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PMelittaM
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Köln

Bewertungen

Insgesamt 440 Bewertungen
Bewertung vom 03.07.2024
Das Dorf der acht Gräber / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.3 (eBook, ePUB)
Yokomizo, Seishi

Das Dorf der acht Gräber / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

1946: Lange wusste Tatsuya Terada nicht, wer sein richtiger Vater ist. Nun soll er als Familienhaupt dieser Familie eingesetzt werden, die im Dorf der acht Gräber lebt. Der Name geht auf eine Legende zurück, die dem Dorf zudem einen Fluch eingebracht haben soll. Dieser scheint nach Tatsuyas Ankunft erneut ausgebrochen zu sein, es gibt wieder einmal Tote.

Seishi Yohomizo ist ein bekannter japanischer Kriminalautor, er verstarb 1981. Seine Buchreihe um den Privatdetektiv Kosuke Kindaichi besteht aus 77 Romanen. Drei davon sind bisher bei Blumenbar erschienen, dieser ist der bisher neueste.

Interessant ist wieder einmal die Erzählweise Yohomizos, denn nicht sein Detektiv steht im Mittelpunkt und klärt nach und nach den Fall, er ist eher ein Nebencharakter, der immer einmal wieder auftaucht. Erzählt wird, und zwar in Ich-Form, von Tatsuya Terada, der auch ein paar Geheimnisse hat und zwischendurch selbst als Täter verdächtigt wird. Das macht die ganze Sache zusätzlich spannend, zum einen, weil man trotzdem nie sicher sein kann, ob der Erzähler wirklich die Wahrheit bzw. alles erzählt, zum anderen erfährt man so weniger, was die Polizei und Kosuke zwischenzeitlich ermitteln. Man kann als Leser:in auch wunderbar miträtseln, die Person, die schließlich hinter allem steckte, hatte ich sogar zwischendurch auch sehr stark verdächtigt. Die Auflösung ist am Ende absolut nachvollziehbar.

Auch in diesem Band erfährt man wieder einiges über Japan, das Leben zu jener Zeit, kurz nach dem zweiten Weltkrieg, die Traditionen, immer wieder fließen japanische Begriffe ein, die in einem Glossar am Ende des Romans erklärt werden. Zu Beginn gibt es außerdem ein Personenregister. Zudem wird im Prolog auf die obenerwähnte Legende und den Fluch näher eingegangen.

Ich hoffe sehr, dass Blumenbar noch viele weitere Romane der Reihe veröffentlicht, schon, weil mich der Autor immer wieder überraschen kann. Wer auch gerne exotischere Kriminalromane liest, sollte hier zugreifen.

Bewertung vom 02.07.2024
Kurt, Einhorn wider Willen 1. Wer möchte schon ein Einhorn sein?
Schreiber, Chantal

Kurt, Einhorn wider Willen 1. Wer möchte schon ein Einhorn sein?


sehr gut

Kurt ist ein Einhorn, und das ist er gar nicht gern. Alle mit dem Einhornsein zusammenhängenden Klischées stimmen und sind ihm sehr peinlich, ich sage nur, Pupse, die nach Rosen riechen. Eines Tages trifft er den Vogel Trill, der ihn bittet, einer Prinzessin in Not zu helfen. Kurt will das eigentlich nicht, aber als Einhorn hat er gewisse Pflichten, denen er nicht entkommen kann. So macht er sich mit Trill auf den Weg.

Kurt ist zwar sehr mürrisch, aber er kann nicht über seinen Schatten, sprich sein Einhornsein, das ihn zum Beispiel schon fast dazu zwingt, Mitgefühl zu haben. Doch dahinter steckt nicht nur Zwang, und Kurt lernt auch sich selbst nach und nach besser kennen, und als Leser:in muss man ihn einfach mögen. Gut gefallen hat mir auch Trill, der viel redet, aber zunächst nicht alles sagt, so dass nicht nur Kurt, sondern auch man selbst als Leser:in die eine oder andere Überraschung erlebt, auch bei der zu rettenden Prinzessin, die sicher den Kindern gut gefallen wird.

Chantal Schreibers Text wird ergänzt durch bunte Zeichnungen von Stephan Pricken, beides zusammen ergibt eine Geschichte, bei der sich nicht nur das Lesen, sondern auch das Anschauen lohnt. Besonders Kurts Gesichtsausdrücke haben mir gut gefallen.

