie funktioniert und einen Sog erzeugt. Das tut sie. Insofern ist auch der Roman eine Art One-Shot. pek
Candice Fox:
"Stunde um Stunde".
Thriller.
Aus dem Englischen
von Andrea O'Brien.
Suhrkamp Verlag,
Berlin 2023.
475 S., br.,
18,- Euro.
Gefühle - und wie man sie im Griff behält
Kurzgeschichten und Novellen sind selten geworden, "gehen" offensichtlich nicht mehr. Also verschwinden diese Genres aus dem Angebot der immer stärker nur kommerzorientierten Buchindustrie. Da ist der Wettbewerb so gnadenlos, wie es viele fiktive Verbrecher sind. Mit hundert kleinformatigen Druckseiten ist Graham Nortons 2022 im Original erschienene Erzählung "Der Schwimmer" also eine Ausnahme. Man gönnt sie einem Autor, der sich mit drei Romanen - "Ein irischer Dorfpolizist" (2017), "Eine irische Familiengeschichte" (2019), "Heimweh" (2021) - auch auf dem deutschen Buchmarkt eine Fangemeinde erobert hat. Berühmt geworden ist Norton, 1963 nahe Dublin geboren, als Schauspieler und Fernsehmoderator.
Mit "Der Schwimmer" greift er tief in die Requisitenkiste traditioneller Erzählweise, verwebt seine Figuren mit einer Beiläufigkeit, die gefangen nimmt. Die Junggesellin Helen Beamish verbringt den Ruhestand nach neununddreißig Arbeitsjahren als Grundschullehrerin in einem Bauernhaus in West Cork. Blick auf die See, dazu "einen Gin mit Bitter Lemon und eine kleine Schüssel mit Nüssen. Perfekt." Gewisse Gefühle gestattet sie sich für den jungen Wirt des örtlichen Pubs. Gefühle hegt sie auch für ihre Schwester, die sich bei ihr eingenistet hat, aber ganz andere: "Nach drei Jahren fiel Helen nicht eine einzige Eigenschaft an Margaret ein, die sie nicht aufregte." Gleich zu Beginn taucht ein Mann mit fuchsrotem Bart und einer Plastiktüte von Lidl auf. Man grüßt sich, wechselt ein paar unverbindliche Worte, dann sieht Helen dem Fremden zu, wie er seine Sachen am Strand ablegt und ins kalte Wasser steigt. Sie beobachtet den Mann mit einem "Anflug von Neid": "Er sah so frei aus." Dann döst sie ein. Als sie aufwacht, ist vom Schwimmer nichts zu sehen. Nur seine Sachen liegen noch am Strand. Helen alarmiert die Polizei, weil sie nicht an einen Unfall glaubt. Graham Norton entwickelt den Fall mit ruhiger Hand bis zum klassischen Finale inklusive Happy-End-Seufzer. hhm
Graham Norton:
"Der Schwimmer".
Aus dem Englischen
von Silke Jellinghaus.
Kindler Verlag,
Hamburg 2023.
112 S., geb.,
16,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Nora Luttmer schreibt sehr eindringlich. Die ungemütliche Stimmung der mondlosen Nächte im Marschland teilt sich mit. Die Topographie ebenfalls, man könnte von der Landschaft anhand ihrer Beschreibungen eine genaue Karte zeichnen. Hier leben einsame Menschen, die von Albträumen verfolgt werden, eine Wut in sich haben, einen Trotz. Verwundete Vergangenheiten, das Gefühl, ein Leben lang belogen worden zu sein, eine existenzielle Unzufriedenheit, ein Protest gegen das Dasein, in das man sich hineingestoßen fühlt. Viel Schweigen über all diese Verletzungen, wir sind im Norden.
Der Täter wird ein wenig abrupt überführt, auf sein Motiv werden wir kaum vorbereitet. Oder haben wir es nur nicht gemerkt, weil die Autorin jedes der 67 kurzen Kapitel abwechselnd aus der Sicht vier anderer Figuren (zweier Kommissarinnen, der Tochter eines Opfers, eines streunenden Jungen) schreibt? Diese Technik, von der Luttmer auch schon in den ersten Bänden ihrer Bette-Hansen-Serie Gebrauch gemacht hat, hält die Leser in einer ständig kreisenden Bewegung, ohne dass das Mosaik der Erlebnisse sich zum Täterbild fügt. Erst ganz am Schluss ist bis auf einen niemand mehr übrig geblieben, der es gewesen sein konnte. Es war der einzige, der in die Zukunft schaute. So traurig kann das Landleben sein. kau
Nora Luttmer:
"Schwarzacker".
Kriminalroman.
Rowohlt Taschenbuch
Verlag, Hamburg 2023.
400 S., br.,
14,- Euro.
Japans Sherlock und die Tote im Pflaumenbaum
Als Kosuke Kindaichi auf der Insel Gokumon eintrifft, ahnt er bereits, dass sein Auftrag hier kompliziert werden könnte. Er hatte einem im Sterben liegenden Kriegskameraden versprochen, dessen letzten Wunsch zu erfüllen. Während der Freund sein Leben aushauchte, forderte er Kindaichi auf, seinen Tod der Familie auf der Heimatinsel mitzuteilen - und dafür zu sorgen, dass seine drei Schwestern am Leben bleiben. Was der Sterbende dem Tokioter Privatdetektiv nicht mehr zuflüstern konnte, war der Grund, warum er um das Leben der Schwestern fürchtete.
