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Die Geschichte einer intensiven Liebe: Connell und Marianne wachsen in derselben Kleinstadt im Westen Irlands auf, aber das ist auch schon alles, was sie gemein haben. In der Schule ist Connell beliebt, der Star der Fußballmannschaft, Marianne die komische Außenseiterin. Doch als die beiden miteinander reden, geschieht etwas mit ihnen, das ihr Leben verändert. Und auch später, an der Universität in Dublin, werden sie, obwohl sie versuchen, einander fern zu bleiben, immer wieder magnetisch, unwiderstehlich voneinander angezogen. Eine Geschichte über Faszination und Freundschaft, über Sex...
Die Geschichte einer intensiven Liebe: Connell und Marianne wachsen in derselben Kleinstadt im Westen Irlands auf, aber das ist auch schon alles, was sie gemein haben. In der Schule ist Connell beliebt, der Star der Fußballmannschaft, Marianne die komische Außenseiterin. Doch als die beiden miteinander reden, geschieht etwas mit ihnen, das ihr Leben verändert. Und auch später, an der Universität in Dublin, werden sie, obwohl sie versuchen, einander fern zu bleiben, immer wieder magnetisch, unwiderstehlich voneinander angezogen. Eine Geschichte über Faszination und Freundschaft, über Sex und Macht.
Sally Rooney wurde 1991 geboren, ist in Castlebar, County Mayo, aufgewachsen und lebt in Dublin. Sie studierte am Trinity College Dublin, zunächst Politik, machte dann ihren Master in Literatur. Rooneys Debütroman 'Gespräche mit Freunden' kam auf die Shortlist des Sunday Independent Newcomer of the Year Award 2017, des International Dylan Thomas Prize und des Rathbones Folio Prize 2018. Rooney war die Gewinnerin des Sunday Times /Peters Fraser & Dunlop Young Writer of the Year Award 2017, den u.a. auch Zadie Smith und Sarah Waters gewannen. Rooney ist inzwischen Redakteurin des irischen Literaturmagazins The Stinging Fly. Ihr zweiter Roman 'Normale Menschen' wurde für den Man Booker Prize 2018 nominiert und gewann u.a. den Costa Novel Award, den An Post Irish Novel of the Year Award und den British Book Award (Novel of the Year und Book of the Year).
Produktbeschreibung
- Verlag: btb
- Originaltitel: Normale Menschen
- Artikelnr. des Verlages: 90616926
- Seitenzahl: 320
- Erscheinungstermin: 13. Dezember 2021
- Deutsch
- Abmessung: 186mm x 127mm x 28mm
- Gewicht: 282g
- ISBN-13: 9783442771509
- ISBN-10: 3442771501
- Artikelnr.: 61391210
Herstellerkennzeichnung
btb Taschenbuch
Neumarkter Straße 28
81673 München
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
Perlentaucher-Notiz zur FAS-Rezension
Auch der zweite Roman von Sally Rooney, in dem es um die Liebe zweier College-Studenten geht, über Klassengrenzen hinweg, und ein Leben im intellektuellen Rausch, hat Rezensentin Miryam Schellbach begeistert: Die Verliebten sind über die Verhältnisse zwar vollkommen aufgeklärt, wie sie mit hochgeistigen Dialogen auch immer wieder kundtun, dem Aufeinanderprallen ihrer beiden Welten aber dennoch schonungslos ausgeliefert, erzählt die amüsierte Kritikerin. Für sie gelingt es Rooney in Perfektion, Literatur zu schreiben, die den Nerv der Zeit trifft: "Serialität, Dialogbasiertheit, ein ironischer Aufruf von Bekanntem" und schematische Figuren sorgen für eine leichte Lektüre, die dennoch insgeheim eine solche zeitdiagnostische Schärfe transportiert, dass sie im Gedächtnis bleibt, lobt Schellbach.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Gelassene Nerds
Warum Sally Rooneys Roman "Normale Menschen" noch viel besser ist als die gleichnamige Serie
Als ich vor zwei Jahren zu meinem 30. Geburtstag einlud, stellte ich der E-Mail ein Zitat aus "Gespräche mit Freunden", Sally Rooneys Debüt von 2017, voran: "Ich werde mich weiterbilden, dachte ich. Ich werde irgendwann so klug sein, dass mich niemand mehr versteht." Damals wusste ich nicht, dass ich mit dem ironisch und zugleich emphatisch geäußerten Satz in guter Gesellschaft war. Die riesige Fangemeinde von Sally Rooney, dem gerade 29-jährigen irischen Shootingstar, wirft bei Twitter und Instagram mit Sätzen aus ihren Romanen um sich, als gäbe es für jede Lebenssituation einen passenden Rooney-Satz und
Warum Sally Rooneys Roman "Normale Menschen" noch viel besser ist als die gleichnamige Serie
Als ich vor zwei Jahren zu meinem 30. Geburtstag einlud, stellte ich der E-Mail ein Zitat aus "Gespräche mit Freunden", Sally Rooneys Debüt von 2017, voran: "Ich werde mich weiterbilden, dachte ich. Ich werde irgendwann so klug sein, dass mich niemand mehr versteht." Damals wusste ich nicht, dass ich mit dem ironisch und zugleich emphatisch geäußerten Satz in guter Gesellschaft war. Die riesige Fangemeinde von Sally Rooney, dem gerade 29-jährigen irischen Shootingstar, wirft bei Twitter und Instagram mit Sätzen aus ihren Romanen um sich, als gäbe es für jede Lebenssituation einen passenden Rooney-Satz und
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für jede Krise eine treffende Anekdote aus ihrem Werk. Zuletzt waren unter dem Hashtag #connellschain, also Connells Kette, solche Tweets zu lesen: "ich versuche gerade, meinen Mann davon zu überzeugen, dass eine solche Kette auch bei ihm gut aussähe".
