In zwei Tagen bin ich förmlich durch diesen wunderbaren Roman geflogen, der meiner Meinung nach, eine großartige Fortsetzung in der Reihe um Gut Mohlenberg ist. Zeitlich befinden wir uns im Jahr 1941 und wie aus dem Klappentext ersichtlich, führt Friederike seit 1934 Gut Mohlenberg, nachdem ihre
psychiatrische Klinik geschlossen wurde, offiziell als Gestüt, welches auch bei den SS-Reiterstandarten…mehrIn zwei Tagen bin ich förmlich durch diesen wunderbaren Roman geflogen, der meiner Meinung nach, eine großartige Fortsetzung in der Reihe um Gut Mohlenberg ist. Zeitlich befinden wir uns im Jahr 1941 und wie aus dem Klappentext ersichtlich, führt Friederike seit 1934 Gut Mohlenberg, nachdem ihre psychiatrische Klinik geschlossen wurde, offiziell als Gestüt, welches auch bei den SS-Reiterstandarten einen guten Ruf besitzt und somit auch immer wieder diese dem Hof Besuche abstatten, um Pferde zu erwerben. Auf besonders kluge Art und Weise, weiß sie trotzdem ihre Schützlinge auf dem Hof zu behalten und sie durch Arbeitsverträge legal vor dem Abtransport durch das Euthanasieprogramm T4 zu bewahren. Anschaulich vermittelt Melanie Metzenthin, worum es den Nationalsozialisten wirklich ging- vorrangig standen nicht die Einschränkungen der Patienten im Fokus, sondern deren Wirtschaftlichkeit- sprich, ob jemand noch einen Beitrag in der Arbeitswelt erbringen konnte oder nur einen zusätzlichen Esser bedeutete, den man durchfüttern und für den man ohne Gegenleistung aufzukommen hatte.
Diesen Roman zu lesen, war wie ein Wiedersehen mit liebgewonnenen Freunden und man ist vom ersten Satz an wieder mittendrin. Am meisten habe ich mich gefreut, dass die überaus patente Frau Wermut wieder einen großartigen Auftritt hatte. Neben den bekannten und sympathischen Protagonisten, erwarten uns authentisch Einblicke in das Wesen und die Gemeinschaft der SS, die in vielerlei Hinsicht ganz anders war als man es erwartet hätte oder es nach außen hin schien. Da ich zu diesem Thema Einiges gelesen habe, was über Romane hinausgeht, weiß ich was für eine brillante Recherche Melanie auch hier wieder betrieben hat, die über allgemein bekannte Annahmen und Fakten hinausgehen und so ein umfassenderes Bild von Umständen und Zusammenhängen bieten.
Ich bin begeistert davon, wie Melanie Metzenthin ganz nebenbei (etwas, das jeden ihrer Romane ausmacht), fließend in die Geschehen eingebettet, Geschichte um uns erschafft, die beim Lesen zum Leben erwacht, einen Sog entwickelt und uns durch einen gleichbleibend hohen Spannungsbogen förmlich auf das Finale zu katapultiert. Ich konnte das Buch kaum zur Seite legen, las es auf der Kindle App auf dem Weg zum Dorfladen (Gott sei Dank haben die Autofahrer anscheinend viel Verständnis für verpeilte Leser), einfach in jeder freien Minute oder wann immer ich nebenher auf den Bildschirm schauen konnte und ja, das geht tatsächlich sogar während dem Spülen. Wie Ihr bestimmt herauslesen könnt, war dieser Roman ein unglaublich spannender Pageturner, über dessen Geschichte ich auch jetzt noch viel nachdenke.
Man liest selten so gute und differenzierte Romane. Ja, ich weiß, dass jeder gute Autor viel Zeit für die Recherche aufwendet und ich möchte niemandem irgendeine Leistung absprechen. Was also unterscheidet Melanies Romane von vielen anderen? Melanie liefert uns eine Geschichte, verzichtet aber darauf, uns eine vorgefertigte Meinung vorzusetzen und überlässt es uns, Schlussfolgerungen aus dem Gelesenen zu ziehen und uns ein eigenes Bild zu machen. Wie wenige andere Autoren vermag es Melanie Metzenthin Szenarien zu kreieren, die uns den Zwiespalt der Protagonisten fühlen lassen und wir uns fragen müssen, wie wir wohl reagiert hätten. Melanies Romane folgen nicht der Einteilung in schwarz und weiß, gut oder böse, sondern zeigen uns, dass die Wirklichkeit ein fließender Übergang zwischen den unzähligen Nuancen dazwischen ist, es auch immer auf den jeweiligen Blickwinkel ankommt aus dem man etwas betrachtet und wie viel Kenntnis zum Gesamten wir haben.
Wie immer ging es mir auch hier eher darum, zu erzählen, worum es im Ganzen geht, was mich persönlich an dieser Geschichte begeistert hat, statt die komplette Handlung wiederzugeben- denn schließlich sollt Ihr dieses großartige Buch kaufen, leihen, lesen und weiterempfehlen, warum ich auch nicht verraten werde, was es mit dem charismatischen neuen Nachbarn Gustav Brehm auf sich hat, wer sich in wen verlieben könnte oder welche Charaktere positiv oder negativ überrascht haben- all diesen Fragen müsst Ihr schon selber auf den Grund gehen. Was ich jedoch sagen ist, dass alle Leser der Reihe um Gut Mohlenberg für ihre Geduld belohnt und mit diesem Roman wieder ein oder zwei schlaflose Nächte kaufen werden 😃
Melanie Metzenthin at her best- ich bin begeistert!!!