Den zweiten Teil der Botschaft behält Kindaichi vorerst für sich, berichtet der Familie also nur vom Tod des Sohns. Seine Ermittlungen führt er im Geheimen, verrät auch dem ortsansässigen Polizisten nicht, wer er ist, was diesen auf falsche Fährten lockt. Währenddessen werden aus den Befürchtungen des Sterbenden Tatsachen, denn schon bald hängt eine der drei Schwestern kopfüber in einem Pflaumenbaum, erwürgt mit dem eigenen Obi-Gürtel.
Kindaichis Erfinder Seishi Yokomizo, der mit dem Wegfall der strengen Zensurvorschriften nach dem Zweiten Weltkrieg die Zeit für seine Kriminalromane gekommen sah, legte den Detektiv als japanischen Sherlock Holmes an. Seine Gesprächspartner unterschätzen ihn, wenn er sich aufgeregt grübelnd am Kopf kratzt und seine Aufmerksamkeit scheinbar willkürlichen Details widmet. Dieselben Leute sind dann aber verwundert, wenn er ihnen erklären kann, wie man ein sehr schweres Mordwerkzeug mit einfachen Hebelgesetzen bewegen konnte. Darüber hinaus entdeckt man auch in "Mord auf der Insel Gokumon", wie belesen der Autor in westlicher Literatur war, wenn er etwa eine Ansicht der Inlandsee mit einer Mittelmeer-Schilderung von Hans Christian Andersen vergleicht, und bekommt Lust, im Gegenzug die Haikus zu lesen, die für Kindaichi eine zentrale Rolle spielen. marw.
Seishi Yokomizo:
"Mord auf der Insel
Gokumon". Kriminalroman.
Aus dem Japanischen
von Ursula Gräfe.
Blumenbar Verlag,
Berlin 2023.
336 S., geb.,
22,- Euro.
Los Angeles oder Was nach Drehschluss beginnt
Wenn André Breton recht hat und das Surreale das Bewusste und das Unbewusste umfasst, den Traum und die sogenannte Wirklichkeit, einen Raum also, in dem die Unterscheidung zwischen dem Erfundenen und dem Faktischen hinfällig geworden ist: Dann ist die Geschichte der Stadt Los Angeles eine surrealistische Geschichte, was nicht erst mit der Erfindung Hollywoods und der seriellen Produktion von Träumen angefangen hat. Sondern schon ein paar Jahre früher, als Immobilienspekulanten den Leuten im Osten erzählten, dass in Südkalifornien das Paradies liege, wo doch in Wirklichkeit vor allem Macchia war. Und insofern ist der Autor Christof Weigold, der seinen Detektiv Hardy Engel durchs Los Angeles der Zwanzigerjahre schickt, nicht nur ein Kriminalschriftsteller. Sondern ein Historiker der Projektionen, ein Detektiv in jenem Spezialgebiet der Filmgeschichte, welches davon handelt, dass nach Drehschluss, in den Villen der Produzenten und den Schlafzimmern der Stars sich womöglich noch dunklere Geschichten als auf der Leinwand abspielen. Und ein Surrealist ist er dann auch.
"Der böse Vater" ist der vierte Roman dieser Serie und womöglich ist er der beste, der komplexeste - auch wenn man, zwei, drei Monate nach der Lektüre, den Plot kaum noch nacherzählen kann. Darum geht es naturgemäß auch nicht; es geht um den realen Tod des realen Stummfilmpioniers Thomas Ince, der an Bord der Yacht des realen Zeitungsverlegers William Randolph Hearst einen Unfall hat und bald darauf stirbt, was die Frage aufwirft, ob er ermordet wurde.
Vor allem aber geht es darum, wie einer in dieser Welt des großen Gelds, der großen Träume und der großen Lügen, es schafft, sich auf ein paar Dinge doch einen klaren Blick zu verschaffen: auf Freundschaft, Loyalität, Liebe womöglich. Und es geht um die Freude Weigolds, des gelernten Drehbuchautors, daran, dass man gigantische Szenen und rauschhafte Feste erfinden kann, ohne beim Schreiben aufs Budget zu achten. cls
Christof Weigold:
"Der böse Vater".
Hollywood 1929:
Ein Fall für Hardy Engel.
Kampa Verlag,
Zürich 2023.
624 S., geb.,
28,- Euro.
Große Buchstaben für eine kleiner werdende Welt
Dolly spielt selbstversunken mit ihren Plüschtigern, als ihr Vater sie unangekündigt ins Auto setzt. Einen Überraschungsausflug zum besten Ort der Welt, verspricht er ihr. Klingt erstmal super: Ein paar Tage keine Schule, dafür Fast Food, neue Klamotten, Motels und Zelten in abgelegenen Nationalparks. Aber nicht nur die Schweißtropfen auf seiner Stirn deuten an, dass dieser Ausflug alles andere als unschuldig ist. Schnell entpuppt sich Michelle Sacks' "Was verloren ist" als Feldstudie in kindlicher Traumaverarbeitung, bei der die Autorin sich ähnlich wie in Emma Donoghues Bestseller "Raum" ganz auf die Perspektive ihrer siebenjährigen Protagonistin festlegt.
