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Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 440 Bewertungen
Bewertung vom 20.09.2024
Roter Sommer
Harbour, Berna Gonzalez

Roter Sommer


ausgezeichnet

Im Sommer 2010 geht es heiß her, es ist WM, Krake Paul sagt Turniergewinner voraus, und in Madrid wird im See eines Parks ein ermordeter Jugendlicher gefunden. Comisaria María Ruiz und ihr Team ermitteln, und schnell stellt sich heraus, dass es in Santander einen sehr ähnlichen Todesfall gegeben hat.

Vor zwei Jahren las ich bereits einen Roman der Reihe, „Goyas Ungeheuer“, der mir gut gefallen hat, ich freue mich, dass der Pendragon Verlag nun einen weiteren Band, und zwar offenbar den ersten der Reihe, auf Deutsch veröffentlicht hat, und hoffe, dass die restlichen noch nachziehen werden. „Roter Sommer“ ist somit früher angesiedelt, und hatte ich in „Goyas Ungeheuer“ Probleme mit der Protagonistin, ist sie mir hier sympathischer. Als Frau und Vorgesetzte in einer Männerwelt hat sie es nicht leicht, doch sie weiß sich durchzusetzen. Mit von der Partie ist auch wieder der Journalist Luna, der kurz vor seiner Entlassung steht und seine eigenen Ermittlungen anstellt, schließlich einiges beisteuern kann. In Santander ermittelt zudem ein früherer Vorgesetzter Marías.

Auch den beiden toten Jugendlichen kommt man auf gewisse Weise nahe. Man kann sich gut in die Familien, die Familienverhältnisse und die Probleme der beiden hineinversetzen. Von Anfang an habe ich Trauer um die beiden verspürt, bis zum Ende hat mich der Roman auch emotional gepackt, so dass ich ihn kaum aus der Hand legen konnte.

Man kann zwar schnell ahnen, in welche Richtung es gehen könnte, das tat der Spannung für mich aber keinen Abbruch. Es sind erschütternde Hintergründe, und der Tod der beiden wird zunehmend tragischer. Tragisch auch, weil das Ganze leider aus dem Leben gegriffen ist.

Gut gefällt mir auch, dass Lokalkolorit mitschwingt, man liest nicht nur, dass es in Spanien spielt, man fühlt es auch.

Für mich das einzige Manko ist das völlig unnötige Ingefahrkommen gegen Ende, das für mich auch ein Logikbruch ist, zumindest kann ich die Motivation hier nicht nachvollziehen, obwohl ansonsten der Fall in meinen Augen nachvollziehbar gelöst wurde. Ohne wäre der Roman mir glatte 5 Sterne wert gewesen, so ziehe ich einen halben Punkt ab.

Im ersten Band der Reihe um María Ruiz ist mir die Protagonistin sympathischer als in dem Nachfolger, den ich bisher gelesen hatte. Interessant ist auch hier wieder der Fall, zudem gefällt mir der Lokalkolorit und dass ich emotional berührt wurde. Ich hoffe, die restlichen Bände der Reihe werden auch noch auf Deutsch veröffentlicht. Ich vergebe 4,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde.

Bewertung vom 10.09.2024
Elantris
Sanderson, Brandon

Elantris


ausgezeichnet

Elantris war eine wunderschöne Stadt und die Elantrier nahezu gottgleiche magische Wesen – bis vor zehn Jahren das Unglück über die Stadt hereinbrach. Seitdem ist Elantris dem Untergang geweiht, und die Elantrier lebende Tote.

Als Elantrier wird man nicht geboren, man wird eines Tages zum Elantrier. Diese Verwandlung, Shaod genannt, gibt es immer noch, sie scheint jedoch entartet, und so werden die neuen Elantrier nun gefürchtet, für tot erklärt und in dem von einer hohen Mauer umgebenen Elantris ausgesetzt. So geschieht es auch dem Kronprinzen von Arelon, Raoden, der sein Schicksal aber nicht einfach so akzeptieren möchte.

Prinzessin Sarene sollte eigentlich Raoden heiraten, doch als sie in seinem Heimatland ankommt, muss sie erkennen, dass sie statt Braut nun Witwe ist. Doch auch sie nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand.

Der Priester Hrathen kommt nach Arelon, um die Bevölkerung zu seiner Religion zu bekehren. Sein Oberster hat ihm dafür drei Monate Zeit gegeben, dann soll Arelon zwangsbekehrt werden. Keine leichte Aufgabe für Hrathen, wie er bald erkennen muss.

