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Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 440 Bewertungen
Bewertung vom 05.06.2024
Bücher und Barbaren / Die Viv-Chroniken Bd.2
Baldree, Travis

Bücher und Barbaren / Die Viv-Chroniken Bd.2


ausgezeichnet

Die junge Ork-Kriegerin Viv wird in einer Schlacht schwer verletzt und landet in der Küstenstadt Murk, um sich auszukurieren. Gar nicht so leicht für Viv, lange stillhalten behagt ihr nicht. Während eines ersten Erkundens des Ortes entdeckt sie eine Buchhandlung und lernt deren Besitzerin, die Rättin Fern kennen. Fern hat direkt eine Buchempfehlung für Viv parat, die diese aus Freundlichkeit akzeptiert, um sich dann schnell in dem Roman zu verlieren. Nach und nach lernt Viv weitere Bewohner Murks kennen – und mögen. Ganz gefahrlos ist es in Murk aber nicht.

Unter Cosy-Fantasy konnte ich mir zunächst wenig vorstellen. Fantasy ist eines meiner Lieblingsgenre, ich war also gespannt, und kann jetzt sagen, ja, ich mag auch Cosy-Fantasy.

Vieles ist tatsächlich gemütlich in Murk, manchmal hätte ich mir gut vorstellen können, selbst einmal in Ferns Buchhandlung vorbei zu schauen, die ein wichtiger Ort für Viv wird, natürlich neben der Bäckerei der Zwergin Maylee. Nicht nur Viv, auch als Leser:in mag man die Einwohner Murks, die man kennen lernt, schnell. Als es dann gefährlich wird, macht man sich, mit Viv zusammen, Sorgen, und hofft, dass alle das Ganze gut überstehen. Gegen Ende ist es dann mit der Gemütlichkeit vorbei, beim Showdown geht es rund.

Die Charaktere sind sehr liebevoll gestaltet, und ich konnte ein paar neue Wesen kennenlernen. Besonders angetan hat es mir Ränzel, der mehr zu bieten hat, als zunächst gedacht.

„Bücher und Barbaren“ ist ein Prequel zu „Magie und Milchschaum“, das ich jetzt unbedingt auch bald lesen muss. Da dieser Band früher spielt, verpasst man sicher nichts, wenn man ihn zuerst liest, im Gegenteil, so lernt man Viv schon kennen und mögen.

„Bücher und Barbaren“ ist ein unterhaltsamer, spannender und liebenswerter Roman mit Charakteren, die man einfach mögen muss.

Bewertung vom 04.06.2024
Silberne Geister
Moreno-Garcia, Silvia

Silberne Geister


sehr gut

Mexiko 1993: Montserrat ist ein großer Fan alter Filme, besonders solcher aus dem Horrorgenre. Als Tristan, Schauspieler ohne Job und Montserrats Freund seit Kindertagen, umzieht, stellt er fest, dass der ehemalige Regisseur Abel Urueta, dessen Filme Montserrat sehr mag, sein neuer Nachbar ist. Uruetas letzter Film wurde nie fertiggestellt, da der Autor und Produzent, der deutsche Okkultist Wilhelm Ewers ermordet worden war. Mit Hilfe von Montserrat, die als Soundeditorin arbeitet, und Tristan will er dies nun nachholen. Leider stellt sich das für alle Drei als lebensgefährlich heraus.

Ich brauchte kurz, um in die Geschichte zu kommen, doch dann hatte sie mich. Montserrat und Tristan waren mir sofort sympathisch. Montserrat hat es, in einem Männerberuf arbeitend, nicht leicht, besitzt aber auch einen starken Willen. Tristan, ehemaliger Soapdarsteller, von einem Unfall leicht körperlich, deutlich stärker psychisch gezeichnet, lässt sich eher treiben, vor allem von Frau zu Frau, und tut sich schwer, ein neues Engagement zu bekommen. Die Geschichte konzentriert sich im wesentlichen auf die beiden, andere Charaktere bleiben Nebenfiguren, einige sind aber für die Geschichte sehr wichtig. Ein wichtiger Charakter ist auch Wilhelm Ewers, dessen Geschichte man nach und nach erfährt. Er ist tot, hat aber viele Spuren hinterlassen.

