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7 Kundenbewertungen

Hamburg, Sommer 1939. Während der Zweite Weltkrieg immer näher rückt, versuchen der 16-jährige Henri und seine Freunde, den Alltag auszublenden. Man trifft sich im Schwimmbad oder im Park, einer hat immer ein Grammophon dabei - und dann wird gehottet bis zum Abwinken! Die neue Jazzmusik begeistert die »Swingheinis« mit ihrer ausgelassenen Lebensfreude. Den Nazis ist sie allerdings ein Dorn im Auge.Schon bald wird die Polizei auf die unangepassten Jugendlichen aufmerksam. Eines Nachts schnappt die Falle für Henri zu und er findet sich im Dunkeln eines Gestapokellers wieder ...Der Roman fußt auf…mehr

Produktbeschreibung
Hamburg, Sommer 1939. Während der Zweite Weltkrieg immer näher rückt, versuchen der 16-jährige Henri und seine Freunde, den Alltag auszublenden. Man trifft sich im Schwimmbad oder im Park, einer hat immer ein Grammophon dabei - und dann wird gehottet bis zum Abwinken! Die neue Jazzmusik begeistert die »Swingheinis« mit ihrer ausgelassenen Lebensfreude. Den Nazis ist sie allerdings ein Dorn im Auge.Schon bald wird die Polizei auf die unangepassten Jugendlichen aufmerksam. Eines Nachts schnappt die Falle für Henri zu und er findet sich im Dunkeln eines Gestapokellers wieder ...Der Roman fußt auf Berichten über die Hamburger Swingjugend 1939 bis 1941 und erzählt packend von einem Aufwachsen inmitten des Zweiten Weltkriegs.
Autorenporträt
Cornelia Franz{#} studierte Germanistik und Amerikanistik. Nach einer Ausbildung zur Verlagsbuchhändlerin arbeitete sie mehrere Jahre als Verlagslektorin. 1993 begann sie, Reiseführer, Romane für Erwachsene und vor allem Kinder- und Jugendbücher zu schreiben.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Fritz Göttler lässt sich von Cornelia Franz und ihrem Roman ins Swinging Hamburg entführen. Die Autorin bringt die Atmosphäre aus Angst und Aufbegehren in der Hamburger Swing-Jugend laut Göttler gut rüber, die Eleganz, den Schellackplattensound und die Razzien und Denunziationen. Die sexuellen, ja obszönen Anklänge des "Floogie" gehen vor lauter "naiver" Begeisterung im Buch aber unter, bemerkt Göttler.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.05.2022

Vulkane sind zum Tanzen da
Cornelia Franz erzählt von der Swingjugend

Vielleicht wäre es ja das gewesen: Tanzen, Rauchen, Knutschen, Blödeln, Mode und Musik als cooler Widerstand. Schwierig, sich heute auszumalen, ob man mitgemacht hätte damals in den Dreißigerjahren, ob die Liebe zu wilder Musik statt Märschen, zum freien Wort, zu einem Lebensstil jenseits von Rassismus, Uniformen, Eintopf und Mehrheit überwogen hätte. Henri Winkler jedenfalls ist ein "Swingheini". Das Schimpfwort der Hitlerjugend ist ihm ein Ehrentitel, den besonders fanatischen unter ihnen antwortet er lässig mit "Heil Hotler". Er riskiert viel. Bis er ins Gestapo-Gefängnis kommt. Nach dem Krieg, am Ende von "Swing High", sitzt er im Alsterpavillon: ein Englischlehrer, der versucht, eine neue Generation zu bilden.

Jahrzehntelang haben Zeitzeugen mit Jugendlichen über das Leben und Überleben im Nationalsozialismus gesprochen. Emil Mangelsdorff, Jahrgang 1925, zum Beispiel, Saxophonist und Bruder des Posaunisten Albert Mangelsdorff, hat bis kurz vor seinem Tod Jugendlichen in Schulen und Erzählcafés seiner Heimatstadt Frankfurt ausgemalt, wie das damals war, als er einer von diesen Swingjungs war, die heimlich Jazz hörten, selbst Musik machten, frei sein wollten mitten in der Diktatur. Im Januar ist Mangelsdorff gestorben. Wer erzählt weiter, wenn es keine Zeitzeugen mehr gibt? Vielleicht Figuren wie Henri, der derselbe Jahrgang ist wie Mangelsdorff.

Auch Cornelia Franz, Jahrgang 1956, und damit weit näher an der Zeit des Nationalsozialismus und ihren Nachwehen als Jugendliche von heute, hat sich schon als junges Mädchen gefragt, was sie wohl damals getan hätte. Als sie von der Swingjugend erfahren hat, die in ihrer Heimatstadt Hamburg ihre Wurzeln hatte und eine besonders große Szene war, malte sie sich aus, dass das vielleicht ihre Art von Widerstand gewesen wäre. Ein Glück, dass nur die Gestaltung von "Swing High" schwarz-weiß geraten ist. Ansonsten ist aus dem jugendlichen Wunsch der Autorin ein dichtes und differenziertes Bild dessen erwachsen, wie das Leben von Jugendlichen im Nationalsozialismus ausgesehen hat. Von Fanatismus wie beim Hitlerjungen Olaf, der "Streife" geht, über Henris Jugendliebe Inge, die sich nicht entscheiden kann und zur Verräterin aus Not wird, bis zu Fritz und Konni, die auch unter Folter und im Strafarbeitsdienst ihre Ideale nie verraten.

