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»Ein Meistererzähler.« Richard KämmerlingsVier Tage vor dem Höhepunkt des Sommers, dort, wo sich Louis Arthur Schongauer, einst düsterer Deutscher in Hollywood-Filmen, nach dem Tod seiner Frau zurückgezogen hat. Jetzt will er nur noch mit seiner Hündin leben, inmitten alter Oliven oberhalb des Gardasees. Doch dann strandet eine Reisebloggerin beim Wenden in seiner Zufahrt, und am nächsten Tag erwartet er eine Autorin, die ihn mit einem Porträt aus der Vergessenheit holen will: zwei Frauen mit Gespür für die Wunden in seinem Leben. Umso wichtiger wird ihm nun sein Tier, für das es ...
»Ein Meistererzähler.« Richard Kämmerlings
Vier Tage vor dem Höhepunkt des Sommers, dort, wo sich Louis Arthur Schongauer, einst düsterer Deutscher in Hollywood-Filmen, nach dem Tod seiner Frau zurückgezogen hat. Jetzt will er nur noch mit seiner Hündin leben, inmitten alter Oliven oberhalb des Gardasees. Doch dann strandet eine Reisebloggerin beim Wenden in seiner Zufahrt, und am nächsten Tag erwartet er eine Autorin, die ihn mit einem Porträt aus der Vergessenheit holen will: zwei Frauen mit Gespür für die Wunden in seinem Leben. Umso wichtiger wird ihm nun sein Tier, für das es nur ein Hier und Jetzt gibt ... In Bodo Kirchhoffs neuem Roman geht es um die Sehnsucht nach dem Menschen, der uns erkennt, und die Abgründe, die sich auftun, wenn wir dieser Sehnsucht folgen.
Vier Tage vor dem Höhepunkt des Sommers, dort, wo sich Louis Arthur Schongauer, einst düsterer Deutscher in Hollywood-Filmen, nach dem Tod seiner Frau zurückgezogen hat. Jetzt will er nur noch mit seiner Hündin leben, inmitten alter Oliven oberhalb des Gardasees. Doch dann strandet eine Reisebloggerin beim Wenden in seiner Zufahrt, und am nächsten Tag erwartet er eine Autorin, die ihn mit einem Porträt aus der Vergessenheit holen will: zwei Frauen mit Gespür für die Wunden in seinem Leben. Umso wichtiger wird ihm nun sein Tier, für das es nur ein Hier und Jetzt gibt ... In Bodo Kirchhoffs neuem Roman geht es um die Sehnsucht nach dem Menschen, der uns erkennt, und die Abgründe, die sich auftun, wenn wir dieser Sehnsucht folgen.
Bodo Kirchhoff, geboren 1948, lebt in Frankfurt am Main und am Gardasee. Nach seinen vielfach gefeierten Romanen¿¿Die Liebe in groben Zügen¿¿(2012) und¿¿Verlangen und Melancholie¿¿(2014) wurde er 2016 für seine Novelle¿¿Widerfahrnis¿ mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Zuletzt erschienen sind die Romane¿¿Dämmer und Aufruhr¿ (2018), ¿Bericht zur Lage des Glücks¿ (2021) und ¿Seit er sein Leben mit einem Tier teilt¿ (2024).
Produktdetails
- Verlag: DTV
- 6. Aufl.
- Seitenzahl: 383
- Erscheinungstermin: 11. Januar 2024
- Deutsch
- Abmessung: 192mm x 124mm x 36mm
- Gewicht: 424g
- ISBN-13: 9783423283571
- ISBN-10: 3423283572
- Artikelnr.: 67832955
Herstellerkennzeichnung
dtv Verlagsgesellschaft
Tumblingerstraße 21
80337 München
produktsicherheit@dtv.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Einen gewissen Frauenüberschuss gibt es in Bodo Kirchhoffs Buch um die männliche Hauptfigur herum, führt Rezensent Matthias Alexander aus, was allerdings glücklicherweise nicht dazu führt, dass der Roman zu einem Stück Altherrenliteratur wird. Im Zentrum steht der 75 Jahre alte ehemalige Schauspieler Louis Arthur Schongauer, bei den Frauen handelt es sich um die junge Reisebloggerin Frida, die auf Schongauers Grundstück strandet und die mittelalte Journalistin Almut Stein, die ein Porträt über die Hauptfigur verfassen möchte. Außerdem gibt es noch zwei tote Frauen in Schongauers Vergangenheit, wodurch ein dichtes Gewebe aus sich ineinander spiegelnden Figuren entsteht, resümiert der Kritiker. Die Hauptfigur muss sich also ihrer Vergangenheit stellen, erläutert der Rezensent, aber auch die Frauen werden immer deutlicher und ziemlich differenziert gezeichnet, und dann wäre da noch das Tier des Titels, ein Hund, der in diesem klug konstruierten Buch übers Loslassen eine nicht unwichtige Rolle spielt. Wie sich das alles kunstvoll ineinander fügt, hat Alexander ausgesprochen gut gefallen.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Ich bin von diesem Roman hellauf begeistert. Er erinnert mich an etwas gut Destilliertes, das lange im Eichenfass gereift ist. Thea Dorn ZDF, Das Literarische Quartett 20240202
Die Austreibung der Dämonen
Vier Frauen und zwei Todesfälle: In Bodo Kirchhoffs neuem
Roman "Seit er sein Leben mit einem Tier teilt" sucht ein alter Held während einiger schwüler Augusttage Erlösung und stellt sich einer Reifeprüfung in der Kunst des Loslassens.