Mir hat die Geschichte um Kurt, das Einhorn, das eigentlich kein Einhorn sein möchte, gut gefallen, sowohl der Text als auch die begleitenden Zeichnungen machen Spaß, nicht nur Kindern, auch Erwachsenen. Schön auch, dass dieser Band erst der Auftakt ist, es gibt weitere Geschichten um das Einhorn wider Willen.

Bewertung vom 01.07.2024
Ungeschminkt
Jones, Olivia

Ungeschminkt


sehr gut

Olivia Jones ist wohl eine der bekanntesten Drag Queens Deutschlands. In diesem Buch erzählt sie aus ihrem Leben – ungeschminkt. Ungeschminkt ist Olivia sonst nur äußerst selten. Schon als Junge hatte sie einen Hang zu bunt und Glitzer, was bei ihrer Umwelt nicht immer gut ankam. Auf Wunsch ihrer Familie sollte sie zudem etwas seriöses lernen, am besten Versicherungskaufmann, doch ihr eigener Wunsch sah anders aus. Ohne Probleme und Rückschläge war der nicht zu erreichen, doch heute scheint sie glücklich und zufrieden zu sein, mit dem, was sie erreicht hat. Olivia ist nicht nur schrill und bunt, sondern setzt sich auch ein für Dinge, die ihr wichtig sind.

Der Aufbau ihrer Erzählung ist weniger chronologisch, eher thematisch. Das passt gut, am Ende ergibt sich ein mehr oder weniger komplettes Bild, alles hat sie sicher nicht erzählt, manche, wenn auch wenige Namen finden sich unleserlich. Andere Namen nennt sie durchaus, auch wenn es vielleicht für die/den Erwähnte:n nicht immer positiv wirkt, wirklich böse ist ihr deswegen aber wahrscheinlich niemand. Dass Olivia viele gute Bekannte hat, kann man daran sehen, dass nach jedem Kapitel ein:e oder zwei Weggefährt:innen zu Wort kommen und etwas über ihre Beziehung zu ihr schreiben. Da sind zum Beispiel Namen aus dem Showbusiness, aber auch aus der Politik. Nötig ist das für das Gesamtbild vielleicht nicht, aber eine nette Zugabe, auch für Olivia selbst.

Ich bin schon länger Drag-Fan, Olivia hatte ich bis vor kurzem aber nicht groß auf dem Schirm. Das hat sich nun geändert, und ich bin ganz froh, ein bisschen mehr über sie, und auch ein bisschen über ihn erfahren zu haben. Man erfährt auch einiges über ihr Umfeld und das besondere Viertel in Hamburg, in dem sie lebt, St. Pauli. Am Ende gibt es noch zahlreiche Fotos zu bewundern.

Etwas gestört haben mich so einige Fehler, manche, vor allem bezogen auf das Thema, vollkommen unpassend, so findet sich z. B. auf S. 62 „Rue Pauls ...“, ich hoffe, RuPaul hat das nicht gelesen.

Gerne empfehle ich Olivia Jones Autobiografie an Interessierte weiter.

Bewertung vom 22.06.2024
Der Gehängte von Conakry
Rufin, Jean-Christophe

Der Gehängte von Conakry


sehr gut

Aurel Timescu ist französischer Konsul in Guinea, rumänischstämmig wollte er eigentlich gerne Polizist werden, doch da er nach seiner Einwanderung nach Frankreich zunächst als Pianist in einschlägigen Bars gearbeitet hat, blieb ihm dieser Weg versperrt. Als im Hafen Conakrys ein Jachtbesitzer tot am Mast hängend aufgefunden wird, sieht er seine Chance zu ermitteln.

Das bunte Cover hat mich, ebenso wie das Setting, direkt angesprochen, dazu ein Konsul als Ermittler, ich war gespannt. Und tatsächlich hat mich der Roman sehr schnell gepackt, was vor allem auch an Aurel liegt, denn der ist nicht irgendein Konsul, sondern schon sehr besonders. Etwas eigenbrötlerisch, etwas skurril, liebt Musik und Weißwein, hat ein schlaues Köpfchen und ist für die eine oder andere Überraschung gut, wie man z. B. gegen Ende der Ermittlungen sehen kann. Im Konsulat wird er eher belächelt, doch, wie das Glück will, ist der Generalkonsul gerade in Urlaub, und Aurel sein Vertreter, so dass er freie Hand hat, allerdings nur, solange der Urlaub währt.

