Han Kang
Broschiertes Buch
Die Vegetarierin
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Nobelpreis für Literatur 2024Ein hypnotisierendes Buch über eine Frau, die sich gegen ihren Mann auflehnt, indem sie eines Tages beschließt, kein Fleisch mehr zu essen und von einem Leben als Pflanze träumt.Yong-Hye und ihr Ehemann sind ganz gewöhnliche Leute. Er geht seinem Bürojob nach und hegt keinerlei Ambitionen. Sie ist eine leidenschaftslose, pflichtbewusste Hausfrau. Die angenehme Eintönigkeit ihrer Ehe wird jäh gefährdet, als Yeong-Hye beschließt, sich ausschließlich vegetarisch zu ernähren und alle tierischen Produkte aus dem Haushalt wirft »Ich hatte einen Traum«, so i...
Nobelpreis für Literatur 2024
Ein hypnotisierendes Buch über eine Frau, die sich gegen ihren Mann auflehnt, indem sie eines Tages beschließt, kein Fleisch mehr zu essen und von einem Leben als Pflanze träumt.
Yong-Hye und ihr Ehemann sind ganz gewöhnliche Leute. Er geht seinem Bürojob nach und hegt keinerlei Ambitionen. Sie ist eine leidenschaftslose, pflichtbewusste Hausfrau. Die angenehme Eintönigkeit ihrer Ehe wird jäh gefährdet, als Yeong-Hye beschließt, sich ausschließlich vegetarisch zu ernähren und alle tierischen Produkte aus dem Haushalt wirft »Ich hatte einen Traum«, so ihre einzige Erklärung. Ein kleiner Akt der Unabhängigkeit, aber ein fataler, denn in einem Land wie Südkorea, in dem strenge soziale Normen herrschen, gilt Vegetarismus als subversiv. Und bald nimmt Yong-Hyes passive Rebellion immer groteskere Ausmaße an. Sie, die niemals gerne einen BH getragen hat, fängt an, sich in der Öffentlichkeit zu entblößen und von einem Leben als Pflanze zu träumen. Bis sich ihre gesamte Familie gegen sie wendet.
Ein hypnotisierendes Buch über eine Frau, die sich gegen ihren Mann auflehnt, indem sie eines Tages beschließt, kein Fleisch mehr zu essen und von einem Leben als Pflanze träumt.
Yong-Hye und ihr Ehemann sind ganz gewöhnliche Leute. Er geht seinem Bürojob nach und hegt keinerlei Ambitionen. Sie ist eine leidenschaftslose, pflichtbewusste Hausfrau. Die angenehme Eintönigkeit ihrer Ehe wird jäh gefährdet, als Yeong-Hye beschließt, sich ausschließlich vegetarisch zu ernähren und alle tierischen Produkte aus dem Haushalt wirft »Ich hatte einen Traum«, so ihre einzige Erklärung. Ein kleiner Akt der Unabhängigkeit, aber ein fataler, denn in einem Land wie Südkorea, in dem strenge soziale Normen herrschen, gilt Vegetarismus als subversiv. Und bald nimmt Yong-Hyes passive Rebellion immer groteskere Ausmaße an. Sie, die niemals gerne einen BH getragen hat, fängt an, sich in der Öffentlichkeit zu entblößen und von einem Leben als Pflanze zu träumen. Bis sich ihre gesamte Familie gegen sie wendet.
Han Kang wurde 1970 in Gwangju, Südkorea, geboren und ist die wichtigste literarische Stimme Koreas. 1993 debütierte sie als Dichterin, ihr erster Roman erschien 1994. Für 'Die Vegetarierin' erhielt sie gemeinsam mit ihrer Übersetzerin 2016 den Man Booker International Prize, 'Menschenwerk' erhielt den renommierten italienischen Malaparte-Preis. 'Weiß' war ebenfalls für den Booker Prize nominiert. 2024 erhielt Han Kang den Nobelpreis für Literatur. Sie lebt in Seoul. Im Aufbau Verlag sind 'Die Vegetarierin', 'Menschenwerk', 'Deine kalten Hände', 'Weiß', 'Griechischstunden' und 'Unmöglicher Abschied' lieferbar. Mehr zur Autorin unter han-kang.net.
Produktdetails
- Aufbau Taschenbücher 3333
- Verlag: Aufbau TB
- Originaltitel: ENG (The Vegetarian)
- Artikelnr. des Verlages: 656/33333
- 25. Aufl.
- Seitenzahl: 190
- Erscheinungstermin: 15. September 2017
- Deutsch
- Abmessung: 192mm x 116mm x 18mm
- Gewicht: 179g
- ISBN-13: 9783746633336
- ISBN-10: 3746633338
- Artikelnr.: 48105442
Herstellerkennzeichnung
Aufbau Taschenbuch Verlag
Prinzenstraße 85
10969 Berlin
info@aufbau-verlag.de
»Han Kang hat ein zartes, leises, surreales Widerstandsbuch von ungeheuerlicher Kraft geschrieben. Einer Kraft, die langsam wirkt, dann aber gewaltig.« DIE ZEIT 20250523
Überraschung
Ich leihe mir ein fast 10 Jahre altes Buch aus der Bücherei aus und während ich es lese, wird die Autorin Literaturnobelpreisträgerin. Da sag ich nur richtiger Riecher.