Besitzer der verführerischen Kette ist Connell, neben Marianne die zentrale Figur in "Normale Menschen", Sally Rooneys zweitem Roman. Wie schon im Debüt geht es um das Erwachsenwerden junger Iren der Generation Z, also derjenigen, für die das Smartphone nie etwas war, das sie erst kennenlernen mussten. Und wieder wachsen beide Protagonisten im ländlich geprägten Westen Irlands auf und werden vom Umzug nach Dublin und dem Studienbeginn am renommierten Trinity College in einen Zustand beinah manisch gelebter Intellektualität versetzt. Eine typische Szene im von stark zugespitzten Dialogen getragenen Rooney-Kosmos sieht so aus: Marianne und Connell sind ineinander verliebt, heimlich und verdruckst. Postpubertär wortkarg haben sie keine Sprache für ihre Zuneigung und beeindrucken einander stattdessen mit Lektüreempfehlungen. "Er sagte ihr, sie solle versuchen, das ,Kommunistische Manifest' zu lesen, er glaubte, es würde ihr gefallen, und er bot ihr an, den Titel aufzuschreiben, damit sie ihn nicht vergaß. Ich weiß, wie das ,Kommunistische Manifest' heißt, sagte sie."
Marianne Sheridan wächst in einer weißen Villa auf, ihre Mutter ist Anwältin, vornehmlich abwesend. Alleinige Vertraute ist die Reinigungskraft des Hauses, eine lebenskluge Gestalt voll Zuneigung und kompensatorischer Mütterlichkeit. Einziges Manko ist, dass ebendiese Putzfrau die Mutter von Connell Waldron, Mariannes Mitschüler, ist. Das nicht sehr subtile, aber wirkungsvolle Motiv ist also die Liebe über Klassengrenzen hinweg. In der Schule, wo es bodenständig zugeht, erregt Mariannes Wohlstandsaura Misstrauen. Da gilt als beliebt, wer die meisten Biere trinkt oder Nacktfotos aufs Handy geschickt bekommt. Damit das Football-Talent Connell in der Ansehenshierarchie nicht abrutscht, versteckt er die Affäre. Die beiden schlafen heimlich im Kinderzimmer der Anwaltsvilla miteinander, während Connells Mutter dort den Küchenboden schrubbt.
Es ist Sally Rooneys großes Talent, dass diese fehlende Subtilität des Plots überhaupt nicht auf einen Genre-Liebesroman hinausläuft. Connells und Mariannes vierjährige On-Off-Beziehung eröffnet einen Schauplatz für die gesteigerte Intensität milieuübergreifender Liebe, die Fallstricke des sozialen Habitus, für sexuelle Vitalität und romantisches Missverständnis, wie man es aus der Ästhetik des britischen Gesellschaftsromans des 19. Jahrhunderts kennt. Das Spiel mit dieser Tradition wird in der Geschichte immer wieder explizit. Einmal liest Connell Jane Austens "Emma", den Urtext des Sittenromans. An der Stelle, an der es so aussieht, als würde Mr. Knightley Harriet, also die falsche, heiraten, muss Connell das Buch weglegen, "emotional seltsam aufgewühlt".
Historische Kulisse des Romans sind die Folgejahre der Bankenkrise, die Irland 2008 im europäischen Vergleich besonders schwer getroffen hat und die Connell und Marianne als resignierte Teenager zurücklässt. Korrupte Väter von Mitschülern, die in der Finanzindustrie arbeiten, die Tristesse leerstehender Wohnsiedlungen im Zentrum ihrer Kleinstadt und die Überzeugung, niemals einen lukrativen Beruf zu finden, sind die Koordinaten dieser Post-Crash-Jugend. Dann aber erhalten sie als Jahrgangsbeste eine Zulassung zum Studium am Trinity College, dessen Säulenheilige Samuel Beckett und Edmund Burke sind. Hier spielt der größte Teil des Romans. Wie zu erwarten verkehrt sich die Beliebtheitshierarchie im neuen Umfeld. Marianne beherrscht die Umgangsformen der Reichen mühelos. Connell hingegen scheint immer die falsche Kleidung zu tragen, "Versandhaus-Chic" nennt das einmal jemand hinter seinem Rücken. Seine Mitstudenten parlieren selbstsicher über die Romane des englischen Barocks, ohne sie gelesen zu haben, streiten über die ideale Form eines Champagnerglases und verbringen die Sommer in den Landhäusern ihrer Eltern.
