Emma Donoghue
Broschiertes Buch
Raum
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Für Jack ist Raum die ganze Welt. Dort essen, spielen und schlafen er und seine Ma. Jack liebt es fernzusehen, denn da sieht er seine »Freunde«, die Cartoonfiguren. Aber er weiß, dass die Dinge hinter der Mattscheibe nicht echt sind - echt sind nur Ma, er und die Dinge in Raum. Bis der Tag kommt, an dem Ma ihm erklärt, dass es noch eine Welt da draußen gibt und dass sie versuchen müssen, aus Raum zu fliehen ...
Emma Donoghue, 1969 geboren, ist Autorin zahlreicher Romane und Erzählungen. Vor dem Sensationserfolg von 'Room' hatte sie bereits mit 'Slammerkin' einen Millionenbestseller. Die Übersetzungsrechte wurden in 29 Länder verkauft. Mit ihrer Lebensgefährtin und ihren beiden Kindern lebt sie in Kanada.
Produktdetails
- Piper Taschenbuch Bd.30129
- Verlag: Piper
- Originaltitel: Room
- 8. Aufl.
- Seitenzahl: 409
- Erscheinungstermin: 12. November 2012
- Deutsch
- Abmessung: 187mm x 121mm x 35mm
- Gewicht: 296g
- ISBN-13: 9783492301299
- ISBN-10: 3492301290
- Artikelnr.: 35685041
Herstellerkennzeichnung
Piper Verlag GmbH
Georgenstr. 4
80799 München
info@piper.de
»So eine unglaublich gefühlvolle Geschichte. (...) Es hat mich unglaublich berührt, unglaublich mitgenommen.« liberiarium 20210901
Pro:
Die Grundidee für "Raum" ist bestechend: ein kleiner Junge hält die 12 Quadratmeter, in denen er sein kurzes Leben bisher verbracht hat, für die ganze Welt, weil seine Mutter es ihm so erklärt hat. Er hat keine Ahnung, dass die Dinge, die er im Fernsehen sieht, …
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Pro:
Die Grundidee für "Raum" ist bestechend: ein kleiner Junge hält die 12 Quadratmeter, in denen er sein kurzes Leben bisher verbracht hat, für die ganze Welt, weil seine Mutter es ihm so erklärt hat. Er hat keine Ahnung, dass die Dinge, die er im Fernsehen sieht, "in echt" sind. In seiner Unschuld ist ihm nicht klar, dass Ma und er Gefangene sind, und warum der Alte Nick, der über alles bestimmt, nachts zu seiner Mutter ins Bett steigt... Er vermisst nichts, denn er kennt es nicht anders.
Als Leser wird einem schnell klar, in was für einem Albtraum Jack und seine Mutter eigentlich leben, und dass dahinter ein ungeheures Verbrechen steht. Man fragt sich gespannt und beklommen, wie es weitergehen wird - werden die beiden den Rest ihres Lebens in Raum verbringen müssen, oder werden sie noch flüchten können oder gerettet werden? Und falls ja, wird Jack mit der großen weiten Welt außerhalb dessen, was er kennt, überhaupt klarkommen?
Ich konnte das Buch gar nicht mehr weglegen - zum einen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es ausgehen würde, und zum anderen, weil mir Jack so ans Herz gewachsen ist. Er ist ein lieber kleiner Kerl, sehr aufgeweckt und kreativ. Einerseits scheint er seinem Alter weit voraus zu sein, da seine Mutter sich 24 Stunden am Tag mit ihm beschäftigt und ihm vieles beibringt. Andererseits ist er weit hinterher, da ihm ja vieles an Reizen und Sozialisierung fehlt, was Kinder zu ihrer Entwicklung brauchen.
Seine Mutter tut ihr Bestes, um ihrem Kind ein möglichst schönes Leben zu bieten: sie denkt sich immer wieder neue Spiele aus, bastelt Spielsachen mit ihm und versucht, ihn vor der grausamen Wahrheit abzuschirmen. Das habe ich wirklich an ihr bewundert. Ja, sie hat zwischendurch Phasen, in denen sie einfach die Decke über den Kopf zieht und sich weigert, aufzustehen oder sich mit Jack zu beschäftigen, sie ist manchmal wütend und agressiv, aber mal ehrlich - das kann man ihr in einer solchen Extremsituation nicht übelnehmen.
Man sollte meinen, dass es langweilig wird, zwei Menschen auf engstem Raum beim Leben zuzusehen, aber das ist es nicht, und das ist meiner Meinung nach eine ganz große Leistung der Autorin!