Doch deswegen gibt es keinen Extrastern, ganz im Gegenteil: Die Latte liegt höher.
Mag …
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Überraschung
Ich leihe mir ein fast 10 Jahre altes Buch aus der Bücherei aus und während ich es lese, wird die Autorin Literaturnobelpreisträgerin. Da sag ich nur richtiger Riecher.
Doch deswegen gibt es keinen Extrastern, ganz im Gegenteil: Die Latte liegt höher.
Mag ja sein, dass es am Alter des Buches liegt, mag ja sein, dass wir uns in Korea befinden, dass aber wegen des Verzichtes von Fleisch eine Ehe zugrunde geht, mag ich nicht glauben, selbst wenn das Geschäftsessen mit viel Fleisch wohl zum Statussymbol gehört.
Gerade als die unglaubwürdigen Gewaltorgien des Ehemanns überhand zu nehmen drohten, begann ein neues Kapitel: Der Ehemann hat die Scheidung eingereicht, der künstlerische Schwager übernimmt die Regie. Und wir erleben mit, wie die Vegetarierin immer mehr zur Pflanzen wird und glaubt mit ihren Brüsten Photosynthese zu betreiben.
Als der Schwager auch noch verrückt wird, landen beide in der Psychatrie aus der der Mann aber fliehen kann und spurlos verschwindet. Die Vegetarierin wird von der Ärzten und ihrer Schwester gepflegt. Mehr verrate ich nicht.
Mehr als 3 Sterne erteile ich trotz Nobelpreises nicht. Dafür ist das erste Kapitel zu unglaubwürdig und das letzte zu langatmig. Ich kenne andere, die dieses Bändchen beiseite gelegt haben, aber für meine neutrale Bewertung spielt das natürlich keine Rolle.
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„Die Vegetarierin“ von Han Kang wurde in 5 Stunden und 32 Minuten sehr authentisch von Rike Schmid, Devid Striesow und Thomas Loibl gelesen.
Verlag: Finch & Zebra /argon edition
Mit diesem Roman zeigt uns die Autorin die Zerbrechlichkeit der Psyche und des Körpers auf. Mit …
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„Die Vegetarierin“ von Han Kang wurde in 5 Stunden und 32 Minuten sehr authentisch von Rike Schmid, Devid Striesow und Thomas Loibl gelesen.
Verlag: Finch & Zebra /argon edition
Mit diesem Roman zeigt uns die Autorin die Zerbrechlichkeit der Psyche und des Körpers auf. Mit ihrer intensiven Wortwahl, ihrem ungewöhnlichen Schreibstil und ihrer poetischen, freien Sprache nimmt uns Han Kang mit in eine unvorstellbare Welt.
Yong-Hye träumt einen sehr seltsamen, grausigen Traum und kann ab diesem Zeitpunkt kein Fleisch essen; noch schlimmer, sie erträgt es nicht mehr in ihrem Kühl-/Gefrierschrank und beginnt alles wegzuwerfen. Ihr Mann versteht die Welt nicht mehr und schon gar nicht seine doch sorgsam, ausgesuchte Frau. Was ist passiert? Auch will sie keinen Sex mehr mit ihm, angeblich riecht er aus allen Poren nach Fleisch.
Niemand kann sie dazu bewegen Fleisch zu essen und als ihr Vater übergriffig wird und ihr das Fleisch zwanghaft zuführen möchte, versucht sie, sich das Leben zu nehmen. Auf dem Weg zur „Metamorphose“ bzw. ihrem Ziel eine Pflanze zu werden, zerstört sie nicht nur sich selbst.
Ihr Schwager, ein Künstler, sieht in ihr ein Projekt und beginnt Yong-Hye für seine Kunst zu erwärmen. Blumen möchte er auf ihren Körper malen und strebt die Vereinigung der Pflanzen als Kunstwerk an.
Der ungewöhnliche Schreibstil der Autorin fesselt mich und stösst mich als Leser-/Hörbuchhörer:in in gleichen Teilen ab.
Die selbstzerstörerischen, schrecklichen Szenen verstören und die skurrile Vorstellung der Protagonistin, ohne Nahrungsaufnahme weiterhin zu leben und zur Pflanze zu mutieren ist skurril und nicht nachvollziehbar. Wahnsinn?
In-Hye, die Schwester von Yong-Hye, versucht, Verständnis für die Jüngere aufzubringen. Auch wenn ihr Mann ein schlimmes Vergehen an der physisch labilen Frau begangen hat, um seine „Kunst“ auszuleben. Und dadurch auch das Familienleben von In-Hye zerstört hat.
Die Geschichte der Vegetarierin wird aus drei Perspektiven erzählt. Durch den Perspektivenwechsel hat die Hörbuchhörer:in einen guten Blick auf das Leben der jungen Frau. Die Geschichte lässt sich dadurch immer wieder neu bewerten.