Dabei ist der Lifestyle-Marxismus, den Marianne und Connell untereinander kultivieren, absolut humorvoll. In großen Gesten sinnieren sie über das Matriarchat, über die Vorzüge von Polyamorie und "über den präzisen historischen Moment, in dem sie gerade leben, die Schwierigkeit, einen solchen Moment zu betrachten, während er gerade abläuft". Einen eindeutigen "antikapitalistischen Impetus", so wie das linke "Jacobin"Magazin kürzlich vermutete, hat die Geschichte aber nicht. Es ist vielmehr das einer solchen Liebe zwingend inhärente Mischverhältnis aus absoluter Aufgeklärtheit und bedingungslosem Ausgeliefertsein, das plastisch beschrieben wird. Eben weil die Liebe in Rooneys Geschichten immer nur kurzzeitige Refugien dafür schafft, sich in ein gesellschaftliches Vakuum zu begeben, bevor die Transaktionskosten dafür zu hoch werden. Ein Beispiel: Jedes Jahr vergibt die Universität Vollstipendien. Connell und Marianne bewerben sich beide erfolgreich darum. Für Connell bedeutet das die Sicherung seines Lebensunterhalts. Der finanziell sorglosen Marianne ging es bei der Bewerbung darum, "ihren überlegenen Intellekt öffentlich durch die Überweisung großer Geldsummen anerkannt zu sehen". Verdient haben sie es beide. Doch vergiftet die existentielle Notwendigkeit für den einen die bloß symbolische Bedeutung für die andere.
Sally Rooneys Aufstieg war rasant. Binnen eines Jahres und während sie noch als Studentin der amerikanischen Literatur an ihrer Abschlussarbeit feilte, wurde sie nicht nur von einer Literaturagentin entdeckt, sondern unterschrieb auch einen Vertrag bei Faber & Faber, nachdem bei einer spektakulären Auktion sieben Verlagshäuser auf ihr Manuskript geboten hatten. Seitdem hat sie zwei Bestseller veröffentlicht, die mit Preisen überhäuft wurden und unter deren prominenten Fürsprechern Barack Obama und Zadie Smith waren. Rooney sagt von sich, dass sie sehr schnell schreibe. Ihren ersten Roman hat sie in drei Monaten beendet, "Normale Menschen" folgte binnen eines Jahres. Angesichts der stringenten Komposition der Geschichte, der erzählerischen Disziplin und der gnadenlosen Schärfe ihrer Sätze klingt das wie ein Wunder. Es ist mehr als nur eine Anekdote, dass Rooney unter den begabtesten Rednerinnen im Debattierclub ihrer Universität war und 2013 die europäische Meisterschaft der Meisterredner mit einer Rede über den Fortschritt gewann. Wie in diesen Wettkämpfen scheint es, als wäre ihren Geschichten eine Uhr eingebaut, die unermüdlich jeden Dialog vorantreibt. Die Gespräche zwischen Marianne und ihren Freundinnen, in denen es um Politik, Literatur und Philosophie und selten um Männer geht, sind so spritzig-nerdhaft und von beredter Schlagfertigkeit, dass man sich wünscht, mitreden zu dürfen.
In den schwachen Momenten des Romans überwiegt die zweite Verwandtschaft mit dem Debattensport. So genial die Rhetorik, so leer ist das Anliegen der politischen Einlassungen. Rooneys Protagonisten handeln nicht politisch. Streit, Dissens und Ideale sind für sie auf bloß ästhetische Weise interessant, als Style oder Thema auf der Party. Das mag man oberflächlich nennen. Auch mag es eitel wirken, wenn es heißt, Marianne komme es vor, "als gebe es keine Grenzen dessen, was ihr Gehirn leisten kann". Die weibliche Muskelschau des Intellekts, die man bei Rooneys Protagonistinnen findet, ist in der Gegenwartsliteratur jedoch eine erfrischende Ausnahme.
Keine der Figuren in "Normale Menschen" ist außerordentlich, keine besonders schön oder elegant, kein Hauch von Unendlichkeit umweht sie. Marianne gilt in der Schule als "nicht besonders attraktiv", Connell erscheint einigen gar "so groß und sanft wie ein Labrador". Es ist bedauerlich, dass die in diesem Sommer angelaufene BBC-Serienadaption von "Normale Menschen" das Ruder rumreißt und das Nerdtum der beiden Charaktere durch den radikalen visuellen Fokus auf die Jugend und Schönheit der Schauspieler verwischt und dann kurzerhand auch noch viele der interessanteren Dialoge herausgeschnitten hat. Dass der Versuch, die profane Gelassenheit mit Äußerlichem zu verbiegen, an Rooney abprallt und ihre Fans provoziert, musste kürzlich ein Schweizer Literaturkritiker erfahren. Der hatte nicht den Text, sondern das Aussehen der Autorin beschrieben, weil er fand, sie erinnere an ein "aufgeschrecktes Reh mit sinnlichen Lippen". Die mediale Resonanz war enorm, unter dem Hashtag #dichterdran drehten deutschsprachige Autorinnen im ironischen Verkehrungsmodus den Spieß um und schrieben über das Aussehen bedeutender Schriftsteller.
Eine Literaturgeschichte des beginnenden 21. Jahrhunderts wird wahrscheinlich nicht mehr darum herumkommen, dieses Internetrauschen, dieses Zitatfolgeleben und die Begleitdiskussionen in den sozialen Netzwerken zu beschreiben, die eine neue Qualität der Rezeption von Gegenwartsliteratur einläuten. Vielleicht wird es dann auch darum gehen, dass der Trend zur Serie die Literaturproduktion nachhaltig erfasst hat. Denn wie keine bisher ist Rooney eine Autorin, der es gelingt, das Prinzip Netflix - Serialität, Dialogbasiertheit, ein ironischer Aufruf von Bekanntem - literarisch zu verarbeiten. Das Tempo ist schnell, die Gespräche sind klug gearbeitet, zynisch und direkt. Die Figuren kommen hoffnungslos schematisch daher, und dennoch will man nach der Lektüre an ihnen festhalten. Das ist das scheinbare Paradox von "Normale Menschen": Die Motive sind durch und durch populär und dennoch von zeitdiagnostischer Schärfe, die Geschichte ist ein Easy-Read, bleibt aber im Gedächtnis, und der stilistischen Nähe zur Serie zum Trotz ist das Buch besser als seine eigene Verfilmung.