Dolly ist weit für ihr Alter, aber eben noch in dieser Phase, in der die Eltern das ganze Universum bedeuten und ihr Scheitern dessen Grundfesten ins Wanken bringt. Der Erzählfluss von "Was verloren ist" wird geprägt von jähen Gedankensprüngen, von wild im Text eingestreuten Wörtern in Großbuchstaben, die nur auf den ersten Blick willkürlich erscheinen, jedoch in Wahrheit die Denkmuster eines Kindes vermitteln, das sehr genau die Verhaltens- und Sprechweisen Erwachsener wahrnimmt und imitiert, ohne sie wirklich zu verstehen. Dolly hat ihr Plastikpferd Clemesta dabei, eine vertraute Spielgefährtin, aber mit fortschreitender Handlung auch mehr und mehr externalisiertes Gewissen, Trägerin verdrängter Erinnerungen. Diese geradezu magische Weltwahrnehmung bildet einen markanten Kontrapunkt zum sozialen Realismus, der in Sacks' Beschreibungen der ländlich geprägten US-Bundesstaaten durchschimmert. Auf ihrer Route gen Süden treffen Dolly und ihr Vater auf tief sitzende Perspektivlosigkeit, auf Armut, Verwahrlosung und daraus resultierendes Misstrauen. "Was verloren ist" wird hier zum düsteren Gesellschaftspanorama, in dem Dollys sich nach und nach enthüllende Familiengeschichte nicht mehr wie eine Ausnahme anmutet, sondern nur noch wie eine dramatische Zuspitzung der Verhältnisse. kd
Michelle Sacks:
"Was verloren ist".
Roman.
Aus dem Englischen
von Judith Schwaab.
btb Verlag, München 2023.
304 S., br.,
13,- Euro.
Der Traum macht das Leben lebenswert
Charles Willeford, geboren 1919, gehört zu den interessantesten und zugleich unterschätztesten Krimiautoren überhaupt. 1953 hat er seinen ersten Roman vorgelegt. Einem breiteren Publikum wurde er aber erst 1984 bekannt, als er mit "Miami Blues" Teil eins seiner Reihe um den Ermittler Hoke Moseley veröffentlichte. Vier Jahre später starb Willeford, der während des Zweiten Weltkriegs übrigens Panzerkommandant in Europa gewesen ist - und für seinen Einsatz mehrfach ausgezeichnet wurde: Silver Star, Bronze Star, Purple Heart. Nachdem er mit der Armee fertig war, jobbte er als Boxer, Radioansager, Pferdetrainer und Schauspieler. Studiert hat er auch. Englische Literatur, Bachelor und Master.
Im Jahr 1960 publizierte er seinen erzählerisch bemerkenswert postmodernen und 1999 verfilmten Roman "The Woman Chaser". Deutsch: "Filmriss". Charismatisches Kraftzentrum des Buchs ist der Gebrauchtwagenhändler Richard Hudson. Gerissen, nicht dumm, solide belesen, gelangweilt, skrupellos und unzufrieden mit dem "American Way of Life". Statt immer mehr Geld zu verdienen, will er den sprichwörtlichen diem carpen und einen Film drehen. Ohne Kompromisse, alles nach seinen Regeln. Die erste Hälfte soll langsam erzählt werden, die zweite schnell: Ein Trucker fährt von A nach B. Raststätten, Flirts mit den Kellnerinnen. Dann der Unfall. Ein kleines Mädchen. Beim Blumenpflücken. Mit einem Hundebaby. Fahrerflucht, Verfolgungsjagd, dramatisches Ende.
Der Film wird gedreht, aber die Produktionsfirma pfuscht dem Künstler in die Arbeit. "Ich wollte meinen Traum nicht aufgeben", sinniert er, "die Realität stinkt. Der Traum ist besser; er macht das Leben lebenswert." Die Lösung bei so viel Gedankenbürokratie? Gewalt. Die aber ist - abgesehen von eruptiven, kaum vorbereiteten Spitzen - seltsam dosiert. Immer wieder nimmt Willeford unerwartete Umwege in diesem Roman. Und doch hat man die ganze Zeit das Gefühl, dass er genau weiß, was er tut. span
Charles Willeford:
"Filmriss".
Aus dem amerikanischen Englischen von Sepp Leeb.
Pulp Master Verlag,
Berlin 2023.
224 S., br.,
15,- Euro.
Die Kunst des ersten Schusses, der sitzen muss
Ein One-Shot ist eine Chance, die nie wiederkommt. Der Ausdruck bezeichnet eine forensische Probe, die bei der Extraktion von DNA zerstört wird - und mit ihr die Hoffnung, einen Kriminalfall aufzuklären. Ein Spezialkommando des LAPD befindet sich in einer ähnlichen Situation: Um drei Geiseln zu befreien, die im Institut für forensische Forschung festgehalten werden, muss der erste Zugriff sitzen, wenn alle am Leben bleiben sollen.
Je länger man warten muss, desto mehr One-Shots aus den Laborkühlschränken werden die Geiselnehmer vernichten. Das ist die Grundkonstellation im neuen Roman der Australierin Candice Fox, der erneut in Los Angeles spielt. Ein perfektes Setting für eine dramatische Erzählung, in der allen Handelnden von Beginn an die Zeit wegläuft. Die Geiselnehmer sind ein verzweifeltes Ehepaar, dessen Tochter vor zwei Jahren verschwunden ist. Sie wollen die ihrer Meinung nach untätige Polizei zwingen, das Schicksal der Tochter innerhalb von vierundzwanzig Stunden aufzuklären - andernfalls in allen One-Shot-Fällen die einzige Spur verloren geht.
In der krassen Unverhältnismäßigkeit der Bedingung sehen die Eltern ihre letzte Chance. Die Einsatzleiterin will sich nicht erpressen lassen. Ein klassisches odd couple zieht daher auf eigene Faust und mit starker Motivation los: der toughe Polizist Charlie, der nach fünf Jahren undercover in einer schwerkriminellen Bikergang aufgeflogen ist. Drei One-Shots, die er gesammelt hat, liegen im Labor. Und die junge Polizistin Lynette Lamb. Sie wird an ihrem allerersten Diensttag entlassen, weil sie unwissentlich dazu beigetragen hat, dass Charlie enttarnt wurde.