Mein erster Roman von Brandon Sanderson ist gleichzeitig dessen Romandebüt aus dem Jahr 2005, und hat mich in vielem überrascht. Ich weiß nicht genau, was ich erwartet hatte außer einem spannenden Roman, das was ich bekommen habe, ist einiges mehr. Die Geschichte ist in so vielem unvorhersehbar, genau wie seine Charaktere. Sie hat mich schnell gepackt und ich habe sehr mitgefiebert und mitgelitten. Er ist sehr düster, aber auch hoffnungsvoll. Wenn das der Debütroman des Autors ist, freue ich mich sehr auf weitere seiner Werke.

Im Mittelpunkt stehen die drei bereits benannten Charaktere, die ebenfalls jeweils eigene Überraschungen zu bieten haben, vor allem Hrathen hat mich beeindruckt, hatte ich ihn doch zunächst als unsympathischen Antagonisten eingeschätzt, was ihm nicht gerecht wird. Jede:r hat eine interessante Entourage um sich, auch hier gibt es Charaktere die tiefgehend gezeichnet sind und es in sich haben.

Erzählt wird aus den Perspektiven der drei Protagonist:innen. Vor allem die Geschehnisse in Elantris sind sehr düster, doch gibt es auch Humor im Roman, der vor allem durch Sarenes Perspektive hinzukommt, denn diese ist sehr eigenwillig und hat nicht vor, eine typische Prinzessin zu sein.

Die Welt außerhalb Arelons und Elantris bleibt relativ blass, nur Sarenes Heimat lernen wir etwas näher kennen. Dennoch wird die Welt greifbar, wir erfahren etwas über Religionen und Kulturen. Arelon und Elantris bilden aber den Mittelpunkt der Geschichte. Nicht nur Elantris, sondern auch das unmittelbar angrenzende Arelon, zu dem Elantris gehört, hat sich in den letzten zehn Jahren sehr verändert, auch dieses nicht unbedingt zu seinem Vorteil. Sowohl in Elantris als auch in Arelon werden die Ereignisse der Geschichte und die Handlungen der drei Hauptcharaktere ihre Auswirkungen haben. Das ist alles sehr komplex, greift aber gut ineinander und bleibt logisch.

Der Roman ist in sich abgeschlossen. Mein Buch enthielt noch die Kurzgeschichte „Elantris Hoffnung“, die den Roman ein bisschen erweitert, aber erst nach dessen Abschluss gelesen werden sollte.

„Elantris“ ist ein sehr spannendes, aber auch komplexes Lesehighlight, mit sehr gelungenen Charakteren und einer interessanten Geschichte, dem man einige Aufmerksamkeit schenken muss, dafür aber auch reich belohnt wird.

Bewertung vom 09.09.2024
RAUCH
Sigurdardóttir, Yrsa

RAUCH


ausgezeichnet

Eine Gruppe ehemaliger Studienfreunde reist zu einer Beerdigung auf die Westmännerinseln, nicht ahnend, dass der Tripp in einem Albtraum enden würde.

Erzählt wird in zwei Zeitebenen. Die erste lässt uns aus Sicht eines der Freunde die Erlebnisse der Gruppe miterleben, die andere setzt ein paar Tage nach deren Ankunft ein, als Iðunn, die einzige Rechtsmedizinerin Islands auf den Inseln ankommt, da dort Leichen gefunden wurden, erzählt wird hier aus Sicht Iðunns. Dieser Erzählstil bringt sehr viel Spannung in den Roman. So erfährt man manche Erkenntnis der Ermittler, und hinterher erst, was wirklich geschehen ist. Oder man erlebt mit der Clique etwas, das später bei den Ermittlern relevant, aber nicht unbedingt direkt richtig eingeordnet wird. Als Leser:in weiß man manchmal mehr, aber eben oft nicht alles. Nach und nach erfährt man immer mehr, erst am Ende wird das Gesamte offenbar. Das Buch aus der Hand zu legen fällt daher zunehmend schwerer.

Sehr gut gefällt mir auch das Setting. Schon Island alleine wäre beeindruckend, aber die Westmännerinseln legen noch eine Schippe oben drauf. Sie spielen im Roman ihre Rolle und machen Lust, mehr über sie zu erfahren. Die Geschichte spielt in der kalten Jahreszeit, die Stimmung ist entsprechend, kalt und stürmisch.

