Mariana Enriquez
Gebundenes Buch
Unser Teil der Nacht
Roman Litprom-Bestenliste Weltempfänger Sommer 2022
Übersetzung: Marter, Inka; Kleemann, Silke
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»Eine begnadete Schriftstellerin. Eindrücklich, dunkel und poetisch.« Patti SmithDunkelheit und Licht, Grausamkeit und Liebe. Eine große Familiensaga in einem von Extremen geprägten Land. Mariana Enriquez führt uns durch die verschlungene Geschichte Argentiniens, hin zu den Abgründen der Macht. Eine einzigartige Vater-Sohn-Geschichte, in der doch die Frauen alle Fäden in der Hand halten.Ein Vater und sein Sohn fahren quer durch Argentinien, als wären sie auf der Flucht. Wohin wollen sie? Vor wem fliehen sie? Es sind die Jahre der Militärjunta: Menschen verschwinden spurlos, überall ...
»Eine begnadete Schriftstellerin. Eindrücklich, dunkel und poetisch.« Patti Smith
Dunkelheit und Licht, Grausamkeit und Liebe. Eine große Familiensaga in einem von Extremen geprägten Land. Mariana Enriquez führt uns durch die verschlungene Geschichte Argentiniens, hin zu den Abgründen der Macht. Eine einzigartige Vater-Sohn-Geschichte, in der doch die Frauen alle Fäden in der Hand halten.
Ein Vater und sein Sohn fahren quer durch Argentinien, als wären sie auf der Flucht. Wohin wollen sie? Vor wem fliehen sie? Es sind die Jahre der Militärjunta: Menschen verschwinden spurlos, überall lauert Gefahr. Juan versucht, seinen Sohn Gaspar vor dem Schicksal zu schützen, das ihm zugedacht ist, seit seine Mutter unter ungeklärten Umständen gestorben ist. Bei einem Unfall, der vielleicht keiner war. Wie sein Vater soll Gaspar einem Geheimbund, genannt der Orden, als Medium dienen, der mit grausamen Ritualen dem Geheimnis des ewigen Lebens auf die Spur kommen will. Doch derPreis ist hoch und der körperliche und geistige Verfall schnell und unerbittlich, wie Juan weiß. Unser Teil der Nacht ist eine Reise durch 40 Jahre argentinische Geschichte, auf den Spuren der Verführungen und Verbrechen der Macht. Eine große Geschichte, die Enriquez so poetisch, lakonisch und episch erzählt, dass sie noch lange nachhallt.
»Mariana Enriquez erzählt mit der Wucht eines Güterzugs.« Dave Eggers
Dunkelheit und Licht, Grausamkeit und Liebe. Eine große Familiensaga in einem von Extremen geprägten Land. Mariana Enriquez führt uns durch die verschlungene Geschichte Argentiniens, hin zu den Abgründen der Macht. Eine einzigartige Vater-Sohn-Geschichte, in der doch die Frauen alle Fäden in der Hand halten.
Ein Vater und sein Sohn fahren quer durch Argentinien, als wären sie auf der Flucht. Wohin wollen sie? Vor wem fliehen sie? Es sind die Jahre der Militärjunta: Menschen verschwinden spurlos, überall lauert Gefahr. Juan versucht, seinen Sohn Gaspar vor dem Schicksal zu schützen, das ihm zugedacht ist, seit seine Mutter unter ungeklärten Umständen gestorben ist. Bei einem Unfall, der vielleicht keiner war. Wie sein Vater soll Gaspar einem Geheimbund, genannt der Orden, als Medium dienen, der mit grausamen Ritualen dem Geheimnis des ewigen Lebens auf die Spur kommen will. Doch derPreis ist hoch und der körperliche und geistige Verfall schnell und unerbittlich, wie Juan weiß. Unser Teil der Nacht ist eine Reise durch 40 Jahre argentinische Geschichte, auf den Spuren der Verführungen und Verbrechen der Macht. Eine große Geschichte, die Enriquez so poetisch, lakonisch und episch erzählt, dass sie noch lange nachhallt.
»Mariana Enriquez erzählt mit der Wucht eines Güterzugs.« Dave Eggers
Mariana Enriquez, geboren 1973 in Buenos Aires, machte ihren Abschluss in Journalismus und sozialer Kommunikation. 2021 stand sie auf der Shortlist des International Booker Prize. Ihre Werke gewannen zahlreichen Preise und sind in viele Sprachen übersetzt. Für "Unser Teil der Nacht" erhielt sie 2019 den Premio Herralde, den wichtigsten Preis für spanischsprachige Literatur. Silke Kleemann, geboren 1976, lebt als literarische Übersetzerin, Lektorin und Autorin in München. Sie übersetzt hauptsächlich Romane und Lyrik aus dem Spanischen, u.a. Juan Filloy, Marina Perezagua, Katixa Agirre und Ariel Magnus. Für ihre Übersetzungen wurde sie mit dem Bayrischen Kunstförderpreis ausgezeichnet.
Produktdetails
- Verlag: Tropen
- Originaltitel: Nuestra Parte de Noche
- Artikelnr. des Verlages: 95057022
- 1. Auflage 2022
- Seitenzahl: 832
- Erscheinungstermin: 19. Februar 2022
- Deutsch
- Abmessung: 216mm x 155mm x 49mm
- Gewicht: 942g
- ISBN-13: 9783608501612
- ISBN-10: 3608501614
- Artikelnr.: 62826769
Herstellerkennzeichnung
Tropen
Rotebühlstr. 77
70178 Stuttgart
produktsicherheit@klett-cotta.de
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Martin Ebel wünscht sich schon lange eine Renaissance der lateinamerikanische Literatur beziehungsweise ein Wiedererwachen des Interesses an ihr. Dass Mariana Enriquez mit ihrem Roman "Unser Teil der Nacht" einen veritablen Horror-Kracher vorlegt, kann ihn nur halb glücklich machen: Ebel ist nicht unbedingt ein Freund von Genre-Literatur und All-Age-Lektüre. Dies vorweggeschickt, muss der Rezensent aber zugeben, dass Enriquez ihn mit ihrem Roman ziemlich gepackt hat. Ungeheuer raffiniert verwebt sie Ebel zufolge die fantastische Geschichte eines alten englischen Geheimbundes, der für seine sadistischen Rituale permanent auf frisches Menschenfleisch angewiesen ist, mit der wahren Geschichte der argentinischen Militärdiktatur. Trotz mancher Länge findet er die Wucht der Geschichte überwältigend, und auch die Übersetzung lobt er trotz mancher Zeitgeistigkeit als "funkelnd". Dankbar ist Ebel zudem für die Entscheidung der Autorin, ihn nicht mit einer rationalen Erklärung des Horros zu enttäuschen.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Der Horror und sie
Eine Reihe lateinamerikanischer Autorinnen belebt ein Genre neu - mit dem Grauen und den Gespenstern des Alltags, in dem sie leben.
Der Realismus reicht nicht mehr aus, um die Wahrheit über die Schrecken unserer Gesellschaften auszusprechen. Der Horror hilft, davon zu erzählen." Was die argentinische Schriftstellerin Mariana Enríquez da sagt, im Gespräch zu Besuch in Berlin, bringt es auf den Punkt. Und es klingt zugleich wie ein programmatischer Kampfruf zu einem aufregenden Experiment, das Autorinnen aus verschiedenen Ländern Lateinamerikas im Moment durchführen: die Wiedererfindung der Horrorliteratur.