Das Haus hoch über dem Ostufer des Gardasees, in dem Louis Arthur Schongauer wohnt, ist klein und idyllisch gelegen. Doch die Dämonen, die dort mit dem einstigen Schauspieler hausen, sind groß: Gleich zwei Frauen sind vor seinen Augen gestorben, nachdem es zuvor jeweils zum Beziehungsstreit gekommen ist. Die erste hat sich erschossen, die zweite ging schwimmen in einer Brandung, in die niemand gestiegen wäre, dem das eigene Leben lieb ist. Die eine
Vier Frauen und zwei Todesfälle: In Bodo Kirchhoffs neuem
Roman "Seit er sein Leben mit einem Tier teilt" sucht ein alter Held während einiger schwüler Augusttage Erlösung und stellt sich einer Reifeprüfung in der Kunst des Loslassens.
Das Haus hoch über dem Ostufer des Gardasees, in dem Louis Arthur Schongauer wohnt, ist klein und idyllisch gelegen. Doch die Dämonen, die dort mit dem einstigen Schauspieler hausen, sind groß: Gleich zwei Frauen sind vor seinen Augen gestorben, nachdem es zuvor jeweils zum Beziehungsstreit gekommen ist. Die erste hat sich erschossen, die zweite ging schwimmen in einer Brandung, in die niemand gestiegen wäre, dem das eigene Leben lieb ist. Die eine
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hat Schongauer in Verkennung der Lage mit einem "Go ahead" noch ermuntert, die andere hat er gewähren lassen, die Verstimmung vom Vorabend wirkte offenbar noch nach.
Fünf Jahre ist der Tod im Meer nun her, und seitdem lebt Schongauer wie ein Einsiedler über dem See, nur eine Hündin leistet ihm und seinen Schuldgefühlen Gesellschaft. Das ändert sich an dem Tag, mit dem die Handlung von Bodo Kirchhoffs neuem Roman einsetzt. Eine freie Journalistin aus dem Taunus hat sich angemeldet, die ein Porträt über Schongauer, den weitgehend vergessenen einstigen Darsteller von Nebenrollen-Nazis in Hollywood, schreiben möchte. Und kurz bevor die Endvierzigerin im Oldtimer, einem Lancia Flavia Cabrio, eintrifft, strandet eine junge Reisebloggerin aus Heidelberg auf Schongauers Grundstück; ihr klappriges Wohnmobil, in dem einst Prostituierte ihrer Arbeit nachgingen, gibt beim Wenden in der Einfahrt den Geist auf.
Mit zwei toten und zwei sehr lebendigen Frauen hat es Schongauer nun also während schwüler Augusttage, die in einem gewaltigen Gewitter kulminieren werden, zu tun; da Männer sonst nur in geringer Zahl und nur als schemenhafte Gestalten auftreten, ist die Frauenquote in dem Kammerspiel, als das Kirchhoff "Seit er sein Leben mit einem Tier teilt" angelegt hat, ziemlich hoch.
Wer das bisherige Werk des Autors auch in seinen schwächeren Figuren kennt, könnte befürchten, dass diese Konstellation dazu dient, den Phantasien eines altgewordenen erotomanen Narzissten Raum zu geben, zumal Schongauer bald 75 Jahre alt ist und die Besucherinnen der Klause am Gardasee Tochter oder Enkelin sein könnten. Doch die Sorge ist unbegründet: Nicht, dass Begehren und Liebe keine Rolle in diesem Roman spielten, aber sie tun das in der Annäherung zwischen der Journalistin und Schongauer in einer zurückhaltenden, tastenden, gebrochenen Form. Da ist auch auf seiner Seite nichts Unangemessenes, sondern die Unsicherheit verschütteter Erfahrung.
Die Alterserscheinungen des Protagonisten werden auch sonst ziemlich schonungslos beschrieben. Auch er selbst gibt sich über seinen Zustand keinen Illusionen hin: die Hand zittert, die Haut ist dünn, der Atem aufgrund einer schweren Herzerkrankung kurz; nur der Mund ist jung geblieben, heißt es an einer Stelle. Die Anziehungskraft, über die er offenbar immer noch verfügt, ist vor allem seiner Schauspielerstimme zu verdanken und womöglich der Aura von Tragik, die ihn umgibt.
Der Besuch der jüngeren Frauen wird für Schongauer, der es in seiner Passivität zu beträchtlicher Menschenkenntnis gebracht hat, zur Prüfung, die ihn anstrengt und die er als mögliche Erlösung zugleich ersehnt. Almut Stein, die Journalistin, und Frida, die Bloggerin, halten sich nicht mit Small Talk auf. Ihre bohrenden Fragen zielen mitten ins Trauma. Ihnen und sich selbst gibt Schongauer nach und nach Rechenschaft ab, wie es zur Verzweiflungstat der labilen Lynn kam, der jungen begabten Kostümbildnerin, die dafür gesorgt hatte, dass er endlich eine Hauptrolle spielen sollte, wenn auch in einer Off-Produktion. Und zum Gang ins Wasser von Magda, einer selbstbewussten und auf Autonomie bedachten Tierfotografin, für die er seine bescheidene Filmkarriere aufgegeben hatte, um sie auf ihren Reisen um die Welt zu begleiten, was ihm am Ende wohl doch nicht reichte.
Schongauer reagiert, wie nicht nur Männer auf schwierige persönliche Fragen reagieren: Bekenntnisse wechseln sich ab mit Ablenkungsmanövern in Form von Gegenfragen. Auch wenn der personale Erzähler immer bei Schongauer bleibt, gewinnen darüber die Stein, wie Schongauer sie innerlich manchmal nennt, und Frida nach und nach Gestalt. Die Ältere ist in einer unglücklichen kinderlosen Ehe mit einem wohlhabenden Arzt gefangen, die Jüngere flieht vor den Erwartungen der erfolgreichen Eltern, ihrerseits einen respektablen bürgerlichen Beruf zu ergreifen.