An den Schreibstil musste ich mich erst gewöhnen, fand ihn dann aber fantastisch: es ist Jack, der uns die Geschichte in seiner ganz eigenen Sprache erzählt. (Das war sicher eine echte Herausforderung für den Übersetzer!) Natürlich in eher einfachen Worten, er ist schließlich erst fünf Jahre alt, aber auch erstaunlich packend und oft ziemlich witzig.
Kontra:
Das Ende kam mir ein wenig zu abrupt und ließ vieles offen, was ich gerne noch erfahren hätte.
Zusammenfassung:
Wer sich darauf einlassen kann, die Welt durch die Augen eines ungewöhnlichen Kindes zu sehen, und eine Geschichte, wie man sie sonst in Thrillern findet, mal völlig anders erzählt zu bekommen - mal traurig, mal bedrückend, aber oft auch komisch und unerwartet lebenslustig, der sollte zumindest mal in die Leseprobe reinlesen.
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Normalerweise lese ich ein Buch in höchstens 2-3 Tagen in einem Rutsch, wenn ich mich erst einmal dazu entschlossen habe. Bei „Raum“ war das anders, denn obwohl Emma Donoghues Werk in einigen Bücherforen große Wellen der Begeisterung ausgelöst hat und mich deshalb …
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Normalerweise lese ich ein Buch in höchstens 2-3 Tagen in einem Rutsch, wenn ich mich erst einmal dazu entschlossen habe. Bei „Raum“ war das anders, denn obwohl Emma Donoghues Werk in einigen Bücherforen große Wellen der Begeisterung ausgelöst hat und mich deshalb zum Kauf veranlasste, was bei mir die Wirkung aber eher wie ein müder Wasserlauf, der an die Kaimauern platschte und mich bis zum Schluss nicht richtig erreichte.
Die Autorin hat ein Buch aus der Sicht eines 5-jährigen Jungen geschrieben, der gemeinsam mit seiner verschleppten Mutter in einer schalldichten Gartenlaube leben musste und nur durch den Fernseher eine Ablenkung von seiner kleinen Welt bekommt. Mangels Kontakt zu der Außenwelt ist er nicht nur sprachlich, sondern auch in allen anderen Bereichen nicht altersgemäß entwickelt, wenngleich seine Mutter sich die größte Mühe gibt, um ihm eine gute Erziehung zu gewährleisten und Abwechslung in den tristen Alltag zu zaubern. Das „falsche Kinderdeutsch“ des Jungen hat es mir sehr schwer gemacht einen flüssigen Leserhythmus zu finden, zumal einige Beschreibungen gar nicht sofort das Gemeinte deutlich erklärten und damit den Zusammenhang vermissen ließen. Die ganze Situation war auch so schrecklich bedrückend und machte wütend, denn reine Fiktion war die Entführung speziell durch jüngste Ereignisse in den Medien nicht. Ich schwankte oft zwischen Mitgefühl für die beiden Protagonisten und purer Lesemüdigkeit, die durch die nervenden Dialoge von Mutter und Sohn hervorgerufen wurden. Das Stillen eines Kindes in dem Alter, was für Jack wichtigster Tagesordnungspunkt war, hat mich auch bis zum Schluss eher verstört und dafür gesorgt, dass ich eher Abstand zu dem Inhalt nahm.
Der Höhepunkt der Geschichte ließ gar nicht allzu lange auf sich warten und war auch ein Klimax, den ich als gelungen einordnen würde, allerdings den weiteren Verlauf in einem noch schwächeren Licht erscheinen ließ. Was eigentlich Erleichterung und Neugierde für die weitere Entwicklung der Protagonisten auslösen sollte, brachte bei mir leider nur Langeweile hervor. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen, war es danach fast der abgehandelte Tagesablauf einer Fallstudie aus Arztakten, die wir Leser geduldig absitzen müssen. Würde „Raum“ auf einer wahren Begebenheit beruhen, hätte ich wahrscheinlich nicht so streng die Eintönigkeit kritisiert, aber hier dachte ich nur, warum man unbedingt die Seiten füllen muss, wenn doch nichts geschieht? Als dann auch noch der Junge ständig an dem verfaulten Zahn seiner Mutter zur Beruhigung lutschte, kam neben der Langeweile auch noch Ekel hinzu.
Menschen, die bei der Nachricht von einem weiteren unschuldigen Vergewaltigungs- oder Entführungsopfer im Fernsehen weinen müssen, würden Jack mit Sicherheit am liebsten sofort an die eigen Brust drücken – ich bin dagegen froh, dass ich das Buch zuschlagen und mich wieder erfreulicheren Büchern zuwenden kann.