Die Charaktere sind vielfältig und gut gezeichnet, natürlich lernt man sie vor allem aus Sicht der beiden Hauptfiguren kennen, was gut zur Erzählweise passt. Etwas gestört hat mich die familiäre Problematik Iðunns, darauf hätte ich verzichten können, die Geschichte hätte auch ohne funktioniert. Iðunn selbst ist offenbar bereits in vorherigen Romanen aufgetreten, diese habe ich bisher noch nicht gelesen.

„Rauch“ ist ein sehr spannender, atmosphärischer und raffiniert erzählter Thriller, der neben viel Tragik ein interessantes Setting und gut gezeichnete Charaktere mitbringt.

Bewertung vom 02.09.2024
Drachengift / Drachen Trilogie Bd.3
Heitz, Markus

Drachengift / Drachen Trilogie Bd.3


sehr gut

1927: Ein Chemie-Unternehmen hat ein Mittel gefunden, mit dem man Drachen innerhalb kürzester Zeit töten kann, das für Menschen aber unschädlich sein soll. Um näheres darüber zu erfahren, reist Ahmat Fayence auf den amerikanischen Kontinent, da das Mittel dort produziert werden soll.

Gregorij ist mittlerweile der Zar von Russland – und abhängig vom Drachen Tugarin. Vor seiner Ehefrau, der Drachenjägerin Silena, konnte er das bisher verbergen. Diese reist ebenfalls nach Amerika, und lernt dort den undurchsichtigen Umberto kennen. Währendessen hat Leída Havock die Sky Guard übernommen.

Die Expertin Ulrika Mang wird vom Officium Draconis beauftragt, eine Bestiensäule im Freisinger Dom zu untersuchen.

Der dritte und vorerst letzte Band der Drachenreihe führt, nachdem bisher Europa und Asien Schauplätze waren, dieses Mal auch nach Amerika. Die einheimischen Drachen haben dort ein ähnliches Schicksal wie die indigene Bevölkerung erlitten, schon die Wikinger brachten europäische Dracheneier mit. Doch so ganz scheinen die amerikanischen Drachen noch nicht ausgerottet zu sein. Ein großer Teil der Handlung findet auf dem amerikanischen Kontinent statt, wo man auch auf einen bekannten Erfinder trifft.

Daneben spielt das Geschehen vor allem in Russland, aber auch Großbritannien und Frankreich sind Schauplätze. Viele Altvordere gibt es nicht mehr, dafür lernt man einen neuen Drachen kennen, der besondere Fähigkeiten mitbringt und große Ambitionen hat.

Die Geschehnisse in Russland um Grigorij fand ich am wenigsten spannend, im Gegenteil ein bisschen ermüdend, da sich manches wiederholt. Gut gefallen hat mir hier aber Igor Vatjankin, der unter Grigorij die Ochrana leitet. Grigorij selbst hat mich doch etwas enttäuscht, nach allem, was er bisher mitgemacht hat.

Neu ist Ulrika Mang, die Sensationelles entdeckt. Leider landet dieser Handlungsstrang etwas im Nirgendwo, da er am Ende offen bleibt. Im Nachwort macht Markus Heitz aber gewisse Hoffnungen, dass er irgendwann wieder zu den Drachen zurückkehrt. Bei den Zwergen und, ganz aktuell, bei den Albae hat er das bereits umgesetzt, ich hoffe, die Drachen folgen bald, denn nicht nur dieser Strang endet offen, es gibt weitere, die nach einer Fortsetzung rufen.

Ansonsten ist die Geschichte wieder sehr spannend, recht blutig, aber auch immer wieder einmal humorvoll, letzteres insbesondere dann, wenn der französische Altvordere Vouivre mit an Bord ist. Erzählt wird erneut aus vielen verschiedenen Perspektiven, auch von Drachen, und mit einer ganzen Reihe überraschender Wendungen. Ich wurde auch dieses Mal wieder gut unterhalten.

Wie gewohnt gibt es auch hier eine Karte, ein Glossar und ein Personenregister.

Auch der dritte und vorerst letzte Band der Drachenreihe hat mich gut unterhalten. Leider sind am Schluss einige Handlungsstränge noch nicht zu Ende geführt, ich hoffe, der Autor kehrt irgendwann zu den Drachen zurück und beendet diese. Dennoch ist der Roman sehr spannend und wartet mit einigen überraschenden Wendungen und hin und wieder Humor auf.