Wie schwer es ist, sich für das Richtige zu entscheiden, entwickelt Franz an ihrer Hauptfigur, dem Arztsohn Henri. Sein Widerstand wächst langsam. Er versucht, klug zu sein, aber er gerät immer wieder mit seiner Wut, seinem Mut und seiner Lebenslust in hochgefährliche Situationen. An der Brutalität noch des kleinsten Rädchens im Getriebe lässt die Erzählung keinen Zweifel.

Dass es Widerstand ist, was Jazzfans wie Henri leisten, sieht auch der junge Kommunist Robert erst einmal nicht so, mit dem Henri im Hamburger Gestapo-Hauptquartier in einer Dunkelzelle zusammentrifft. Die politischen Zwiegespräche der beiden, weiß auf schwarz, unterteilen, was Franz aus Henris Leben von Sommer 1939 bis März 1941 erzählt. Wie mit dem Krieg der politische Druck schon in der Schule wächst, wie Nazis auf wehrlose Jugendliche eindreschen, unter dem Beifall von Passanten, wie an Nuancen zu erkennen ist, wo jemand ideologisch steht. Vom polnischen Zwangsarbeiter bis zur jüdischen Klassenkameradin versucht Franz, so viele Typen wie möglich unterzubringen.

Dass das dennoch nicht plakativ wird, liegt auch daran, dass es Franz über weite Strecken gelingt, die Spannung und buchstäblich den Sound der Zeit einzufangen. Nicht nur mit Songtiteln und Textzitaten aus Jazz und Schlager, sondern auch in verschiedenen Soziolekten all dieser Vertreter einer Epoche: Die Jugendlichen gehen "abhotten", der Nazisportlehrer beschimpft die "Versager". Und nicht nur im Schwanken der Eltern zwischen wiedergekäutem Patriotismus und menschlicher Anständigkeit ist zu spüren, wie nah an jedem Jetzt diese Fragen sind. EVA-MARIA MAGEL

Cornelia Franz: "Swing High - Tanzen gegen den Sturm". Roman.

Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2022. 224 S., geb., 16,- Euro. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.06.2022

Heil
Hotler!
Jugendlicher Widerstand im
Dritten Reich – mit Swingmusik
Bel Ami ist der Mann der Stunde, für die kleine Gruppe Jungen und Mädchen in Hamburg, am Ende des Jahres 1939, eben hat mit dem Einmarsch der Wehrmacht in Polen der Zweite Weltkrieg begonnen. Statt zackigen Marschierens also Bel Ami, im gleichnamigen Film von Willi Forst, ein Frauen-Held, ein Mann der Leichtlebigkeit: „Bist kein Held, nur ein Mann, der gefällt ...“ Kaum zu glauben, dass ein Film mit dieser Devise im Dritten Reich produziert werden durfte. Auch die Kids im Buch „Swing High“ von Cornelia Franz widersetzen sich der Aufrüstung, der Indoktrination, der Gleichschaltung, dem Terror. Sie lieben den aus Amerika importierten Swing, leisten Widerstand durch heißes Tanzen: Swing Heil! Heil Hotler!
Sie sind, der wachsenden Uniformierung der Gesellschaft zum Trotz, elegant gekleidet, fast dandyhaft, Trenchcoat, Seidenschal, Hut mit breiter Krempe. „Swing war in den Augen der Nazispießer Verrat am deutschen Volke. Hottentottenmusik, die direkt in den sittlichen Abgrund führte. Alles, was nicht nach Gleichschritt klang, roch nach Aufruhr. Seit Juli war Swingtanzen offiziell verboten ...“
Mit dem Koffergrammofon geht es ins Freie, im Sommer an die Alster, auf die Eisbahn im Winter. Schellackplatten mit Hits von Artie Shaw oder Teddy Stauffer werden gespielt, von einem Besuch in London hat Henri, einer der Kids, von Louis Armstrong „The Flat Foot Floogie“ mitgebracht. Das laut zu spielen ist pure Provokation, es gibt Denunziation und Razzien, durch HJ und Gestapo. Ein jüdisches Geschwisterpaar wird schikaniert, geht mit den Eltern nach Brüssel. Man erlebt Verdunklung, Nächte im kalten Luftschutzkeller.
Heiß und schweißtreibend ist es aber, wenn auf geheimen Partys in einer Villa in Eimsbüttel, in einer Kirche gar losgehottet wird. Es gibt Küsse für Henri, mit der Zungenspitze, natürlich hat der Swing mit sexueller Erregung und Rausch zu tun. „Er vergaß alles, was er vergessen wollte. Mutters Lamentieren, Großvaters Schwermütigkeit, die Hetzreden und das Rumkommandiertwerden in der HJ ... Beschwipst und glücklich tanzte er sich die Seele aus dem Leib. ,Everything’s free and easy... doing the Lambeth walk.’“
Es ist ein gewagter, lustvoller, gutbürgerlicher Widerstand, ein Vorläufer des zivilen Ungehorsams später in der Bundesrepublik. Eine naive, sehr cleane Begeisterung, die durch das ganze Buch hindurchschwappt – dass der Floogie durchaus obszöne Anklänge hat, wird ignoriert. Und die Gefahr bleibt omnipräsent, auch Henri landet schließlich im Stadthaus, dem Gestapo-Hauptquartier von Hamburg. „Vielleicht hätt’ mir klar sein müssen, dass alles kaputt geht. Vielleicht bestraft uns Gott, weil wir Spaß haben wollen, obwohl Krieg ist.“
FRITZ GÖTTLER
Cornelia Franz:
Swing High.
Tanzen gegen den Sturm. Gerstenberg 2022.
219 Seiten, 16 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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