Das Buch regt zum Nachdenken an. Die Nahrung wird verweigert, der Ehemann lässt seine Frau in die Psychiatrie einsperren und verlässt sie; der Schwager vergeht sich an der Frau und nutzt diese für seine Zwecke aus. Auch die Eltern wenden sich ab, weil es unvorstellbar scheint, dass man kein Fleisch ist. Und ein solches Verhalten wird nicht hinterfragt, es wird nicht geduldet.
Nur ist es nicht das vegetarische Essen, dass die Psyche der Frau verändert. Es geht um Leben und Tod. Oder ist es Wahn, eine stille Revolution um Aufmerksamkeit in dieser Welt, in der Familie oder der Ehe?
Die Krankheit von Yong-Hye wird nicht richtig behandelt, keine Ursache gesucht und kein Verständnis für die Frau aufgebracht.
Nur die Schwester In-Hye sieht in ihrer jüngeren Schwester ein Abbild. Der Wahnsinn sucht sich verschiedene Wege und der Verstand kann versuchen, ihn in Schach zu halten. Wird es wirklich gelingen? Gibt es etwas im Leben, das den Ausbruch verhindert?
Ein verstörendes Buch, welches eine große Bandbreite an Interpretationen zulässt. Leider klärt sich vieles nicht auf, als Hörer:in habe ich viele offene Fragen.
Sprachlich ein sehr anspruchsvolles Werk, als Hörer:in konnte ich mich in die Protagonisten sehr gut hineinversetzen, sprachgewandt und bildlich wurden mir alle Charaktere sehr gut näher gebracht.
Auch wenn die Autorin mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, bin ich nicht sicher, ob ich ein weiteres (Hör-) Buch erwerben würde. Persönlich ist es mir zu verstörend.
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Irgendwie macht die Beschreibung zu diesem Buch schon neugierig auf die Geschichte und dennoch habe ich mich ziemlich lange dagegen gewehrt, es zu lesen. Im Endeffekt hat mich das Buch ziemlich verwirrt zurückgelassen, spielt aber auch auf recht ungewöhnliche, teilweise schon exzessive Art …
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Irgendwie macht die Beschreibung zu diesem Buch schon neugierig auf die Geschichte und dennoch habe ich mich ziemlich lange dagegen gewehrt, es zu lesen. Im Endeffekt hat mich das Buch ziemlich verwirrt zurückgelassen, spielt aber auch auf recht ungewöhnliche, teilweise schon exzessive Art mit einem ernsten Thema.
Die Veränderung von Yong-Hye beginnt schon recht schnell am Anfang des Buches und ist an sich erst einmal nicht unbedingt ungewöhnlich. Was ist schon so schlimm daran, wenn man sich entscheidet, kein Fleisch mehr zu essen? Allerdings sind die Hintergründe zu dieser Entscheidung wirklich verstörend, ebenso die Reaktion ihres Ehemanns und auch ihrer Familie, welche dies absolut nicht verstehen, sie sogar zum Fleischessen zwingen wollen. Und auch die weiteren Entwicklungen sind alles andere als normal und bald wird klar, dass Yong-Hye psychisch krank ist und dringend Hilfe braucht.
Erzählt wird die Geschichte sehr schlicht und emotionslos, ließ sich leicht weglesen. Außerdem gibt es drei verschiedene Perspektiven, angefangen mit der von Yong-Hyes Ehemann, der mich von Anfang an einfach nur wütend gemacht hat, denn dieser ist extrem ignorant und egoistisch. In keiner Minute geht es ihm um seine Frau, sondern nur ums eigene Ansehen. Danach wird die Geschichte aus der Sicht von Yong-Hyes Schwager erzählt, welcher sich von ihrem Mongolenfleck angezogen fühlt und sie aus meiner Sicht für seine schon fast perverse Kunst ausnutzt. Am Ende verfolgt man Yong-Hyes Schwester, welche selbst mit den Auswirkungen derer Veränderungen zu kämpfen hat und sich dennoch als letzte noch um sie kümmert, sich dabei aber schon fast selbst verliert.
Interessant sind dabei die Reaktionen der verschiedenen Charaktere, die mit Yong-Hye Umgang haben und, bis auf ihre Schwester, nicht einmal versuchen, sie zu verstehen, mal ganz abgesehen davon, hinter ihr Verhalten zu schauen. Dabei fällt auf, wie einflussreich das Patriarchat in Korea teilweise noch ist und was mit Frauen in konservativen Familien geschehen kann, wenn sie sich auflehnen, wozu noch die psychischen Erkrankungen kommen, die sich immer mehr in Yong-Hye Bahn brechen.
Insgesamt bekommt man hier alles andere als einen Unterhaltungsroman, nämlich vielmehr eine Aufzeichnung des tragischen Ablaufs eines Verfalls und das ungeschönt, verstörend und teilweise sogar echt ekelhaft geschildert. So etwas muss man auf jeden Fall mögen, ich aber finde den Roman, so interessant er auch ist, echt grenzwertig.
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Seitenopers Meinung – Wer kann zugreifen?