Zunächst war das nur eine kuriose Randerscheinung, inzwischen ist es ein Phänomen,
Eine Reihe lateinamerikanischer Autorinnen belebt ein Genre neu - mit dem Grauen und den Gespenstern des Alltags, in dem sie leben.
Der Realismus reicht nicht mehr aus, um die Wahrheit über die Schrecken unserer Gesellschaften auszusprechen. Der Horror hilft, davon zu erzählen." Was die argentinische Schriftstellerin Mariana Enríquez da sagt, im Gespräch zu Besuch in Berlin, bringt es auf den Punkt. Und es klingt zugleich wie ein programmatischer Kampfruf zu einem aufregenden Experiment, das Autorinnen aus verschiedenen Ländern Lateinamerikas im Moment durchführen: die Wiedererfindung der Horrorliteratur.
Zunächst war das nur eine kuriose Randerscheinung, inzwischen ist es ein Phänomen,
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das unterschiedliche Namen bekommen hat: "lateinamerikanischer Gothic", "anomaler Realismus" , "feministischer Horror". Aber wie man es auch nennen mag, diese Begriffe verbinden jedenfalls die Werke gleich mehrerer Schriftstellerinnen, die Kennzeichen des Horrorgenres verwenden, neu interpretieren, neu besetzen, um damit die dunklen Seiten Lateinamerikas genauso fesselnd wie verstörend ins Licht zu holen.
Die Argentinierin Mariana Enríquez ist die international prominenteste Vertreterin dieser Bewegung. Bekannt wurde sie durch die Erzählbände "Los peligros de fumar en la cama" ("Die Gefahren, im Bett zu rauchen", 2009), der auf der Shortlist des International Booker Prize stand, und "Was wir im Feuer verloren", ein Bestseller, der 2017 auch auf Deutsch bei Ullstein erschienen ist.
Diese Erzählungen sind minutiös konstruierte Maschinerien, die durch etablierte Horrormotive - Sekten, Spukhäuser, gespenstische Gestalten - die Fans des Genres begeistert haben. Unter der erzählerischen Oberfläche aber handeln die Geschichten der Autorin von sehr realen Miseren: Depression, Armut, ökologischen Katastrophen oder Gewalt.
Ihr bislang wichtigstes Werk ist vor wenigen Wochen auch auf Deutsch erschienen: "Unser Teil der Nacht". Der Roman erzählt von der komplizierten Beziehung eines todkranken, von Visionen geplagten Mannes zu seinem kleinen Sohn. Beide werden gezwungen, als Medien für eine Geheimgesellschaft zu dienen, die auf der Suche nach ewigem Leben Menschen quält und barbarische Rituale veranstaltet. Und weil sich Mariana Enríquez in ihrem achthundertseitigen Buch furchtlos mit Gewalt auseinandersetzt, verschiedene Zeitebenen verknüpft und mit literarischen Formen spielt, wurde der Roman mit Roberto Bolaños "2666" verglichen, inzwischen ein Klassiker der neueren lateinamerikanischen Literatur.
"Unser Teil der Nacht" hat den berühmten Herralde-Preis in Spanien erhalten und ist auch als Horrorroman äußerst spannend. Seine Wucht und Brisanz aber haben vor allem mit dem geschichtlichen Hintergrund zu tun: mit den letzten Jahren der Militärdiktatur, die zwischen 1976 und 1983 in Argentinien herrschte, und der sozialen Ungewissheit, die mit der Rückkehr der Demokratie einherging. Die permanente Angst der Protagonisten vor Verfolgung und Gewalt wird hier zum Symbol der Angst von Millionen. Die Erbarmungslosigkeit der Sekte wird zur Metapher der Verbrechen der Diktatur, der Folterung und Ermordung von Tausenden von Menschen, der Entführung von Kindern und des Verschwindens von mehr als 30 000 Personen.
Die Art, in der sich in Enríquez' Büchern geisterhafte Elemente mit der Anspielung auf authentische Übel vermischen, ist repräsentativ für die Arbeit einer Reihe anderer Autorinnen, die ebenfalls durch den Filter der Horrorliteratur auf die Realität Lateinamerikas blicken. Was ihre Geschichten so furchteinflößend macht, ist der oft bloß angedeutete Bezug auf reale Missstände, auf die ungeheure Ungleichheit Lateinamerikas und die Gleichgültigkeit - oder Brutalität - seiner Institutionen.
Leider sind die Bücher der ecuadorianischen Autorin María Fernanda Ampuero bislang noch nicht ins Deutsche übersetzt worden. In ihrem phänomenalen Erzählband "Sacrificios humanos" ("Menschenopfer") schildert sie in einer der Erzählungen die allmähliche "Besetzung" eines gutbürgerlichen Viertels durch ärmere Menschen. Der Hass eines lange ansässigen Nachbarn, der Tod eines Kindes und ein verhängnisvoller Fluch bilden die Basis für eine subtile Fabel sozialen Terrors. Mariana Enríquez wiederum schreibt in ihrer Erzählung "Tief unten im schwarzen Wasser" (aus dem Band "Was wir im Feuer verloren") von Polizisten, die zwei junge Männer dazu zwingen, durch einen kloakenähnlichen Fluss - "tot, bedeckt mit Öl und Plastikteilen und voller Chemieabfälle" - zu schwimmen. Einer der Jungen stirbt. Der andere, man erahnt es, erlebt eine ungeheuerliche Verwandlung. Bis auf die Verwandlung beruht die Geschichte auf einem wahren Fall.
Auch häusliche und sexuelle Gewalt sind wiederkehrende Motive in dieser neuen weiblichen lateinamerikanischen Horrorliteratur. Mónica Ojeda, eine ebenfalls noch nicht ins Deutsche übersetzte Schriftstellerin aus Ecuador, erzählt in ihrem Roman "Nefando" (2016) von einer Wohnung, in der bestialische Leute leben, und von den Schandtaten, die sich im "Deep Web" verstecken. Eine ihrer Erzählungen, "Canino", handelt von einer seltsamen Familie. Der Vater nimmt langsam die Eigenschaften eines Hundes an. Die Realität dahinter sind sexuelle Perversität und Kindesmissbrauch. Auch die gefeierte bolivianische Autorin Giovanna Rivero, die in ihren realistischen Kurzgeschichten auf Stilmittel des Horrorgenres zurückgreift, schreibt in "La mansedumbre" ("Die Sanftmut") von Vergewaltigungen in einer mennonitischen Gemeinde in Bolivien - und auch diese Geschichte stützt sich auf reale Ereignisse.
Real wie das Drama der "Desaparecidos" - so nennt man jene Menschen, die durch Diktaturen, Mafiakriege, Menschenhandel und andere Ausprägungen der Gewalt in Lateinamerika unter ungeklärten Umständen verschwunden sind und immer noch verschwinden. Diese "Desaparecidos" tauchen wie Gespenster auch im neuen lateinamerikanischen Horror auf. Die argentinische Schriftstellerin Samanta Schweblin, deren Romane und Erzählungen auf Deutsch erschienen sind, erzählt in ihrer verstörenden Kurzgeschichte "Bajo tierra" ("Unter Tage") von einem Dorf von Minenarbeitern, deren Kinder anfangen, ein Loch in die Erde zu graben. Eines Nachts verschwinden sie für immer; ihre Eltern verfallen nach und nach dem Wahnsinn.
Mariana Enríquez wiederum schreibt in "Adelas Haus" von einem unheimlichen, verlassenen Gebäude in Buenos Aires, das ein neugieriges Mädchen betritt - seine Familie wird es nie wiedersehen. "In dieser Erzählung gibt es zwar eine übernatürliche Wendung", sagt Enríquez, "aber in Argentinien gibt es heute noch viele Spukhäuser: solche, wo hinter unschuldigen Fassaden bei ohrenbetäubender Musik Leute ermordet wurden."