Natürlich ist das kein realistisches Szenario. Es ist eine präzise fiktionale Konstruktion, bei der alle Teile bruchlos ineinandergreifen. Eine effiziente Erzählweise, deren Erfolg sich nicht an Wahrscheinlichkeiten bemisst, sondern daran, ob sie funktioniert und einen Sog erzeugt. Das tut sie. Insofern ist auch der Roman eine Art One-Shot. pek
Candice Fox:
"Stunde um Stunde".
Thriller.
Aus dem Englischen
von Andrea O'Brien.
Suhrkamp Verlag,
Berlin 2023.
475 S., br.,
18,- Euro.
Gefühle - und wie man sie im Griff behält
Kurzgeschichten und Novellen sind selten geworden, "gehen" offensichtlich nicht mehr. Also verschwinden diese Genres aus dem Angebot der immer stärker nur kommerzorientierten Buchindustrie. Da ist der Wettbewerb so gnadenlos, wie es viele fiktive Verbrecher sind. Mit hundert kleinformatigen Druckseiten ist Graham Nortons 2022 im Original erschienene Erzählung "Der Schwimmer" also eine Ausnahme. Man gönnt sie einem Autor, der sich mit drei Romanen - "Ein irischer Dorfpolizist" (2017), "Eine irische Familiengeschichte" (2019), "Heimweh" (2021) - auch auf dem deutschen Buchmarkt eine Fangemeinde erobert hat. Berühmt geworden ist Norton, 1963 nahe Dublin geboren, als Schauspieler und Fernsehmoderator.
Mit "Der Schwimmer" greift er tief in die Requisitenkiste traditioneller Erzählweise, verwebt seine Figuren mit einer Beiläufigkeit, die gefangen nimmt. Die Junggesellin Helen Beamish verbringt den Ruhestand nach neununddreißig Arbeitsjahren als Grundschullehrerin in einem Bauernhaus in West Cork. Blick auf die See, dazu "einen Gin mit Bitter Lemon und eine kleine Schüssel mit Nüssen. Perfekt." Gewisse Gefühle gestattet sie sich für den jungen Wirt des örtlichen Pubs. Gefühle hegt sie auch für ihre Schwester, die sich bei ihr eingenistet hat, aber ganz andere: "Nach drei Jahren fiel Helen nicht eine einzige Eigenschaft an Margaret ein, die sie nicht aufregte." Gleich zu Beginn taucht ein Mann mit fuchsrotem Bart und einer Plastiktüte von Lidl auf. Man grüßt sich, wechselt ein paar unverbindliche Worte, dann sieht Helen dem Fremden zu, wie er seine Sachen am Strand ablegt und ins kalte Wasser steigt. Sie beobachtet den Mann mit einem "Anflug von Neid": "Er sah so frei aus." Dann döst sie ein. Als sie aufwacht, ist vom Schwimmer nichts zu sehen. Nur seine Sachen liegen noch am Strand. Helen alarmiert die Polizei, weil sie nicht an einen Unfall glaubt. Graham Norton entwickelt den Fall mit ruhiger Hand bis zum klassischen Finale inklusive Happy-End-Seufzer. hhm
Graham Norton:
"Der Schwimmer".
Aus dem Englischen
von Silke Jellinghaus.
Kindler Verlag,
Hamburg 2023.
112 S., geb.,
16,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Von Ursula Gräfe ins Deutsche übersetzt, überzeugt dieser spannende Whodunit-Roman durch einen eigenwilligen Schauplatz, bizarr inszenierte Morde sowie die Einblicke, die er in die japanische Kultur und Nachkriegsgeschichte gewährt.« Heilbronner Stimme 20231202
Die Schwestern
Mord auf der Insel Gokumon ist der zweite Teil der japanischen Krimireihe von Seishi Yokomizo.
Interessant daran ist, dass er kurz nach dem Krieg angesiedelt ist. Da war auch unter Protagonist Kosuke Kindachai. Jetzt ist er zurück
Er ist überlebender, im Gegensatz zu …
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Die Schwestern
Mord auf der Insel Gokumon ist der zweite Teil der japanischen Krimireihe von Seishi Yokomizo.
Interessant daran ist, dass er kurz nach dem Krieg angesiedelt ist. Da war auch unter Protagonist Kosuke Kindachai. Jetzt ist er zurück
Er ist überlebender, im Gegensatz zu seinem sterbenden Kameraden, der ihn bat, seine Schwestern zu schützen. Daher fährt er auf die Insel Gokumon.
Nach 9 Jahren trifft er auch Kommissar Isokawa wieder und sie ermitteln wieder zusammen. Ihnen zur Seite der Wachtmeister Shimizu.
Der anfängliche gesellschaftliche Aspekt tritt schließlich zugunsten des Kriminalfalles zurück.
Seishi Yukomizo schreibt -dialogreich, aber fast sachlich, aber durch seine sympathische Hauptfigur doch empathisch. Sein Stil hat die Jahre überdauert. Man spürt das Alter, aber der Text ist immer noch gut lesbar.
Mir persönlich hat dieses Buch besser gefallen als der erste Teil Die rätselhaften Honji-Morde.
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Kosuke Kindaichi reist auf die abgelegene Insel Gokumon, um den letzten Willen seines Freundes zu erfüllen. Der ist auf dem Weg nach Hause gestorben und bat Kindaichi, auf seine drei Stiefschwestern aufzupassen, weil deren Leben in Gefahr sei. Als Kosuke Kindaichi auf der Insel ankommt, …
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Kosuke Kindaichi reist auf die abgelegene Insel Gokumon, um den letzten Willen seines Freundes zu erfüllen. Der ist auf dem Weg nach Hause gestorben und bat Kindaichi, auf seine drei Stiefschwestern aufzupassen, weil deren Leben in Gefahr sei. Als Kosuke Kindaichi auf der Insel ankommt, passiert ein Mord. Er versucht alles, der Sache auf den Grund zu gehen.