MIRYAM SCHELLBACH
Sally Rooney: "Normale Menschen". Roman. Aus dem Englischen von Zoë Beck, Luchterhand Verlag, 320 Seiten, 20 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Besitzer der verführerischen Kette ist Connell, neben Marianne die zentrale Figur in "Normale Menschen", Sally Rooneys zweitem Roman. Wie schon im Debüt geht es um das Erwachsenwerden junger Iren der Generation Z, also derjenigen, für die das Smartphone nie etwas war, das sie erst kennenlernen mussten. Und wieder wachsen beide Protagonisten im ländlich geprägten Westen Irlands auf und werden vom Umzug nach Dublin und dem Studienbeginn am renommierten Trinity College in einen Zustand beinah manisch gelebter Intellektualität versetzt. Eine typische Szene im von stark zugespitzten Dialogen getragenen Rooney-Kosmos sieht so aus: Marianne und Connell sind ineinander verliebt, heimlich und verdruckst. Postpubertär wortkarg haben sie keine Sprache für ihre Zuneigung und beeindrucken einander stattdessen mit Lektüreempfehlungen. "Er sagte ihr, sie solle versuchen, das ,Kommunistische Manifest' zu lesen, er glaubte, es würde ihr gefallen, und er bot ihr an, den Titel aufzuschreiben, damit sie ihn nicht vergaß. Ich weiß, wie das ,Kommunistische Manifest' heißt, sagte sie."
Marianne Sheridan wächst in einer weißen Villa auf, ihre Mutter ist Anwältin, vornehmlich abwesend. Alleinige Vertraute ist die Reinigungskraft des Hauses, eine lebenskluge Gestalt voll Zuneigung und kompensatorischer Mütterlichkeit. Einziges Manko ist, dass ebendiese Putzfrau die Mutter von Connell Waldron, Mariannes Mitschüler, ist. Das nicht sehr subtile, aber wirkungsvolle Motiv ist also die Liebe über Klassengrenzen hinweg. In der Schule, wo es bodenständig zugeht, erregt Mariannes Wohlstandsaura Misstrauen. Da gilt als beliebt, wer die meisten Biere trinkt oder Nacktfotos aufs Handy geschickt bekommt. Damit das Football-Talent Connell in der Ansehenshierarchie nicht abrutscht, versteckt er die Affäre. Die beiden schlafen heimlich im Kinderzimmer der Anwaltsvilla miteinander, während Connells Mutter dort den Küchenboden schrubbt.
Es ist Sally Rooneys großes Talent, dass diese fehlende Subtilität des Plots überhaupt nicht auf einen Genre-Liebesroman hinausläuft. Connells und Mariannes vierjährige On-Off-Beziehung eröffnet einen Schauplatz für die gesteigerte Intensität milieuübergreifender Liebe, die Fallstricke des sozialen Habitus, für sexuelle Vitalität und romantisches Missverständnis, wie man es aus der Ästhetik des britischen Gesellschaftsromans des 19. Jahrhunderts kennt. Das Spiel mit dieser Tradition wird in der Geschichte immer wieder explizit. Einmal liest Connell Jane Austens "Emma", den Urtext des Sittenromans. An der Stelle, an der es so aussieht, als würde Mr. Knightley Harriet, also die falsche, heiraten, muss Connell das Buch weglegen, "emotional seltsam aufgewühlt".
Historische Kulisse des Romans sind die Folgejahre der Bankenkrise, die Irland 2008 im europäischen Vergleich besonders schwer getroffen hat und die Connell und Marianne als resignierte Teenager zurücklässt. Korrupte Väter von Mitschülern, die in der Finanzindustrie arbeiten, die Tristesse leerstehender Wohnsiedlungen im Zentrum ihrer Kleinstadt und die Überzeugung, niemals einen lukrativen Beruf zu finden, sind die Koordinaten dieser Post-Crash-Jugend. Dann aber erhalten sie als Jahrgangsbeste eine Zulassung zum Studium am Trinity College, dessen Säulenheilige Samuel Beckett und Edmund Burke sind. Hier spielt der größte Teil des Romans. Wie zu erwarten verkehrt sich die Beliebtheitshierarchie im neuen Umfeld. Marianne beherrscht die Umgangsformen der Reichen mühelos. Connell hingegen scheint immer die falsche Kleidung zu tragen, "Versandhaus-Chic" nennt das einmal jemand hinter seinem Rücken. Seine Mitstudenten parlieren selbstsicher über die Romane des englischen Barocks, ohne sie gelesen zu haben, streiten über die ideale Form eines Champagnerglases und verbringen die Sommer in den Landhäusern ihrer Eltern.
