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Sie ist dreißig Jahre alt und heißt Ki_u, so wie das Mädchen im berühmtesten Werk der vietnamesischen Literatur. Doch sie nennt sich lieber Kim, weil das einfacher ist für ihre Freunde in Berlin. 1968 waren ihre Eltern aus Vietnam nach Deutschland gekommen. Für das, was sie zurückgelassen haben, hat sich die Journalistin nie interessiert. Im Gegenteil: Oft hat sie sich eine Familie gewünscht, die nicht erst deutsch werden muss, sondern es einfach schon ist. Bis zu jener Facebook-Nachricht. Sie stammt von ihrem Onkel, der seit seiner Flucht in Kalifornien lebt. Die ganze Familie soll si...
Sie ist dreißig Jahre alt und heißt Ki_u, so wie das Mädchen im berühmtesten Werk der vietnamesischen Literatur. Doch sie nennt sich lieber Kim, weil das einfacher ist für ihre Freunde in Berlin. 1968 waren ihre Eltern aus Vietnam nach Deutschland gekommen. Für das, was sie zurückgelassen haben, hat sich die Journalistin nie interessiert. Im Gegenteil: Oft hat sie sich eine Familie gewünscht, die nicht erst deutsch werden muss, sondern es einfach schon ist. Bis zu jener Facebook-Nachricht. Sie stammt von ihrem Onkel, der seit seiner Flucht in Kalifornien lebt. Die ganze Familie soll sich zur Testamentseröffnung von Ki_us Großmutter treffen. Es wird eine Reise voller Offenbarungen - über ihre Familie und über sie selbst.
Khuê Ph¿m gehört zu den wichtigsten Stimmen einer neuen Generation von deutschen Autoren. Sie wurde 1982 in Berlin geboren und studierte in London am Goldsmiths College und der London School of Economics. Nach ihrer Ausbildung an der Henri-Nannen-Journalistenschule fing sie 2009 als Redakteurin bei der ZEIT an. Für ihre journalistische Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet. 2012 veröffentlichte sie mit Alice Bota und Özlem Topçu 'Wir neuen Deutschen' (Rowohlt), das von Einwandererkindern und ihrem Platz in Deutschland handelt. 'Wo auch immer ihr seid' ist ihr Debütroman - eine literarische Annäherung an ihre eigene Familie, deren Lebensweg sie über fünf Jahrzehnte nachzeichnet. Khuê Pham lebt in Berlin.
Produktdetails
- Verlag: btb
- Originalausgabe
- Seitenzahl: 299
- Erscheinungstermin: 13. September 2021
- Deutsch
- Abmessung: 216mm x 144mm x 32mm
- Gewicht: 508g
- ISBN-13: 9783442758029
- ISBN-10: 3442758025
- Artikelnr.: 61391230
Herstellerkennzeichnung
Btb
Neumarkter Str. 28
81673 München
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Anne Kohlick nennt diesen Debütroman der Zeit-Journalistin Khue Pham in einem Atemzug mit Sasa Stanisic, Sharon Dodua Otoo oder Shida Bazyar. Die als Tochter von Vietnamesen in Berlin in den Neunzigern aufgewachsene Autorin erzählt der Kritikerin hier ihre persönliche Geschichte, wenn auch fiktionalisiert. Kohlick liest, wie Phams Ich-Erzählerin versucht, in Deutschland dazuzugehören und sich für ihre Eltern, aber auch ihre Verwandten in Little Saigon schämt. Gebannt folgt die Rezensentin aber auch dem Vater der Erzählerin, der Vietnam Ende der sechziger Jahre verließ, um in Westberlin Medizin zu studieren, sowie dessen Bruder, der erst Ende der siebziger Jahre vor dem Vietcong nach Amerika floh. Dass der Roman sprachlich nicht herausragt, verzeiht Kohlick diesem so intelligenten wie fesselnden Buch über Traumata und Identitätsfindung gern.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein bahnbrechendes Werk der deutschen Literatur. Elegant und dicht erzählt Khuê Ph_ms Roman die beeindruckende Geschichte einer vietnamesischen Familie. Ihre Beobachtungen sind präzise, ihre Sätze scharf und klar wie Kristall. Ph_ms Blick entgeht nichts, und alles wird zugleich gerettet und verloren. Eine mutige und große Leistung von einer neuen, starken Stimme.« Ocean Vuong
In ihrem Erstlingswerk "Wo auch immer Ihr seid" erzählt die Zeit-Redakteurin Khuê Pham die Geschichte ihrer Familie in einem Roman verpackt.