Die Gefahren, die es in Lateinamerika - und nicht nur dort - mit sich bringen kann, eine Frau zu sein: Auch damit beschäftigen sich all diese Horrorautorinnen immer wieder in ihren Büchern. Wir treffen auf Frauen, die, weil sie es satthaben, von anderen Frauen zu erfahren, deren Gesichter und Körper ihre Partner mit Säure zerstörten, nun beschließen, sich selbst abzufackeln, "damit die Männer niemanden mehr zum Verbrennen haben".
Und immer wieder sind da missbrauchte Frauen, die, weil sie anderen missbrauchten Frauen bei Abtreibungen helfen, schrecklich bestraft werden. Oder Frauen, die, als unregistrierte Migrantinnen, Jobs annehmen müssen, die ihnen ihre Seelen, Körper und ihren Verstand rauben. All diese Geschichten sind der reinste Horror - und dabei doch nur die literarische Zuspitzung von Dingen, die jeden Tag in der lateinamerikanischen Wirklichkeit geschehen.
"Alle Frauen, die ich kenne", hat María Fernanda Ampuero einmal gesagt, "haben eine Geschichte von Gewalt: körperliche und verbale, dazu niedrigere Löhne, Gefahr auf der Straße, Vergewaltigung . . . Und viele von ihnen denken sogar: 'Vielleicht habe ich es selbst provoziert.' Als ich das gemerkt habe, auch an mir selbst, war ich erschrocken. Und ich wusste, dass ich genau so darüber schreiben will."
So wie all diese Autorinnen Motive teilen, so haben sie auch literarische Einflüsse gemeinsam: die britische Gothic-Literatur, also Schauerromane des 18. und 19. Jahrhunderts wie Mary Shelleys "Frankenstein" oder Bram Stokers "Dracula", dann die großen Horrorklassiker der Vereinigten Staaten: Edgar Allan Poe und H. P. Lovecraft, Shirley Jackson und Stephen King. Aber genauso ist auch die Tradition der phantastischen Literatur Lateinamerikas spürbar, wie sie um die Mitte des 20. Jahrhunderts vorwiegend in Argentinien geprägt worden ist, von Jorge Luis Borges, Adolfo Bioy Casares, Silvina Ocampo oder Julio Cortázar. Auch diese Autoren verband eine große Faszination für Science-Fiction und Horror, auch sie experimentierten damit.
Doch die Schriftstellerinnen von heute setzen sich bewusst von ihren Vorfahren ab, und zwar in entscheidenden Punkten. Einmal ist da ihr Interesse an einheimischen Heiligenkulten und den indigenen Mythologien Lateinamerikas, die Autoren der Region früher oft gering geschätzt haben. In den Erzählungen von Enríquez, Ojeda und Rivero spielen sie jetzt eine große Rolle. Und während die Gothic-Autoren oder auch Lovecraft in der Regel Horror als etwas schilderten, das aus übernatürlichen Quellen stammt, von bösartigen kosmischen Wesen, Geistern, Monstern, deuten die neuen Vertreterinnen des Genres das Unheimliche als eine Facette des ganz alltäglichen Grauens.
Und während die Angstszenarien klassischer Horrorliteratur in der Regel zuerst darauf abzielen, das Publikum zu schocken, zu erstaunen und zu unterhalten - was dem Genre, wie aller Genreliteratur, ja immer noch oft genug als banal vorgeworfen wird -, wollen diese lateinamerikanischen Autorinnen von heute Unterhaltung mit Sozialkritik verknüpfen. Das verbindet sie übrigens mit den Filmen prominenter afroamerikanischer Regisseure wie Jordan Peele ("Get Out") oder Regisseurinnen wie Nia DaCosta ("The Marvels"), die ihren Horrorszenarien geschickt einen gesellschaftskritischen Subtext geben.
Die Geschichte Lateinamerikas, sagt Mariana Enríquez im Gespräch, "ist ja eine einzige Horrorgeschichte. Alle Autorinnen meiner Generation wurden in eine Diktatur hineingeboren oder sind inmitten von Bürgerkriegen aufgewachsen. Die Zeichen der Gewalt müssen in der Literatur auftauchen." Das könnte erklären, warum das Horrorgenre in den vergangenen Jahren in Lateinamerika bei denen, die schreiben, und jenen, die lesen, so populär geworden ist. Und dass gerade so auffällig viele Autorinnen sich so unerschrocken der Wiederbelebung des Genres widmen, ist dabei überhaupt nicht verwunderlich.
"Frau zu sein", hat María Fernanda Ampuero gesagt, "heißt oft, in einem Horrorfilm mitzuspielen." Jetzt schreiben die Frauen selbst Geschichten des Horrors. Sie stellen sich ihren Dämonen.
HERNÁN D. CARO
Mariana Enríquez: "Was wir im Feuer verloren". Aus dem Spanischen von Kirsten Brandt. Ullstein, 240 Seiten, 9,99 Euro. Und: "Unser Teil der Nacht". Aus dem Spanischen von Inka Marter und Silke Kleemann. Tropen, 832 Seiten, 28 Euro.
Samanta Schweblin: "Sieben leere Häuser". Aus dem Spanischen von Marianne Gareis. Suhrkamp, 150 Seiten, 20 Euro.
María Fernanda Ampuero: "Sacrificios humanos". Páginas de espuma, 130 Seiten, 22 Euro.
Mónica Ojeda: "Nefando". Candaya, 208 Seiten, 15 Euro. Und: "Las voladoras". Páginas de espuma, 128 Seiten, 14 Euro.
Giovanna Rivero: "Tierra fresca de su tumba". Candaya, 176 Seiten, 15 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Argentinierin Mariana Enríquez ist die international prominenteste Vertreterin dieser Bewegung. Bekannt wurde sie durch die Erzählbände "Los peligros de fumar en la cama" ("Die Gefahren, im Bett zu rauchen", 2009), der auf der Shortlist des International Booker Prize stand, und "Was wir im Feuer verloren", ein Bestseller, der 2017 auch auf Deutsch bei Ullstein erschienen ist.
Diese Erzählungen sind minutiös konstruierte Maschinerien, die durch etablierte Horrormotive - Sekten, Spukhäuser, gespenstische Gestalten - die Fans des Genres begeistert haben. Unter der erzählerischen Oberfläche aber handeln die Geschichten der Autorin von sehr realen Miseren: Depression, Armut, ökologischen Katastrophen oder Gewalt.
Ihr bislang wichtigstes Werk ist vor wenigen Wochen auch auf Deutsch erschienen: "Unser Teil der Nacht". Der Roman erzählt von der komplizierten Beziehung eines todkranken, von Visionen geplagten Mannes zu seinem kleinen Sohn. Beide werden gezwungen, als Medien für eine Geheimgesellschaft zu dienen, die auf der Suche nach ewigem Leben Menschen quält und barbarische Rituale veranstaltet. Und weil sich Mariana Enríquez in ihrem achthundertseitigen Buch furchtlos mit Gewalt auseinandersetzt, verschiedene Zeitebenen verknüpft und mit literarischen Formen spielt, wurde der Roman mit Roberto Bolaños "2666" verglichen, inzwischen ein Klassiker der neueren lateinamerikanischen Literatur.