Die Vegetarierin ist keine leichte Kost. Wer bereit ist für eine intensive und gewaltsame Leseerfahrung ist hier an der richtigen Adresse. Das Buch entwickelt einen Sog, von dem ich mich beim Lesen nicht frei machen konnte – munter weiter, …
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Seitenopers Meinung – Wer kann zugreifen?
Die Vegetarierin ist keine leichte Kost. Wer bereit ist für eine intensive und gewaltsame Leseerfahrung ist hier an der richtigen Adresse. Das Buch entwickelt einen Sog, von dem ich mich beim Lesen nicht frei machen konnte – munter weiter, bis nach ganz unten sozusagen. Ich bin begeistert und erschüttert. Für mich eines der besten Bücher überhaupt.
Wie ich es auch drehe und wende, es gefällt und gelingt mir nicht, über dieses Buch zu schreiben. Mein Versuch, mich von der Form zum Inhalt voran zu bewegen, geht nicht auf! Beides ist nicht voneinander zu trennen. So erzeuge ich nur einen künstlichen Schnitt, wo keiner ist. Fakt ist: Das Buch ist in drei Teile gegliedert, von denen jeder seine ganz eigene Dynamik entwickelt. In allen drei Akten betrachtet Han Kang eine andere Beziehungskonstellation und beschreibt sie mit eindringlichen, aber lakonischen Worten. Wie eine Beobachterin steht sie neben den Charakteren, schaut ihnen zu, und dokumentiert alles. Dabei kommt es immer wieder zu extrem verdichteten Momenten in denen ihre lakonische Sprache nicht mehr ihren Inhalt deckeln kann. In diesen Momenten bricht der Inhalt des Buchs mit einer derartigen Gewalt aus den Sätzen hervor, schlägt mir ins Gesicht, dass ich nicht mehr los komme. In einem Sog, immer weiter und weiter, werde ich mitgerissen von Han Kangs Bericht. Bis, plötzlich, die Worte sich wieder ermächtigen und es schaffen, ihren gewaltvollen Inhalt im Zaum zuhalten. So geht es das ganze Buch über. Wie Ebbe und Flut, Blitz und Donner: Es beginnt, es kracht, es wendet sich ab, nur um zurückzukehren…
Niemals aufgeregt, sondern in einer poetischen, eiskalten Präzision gießt Han Kang die Geschichte Yeong-Hyes in Worte. Eindringlich entwickelt sie Yeong-Hyes Psychogramm und zeichnet das Bild einer zerütteten Frau, ohne dabei diagnostisch oder urteilend zu werden.
Erschöpft lese ich mit flatternden Augen Seite für Seite. Ein Netz zwischen Kinds- und Tieresmissbrauch, emotionaler Vernachlässigung, Hilflosigkeit und Hoffnung spinnt sich zwischen den Seiten, das mich gefangen nimmt und nicht mehr loslässt.
Immer wieder lege ich das Buch zur Seite. Tief Luft holend versuche ich zu verstehen, was ich dort gelesen habe. Es gelingt mir nicht, stattdessen lese ich weiter. Bis ich plötzlich am Ende angelangt bin.. Und so sprachlos wie ich das Buch beendet habe, beende ich auch den Versuch dieser Rezension… Ich habe keine Lust, darzustellen, wie das Buch zeigt, dass Machtregime durch veränderte Mikropolitiken deutlich hervortreten und Widerständigkeit in haarfeinen Veränderungen von Rezitationsschleifen derart wirkmächtig ist. Was über bleibt, ist das Wissen, dass es doch immer weiter geht, dass es doch immer weiter gehen muss; Zugleich unentwegt auf der Stelle steht, nach Hinten schaut und nicht loslassen kann, was hinter einem liegt…
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Yong-Hye führt in Seoul mit ihrem Mann eine durchschnittliche, leidenschafts- und ereignislose Ehe. Er arbeitet meist bis Mitternacht, sie kümmert sich um den Haushalt und hat einen Teilzeit-Job. Eines Tages beschließt sie, Vegetarierin zu werden. Dies erschüttert das Eheleben …
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Yong-Hye führt in Seoul mit ihrem Mann eine durchschnittliche, leidenschafts- und ereignislose Ehe. Er arbeitet meist bis Mitternacht, sie kümmert sich um den Haushalt und hat einen Teilzeit-Job. Eines Tages beschließt sie, Vegetarierin zu werden. Dies erschüttert das Eheleben der beiden und wirkt sich auch auf weitere Familienangehörige aus…
Der Roman besteht aus drei Teilen, die jeweils aus der Sicht eines anderen Familienmitglieds erzählt werden. Der erste Teil nimmt die Perspektive von Yong-Hyes Mann ein, immer wieder unterbrochen durch kursiv gesetzte Einschübe von Yong-Hyes Träumen. Der zweite Teil wird aus der Sicht von Yong-Hyes Schwager geschildert, der dritte aus der Perspektive ihrer Schwester In-Hye.