Bewertung vom 21.08.2024
Düstergrab / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.6
Fölck, Romy

Düstergrab / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.6


gut

Am Tag nach der Beerdigung eines alten Schulfreundes Fridas meldet sich der Totengräber bei ihr, das Grab scheint geschändet, wurde etwa der Leichnam entwendet? Wie sich herausstellt, ist das Gegenteil der Fall, auf dem Toten liegt eine weitere Leiche, ein junges Mädchen. Es kommt noch schlimmer, denn die Tote ist offenbar zusammen mit ihrer Zwillingsschwester vor ein paar Jahren spurlos verschwunden. Da Bjarne Haverkorn mittlerweile Cold Cases bearbeitet, wird er für die Ermittlungen seinem alten Team zugewiesen. Diese kommen nur schwer in Gang, und dann gibt es auch noch ein Attentat auf ein Teammitglied.

Der sechste Band der Reihe fordert Frida einiges ab, sie bekommt sogar Zweifel, ob sie wirklich den richtigen Beruf gewählt hat. Vor allem der verletzte Kollege bringt sie sehr ins Grübeln. Dazu ist ihr Freund für längere Zeit in Bayern und sie fragt sich, wie die Beziehung weitergehen wird. Bereitet die Autorin womöglich das Ende der Reihe vor?

Leider hat mir dieser Band weniger gut gefallen als frühere, so fand ich den Fall um das tote Mädchen ausreichend, der zusätzliche Anschlag auf den Polizisten zu viel. Daraus hätte man vielleicht einen eigenen Fall machen können.

Auch sonst wirkt manches für mich etwas aufgesetzt, zum Beispiel auch das Verhalten des verletzten Kollegen Fridas, es gibt einige Klischees und zu wenig Spannung. Die Auflösung konnte mich auch nicht richtig überzeugen. Wahrscheinlich fände ich es gar nicht so schlimm, wenn die Reihe bald zu einem Ende käme.

Natürlich ist es schön, die bekannten Charaktere wiederzutreffen. Überzeugt hat mich auch wieder Bjarne, der einfach sehr sympathisch ist. Ich mag, dass er neu verliebt ist, das steht ihm gut, und seine Freundin ist sehr sympathisch. Interessant fand ich auch die Storyline rund um das Eichenblatt, das auf der Toten gefunden worden ist, hier gab es informative Hintergrundinformationen.

Für mich ist dieser Roman leider einer der schlechteren der Reihe, einiges wirkt aufgesetzt, es fehlt an Spannung und auch die Auflösung konnte mich nicht recht überzeugen.

Bewertung vom 18.08.2024
Maybrick und die Toten vom East End
Glas, Vanessa

Maybrick und die Toten vom East End


ausgezeichnet

London 1910: An Joseph Maybricks erstem Tag als Leiter der H-Division in Whitechapel wird ein toter, auf grausame Weise getöteter, Junge gefunden. Maybrick zieht den Arzt Dave Roberts hinzu. Gemeinsam nehmen sie die Ermittlungen auf.

Hester Jaager und Heath Ellis kennen sich seit ihrer Kindheit, nun führen sie eine Schmuggler- und Hehlerbande an. Leicht ist das nicht immer, andere Gangs machen ihnen das Leben schwer.

Ich mag schon lange historische Krimis, die in Großbritannien spielen, und die H-Division trifft man öfter in Romanen, Serien und Filmen. Die Autorin hat gut die Atmosphäre in den Londoner Slums getroffen. Maybrick selbst stammt auch von dort, kennt sich also aus. Die Erzählung ist dadurch recht düster, es wird aber darauf verzichtet, allzu blutige und brutale Details zu beschreiben, auch Roberts' Obduktionen werden nicht weiter ausgeführt, lediglich die Ergebnisse berichtet. Genug physische und psychische Gewalt gibt es dennoch, oft wird sie aber eben nicht ausführlich beschrieben.

Mich hat der Roman schnell gepackt. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, so dass man einigen Charakteren sehr nahe kommt, Neben den oben schon erwähnten sind das Maybricks Ehefrau Sue, Jorma, ein Junge, der einer der Konkurrenzgangs von Hester und Heath angehört, Gwendolyn, ein Mädchen, das mit Hesters Nichte befreundet ist, und, allerdings nur einmalig, einer der Corporal, die Maybrick unterstehen. Nach und nach lernt man die Charaktere so immer besser kennen, kommt ihnen nahe und fühlt mit ihnen. Das Ende ist nachvollziehbar, aber auch verstörend auf seine Weise.