"Unser Teil der Nacht" hat den berühmten Herralde-Preis in Spanien erhalten und ist auch als Horrorroman äußerst spannend. Seine Wucht und Brisanz aber haben vor allem mit dem geschichtlichen Hintergrund zu tun: mit den letzten Jahren der Militärdiktatur, die zwischen 1976 und 1983 in Argentinien herrschte, und der sozialen Ungewissheit, die mit der Rückkehr der Demokratie einherging. Die permanente Angst der Protagonisten vor Verfolgung und Gewalt wird hier zum Symbol der Angst von Millionen. Die Erbarmungslosigkeit der Sekte wird zur Metapher der Verbrechen der Diktatur, der Folterung und Ermordung von Tausenden von Menschen, der Entführung von Kindern und des Verschwindens von mehr als 30 000 Personen.
Die Art, in der sich in Enríquez' Büchern geisterhafte Elemente mit der Anspielung auf authentische Übel vermischen, ist repräsentativ für die Arbeit einer Reihe anderer Autorinnen, die ebenfalls durch den Filter der Horrorliteratur auf die Realität Lateinamerikas blicken. Was ihre Geschichten so furchteinflößend macht, ist der oft bloß angedeutete Bezug auf reale Missstände, auf die ungeheure Ungleichheit Lateinamerikas und die Gleichgültigkeit - oder Brutalität - seiner Institutionen.
Leider sind die Bücher der ecuadorianischen Autorin María Fernanda Ampuero bislang noch nicht ins Deutsche übersetzt worden. In ihrem phänomenalen Erzählband "Sacrificios humanos" ("Menschenopfer") schildert sie in einer der Erzählungen die allmähliche "Besetzung" eines gutbürgerlichen Viertels durch ärmere Menschen. Der Hass eines lange ansässigen Nachbarn, der Tod eines Kindes und ein verhängnisvoller Fluch bilden die Basis für eine subtile Fabel sozialen Terrors. Mariana Enríquez wiederum schreibt in ihrer Erzählung "Tief unten im schwarzen Wasser" (aus dem Band "Was wir im Feuer verloren") von Polizisten, die zwei junge Männer dazu zwingen, durch einen kloakenähnlichen Fluss - "tot, bedeckt mit Öl und Plastikteilen und voller Chemieabfälle" - zu schwimmen. Einer der Jungen stirbt. Der andere, man erahnt es, erlebt eine ungeheuerliche Verwandlung. Bis auf die Verwandlung beruht die Geschichte auf einem wahren Fall.
Auch häusliche und sexuelle Gewalt sind wiederkehrende Motive in dieser neuen weiblichen lateinamerikanischen Horrorliteratur. Mónica Ojeda, eine ebenfalls noch nicht ins Deutsche übersetzte Schriftstellerin aus Ecuador, erzählt in ihrem Roman "Nefando" (2016) von einer Wohnung, in der bestialische Leute leben, und von den Schandtaten, die sich im "Deep Web" verstecken. Eine ihrer Erzählungen, "Canino", handelt von einer seltsamen Familie. Der Vater nimmt langsam die Eigenschaften eines Hundes an. Die Realität dahinter sind sexuelle Perversität und Kindesmissbrauch. Auch die gefeierte bolivianische Autorin Giovanna Rivero, die in ihren realistischen Kurzgeschichten auf Stilmittel des Horrorgenres zurückgreift, schreibt in "La mansedumbre" ("Die Sanftmut") von Vergewaltigungen in einer mennonitischen Gemeinde in Bolivien - und auch diese Geschichte stützt sich auf reale Ereignisse.
Real wie das Drama der "Desaparecidos" - so nennt man jene Menschen, die durch Diktaturen, Mafiakriege, Menschenhandel und andere Ausprägungen der Gewalt in Lateinamerika unter ungeklärten Umständen verschwunden sind und immer noch verschwinden. Diese "Desaparecidos" tauchen wie Gespenster auch im neuen lateinamerikanischen Horror auf. Die argentinische Schriftstellerin Samanta Schweblin, deren Romane und Erzählungen auf Deutsch erschienen sind, erzählt in ihrer verstörenden Kurzgeschichte "Bajo tierra" ("Unter Tage") von einem Dorf von Minenarbeitern, deren Kinder anfangen, ein Loch in die Erde zu graben. Eines Nachts verschwinden sie für immer; ihre Eltern verfallen nach und nach dem Wahnsinn.
Mariana Enríquez wiederum schreibt in "Adelas Haus" von einem unheimlichen, verlassenen Gebäude in Buenos Aires, das ein neugieriges Mädchen betritt - seine Familie wird es nie wiedersehen. "In dieser Erzählung gibt es zwar eine übernatürliche Wendung", sagt Enríquez, "aber in Argentinien gibt es heute noch viele Spukhäuser: solche, wo hinter unschuldigen Fassaden bei ohrenbetäubender Musik Leute ermordet wurden."
Die Gefahren, die es in Lateinamerika - und nicht nur dort - mit sich bringen kann, eine Frau zu sein: Auch damit beschäftigen sich all diese Horrorautorinnen immer wieder in ihren Büchern. Wir treffen auf Frauen, die, weil sie es satthaben, von anderen Frauen zu erfahren, deren Gesichter und Körper ihre Partner mit Säure zerstörten, nun beschließen, sich selbst abzufackeln, "damit die Männer niemanden mehr zum Verbrennen haben".
Und immer wieder sind da missbrauchte Frauen, die, weil sie anderen missbrauchten Frauen bei Abtreibungen helfen, schrecklich bestraft werden. Oder Frauen, die, als unregistrierte Migrantinnen, Jobs annehmen müssen, die ihnen ihre Seelen, Körper und ihren Verstand rauben. All diese Geschichten sind der reinste Horror - und dabei doch nur die literarische Zuspitzung von Dingen, die jeden Tag in der lateinamerikanischen Wirklichkeit geschehen.
"Alle Frauen, die ich kenne", hat María Fernanda Ampuero einmal gesagt, "haben eine Geschichte von Gewalt: körperliche und verbale, dazu niedrigere Löhne, Gefahr auf der Straße, Vergewaltigung . . . Und viele von ihnen denken sogar: 'Vielleicht habe ich es selbst provoziert.' Als ich das gemerkt habe, auch an mir selbst, war ich erschrocken. Und ich wusste, dass ich genau so darüber schreiben will."
So wie all diese Autorinnen Motive teilen, so haben sie auch literarische Einflüsse gemeinsam: die britische Gothic-Literatur, also Schauerromane des 18. und 19. Jahrhunderts wie Mary Shelleys "Frankenstein" oder Bram Stokers "Dracula", dann die großen Horrorklassiker der Vereinigten Staaten: Edgar Allan Poe und H. P. Lovecraft, Shirley Jackson und Stephen King. Aber genauso ist auch die Tradition der phantastischen Literatur Lateinamerikas spürbar, wie sie um die Mitte des 20. Jahrhunderts vorwiegend in Argentinien geprägt worden ist, von Jorge Luis Borges, Adolfo Bioy Casares, Silvina Ocampo oder Julio Cortázar. Auch diese Autoren verband eine große Faszination für Science-Fiction und Horror, auch sie experimentierten damit.
Doch die Schriftstellerinnen von heute setzen sich bewusst von ihren Vorfahren ab, und zwar in entscheidenden Punkten. Einmal ist da ihr Interesse an einheimischen Heiligenkulten und den indigenen Mythologien Lateinamerikas, die Autoren der Region früher oft gering geschätzt haben. In den Erzählungen von Enríquez, Ojeda und Rivero spielen sie jetzt eine große Rolle. Und während die Gothic-Autoren oder auch Lovecraft in der Regel Horror als etwas schilderten, das aus übernatürlichen Quellen stammt, von bösartigen kosmischen Wesen, Geistern, Monstern, deuten die neuen Vertreterinnen des Genres das Unheimliche als eine Facette des ganz alltäglichen Grauens.