Sehr interessant war für mich der Einblick in die südkoreanische Kultur. Yong-Hyes Familie ist streng patriarchalisch geprägt, als Frau hat man dem Ehemann zu gehorchen, ihn zu umsorgen und ihm ein angenehmes Heim und nahrhafte Mahlzeiten zu bereiten. Auch als Erwachsene schuldet man dem Vater Gehorsam. Der soziale Druck ist enorm, und wer aus der Reihe tanzt, wird geächtet, weil er Schande über die Familie gebracht hat. In diesem Sinne ist auch eine für uns im Westen so individuelle wie banale Entscheidung, vegetarisch (bzw. in Yong-Hyes Fall sogar vegan) zu leben, ein Affront gegen die Familie, ebenso wie der Entschluss, auf das Tragen eines BHs zu verzichten oder sich nicht zu schminken. Diese Stellen haben mich zum Teil emotional sehr bewegt und auch fassungslos gemacht, ist es für mich doch selbstverständlich, meine Entscheidungen selbstbestimmt zu treffen und hier klare Grenzen gegen Einmischungen Dritter zu ziehen.
Dem gesamten Buch haftet eine düstere, hoffnungslose Grundstimmung an, die Menschen sind einsam, melancholisch, desillusioniert, depressiv. Beziehungen werden aus eher rationalen Gründen denn aus tiefer Liebe geschlossen, man lebt nebeneinander her ohne wirkliches Interesse an den Gefühlen des Anderen, und eine gewisse Todessehnsucht schwingt mit.
Ich hatte zunächst erwartet, eine Erklärung für Yong-Hyes plötzlichen Sinneswandel hin zum Verzicht auf tierische Produkte zu erhalten. Diese folgte jedoch nicht, zumindest nicht in einem rationalen Sinne. Vielmehr durchzieht sämtliche Kapitel eine gewisse Sehnsucht nach der Verschmelzung von Mensch und Pflanzenwelt bzw. der Metamorphose vom Menschen hin zur Pflanze. Diese grotesk anmutende, irrationale und kafkaesk wirkende Komponente war für mich schwer fassbar.
Fazit: Insgesamt fällt es mir schwer, den Roman zu bewerten. Der Schreibstil hat mich durchaus gepackt, und die Einblicke in die koreanische Gesellschaft waren sehr interessant. Allerdings konnte ich mit der Sehnsucht nach der Verwandlung vom Menschen zum Baum nichts anfangen bzw. mir wurde nicht klar, was mir Han Kang damit sagen möchte.
Ich vergebe daher 3,5 Sterne.
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In “Die Vegetarierin” beschäftigt sich die Südkoreanerin Han Kang mit der Rolle der Frau in der südkoreanischen Gesellschaft. Yong-Hye verweigert sich immer mehr den gesellschaftlichen Ansprüchen und flüchtet sich in Wahnvorstellungen: Sie möchte ein Baum …
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In “Die Vegetarierin” beschäftigt sich die Südkoreanerin Han Kang mit der Rolle der Frau in der südkoreanischen Gesellschaft. Yong-Hye verweigert sich immer mehr den gesellschaftlichen Ansprüchen und flüchtet sich in Wahnvorstellungen: Sie möchte ein Baum sein, standhaft, unbeeindruckt von seiner Umwelt und einfach nur da. Schon 2006 erschienen, hat Han Kangs aufrüttelnder Roman nichts an Aktualität verloren. Sie erzählt ihre Geschichte aus verschiedenen Perspektiven.
Das erste Kapitel wird aus der Sicht des Ehemanns beschrieben, in dessen Ausführungen sie immer wieder Yong-Hyes Gedanken absatzweise einbaut. Im zweiten Kapitel lässt sie ihren Schwager in der Ich-Perspektive zu Wort kommen, der als Künstler immer mehr den Traumwelten Yong-Hyes verfällt und sie für seine Zwecke ausnutzt.
Das dritte Kapitel erzählt Han Kang aus Sicht der Schwester Ho-Hye, die sich fürsorglich um ihre Schwester kümmert. Und dabei immer mehr ins Grübeln kommt. Über ihr Dasein als Mutter, Schwester, Tochter und durchaus erfolgreiche Unternehmerin, die stets das liefert, was von ihr erwartet wird. So ist “Die Vegetarierin” von Han Kang ein eindringlicher und ungeschminkter Blick auf die Rolle der Frau in der südkoreanischen Gesellschaft. Und auf einen drastischen Ausbruch aus allen Rollenklischees.
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Yong-Hye lebt mit ihrem Ehemann in Südkorea und führt als Hausfrau ein langweiliges Leben. Ihr Mann geht seinem Bürojob lustlos nach und die beiden leben mehr nebeneinander als miteinander. Eines Tages beschließt Yong-Hye, kein Fleisch mehr zu essen - ein Traum habe sie dazu …
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Yong-Hye lebt mit ihrem Ehemann in Südkorea und führt als Hausfrau ein langweiliges Leben. Ihr Mann geht seinem Bürojob lustlos nach und die beiden leben mehr nebeneinander als miteinander. Eines Tages beschließt Yong-Hye, kein Fleisch mehr zu essen - ein Traum habe sie dazu veranlasst ist ihre Begründung. In Südkorea ist Vegetarismus verpönt und dementsprechend genervt und wütend reagiert ihr Mann. Alle in Yong-Hyes Umfeld reden auf sie ein, wieder Fleisch zu essen. Sie dagegen träumt davon, eine Blume zu werden und als Pflanze zu leben. Als sich schließlich auch ihre Familie gegen sie wendet, nimmt ihr Traum immer bizarrere Ausmaße an...