Ich hoffe sehr, dass der Band der Beginn einer Reihe ist, ich würde sehr gerne wissen, wie es mit allen weitergeht, manches ist am Ende offen. Das könnte durchaus so bleiben, und man kann sich selbst vorstellen, wie es weiterginge, aber es wäre auch schön, mehr zu erfahren.

Vanessa Glas' Debüt hat mir sehr gut gefallen, der Roman ist atmosphärisch, spannend und man kommt den Charakteren sehr nahe, kann gut mitfühlen. Ich hoffe auf weitere Bände mit Maybrick und Roberts.

Bewertung vom 16.08.2024
Five Broken Blades
Corland, Mai

Five Broken Blades


ausgezeichnet

Ein Prinz, ein Schläger, eine Diebin, ein Spion, eine Mörderin und ein Fürstensohn machen sich auf, einen unsterblichen König zu töten.

Nicht oft packt mich ein Roman so schnell wie dieser, schnell mochte ich die Protagonist:innen, den Erzählstil und die spannende Handlung, und habe bis zum Ende mitgefiebert. Erzählt wird in relativ kurzen Kapiteln aus den wechselnden Perspektiven der sechs Protagonist:innen, oft geht das regelrecht ineinander über. Alle Perspektiven sind in Ich-Form geschrieben, wodurch einem das Geschehen schnell nahe kommt. Die Charaktere sind sehr unterschiedlich, jede:r hat seinen eigenen Grund, jede: r hat seine eigenen Geheimnisse, und untereinander gibt es immer wieder ein gewisses Misstrauen, das auch manchmal auf mich als Leserin überging.

Zunächst sind die Protagonist:innen in Zweiergruppen unterwegs, erst etwa zur Mitte des Romans treffen alle sechs aufeinander. Die Fünf im Titel ist übrigens dennoch richtig, denn einer ist mehr oder weniger nur als Beobachter dabei, spielt aber trotzdem eine nicht unwesentliche Rolle.

Die Geschichte ist sehr spannend, immer wieder muss man bangen, ist misstrauisch, fühlt mit allen Sechs mit und lernt diese nach und nach immer besser kennen, entwickelt mehr und mehr Verständnis für sie. Es gibt auch immer wieder einmal humorvolle Szenen und auch die Romantik wird nicht vergessen. Ich hatte sehr unterhaltsame Lesestunden.

Die Welt erscheint mir noch ausbaufähig, die Autorin hat sie offenbar an koreanischen Mythen und Legenden angelehnt. Zu Beginn des Romans gibt es eine Karte der Welt.

Das Ende ist überraschend, so hatte ich es nicht erwartet, und es ist vor allem nur ein vorläufiges Ende, im Original ist auch bereits ein zweiter Band erschienen, der hoffentlich auch auf Deutsch erscheinen wird.

Der Roman ist spannend und unterhaltsam, bringt interessante Protagonist:innen mit, die man im Laufe der Zeit liebgewinnt, sowie ein paar Überraschungen. Am Ende stellt man fest, dass die Geschichte noch weitergehen wird, ich freue mich darauf.

Bewertung vom 13.08.2024
Verräterisches Lavandou / Leon Ritter Bd.10
Eyssen, Remy

Verräterisches Lavandou / Leon Ritter Bd.10


gut

In Le Lavandou wird wieder gemordet, dieses Mal geht ein Serienkiller um, der sich an einem alten Fall zu orientieren scheint, junge Frauen entführt, foltert und am Ende tötet. Rechtsmediziner Leon Ritter und Capitain Isabelle Morell müssen einmal mehr unter Zeitdruck einen brutalen Mörder finden, denn es sind Sommerferien, da kann eine Ferienregion keinen Serienmörder gebrauchen, und zudem hat sich der französische Präsident angekündigt.

Der zehnte Band der Reihe kommt wieder mit viel Atmosphäre daher, und macht, wie die anderen Bände Lust, diese schöne Gegend einmal selbst zu besuchen. In der Beziehung hat mich der Roman wieder abgeholt. Wie immer trifft man auch auf andere Bewohner:innen Le Lavandous, die man zum Teil schon aus dem Vorgängerromanen kennt, was mir gut gefällt.