Dies ist der zweite Band um den Privatermittler Kosuke Kindaichi. Er beginnt wieder recht behäbig. Der Schreibstil des Autors Seishi Yokomizo ist ruhig. Dieses Mal kam ich mit der gewöhnungsbedürftigen, etwas altmodischen Sprache und den fremden Namen besser zurecht. Interessant ist es, in die uns fremde japanische Kultur einzutauchen
Kosuke Kindaichi ist ein cleverer Ermittler, der seine Fälle unbedingt lösen will. Beharrlich fragt er immer wieder nach, damit er seine Schlüsse ziehen kann. Er ist von sich überzeugt und mag es nicht, wenn er nicht vorankommt.
Der Fall ist sehr knifflig und es gibt immer wieder Wendungen und falsche Fährten. Doch Kindaichi schafft es natürlich auch dieses Mal wieder, dank seiner Fähigkeiten den Fall zu lösen.
Ein interessanter ruhiger Krimi in ungewöhnlichem Setting.
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Gebundenes Buch
Chimata Kito, Enkel und Erbe einer der wichtigsten Familien auf der Insel Gokumon, ist auf dem Weg nach Hause gestorben, nachdem er den Zweiten Weltkrieg unversehrt überlebt hat. Diese tragische Nachricht überbringt der Privatermittler Kosuke Kindaichi der Familie Kito, nachdem Chimata ihn …
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Chimata Kito, Enkel und Erbe einer der wichtigsten Familien auf der Insel Gokumon, ist auf dem Weg nach Hause gestorben, nachdem er den Zweiten Weltkrieg unversehrt überlebt hat. Diese tragische Nachricht überbringt der Privatermittler Kosuke Kindaichi der Familie Kito, nachdem Chimata ihn kurz vor seinem Tod darum gebeten hat. Chimata hat zudem prophezeit, dass seine drei Halbschwestern bedroht seien und Kosuke gebeten, alles dafür zu tun, diese zu beschützen. Schon bald nachdem Kosuke auf der Insel Gokumon angekommen ist, passiert ein Mord und Kosuke gerät selbst unter Verdacht.
Dies ist der zweite Teil der insgesamt 77 Bücher umfassenden Reihe um den Privatermittler Kosuke Kindaichi des japanischen Autors Seishi Yokomizo (1902-1981). Der erste Band konnte mich vor geraumer Zeit gut unterhalten, sodass ich nun auf ein Wiedersehen mit dem jungen Privatermittler gespannt war. Wieder führte ein Ich-Erzähler durch das Buch und kommentierte die Geschehnisse, wobei die ein oder andere Kleinigkeit für mich als Leserin weggelassen wurde, um dadurch die Spannung zu steigern und mir zu ermöglichen, selbst raten zu können, welche Person als Täter oder Täterin in Frage kommen könnte.
Was im ersten Buch funktionierte, funktionierte auch hier, lediglich an die ungewohnten japanischen Namen konnte ich mich bis zuletzt nicht gewöhnen. Die altmodische Sprache war gewöhnungsbedürftig und der Fall ebenso knifflig und kompliziert, wie dies im Vorgängerband bereits der Fall war. Nicht einmal eine entsprechende Ausbildung hätte mir geholfen, diesen zu lösen, was das Lesevergnügen allerdings nicht geschmälert hat. Für Liebhaber von Klassikern, insbesondere den Werken von Agatha Christie, ist dieses Buch die perfekte Lektüre.
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Gebundenes Buch
Spannend!
Generell finde ich japanische Literatur sehr faszinierend und wurde auch hier nicht enttäuscht! Das Buch ist in diesem typischen ruhigen und beschreibenden Stil geschrieben, den ich so liebe.
Eigentlich bin ich nicht wirklich ein Krimi-Leser, aber aufgrund des Autors wollte ich …
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Spannend!
Generell finde ich japanische Literatur sehr faszinierend und wurde auch hier nicht enttäuscht! Das Buch ist in diesem typischen ruhigen und beschreibenden Stil geschrieben, den ich so liebe.
Eigentlich bin ich nicht wirklich ein Krimi-Leser, aber aufgrund des Autors wollte ich mich doch heranwagen und was soll ich sagen... ich fand es sehr gut! Nicht nur die Location auf dem Berg Gokumon mit seinem kriminellen Hintergrund fand ich sehr faszinierend, sondern auch den Aufbau der Handlung. Es war zu jeder Zeit spannend und mysteriös, ohne auf diese super süchtig machenden kurzen Highlights bauen zu müssen. Auch das Voranschreiten der Geschichte war zügig und genau richtig. Keine Passage hat sich unnötig oder überflüssig angefühlt.
Zudem finde ich den Ermittler des Buches sehr sympathisch. Er ist sehr nahbar und ich konnte mich gut mit ihm identifizieren.
Den ersten Band der Reihe hatte ich bisher noch nicht gelesen, aber auch das war kein Problem. Es liest sich wie eine eigenständige Geschichte, was ich sehr angenehm empfand. Dennoch steh der erste Band nun unbedingt auf meiner Wunschliste, da ich noch viel mehr von Kosuke Kindaichi lesen möchte!