Von Han Kang hatte ich vor der Vergabe des Literaturnobelpreises noch nichts gelesen. Aber ich habe eine neue wunderbare Autorin für mich entdeckt nach dem Lesen!
Das Cover wirkt zunächst einfach mit den Blüten, aber auf den zweiten Blick erkennt man ein Stück Fleisch, eine Hand und eine Zunge. Es lässt sich darin bereits viel auf den Inhalt schließen.
Die Geschichte ist in drei Teile gegliedert: der erste Teil wird aus der Sicht des Ehemanns erzählt, der Zweite von ihrem Schwager, dem Mann ihrer Schwester und der Dritte aus der Sicht der Schwester. Interessant ist, dass Yong-Hye selbst nicht zu Wort kommt und die Selbstbestimmtheit, die sie nach und nach verliert, bereits beim Lesen verloren geht, indem andere über sie erzählen.
Die Entscheidung, vegetarisch zu leben, erscheint in Deutschland mittlerweile normal und wird auch meist unterstützt und gefördert. In Südkorea ist dies allerdings äußerst verpönt, man macht es einfach nicht, weil es sich nicht gehört. Han Kang zeichnet hier die Probleme der südkoreanischen Kultur sehr gut nach: familiärer Druck, das Patriarchat, die allgemeine Rolle der Frau. Yong-Hye soll sich nicht auflehnen oder sich gar die Entscheidung heraus nehmen, selbstbestimmt zu leben.
Alle drei Teile wirken beim Lesen verstörend und bizarr, beim Lesen schwingt stets ein mulmiges Gefühl mit. Man merkt schnell, dass die Lage um Yong-Hye sich immer weiter zuspitzt und man möchte ihr beim Lesen so gerne helfen, weil ihr Umfeld eben so eiskalt reagiert und sich abwendet. Han Kang spielt immer wieder geschickt zwischen Realität und Fiktion, Traum und Wachsein und erzeugt eine beklemmende, aber auch spannende Atmosphäre. Gerade der letzte Teil hat mich bedrückt zurück gelassen.
Das Buch behandelt so viele wichtige Themen der heutigen Zeit, die nicht nur in Südkorea problematisch sind: die Schuld, die eine Frau trägt, ihre Rechtfertigung für eigentlich normale Dinge und die Kälte und Herablassung, die Frauen immer wieder überall auf der Welt erfahren müssen.
Für mich eine absolute Empfehlung, auch wenn es einiger Triggerwarnungen bedarf - das Buch ist nichts zum Zwischendurch-Lesen, es hallt lange nach und lässt den Leser verstört und nachdenklich zurück.
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Die Südkoreanerin Han Kang, Gewinnerin des Literaturnobelpreises 2024, erhielt bereits im Jahr 2016 für diesen Roman den britischen Man Booker Preis.
„Bevor meine Frau zur Vegetarierin wurde, hielt ich sie für nichts Besonderes. Bei unserer ersten Begegnung fand ich sie nicht …
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Die Südkoreanerin Han Kang, Gewinnerin des Literaturnobelpreises 2024, erhielt bereits im Jahr 2016 für diesen Roman den britischen Man Booker Preis.
„Bevor meine Frau zur Vegetarierin wurde, hielt ich sie für nichts Besonderes. Bei unserer ersten Begegnung fand ich sie nicht einmal attraktiv.“
Der Ehemann ist froh, eine Frau zu finden, „die an Durchschnittlichkeit kaum zu überbieten war“, denn er selber ist auch voller Unzulänglichkeiten.
Yong-Hye regelt den Haushalt und bereitet ihm die Mahlzeiten zu. Eines nachts steht sie erstarrt in der Küche und vernichtet alle tierischen Produkte.
„Ich hatte einen Traum“, sagt sie als Erklärung und ernährt sich von nun an vegetarisch. Schlaflos quält sie sich durch die Nacht, verweigert den Sex, da ihr Mann nach Fleisch riecht
In Südkorea gilt Vegetarismus als subversiv und so ist sie von nun an eine „Ausgestoßene“, „Auffällige“. Die Situation eskaliert, als ihr strenger patriarchalischer Vater sie mit Gewalt zwingen will, Fleisch zu sich zu nehmen.
Sie verletzt sich mit einem Messer und wird in eine psychiatrische Klinik eingeliefert.
Ihr Traum wirkt surreal, fast kafkaesk, die Gedanken handeln von Fleisch, Blut, Tod und den Seelen der Tiere, die sie in sich spürt, verbunden mit einem unsagbaren Ekel. Erleichterung findet sie, wenn sie sich entblößt, sich von ihrem BH befreit und die Sonne auf ihren Körper scheinen lässt.