Aurel mochte ich sehr schnell, er ist schon sehr besonders, aber auch liebenswert. Auch die anderen Charaktere sind lebendig gezeichnet, ebenso das Land, es fühlt sich an, als wäre man mit dabei. Aurels Ermittlungen sind am Ende natürlich erfolgreich, die Auflösung ist nachvollziehbar. Mein Highlight ist aber der Ermittler selbst, weniger der Mordfall. Ich freue mich schon auf weitere Romane mit Aurel, der nächste ist bereits erschienen.

Wer besondere, skurrile Ermittler mag, ist hier genau richtig, dazu gibt es noch ein interessantes Setting. Ich wurde gut unterhalten und hoffe auf viele Bände der Reihe.

Bewertung vom 21.06.2024
Die Zeit der Kinder
Riess, Lena

Die Zeit der Kinder


ausgezeichnet

Kindergärten sind heutzutage etwas alltägliches, und das nicht nur in Deutschland, sondern in vielen weiteren Ländern. Wahrscheinlich haben die meisten von uns einen besucht, dort Freundschaften geschlossen und schöne Erinnerungen daran. Doch, wer die Idee hatte, Kindergärten einzurichten, überhaupt eine besondere Bildung für kleine Kinder zu entwickeln, das wissen wahrscheinlich viele nicht. In diesem Roman lernen wir ihn, Friedrich Fröbel, seine Ideen und seine Mitstreiter:innen kennen.

Zur Zeit Fröbels, der 1782 geboren wurde, war Kindheit etwas eher weniger angenehmes. Kinder sollte man weder hören noch sehen, und jedes kleine Fehlverhalten wurde mit Schlägen bestraft. Auch Friedrichs Kindheit war alles andere als schön, zumal er sehr früh seine Mutter verloren hatte. Doch er war auch ein aufgewecktes Kind, das die Natur liebte und vielseitige Interessen hatte. Er vergaß nie, wie unglücklich er als Kind war, und wie sein damaliges Leben hätte schöner sein können. Schließlich hat er seine eigenen Ideen zu Menschenbildung entwickelt, die er zunächst unter anderem in einer von ihm gegründeten Schule anwandte. Leider wollte die Obrigkeit gehorsame Untertanen, keine gebildeten, freiheitlich denkenden, und so hatte er auch immer Probleme mit ihr.

Friedrichs Perspektive, die vor allem rückschauend erzählt wird, ist nicht die einzige des Romans, es gibt noch zwei weitere. Eine davon ist die Luise Levins, die leider auch erleben muss, dass der kindliche Geist unterdrückt wird, so dass wenig Freude übrig bleibt. Sie landet zunächst 1845 als Haushälterin in Fröbels Schule, zwischen den beiden entwickelt sich eine besondere Beziehung.

Marieke wächst in ärmlichsten Verhältnissen in Hamburg auf, und lernt dort die Kinderverwahranstalten in doppelter Weise näher kennen. Als Kind muss ihre Mutter sie während der Arbeitszeit dort unterbringen, zu dieser Zeit werden die Kinder dort im wahrsten Sinne des Wortes nur verwahrt. Später arbeitet Marieke selbst dort, inzwischen werden die Kinder durchgehend mit meist eher weniger sinnvollen Tätigkeiten beschäftigt, auch hier sind körperliche Bestrafungen an der Tagesordnung. Marieke versucht dagegen an zu arbeiten, muss aber schließlich aufgeben. Als sie von Fröbel und seinen Ideen erfährt, macht sie sich auf den Weg zu ihm.

Der Autorin ist ein wunderbarer, ans Herz gehender Roman gelungen, der mir nicht nur den Pädagogen Friedrich Fröbel und dessen Werk näher gebracht hat, ich habe mich auch mit ihm sehr wohlgefühlt. Er ist eine Persönlichkeit, die ich gerne kennen gelernt hätte. Und auch Luise und Marieke mochte ich sofort, und habe mit ihnen mitgefühlt.