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Meine Meinung:
Dieser Titel wurde mir von Kücki empfohlen, bzw. habe ich ihn auf ihrer Seite entdeckt und direkt bestellt. Und nun endlich war es soweit, denn durch den Leipziger Buchclub bin ich nun auch endlich dazu gekommen, dass Buch zu lesen und selbst meine Erfahrung damit zu …
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Meine Meinung:
Dieser Titel wurde mir von Kücki empfohlen, bzw. habe ich ihn auf ihrer Seite entdeckt und direkt bestellt. Und nun endlich war es soweit, denn durch den Leipziger Buchclub bin ich nun auch endlich dazu gekommen, dass Buch zu lesen und selbst meine Erfahrung damit zu machen.
Das Besondere an dem Buch ist die Perspektive, zwar haben wir einen typischen Ich-Erzähler, nur handelt es sich dieses Mal um einen 5-Jährigen Jungen. Die Autorin geht sogar soweit, dass sie genau so schreibt wie ein Kleinkind, mit all den Rechtschreibfehlern und Wiederholungen, und auch Logikfehlern. Am Anfang fand ich das Ganze noch sehr interessant, leider wurde es auf die Länge des Buches gesehen irgendwann schwierig stetig zu folgen, denn 400 Seiten nur in Kleinkind-Sprache ist dann doch ein ganz schön starkes Stück. Defintiv eine Leseerfahrung die es in sich hat.
Ma, die Mutter von Jack, deren richtiger Name nie genannt wird, war für mich als Protagonist teilweise schwer nachvollziehbar, was aber auch am objektiven Blickwinkel lag. Interessant ist ihre Geschichte und ihr Umgang mit der Situation auf jeden Fall, teilweise hätte ich mir gewünscht, dass die Perspektive auch auf die gewechselt wäre, einfach um ihre Handlungen noch besser nachvollziehen zu können, und ihre Gefühlspalette einfließen zu lassen.
Jack, unser Erzähler, war ein wirklich schwieriger Charakter, aber das nur, weil die Umstände ihn dazu gemacht haben. Er kennt nur den Raum, die Welt "Draußen" ist für ihn nur im Fernseher und daher nicht real. Als dann die geballte Kraft der Welt auf ihn trifft kann er damit, berechtigerweise, nicht wirklich umgehen und kommt immer wieder anGrenzen bei denen wir als Erwachsenen und Außenstehende vielleicht den Kopf schütteln, die aber für ihn total logisch sind. Seine Eigenheiten, seine Sturheit und Dickköpfigkeit fand ich streckenweise ganz schön anstrengend auch wenn nachvollziehbar sein sollte, dass Jack eben ein besonderes Kind ist, hätte ich mir gewünscht, dass hier irgendwo ein Erfolg eine Weiterentwicklung sichtbar wird.
Insgesamt liefert die Autorin hier mit ihrer Idee und ihrer Umsetzung wirklich ein gutes und tolles Buch ab, was im Gedächtnis bleibt und grade durch seine Geschichte und die Entwicklung, die ich nicht weiter erzählen möchte, denn jeder soll dieses Buch für sich selbst entecken, auftrumpft. Auch das Ende stellt nochmal eine Besonderheit dar, denn man erwartet doch bei einem solchem Thema ein Art "Happy End" oder ähnliches, aber die Autorin behält sich dies vor und überlässt es uns an die Geschichte anzuknüpfen und selbst zu überlegen wie Jacks Weg weitergeht.
Fazit;
Dieses Buch bleibt einem wirklich im Gedächtnis, nicht nur wegen der brisanten Geschichte, sondern auch wegen der Perspektive und des Schreibstils. Dieses Buch hat Ecken und Kanten, was nicht schlecht sondern gut ist, und genau das macht es zu etwas einzigartigen. Als Tipp am Rande, das Buch wurde sogar erfolgreich verfilmt und kommt im Frühling 2016 in die deutschen Kinos.
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Jack lebt seit seiner Geburt in einem kleinen Raum, es gibt einen geregelten Ablauf und Jack ist soweit glücklich, denn er hat seine Mutter, die er über alles liebt und seinen Fernseher.
Da Jack es nicht anders kennt ist für ihn nur alles im Raum real, was anderes kennt er nicht. Das …
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Jack lebt seit seiner Geburt in einem kleinen Raum, es gibt einen geregelten Ablauf und Jack ist soweit glücklich, denn er hat seine Mutter, die er über alles liebt und seinen Fernseher.
Da Jack es nicht anders kennt ist für ihn nur alles im Raum real, was anderes kennt er nicht. Das einzige was er nicht mag ist Old Nick, der Entführer, denn wenn er kommt, muss Jack immer im Schrank schlafen.