Ihr Schwager, Videokünstler, leidet unter einer verstörenden Phantasie, er sieht Yong-Hye in seinen phantasievollen Träumen voller Sinnlichkeit.
Besonders fasziniert ihn die Vorstellung eines Mongolenflecks oberhalb ihres Gesäßes. Und er wünscht sich diesen Körper mit Blumen zu bemalen, um sich mit ihr zu vereinen.
Sie lässt sich auf das Videoprojekt ein, genießt ihre Nacktheit und will die wunderschönen Blüten auf ihrem Körper behalten. Er bewundert ihre grenzenlose Schönheit, „der Körper, der an eine feurige Blume erinnerte“, lässt sich selber auch bemalen und findet gemeinsam mit ihr Erfüllung.
Die Situation eskaliert, als die Schwester das Paar entdeckt, das Leben der Familie ist zerstört, alle leben fortan getrennt voneinander, Yong-Hye wieder in einer Psychiatrie, in der sie sich weigert, überhaupt noch Nahrung zu sich zu nehmen, sie möchte sich zu einem Baum verwandeln.
Die Schwester kümmert sich weiterhin um sie, zunächst immer mit dem vernünftigen, realitätssicheren Blick, doch dann auch verstehend, die Wandlung ihrer Schwester begreifend und den Blick auf ihr eigenes Leben ändernd.
Dieses faszinierendes Buch ist äußerst verstörend und doch so realistisch. Die Akte der Auflehnung und des Widerstands, der Ruf, nein, „Schrei“ nach Freiheit und Selbstbestimmung sind so eindringlich und erschütternd, aber auch die große Sehnsucht nach Körperlichkeit, Sinnlichkeit, Phantasie werden endlich zu Ende gedacht.
Ich bin so froh, dass ich dieses Buch gelesen habe, ein großartiges Stück Literatur in leiser und eindringlicher Sprache, gewaltigen Bildern, wechselnden Erzählperspektiven. Dank an die Übersetzerin Ki-Hyang Lee!
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Vielschichtig und lange nachwirkend
Das bisher wohl beste und auch bekannteste Werk der gerade erst mit dem Nobelpreis ausgezeichneten, südkoreanischen Schriftstellerin Han Kang mit dem Titel «Die Vegetarierin» wurde 2016 mit dem ‹Booker Prize International› geehrt …
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Vielschichtig und lange nachwirkend
Das bisher wohl beste und auch bekannteste Werk der gerade erst mit dem Nobelpreis ausgezeichneten, südkoreanischen Schriftstellerin Han Kang mit dem Titel «Die Vegetarierin» wurde 2016 mit dem ‹Booker Prize International› geehrt als bester fremdsprachiger Roman. Die Feuilletons feierten das in mehr als 25 Sprachen übersetzte und inzwischen auch verfilmte Buch in höchsten Tönen. Wie schon in anderen ihrer Romane ist auch hier ein Traum der Auslöser für das thematisch an Kafka erinnernde, verstörende Geschehen. «Ich hatte einen Traum» ist die immergleiche Erklärung der Protagonistin für ihre plötzliche Obsession, mit der die Abwärts-Spirale zu den letztendlich sogar ihre Existenz vernichtenden Wahnvorstellungen zunächst scheinbar ganz harmlos beginnt.
«Bevor meine Frau zur Vegetarierin wurde, hielt ich sie in jeder Hinsicht für völlig unscheinbar», lautet der erste Satz. Und lakonisch weiter: «So fühlte ich mich weder von ihr angezogen noch abgestoßen und sah daher keinen Grund, sie nicht zu heiraten.» Alle seine Versuche wie auch die ihrer Familie bleiben erfolglos, Yeong-hye von ihrer abrupten, kompromisslosen Entscheidung abzubringen, auf Fleisch zu verzichten, was in Korea schon fast als Sakrileg gilt. Das und ihre Ablehnung, einen BH zu tragen, führt schon bald zu einer für den Ehemann höchst peinlichen Situation. Als sie nämlich zum Essen mit seinem Chef eingeladen sind, wird ihr Vegetarismus zum Diskussions-Thema, und auch die sich unter ihrer dünnen Bluse deutlich abzeichnenden Brustwarzen sind für alle am Tisch recht peinlich.