Dabei ist der Lifestyle-Marxismus, den Marianne und Connell untereinander kultivieren, absolut humorvoll. In großen Gesten sinnieren sie über das Matriarchat, über die Vorzüge von Polyamorie und "über den präzisen historischen Moment, in dem sie gerade leben, die Schwierigkeit, einen solchen Moment zu betrachten, während er gerade abläuft". Einen eindeutigen "antikapitalistischen Impetus", so wie das linke "Jacobin"Magazin kürzlich vermutete, hat die Geschichte aber nicht. Es ist vielmehr das einer solchen Liebe zwingend inhärente Mischverhältnis aus absoluter Aufgeklärtheit und bedingungslosem Ausgeliefertsein, das plastisch beschrieben wird. Eben weil die Liebe in Rooneys Geschichten immer nur kurzzeitige Refugien dafür schafft, sich in ein gesellschaftliches Vakuum zu begeben, bevor die Transaktionskosten dafür zu hoch werden. Ein Beispiel: Jedes Jahr vergibt die Universität Vollstipendien. Connell und Marianne bewerben sich beide erfolgreich darum. Für Connell bedeutet das die Sicherung seines Lebensunterhalts. Der finanziell sorglosen Marianne ging es bei der Bewerbung darum, "ihren überlegenen Intellekt öffentlich durch die Überweisung großer Geldsummen anerkannt zu sehen". Verdient haben sie es beide. Doch vergiftet die existentielle Notwendigkeit für den einen die bloß symbolische Bedeutung für die andere.
Sally Rooneys Aufstieg war rasant. Binnen eines Jahres und während sie noch als Studentin der amerikanischen Literatur an ihrer Abschlussarbeit feilte, wurde sie nicht nur von einer Literaturagentin entdeckt, sondern unterschrieb auch einen Vertrag bei Faber & Faber, nachdem bei einer spektakulären Auktion sieben Verlagshäuser auf ihr Manuskript geboten hatten. Seitdem hat sie zwei Bestseller veröffentlicht, die mit Preisen überhäuft wurden und unter deren prominenten Fürsprechern Barack Obama und Zadie Smith waren. Rooney sagt von sich, dass sie sehr schnell schreibe. Ihren ersten Roman hat sie in drei Monaten beendet, "Normale Menschen" folgte binnen eines Jahres. Angesichts der stringenten Komposition der Geschichte, der erzählerischen Disziplin und der gnadenlosen Schärfe ihrer Sätze klingt das wie ein Wunder. Es ist mehr als nur eine Anekdote, dass Rooney unter den begabtesten Rednerinnen im Debattierclub ihrer Universität war und 2013 die europäische Meisterschaft der Meisterredner mit einer Rede über den Fortschritt gewann. Wie in diesen Wettkämpfen scheint es, als wäre ihren Geschichten eine Uhr eingebaut, die unermüdlich jeden Dialog vorantreibt. Die Gespräche zwischen Marianne und ihren Freundinnen, in denen es um Politik, Literatur und Philosophie und selten um Männer geht, sind so spritzig-nerdhaft und von beredter Schlagfertigkeit, dass man sich wünscht, mitreden zu dürfen.
In den schwachen Momenten des Romans überwiegt die zweite Verwandtschaft mit dem Debattensport. So genial die Rhetorik, so leer ist das Anliegen der politischen Einlassungen. Rooneys Protagonisten handeln nicht politisch. Streit, Dissens und Ideale sind für sie auf bloß ästhetische Weise interessant, als Style oder Thema auf der Party. Das mag man oberflächlich nennen. Auch mag es eitel wirken, wenn es heißt, Marianne komme es vor, "als gebe es keine Grenzen dessen, was ihr Gehirn leisten kann". Die weibliche Muskelschau des Intellekts, die man bei Rooneys Protagonistinnen findet, ist in der Gegenwartsliteratur jedoch eine erfrischende Ausnahme.
Keine der Figuren in "Normale Menschen" ist außerordentlich, keine besonders schön oder elegant, kein Hauch von Unendlichkeit umweht sie. Marianne gilt in der Schule als "nicht besonders attraktiv", Connell erscheint einigen gar "so groß und sanft wie ein Labrador". Es ist bedauerlich, dass die in diesem Sommer angelaufene BBC-Serienadaption von "Normale Menschen" das Ruder rumreißt und das Nerdtum der beiden Charaktere durch den radikalen visuellen Fokus auf die Jugend und Schönheit der Schauspieler verwischt und dann kurzerhand auch noch viele der interessanteren Dialoge herausgeschnitten hat. Dass der Versuch, die profane Gelassenheit mit Äußerlichem zu verbiegen, an Rooney abprallt und ihre Fans provoziert, musste kürzlich ein Schweizer Literaturkritiker erfahren. Der hatte nicht den Text, sondern das Aussehen der Autorin beschrieben, weil er fand, sie erinnere an ein "aufgeschrecktes Reh mit sinnlichen Lippen". Die mediale Resonanz war enorm, unter dem Hashtag #dichterdran drehten deutschsprachige Autorinnen im ironischen Verkehrungsmodus den Spieß um und schrieben über das Aussehen bedeutender Schriftsteller.
