Schauplatz ist eine kleine, mittelmäßige Stadt, deren Höhepunkte die Bundesgartenschau in den 70gern und die Übernachtung von Robert Redford in den 80gern waren. Ursel Piepenkötter ist die amtierende Oberbürgermeisterin in dieser Stadt, die kurz vor den Wahlen steht. Alles läuft friedlich, bis Nuri
Hodscha, der neue Geistliche des Moscheevereins, mit seiner Tochter Hülya auftaucht und eine neue…mehrSchauplatz ist eine kleine, mittelmäßige Stadt, deren Höhepunkte die Bundesgartenschau in den 70gern und die Übernachtung von Robert Redford in den 80gern waren. Ursel Piepenkötter ist die amtierende Oberbürgermeisterin in dieser Stadt, die kurz vor den Wahlen steht. Alles läuft friedlich, bis Nuri Hodscha, der neue Geistliche des Moscheevereins, mit seiner Tochter Hülya auftaucht und eine neue Moschee für seine Gemeinde verlangt. Das will die Piepenkötter nicht genehmigen, denn das bietet aufgrund der bevorstehenden Wahl, ziemlich viel Zündstoff und sie könnte so einige Wähler verlieren. Ihre Taktik lautet: "Verzögern. Tricksen, tarnen, täuschen." und diese Schiene fährt sie während der kompletten Geschichte.
Nuri Hodscha "spricht" mit Allah und diese Dialoge sind die witzigsten im ganzen Buch, finde ich. Allah rät ihm, nicht mit dem Kopf durch die Wand zu wollen, sondern alles ein wenig langsamer anzugehen. Doch darauf hört Nuri nicht im Geringsten. In der Öffentlichkeit spielt Nuri einen schweren türkischen Akzent vor, während er doch eigentlich perfekt deutsch sprechen kann.
Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen, führt Nuri Hodscha die Piepenkötter gekonnt vor. Doch das lässt diese nicht auf sich sitzen und schlägt direkt zurück und so geht das immer hin und her und die beiden Kontrahenten schenken sich in ihrem Kampf wirklich nichts und überschreiten auch schonmal Grenzen. Doch nicht nur Nuri und die Piepenkötter haben zu kämpfen. Auch Hülya wird nicht gerade mit offenen Armen in ihrer neuen Klasse empfangen und hat sehr mit Vorurteilen zu kämpfen. Ausgerechnet Patrick, der Sohn der Piepenkötter setzt sich für sie ein. Aber auch die beiden werden in den Machtkampf ihrer Eltern mit hineingezogen...
Man merkt, dass Herr Bingül sich sehr mit dem Thema Integration und Migration beschäftigt hat und lernt noch so einiges über die türkische Kultur dazu.
Das Buch ist flüssig geschrieben, aus Sicht der Piepenkötter und von Nuri, aber auch aus der Sicht der Kinder. Dabei finde ich gut, dass man auch wirklich merkt, dass da Jugendliche sprechen, was ja nicht in jedem Buch der Fall ist.
Meiner Meinung nach könnte es hier sogar noch einen zweiten Teil geben (den ich mit Freude lesen würde), denn das Ende ist zwar nicht direkt offen, lässt aber Raum für eine Fortsetzung.