Raum ist für mich ein sehr bewegendes und ergreifendes Buch. Es wird aus der Sicht von Jack erzählt und seine etwas ungewöhnliche Sprache ist am Anfang doch sehr gewöhnungsbedürftig. Jedoch fühlt man sich so auch in Jack hinein und mir ging es wirklich so, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte, da ich unbedingt wissen musste, wie mit Jack weitergeht.
Ein tolles Buch, das ich ohne Bedenken weiterempfehlen kann.
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Das Buch "Raum" von Emma Donoghue ist 416 Seiten lang und über Piperverlag erschienen.
Das Buch ist als Hardcover, Softcover, Ebook und als Hörbuch erschienen.
Der Hörbuchsprecher hat eine zu tiefe und alte Stimme für die Darstellung eines Fünfjährigen. …
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Das Buch "Raum" von Emma Donoghue ist 416 Seiten lang und über Piperverlag erschienen.
Das Buch ist als Hardcover, Softcover, Ebook und als Hörbuch erschienen.
Der Hörbuchsprecher hat eine zu tiefe und alte Stimme für die Darstellung eines Fünfjährigen. Das finde ich nicht authentisch genug und störte mich, weshalb ich mir dann doch noch das Buch zulegte. Das Hörbuch hat einen Umfang von 6 Stunden und 25 Minuten.
Die Hardcoverausgabe hat eine sehr gute Bindung, einen abnehmbaren Buchumschlag, integriertes Lesebändchen und schöne griffige Leseseiten.
Jack ist fünf Jahre alt und lebt in Raum. Dort wurde er geboren und dort ist er aufgewachsen. Er schaut gerne Fernsehen, aber er weiß dass die Dinge dort nicht echt sind. Echt sind nur Ma, er und der Raum und Old Nick, der aber nur selten kommt, wenn er schon schläft. Seine komplette Welt ändert sich, als Ma erzählt, dass es hinter Raum doch noch eine andere Welt gibt und dass beide fliehen müssen.
Das Buch ist schockierend authentisch geschrieben aus der Sicht eines Kleinkindes, welches nichts kennt außer einem kleinen Raum. Die komplette Umgebung ist absolut atmosphärisch widergegeben. Als Leser kann man sich absolut in die Umgebung und in Jack hineinfallen lassen. Sogar die Sprache und Weltanschauung von Jack werden perfekt widergegeben. Es entstehen ein innerer Film und ein spannender Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Die Seiten rauschen dahin, es wirbeln Fragen auf. Man verweilt in seinem eigenen Gedankenkarussell und den extremen überschäumenden Emotionen. Ist diese Geschichte real oder Fiktion? Die Grenzen verschwimmen.
Nach eigener Recherche hab ich herausgefunden, dass der Fall Elisabeth Fritzl die Vorlage für dieses Buch gewesen sein soll.
Fazit: Das Hörbuch kann ich wg dem Sprecher nicht empfehlen, aber der Print hat es in sich. Ein Werk aus der Sicht eines Fünfjährigen, welcher in einem Raum großgeworden ist und ansonsten nichts kennt. Das Buch ist schockierend, authentisch, emotional, gedankenaufwirbelnd, extrem atmosphärisch und spannend. Außerordentliche Leseempfehlung!
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Ich muss leider sagen dass ich dieses Buch nur quer lesen konnte.
Ich fand es sehr anstrengend dass das Buch komplett nur aus der Sicht des Jungen geschrieben war. Abschnittweise wäre dies ja noch in Ordnung gewesen, aber das permanente Fehlen von Artikeln und Präpositionen macht …
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Ich muss leider sagen dass ich dieses Buch nur quer lesen konnte.
Ich fand es sehr anstrengend dass das Buch komplett nur aus der Sicht des Jungen geschrieben war. Abschnittweise wäre dies ja noch in Ordnung gewesen, aber das permanente Fehlen von Artikeln und Präpositionen macht flüssiges Lesen nahezu unmöglich.
Auch fand ich es schade dass das Buch mit dem 5. Geburtstag begonnen hat. Ich hätte gern mehr zu den Umständen erfahren, wie alles begann.
Ich war wirklich sehr enttäuscht!
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Die Vorstellung ist entsetzlich: jahrelang in einem Verlies gefangen gehalten zu werden, ohne Kontakt zur Außenwelt und mit mehrfachem Missbrauch durch den Entführer und Peiniger. In „Raum“ erzählt Emma Donoghue die Geschichte des fünfjährigen Jack, dessen …
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Die Vorstellung ist entsetzlich: jahrelang in einem Verlies gefangen gehalten zu werden, ohne Kontakt zur Außenwelt und mit mehrfachem Missbrauch durch den Entführer und Peiniger. In „Raum“ erzählt Emma Donoghue die Geschichte des fünfjährigen Jack, dessen gesamte Welt aus Raum, seiner Mutter und seinen Freunden im Fernseher besteht.