Zwei Jahre später, im zweiten Teil des dreiteiligen Romans mit dem Titel «Der Mongolenfleck» wechselt die Perspektive zum Schwager von Yeong-hye, der als Video-Künstler arbeitet. Inspiriert von einer Theateraufführung möchte er ein neues Projekt angehen, bei dem sich ein am ganzen Körper mit Blumen bemaltes Paar eng umschlungen wie im Tanz bewegt. Er beschließt, seine inzwischen in Scheidung lebende Schwägerin Yeong-hye zu fragen, ob sie bereit wäre, für ihn Modell zu stehen und sich nackt bemalen zu lassen. Denn er weiß, dass sie ein als Mongolenfleck bezeichnetes Muttermal trägt, auch das eine Inspiration für ihn. Ohne Zögern sagt sie zu und lässt sich in seinem Atelier mit Blumen bemalen, wobei er den gesamten Arbeitsprozess per Video aufzeichnet. Er bitte sie, die Bemalung nicht abzuwaschen und noch ein zweites Mal zu kommen, um nun zusammen mit einem Kollegen Modell zu stehen. Sie ist bereit dazu, er bemalt auch den jungen Mann und fordert die beiden Nackten dann auf, sich miteinander in erotischen Posen zu bewegen, wobei er sie filmt. Während Yeong-hye keine Probleme damit hat und sogar bereit wäre, Sex mit dem Mann zu haben, bricht der Kollege die nach seiner Ansicht pornografisch werdende Aktion ab. Sie sein feucht geworden, gesteht sie dem Video-Künstler danach, lehnt es aber ab, statt mit dem Kollegen doch mit ihm zu schlafen. Es wäre die Bemalung des Mannes gewesen, die sie so erregt habe. Daraufhin lässt er sich sofort von einer ehemaligen Kollegin selbst bemalen und fährt noch in der gleichen Nacht zu Yeong-hye, wo sie rauschhaften Sex haben. Als seine Frau die Bemalten morgens im Bett findet, ruft sie den Notarzt, der die beiden ja ganz offensichtlich Geisteskranken in die Psychiatrie einweist.
Aus der Perspektive der Schwester wird im dritten Teil lakonisch der verhängnisvolle Abwärtsstrudel beschieben, der mit dem Erlöschen der Existenz von Yeong-hye endet, die schließlich glaubt, ein Baum zu sein. Der aus ursprünglich drei Novellen entstandene, abgründige Roman thematisiert subversiv, in einer betont nüchternen Sprache, das Unverständnis einer abweichenden Ernährungsweise gegenüber, ferner die Gefahren eines moralisch unkonventionellen Verhaltens und letztendlich eine Psychose, die apokalyptisch endet. Dieser vielschichtige Roman, der auf ganz verschiedene Weise gedeutet werden kann, wirkt thematisch, aber auch wegen seiner stilistischen Schlichtheit sehr lange nach.
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In Südkoreo gelten Vegetarier, anders als in Westeuropa, als Exoten. Protagonistin Yong-Hye entwickelt sich aus Gründen, die sie nur selbst verstehen kann, hin zur Veganerin. Insofern ist der Titel „Die Vegetarierin“ irreführend. Ihre Entwicklung hat mit ihren seltsamen …
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In Südkoreo gelten Vegetarier, anders als in Westeuropa, als Exoten. Protagonistin Yong-Hye entwickelt sich aus Gründen, die sie nur selbst verstehen kann, hin zur Veganerin. Insofern ist der Titel „Die Vegetarierin“ irreführend. Ihre Entwicklung hat mit ihren seltsamen Träumen zu tun. Sie bricht damit aus aus den gesellschaftlichen Normen ihrer Familie und ihres Landes. Der Vegetarismus dient insofern als Mittel zum Zweck für ihren selbstbestimmt wirkenden eigenen Weg.
An dieser Stelle könnte bereits die Frage diskutiert werden, ob ihr Weg wirklich selbstbestimmt ist oder ob sie eine Getriebene ist, die nicht anders kann. Ihre unscheinbare und auch lieblose Opferrolle lässt verschiedene Deutungen zu bis hin zu einer sich entwickelnden Psychose als Reaktion auf subjektiv erlebte Zwänge. Diese permanent gefühlte Spannung belebt den Roman ungemein.
Die Geschichte besteht aus drei Teilen mit jeweils unterschiedlicher Erzählperspektive. Zu Wort kommen ihr Ehemann im ersten Teil, ihr Schwager im zweiten Teil und ihre Schwester im dritten Teil des Buches. Alle drei haben unterschiedliche Beziehungen zu Yong-Hye, aber keiner versteht ihre Verweigerungshaltung. Während ihr Ehemann sich ihr gegenüber lieblos verhält, nutzt ihr Schwager sie sexuell aus und ihre Schwester versucht ihr zu helfen.
So wie in dem Provinznest Bosque in Dal Masettos „Brot und Spiele“ ist den Menschen im Umfeld von Yong-Hye die Liebe abhanden gekommen. Der Roman ist düster, erkennbar an der gleichgültigen Beziehung zum Ehemann und an der kompromisslosen Strenge des Vaters, der sie zum Essen zwingen will. Und er ist von Egoismus geprägt, was in der unwürdigen sexuellen Beziehung zum Schwager zum Ausdruck kommt, der sie für seine Zwecke missbraucht.
Aber die Geschichte hat weitere Facetten. Autorin Kang behandelt an Hand der Figur Yong-Hye, die zur Pflanze werden will, das Thema Realitätsverlust und wagt sich an Grenzfragen wie dem Recht zu sterben. Wo liegt die Grenze zwischen zu behandelnder Psychose und Selbstbestimmung? Der Autorin ist es gelungen, einen vielschichtigen sozialkritischen und psychologischen Roman zu schreiben, der mehr Fragen aufwirft, als er beantwortet.
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