Kièu lebt als junge Deutsch-Vietnamesin im heutigen Berlin und ist gar nicht begeistert, dass sie mit ihrer Familie zur …
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In ihrem Erstlingswerk "Wo auch immer Ihr seid" erzählt die Zeit-Redakteurin Khuê Pham die Geschichte ihrer Familie in einem Roman verpackt.
Kièu lebt als junge Deutsch-Vietnamesin im heutigen Berlin und ist gar nicht begeistert, dass sie mit ihrer Familie zur Beerdigung ihrer Großmutter, die in den USA lebt, und die sie kaum kennt, fliegen soll. Vor Jahren hatte ihr Vater den Kontakt zu seiner Mutter abgebrochen, so dass Kièu kaum etwas über ihre vietnamesische Familie weiß. Ihre Eltern haben immer versucht, so deutsch wie möglich zu werden, weil sie sich dem Land, in das sie ausgwandert sind, anpassen wollten. So kann Kièu auch ihren Namen gar nicht korrekt aussprechen und nennt sich selbst daher einfach Kim.
Im Laufe der Geschichte erfährt man in Rückblenden die verschiedenen Lebenswege ihrer Familienmitglieder. Ihre Eltern konnten noch einigermaßen problemlos als Studenten nach Deutschland ausreisen, doch der Rest der Familie blieb zurück und wurde vom Vietnamkrieg überrannt. Der Großvater kam ins Arbeitslager, der Onkel versuchte erfolglos, über die amerikanische Botschaft zu flüchten und musste dann auf dem Landweg fliehen. Das alles erfährt sie zusammen mit dem Lesr nach und nach.
Das Buch ist sehr eindrücklich geschrieben, in einer schönen, teilweise poetischen Sprache, und man kann die Zerrissenheit, die der Kontrast zwischen ihrer Familienherkunft und ihrem heutigem Leben in ihr auslösen, sehr gut nachvollziehen. Und in gewissem Sinne ist das Buch extrem aktuell, weil z.B. der Abzug der Amerikaner aus Saigon sehr an den überstürtzten Abzug der Streitkräfte der USA und anderer Staaten aus Kabul erinnert.
Alles in allem kann ich das Buch komplett empfehlen, es bringt einem das Land und die Geschichte nahe (und auch die Sprache - mir war bisher überhaupt nicht bewusst, wie viele Akzentzeichen es auf diversen Buchstaben geben kann), und man kann sehr gut in die Erzählung eintauchen und hat das Gefühl, man erlebt alles hautnah mit. Ein wirklich beeindruckendes Buch!
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Wurzeln
Eine wunderbare Geschichte über eine vietnamesiche Familien zwischen den verschiedenen Kulturen.
Aber hier geht es um viel mehr. Die Geschichte eines Landes, deren Kultur, die Mentalität der Bewohner, die politische Lage, die asiatische Lebensweise.
Eine Familie in alle …
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Wurzeln
Eine wunderbare Geschichte über eine vietnamesiche Familien zwischen den verschiedenen Kulturen.
Aber hier geht es um viel mehr. Die Geschichte eines Landes, deren Kultur, die Mentalität der Bewohner, die politische Lage, die asiatische Lebensweise.