Der Roman beginnt recht gemächlich und bleibt es auch lange Zeit. Ich habe ihn dennoch wirklich gerne gelesen, schon wegen des Backgrounds, der (mexikanischen) Filmgeschichte und des Okkultismus. Wilhelm Ewers ist dabei an einen realen Okkultisten angelehnt, genau wie Abel Urueta an eine realen Regisseur, wie die Autorin in ihrem Nachwort verrät. Viele der erwähnten Filme kennt man, hat sie vielleicht auch gesehen. Im Laufe der Geschichte wird es immer geheimnisvoller, mysteriöser, spannender, letzteres allerdings nie wirklich nervenzerfetzend. Der versprochene Horror blieb für mich im wesentlichen aus, was mich aber nicht weiter gestört hat. Ein bisschen gruselig wird es aber schon.

Besonders gut gefällt mir das Setting, Mexiko im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts, das fühlt sich zusätzlich besonders und ein wenig exotisch an, und weckt gewisse Erinnerungen in mir, immerhin gehöre ich zur älteren Generation.

Wer sich einen spannenden Horrorroman erhofft, könnte enttäuscht werden. Ich habe die Geschichte gerne gelesen, mochte die Protagonist:innen und den Background der Geschichte, war gespannt, wie sich alles auflöst, und wurde letztlich gut unterhalten.

Bewertung vom 03.06.2024
Sisi - Kaiserin wider Willen / Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe Bd.8 (1 MP3-CD)
Pataki, Allison

Sisi - Kaiserin wider Willen / Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe Bd.8 (1 MP3-CD)


gut

Der Roman erzählt vom Leben der österreichischen Kaiserin Elisabeth, genannt Sisi, von 1853, kurz bevor sie die Braut Kaiser Franz Josephs wird, bis 1867, ihrer Krönung zur Königin von Ungarn. In dieser Zeit hat Sisi kein einfaches Leben, sie heiratet sehr jung, findet sich schwer in die Regeln am Hof in Wien ein und hat Schicksalsschläge zu verkraften.

Ich bin mit den Sissi-Filmen mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm aufgewachsen, und hatte immer schon ein gewisses Interesse an Sisi, die mir immer einmal wieder beim Lesen über „den Weg läuft“. Ein Buch, das sich speziell mit ihr beschäftigt, hatte ich bisher allerdings noch nicht gelesen, dieses sollte mein erstes sein, auch wenn es nicht das einzige ist, das ich im Regal habe.

Ein bisschen gewundert hat mich, dass eine amerikanische Autorin den Roman verfasst hat, ich hätte mir eher eine deutsche oder österreichische vorstellen können. Aber nun, die Recherche ist das ausschlaggebende, und das kann man von überall leisten. Und diese erscheint mir leider etwas fraglich. Parallel zum Lesen des Romans habe ich, wie üblich, selbst ein bisschen recherchiert und zum Beispiel immer wieder gelesen, dass es keine Belege dafür gibt, dass Sisis ältere Schwester Helene zuerst als Braut für den jungen Kaiser vorgesehen war – leider spielt aber das eine große Rolle im Roman, Sisi hat hier deshalb große Schuldgefühle gegenüber Helene.

Zu Beginn konnte ich noch gut mit Sisi mitfühlen, das hat sich allerdings im Laufe des Romans etwas verflüchtigt. Da aus ihrer Sicht erzählt wird, werden andere Charaktere aus dieser Perspektive betrachtet.

Ich hätte mir ein bisschen mehr Hintergründe über die kaiserliche Familie gewünscht. Beim Lesen kann man meinen, dass Franz Joseph ein Einzelkind war, nur einmal wird im Nebensatz einer seiner Brüder erwähnt. Immerhin erfährt man ein bisschen über den historischen Hintergrund jener Zeit, wie die Probleme mit Ungarn.