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Solider japanischer Krimi
"Mord auf der Insel Gokumon" folgt dem Schema eines klassischen Kriminalromans mit dem Privatermittler Kosuke Kindaichi als Protagonisten. In diesem Teil der Serie trifft man auf Kosuke Kindaichi im Japan der Nachkriegszeit, mehrere Jahre nach dem Fall der …
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Solider japanischer Krimi
"Mord auf der Insel Gokumon" folgt dem Schema eines klassischen Kriminalromans mit dem Privatermittler Kosuke Kindaichi als Protagonisten. In diesem Teil der Serie trifft man auf Kosuke Kindaichi im Japan der Nachkriegszeit, mehrere Jahre nach dem Fall der Honshin-Morde, und auf dem Weg zur abgelegenen Insel Gokumon. Die Insel Gokumon, die Gerüchten zufolge von Generationen von Piraten und Sträflingen bewohnt wird, ist auch die Heimat von Chimata Kito, einem auf einem Truppentransportschiff gestorbenen Soldaten und Erbe einer reichen Fischerfamilie auf der Insel. Kurz bevor seinem Tod bittet Chimata Kosuke, die Insel zu besuchen und seine drei Stiefschwestern vor einer Prophezeiung und ihrer drohenden Ermordung zu retten. Dies setzt eine Kettenreaktion von seltsamen und grausamen Ereignissen in Gang, von dem Moment an, in dem Kosuke die Insel betritt, bis hin zum Ende, wenn der oder die Schuldigen entlarvt werden.
Wer ein Fan von Agatha Christie ist, wird wahrscheinlich Gefallen an diesem soliden Kriminalroman finden.
Dieses Buch wurde in den 1950er Jahren geschrieben, und der Stil eines allwissenden universellen Erzählers, der immer wieder die vierte Wand durchbricht, um mit dem Leser zu sprechen, ist ziemlich typisch für diese Zeit. Die Geschichte ist sehr stark in der japanischen Kultur und Geschichte verwurzelt, was, wenn man dieser nicht so sehr vertraut ist, nicht so leicht zu verstehen ist. Trotzdem schafft es der Autor, die Szenerie und die Stimmung auf der Insel Gokumon gut herüberzubringen.
Es ist ein klassischer Krimi der alten Schule, mit all den falschen Fährten, den dramatischen und mehr oder weniger plausiblen Enthüllungen und den Hinweisen, die über die ganze Geschichte verteilt sind.
Anfangs braucht die Handlung jedoch etwas, bis sie wirklich in Gang kommt. Es werden viele Figuren auf einmal eingeführt werden, wodurch es etwas schwierig, den Überblick zu behalten. Auch der Spannungsaufbau leidet etwas darunter. Trotz des etwas trockenen Schreibstils, schafft der Krimi dennoch zu fesseln und Neugierde für des Rätsels Lösung zu wecken, auch wenn die Auflösung etwas zu verworren, das Motiv hinter den Verbrechen ist für mich nicht so ersichtlich.
Außerdem ist es sinnvoll, die "Die rätselhaften Honjin-Morde" davor gelesen zu haben, da oftmals Bezug auf die Handlung bzw. die Morde genommen wird. Notwendig ist es jedoch nicht.
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Gebundenes Buch
Das Cover finde ich ansprechend und passend zum Buch. Wenn man es erst gelesen hat und mit dem Inhalt vertraut ist, kann man die Aufmachung besser nachvollziehen. So oder so finde ich es einfach nur toll!
Der Schreibstil ist angenehm, verständlich und flüssig zu lesen. Ich konnte mir die …
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Das Cover finde ich ansprechend und passend zum Buch. Wenn man es erst gelesen hat und mit dem Inhalt vertraut ist, kann man die Aufmachung besser nachvollziehen. So oder so finde ich es einfach nur toll!
Der Schreibstil ist angenehm, verständlich und flüssig zu lesen. Ich konnte mir die Szenerie und Umgebung Gokumons bildhaft vorstellen und obwohl es sich um einen Krimi handelt und man die Spannung von Anfang an bis hin zum Ende spürt, ist die Atmosphäre insgesamt dennnoch eher ruhig. Die Protas waren mir alle sympathisch und kamen sowohl glaubwürdig als auch authentisch rüber.
Gokumon ist eine ganz eigentümliche insel, die nicht nur merkwürdige Bewohner beherbergt, sondern auch die ein oder andere Überraschungen bereit hält. Das erfährt Detektiv Kosuke am eigenem Leib, als er nichts ahnend die Insel besucht, um dem Wunsch seines verstorbenen Freundes nachzukommen, dessen Schwestern zu beschützen, die sich seiner Aussage nach in Lebensgefahr befinden.
Die große Frage ist und bleibt bis zum Schluss; was hat es mit den drei Schwestern auf sich und wird Kosuke es schaffen, der bitte seines Freundes Chiamata nachzukommen, um jene vor dem Tod zu bewahren? Mit viel Bedacht, geht Kosuke dem ganzen auf die Spur und löst nach und nach den Fall.
Es ist nicht notwendig den ersten Krimi, aus der Reihe gelesen zu haben. Zumahl der Autor sich im Buch an die Leser wendet um aufzuklären, wer die dazukommenden Protas sind und die Zusammenhänge zwischen den Personen. Das wird kurz-, und sehr gut nachvollziehbar zusammengefasst und nimmt nicht zu viel raum ein, da es nicht mal eine Seite im Buch beansprucht.
Mir hat der Krimi total gefallen und ich würde den auf jeden Fall weiter empfehlen!
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Gebundenes Buch
Ich muss ja gestehen, dass ich den ersten Fall rund um den Privatermittler Kosuke Kindaichi nicht gelesen habe, weil mich das damals einfach nicht angesprochen hat. Nachdem mich dieser Band (den man getrost unabhängig lesen kann) bestens unterhalten hat, werde ich Band 1 jetzt noch …
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Ich muss ja gestehen, dass ich den ersten Fall rund um den Privatermittler Kosuke Kindaichi nicht gelesen habe, weil mich das damals einfach nicht angesprochen hat. Nachdem mich dieser Band (den man getrost unabhängig lesen kann) bestens unterhalten hat, werde ich Band 1 jetzt noch nachschieben. Ein Kriminalroman, der mit einem coolen Setting, schrägen Charakteren und Who-Dunnit-Flair aufwartet- einfach grandios.