Und während die Angstszenarien klassischer Horrorliteratur in der Regel zuerst darauf abzielen, das Publikum zu schocken, zu erstaunen und zu unterhalten - was dem Genre, wie aller Genreliteratur, ja immer noch oft genug als banal vorgeworfen wird -, wollen diese lateinamerikanischen Autorinnen von heute Unterhaltung mit Sozialkritik verknüpfen. Das verbindet sie übrigens mit den Filmen prominenter afroamerikanischer Regisseure wie Jordan Peele ("Get Out") oder Regisseurinnen wie Nia DaCosta ("The Marvels"), die ihren Horrorszenarien geschickt einen gesellschaftskritischen Subtext geben.
Die Geschichte Lateinamerikas, sagt Mariana Enríquez im Gespräch, "ist ja eine einzige Horrorgeschichte. Alle Autorinnen meiner Generation wurden in eine Diktatur hineingeboren oder sind inmitten von Bürgerkriegen aufgewachsen. Die Zeichen der Gewalt müssen in der Literatur auftauchen." Das könnte erklären, warum das Horrorgenre in den vergangenen Jahren in Lateinamerika bei denen, die schreiben, und jenen, die lesen, so populär geworden ist. Und dass gerade so auffällig viele Autorinnen sich so unerschrocken der Wiederbelebung des Genres widmen, ist dabei überhaupt nicht verwunderlich.
"Frau zu sein", hat María Fernanda Ampuero gesagt, "heißt oft, in einem Horrorfilm mitzuspielen." Jetzt schreiben die Frauen selbst Geschichten des Horrors. Sie stellen sich ihren Dämonen.
HERNÁN D. CARO
Mariana Enríquez: "Was wir im Feuer verloren". Aus dem Spanischen von Kirsten Brandt. Ullstein, 240 Seiten, 9,99 Euro. Und: "Unser Teil der Nacht". Aus dem Spanischen von Inka Marter und Silke Kleemann. Tropen, 832 Seiten, 28 Euro.
Samanta Schweblin: "Sieben leere Häuser". Aus dem Spanischen von Marianne Gareis. Suhrkamp, 150 Seiten, 20 Euro.
María Fernanda Ampuero: "Sacrificios humanos". Páginas de espuma, 130 Seiten, 22 Euro.
Mónica Ojeda: "Nefando". Candaya, 208 Seiten, 15 Euro. Und: "Las voladoras". Páginas de espuma, 128 Seiten, 14 Euro.
Giovanna Rivero: "Tierra fresca de su tumba". Candaya, 176 Seiten, 15 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Mariana Enríquez hat die Gabe, Türen zu einer dunklen Welt zu öffnen, die den Schrecken der Realität spiegelt, steigert und transponiert. Aus Genre-Elementen macht sie Literatur, die Ansprüche stellt und erfüllt.« Martin Ebel, Süddeutsche Zeitung, 25. Oktober 2022 Martin Ebel Süddeutsche Zeitung 20221025
Ein Buch wie eine Flutwelle. Es hat mich so mitgerissen, dass es mich noch nach seinem Ende bis in meine Träume verfolgt hat. Und eigentlich müsste ich es jetzt gleich wieder von vorn beginnen, um alle Andeutungen und Querverweise, die Mariana Enriquez auf ihr eigenes Werk eingebaut hat, …
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Ein Buch wie eine Flutwelle. Es hat mich so mitgerissen, dass es mich noch nach seinem Ende bis in meine Träume verfolgt hat. Und eigentlich müsste ich es jetzt gleich wieder von vorn beginnen, um alle Andeutungen und Querverweise, die Mariana Enriquez auf ihr eigenes Werk eingebaut hat, mit dem mir jetzt zur Verfügung stehenden Wissen verstehen und würdigen zu können.
Zu Beginn begegnen wir Juan, der, herzkrank und entwurzelt, mit seinem kleinen Sohn Gaspard durch Argentinien reist. Es ist die Zeit der Militärjunta. Doch nicht diese ist es, bei der Juan gleichzeitig zwischen Flucht und Anziehung zu schwanken scheint. Vielmehr ist Juan ein Teil eines mächtigen Geheimordens. Welcher Teil genau, wird alles übersteigen, was man sich vorzustellen vermag...
Der Roman wird verschachelt aus verschiedenen Perspektiven und in unterschiedlichen Zeitebenen erzählt. Erst nach und nach ergibt sich ein unglaubliches, tabulos erzähltes Kaleidoskop des Grauens, das als Metapher der Gräuel der damaligen Diktatur verstanden werden kann, aber auch einfach als verstörend genial gelungene Horrorliteratur für sich stehen mag. Zudem formuliert die Autorin so bildhaft, tiefgründig und beeindruckend, dass meine Ausgabe von an Zitaten angebrachten Klebezettelchen nun nur so strotzt. "Danach war es, als hätte man mir Licht gespritzt", schreibt sie. So ging es auch mir während des Lesens immer wieder. Und was für ein unglaublich düster-funkelndes Licht das war: einzigartig!
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Mir hat das Buch einfach nicht gefallen. Ich fand es seeeehr langatmig, die Kapitel hatten sehr viele Seiten und haben sich einfach total gezogen. Ich musste mich teilweise wirklich durchquälen und habe ab der Hälfte ungefähr immer mal wieder Seiten/Passagen übersprungen, weil …
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Mir hat das Buch einfach nicht gefallen. Ich fand es seeeehr langatmig, die Kapitel hatten sehr viele Seiten und haben sich einfach total gezogen. Ich musste mich teilweise wirklich durchquälen und habe ab der Hälfte ungefähr immer mal wieder Seiten/Passagen übersprungen, weil ich sie sehr zäh fand.
Die Figuren sind mir persönlich zu seltsam. Die Vater-Sohn-Beziehung ist mehr als abstrus, abschreckend und teilweise auch mit heftigem negativen Beigeschmack.
Die Passagen der schwarzen Magie sind einerseits zwar spannend und interessant, andererseits aber echt eklig und krass. Da rollen einem teilweise beim Lesen echt die Zähennägel hoch.
Ich kann mir schon vorstellen, dass es viele gibt, die diesen Roman gut finden. Ich gehöre aber einfach nicht dazu.
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Die Macht der Dunkelheit
"Unser Teil der Nacht" von Mariana Enriquez ist eine großartige Familiensaga in Argentinien, aber dieses Buch ist auch noch so viel mehr.
Wir begleiten hier Juan und seinen Sohn Gaspar bei einer Fahrt durch das heiße und staubige Land. Juan ist schwer …
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Die Macht der Dunkelheit
"Unser Teil der Nacht" von Mariana Enriquez ist eine großartige Familiensaga in Argentinien, aber dieses Buch ist auch noch so viel mehr.
Wir begleiten hier Juan und seinen Sohn Gaspar bei einer Fahrt durch das heiße und staubige Land. Juan ist schwer herzkrank und die beiden sind alleine unterwegs. Sie sind auf der Flucht und erst nach und nach erschließt sich die ganze Geschichte beim Lesen, Warum sie fliehen und vor wem und warum diese Flucht eigentlich etwas ganz anderes ist.