Eine Familie in alle Winde verstreut, die sich wiederzusammenfindet und auf ihr Leben zurückblickt, auf ihre Wurzeln.
Gekonnt hat die Autorin die Gegenwart mit der Vergangenheit dreier Generationen verknüpft. Das Bild einer Familie entworfen, die auch für viele andere Schicksale steht. Bewegend, mitfühlend, emotional und manchmal nicht nachvollziehbar.
Eine Geschichte, die es verdient hat erzählt zu werden. Schmerzhafte Erinnerungen, viele Geheimnisse und Neuanfänge bilden ein perfektes Ganzes.
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Der Roman „Wo auch immer ihr seid“ von Khue Pham ist eine kleine Zeitreise durch eine vietnamesische Familiengeschichte, bei deren es einige Entdeckungen und Geheimnisse gibt.
Das Buchcover fand ich auf den ersten Blick nicht besonders auffällig und ansprechend, allerdings auf …
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Der Roman „Wo auch immer ihr seid“ von Khue Pham ist eine kleine Zeitreise durch eine vietnamesische Familiengeschichte, bei deren es einige Entdeckungen und Geheimnisse gibt.
Das Buchcover fand ich auf den ersten Blick nicht besonders auffällig und ansprechend, allerdings auf den zweiten Blick stechen die bräunlichen Fahrben dann doch wieder inmitten der anderen bunten Bücher sofort ins Auge. Den Klappentext fand ich dann aber doch sehr anregend und machte mich neugierig, da dieses Buch auch viele aktuelle Fragen und Gedanken, gerade auf Bezug mit dem „Ankommen und Leben“ in einem anderen Land aufwirft.
In diesem Buch wird die Geschichte von Kim, die Tochter einer vietnamesischen Familie, die in Deutschland lebt, die lange keinen Kontakt zu den weiteren Verwandten hatte, erzählt. Erst durch den Tod der Großmutter kam der Kontakt mit den weiteren Angehörigen wieder auf, die inzwischen in den USA lebten. Während der zwei Wochen auf Besuch kamen so manche Überraschungen, Wendungen und Erkenntnisse ans Tageslicht.
Der Schreibstil ist angenehm und spannend zu lesen. Manchmal kam ich allerdings mit den Zeitsprüngen und den verschiedenen Perspektiven der Erzählenden (Kim, Minh und Son) etwas durcheinander. Aber die Erzählungen haben mich dann doch so interessiert und gefesselt, dass dies zur Nebensache wurde.
Für mich war auch sehr spannend zu erfahren, was und wie sich alles so während des Vietnamskrieges abspielte.
„Wo auch immer ihr seid“ kann ich jedem weiterempfehlen, der sich für die Wurzeln und Herkunf der Familie interessiert.
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Irgendwann kommt wohl für jeden der Moment, in dem man gezwungen wird, sich mit seinen Wurzeln zu beschäftigen. Bei der Ich-Erzählerin Kieu ist eine Facebook-Nachricht von ihrem Onkel, der in Kalifornien lebt, der Auslöser. Zur Testamentseröffnung von Kieus verstorbener …
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Irgendwann kommt wohl für jeden der Moment, in dem man gezwungen wird, sich mit seinen Wurzeln zu beschäftigen. Bei der Ich-Erzählerin Kieu ist eine Facebook-Nachricht von ihrem Onkel, der in Kalifornien lebt, der Auslöser. Zur Testamentseröffnung von Kieus verstorbener Großmutter trommelt er die gesamte Familie zusammen.
Für Kieu, die als Kind vietnamesischer Einwanderer in West-Berlin geboren wurde, ist es eine Reise in die Fremde und zugleich zu sich selbst. Schon immer versuchte sie, deutsch zu sein und so behandelt zu werden. Wie unwohl sie sich daher in Gesellschaft ihrer Verwandten fühlt, kommt besonders beim gemeinsamen Essen zum Ausdruck. Was es heißt, zwischen zwei Kulturen aufzuwachsen, kenne ich selbst nur zu gut. Dabei stellt man sich als Leser ganz ähnliche Fragen wie die Autorin selbst: Was steckt hinter dem Zerwürfnis zwischen ihrem Vater und ihrem Onkel?