Leon Ritter ist Deutscher, hat sich aber entschieden, hier zu leben und zu arbeiten, und dies nie bereut. Er liebt Land, Leute, Kultur, die Weine und die Kulinarik und freut sich über viele Sonnenstunden. Sein Beruf scheint seine Berufung, er findet immer das eine oder andere, was letztlich zum Täter führen könnte, aber der Polizei bzw. dem Polizeichef nicht immer in den Kram passt. Isabelle Morell ist nicht nur seine Partnerin bei der Verbrechensbekämpfung sondern auch im Privatleben. Deren Tochter Lilou ist mittlerweile erwachsen und Studentin, ja, man erfährt einiges auch über das Privatleben des Protagonisten.

Ich habe noch nicht alle Romane der Reihe gelesen, aber doch ein paar, die mir in der Regel gut gefallen haben. Leider ist für mich dieser Band der bisher schlechteste. So hatte ich hier öfter das Gefühl von Unlogik bzw. Unstimmigkeit. Für mich gab es auch zu viele Nebenschauplätze, wie etwa das mögliche Familienmitglied Leons, sowie die Storyline um den Präsidenten. Die Auflösung des Falls sowie vor allem die Motivation des Täters sind für mich etwas aus der Luft gegriffen. Und dann war da wieder dieses Ingefahrkommen eines wichtigen Charakters, das für mich selten spannend ist, vor allem in einer Reihe, sondern eher ein Klischee, das ich nicht mag. Zu guter Letzt haben in meinen Augen die Ermittler zu selten die richtigen Fragen gestellt, vor allem rund um den alten Fall und den damaligen Täter. Mitgeraten habe ich trotzdem, und spannend zu lesen war es, zumindest in Teilen, trotzdem.

Leider hat mir der zehnte Band der Reihe bisher am wenigsten gefallen. Insgesamt mag ich die Reihe aber, da sie mich in eine schöne Gegend entführt und mir diese sehr nahe bringt. Außerdem ist der Protagonist sympathisch, ich mag seinen einfühlsamen Umgang mit den Opfern. Sicher werde ich auch beim nächsten Band wieder zugreifen.

Bewertung vom 06.08.2024
Die Legenden der Albae - Dunkles Erbe
Heitz, Markus

Die Legenden der Albae - Dunkles Erbe


ausgezeichnet

Die Albae-Stadt Dsôn Khamateion ist untergegangen. In ihren Ruinen lebt der Künstler Amânoras mit seiner Familie, der jedem einzelnen Verstorbenen der Stadt ein Kunstwerk widmen möchte. Doch nun wird die Familie in Dinge hineingezogen, die ihr weiteres Verbleiben gefährden könnten, denn niemand darf von ihnen wissen.

Die Stadt Brandenwall hat viele Albae aufgenommen, die dort im Verborgenen leben, unter ihnen das Mädchen Sajùtoria, deren Abstammung besonders ist. Regelmäßig wird die Stadt von Zwergen des Stammes der Vierten besucht, die ahnen, dass dort Albae leben, das aber bislang nicht beweisen können. Doch nun kommt es zu Geschehnissen, die das Geheimnis lüften könnten.

Der Elb Telinás ist im Auftrag der Kisâri unterwegs und besucht verschiedene Orte. Er trägt ein Geheimnis in sich, für dessen Wahrung er tötet

Der Roman spielt lange nach den Ereignissen der Vorgängerbände, man kann ihn ohne Kenntnis dieser lesen, sicher ist es aber, wie immer, interessanter, wenn man sie kennt. Ich persönlich kenne bisher leider nur den ersten Band, die Albae sind mir aber natürlich auch aus der Zwerge-Reihe des Autors bekannt.

Gegliedert ist er in drei Teile, benannt als Buch der Kunst, Buch der Macht und Buch der Intrige. Wie man bereits aus dem Personenverzeichnis sehen kann, trifft man dabei auf jeweils verschiedene Personen, Albae, Elben, Zwerge, Menschen und Meldrith, letztere haben sowohl albische als auch elbische Vorfahren. Diese drei Teile des Romans scheinen wenig miteinander zu tun zu haben, außer, dass sich viel um die Albae dreht. Verbindender Charakter ist Telinás, dessen Geheimnis sich, zumindest uns Leser:innen, bereits im ersten Teil offenbart, was die Spannung eher noch erhöht.