Erzählt wird über einen größeren Zeitraum. Man startet mit Fröbel 1788, die Geschichte Luises beginnt 1842, Mariekes 1833. Es gibt dadurch immer einmal wieder Zeitsprünge, da diese in der Regel auch Perspektivewechsel sind, und grundsätzlich mit der Zeit- und Ortsangabe eingeleitet werden, sollte man aber gut folgen können, ich hatte keinerlei Probleme. Interessant ist auch der historische Hintergrund, der vor allem auch das Menschenbild und das soziale Leben jener Zeit betrachtet.

Im Anhang gibt es ein sehr ausführliches Nachwort der Autorin, die darin auch über Fiktion und Fakten schreibt, sowie ein Personenregister, das nähere Angaben zum jeweiligen Charakter macht, und ein Verzeichnis der wichtigsten Quellen. Diesen Anhang sollte man unbedingt auch lesen.

Dieser wunderbare und ans Herz gehende Roman wird bei mir noch lange nachhallen. Ich wünsche ihm viele Leser:innen und empfehle ihn selbstverständlich uneingeschränkt weiter.

Bewertung vom 19.06.2024
Mord auf dem Königssee
Leibrock, Felix

Mord auf dem Königssee


weniger gut

Auf einem der Touristenschiffe auf dem Königssee will der Schiffsbegleiter gerade mit seinem Flügelhorn das berühmte Echo demonstrieren, als er in seinem Instrumentenkoffer eine abgeschnittene Hand mit einem sehr auffälligen Ring findet, unmittelbar danach wird ein Boot mit einem toten Priester entdeckt. Am Ende sind es sogar sechs tote Priester, während der Ring spurlos verschwindet.

Der Roman ist bereits der dritte Band der Reihe, für mich war es die erste Begegnung sowohl mit dem Autor als auch mit den Ermittler:innen. Erzählt wird in zwei Zeitebenen, wobei man direkt zu Beginn mitten in einem Hexenprozess des Jahres 1678 landet, der die historische Zeitebene einleitet und zu Fürsterzbischof Maximilian Gandolf und dem Ring führt, der bereits oben erwähnt wurde. Die Storyline in der Vergangenheit macht einige Zeitsprünge, die bis in die 1990er Jahre und letztlich die aktuelle Zeit führen

Die Storyline der Jetztzeit erzählt von den Ermittlungen, die größtenteils durch Simon Perlinger und seine Kollegin Luisa Sedlbauer durchgeführt werden, die bereits in den beiden Vorgängerbänden ermittelt haben. Leider sind mir die beiden nicht nahe gekommen, sie bleiben blass, und auch die, auf mich sehr konstruiert wirkende, Problematik um Simons Liebesleben hat mich nicht berührt, im Gegenteil eher gestört.

Auch die weiteren Charaktere wirkten auf mich blass, oberflächlich und eher schwarz-weiß, ich konnte nahezu keine Gefühle aufbauen. Oft hatte ich auch das Gefühl des Sichlustigmachens über die Charaktere, speziell im historischen Strang, was auf mich eher befremdlich wirkte.

Erzählt wird ansonsten in einem sehr distanzierten Stil, auf mich wirkte es eher wie eine Aufzählung der Ereignisse, dabei aber auch sehr erklärend bis in jede Kleinigkeit, für ganz so dumm sollte man seine Leser:innen auch nicht halten. Insgesamt leider kein Erzählstil, der mich packen kann.

Der Fall wirkte auf mich lange spannend und ich rätselte fleißig mit. Gegen Ende gibt es einige Stellen, die eher von schlechter Recherche zeugen, und die mir fast die Lust raubten, überhaupt zu Ende zu lesen. Die Auflösung ist nicht unlogisch, aber für mich dennoch enttäuschend, ich mag es nicht, wenn etwas noch aus dem Hut gezaubert wird, und ich im Grunde gar keine Chance hatte, das Rätsel selbst zu lösen.

Leider fehlt dem Roman ein ausführliches Nachwort des Autors, danach habe ich schnell gesucht, denn mich interessiert immer, was in historischen Erzählungen Fakten sind und was reine Fiktion ist. Hier treten ja historische Persönlichkeiten bzw. ein tatsächlich existierender Orden auf, und auch manche historischen Ereignisse sind so passiert, z. B. der Hexenprozess. Einiges konnte ich mir zwar ergoogeln, aber es hätte für mich ins Buch gehört. Dafür gibt es aber wenigstens ein Personenverzeichnis und eine Karte.