Ganz langsam entsteht beim Lesen ein Bild, ein Bild einer ganz anderen Gesellschaft, ein Bild einer dunklen Macht, ein Bild des Traumes vom ewigen Leben, ein Bild eines mächtigen, geheimen Ordens.
Sehr geschickt wird die Geschichte nach und nach in verschiedenen Erzählabschnitten aufgebaut, so geschickt, dass sich das große Ganze dem Leser erst am Ende erschließt.
Mich persönlich haben die Abschnitte mit Juan und seinem Sohn am meisten gefesselt, aber auch das Leben von Rosario, der Mutter ist sehr interessant beschrieben.
Überhaupt ist der Erzählstil hier ein ganz besonderer, man taucht tief in die Psyche von Juan und Gaspar ein, man bekommt wunderbare Momentaufnahmen der argentinischen Landschaft, kurze Einblicke in die politische Lage und dann ganz schreckliche Szenen aus der Hierarchie dieses alten Ordens. Bei diesen Szenen darf man nicht zart besaitet sein, das grenzt schon stark an Horror und ist voller Gewalt. Die Autorin versteht es, eine ganz besondere, düstere Atmosphäre aufzubauen, die sehr glaubhaft wirkt.
Die Gewalt steht hier aber nicht im Mittelpunkt, ist nicht Selbstzweck, sondern soll das Wesen des Orden bewußt machen. Hier geht es um ganz dunkle Riten, bis hin zu Menschenopfern und fähige Medien, so wie Juan, werden fast wie Götter verehrt und behandelt. Es ist aber ein Teufelskreis und ein Entkommen nur schwer, wenn überhaupt, möglich.
Die Autorin hat es geschafft mich von der ersten Seite an mit dieser einzigartigen Geschichte zu fesseln, es ist eine großartige Geschichte. Man sollte sich aber nicht vom Klappentexxt davon überzeugen lassen, dass es ein historischer Roman ist, es sind wahre Ereignisse verwoben, aber das ist nicht das Hauptthema.
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Juan und Gaspar - einer liebevolle Vater-Sohn-Beziehung folge ich. Gleich die ersten Seiten nahmen mich gefangen, ich wollte mehr wissen und doch konnte ich hier schon erahnen, dass nicht alles rational erklärbar sein wird. Marina Enriquez entführt ihre Leser nach Argentinien, in ein Land …
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Juan und Gaspar - einer liebevolle Vater-Sohn-Beziehung folge ich. Gleich die ersten Seiten nahmen mich gefangen, ich wollte mehr wissen und doch konnte ich hier schon erahnen, dass nicht alles rational erklärbar sein wird. Marina Enriquez entführt ihre Leser nach Argentinien, in ein Land der Extreme und in eine Zeit, in der Säuberungsaktionen Leute spurlos verschwinden ließ. Es sind die Jahre der Militärjunta.
Vordergründig ist es eine Familiengeschichte, die doch so viel mehr ist – die Geschichte einer Familie und deren Mitglieder, die zur reichen Oberschicht gehören, die sich in einem internationalen Zirkel aus Geld, Privilegien und Beziehungen bewegen.
Die Autorin ist Argentinierin und verrät, dass ihre Obsession der Okkultismus im weitesten Sinne ist und sie schreibt darüber, gibt den Mythen ihres Landes reichlich Platz. Der blinde Fanatismus in all seinen Auswüchsen dient als Metapher dessen, was in den lateinamerikanischen Diktaturen geschah.
Eine Düsternis tut sich auf, überall herrscht Dunkelheit, es ist mystisch, ja surreal, rational so gar nicht zu greifen und zu begreifen. Der Orden folgt seinen ganz eigenen Regeln, das Medium laugt sich aus, setzt seine Krallen an, sie gehen verletzt und doch beseelt daraus hervor. Das hört sich geheimnisvoll an, eher noch unwirklich und übernatürlich, ja irrational. Ich kann kaum glauben, was hier steht und will doch wissen, wie es ihnen allen ergehen wird, wie weit sie noch gehen werden, gehen müssen. Bei so manchen Szenen möchte ich laut aufschreien, bin entsetzt ob der Grausamkeiten, ihre Rituale lassen mich hart schlucken.
„Unser Teil der Nacht“ ist in sechs ganz unterschiedliche Abschnitte gegliedert. Kurze und relativ lange, intensive und sehr informative Abschnitte, in denen man eine tiefe Liebe spürt wechseln sich ab mit gnadenloser Härte, in denen man keinerlei menschliche Regung mehr wahrnimmt, jede für sich hat ihren ganz eigenen Reiz.
Jede einzelne der hier agierenden Personen hat etwas Abstoßendes, keiner ist von Grund auf sympathisch, keinen möchte ich in mein Leben lassen. Und doch waren sie mir nahe. Zumindest einige davon auf eine ganz eigenartige Weise.
Mariana Enriquez erzählt von Argentiniens dunklen Zeiten. Von einem skrupellosen Orden, der durch grausame Rituale das Geheimnis des ewigen Lebens zu entschlüsseln versucht. Eine verstörende, alles einnehmende, zuweilen unerträgliche Geschichte die Zeit braucht, die nicht wie nebenbei gelesen werden kann.
Ein fesselnder Roman vor ernstem Hintergrund, der seine Leser fordert. Magisch, mystisch, einzigartig.
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Ein Medium und die gefährliche Dunkelheit sorgen für fantasievolle Albträume.
Volkstümlicher Heiligenglaube und Legenden aus Europa und Südamerika, besonders aus Argentinien, ergibt einen Roman mit Magie, Fantasie, Freundschaft, Aberglaube und Historie, rund um Juan …
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Ein Medium und die gefährliche Dunkelheit sorgen für fantasievolle Albträume.
Volkstümlicher Heiligenglaube und Legenden aus Europa und Südamerika, besonders aus Argentinien, ergibt einen Roman mit Magie, Fantasie, Freundschaft, Aberglaube und Historie, rund um Juan Peterson und seinen Sohn Gaspar als Medien. Juan ist vierunddreißig, aber er fühlt sich wie zweihundert vor seinem Tod und er sagt zu Gaspar: Du hast etwas von mir, ich habe dir etwas von mir hinterlassen, hoffentlich ist es nichts Schlechtes, ich weiß nicht, ob ich dir etwas hinterlassen kann, das nicht beschmutzt ist, nicht dunkel, unser Teil der Nacht. Er hat den Schutz seines Sohns mit Elementen entworfen, die er vom Anderen Ort mitgebracht hat, aus einem Bereich der Dunkelheit, den der Orden nicht kennt. Und noch fehlt ihm der definitive, der endgültige Schutz, der auf sich warten lässt. Der Herr der Geduld, denkt er.
Verheiratet ist Juan mit Rosario Reyes Bradford, 1949 in Buenos Aires geboren. Sie erhält als erste Argentinierin an der Universität Cambridge einen Doktortitel in Anthropologie. Ihre Spezialgebiete sind symbolische Anthropologie, Religionsanthropologie und Ethnographie der Guaraní. Sie lehrt und forscht an der Universität Buenos Aires und hat über zwanzig Artikel in Argentinien, Paraguay, Brasilien, Kolumbien, Mexiko, den USA, England, Frankreich und Belgien veröffentlicht. Sie ist Autorin des Buchs Tekoporã: Anthropologische Erkundungen zu Geschichte, Religion und Ontologie der Guaraní.« Ihre Familie kommt aus Großbrittannien, ist sehr reich und mächtig, die einem Orden der Dunkelheit vorsteht mit vielen Initiierten
Dr. Bradford ist Chirurg und Kardiologe, auch Engländer. Dass seine Familie einem Schattenkult, dem Orden, angehört, bedeutet lange Zeit kaum mehr, als dass sie sich in einem internationalen Zirkel aus Geld, Privilegien und Beziehungen bewegen. In Misiones, Argentinien, tritt auch er 1983 in die Dunkelheit, die nicht versteht, keine Sprache hat, dass sie ein wilder oder allzu ferner Gott ist.