Was in dieser Verdichtung nach Klischee klingt, wird in der Erzählung durch individuelle Züge zur glaubwürdigen Schilderung von klugen Frauen mit vielen inneren Widersprüchen und Verletzungen. Das komplizierte Verhältnis von Frida zu ihrer Mutter Lilly Roth, einer Fernsehmoderatorin, wird in wenigen Strichen meisterhaft skizziert. Mit einem fulminanten Kurzauftritt während eines Abendessens präsentiert sie ihr großes, aber eben auch kluges und klarsichtiges Ego, das Fridas Provokationen als solche durchschaut, was diese wiederum durchaus anerkennend registriert. Und Almut hat es sich im Unglück mit ihrem Kardiologen - der sich um Herzen kümmert, aber nicht um das seiner Frau - bequem gemacht.
Überhaupt stimmt an der Komposition dieses gewissermaßen zwiegenähten und zugleich konzentrierten Buches so beglückend vieles, dass es zum Pageturner wird: Die Konstellation der Frauen-Figuren-Paare, die sich ineinander spiegeln, die Toten und die Lebenden jeweils untereinander, aber auch diese wechselseitig in jenen. Der Erzählton, der über das Verhandeln vieler letzter Dinge das komische Element nicht vergisst. Die Dialoge, die fließend in die Erzählerrede übergehen, ohne dass es zu Unklarheiten kommt. Die bildreichen, aber ungemein präzisen Beschreibungen der Wechselfälle von Licht, Luft, Wasser und Felsen, die die betörende Wirkung des Gardasees ausmachen.
Hier spürt man die Vertrautheit des Autors mit dem Ort der Handlung, der im Roman mit T. abgekürzt wird, womit unverkennbar Torre di Benaco gemeint ist. Dort haben der 75 Jahre alte Kirchhoff und seine Frau ein Haus, in dem sie die Sommer verbringen. Und noch ein autobiographisches Motiv hat es ins Buch geschafft. Bei dem Tier aus dem Titel handelt es sich um eine Hündin namens Ascha, die Schongauer noch mit Magda aus einer elenden Straßenexistenz in Rumänien gerettet hat. Sie ähnelt der Hündin aus dem Leben der Kirchhoffs so sehr, dass das als "privat" ausgewiesene Bild auf dem Umschlag des Buches (es ist Kirchhoffs Debüt bei seinem neuen Verlag dtv) bis ins Detail in einer Art Vision Schongauers auftaucht: Wie er "vom Ufer aus schwimmen geht und die Hündin seine Kleidung bewacht, Hut und Hemd, Schuhe und Hose - wie sie nicht weicht und nicht weicht, auch wenn er schon längst ertrunken wäre, als hätte er vorher Bleib gerufen, Bleib!".
Diese Ascha ist keineswegs nur eine Nebenfigur, gewissermaßen treudoof schwanzwedelndes Symbol für Schongauers Sehnsucht nach Selbstvergessenheit und bedingungsloser Treue, sondern handlungstreibende Kraft. Ascha wendet sich zunehmend Frida zu; wie Schongauer mit diesem Verrat aus Instinkt umgeht, ist auch eine Art Reifeprüfung in der Kunst des Loslassens und der wahren Liebe. Wie er sie besteht und wie ihn Frida in einem rücksichtsvoll-herben Blogeintrag darin unterstützt, ist die vielleicht raffinierteste Erfindung in Kirchhoffs großem Buch. Das damit noch nicht zu Ende ist, sondern das, obwohl es mit einem gezückten Revolver begonnen hat, ganz leise endet. MATTHIAS ALEXANDER
Bodo Kirchhoff: "Seit er sein Leben mit einem Tier teilt". Roman.
Dtv, München 2024. 384 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Fünf Jahre ist der Tod im Meer nun her, und seitdem lebt Schongauer wie ein Einsiedler über dem See, nur eine Hündin leistet ihm und seinen Schuldgefühlen Gesellschaft. Das ändert sich an dem Tag, mit dem die Handlung von Bodo Kirchhoffs neuem Roman einsetzt. Eine freie Journalistin aus dem Taunus hat sich angemeldet, die ein Porträt über Schongauer, den weitgehend vergessenen einstigen Darsteller von Nebenrollen-Nazis in Hollywood, schreiben möchte. Und kurz bevor die Endvierzigerin im Oldtimer, einem Lancia Flavia Cabrio, eintrifft, strandet eine junge Reisebloggerin aus Heidelberg auf Schongauers Grundstück; ihr klappriges Wohnmobil, in dem einst Prostituierte ihrer Arbeit nachgingen, gibt beim Wenden in der Einfahrt den Geist auf.
Mit zwei toten und zwei sehr lebendigen Frauen hat es Schongauer nun also während schwüler Augusttage, die in einem gewaltigen Gewitter kulminieren werden, zu tun; da Männer sonst nur in geringer Zahl und nur als schemenhafte Gestalten auftreten, ist die Frauenquote in dem Kammerspiel, als das Kirchhoff "Seit er sein Leben mit einem Tier teilt" angelegt hat, ziemlich hoch.
Wer das bisherige Werk des Autors auch in seinen schwächeren Figuren kennt, könnte befürchten, dass diese Konstellation dazu dient, den Phantasien eines altgewordenen erotomanen Narzissten Raum zu geben, zumal Schongauer bald 75 Jahre alt ist und die Besucherinnen der Klause am Gardasee Tochter oder Enkelin sein könnten. Doch die Sorge ist unbegründet: Nicht, dass Begehren und Liebe keine Rolle in diesem Roman spielten, aber sie tun das in der Annäherung zwischen der Journalistin und Schongauer in einer zurückhaltenden, tastenden, gebrochenen Form. Da ist auch auf seiner Seite nichts Unangemessenes, sondern die Unsicherheit verschütteter Erfahrung.
Die Alterserscheinungen des Protagonisten werden auch sonst ziemlich schonungslos beschrieben. Auch er selbst gibt sich über seinen Zustand keinen Illusionen hin: die Hand zittert, die Haut ist dünn, der Atem aufgrund einer schweren Herzerkrankung kurz; nur der Mund ist jung geblieben, heißt es an einer Stelle. Die Anziehungskraft, über die er offenbar immer noch verfügt, ist vor allem seiner Schauspielerstimme zu verdanken und womöglich der Aura von Tragik, die ihn umgibt.