Zum Glück lässt uns Khuê Pham nicht im Unklaren und erzählt uns parallel die Lebensgeschichte der Brüder. Der eine konnte durch ein Medizinstudium in Berlin dem Vietnamkrieg entkommen, der andere nicht. In ihren persönlichen Schicksalen spiegeln sich sowohl die Brutalität und Folgen dieses Krieges als auch die ganz unterschiedlichen Sichtweisen wider, was mir sehr nahe ging. Auch sprachlich gefiel mir der Roman sehr gut. Khuê Pham setzt sich nicht nur intensiv mit ihrer eigenen Familiengeschichte, sondern auch mit Themen wie Kriegsschrecken, Entwurzelung und Identität auseinander, die leider nichts an Aktualität eingebüßt haben.
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Doch mehr Grau als Schwarzweiß
Khuê Pham ist von Hause aus bisher eher journalistisch geprägt, sie hat bereits ein Sachbuch publiziert mit 2 weiteren Autoren: „Wir neuen Deutschen“. Nun folgt der erste literarische Coup, an dem sie 4 Jahre lang gefeilt hat! Ich finde, …
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Doch mehr Grau als Schwarzweiß
Khuê Pham ist von Hause aus bisher eher journalistisch geprägt, sie hat bereits ein Sachbuch publiziert mit 2 weiteren Autoren: „Wir neuen Deutschen“. Nun folgt der erste literarische Coup, an dem sie 4 Jahre lang gefeilt hat! Ich finde, dass sich die Mühe gelohnt hat, ist doch dieser Roman als Endprodukt sehr überzeugend gut geworden!
„Wo auch immer ihr seid“ ist eine dicht erzählte Geschichte, natürlich von Khuê Phams eigener Familie und ihr selbst inspiriert und auch das ein und andere Bruchstück entstammt dem familiären Anekdotenpool, aber trotz allem ist es eine fiktive Geschichte. In der Summe eine Autofiktion.
Im Mittelpunkt steht die 30jährige Kiều, Kind vietnamesischer Flüchtlinge des Vietnamkrieges. Eine Familie, die emotional viel im Gepäck hat, bis dato aber ihre Vergangenheit ruhen ließ. Nun stirbt Kiều Großmutter und ihr Testament wirbelt viel Vergessenes auf und Kiều begibt sich auf Spuren- und Identitätssuche.
Mir hat an dem Roman das vielfältige Narrativ gefallen wie hier der Vietnamkrieg im Kontext von Einzelschicksalen in seiner Komplexität präsentiert wird. Die Umbrüche, die situativen Reaktionen vor verschiedenen kulturellen Hintergründen. Auch die Gegenüberstellung des Vietnamkrieges mit der Flucht mit der Identitätssuche der nächsten Generation im Ausland.
Spannend, super geschrieben – ich kann dieses Buch nur wärmsten empfehlen und wünsche dem Roman viele viele Leser!
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Auch scheinbar gekappte Wurzeln ändern nichts an unserer Herkunft und Vergangenheit.
Nach Beendung des Buches verspüre ich den ausgeprägten Drang tief durchzuatmen. Was ruhig und unscheinbar anfängt, sich in der Mitte in scheinbarer Distanz und Emotionslosigkeit verliert, …
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Auch scheinbar gekappte Wurzeln ändern nichts an unserer Herkunft und Vergangenheit.