Leider hat mich der Roman letztlich nicht packen können, obwohl ich den Fall zunächst sehr spannend fand. Der Erzählstil aber und die blassen Charaktere haben bei mir nicht punkten können, auch die Auflösung, obwohl nicht unlogisch, war mir zu sehr aus dem Hut gezaubert. Wer die Reihe bisher mochte, wird aber wahrscheinlich auch diesen Roman gerne lesen.

Bewertung vom 19.06.2024
Aufbruch nach Deseo / Die Traumgänger Bd.1
Heitz, Markus

Aufbruch nach Deseo / Die Traumgänger Bd.1


sehr gut

Der dreizehnjährige Finn hat eine besondere Gabe, er kann seine Träume so gestalten, wie er es gerne möchte. Eines Tages trifft er im Traum ein Mädchen, das er bestimmt nicht selbst hineingewünscht hat, Sanja. Sie bittet ihn um seine Hilfe bei der Suche nach ihren Eltern und kurz darauf treffen sich die beiden außerhalb eines Traumes.

Markus Heitz kannte ich bisher nur als Autor von oft recht gruseligen Romanen aus dem phantastischen Bereich, ein Kinderbuch von ihm zu lesen, war für mich etwas ganz Neues. Tatsächlich kann auch dieses dem Phantastik-Genre zugeordnet werden, doch ist es auch eindeutig ein Roman für Kinder (ab 11 Jahre) und entsprechend „einfach“ geschrieben. Ich als Erwachsene habe es aber auch gerne gelesen.

Der Autor entwickelt neben der normalen Welt, in der Finn wohnt, eine ganz eigene Welt, die Traumwelt Deseo, in die Finn durch Sanja reisen kann. Die ist schön bildhaft dargestellt, so dass das Kopfkino angesprochen wird. Ein Teil davon ist gruseliger als der andere, immerhin gibt es auch Albträume, es bleibt aber natürlich kindgerecht.

„Aufbruch nach Deseo“ ist der erste Band einer Reihe, so dass die Geschichte am Ende des Romans noch nicht auserzählt ist, der Grundstein ist gelegt, und man kann gespannt sein, wie es weitergeht. Für die Zielgruppe sicher eine gute Motivation, auch den nächsten Band lesen zu wollen.

Markus Heitz kann auch Kinderbücher. So wie dieses, phantastisch, ein bisschen gruselig und ziemlich spannend, zudem der erste Band einer Reihe, ein vielversprechender erster Band, der Lust auf die Fortsetzung macht.

Bewertung vom 15.06.2024
Queer & wild & wunderbar

Queer & wild & wunderbar


sehr gut

In diesem schön gestalteten Buch sind, alphabetisch sortiert, 50 Kurzbiografien ganz unterschiedlicher queerer Menschen enthalten. Zu jeder Biografie gibt es eine farbige Porträtzeichnung.

Bereits in der Antike gab es queere Menschen, auch wenn dieser Begriff noch nicht für sie geprägt war. Zwei von ihnen sind hier enthalten, Alexander der Große und Sappho. Die anderen hier Porträtierten sind uns zeitlich näher, aber längst nicht alle aus diesem und dem letzten Jahrhundert. Manche sind wahrscheinlich jedem bekannt wie Elton John, Freddie Mercury oder Oscar Wilde, andere kannte ich nicht, und bin froh, ihnen hier begegnet zu sein, wie Alan L. Hart, Laxmi Narayan Tripathi oder Simon Nkoli.

Leider sind die einzelnen Biografien wirklich sehr kurz, in der Regel zwei Seiten, jedoch kann sich, wer möchte, dazu anregen lassen, sich auf andere Weise näher mit den entsprechenden Personen auseinanderzusetzen. Ich werde sicher noch ein bisschen googeln und vielleicht die eine oder andere längere Biografie lesen.

Im Anhang findet sich noch weiteres Lesenswerte zum Thema Queersein, das man nicht überblättern sollte.

Wer sich ein bisschen mit queerem Leben auseinandersetzen möchte, wer sich für queere Persönlichkeiten interessiert, wer vielleicht selbst queer ist, findet hier einen schönen Einstieg ins Thema, der auch zeigt, dass es nichts „modernes“ ist, sondern schon immer zum menschlichen Leben gehört hat.