Der Besuch der jüngeren Frauen wird für Schongauer, der es in seiner Passivität zu beträchtlicher Menschenkenntnis gebracht hat, zur Prüfung, die ihn anstrengt und die er als mögliche Erlösung zugleich ersehnt. Almut Stein, die Journalistin, und Frida, die Bloggerin, halten sich nicht mit Small Talk auf. Ihre bohrenden Fragen zielen mitten ins Trauma. Ihnen und sich selbst gibt Schongauer nach und nach Rechenschaft ab, wie es zur Verzweiflungstat der labilen Lynn kam, der jungen begabten Kostümbildnerin, die dafür gesorgt hatte, dass er endlich eine Hauptrolle spielen sollte, wenn auch in einer Off-Produktion. Und zum Gang ins Wasser von Magda, einer selbstbewussten und auf Autonomie bedachten Tierfotografin, für die er seine bescheidene Filmkarriere aufgegeben hatte, um sie auf ihren Reisen um die Welt zu begleiten, was ihm am Ende wohl doch nicht reichte.
Schongauer reagiert, wie nicht nur Männer auf schwierige persönliche Fragen reagieren: Bekenntnisse wechseln sich ab mit Ablenkungsmanövern in Form von Gegenfragen. Auch wenn der personale Erzähler immer bei Schongauer bleibt, gewinnen darüber die Stein, wie Schongauer sie innerlich manchmal nennt, und Frida nach und nach Gestalt. Die Ältere ist in einer unglücklichen kinderlosen Ehe mit einem wohlhabenden Arzt gefangen, die Jüngere flieht vor den Erwartungen der erfolgreichen Eltern, ihrerseits einen respektablen bürgerlichen Beruf zu ergreifen.
Was in dieser Verdichtung nach Klischee klingt, wird in der Erzählung durch individuelle Züge zur glaubwürdigen Schilderung von klugen Frauen mit vielen inneren Widersprüchen und Verletzungen. Das komplizierte Verhältnis von Frida zu ihrer Mutter Lilly Roth, einer Fernsehmoderatorin, wird in wenigen Strichen meisterhaft skizziert. Mit einem fulminanten Kurzauftritt während eines Abendessens präsentiert sie ihr großes, aber eben auch kluges und klarsichtiges Ego, das Fridas Provokationen als solche durchschaut, was diese wiederum durchaus anerkennend registriert. Und Almut hat es sich im Unglück mit ihrem Kardiologen - der sich um Herzen kümmert, aber nicht um das seiner Frau - bequem gemacht.
Überhaupt stimmt an der Komposition dieses gewissermaßen zwiegenähten und zugleich konzentrierten Buches so beglückend vieles, dass es zum Pageturner wird: Die Konstellation der Frauen-Figuren-Paare, die sich ineinander spiegeln, die Toten und die Lebenden jeweils untereinander, aber auch diese wechselseitig in jenen. Der Erzählton, der über das Verhandeln vieler letzter Dinge das komische Element nicht vergisst. Die Dialoge, die fließend in die Erzählerrede übergehen, ohne dass es zu Unklarheiten kommt. Die bildreichen, aber ungemein präzisen Beschreibungen der Wechselfälle von Licht, Luft, Wasser und Felsen, die die betörende Wirkung des Gardasees ausmachen.
Hier spürt man die Vertrautheit des Autors mit dem Ort der Handlung, der im Roman mit T. abgekürzt wird, womit unverkennbar Torre di Benaco gemeint ist. Dort haben der 75 Jahre alte Kirchhoff und seine Frau ein Haus, in dem sie die Sommer verbringen. Und noch ein autobiographisches Motiv hat es ins Buch geschafft. Bei dem Tier aus dem Titel handelt es sich um eine Hündin namens Ascha, die Schongauer noch mit Magda aus einer elenden Straßenexistenz in Rumänien gerettet hat. Sie ähnelt der Hündin aus dem Leben der Kirchhoffs so sehr, dass das als "privat" ausgewiesene Bild auf dem Umschlag des Buches (es ist Kirchhoffs Debüt bei seinem neuen Verlag dtv) bis ins Detail in einer Art Vision Schongauers auftaucht: Wie er "vom Ufer aus schwimmen geht und die Hündin seine Kleidung bewacht, Hut und Hemd, Schuhe und Hose - wie sie nicht weicht und nicht weicht, auch wenn er schon längst ertrunken wäre, als hätte er vorher Bleib gerufen, Bleib!".
Diese Ascha ist keineswegs nur eine Nebenfigur, gewissermaßen treudoof schwanzwedelndes Symbol für Schongauers Sehnsucht nach Selbstvergessenheit und bedingungsloser Treue, sondern handlungstreibende Kraft. Ascha wendet sich zunehmend Frida zu; wie Schongauer mit diesem Verrat aus Instinkt umgeht, ist auch eine Art Reifeprüfung in der Kunst des Loslassens und der wahren Liebe. Wie er sie besteht und wie ihn Frida in einem rücksichtsvoll-herben Blogeintrag darin unterstützt, ist die vielleicht raffinierteste Erfindung in Kirchhoffs großem Buch. Das damit noch nicht zu Ende ist, sondern das, obwohl es mit einem gezückten Revolver begonnen hat, ganz leise endet. MATTHIAS ALEXANDER
Bodo Kirchhoff: "Seit er sein Leben mit einem Tier teilt". Roman.
Dtv, München 2024. 384 S., geb., 24,- Euro.
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!ein Lesehighlight 2024!