Nach Beendung des Buches verspüre ich den ausgeprägten Drang tief durchzuatmen. Was ruhig und unscheinbar anfängt, sich in der Mitte in scheinbarer Distanz und Emotionslosigkeit verliert, steigert sich in eine Symphonie des Schmerzes, Leid und Verständnis. Ausdrucksstark, mitfühlend und schwer verdaulich, präsentiert mir Pham die Geschichte ihrer Angehörigen. Fehler, die begangen wurden und auf immer unkorrigiert bleiben werden, aber auch das Erkennen für gewisse Handlungen innerhalb der Familie – alles hat seinen Preis. Es fällt mir schwer, zu glauben, dass es in unserer heutigen Gesellschaft noch viele solcher Menschen gibt, die bereit wären, diesen Preis zu bezahlen.
Bemerkenswert ausgearbeitet:
Geschickt verwebt Pham hierbei die Erinnerungen aus Sicht von drei Generationen und reißt mich immer tiefer in einen Krieg hinein, den nie einer gewollt hat. Ich erlebe die vietnamesische Kultur, die mir mit ihren Traditionen völlig fremd ist, bestaune dadurch andersartige Familienregeln und lausche Geheimnissen, die ich mir im Jetzt kaum vorstellen mag. Was Menschen erleiden mussten und mit ihnen ihre Angehörigen, lässt mich innehalten und demütig werden.
Es ist so wichtig, dass Pham diese Geschichte aufgeschrieben hat. Nichts sollte je umsonst gewesen sein, was einige von ihnen ertragen mussten.
Mein Fazit:
„Wo auch immer ihr seid“ nimmt mich mit auf einen schmerzhaften Weg, der von Politik, Krieg, Trennung, Hoffnung und dem Weiterleben geprägt ist. In der Protagonistin prallen die westliche und vietnamesische Welt aufeinander und lösen ein Beben aus, das ihr am Ende hilft, sich selbst darin zu entdecken. Habt bitte keine Scheu vor dem Buch, auch wenn es keine leichte Literatur für zwischendurch ist. Was ihr dafür für euer Leben aus den Seiten ziehen könnt, ist jede intensive Lesestunde wert. Eine Geschichte, die lange nachklingt!
Von mir erhält „Wo auch immer ihr seid“ 5 dankbare Sterne von 5 und eine absolute und unbedingte Leseempfehlung.
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Die Umgewurzelte
Wenn dieses Buch nicht geschrieben wäre, dann müsste es das dringend werden. Auf alle Fälle muss es mit Zärtlichkeit und Bedacht gelesen werden. Khuê, die Protagonistin, Tochter vietnamesischer Eltern, wächst in Deutschland auf. Seit ihrer Kindheit …
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Die Umgewurzelte
Wenn dieses Buch nicht geschrieben wäre, dann müsste es das dringend werden. Auf alle Fälle muss es mit Zärtlichkeit und Bedacht gelesen werden. Khuê, die Protagonistin, Tochter vietnamesischer Eltern, wächst in Deutschland auf. Seit ihrer Kindheit will sie Deutsch sein, wie alle anderen um sie herum auch. Allein die Traditionen ihrer Familie kleben an ihr wie Honig an den Füßen und machen ihr das selbständige Gehen schwer. Als die Großmutter stirbt fliegt die junge Frau zusammen mit ihren Eltern erstmalig nach Kalifornien zum Rest der Familie und wird in deren vietnamesisch-amerikanisches Leben hineinkatapultiert. Parallel erfahren wir die Geschichten ihres Vaters Minh und dessen Bruder Son und deren Leben in Vietnam während und nach dem Vietnamkrieg. Minh erhielt bereits Ende der 60er die Möglichkeit zum Studium nach Deutschland zu gehen, während der Rest seiner Familie noch viele Jahre den Repressalien der neuen vietnamesischen Herrscher ausgesetzt war. Für Khuê ergeben sich während ihres Aufenthalts neue Sichtweisen, die ihr eigenes Leben verändern und in der Erzählung in diesem wunderbaren Buch münden.