Sicher, es ist keine Biografie, sondern ein Roman, dennoch erwarte ich, dass sich an den realen Leben der historischen Persönlichkeiten orientiert wird. Hier hatte ich eher das Gefühl, dass, auch wenn ich die bereits oben erwähnten Filme schon lange nicht mehr gesehen habe, der Roman eher auf diesen basiert, die bekanntlich historisch nicht allzu genau sind (noch nicht einmal Sisis Name ist richtig geschrieben).

Leider hat mir der Roman auch keine neuen Erkenntnisse gebracht. Der Roman lässt sich aber zügig lesen, und wer nicht so viel Wert auf die historischen Tatsachen legt, wird möglicherweise gut unterhalten.

Vielleicht habe ich von diesem Roman zu viel erwartet, am Ende habe ich nichts Neues erfahren, aber ein paar altbekannte Klischees gelesen und teilweise an der historischen Akkuratesse gezweifelt, so dass sich mein Lesevergnügen im Rahmen hielt. Ich vergebe 2,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde.

Bewertung vom 29.05.2024
Weltuntergangs-Suite / The Umbrella Academy, Neue Edition Bd.1
Way, Gerard

Weltuntergangs-Suite / The Umbrella Academy, Neue Edition Bd.1


ausgezeichnet

43 Kinder mit außergewöhnlichen Fähigkeiten werden alle zur selben Zeit überall auf der Welt von Müttern geboren, die vorher nicht schwanger gewesen zu sein schienen. Ein Mann namens Sir Reginald Hargreeves adoptierte so viele davon er finden konnte, letztlich sind es sieben, 5 Jungen und 2 Mädchen. Er bildet sie zu Superhelden aus. Jahre später haben sich die Mitglieder der Umbrella Academy aus den Augen verloren, müssen aber zusammenhalten, als die Welt unterzugehen droht.

Nachdem mich die Serie „Umbrella Academy“ schnell gepackt hatte, wollte ich nun unbedingt auch die zu Grunde liegende Comicreihe lesen. Dieses ist der erste Band, und auch er konnte mich sehr schnell fesseln.

Die erste Staffel der Serie basiert auf diesem Band und ist ihm tatsächlich sehr ähnlich, aber auch teilweise ganz anders. Das liegt aber wohl auch an den unterschiedlichen Möglichkeiten der beiden Medien. Beide Varianten finde ich gelungen.

Die Zeichnungen haben mir sehr gut gefallen, sie passen gut zur Geschichte. Ein bisschen enttäuscht war ich, dass die Charaktere weniger divers sind, als in der Serie, das ändert aber nichts an den Ideen und der Phantasie, an der Geschichte. Diese ist genauso spannend und ans Herz gehend wie ich es erwartet hatte.

Neben der Hauptgeschichte gibt es im Anhang mehrere Kurzgeschichten, die ich ebenfalls gerne gelesen habe, sowie einige Skizzen.

Der Start in die Comicreihe ist gelungen, spannend und fantasievoll.

Bewertung vom 28.05.2024
Mein Name ist Lilith
Marmery, Nikki

Mein Name ist Lilith


sehr gut

Lilith ist die erste Frau Adams, die beiden wurden zunächst als ebenbürtig erschaffen. Lilith verehrt Asherah, Göttin und Gefährtin Gottes. Dieser Gott, der später der jüdisch/christliche sein wird, ist sehr herrisch, und da er gerne der einzige wäre, wird Asherah Edens verwiesen. Adam entwickelt sich zu einem sehr überheblichen Mann, und nachdem Lilith sich ihm nicht unterordnen möchte, wird auch sie verbannt und Eva geschaffen.

Lilith muss in den darauffolgenden Jahrhunderten mit ansehen, wie die Frauen unterworfen werden, keinen eigenen Willen mehr haben dürfen, nahezu als Sache behandelt werden. So macht sie sich auf die Suche nach Asherah, um dem Weiblichen wieder eine Stimme zu geben.

Lilith wandert durch die Jahrtausende, trifft auf viele Frauen, die eine Chance zu sein scheinen, Frauen wieder zu Ebenbürtigen zu machen, wie Noahs Frau Norea, Jezebel und Maria Magdalena, hier Maryam genannt. Wie wir heute wissen, sind Frau und Mann immer noch nicht gleichberechtigt, doch es hat sich schon einiges getan.