Klappentext:
„Vier Tage vor dem Höhepunkt des Sommers, dort, wo sich Louis Arthur Schongauer, einst düsterer Deutscher in Hollywood-Filmen, nach dem Tod seiner Frau zurückgezogen hat. Jetzt will er nur noch mit seiner Hündin leben, …
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!ein Lesehighlight 2024!
Klappentext:
„Vier Tage vor dem Höhepunkt des Sommers, dort, wo sich Louis Arthur Schongauer, einst düsterer Deutscher in Hollywood-Filmen, nach dem Tod seiner Frau zurückgezogen hat. Jetzt will er nur noch mit seiner Hündin leben, inmitten alter Oliven oberhalb des Gardasees. Doch dann strandet eine Reisebloggerin beim Wenden in seiner Zufahrt, und am nächsten Tag erwartet er eine Autorin, die ihn mit einem Porträt aus der Vergessenheit holen will: zwei Frauen mit Gespür für die Wunden in seinem Leben. Umso wichtiger wird ihm nun sein Tier, für das es nur ein Hier und Jetzt gibt …“
Als Hundebesitzer kennt man den wunderschönen Spruch „…Der Hund blieb mir im Sturme treu, der Mensch nichtmal im Winde“ (F. v. Assisi) und irgendwie geht es auch unserem Protagonisten Louis Arthur Schongauer so. Nach dem extremen Schicksalsschlag will er nur noch allein sein mit seinem Vierbeiner. Man kann es verstehen. Die Zeilen von Autor Bodo Kirchoff gehen tief unter die Haut und bewegen tief im Herzen. Louis bleibt aber nicht lange allein. Die beiden Bekanntschaften, Frida und Almut, bringen gewisse Abwechslung in sein Leben aber dennoch kann niemand seine Schmerzen über den Verlust heilen. Überhaupt, Kirchoffs Worte und sein Ausdruck sind wieder ausnahmslos feinfühlig, tiefgründig und hier und da an den passenden Stellen philosophisch. Man kommt beim lesen nicht drumherum sich selbst in Louis‘ Lage zu versetzen. Seine Hündin stets an der Seite. Seelentröster ohne Worte aber dafür mit viel Fell und einer Aura, wie sie nur eben Hunde haben. Da hilft kein Mensch, da hilft nur das Tier. Die beiden Damen indes bohren in Louis‘ Wunden. Das geht mal gut, mal tut es schmerzlich weh. Verständlich. Aber er ist nicht allein. Sein vierbeiniger treuer Begleiter empfindet den Verlust womöglich anders, vielleicht auch gar nicht, vielleicht spürt er nur wie Herrchen leidet. Keiner weiß es genau. Der Hund lebt im Hier und Jetzt und daran kann man sich eigentlich nur ein Beispiel nehmen. Nur ist der Weg zu dieser Einsicht, raus aus der Vergangenheit schwer, sehr steinig aber vielleicht doch machbar. Und dann kommen noch die alten Erinnerungen aus Hollywood, an die Filme, an die Stars und Sternchen…Kirchoffs Geschichte war ein Genuss an Leseunterhaltung. Kein normaler Roman, keine normalen Protagonisten und keine normale Situation werden hier beleuchtet. Und genau so ungewöhnlich groß und herausragend ist Kirchoffs Wortwahl und Ausdruck. Wahrlich ausdrucksstark und stets bestimmend. Das Ungewisse und jenes was wir nicht hervorsehen können, reißt uns gewaltig aus der Bahn aber genau dann liegt es an uns weiter zu leben, weiter zu existieren. Gerne auch mit Hilfe auf vier Pfoten oder Menschen die es gut mit uns meinen. Fazit: Ein absolutes Highlight gleich zu Beginn des Jahres 2024, welches ich mit viel Genuss gelesen habe, selbstredend stets mit meinem treuen vierbeinigen Begleiter an meiner Seite. 5 Sterne hierfür.
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Kirchhoffs jüngster Roman lässt mich sehr ambivalent zurück. Einerseits ist da die fraglos beeindruckende sprachliche Brillanz des Romanciers. Seine atmosphärischen Beschreibungen der hochsommerlichen Hitze am See, die sich letztlich in einem Gewitter entlädt, das biblische …
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Kirchhoffs jüngster Roman lässt mich sehr ambivalent zurück. Einerseits ist da die fraglos beeindruckende sprachliche Brillanz des Romanciers. Seine atmosphärischen Beschreibungen der hochsommerlichen Hitze am See, die sich letztlich in einem Gewitter entlädt, das biblische Ausmaße annimmt, das ist durchaus großes Kino. Diese Naturbeschreibungen sind zweifelsohne stark und dicht, und man spürt förmlich die aufgeladene Luft, die über der Landschaft liegt. Doch hier beginnt auch das Problem: Kirchhoff zieht eine sehr plakative Verbindung zwischen den Naturereignissen und den inneren Zuständen seines Protagonisten Schongauer, einem alten, zurückgezogen lebenden Mann, der nach dem Tod seiner Frau mit seinem Hund in Isolation lebt.
Diese Parallelen wirken mitunter zu erzwungen, besonders deutlich in der Szene, in der während eines tobenden Gewitters plötzlich eine sexuelle Begegnung zwischen Schongauer und einer deutlich jüngeren Journalistin stattfindet. Diese Symbolik, die zu stark aufgeladen wirkt, könnte man als Holzhammer-Methode bezeichnen – es fehlt an subtilen Nuancen, und das überdeutliche Ineinandergreifen von äußeren und inneren Ereignissen wirkt manchmal schlicht übertrieben.
In Bezug auf die Handlung bleibt vieles unbefriedigend: Die Motivation der Journalistin, ausgerechnet Schongauer interviewen zu wollen, bleibt nebulös, ebenso wie ihr sexuelles Interesse an ihm. Immer wieder hatte ich den Eindruck, dass es sich weniger um eine nachvollziehbare Entwicklung der Figuren handelt, sondern eher um eine Projektion von Wünschen und Vorstellungen des Autors. Die biografischen Ähnlichkeiten zwischen Kirchhoff und seinem Protagonisten sind nicht zu übersehen, was den Verdacht aufkommen lässt, dass hier Altherrenfantasien eine literarische Bühne erhalten haben.