Jack kennt nichts anderes als Raum. Raum besteht aus Tisch, Kommode, Zudeck, Fernseher und wenigen anderen lebendnotwendigen Einrichtungen. Durch Oberlicht kommt Licht aus dem Weltall in Raum, aber Jack weiß: Es gibt nur Raum und Weltall jenseits davon, und alles was er im Fernseher sieht, ist „nur Fernseher“, das heißt nicht echt. Gelegentlich kommt Old Nick, dann muss er sich in Kommode verstecken. Old Nick bringt Essen und Kleidung und gelegentlich ein Sonntagsgutti, doch ob Old Nick in echt oder nur Fernseher ist, weiß Jack nicht so genau. Als seine Ma zu seinem fünften Geburtstag Jack zu erklären versucht, dass es mehr gibt als nur Raum, beginnt für Jack sein vielleicht größtes Abenteuer: die Welt.
Der vielleicht genialste Kniff dieses Romans ist seine Erzählperspektive: Der Leser erlebt die Geschichte aus den Augen eines Fünfjährigen, der in seinem ganzen Leben noch nie Kontakt zur Außenwelt hatte, ja, für den das Konzept einer Außenwelt so ungeheuerlich ist, dass er es zunächst gar nicht begreifen kann und als dumme, langweilige Geschichte seiner Ma abtut. Hinzu kommt das Tempus: Der Roman ist auf höchst subtile Art und Weise im Präsens erzählt; Kinder leben nun einmal im Hier und Jetzt.
Noch einmal die Welt durch die Augen eines Kindes zu erleben, wünscht sich wahrscheinlich so manch ein Erwachsener. Die absolut überzeugende Sicht dieses Kindes jedoch ist etwas, das mit Sicherheit niemand so schnell vergisst. Sie geht unter die Haut und berührt den Leser im Innersten, verängstigt und verstört vielleicht auch ein bisschen. In jedem Fall jedoch arbeitet sie noch lange nach Beenden des Buches in einem.
Es gibt Bücher, bei denen man mal hier ein paar Kapitel liest, mal da ein paar. „Raum“ hingegen kann man nicht mehr aus der Hand legen, hat man einmal angefangen. Es saugt einen förmlich in die Geschichte, ist vielleicht auch ein wenig voyeuristisch veranlagt.
Ein bermekenswertes Detail der Geschichte ist auch, dass Jack viele Dinge, die er nur ein einziges Mal in seinem Leben kennt, ohne Artikel benennt. Er sagt nicht „der Raum“, sondern einfach nur „Raum“, als sei dies ein Eigenname für ein absolut einmaliges Ding, wie es auch jeden Menschen nur ein einziges Mal auf der Welt gibt. Es sind diese Details, die die Erzählung so unheimlich faszinierend machen.
Jack versteht vieles nicht. Zum Beispiel auch nicht, dass seine Mutter unglaublich verzweifelt ist und unbedingt fliehen will. Dazu ist sie sogar bereit ihr eigenes Kind in Gefahr zu bringen, obgleich sie es gleichzeitig um jeden Preis vor Old Nick beschützen will. Jack versteht auch nicht beziehungsweise es kommt ihm gar nicht in den Sinn, dass seine Mutter eine wesentlich negativere Beziehung zu Raum hat als er selbst. Das leuchtet natürlich ein, er kannte immerhin sein Leben lang nichts anderes und weiß nicht, was er alles verpasst hat.
Der Roman ist weniger eine Geschichte über die Gefangenschaft, als vielmehr die Beziehung von Mutter und Kind, deren ganze Welt sich umeinander dreht, als auch die Eingliederung eines Jungen in die Gesellschaft, der keinen anderen Menschen kennt als sich, seine Mutter und den Entführer, bei dem er sich nicht einmal sicher ist, ob er echt sei. Jack schnappt nur nebenher einige Brocken der Ärzte auf, die für ihn keine Bedeutung haben, durch die der Leser aber einen Blick auch von außen auf die Situation erhaschen kann.
„Raum“ ist ein Roman, der einen auch nach dem Zuklappen der Buchdeckel so schnell nicht wieder loslässt. Seine Erzählperspektive macht ihn zu einem ungewöhnlichen und faszinierenden Roman, der in jedem Fall eine Empfehlung ist.
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