Bewertung vom 10.06.2024
Mayfair House
Hay, Alex

Mayfair House


sehr gut

London 1905: Mrs King verliert ihre Stellung als Wirtschafterin bei Miss de Vries, wirklich traurig ist sie darüber aber nicht, denn sie hat bereits einen Plan geschmiedet. Während eines Kostümballs in Miss de Vries Haus soll ein großer Coup steigen.

Es hat mir viel Spaß gemacht, die Vorbereitungen zu Mrs Kings großem Coup zu lesen, zu dem sie sechs weitere Frauen, denen sie auf gewisse Weise verbunden ist, anheuert. Natürlich läuft nicht alles so, wie geplant, aber auch das lässt sich unterhaltsam lesen.

Gut gefallen haben mir auch die Charaktere, einige lernt man nach und nach besser kennen, dabei bringen sie die eine oder andere Überraschung mit. Die Frauen um Mrs King, die mit ihr den Coup planen und ausführen waren mir alle schnell sympathisch, auch wenn die eine oder andere eine Menge kriminelle Energie mitbringt.

Erzählt wird als eine Art Countdown, wobei es auch das eine oder andere Mal zurück geht, um Szenen zu beleuchten, die man zunächst so nicht erwartet hätte. Der Roman endet nicht mit dem geplanten Ende des Coups, sondern geht weiter, man erfährt noch einiges über das Danach. Trotz mancher ernster Töne schwingt immer auch ein gewisser Humor mit.

„Mayfair House“ ist ein unterhaltsamer Roman, der mir gut gefallen hat und manche Überraschung mitbringt.

Bewertung vom 07.06.2024
Tiefwasser für Nordstrand
Trost, Dirk

Tiefwasser für Nordstrand


sehr gut

Jan de Fries ist mit seinem Freund Uz und dessen Matrose Onno mit Uz' Krabbenkutter unterwegs, als sie auf drei Wracktaucher aufmerksam werden, von denen einer schwer verletzt ist, natürlich eilen sie zu Hilfe. Dass einer der Drei sie bedrohen könnte, damit sie den genauen Ort nicht dem Schifffahrtsamt melden, hätten sie nicht erwartet, auch nicht, dass dies nur der Auftakt zu einigen blutigen Taten ist.

Dies ist bereits der neunte Fall des Anwaltes Jan de Fries. Ich selbst bin erst mit Band 6 in die Reihe eingestiegen, die vorherigen Bände warten aber schon darauf, von mir gelesen zu werden. Ich mag Jan, auch wenn er manchmal für einen Anwalt sehr unkonventionell handelt und nicht immer schlaue Dinge tut, so dass er oft in Gefahr gerät. Dies ist auch hier wieder so. Eigentlich mag ich so etwas nicht besonders, aber in dieser Reihe kann ich damit leben, es gehört einfach zum Protagonisten. Die Fälle sind meist interessant, und Jans Bekanntenkreis ist mir ebenfalls sehr sympathisch. Außerdem mag ich das Setting an der Nordseeküste, dieses Mal gibt es viel Handlung direkt auf See.

Natürlich ergibt sich daraus, dass Jan immer in Gefahr gerät, auch ein nicht geringer Teil der Spannung. Man erwartet zwar, dass er überlebt, immerhin ist er der Ich-Erzähler, aber das Wie ist es, das spannend ist. Am spannendsten in diesem Band war für mich allerdings die Frage, ob jemand aus Jans Bekanntenkreis, der schwer verletzt wird, überleben wird.

Der Fall selbst ist okay, auch die Auflösung, allerdings auch wieder ein bisschen übertrieben, was ich auch schon beim Vorgängerband bemängelt habe. Trotzdem habe ich mich gut unterhalten und freue mich schon auf den nächsten Band, den ich lesen werde.

Band 9 der Reihe um den Anwalt Jan de Fries ist wieder spannend, was aber zum Teil auf Jans oft unbedachtes Handeln zurückzuführen ist. Wen das nicht stört, ist mit der Reihe gut bedient, unterhaltsam sind die einzelnen Bände allemal. Ich vergebe 3,5 Sterne, die ich, wo nötig aufrunde.