Eine Literaturgeschichte des beginnenden 21. Jahrhunderts wird wahrscheinlich nicht mehr darum herumkommen, dieses Internetrauschen, dieses Zitatfolgeleben und die Begleitdiskussionen in den sozialen Netzwerken zu beschreiben, die eine neue Qualität der Rezeption von Gegenwartsliteratur einläuten. Vielleicht wird es dann auch darum gehen, dass der Trend zur Serie die Literaturproduktion nachhaltig erfasst hat. Denn wie keine bisher ist Rooney eine Autorin, der es gelingt, das Prinzip Netflix - Serialität, Dialogbasiertheit, ein ironischer Aufruf von Bekanntem - literarisch zu verarbeiten. Das Tempo ist schnell, die Gespräche sind klug gearbeitet, zynisch und direkt. Die Figuren kommen hoffnungslos schematisch daher, und dennoch will man nach der Lektüre an ihnen festhalten. Das ist das scheinbare Paradox von "Normale Menschen": Die Motive sind durch und durch populär und dennoch von zeitdiagnostischer Schärfe, die Geschichte ist ein Easy-Read, bleibt aber im Gedächtnis, und der stilistischen Nähe zur Serie zum Trotz ist das Buch besser als seine eigene Verfilmung.
MIRYAM SCHELLBACH
Sally Rooney: "Normale Menschen". Roman. Aus dem Englischen von Zoë Beck, Luchterhand Verlag, 320 Seiten, 20 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Süffig, klug und absolut klischeefrei« Ijoma Mangold / DIE ZEIT
„Normale Menschen“ ist ein Roman von Sally Rooney. Da mich der Klappentext sehr angesprochen hat, war ich wirklich neugierig auf das Buch.
In der Geschichte geht es um Marianne und Connell, die in einer Kleinstadt im Westen Irlands aufwachsen und über Jahre hinweg eine …
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„Normale Menschen“ ist ein Roman von Sally Rooney. Da mich der Klappentext sehr angesprochen hat, war ich wirklich neugierig auf das Buch.
In der Geschichte geht es um Marianne und Connell, die in einer Kleinstadt im Westen Irlands aufwachsen und über Jahre hinweg eine On-Off-Beziehung führen. Beide Charaktere wirkten auf mich sehr distanziert, ich fand die Beziehung der beiden eher toxisch und konnte ihre Handlungsweisen manchmal überhaupt nicht nachvollziehen.
Sehr gut gefallen hat mir, dass viele ernste Themen im Buch angesprochen wurden. Diese wurden sehr gut und interessant beschrieben. Leider hatte die Geschichte selbst nicht wirklich einen Spannungsbogen und manche Stellen waren mir etwas zu langatmig.
Der Schreibstil der Autorin ist gewöhnungsbedürftig. Es gibt keine Kennzeichnung der wörtlichen Rede und man muss so sehr genau lesen, wann jemand spricht oder nicht. Dadurch hatte ich anfangs Schwierigkeiten, überhaupt in die Geschichte zu kommen. Auch war mir der Schreibstil etwas zu emotionslos, monoton und sachlich gehalten. Ich hatte überhaupt keine Chance, eine Verbindung zu den Charakteren herzustellen. Alles wirkte sehr distanziert und eintönig.
„Normale Menschen“ von Sally Rooney konnte mich leider nicht komplett überzeugen. Insgesamt hat es mir an Tiefe gefehlt und ich fand die Geschichte sehr deprimierend.
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Gebundenes Buch
Connell und Marianne wachsen zusammen in einer Kleinstad im Westen von Irland auf. Aber das ist auch schon das einzige was sie gemeinsam haben. Connell ist sehr beliebt in der Schule und Marianne eher eine Aussenseiterin ohne Freunde. Doch eines Tages verändert ein Gespräch zwischen ihnen …
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Connell und Marianne wachsen zusammen in einer Kleinstad im Westen von Irland auf. Aber das ist auch schon das einzige was sie gemeinsam haben. Connell ist sehr beliebt in der Schule und Marianne eher eine Aussenseiterin ohne Freunde. Doch eines Tages verändert ein Gespräch zwischen ihnen ihr Verhältnis zueinander. Nur Connell möchte nicht das andere von seiner Zuneigung zu ihr erfahren. An der Uni treffen beide sich wieder: doch da ist dann plötzlich Marianne die Beliebte an der Schule und Connell der Außenseiter...
Das Besondere an der Geschichte von Connell und Marianne ist wohl, dass sie etwas Tiefes verbindet, was keiner von beiden so recht auszusprechen vermag und sie sich immer wieder begegnen ohne voneinander los zu kommen. Es ist eine Geschichte von zwei ganz normalen Menschen, die jeweils ihr Päckchen zu tragen haben, ohne dabei besonders hervor zu stechen.
Mir hat besonders die Erzählweise der Geschichte gefallen und das es hier um die Anziehung zweier Menschen geht, die tief miteinander verbunden sind und dennoch nie richtig zusammen kommen können. Als Leser weiß man manchmal selber nicht was für die beiden das Beste ist, ob sie doch endlich zusammen oder voneinader los kommen sollten.
Die Autorin hat einen sehr detaillierten Schreibstil ohne dabei je ins Belanglose zu rutschen. Ich hab beim Lesen gar nicht gemerkt wie schnell die Kapitel weg gelesen waren.