Lilith wird oft diffamiert, unter anderem als Dämonin verunglimpft. Nikki Marmery ist tief in viele Schriften eingetaucht, hat sich mit zahlreichen Mythologien beschäftigt und sehr viel recherchiert, wie man auch im Nachwort lesen kann. Sie hat eine Lilith erschaffen, die vielleicht nicht immer perfekt ist, aber für ihre Sache so gut einsteht, wie sie kann. Sie lässt Lilith selbst erzählen, beginnend im Garten Eden, endend in der heutigen Zeit. Der Erzählstil ist dabei den Zeiten und dem Sujet angepasst.

Ich hatte zunächst Probleme mit der Geschichte, kam recht lange nicht hinein, konnte keine Beziehung zu Lilith aufbauen. Das änderte sich bei etwa einem Drittel, mit dem Teil der Geschichte, der sich mit der Sintflut und dem Danach beschäftigt, ab da konnte ich den Roman kaum noch aus der Hand legen. Erst mit dem letzten Abschnitt, der heutigen Zeit, hat sich das wieder verschlechtert.

Über die Jahrtausende erlebt die Protagonistin nicht nur die „Weltgeschichte“, sondern auch eine sehr persönliche, sie liebt, wird Mutter, findet und verliert Menschen, die ihr etwas bedeuten. Sie selbst ist unsterblich.

Ich kenne die biblischen Geschichten und auch manche Mythologien jener Zeit relativ gut. Auch der historische Hintergrund interessiert mich, und auch er spielt seine Rolle im Roman. Nicht alles ist also fiktiv oder fantastisch. Im Anhang gibt es drei Karten, auf denen man Liliths Wege nachverfolgen kann.

„Mein Name ist Lilith“ hat mich nicht durchgehend gepackt, aber überwiegend. Lilith wird hier als eine Frau dargestellt, die für Frauen kämpft, aber nicht generell gegen Männer ist. Der Roman ist tief feministisch, seine Botschaft auch heute leider noch notwendig.

Bewertung vom 27.05.2024
Maschinenwolf (eBook, ePUB)
Endres, Christian

Maschinenwolf (eBook, ePUB)


sehr gut

Deutschland in einer nicht allzu fernen Zukunft: Durch illegal entsorgten Technikmüll und Nanobots sind die Wölfe in einem Wald in Brandenburg mutiert. Das löst Ängste aus, der Wald wird abgesperrt, die Armee rückt an, aber auch Journalisten und Naturschutzgruppen. Lisa und Helge sind nicht nur ein Liebespaar, sondern auch Aktivisten von ProW@lf. Lisa möchte unbedingt einen der Cyberwölfe selbst sehen und geht deshalb in die gesperrte Zone.

Die Kurzgeschichte ist ein Zusatz zum Roman „Wolfszone“. Dort spielen auch Helge und vor allem Lisa eine gewisse Rolle. Man muss sie nicht kennen, bevor man den Roman gelesen hat, man kann sie sich auch zwischendurch oder hinterher zu Gemüte führen.

Ich habe die Kurzgeschichte vor dem Roman gelesen, dieser lag aber schon bei mir bereit. Das war auch gut, denn bei mir löste sie keine größere Lust auf mehr aus, sie zu lesen ergab für mich persönlich erst richtig Sinn, nachdem ich den Roman gelesen hatte.

„Maschinenwolf“ ist ein netter Zusatz zu „Wolfszone“, die man lesen kann, aber nicht muss. Da sie kostenlos angeboten wird, kann man nichts falsch machen. Ich vergebe 3,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde.

Bewertung vom 27.05.2024
Wolfszone
Endres, Christian

Wolfszone


sehr gut

Deutschland in einer nicht allzu fernen Zukunft: Durch illegal entsorgten Technikmüll und Nanobots sind die Wölfe in einem Wald in Brandenburg mutiert. Diese Cyberwölfe lösen Ängste aus, der Wald wird abgesperrt, die Armee rückt an, aber auch Journalisten und Naturschutzgruppen wie die Aktivistengruppe ProW@lf.