Khuê war für mich von der ersten Zeile an eine liebenswerte junge Frau, deren Gefühle ich sehr gut nachempfinden konnte. 'Wo auch immer ihr seid' ist eine wunderbar geschriebene, feinfühlige Familiengeschichte, die das Leiden, die Zerrissenheit, die Entwurzelung, aber auch die Hoffnung auf ein neues Leben in einem anderen Land erzählt.
Ich erkenne im Buch einen sehr aktuellen Bezug zwischen dem Krieg in Vietnam und demjenigen in Afghanistan. Im Buch wird der Abzug der Amerikaner durch das zynische Zitat: 'Es tut uns leid' grausam auf den Punkt gebracht. Uns tut es leid und das nachfolgende Leiden der verbliebenen Menschen wird aus der Ferne mit sensationslüsternem Bedauern kommentiert.
Mein Fazit: So ein Buch wünscht man sich mehrmals im Jahr damit man sieht wo, wann und wie man lebt. Unbedingt lesenswert!
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Wo komme ich her und wo gehöre ich hin?
Bis vor kurzem gab es für Kim die eigentlich Kiều heißt, darauf nur eine Antwort: Deutschland, genauer gesagt, Berlin. Dass ihre Eltern irgendwann mal aus Vietnam gekommen waren - das weiß sie natürlich, spricht auch …
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Wo komme ich her und wo gehöre ich hin?
Bis vor kurzem gab es für Kim die eigentlich Kiều heißt, darauf nur eine Antwort: Deutschland, genauer gesagt, Berlin. Dass ihre Eltern irgendwann mal aus Vietnam gekommen waren - das weiß sie natürlich, spricht auch vietnamesisch, wenn auch nur gebrochen. Auch wenn sie schon öfter in Vietnam war - so genau weiß sie über die ganzen Zusammenhänge innerhalb der Verwandtschaft nicht Bescheid. Nur dass ein Großteil ihrer Familie väterlicherseits in Kalifornien gelandet ist, hat sie schon mal gehört. Warum allerdings der Kontakt dorthin so spärlich ist - keine Ahnung!
Nun wird ihr Vater - und sie mit ihm - dort dringend erwartet: es geht um eine Testamentseröffnung; ihre Großmutter ist verstorben. Alles sehr kryptisch irgendwie.
Der Leser weiß inzwischen bereits mehr, da Kims Geschichte abwechselnd mit der ihres Vaters erzählt wird - es geht um den Vietnamkrieg, die unterschiedlichen Positionen darin und die damit verbundene Entfremdung der Familie.
Ich wusste schon so einiges über Vietnam, habe dort auch einige Wochen verbracht - aber so sehr von innen heraus habe ich die neueste Geschichte und die damit verbundene Zerrissenheit so vieler Vietnames*innen und vietnamesischen Familien noch nie erfahren. Khue Pham aus Berlin, Deutschland hat diesen Roman teilweise entlang der eigenen Familiengeschichte entwickelt und gerade aufgrund der Nähe zum Erzählten entstand auch meine eigene, persönliche Nähe zum Roman und zu dessen Autorin.
Unheimlich eloquent und unglaublich mutig setzt sich die Autorin mit der Geschichte Vietnams, mit derjenigen vietnamesischer Emigranten auseinander und wir erfahren: es gibt nicht nur eine Wahrheit. Es gibt auch nicht die einzig richtige Identität. Sondern die, mit der man sich wohlfühlt. Und die kann sich auch mal verändern.
Ein eindringlicher Roman nicht nur für diejenigen, die etwas über Vietnam erfahren möchten, sondern vor allem für die, die sich mit der Emigration aus Vietnam - und darüber hinaus eventuell auch aus anderen Ländern - auseinandersetzen wollen. Ihr Weltbild wird vielleicht nicht zerbrechen, aber doch ordentlich wackeln und so soll es auch sein - man sollte immer offen bleiben für neue Wahrheiten, auch wenn sie schockierend sind!