Die zweite weibliche Figur, eine junge und attraktive Reisebloggerin, die ebenfalls in Schongauers Leben tritt, trägt weiter zu dem Eindruck bei, dass die Darstellung der Frauenfiguren im Roman stereotyp und übermäßig idealisiert ist. Die Tatsache, dass sie sich auf Anhieb mit dem griesgrämigen Schongauer versteht, wirkt ebenso unglaubwürdig wie die plötzliche Ferndiagnose von Herzproblemen durch den Ehemann der Journalistin via Telefon.
Trotz der Vielzahl an literarischen und künstlerischen Anspielungen, die den Text durchziehen, vermag auch dieser intertextuelle Reichtum den Roman nicht zu retten. Kirchhoffs Interpretation der "Versuchung des Heiligen Antonius" als ewige Bedrohung des Mannes durch das Weibliche erscheint dabei einseitig und misogyn.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Kirchhoff sprachlich zwar brilliert und eine dichte Atmosphäre zu schaffen weiß, jedoch inhaltlich nicht überzeugt.Kirchhoff hat einmal erklärt, es gehe ihm beim Schreiben „stets um eine Versöhnung von Sexualität und Sprache“. Nun, für mich ist diese Versöhnung hier leider nicht gelungen, stattdessen bleibt der Eindruck eines larmoyanten alten Mannes, der im Grunde die weibliche Psyche nicht versteht und sie daher auf klischeehafte Muster reduziert.
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Ich habe versucht "Seit er sein Leben mit einem Tier teilt" zu Ende zu lesen aber es ist mir nicht gelungen. Der prätentiöse Schreibstil des Autors,der wohl an Grass erinnern soll, kann nicht überzeugen. Weiterhin ist der Inhalt des Buches auch keine Offenbarung: Ein …
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Ich habe versucht "Seit er sein Leben mit einem Tier teilt" zu Ende zu lesen aber es ist mir nicht gelungen. Der prätentiöse Schreibstil des Autors,der wohl an Grass erinnern soll, kann nicht überzeugen. Weiterhin ist der Inhalt des Buches auch keine Offenbarung: Ein alternder Mann denkt an Frauen.
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Cover:
Rot ist zwar eine meiner Lieblingsfarben. Gut aber, dass es in die Läden in einem andern Layout kommen wird. Die Farbe, mit der der Titel im Lesexemplar geschrieben wurde, ist kaum lesbar, insbesondere nicht „barrierefreie“, denken wir an Menschen mit …
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Cover:
Rot ist zwar eine meiner Lieblingsfarben. Gut aber, dass es in die Läden in einem andern Layout kommen wird. Die Farbe, mit der der Titel im Lesexemplar geschrieben wurde, ist kaum lesbar, insbesondere nicht „barrierefreie“, denken wir an Menschen mit „Rotleseschwäche“.
Titel:
Seit er sein Leben mit einem Tier teilt…., dies hätte mich im Buchlanden nicht angesprochen. Für mich als nicht Tierbesitzerin, nur bedingt vorstellbar. Ich ziehe Menschen den Tieren gerne vor (um die es dann ja final auch im Buch gehen wird).
Inhalt:
In der aktuellen gesellschaftlichen Situation möchte ich keine Zeit mit „anderen Leuten gescheiterten Beziehungen und Ehen verbringen“.
Schreibstil:
Grds. mag ich lange, in sich verschachtelte Sätze. Hier aber hemmen sie meinen Lesefluß, bedingt dadurch, dass im Satz selbst „die Story fehlt“.
Zusammenfassung:
Bestimmt ein gutes Buch, für mich als Adressatin aber nicht das Genre, das ich im Laden wählen würde.
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L.A.Schongauer, verwitwet, ehemaliger Nebenrollenschauspieler in Hollywood, lebt zurückgezogen mit seiner Hündin Asha am Berg oberhalb von Torri del Benaco am Gardasee, als durch einen Zufall gleich zwei Frauen fast gleichzeitig bei ihm in seinem abseits gelegenen Haus auftauchen. Die eine …
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L.A.Schongauer, verwitwet, ehemaliger Nebenrollenschauspieler in Hollywood, lebt zurückgezogen mit seiner Hündin Asha am Berg oberhalb von Torri del Benaco am Gardasee, als durch einen Zufall gleich zwei Frauen fast gleichzeitig bei ihm in seinem abseits gelegenen Haus auftauchen. Die eine angekündigt, um mit ihm über sein Leben zu sprechen für einen Artikel, den sie schreiben möchte, die andere, weil sie durch einen Motorschaden bei ihm gestrandet ist. Die eine könnte vom Alter seine Tochter sein, die andere seine Enkelin. Um beide hat er nicht gebeten, im Gegenteil, hat er sich doch mit seiner Einsamkeit angefreundet und muss nun nicht nur seine Türe öffnen, sondern auch seine Gedanken, seine Gefühle und sein Herz. Und gerade letzteres macht ihm gerade mal wieder mächtig Probleme.