Nur einige schillernde Protagonisten mögen hier vorgestellt werden.
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Mann, Gott oder Teufel?
Nun ist das dicke Buch fertiggelesen und es gibt keine Fragen mehr. Die letzten Seiten habe ich mehrmals gelesen, um zu verstehen, was passiert ist. Es bleibt wenig offen und dieses Wenige muss auch offen bleiben, denn die Geschichte entwickelt sich weiter. Ohne uns! Denn …
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Mann, Gott oder Teufel?
Nun ist das dicke Buch fertiggelesen und es gibt keine Fragen mehr. Die letzten Seiten habe ich mehrmals gelesen, um zu verstehen, was passiert ist. Es bleibt wenig offen und dieses Wenige muss auch offen bleiben, denn die Geschichte entwickelt sich weiter. Ohne uns! Denn der Mensch darin entwickelt sich, er braucht Zeit und er lernt.
Juan Peterson, das ist der Mann, um den sich hier alles dreht. Das Medium, das der geheime Orden haben wollte und brauchte, um sich für alle Ewigkeit die Unsterblichkeit zu sichern. Die Hüter des Geheimbundes kauften Juan bereits als Kind seinen Eltern ab. Der Vater war froh, die Verantwortung für den schwer herzkranken Jungen los zu sein. Die Mutter nicht.
Ich habe mir den erwachsenen Juan immer ein wenig wie David Bowie vorgestellt, wie von einem anderen Stern, Frauen und Männer liebend und in jeder Beziehung außergewöhnlich talentiert. Und tatsächlich taucht ja der junge DB im Buch später leibhaftig auf und begegnet in London den Protagonisten.
Juan hat noch einen etwas älteren Bruder: Luis, über den wir später mehr erfahren. Juan heiratet Rosario und geht damit eine unfreiwillige, aber bewusste Verbindung zu der schlimmsten Schwiegermutter ein, die man sich nur vorstellen kann. Mercedes ist das pure Böse, die selbst ernannte Chefin des weit verzweigten und unendlich reichen Geheimbundes.
Ist Juan nun ein Gott, ist er begabt oder verflucht? „Die Götter verhalten sich immer wie die Menschen, die sie machen.“ (Seite 429) Auf jeden Fall ist Juan das stärkste Medium, dass der Orden jemals hatte. Er versucht oft, sich abzugrenzen und teilweise gelingt es ihm auch. Mit all seiner gewaltigen Macht versucht Juan seinen Sohn Gaspar zu schützen, damit ihn der Orden nicht in seine Fänge bekommt.
Oft klingt die Schwermut einer Violeta Parra durch die Zeilen, die am Ende ihres Lebens „Gracias a la Vida“ komponiert und sich im Anschluss daran umgebracht hat.
Bei der verstörenden Coverabbildung fehlen die Flügel, der Körper und die Umgebung des gefallenen Engels. Ein wenig vom Rest des Gemäldes lässt die Rückseite erkennen und das ist mir vorher – ehrlich gesagt – gar nicht aufgefallen, erst jetzt, wo ich mich mit dem Gemälde beschäftige.
Dieses Buch hält überhaupt so viele Überraschungen bereit, dass man nicht in der Lage wäre, sie alle aufzuzählen, selbst wenn man Spoiler in Kauf nähme. Und es ist ja keineswegs ausgeschlossen, dass viele der Vorkommnisse im realen Leben auch so passieren (Woher weiß die Autorin das alles?), denn momentan ist ja das Satanische auf dem Vormarsch in unserer Welt und das Gegengewicht scheint zu fehlen oder nicht stark genug zu sein. (Ich hoffe, ich irre mich!)
„Jedes Vermögen wird auf dem Leid anderer aufgebaut, und das unsere, auch wenn es auf einzigartige und ungewöhnliche Weise zustande kam, ist keine Ausnahme.“ (Zitat Rosario, Seite 438)
Mein Fazit: Schreib noch ein paar Bücher, Mariana Enriquez, ich werde sie alle lesen, sogar auf Spanisch, wenn's sein muss. Und noch was, gibt's auch 10 Sterne?
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Ein düsteres, gewaltiges literarisches Werk
Schon lange habe ich mich nicht mehr in einer so düsteren, unheimlichen Geschichte regelrecht verfangen. Mit Ausnahme weniger Abschnitte im Mittelteil hat mich das Buch derart in seinen Bann gezogen, dass ich es nur schwer zur Seite legen …
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Ein düsteres, gewaltiges literarisches Werk
Schon lange habe ich mich nicht mehr in einer so düsteren, unheimlichen Geschichte regelrecht verfangen. Mit Ausnahme weniger Abschnitte im Mittelteil hat mich das Buch derart in seinen Bann gezogen, dass ich es nur schwer zur Seite legen konnte. Juan ist Mitglied in einem Geheimorden, der in okkultistischen Riten die dunklen Mächte anruft. Zum Orden gehören zwei der reichsten und dadurch einflussreichsten Familien in Argentinien. Besessen von der Suche nach dem ewigen Leben schrecken diese weder vor Folter noch vor Mord zurück. Juan, der als Kind aufgrund seiner besonderen Fähigkeiten vom Geheimorden entdeckt wurde, möchte unter allen Umständen verhindern, dass sein Sohn das selbe Schicksal erleidet. Verzweifelt sucht er nach einem Ausweg und nach einer Möglichkeit, ihn zu schützen. Doch nicht nur vom Orden geht eine permanente Bedrohung aus: Kinder und Erwachsene verschwinden spurlos während der Zeit der Militärjunta. Mariana Enriquez verwebt die in ihrem mehr als 800 Seiten umfassenden Roman die Verbrechen während der Militärdikatatur mit denen des geheimen Ordens. Die Geschichte wird über insgesamt fast 40 Jahre (1960-1997) aus der Perspektive unterschiedlicher Protagonist:innen erzählt, wobei die Kernfamilie um Juan mit seiner Ehefrau Rosario und dem gemeinsamen Sohn Gaspar im Mittelpunkt steht. Vieles bleibt zu Beginn rätselhaft. Doch immer wieder fügen sich Einzelheiten zu einem großen Ganzen und Situationen erscheinen plötzlich in einem anderen Licht. Selbst über den unbeschwerten Passagen lauert das Grauen und die Gefahr. Einige Szenen sind abscheulich und brutal - sie stechen durch den sehr bildlichen Schreibstil mitten ins Herz und sind schwer erträglich. Geschickt flicht die Autorin auch den Volksglauben, die Riten und die Mythologien der indigenen Bevölkerung in ihre Geschichte mit ein. Auch der menschenverachtende Umgang mit ihnen, ihre Ermordung und ihre Versklavung auf den Plantagen der Reichen werden thematisiert. Enriquez erzählt viele unterschiedliche Geschichten in einem von politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen gezeichneten Land - doch immer gibt es Verbindungen, die mal deutlich mal vage zu Tage treten. Beim Lesen hatte ich das Gefühl im Kino zu sitzen und eingefangen von den Geschehnissen gebannt auf die Leinwand zu schauen. Diese sehr bedrohliche, dunkle aber auch atmosphärische Geschichte werde ich mit Sicherheit nicht mehr vergessen.