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Schon früh als kleines Mädchen hat Kiều gemerkt, dass ihre Familie anders ist als die der anderen Kinder. Nicht nur dass sie und ihre Geschwister dunkle Haare und mandelförmige Augen haben, die Gepflogenheiten, das Essen, einfach alles unterscheidet sich. Umso mehr versucht sie, wie …
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Schon früh als kleines Mädchen hat Kiều gemerkt, dass ihre Familie anders ist als die der anderen Kinder. Nicht nur dass sie und ihre Geschwister dunkle Haare und mandelförmige Augen haben, die Gepflogenheiten, das Essen, einfach alles unterscheidet sich. Umso mehr versucht sie, wie eine Deutsche zu sein, nicht aufzufallen, sich anzupassen. Als ihre Großmutter stirbt, fliegt sie – inzwischen 30 aber immer noch unverheiratet – mit den Eltern nach Kalifornien, wo der Rest der Verwandtschaft lebt. Nie hat sie sich wirklich gefragt, wie es kommt, dass ihre Eltern in Deutschland sind und die anderen in den USA oder warum sie ihre vietnamesische Heimat verlassen haben. Mit dem Verlust der Großmutter, die sie kaum kannte und von der sie noch nicht einmal den Namen weiß, beginnt ihre Reise in die Geschichte ihrer Familie.
Die Journalistin Khuê Phạm thematisiert schon lange die Situation von Einwandererkindern in Deutschland, die zwischen zwei Kulturen aufwachsen und immer das Gefühl haben, weder zur einen noch zur anderen so richtig zu gehören. Dies ist auch das zentrale Thema in ihrem Debütroman, der von ihrer eigenen Familiengeschichte beeinflusst ist. Es ist jedoch nicht nur die Geschichte von jungen Menschen, die ihre Identität suchen, sondern auch von Schuldgefühlen, nicht Ausgesprochenem, dem, was nicht mehr gesagt und zurechtgerückt werden kann, wenn plötzlich jemand nicht mehr da ist.
Kiềus Geschichte bildet den Rahmen, die Reise mit den Eltern, die für sie auch vor der Frage steht, was sie selbst mit ihrem Leben anfangen will. Ein Schwangerschaftstest bestätigt ihre Vermutung, aber ihre Beziehung ist fragil, ihr Freund bereitet gerade den Umzug nach Japan vor und Familie und Sesshaftigkeit gehörten nicht zu den aktuellen Plänen. So unsicher ihre Zukunft, so klar wird ihr, dass sie auch von der Vergangenheit kaum etwas weiß und nicht einmal die Geschichte ihrer Eltern kennt, die sich während des Studiums in Deutschland kennengelernt haben.
Auf ihrem Vater lasteten als Erstgeborenem große Erwartungen; dass er hervorragende Schulleitungen zu erbringen hatte, um Zugang zum Medizinstudium zu erhalten, stand nie infrage. Statt Frankreich reichte es jedoch nur zu Deutschland und während er sich versuchte in diesem seltsamen Land, in dem sich Ende der 60er Jahre viele seiner Kommilitonen für sein Heimatland interessierten, zurechtzufinden, versank Vietnam im Chaos. Ein Heimatbesuch gegen Ende seiner Ausbildung war eher verstörend, nichts war mehr so, wie er es in Erinnerung hatte und auch von seiner Familie hatte er sich entfremdet.
Sein jüngerer Bruder konnte nicht rechtzeitig fliehen und erlebte die Wiedervereinigung und Übernahme durch die Kommunisten. Er musste sich den harten Weg in die Freiheit erkämpfen, hatte dafür aber in den USA stets eine große vietnamesische Community, die die Traditionen weiterleben ließ. Für die Erzählerin eine neue Welt, ein anderes Zusammenleben als sie es aus Deutschland kennt. Auch ihre Eltern lernt sie noch einmal von einer ganz anderen Seite kennen.