Bodo Kirchhoff schildert in einem eindrucksvoll geschriebenen Roman, wie sich die Protagonisten annähern, sich auf ihre ganz spezielle Art öffnen, dabei geht es um Liebe und Verlust, Trauer, Schuld und Abhängigkeiten. Es geht um Vergangenheit und Zukunft. Dabei vewebt der Autor die zwischenmenschlichen Spannungen gekonnt mit den Wetterumständen, der flirrenden Hitze, dem mächtigen Unwetter und der Zeit danach. Es ist ein Roman der leisen Töne mit ungemeiner Tiefe und Ausdruckskraft. Scheinbar endlosen Sätzen. Wörtliche Rede ohne Anführungszeichen. Das fordert, aber es passt auch zu diesen paar Tagen, die aus Sicht von Schongauer geschildert werden. Der Roman lebt nicht von der Spannung im Geschehen, sondern von den Spannungen zwischen den Protagonisten. Man kann sich die beschriebene Gegend, aber auch die Figuren so gut vorstellen. Gerade letztere besitzen eine ungemeine Tiefe und man sinnt auch noch nach dem Lesen eine Weile darüber nach, wie es weiter mit ihnen gehen könnte. Dafür hat der Autor alle Grundlagen geschaffen, der Rest ist Phantasie.
Mein erster "Kirchhoff", aber nicht mein letzter!
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Ist es besser als Tier zu leben?
Bodo Kirchhoff: Seit er sein Leben mit einem Tier teilt. DTV Verlag, 384 Seiten.
Louis Arthur Schongauer hat „ein deutsches Gesicht“. Genau richtig, um in Hollywood als böser Nazi eingesetzt zu werden. In Nebenrollen. So lebt er, bis er seine …
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Ist es besser als Tier zu leben?
Bodo Kirchhoff: Seit er sein Leben mit einem Tier teilt. DTV Verlag, 384 Seiten.
Louis Arthur Schongauer hat „ein deutsches Gesicht“. Genau richtig, um in Hollywood als böser Nazi eingesetzt zu werden. In Nebenrollen. So lebt er, bis er seine Frau kennenlernt und sein Leben nach ihr richtet, der bekannten Tierfotografin Magda. Es ist kurz vor seinem 75. Geburtstag. Magda lebt nicht mehr, L.A. hat sich in sein Haus im Olivenhain oberhalb des Gardasees zurückgezogen. Der einzige Begleiter des selbstgewählten Eremiten ist eine Hündin und er bewundert das Tier ob seiner unbedarften Hingabe an den Moment. Vor allem, als erst eine, dann eine zweite Frau seine Weltflucht stört.
Ein feines, anspruchsvolles Kammerstück hat Bodo Kirchhoff da geschrieben. Einiges passiert in diesen schwülen, eigentlich eher lähmenden Tagen des Ferragosto. Erinnerungen tauchen auf, Sehnsüchte, Liebe, Erotik, Schmerz, Tod. Gedanken über Erfolg und Scheitern, Zufall und Schuld. Das ganze Leben eben. Dafür steht auch der See, mal spiegelnd glatt, mal tobend, alles verschlingend. Kirchhoffs Sprache fasziniert, seine Beschreibungen der Natur, der Stimmung oder eben die Reflexionen über das Tier. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, bis zum unerwarteten Schluss. (kf)
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Der Roman „Seit er sein Leben mit einem Tier teilt“ von Bodo Kirchhoff erzählt vom ehemaligen deutschen Schauspieler Arthur Schongauer, der in Hollywood-Filmen dunkle deutsche Charaktere verkörpert hat. Nach seinem Karriereende und dem Tod seiner Frau führt er zusammen mit …
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Der Roman „Seit er sein Leben mit einem Tier teilt“ von Bodo Kirchhoff erzählt vom ehemaligen deutschen Schauspieler Arthur Schongauer, der in Hollywood-Filmen dunkle deutsche Charaktere verkörpert hat. Nach seinem Karriereende und dem Tod seiner Frau führt er zusammen mit seiner Hündin Asha ein einsames Leben oberhalb des Gardasees umgeben von Olivenbäumen inmitten der Natur.
Dieses Einsiedler-Leben wird abrupt gestört, als eine junge Reisebloggerin mit ihrem Wohnmobil wegen einer Panne in seiner Zufahrt liegenbleibt. Am nächsten Tag erwartet er außerdem eine Autorin, die ein Porträt über ihn schreiben möchte und sich deshalb bei ihm zu einem ausführlichen Gespräch angekündigt hat. Durch diese beiden Frauen wird sein Leben komplett auf den Kopf gestellt. Frida, die junge Studentin freundet sich mit seiner Hündin an und bereichert seinen Alltag durch ihre unbeschwerte Art. Almut, die einen Bericht über ihn schreiben möchte, erweckt und belebt durch ihre Fragen die Erinnerung an die Vergangenheit in ihm.
Er erzählt von seinem Leben als Schauspieler, von Gedanken und Gefühlen bei all den „bösen“ Rollen, die er gespielt hat. Er erzählt auch von seiner verstorbenen Frau, die Tierfotografin war und die er bei ihren Reisen begleitet hat. Bei eine dieser Reisen ist sie durch einen Unfall ums Leben gekommen. Durch alle diese Gespräche blüht der körperlich angeschlagene Arthur Schongauer sichtlich auf. Anfangs fühlt er sich in seiner Ruhe gestört, aber im Laufe der Geschichte findet er immer mehr Gefallen an der Gesellschaft und an den Gesprächen mit den beiden Frauen.
Der Roman besticht vor allem durch die wundervollen Dialoge und die beschriebenen Gedanken und Gefühle. Es passiert nicht wirklich viel, aber trotzdem kommt keine Langeweile beim Lesen auf. Mir hat das Buch gut gefallen und ich war teilweise sehr gerührt und gefesselt durch die brillant formulierten Gespräche und Schilderungen. Für diesen Roman braucht man etwas Ruhe und Muße. Es ist kein Buch für zwischendurch. Aber wenn man in die Geschichte eingetaucht ist und sich auf den anfangs gewöhnungsbedürftigen Schreibstil eingelassen hat, wird man bestens unterhalten.
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Ich bin leider mit diesem Roman nicht warm geworden, immer wieder wollte ich ihn abbrechen und habe dann doch bis zum Schluss durchgehalten.