Privatdetektiv Joe Denzinger erhält von der Chefin eines Rüstungskonzerns einen brisanten Auftrag. Ihre Tochter Lisa ist verschwunden, zuletzt war sie undercover im Camp der ProW@lf-Aktivisten, er soll sie nun finden. Heikel, da ihre Mutter verschiedene Drohnen liefert, um die Wölfe nicht nur zu beobachten, sondern gegebenenfalls auch zu bekämpfen.

Christian Endres erzählt seinen Cyberthriller aus fünf verschiedenen Perspektiven. Joe Denzingers ist eine davon. Tariq ist ein syrischstämmiger Bundeswehrsoldat, der unter Rassismus zu leiden hat. Kira, Evolutionsbiologin, forscht an Wölfen, Winslow, ein junger, nicht mutierter Wolf begleitet sie. Marija ist Fahrradkurierin, schmuggelt aber auch Drogen durch die abgesperrte Wolfszone. Ihre Tochter lebt in der Nähe beim Vater. Die für mich spannendste Perspektive ist die von DW-7X, einem der mutierten Wölfe.

Ich gestehe, dass mir nicht alle Protagonist:innen gleich gut nahe gekommen sind. Neben DW-7X, der nicht nur am interessantesten ist, sondern auch Informationen über die Veränderungen bei den Wölfen liefert, mag ich Tariq am liebsten, seine Gedanken und Gefühle kann ich gut nachvollziehen. Mit den anderen habe ich meine Probleme, kann nicht alle Handlungen und Gedanken nachvollziehen. Joe stehen meiner Meinung nach seine Hormone zu sehr im Weg. Bei Kira sind es private Probleme, die mir zu vage blieben als dass ich sie verstehen kann, und ihre Handlungen nach einem gewissen Ereignis, die in meinen Augen sehr überzogen sind. Marija kommt mir gar nicht nahe und ist mir bis zum Schluss nicht sympathisch. Bei ihr stört mich vor allem, dass sie sich durch ihr kriminelles Handeln bewusst in Gefahr begibt, was meiner Meinung nach nicht zu ihren Gedanken bezüglich ihrer Tochter passt. Am Ende hatte jeder der Fünf eine wichtige Rolle in der Geschichte.

Es gibt auch interessante Nebencharaktere, wie z. B. den Schrottplatzbesitzer Oskar, dem ich im wahren Leben eher aus dem Weg ginge, schon wegen seiner sehr speziellen Ansichten, der aber dem Roman von Anfang an gewisse Impulse gibt.

Interessant ist natürlich auch der Hintergrund der Geschichte, der Klimawandel ist fortgeschritten, die Hitze, die während der im Mai spielenden Handlung herrscht, kann man regelrecht fühlen, und auch die Probleme der Bevölkerung werden deutlich. Hier hat Christian Endres eine durchaus vorstellbare Zukunft entwickelt.

Ich mag Wölfe, und heute schon gibt es Menschen, die Probleme damit haben, dass der Wolf in Deutschland wieder heimisch wird. Dass das noch schlimmer werden würde, wenn diese, wie hier beschrieben mutieren würden, kann man sich denken. Und so ist es hier auch, viele wollen die Tiere einfach nur vernichtet sehen, eine Abstimmung im Bundestag darüber, wie mit ihnen zu verfahren sei, steht kurz bevor. Fakenews und gefälschte Videos kursieren und heizen die Ängste und den Hass auf die Tiere an. Beim Lesen hat man leider immer das Gefühl, so könnte es wirklich sein. Das Ganze schürt dann auch die Spannung, und Joes Auftrag, Lisa zu finden, tritt fast in den Hintergrund. Natürlich wird Lisas Schicksal am Ende dennoch nachvollziehbar aufgeklärt.