Jeder der an authenthischen Charakteren und (Liebes)Geschichten ohne große Romanze, aber mit ernsthaften und aus dem Leben gegriffenen Themen Interesse hat, sollte sich das Buch "Normale Menschen" unbedingt ansehen
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Gebundenes Buch
Gegen Gefühle kann man nichts tun und was daraus wird, dazu gehören zwei
Da ist Marianne, reiches Elternhaus, aber in der Schule immer außen vor und dann gibt’s da Connell, der Sportstar der Schule, eingebunden und überall beliebt und seine Mutter ist Putzfrau bei …
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Gegen Gefühle kann man nichts tun und was daraus wird, dazu gehören zwei
Da ist Marianne, reiches Elternhaus, aber in der Schule immer außen vor und dann gibt’s da Connell, der Sportstar der Schule, eingebunden und überall beliebt und seine Mutter ist Putzfrau bei Mariannes Familie. Zwei total verschiedene Leben und trotzdem, man nimmt sich wahr, aber zeigen darf man das natürlich nicht. Schließlich wird man doch ein Paar, zumindest zeitweise, mal mehr, mal weniger. Marianne und Connell machen es sich nicht leicht, vielleicht kann man auch sagen, sie haben es nicht leicht. Da ist die Gesellschaft, in der sie leben und der selbst aufgebaute Druck, die Spielregeln bedienen zu müssen, die sie als Paar meinen, nicht erfüllen zu können und dann ist da natürlich die Gegebenheit, Erwachsenwerden ist gar nicht so leicht, zu zweit vielleicht sogar noch ein bisschen schwerer.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es hat mich einfach mitgenommen auf eine Reise, die Leben heißt, Leben zu zweit oder eben auch nicht. Und ein Ende findet so etwas nie.
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Gebundenes Buch
„Als Connell klingelt, macht Marianne die Tür auf. Sie trägt immer noch ihre Schuluniform, aber ohne den Sweater, also nur Bluse und Rock, und sie hat keine Schuhe an, nur Strümpfe.
Oh, hey, sagt er.
Komm rein.
Sie dreht sich um und geht den Flur runter. Er folgt ihr, …
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„Als Connell klingelt, macht Marianne die Tür auf. Sie trägt immer noch ihre Schuluniform, aber ohne den Sweater, also nur Bluse und Rock, und sie hat keine Schuhe an, nur Strümpfe.
Oh, hey, sagt er.
Komm rein.
Sie dreht sich um und geht den Flur runter. Er folgt ihr, schließt hinter sich die Tür.“
Marianne und Connell besuchten die gleiche Schule in einer irischen Kleinstadt und das Trinity College in Dublin, beide sind sehr intelligent und verliebt ineinander. Doch nicht nur im Hinblick auf ihre soziale Herkunft sind sie grundverschieden. Auch ihre Beziehungen zu anderen Jugendlichen in der Schule und auf dem College sind unterschiedlich. Connell hat nur während der Schulzeit viele Freunde. Marianne ist in ihrer Schulzeit eine Einzelgängerin und oft dem Mobbing ausgesetzt. Auf dem College wendet sich das Blatt für beide.
Sally Rooney erzählt in ihrem Roman „Normale Menschen“ die Geschichte von Connell und Marianne und ihrer On-Off-Beziehung. Die Autorin hat einen sehr schönen und detaillierten Schreibstil. Auf den ersten hundert Seiten möchte man jedoch manchmal das Buch zur Seite legen. Es passiert inhaltlich nicht sehr viel. Am Ende bleibt mir nur folgendes zu sagen: Es ist ein sprachlich fantastisch geschriebenes Buch, es fällt leicht, sich in die einzelnen Situationen hineinzuversetzen, jedoch entstand am Ende nichts Bleibendes. Man macht das Buch zu und das wars. Schade
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Gebundenes Buch
„Normale Menschen“ von Sally Rooney ist ein wundervoller Roman über das Erwachsenwerden und die Bedeutung von Freundschaft. Die Autorin schafft es die Protagonisten ehrlich, unverfälscht und mit Ecken und Kanten darzustellen, so bekommt der Leser den Eindruck von echten …
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„Normale Menschen“ von Sally Rooney ist ein wundervoller Roman über das Erwachsenwerden und die Bedeutung von Freundschaft. Die Autorin schafft es die Protagonisten ehrlich, unverfälscht und mit Ecken und Kanten darzustellen, so bekommt der Leser den Eindruck von echten Menschen zu lesen. Der Titel ist darum äußerst treffend. Wer eine klassische Liebesgeschichte erwartet ist hier falsch, geht es doch um so viel mehr. Neben Themen wie Freundschaft, Liebe, Macht und Abhängigkeit, gibt es auch immer wieder philosophische Gedanken. Auch zeitliche Sprünge machen die Geschichte interessant. Besonders mochte ich den Schreibstil welcher sehr viel Wert auf Details legt, literarisch wertig erscheint und sich dennoch leicht und flüssig lesen lässt. Der Roman eignet sich für junge Menschen, wie auch für Erwachsene, für Frauen wie für Männer. Ich habe mich auf jeden Fall gut unterhalten gefühlt und kann „Normale Menschen“ deshalb nur weiterempfehlen!
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Gebundenes Buch
Im zweiten Roman von Sally Rooney „Normale Menschen“ geht es um die intensive On/Off-Liebesgeschichte von dem ungleichen Paar Marianne und Connell.
Beide leben in derselben Kleinstadt in Irland. Wachsen allerdings in sehr verschiedenen Verhältnissen auf. Marianne kommt aus einer …
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Im zweiten Roman von Sally Rooney „Normale Menschen“ geht es um die intensive On/Off-Liebesgeschichte von dem ungleichen Paar Marianne und Connell.