Eine beeindruckende Familiengeschichte voller Brüche und verschiedenen Wahrheiten, die alle aus ihrer Perspektive gerechtfertigt und richtig sind. Eine Geschichte, die auch zeigt, wie sich Kultur und Identität konstruieren und immer wieder neu entwickeln und ausgehandelt werden müssen vor dem Hintergrund der Spannungen von familiären und gesellschaftlichen Erwartungen und eigenen Träumen. Ein Einblick in eine fremde Welt, die vor unseren Augen und doch hinter verborgenen Türen stattfindet.
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beeindruckend erzählt
Khuê Phạm erzählt die Geschichte einer vietnamesischen Familie in verschiednen Strängen, springt dabei durch die Jahrzehnte, so dass der Leser nach und nach über dren Leben erfährt. So leben die Großeltern mit ihren Kindern in Vietnam; …
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beeindruckend erzählt
Khuê Phạm erzählt die Geschichte einer vietnamesischen Familie in verschiednen Strängen, springt dabei durch die Jahrzehnte, so dass der Leser nach und nach über dren Leben erfährt. So leben die Großeltern mit ihren Kindern in Vietnam; der älteste Sohn, Minh, wird 1968 nach Deutschland geschickt um dort zu studieren, wiederzukommen und der Familie ein besseres Leben zu ermöglichen. Aber manchmal läuft nicht alles wie geplant; Minh verliebt sich in Deutschland und kehrt nicht dauerhaft zurück. Seine Familie erlebt in Vietnam vieles, was sie nicht Minh erzählt und wandert in die USA aus. Nach dem Tod der Großmutter erhält Minhs dreißigjährige Tochter Kiều, die sich inzwischen Kim nennt, eine WA-Nachricht von ihrem Onkel; die Familie wird zur Testamentseröffnung eingeladen, da die Großmutter ein Schreiben verfaßt hat, welches vom ältesten Sohn verlesen werden soll. So sieht Kim ihre Verwandtschaft nach 15 Jahren wieder, entdeckt ihre Wurzeln und hinterfragt vieles, was sie bislang nicht interessiert hat.
Khuê Phạm beschreibt die Situation während des Krieges und die Jahrzehnte danach kurz und intensiv. Nicht einfach nur im Hintergrund, sondern zuweilen auch sehr direkt erlebt oder erkennt man als Leser Situationen des Vietnamkrieges, sei es die Tet Offensive, Ansätze zu Umerziehungslagern, den Tag an dem nur Beatlessongs gespielt wurden unddie letzten Hubschrauberflüge der Amerikaner aus Vietnam heraus stattfanden, von Fluchtversuchen über Kambodscha oder auch von politischen Aktionen in Berlin zum Vietnamkrieg, die nicht im Namen aller Vietnamesen die „richtige Seite“ einnahmen. Besonders beeindruckend fand ich die Darstellungen der Hoffnung, des Familienzusammenhaltes und auch, dass man nicht in Gut oder Böse unterteilen konnte, dass jeder seine Sicht hatte und das Beste für alle wollte, sowohl in Vietnam als auch in Minhs Familie. Umso tragischer, dass vieles schief gelaufen ist, aus Stolz und auch aus der Sichtweise „Lieber schweigen als sich zu streiten“, was in Minhs Familie und auch im Vietnamkrieg zu vielen Mißverständnissen geführt hat. Die Sicht, auf wen man sich verlassen kann und selbst unterschiedliche politische Ansichten innerhalb der Familie zeigt so gut nachvollziehbar die Zerrissenheit der Familie und Nation auf. Mich haben die Beschreibungen und Zusammenhänge sehr beeindruckt; die Zerrissenheit sowie die Hoffnung auf eine bessere Zukunft sowie der Verlust der eigenen Identität und das Erkennen nach langer Zeit. Die Aufarbeitung ist noch lange nicht vorbei; dieses Buch hilft nicht zu vergessen, sondern zu verstehen und zeigt zudem Folgen einer Migration auf die gesamte Familie auf. Ich spreche diesem Roman meine absolute Leseempfehlung aus.
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