„Wolfszone“ hat mich gut unterhalten, mich hat zwar nicht jeder Charakter angesprochen, doch ist zumindest die Perspektive des mutierten Wolfes genial, trägt viel zur Spannung und zur Atmosphäre bei, und hat mich auch berührt. Atmosphäre entsteht auch durch das Gefühl einer möglichen Zukunft, einer Zukunft, die wir vielleicht noch verhindern können. So hat der Roman auch einen gesellschaftskritischen Aspekt. Am Ende habe ich den Roman zufrieden zugeklappt.

Bewertung vom 22.05.2024
Sparks
Dawson, J.R.

Sparks


ausgezeichnet

Während des ersten Weltkrieges erhält eine Reihe Menschen einen magischen Funken, einen Spark, weswegen sie Sparks genannt werden. Die Fähigkeiten, die die Sparks erhalten, sind sehr unterschiedlich. Eine von ihnen ist Rin, die mit zwei Freundinnen, Mauve und Odette, einen Zirkus gründet, in dem vorwiegend Sparks aufgenommen werden, auch zu deren Schutz. Wie sich herausstellt, sind allerdings die größten Gefahren, die auf sie warten, der Circus King und der nächste große Krieg, den Mauve in der Zukunft sehen kann.

Edward trifft 1916 in den Schützengräben in Frankreich auf eine junge Frau, die die Fähigkeit bekommen hat, sich an andere Orte zu versetzen. Sie nimmt ihn mit in die USA. Erst später erkennt er, dass auch er einen Spark hat, einen sehr gefährlichen sogar.

Ich muss sagen, ich bin ohne große Erwartungen an den Roman gegangen, der Klappentext machte mich neugierig, aber sonst ließ ich mich überraschen. Die Geschichte zog mich sehr schnell in ihren Bann, der Erzählstil nahm mich gefangen, die Charaktere taten ein übriges. Ich mag auch das historische Setting, es gibt einige Zeitsprünge, aber der Hauptteil spielt im Jahr 1926. Über die Vergangenheit der einzelnen Sparks in Rins Zirkus erfährt man wenig, eine ganze Reihe werden aber in der aktuellen Situation vorgestellt. Im Laufe der Zeit kommt ein Geschwisterpaar dazu, das wichtig werden wird. Inwiefern Edwards Geschichte dazupasst, kann man nach und nach erahnen, J. R. Dawson streut immer einmal wieder Anhaltspunkte ein. Erst gegen Ende treffen die beiden Erzählstränge aufeinander. Gut gefallen hat mir, dass Rins Zirkus auf mehrfache Weise divers ist, immerhin gibt es Diversität schon immer.

Neben vielen schönen Momenten gibt es leider auch viele schlimme in diesem Roman, und eine Zeit lang ist nicht klar, wie es ausgehen wird. Mich hat das alles sehr berührt, ich habe mitgelitten, mich gefreut, geärgert und gehofft, und mir immer wieder gewünscht, diesen Zirkus besuchen zu können. Gut gefallen hat mir auch, dass man einiges an Zirkus-Background erfährt, spezielle Worte zum Beispiel. Auch die Idee rund um die Sparks finde ich gelungen, es gibt so viele verschiedene Ausprägungen. Eine Storyline allerdings hat mich an eine Comicreihe bzw. deren Verfilmung erinnert, die ich hier aus Spoilergründen nicht nennen möchte. Schlimm finde ich das aber tatsächlich nicht, vielleicht ist es nur Zufall, und der Rest der Geschichte hat genug eigenes zu bieten.

Mir hat der Debütroman J. R. Dawsons sehr gut gefallen, die Verknüpfung zwischen Historie und Fantasy ist gelungen, die Charaktere haben mich berührt, und ich wurde von Anfang bis Ende gefesselt. Ich bin gespannt auf J. R. Dawsons nächsten Roman.