Beide leben in derselben Kleinstadt in Irland. Wachsen allerdings in sehr verschiedenen Verhältnissen auf. Marianne kommt aus einer wohlhabenden, aber wenig liebevollen Familie. In der Schule ist sie eine seltsame Außenseiterin, wird von ihren Mitschülern gemobbt und findet keinen Anschluss. Connell hingegen, ist sehr beliebt in der Schule, lebt aber in eher bescheideneren Verhältnissen bei seiner jungen alleinerziehenden Mutter.
Als sie gemeinsam an die Universität wechseln ändern sich die Verhältnisse, plötzlich ist Marianne die schöne, beliebte Studentin, die es leicht hat und Connell wird zum Außenseiter.
Was bleibt sind trotz der großen Machtgefälle und des nicht enden wollenden Beziehungschaos, eine nicht immer einfache, aber innige Freundschaft.
Die Geschichte wird über mehrere Jahre in verschiedenen Zeitsprüngen erzählt. Man erlebt sie abwechselnd aus Marianne‘s bzw. Connell‘s Perspektive.
Am Anfang fand ich das Buch etwas fade, im mittleren Teil nahm es dann an Fahrt auf, was sich aber für mich am Ende wieder etwas verloren hat. Die Autorin verläuft sich etwas in dem auf und ab der asymmetrischen Beziehung der Protagonisten. Stattdessen hätte sie meines Erachtens die wirklich spannenderen Themen wie soziale Ungerechtigkeit, Gewalt in Familien und Beziehungen oder psychische Probleme stärker ausarbeiten können. Diese Themen reißt sie nur an, dadurch bleiben alle Figuren insgesamt in ihrer Entwicklung eingeschränkt.
Die Darstellung der Gefühlswelten wirken allerdings nicht überzogen. Nur die Beweggründe und Kommunikationsprobleme hätten für mich einfach besser herausgearbeitet werden können.
Ich glaube ein paar mehr Seiten hätten einfach der Geschichte besser getan um sie genauer zu beleuchten und auszuarbeiten. Die Autorin hat einen einfachen, schnörkellosen Schreibstil, der sich leicht und flüssig liest, ohne dabei allerdings herauszustechen.
Allerdings muss man sich sicherlich an das wirklich ungewöhnlichste Element in diesem Buch gewöhnen. Sämtliche Dialoge fließen einfach im Text ein, das heißt sie werden nicht mit Anführungseichen oder anderweitig gekennzeichnet.
Abschließend ist der Roman „Normale Menschen“ sicherlich ein moderner Liebesroman ohne ins kitschige abzugleiten, bleibt aber einfach zu oberflächlich um mich zu berühren.
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Normale Menschen ist – obwohl mehrfach ausgezeichnet und angepriesen – ein gewöhnungsbedürftiges und kein normales Buch. Schon die Schreibweise: Viel wörtliche Rede, aber ohne Kennzeichnung, d.h. man muss immer ein wenig raten, ob gerade tatsächlich jemand (wer?) zu …
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Normale Menschen ist – obwohl mehrfach ausgezeichnet und angepriesen – ein gewöhnungsbedürftiges und kein normales Buch. Schon die Schreibweise: Viel wörtliche Rede, aber ohne Kennzeichnung, d.h. man muss immer ein wenig raten, ob gerade tatsächlich jemand (wer?) zu jemandem (wem?) etwas sagt, oder das geschriebene nur erzählt oder gedacht wird. Auch die Zeitsprünge im Erzählverlauf sind gewöhnungsbedürftig und anstrengend: Jedes Kapitel beginnt zwar mit einer klaren Datumsangabe, z.B. Mai 2011, zwei Monate später (manchmal auch: fünf Minuten später), trotzdem ist es kein kontinuierliches Erzählen und es finden sich innerhalb der einzelnen Kapitel mehrfache Rückblicke und Überblenden. Kunstvoll gestrickt ist das sicherlich, aber zum Lesen anstrengend.
Dann die Erzählung: Es werden die ersten Jahre zwischen dem Schulabschluss und dem ersten Studienabschluss aus Sicht von zwei Personen erzählt und ja, es zielt darauf, sie in diesen Jahren zu vermeintlich „normalen“ Menschen wachsen zu lassen. Aber ist es wirklich normal, dass sie als Halbwaise in einem reichen aber gewalttätigen Haushalt lebt, in der Schule absolute Außenseiterin ist und im Studium zur Partymaus wird - er offensichtlich sehr arm mit seiner alleinerziehenden Mutter gerade so über die Runden kommt, in der Schulzeit in seinem Freundeskreis integriert ist und sich dann im Studium in Depressionen und Einsamkeit verliert? Ist es normal, dass beide Personen sich als hochbegabt herausstellen, während der ersten Semester kaum zu lernen scheinen und trotzdem sehr begehrte Stipendien ergattern? Ist es normal, dass das einzige was erzählt wird ein Nacheinander von Party, Drogen, Sex und (sexualisierte) Gewalt ist und sich das Ganze dann wieder und wieder wiederholt? Mehr passiert wirklich nicht und auch das Ende, die weitere Entwicklung bleibt völlig offen.
Insgesamt also eher ein deprimierendes Buch, man hofft und wünscht allen jungen Erwachsenen, dass ihr Erwachsenwerden nicht so verläuft, sondern viel mehr Bestätigung, Anerkennung und Wertschätzung enthält.
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