Zum Inhalt: Kosuke Kindaichi reist auf die Insel Gokumon um der Familie eines gefallenen Kameraden die traurige Botschaft zu überbringen. Und mehr noch: mit letztem Atem warnte der Versterbende, dass nun seine drei Schwestern in Lebensgefahr schweben würden. Kinaichi, der neugierig auf diese düstere Prophezeiung und die abgelegene Pirateninsel ist, ist fest entschlossen, Licht ins Dunkel der Vorahnung seines Freundes zu bringen, als der erste Mord geschieht.
Ich bin total angetan von dem Setting der Geschichte, deren Bewohner nach eigenen Angaben aus Piraten und ehemaligen Strafgefangen bestehen. Diese Insel wird also eher durch zwielichtiges Klientel bevölkert und die Personen, die nach und nach in die Geschichte eingeführt werden zeichnen sich auch großteils durch schräge bis unheilsame Verhaltensweisen oder Hintergrundgeschichten aus. Die Abgeschlagenheit der Insel macht das ganze auch dadurch zu einem spannenden Fall, dass der potentielle Täterkreis sehr eingeschränkt ist. So kommen die Ereignisse schnell in Fahrt, während die ersten grausig inszenierten Morde passieren.
Kosuke Kindaichi erinnert mich in seiner Art wie er den Fall auflöst ein bisschen an die Detektiv Conan Geschichten, die ich als Kind verschlungen habe. Auch dort zeichnete sich der private Ermittler durch einen grandiosen Instinkt und eine besondere Auffassungsgabe aus und konnte so die Täter überführen. Ähnlich ist es hier. Gegen Ende des Buches erläutert unser Ermittler die Vorgehensweise des Täters, inklusive Hintergrundgeschichte. Ich mag diese Art des Erzählers sehr gerne und hatte bei der Auflösung des Falls auch ein paar Aha-Momente.
Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und fand es ein sehr angenehmes Hörerlebnis, die Geschichte lebt von den Dialogen, die mit angenehmer Erzählstimme vorgetragen werden.
Besonders gefallen haben mir die raue Atmosphäre, die misstrauischen Verhältnisse auf der Insel und das große Familiengeheimnis, das hinter allem steckt. Für mich ein schöner, leicht düsterer, aber sehr unterhaltsamer Kriminalroman.
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Einen ziemlich heftigen Auftrag
nämlich, seine Schwestern zu beschützen, gibt der sterbende Kriegskamerad Chimata Kito seinem Freund Kosuke Kitaichi mit auf dem Weg, verbunden mit dem Auftrag, sein Elternhaus auf der Insel Gokumon zu besuchen.
Der zweite ins Deutsche …
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Einen ziemlich heftigen Auftrag
nämlich, seine Schwestern zu beschützen, gibt der sterbende Kriegskamerad Chimata Kito seinem Freund Kosuke Kitaichi mit auf dem Weg, verbunden mit dem Auftrag, sein Elternhaus auf der Insel Gokumon zu besuchen.
Der zweite ins Deutsche übersetzte japanische Krimi mit dem absoluten Burner von Detektiv, den sich der Autor Seishi Yokomizo bereits in den 1940er Jahren hat einfallen lassen. Nämlich Kosuke Kitaichi, der diesmal - 1945 und damit acht Jahre nach seinem ersten Fall bereits vor getaner Tat vor Ort weilt. Wird er die Morde an drei Schwestern verhindern können?
.
Gokumon ist eine eigenartige Insel, bewohnt von Fischern und den Nachkommen ehemaliger Strafgefangener. Die Menschen, die hier wohnen, leben sehr abgeschieden und genießen keinen guten Ruf. Die Akteure werden sorgfältig eingeführt, aber glauben Sie nicht, dass Ihnen das beim Rätseln und Kombinieren weiterhilft!
Auch in seinem zweiten Fall lässt der junge Privatdetektiv sich von nichts beeindrucken, stellt eine Menge absurd wirkender Fragen und löst den Fall im Stil von Hercule Poirot oder Miss Marple.
Herrlich! Zumal der Autor über jede Menge Humor verfügt, den er an geeigneten Stellen des Romans immer wieder durchblitzen lässt. Dazu kommen Fakten zur japanischen Geschichte, die zwar nur erläuternd erwähnt werden, aber dennoch den Fall sehr bereichern. Ich habe mit Kosuke Kitaichi einen neuen Lieblingsermittler und kann nur hoffen, dass bald weitere der insgesamt 77 Fälle mit dem klugen, aber manchmal schlampigen Detektiv übersetzt werden!
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Haiku als Schlüssel zum Erfolg
Optisch stelle ich mir den Privatdetektiv Kosuke Kindaichi als eine Art jüngeren japanischen Columbo vor. Der Zweite Weltkrieg ist gerade ein Jahr vorbei, als der Protagonist, der selbst im Krieg kämpfen musste, Anfang 30 ist und sich auf dem Weg zur …
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Haiku als Schlüssel zum Erfolg
Optisch stelle ich mir den Privatdetektiv Kosuke Kindaichi als eine Art jüngeren japanischen Columbo vor. Der Zweite Weltkrieg ist gerade ein Jahr vorbei, als der Protagonist, der selbst im Krieg kämpfen musste, Anfang 30 ist und sich auf dem Weg zur Insel Gokumon befindet. Ebenso wie Columbo fährt sich Kindaichi ständig mit der Hand durch sein ungebändigtes Haar und sein sonstiges Äußeres, dazu der etwas schusselige Eindruck, lassen nicht unbedingt darauf schließen, dass wir es hier mit einem berühmten Detektiv zu tun haben.