Bewertung vom 18.05.2024
Das unendliche Lied / Doctor Who - Der zehnte Doktor Bd.4 (eBook, PDF)
Abadzis, Nick

Das unendliche Lied / Doctor Who - Der zehnte Doktor Bd.4 (eBook, PDF)


sehr gut

Der Band enthält drei sehr unterschiedliche Geschichten. Zunächst sind der zehnte Doctor und Gabby auf einem Planeten, auf dem Musik eine große Rolle spielt, aber auch zu einer großen Gefahr wird. Danach hat Gabbys Freundin Cindy eine unheimliche Begegnung, die in engem Zusammenhang mit dem vorherigen Band steht, und trifft auf einen alten Bekannten aus dem Doctor-Who-Universum, und in der letzte Geschichte lernt man einen besonderen Urzeitmenschen kennen.

Die Geschichten haben interessante Themen und vor allem die erste ist sehr phantasievoll, konnten mich aber, bis auf die dritte, nicht ganz so fesseln wie viele andere. Die dritte Geschichte bringt einen liebenswerten Co-Charakter mit, der sie besonders macht.

Dieser Band ist nicht mein Lieblingsband, jedoch punktet auch er mit viel Phantasie und interessanten Charakteren.

Bewertung vom 18.05.2024
Silberschweif
Amerein, R. M.

Silberschweif


ausgezeichnet

Die Arche „Exodus“ ist an ihrem geplanten Ziel angelangt, die letzte Schicht des Technikers Leo ist beendet. Doch bevor die Brückencrew aus dem Kryoschlaf geweckt werden kann, gibt es einen Alarm. Eine andere Arche, die Freedom, ist zerstört worden, das Ziel ist somit nicht sicher und die Schiffs-KI, ARAS, legt alle wieder schlafen.

Viele Jahre später wird Leo unsanft geweckt und sofort verhört, denn die „Exodus“ treibt in desolatem Zustand und ohne Treibstoff in Kollissionskurs auf einen in der Nähe gelegenen Planeten zu. Außerdem befindet sich in der Nähe eine weitere, sehr mitgenommene Arche. Was ist passiert? Könnte es sich um einen bewohnbaren Planeten handeln? Können die Menschen auf der „Exodus“ noch gerettet werden?

Wie man es von R. M. Amerein kennt, hat sie auch im Abschlussband ihrer Archenreihe den Fokus auf die Charaktere gelegt, natürlich ohne dabei die Handlung zu vernachlässigen. Neben Leos gibt es noch die Perspektive seiner Nichte, der Sanitäterin Iwalani, die nach dem Tod ihrer Eltern bei Leo aufgewachsen ist. Die beiden haben eine sehr innige Beziehung zueinander. So trifft es sie beide hart, als sie getrennt auf Erkundung gehen müssen. Leo wird an Bord der anderen Arche geschickt, um Informationen zu sammeln und eventuell noch Brauchbares zu finden. Iwalani wird mit anderen Experten auf den Planeten geschickt, um ihn zu erkunden. Und tatsächlich erweisen sich beide Erkundungen als sehr gefährlich.

Der Planet, auf den wir zusammen mit Iwalani gelangen, ist sehr interessant gestaltet. Der Autorin gelingt es auch hier wieder sehr gut, ihn mir anschaulich nahezubringen.

Mir gefällt es unglaublich gut, wie einfühlsam die Autorin erzählt. Sowohl die Gedanken und Gefühle Leos als auch die Iwalanis fühlen sich authentisch an, so dass ich emotional sehr schnell gepackt wurde. Schon alleine deshalb halte ich den Roman auch für Leser:innen geeignet, die sonst nicht unbedingt zum Science-Fiction-Genre greifen.

Die Archenreihe besteht aus vier Romanen, die alle unabhängig voneinander gelesen werden können, jedoch durchaus, wenn auch manchmal nur kleine, Verbindungen miteinander haben. Hier nun ist die Verbindung größer als bisher, wir erfahren nämlich auch die weitere Geschichte einer der anderen Archen. Mit diesem Band ist die Reihe perfekt beendet worden.

„Silberschweif“ ist der Abschlussband der Archenreihe und beendet die Reihe gelungen, die Antwort auf die Frage nach einem möglichen Überleben der Menschheit gefällt mir gut. Die Autorin erzählt einfühlsam, spannend und anschaulich. Ich empfehle die gesamte Reihe uneingeschränkt weiter, auch Leser:innen, die sonst nicht zum Genre greifen.