L.A. Schongauer lebt ein Einsiedlerleben auf einem Olivenhain mit seiner Hündin Ascha. Die Beschreibung der Landschaft ist ruhig und wunderschön …
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Ich bin leider mit diesem Roman nicht warm geworden, immer wieder wollte ich ihn abbrechen und habe dann doch bis zum Schluss durchgehalten.
L.A. Schongauer lebt ein Einsiedlerleben auf einem Olivenhain mit seiner Hündin Ascha. Die Beschreibung der Landschaft ist ruhig und wunderschön zugleich. Und obwohl nicht viel passiert auf diesem Grundstück bewegt L.A. schon zu Beginn viel. Als sich dann noch die Reisebloggerin Frida auf seinem Grundstück festfährt und die Journalistin Almut in seinem Leben herumstochert, werden viele Dinge aufgewirbelt.
Äußerlich ändern sich die Dinge und L.A. gewöhnt sich zunehmend an die beiden Frauen in seinem Leben auch wenn sie es nur kurzweilig begleiten. Dennoch passiert irgendwie auch seitenweise nichts. Denn L.A. vermutet häufig nur, was die beiden Frauen denken könnten und gibt sich selbst haaresträubend verwirrende Antworten auf die Fragen, die Almut und Frida stellen, beantwortet diese aber nur in inneren Monologen und nie ganz ehrlich. Die Anziehung, die währendessen zwischen ihm und Almut entsteht, konnte ich nicht nachvollziehen und auch den Besuch von Fridas Mutter hat mich mehr als aus dem Konzeot gebracht.
Ich wurde nur von wenigen Momenten berührt, meist wenn L.A. über seine Hündin spricht oder die Seele baumeln lässt während des Frühstücks. Leider sind für mich am Ende des Buches immer noch alle Figuren blass und nur Ascha die Hündin, die werde ich vermissen :)
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Der 75-jährige Louis Arthur Schongauer - früher einmal Kleindarsteller in Hollywood, meist in der Rolle eines deutschen Bösewichts - lebt seit dem Unfalltod seiner Lebensgefährtin Magda zurückgezogen in einem Haus am Hang über dem Gardasee. In seinem Leben ist so …
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Der 75-jährige Louis Arthur Schongauer - früher einmal Kleindarsteller in Hollywood, meist in der Rolle eines deutschen Bösewichts - lebt seit dem Unfalltod seiner Lebensgefährtin Magda zurückgezogen in einem Haus am Hang über dem Gardasee. In seinem Leben ist so manches nicht ganz rund gelaufen, deshalb ist er froh über die Abgeschiedenheit. Seine Hündin Ascha gibt ihm Halt, sie ist die einzige Gesellschaft, die er braucht. Die selbstgewählte Einsamkeit endet jäh, als die 24-jährige Reisebloggerin Frida mit ihrem Wohnmobil in seiner Zufahrt strandet. Für den nächsten Tag hat sich zudem die 49-jährige Autorin Almut Stein angekündigt, weil sie ein Portrait über den Altschauspieler schreiben möchte. Schongauer hat zugesagt, obwohl er eigentlich nicht gestört werden will. Schließlich taucht dann auch noch Fridas Mutter Lilly auf. Plötzlich ganz schön viel los im Hause Schongauer…
Es ist spannend zu beobachten, wie die Anwesenheit der Frauen den Altschauspieler verändert. Frida überrumpelt ihn mit ihrer Lebensfreude. Und die bohrenden Fragen von Almut bringen Schongauer zum Nachdenken - über sich, über sein Leben, über seine Vergangenheit, über die Höhen und vor allen Dingen die Tiefen; über das, was noch kommen könnte. Er, der eigentlich ein Vergessener sein wollte, entdeckt eine starke Sehnsucht nach Liebe und nach Leben, wobei ihm aber klar ist, dass seines nicht mehr allzu lang dauern wird (das Herz, es stolpert). Die ganze Geschichte ist eingehüllt in einen Hauch Melancholie.
Und sein Tier - immer da, immer nah. Ascha ist nicht nur treue Begleiterin und Trösterin, sie scheint als das zu haben, was Schongauer auch für sich gerne hätte: eine innere Zufriedenheit, keine Gedanken an gestern oder morgen, immer im Moment leben, ohne das Wissen, dass die Zeit unweigerlich abläuft.
Bodo Kirchhoff verzichtet Satzzeichen für die wörtliche Rede - das hat mich zunächst irritiert und es hat ein paar Seiten gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte. Aber einmal eingelesen, bin ich mit diesem Stil gut klargekommen.
„Seit er sein Leben mit einem Tier teilt“ hat mir gut gefallen - ein Roman, in dem es um das Älterwerden und die Sehnsucht nach Leben geht, nach Glück und Zufriedenheit.
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Ein bittersüßer Roman für alte weiße Männer, nicht immer leicht zu lesen, da in Kirchhoffs Kettensätzen Rede und Gegenrede, Gesagtes und Gedachtes oft ineinander gehen. Aber man liest sie gern ein zweites Mal, erfreut sich an den genauen Landschafts- und …
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Ein bittersüßer Roman für alte weiße Männer, nicht immer leicht zu lesen, da in Kirchhoffs Kettensätzen Rede und Gegenrede, Gesagtes und Gedachtes oft ineinander gehen. Aber man liest sie gern ein zweites Mal, erfreut sich an den genauen Landschafts- und Tierbeschreibungen, dem letzten Liebesaufflackern des im doppelten Sinne Herzkranken und sieht den alten Clint Eastwood in der Verfilmung dieses Romans. Obwohl: Eine Nebenrolle als Nazi, auf die die Hauptfigur in Hollywood reduziert war, hätte er wohl nie übernommen. Vielleicht doch eher Armin Müller-Stahl mit seinen gleichlautenden blauen Augen? Dass am Ende auch noch die Tochter, von deren Existenz er nichts wusste, aus Amerika anruft und ihm zum Geburtstag gratuliert.... Geschenkt!
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