"Mord auf der Insel Gokumon" ist sein zweiter Fall. Auf den ersten, "Die rätselhaften Honjin-Morde", wird zweimal im Roman direkt verwiesen. Überhaupt wendet sich Autor Seishi Yokomizo mehrere Male direkt an den Leser, was einerseits etwas konspiratives hat, andererseits Distanz zum Geschriebenen schafft. Das Beschriebene macht so den Eindruck, als würde das Erlebte wirklich gerade stattfinden, als hätte der Autor keinen Wissensvorsprung. Man kann also miträtseln; der Täter ist - das als Unterschied zu Columbo - zu Beginn der Geschichte noch unbekannt.
Detektiv Kindaichi begibt sich also auf die Insel Gokumon, um den letzten Wunsch seines Freundes Chimata Kito zu erfüllen. Er soll dessen drei Schwestern retten, deren Ermordung er prophezeiht. Viel mehr soll über den Inhalt des Kriminalromans nicht verraten werden.
Die knapp 330 Seiten lassen sich schnell lesen. Trotz des beträchtlichen Alters des Textes ist der Stil gefällig und ansprechend. Die handelnden Personen gehen sehr höflich miteinander um, so wie man es von einem japanischen Text erwarten kann. Neben grotesken Morden bietet der Roman viele witzige Momente, skurrile Charaktere und interessante Haiku, die schließlich zur Lösung des Falls beitragen.
Fazit: "Mord auf der Insel Gokumon" von Seishi Yokomizo ist ein kurzweiliger Kriminalroman mit Witz und historischem Einblick. Sehr empfehlenswert!
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Gebundenes Buch
Japan 1946: Auch Privatdetektiv Kosuke Kindaichi wurde während des Krieges eingezogen und diente bis zu dessen Ende. Er freundete sich in dieser Zeit mit Chimata Kito an, der zwar das Kriegsende erlebte, aber nicht mehr seine Ankunft in der Heimat. Kosuke reist nun auf dessen Bitte zur Insel …
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Japan 1946: Auch Privatdetektiv Kosuke Kindaichi wurde während des Krieges eingezogen und diente bis zu dessen Ende. Er freundete sich in dieser Zeit mit Chimata Kito an, der zwar das Kriegsende erlebte, aber nicht mehr seine Ankunft in der Heimat. Kosuke reist nun auf dessen Bitte zur Insel Gokumon, um Chimatas Familie von dessen Ableben in Kenntnis zu setzen. Außerdem hatte ihn Chimata mit seinen letzten Worten gebeten, seine Schwestern zu retten, die sterben müssten, wenn er nicht heim käme.
Auf der Insel angekommen, lernt er schnell neben Chimatas Familie auch einige andere Bewohner kennen, und lässt sich, trotz seines „Auftrages“ ein wenig treiben, bis eines Tages ein Mord geschieht.
Der Blumenbar Verlag hat nun nach „Die rätselhaften Honjin-Morde“ einen weiteren Fall des japanischen Privatdetektivs veröffentlicht. Hier wie dort stammen die Opfer aus einer wichtigen, gut betuchten Familie, von der es zudem eine Seitenlinie gibt, mit der man sich nicht unbedingt versteht, und die möglicherweise in den Fall verstrickt ist. Hier hören die Gemeinsamkeiten aber schon auf. Wie der Titel schon sagt, findet dieser Fall auf einer Insel statt. Einer Insel zudem, die so ihre Eigenheiten hat, offenbar stammen alle Bewohner von Sträflingen und Piraten ab. Man lebt hier vor allem von der Fischerei, und Chimata wäre der Erbe des Fischereigroßunternehmen, bei dem ein großer Teil der Bevölkerung angestellt ist, gewesen.
Wie bereits im oben erwähnten Roman ist auch hier der Fall äußerst verzwickt, doch der Autor liefert einiges, worüber nicht nur Kosuke, sondern auch der/die Leser:in nachdenken kann. Die Lösung am Ende ist zufriedenstellend, wenn auch sehr erschütternd.
Nebenbei lernt man manches über die japanische Lebensweise jener Zeit, im Anhang findet sich zudem ein Glossar, das manches näher erläutert. Auch das Personenregister ist nützlich, vor allem, wenn man Probleme hat, die japanischen Namen zuzuordnen. Wie auch bei den Hojin-Morden gibt es einen übergeordneten Erzähler, doch dessen Erläuterungen nehmen hier einiges weniger an Raum ein, was ich schade finde, da ich die dortige Erzählweise sehr interessant fand. Aber auch hier gibt es eine ganz eigene Atmosphäre, das Japan jener Zeit wird durchaus lebendig.
Seishi Yokomizo (1902 – 1981) war ein in Japan sehr bekannter, erfolgreicher und mehrfach ausgezeichneter Kriminalautor, der insgesamt 77 Bänden mit Kosuke Kindaichi veröffentlicht hat. Blumenbar hat also noch eine reiche Auswahl an Romanen der Reihe, von denen der Verlag hoffentlich noch weitere auf Deutsch veröffentlicht.
Auch „Mord auf der Insel Gokumon“ habe ich gerne gelesen, auch wenn ich „Die rätselhafen Honjin-Morde“ lieber mochte. Es ist aber allemal interessant, (Kriminal)Romane japanischer Autoren zu lesen, und dabei ein Stück (historisches) Japan zu entdecken.
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