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Horrorroman ? ja - historisch ? nein
Juan und sein Sohn Gaspar scheinen auf der Flucht zu sein. Dabei sind sie auf dem Weg zu Juans Schwiegereltern, reichen und einflussreichen Plantagenbesitzer. Und was niemand wissen darf, die Schwiegereltern sind die Oberhäupter eines geheimen Ordens, der …
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Horrorroman ? ja - historisch ? nein
Juan und sein Sohn Gaspar scheinen auf der Flucht zu sein. Dabei sind sie auf dem Weg zu Juans Schwiegereltern, reichen und einflussreichen Plantagenbesitzer. Und was niemand wissen darf, die Schwiegereltern sind die Oberhäupter eines geheimen Ordens, der die Dunkelheit anbetet. Die Dunkelheit fordert Opfer von ihren Anhängern und das nicht im übertragenen Sinne. Die Dunkelheit verschlingt sie wie ein Ungeheuer, das nach Nahrung verlangt.
Juan ist der Mittler - das Medium -, durch den die Dunkelheit spricht. Juan hasst diese Rolle, die ihm aufgezwungen wurde und die machtgierige, skrupellose Familie seiner verstorbenen Frau. Seinem Sohn Gaspar will er dieses Schicksal, das ihn zum Werkzeug verabscheuungswürdiger Verbrechen macht, ersparen. Kann man den Kampf gegen die Dunkelheit gewinnen ?
Im Klappentext des Buches heißt es, der Roman wäre eine Reise durch die argentinische Geschichte . Dem kann ich nicht zustimmen. Es gibt einzelne Anmerkungen zur Rolle der Einwanderer und der Macht der reichen Plantagenbesitzer und das war es dann auch.
Für mich ist die Geschichte definitiv ein Horrorroman und nichts für zart besaitete Gemüter. Es werden unsägliche Grausamkeiten geschildert und eklige Details beschrieben, die mich, die ich auch gerne Horrorgeschichten lese, an meine Grenzen gebracht haben.
Der Erzählstil ist in meinen Augen gelungen. Es kommen in den Kapiteln jeweils verschiedene Beteiligte zu Wort, so dass die Ereignisse aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden und ein stimmiges Ganzes ergeben. Hätte ich nicht während eines großen Teils des Buches auf den geschichtlichen Zusammenhang gewartet, hätte mich die Handlung sicher mehr mitgerissen. So bleibt ein Gefühl unerfüllter Erwartungen, hervorgerufen von einem Klappentext, der in meinen Augen in die Irre führt.
Gut gefallen hat mir die Vater-Sohn-Beziehung, die zum einen geprägt ist von Herzlosigkeit und Grausamkeit, aber dann auch von aufopfernder Liebe erzählt.
Wenn ich eine Figur benennen müsste, die ich annähernd sympathisch fand, dann verdient es meiner Ansicht nach Gaspar am ehesten. Er wird in diese Familie hinein geboren, aber man enthält ihm das Wissen über den Orden vor. So sind ihm viele Dinge unverständlich und er versucht dennoch ein so normales Leben wie möglich zu führen. Dabei zeigt er Empathie und Verantwortungsbewusstsein.
Mein Fazit bleibt gespalten. Als historischer Roman ist das Buch bei mir glatt durchgefallen. Als Horrorgeschichte hat es durchaus seine Qualitäten. Es ist erschreckend und wartet mit verstörenden Einfällen auf. Mir war es aber an einigen Stellen zu abstoßend.
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Anders als erwartet aber wahnsinnig spannend
Mariana Enriquez hat sich der Dunkelheit verschrieben, ihr Roman ist dunkel und düster, erinnert in Teilen anderen Horrorbüchern. Als ich mit dem Buch begann, erwartete ich ehr einen Roman über die politische Situation zu der Zeit in …
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Anders als erwartet aber wahnsinnig spannend
Mariana Enriquez hat sich der Dunkelheit verschrieben, ihr Roman ist dunkel und düster, erinnert in Teilen anderen Horrorbüchern. Als ich mit dem Buch begann, erwartete ich ehr einen Roman über die politische Situation zu der Zeit in Argentienien, doch Hintergründe sind Rat gesät und spielen doch eine eher untergeordnete Rolle.
Juan ist ein Medium, er und sein Sohn Gaspar sind seid dem Unfalltod seiner Frau Rosario auf der Flucht. Doch war es tatsächlich ein Unfall, oder hat Rosarios Familie ihre Finger im Spiel. Eine durchaus mächtige aber auch erschreckende Familie die die Dunkelheit für sich nutzen möchte und dabei nichts unversucht lässt.
Juan ahnt, dass sein Sohn auch als Gefäß dienen könnte, möchte ihm dieses Schicksal allerdings ersparen. Da er sehr schwer Herzkrank ist, geht er davon aus Gaspar nicht mehr lange schützen zu können und bittet seine Schwägerin Tali um einen Schutz um Gaspars Fähigkeiten zu verbergen, denn Mercedes, seine Schwiegermutter wird ihren Enkel prüfen und ihn skrupellos für ihre Zwecke missbrauchen.
Im weiteren Verlauf erfährt man immer von den Zusammenhängen und erlebt wie Gaspar Freunde findet. Mit ihnen kommt er einigen Geheimnissen auf die Spur und muss den Verlust einer guten Freundin ertragen.
Der Roman hat mich nach der anfänglichen Überraschung mit was ich es hier zu tun habe, dann doch fesseln können. Die Horrorelemente sind für zartbesaitete Leser wahrscheinlich nicht leicht auszuhalten, doch es lohnt sich weiterzulesen, ansonsten entgeht einem ein sehr spannendes und düsteres Werk über das okkulte, das Elemente einiger alter Riten beinhaltet.
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Juan und sein Sohn Gaspar sind auf der Flucht. Sie fliehen vor einer grausamen Familie. Aber warum? Juan ist der Vermittler zwischen der Dunkelheit und einem grausamen Orden. Durch diesen hat er schon seine Frau und Gaspars Mutter verloren. Er möchte Gaspar schützen und setzt alles daran, …
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Juan und sein Sohn Gaspar sind auf der Flucht. Sie fliehen vor einer grausamen Familie. Aber warum? Juan ist der Vermittler zwischen der Dunkelheit und einem grausamen Orden. Durch diesen hat er schon seine Frau und Gaspars Mutter verloren. Er möchte Gaspar schützen und setzt alles daran, dieses Ziel zu erreichen.
Das Buch ist aus verschiedenen Perspektiven geschrieben, meistens aus Juans oder Gaspars. Die Kapitel umfassen große Zeitspannen und nach und nach wird klar, warum Juan flieht und wer die eigentlich bösen sind. Der Orden ist grausam, böse und führt schreckliche Rituale durch. Menschen werden entführt, misshandelt und verschwinden.
Der Schreibstil der Autorin ist gewaltig und sehr gut zu lesen. Sie schafft es unterschiedliche Atmosphären entstehen zu lassen. Sich in die Figuren zu versetzen ist leicht, sie sind gut beschrieben und die Motive klar. Das ganze Buch ist spannend und interessant.
Mich hat das Buch gefesselt. Auf Grund der Horrorelemente und Gewalt musste ich es zwischendurch mal zur Seite legen, auch wenn es spannend war. Zu Beginn war mir die Geschichte etwas zu verworren, sodass es mir schwer fiel in das Buch hineinzukommen. Das wurde mit der Zeit aber immer besser. Das Buch ist wahrlich tolle Literatur, tiefgründig und sehr empfehlenswert!
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