Telinás ist somit ein interessanter Charakter, allerdings ist er damit nicht der einzige, ich möchte behaupten, dass nahezu jeder Charakter interessant ist, besonders die drei Protagonist:innen, also neben Telinás auch Sajùtoria und Amânoras. Am Ende deutet sich bereits an, dass dies nicht der letzte Band der Reihe gewesen sein kann, so dass die Verbindungen der einzelnen Teile sicher noch deutlicher werden wird. Ich bin schon sehr gespannt darauf.

Markus Heitz erzählt gewohnt spannend, mit einigen Perspektivewechseln, wir erleben die Ereignisse nicht nur aus Sicht der oben bereits erwähnten Charaktere, es kommen noch einige mehr hinzu, dies trägt zusätzlich zur Spannung bei. Die Albae sind ein ganz besonderes Volk, im Grunde alles andere als sympathisch, und dennoch kommt man nicht umhin, ihre Geschicke interessant und spannend zu finden, ja hin und wieder sogar mit ihnen mitzufühlen, zumindest ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich dem einen oder anderen die Daumen drücke, obwohl auf der Gegenseite zum Beispiel ein Zwerg steht, den ich sonst bevorzugen würde. Hier sind aber nun einmal die Albae die Hauptpersonen und stehen somit im Mittelpunkt.

Neben dem bereits erwähnten Personenverzeichnis findet man noch ein Glossar und zwei Karten, alles nützlich.

Wie erwartet, wurde ich wieder sehr gut unterhalten, ich mag die Welt, die sich bei Markus Heitz die Zwerge und die Albae, zusammen mit einigen anderen Völkern, teilen, ich habe gespannt die Geschehnisse verfolgt, wurde gut unterhalten, und kann es nun kaum erwarten, zu erfahren, wie es weitergeht.

Bewertung vom 05.08.2024
Aus verborgenen Orten
Ringuer, U.C.

Aus verborgenen Orten


sehr gut

In einem Ausgrabungstunnel Herculaneums wird eine Leiche gefunden, der Mann wurde wie ein Opfer des Vulkanausbruchs arrangiert, ist aber gerade erst ermordet worden. Kolonel Camarata bis vor kurzem bei der Mordkommission, nun beim Kunstschutz, wird zu den Ermittlungen hinzugezogen. Der Fall gestaltet sich nicht einfach, so dass Camarata den ihm bekannten Archäologieprofessor Cariello mit ins Boot nimmt.

Herculaneum hat 79 n. Chr. Pompejis Schicksal geteilt, die Ausgrabungen vor Ort gestalte(te)n sich jedoch schwieriger. Beides alleine macht den Roman schon interessant, zumal es im Anhang eine ganze Reihe Fotos aus Herculaneum gibt, dies mit einem Krimi zu verknüpfen, ist im Grunde eine gute Idee. Der Roman ist als Thriller gekennzeichnet, was in meinen Augen nicht ganz zutrifft. Ja, es gibt spannende Stellen, vor allem eine Reihe von Szenen, in denen sich zwei Charaktere in Lebensgefahr begeben, dabei aber auch neue interessante Erkenntnisse gewinnen, thrillermäßig spannend fand ich das allerdings nicht wirklich. Für mich ist der Roman eher Krimi als Thriller, zumal man an den Ermittlungen beteiligt wird. Am interessantesten ist für mich aber vor allem das Setting.

Es wird viel Hintergrundwissen rund um das antike Herculaneum und die verschiedenen Ausgrabungen miteinbezogen, was für mich ein wesentlicher Pluspunkt ist. Den Kriminalfall an sich finde ich nicht ganz so spannend, seine Auflösung hatte ich schon geahnt, sie ist also nicht unlogisch. Am Ende hatte ich vor allem Lust, die Ausgrabungsstelle selbst einmal zu besuchen.

Die Charaktere sind mir nicht wirklich nahe gekommen, ich finde aber sowohl Camarata als auch Cariello sympathisch. Der Roman ist der Auftakt einer Reihe, die an verschiedenen historischen Orten Italiens spielt, an denen Camarata und Cariello zu ermitteln haben.

„An verborgenen Orten“ ist der Auftaktband einer Reihe, die an verschiedenen historischen Orten Italiens spielt. Mir hat er vor allem wegen seines Settings gefallen. Ich bin gespannt, wohin mich der nächste Band führt und vergebe für diesen 3,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde.