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EIN GROSSER, RASANTER GESELLSCHAFTSROMAN ÜBER PARISBenjamin Grossman hat es geschafft, so glaubt er: Einst in einem Pariser Problemviertel aufgewachsen, ist er als Europachef des amerikanischen Streaming-Anbieters BeCurrent, vergleichbar mit Netflix, in die Stadt zurückgekehrt. Ein kleiner, banaler Fehler zieht aberwitzige Folgen nach sich: Er verliert sein kostbares Handy - mit George Clooneys Privatnummer! - oder wurde es ihm gestohlen? Der Junge, den er als Dieb verdächtigt und gegen einen Eisenzaun geschubst hatte, wird am nächsten Morgen tot aufgefunden. War er Schuld daran?Eine junge...
EIN GROSSER, RASANTER GESELLSCHAFTSROMAN ÜBER PARIS
Benjamin Grossman hat es geschafft, so glaubt er: Einst in einem Pariser Problemviertel aufgewachsen, ist er als Europachef des amerikanischen Streaming-Anbieters BeCurrent, vergleichbar mit Netflix, in die Stadt zurückgekehrt. Ein kleiner, banaler Fehler zieht aberwitzige Folgen nach sich: Er verliert sein kostbares Handy - mit George Clooneys Privatnummer! - oder wurde es ihm gestohlen? Der Junge, den er als Dieb verdächtigt und gegen einen Eisenzaun geschubst hatte, wird am nächsten Morgen tot aufgefunden. War er Schuld daran?
Eine junge, türkischstämmige Polizistin tritt dem Toten, den sie für betrunken hält, in die Seite. Ein zusammengeschnittenes Video davon geht viral: Ganz Paris, die dauererregte Stadt der sozialen Gegensätze, der Reichen und Geflüchteten, der Migranten und Medienmogule, ist in Aufruhr ? und die sozialen Medien wirken als Brandbeschleuniger. In einer Art Victor Hugo-Roman 2.0 über Paris als eine Weltstadt des radikalen Wandels erzählt Négar Djavadi in dieser rasanten Geschichte von Menschen unter Druck, von Siegern und Besiegten, von einer Jugend, die keinen Schutz mehr zu genießen scheint, und von einem Erfolgszwang, der immer neue Opfer fordert. Ein faszinierendes Panorama unterschiedlichster Milieus, ein großer Gesellschaftsroman über eine Stadt, in der ein kleiner Funke riesige Brände entfachen kann.
Paris, 10. Arrondissement, in Aufruhr Ein großer, rasanter Gesellschaftsroman Über Aufsteiger und Abgehängte in der Metropole Wie Victor Hugo 2.0 Für Leserinnen von Virginie Despentes und Michel Houellebecq
Benjamin Grossman hat es geschafft, so glaubt er: Einst in einem Pariser Problemviertel aufgewachsen, ist er als Europachef des amerikanischen Streaming-Anbieters BeCurrent, vergleichbar mit Netflix, in die Stadt zurückgekehrt. Ein kleiner, banaler Fehler zieht aberwitzige Folgen nach sich: Er verliert sein kostbares Handy - mit George Clooneys Privatnummer! - oder wurde es ihm gestohlen? Der Junge, den er als Dieb verdächtigt und gegen einen Eisenzaun geschubst hatte, wird am nächsten Morgen tot aufgefunden. War er Schuld daran?
Eine junge, türkischstämmige Polizistin tritt dem Toten, den sie für betrunken hält, in die Seite. Ein zusammengeschnittenes Video davon geht viral: Ganz Paris, die dauererregte Stadt der sozialen Gegensätze, der Reichen und Geflüchteten, der Migranten und Medienmogule, ist in Aufruhr ? und die sozialen Medien wirken als Brandbeschleuniger. In einer Art Victor Hugo-Roman 2.0 über Paris als eine Weltstadt des radikalen Wandels erzählt Négar Djavadi in dieser rasanten Geschichte von Menschen unter Druck, von Siegern und Besiegten, von einer Jugend, die keinen Schutz mehr zu genießen scheint, und von einem Erfolgszwang, der immer neue Opfer fordert. Ein faszinierendes Panorama unterschiedlichster Milieus, ein großer Gesellschaftsroman über eine Stadt, in der ein kleiner Funke riesige Brände entfachen kann.
Paris, 10. Arrondissement, in Aufruhr Ein großer, rasanter Gesellschaftsroman Über Aufsteiger und Abgehängte in der Metropole Wie Victor Hugo 2.0 Für Leserinnen von Virginie Despentes und Michel Houellebecq
Négar Djavadi, 1969 in Iran geboren, stammt aus einer Familie von Oppositionellen und floh im Alter von elf Jahren zu Pferd über Kurdistan mit ihrer Mutter und ihrer Schwester vor den Folgen der Iranischen Revolution in den Westen. Sie ist Drehbuchautorin, Regisseurin und Schriftstellerin, lebt und arbeitet in Paris. Ihr erster Roman "Desorientale" (C.H.Beck 2017) erhielt in Frankreich zahlreiche Preise, wurde dort zum Bestseller und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Die englische Übersetzung erhielt den Lambda Literary Award, den Van Cleef & Arpels Albertine Prize und stand auf der Shortlist des National Book Award for Translated Literature sowie auf der Shortlist des Dublin Award. "Arène" (2020) hat sich in Frankreich mehr als 20.000-mal verkauft und erhielt den Prix Millepages 2020. Michaela Messner, geboren in Mainz, lebt als Literaturübersetzerin in München. Sie hat u.a. Werke von Alexandre Dumas, Anne und Emily Brontë, Jean Baudrillard und César Aira ins Deutsche übertragen. 1992 wurde sie mit dem Raymond-Aron-Preis ausgezeichnet
Produktdetails
- Verlag: Beck
- Seitenzahl: 460
- Erscheinungstermin: 14. Juli 2022
- Deutsch
- Abmessung: 221mm x 149mm x 45mm
- Gewicht: 729g
- ISBN-13: 9783406791260
- ISBN-10: 3406791263
- Artikelnr.: 63639415
Herstellerkennzeichnung
C.H. Beck
Wilhelmstrasse 9
80801 München
produktsicherheit@beck.de
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensent Dirk Fuhrig liest gebannt Négar Djavadis "Die Arena". Die 1969 im Iran geborene und seit ihrem elften Lebensjahr in Paris lebende Autorin zeigt darin die verschiedenen aktuellen Konflikte in Paris und seinen Vororten auf. Hier geht es um soziale Unterschiede, vermeintliche Polizeigewalt, islamistische Prediger und den Einfluss der Sozialen Medien, erklärt Fuhrig. Klar, das kann konstruiert wirken, aber es zeigt auch die Vielfältigkeit der Probleme auf und zeigt, dass es nicht nur eindeutig gut oder böse Menschen gibt, meint der Rezensent. Ein mitreißender und hochaktueller Roman, schließt er.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Die 10 besten Bücher aus 2022: Für eine Reise in die Stadt der Liebe mit spannenden Figuren und einer szenischen Darstellung.
Münchner Merkur, Sven Trautwein
Ein fulminanter Gesellschaftsroman, universell und aktuell zugleich
Annabelle
Ein mitreißend geschriebener Roman mitten aus unserer Gegenwart.
Deutschlandfunk Kultur, Dirk Fuhrig
Jahrhundertroman ist ein großes Wort, und doch zuckt es während der Lektüre von Négar Djavadis Werk immer durch den Kopf ... Lesen, bitte. Eine Wucht. Welt am Sonntag, Barbara Weitzel
Vielschichtiger Roman, der vieles diskutiert ... vor allem aber zeigt Djavadi, wohin ... Spannungen führen können ..] sie beschreibt ein
Münchner Merkur, Sven Trautwein
Ein fulminanter Gesellschaftsroman, universell und aktuell zugleich
Annabelle
Ein mitreißend geschriebener Roman mitten aus unserer Gegenwart.
Deutschlandfunk Kultur, Dirk Fuhrig
Jahrhundertroman ist ein großes Wort, und doch zuckt es während der Lektüre von Négar Djavadis Werk immer durch den Kopf ... Lesen, bitte. Eine Wucht. Welt am Sonntag, Barbara Weitzel
Vielschichtiger Roman, der vieles diskutiert ... vor allem aber zeigt Djavadi, wohin ... Spannungen führen können ..] sie beschreibt ein
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Paris fern des Eiffelturms und der Champs Élyssées."
Deutschlandfunk Büchermarkt, Nils Casjens
Eine Ode an die schönste Stadt der Welt. () Der Pariser Roman der Stunde
WDR 5, Moritz Holler
Meisterhaft konstruiert, psychologisch fein erzählt und spannend zu lesen Ein Roman noir, ein Sozialdrama, ein Thriller ... Vor allem aber ein Roman, der vom Auseinanderfallen einer Gesellschaft erzählt und mit Geschichten einzelner Menschen dagegen anschreibt: weil diese Geschichten uns die Nuancen zurückgeben, die im öffentlichen (Nicht-)Diskurs verloren gehen.
Die Presse, Anne-Catherine Simon
Die im Iran geborene Autorin zeigt ein beeindruckend vielstimmiges Porträt des Stadtteils, in dem sie heute selbst lebt. Mitreißend Hörzu
Paris von seiner hässlichen Seite: zwischen unfassbarer Armut und obszönem Wohlstand.
Buchkultur, Sylvia Treudl
Ein harter und doch intimer Text, der von gesellschaftlicher Manipulation, aber auch vom Kampf ums Überleben erzählt, den jeder so kämpft, wie er gerade kann."
Télérama
Vierhundert elektrisierende Seiten, ebenso intensiv wie substantiell."
Le Monde
Ein urbaner Thriller, inszeniert im Stil einer Netflix-Serie, mitreißend und rasant geschrieben."
La Vie
Négar Djavadis aufrüttelnder Paris-Roman Die Arena zeigt die französische Metropole als soziales Minenfeld, in dem die Gewalt jederzeit explodieren kann.
Wiener Zeitung, Oliver vom Hove
Deutschlandfunk Büchermarkt, Nils Casjens
Eine Ode an die schönste Stadt der Welt. () Der Pariser Roman der Stunde
WDR 5, Moritz Holler
Meisterhaft konstruiert, psychologisch fein erzählt und spannend zu lesen Ein Roman noir, ein Sozialdrama, ein Thriller ... Vor allem aber ein Roman, der vom Auseinanderfallen einer Gesellschaft erzählt und mit Geschichten einzelner Menschen dagegen anschreibt: weil diese Geschichten uns die Nuancen zurückgeben, die im öffentlichen (Nicht-)Diskurs verloren gehen.
Die Presse, Anne-Catherine Simon
Die im Iran geborene Autorin zeigt ein beeindruckend vielstimmiges Porträt des Stadtteils, in dem sie heute selbst lebt. Mitreißend Hörzu
Paris von seiner hässlichen Seite: zwischen unfassbarer Armut und obszönem Wohlstand.
Buchkultur, Sylvia Treudl
Ein harter und doch intimer Text, der von gesellschaftlicher Manipulation, aber auch vom Kampf ums Überleben erzählt, den jeder so kämpft, wie er gerade kann."
Télérama
Vierhundert elektrisierende Seiten, ebenso intensiv wie substantiell."
Le Monde
Ein urbaner Thriller, inszeniert im Stil einer Netflix-Serie, mitreißend und rasant geschrieben."
La Vie
Négar Djavadis aufrüttelnder Paris-Roman Die Arena zeigt die französische Metropole als soziales Minenfeld, in dem die Gewalt jederzeit explodieren kann.
Wiener Zeitung, Oliver vom Hove
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Benjamin Grossmann, Europachef eines amerikanischen Streaminganbieters in Paris, vermisst sein Handy und hat schnell den in seinen Augen Schuldigen ausgemacht. Er folgt dem halbwüchsigen Jungen, stellt ihn zur Rede und attackiert ihn, als dieser leugnet, etwas mit dem Diebstahl zu tun zu haben. …
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Benjamin Grossmann, Europachef eines amerikanischen Streaminganbieters in Paris, vermisst sein Handy und hat schnell den in seinen Augen Schuldigen ausgemacht. Er folgt dem halbwüchsigen Jungen, stellt ihn zur Rede und attackiert ihn, als dieser leugnet, etwas mit dem Diebstahl zu tun zu haben. Am nächsten Tag kursiert im Internet ein Video über Polizeigewalt, eine Polizistin tritt eine am Boden liegende Person mit Schwung in die Seite. Diese Person ist tot. Entsetzt stellt Benjamin fest, dass es sich bei dem Toten um den mutmaßlichen Dieb seines Handys handelt.
Ich habe schwer in das Buch reingefunden. Dies liegt daran, dass die Autorin eine sehr bildliche und ausschweifende Erzählweise gewählt hat. Zusätzlich zur eigentlichen Geschichte gibt es immer wieder Informationen aller Art zu verarbeiten und viele Hinweise auf vermeintlich wichtige oder unwichtige Ereignisse, die die Autorin zusätzlich eingeflochten hat. Hinzukommen die Beschreibungen der Örtlichkeiten, die für meine Begriffe überhand genommen haben. Dies mag für Liebhaber von Kulturreisen, besonders für solche, die sich für Paris erwärmen, total interessant sein, mich rissen diese ungewohnt klingenden Straßen-, Gassen-, Platz-, Gebäude- und sonstigen Namen immer wieder aus der Konzentration. Diese Kritikpunkte resultieren meines Erachtens daraus, dass Négar Djavadi Schriftstellerin, aber auch Drehbuchautorin und Regisseurin ist.
Die eigentliche Story wiederum war grandios. Die Autorin legt den Finger in die Wunde und zeigt die Welt so, wie sie ist. Die Gesellschaftskritik sickert aus fast jeder Seite, ironisch und unterhaltsam bekommt jeder sein Fett weg. Sie zeigt uns, wie nah Armut und Reichtum, Freude und Trauer, Glück und Tragik nebeneinander liegen. Sie hält uns den Spiegel vor und zwingt uns zu sehen, wie und wer wir sind.
„Wenn du einmal begriffen hast, dass nicht alle Menschen rechtliche Ansprüche haben, weder hier noch in Los Angeles, Sydney, Rom, Brasilia, Naypyidaw oder Soweto, dass Gerechtigkeit in erster Linie eine Frage der Herkunft und der Postanschrift ist, dann siehst du die Welt nicht mehr mit denselben Augen.“ (Seite 219)
Wir werden in die Welt der Armen und der Reichen, aber auch der Migranten und der Gangs katapultiert, wo jeder gegen jeden und alle gegen den Rest sind; diejenigen, die es geschafft haben, triumphieren, der Rest resigniert oder lebt nur dumpf vor sich hin. Die Polizei ist machtlos, die Politik produziert nur heiße Luft und schürt in der Regel noch mehr Hass, als notwendige Lösungen anzubieten. Ich würde gerne behaupten, dass die Story überspitzt ist, aber das Gegenteil beweisen mir täglich die Nachrichten aus der ganzen Welt.
Dies war keine leichte Lektüre, der Aufbau war oft chaotisch und manchmal wusste ich am Anfang eines Kapitels nicht, welche Person überhaupt gemeint war. Dies und meine eingangs geschilderten Kritikpunkte führen damit zu einem Abzug in der Wertung, der mich die goldene Mitte nehmen und solide drei Sterne vergeben lässt. Wer meine Kritik nicht nachvollziehen kann, rechnet gerne einen Stern hinzu, denn wie immer ist es mein Empfinden, das mich so bewerten lässt.
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"Wer noch nie in Paris war, wer nur an Postkarten oder die prunkvollen Panoramen französischer Exportfilme denkt, kann sich nicht vorstellen, dass dieses Vierte [...] nur dreißig Gehminuten vom schicken Marais entfernt liegt. Anders als auf den weichgezeichneten Bildern sind wir hier …
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"Wer noch nie in Paris war, wer nur an Postkarten oder die prunkvollen Panoramen französischer Exportfilme denkt, kann sich nicht vorstellen, dass dieses Vierte [...] nur dreißig Gehminuten vom schicken Marais entfernt liegt. Anders als auf den weichgezeichneten Bildern sind wir hier am Nullpunkt [...] angelangt."
Négar Djavadi nimmt ihre Leser mit in den Osten von Paris - gar nicht so weit entfernt von den Sehenswürdigkeiten der Stadt leben hier Migranten, die Menschen mit kleinem Einkommen und die illegalen Geflüchteten. Alle Figuren, die Teil des vielfältigen Tableaus in diesem grandiosen Gesellschaftsroman sind, haben einen Bezug zur Cité. Entweder sind sie hier aufgewachsen und der Armut entkommen, wie im Fall des Streaming Dienst Managers Grossmann. Oder sie versuchen dort auf der Straße zu überleben wie Amir, der exemplarisch für die vielen Geflüchteten steht. Dann ist da noch Sam, eine junge Polizistin mit türkischen Eltern, die Tag für Tag von den Law-and-Order-Erwartungen der einen Hälfte der Gesellschaft und den Vorwürfen von Polizeigewalt von der anderen Hälfte aufgerieben wird. Über 460 Seiten gibt die Autorin Ausschnitte aus dem Leben vielen Bewohner der Stadt. Mal gehen diese Einblicke sehr tief (Grossmann und seine Familie) oder bleiben wie im Falle einer Gerichtsmedizinerin oder eines chinesischen Einwanderers an der Oberfläche. Dennoch kreuzen sich alle Lebenswege, als nach dem vermutlichen Mord an einem Jungen aus dem Viertel und sein Auffinden durch die Polizei Frust, Gewalt und Ablehnung in der Cité Rouge / Belleville überkochen.
Obwohl der Roman durchaus eine Hauptstory hat, scheint mir der Kriminalfall hier gar nicht so sehr im Vordergrund zu stehen. Vielmehr weckt der Text den Eindruck, eigentlich eine Serie zu schauen - nur eben in Buchform statt in bewegten Bildern. Sicherlich spielt dort hinein, dass die Autorin Drehbuchautorin ist und viel Wissen aus dem Bereich der Filmbranche mitbringt. Das hilft nicht nur, die vielen Charaktere mit Bezug zur Filmbranche treffend darzustellen. Ihre Erzählweise wird selbst oft zum Filmischen Erzählen: Etwa dann, wenn der Roman mit einer Actionszene beginnt oder wir auf eine vermeintlich unbeteiligte Person zoomen und uns plötzlich in ihren Gedanken wiederfinden. All das kann ich mir sehr gut auf der Leinwand vorstellen. Diese Erzählstimme ermöglicht es auch, viel über die Figuren zu erzählen, ohne das direkt sagen zu müssen. Nach dem klassischen Show-don´t-tell-Prinzip werden die Männer und Frauen im Roman durch ihr Umfeld, ihren Besitz und ihren Umgang mit anderen charakterisiert.
Oft hatte ich beim Lesen dein Eindruck, dass die Aussagen über Serien und Filme auch ein Kommentar zum Werk selbst sind. So wird an mehreren Stellen betont, dass die Charaktere in Serien immer komplexer werden, mehrere Handlungsstränge parallel laufen und Moral nicht mehr eindimensional verhandelt wird. Grossmann selbst vergleicht sich mit den Figuren aus seinem Film. Mir hat diese Anlage - genauso wie der Metakommentar - sehr gefallen. Auf diese Weise gelingt es der Autorin, auch politisch heikle Themen wie zum Beispiel religiöse Konflikte im Nahen und Mittleren Osten zu verhandeln, ohne platt zu wirken, zu vereinfachen oder Partei zu ergreifen.
Das heißt jedoch nicht, dass Djavadis Roman unpolitisch wäre. Ganz im Gegenteil: Belleville zeigt Menschen in den verschiedensten Lesarten von Exil lebend. Es geht um den Frust, der sich aus den Pariser Vorstädten Weg in den inneren Stadtring bahnt. Es geht darum, wie Polizei, Politik und Mittelschicht mit diesen Menschen umgehen wollen und sollen. Anhand dieser Komplexität wird bereits deutlich, dass der Roman mit einem offenen Ende schließen muss. Denn eine einfache Antwort lässt sich nicht finden und würde dieses grandios gezeichnete Bild Paris verwässern. In diesem Zusammenhang liest sich "Die Arena" auch wie ein Art Gegenroman zu Houellebecqs Roman "Unterwerfung", der mit den Ängsten vor dem Fremden, insbesondere der Islamisieru
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Tornado über Paris
Nach ihrem großen Erfolg von „Desorientale“ veröffentlicht Négar Djavadi nun ihren zweiten Roman – „Die Arena“ entwirft ein rasantes, gesellschaftskritisches und danteskes Spiegelbild des multikulturellen Paris im 21. …
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Tornado über Paris
Nach ihrem großen Erfolg von „Desorientale“ veröffentlicht Négar Djavadi nun ihren zweiten Roman – „Die Arena“ entwirft ein rasantes, gesellschaftskritisches und danteskes Spiegelbild des multikulturellen Paris im 21. Jahrhundert, in dem sich vielfältige Milieus aggressiv gegenüberstehen und ein kleiner Funke eine große Spirale an Gewalt auslösen kann. Somit fungiert der Osten von Paris mit den Vierteln Belleville/Jaurès/Buttes-Chaumont als realitätsnahe und schonungslose Arena, in denen eine Vielzahl unterschiedlicher und widersprüchlicher Charaktere geworfen werden – alle sind sie auf ihre Weise frustriert und suchen ihren Weg in einer Zeit, in der die öffentliche mediale Unterhaltung mehr zählt als das wahre Selbstsein und das authentische Miteinander kommunizieren.
Négar Djavadi hat ein rhythmisches, rohes und vielstimmiges Sittengemälde entworfen, in dem sie als präzise auktoriale Erzählerin ihre Charakter feinfühlig-detailliert kennt und entwirft – Jugendliche aus den verschiedenen Cités, Polizisten, Migranten, Politiker, Prediger, Aktivisten und Blogger sowie und allen voran der nonchalante und dauergestresste Benjamin Grossmann, Direktor für Film bei BeCurrent, dem fiktiven Pedant zur Streaming-Plattform Netflix. Als er sein immens wichtiges Handy verliert und einem vermeintlichen Dieb hinterherläuft, beginnt er eine Kette von Ereignissen in einen furiosen Gang zu setzen, bei denen alle Beteiligte kräftig durcheinander gewirbelt werden. Denn der junge Issa wird wenig später tot aufgefunden und Polizistin Asya wird ihm in einem Moment der Verlorenheit einen Fußtritt geben, der gefilmt wird und sofort viral geht. Im Zeitalter der Unterhaltung werden Ereignisse sekundenschnell aufgegriffen, um dann in den sozialen Medien eventuell mit einem veränderten und fiktionalisierten Narrativ veröffentlicht zu werden – besonders in Wahlkampfzeiten schlagen manche Bilder wie Polizeigewalt oder Revierkämpfe hohe Wellen, bis ein medial erzeugter Shitstorm in einem realen, gewalttätigen Clash der sozialen Schichten endet. Dieses Thema greift die Autorin neben anderen urban-menschlichen Zusammenstößen präzise und mit verschiedenen erzählerischen Finessen wie Chatprotokollen auf.
Die Charaktere wechseln schnell und treten polyphon auf – trotzdem erhält jede/r eine sehr moderne und nuancenreiche Beschreibung. Djavadi schreibt sehr szenisch und mit vielen filmischen Referenzen sowie in einem äußerst voranpreschenden, dringlichen Stil, der in seinem Rhythmus nicht nur die angespannte, mediale Erregung einfängt, sondern auch zum pulsierenden Finale in der musikalischen Vortragsform furioso hinarbeitet. Insgesamt hat das treibende, eindrückliche Tempo mit der düsteren Vorahnung auf ein dramatisches Ende seine dramaturgischen und erzählerischen Tücken – die Aufmerksamkeit des Lesers ist über die knapp 500 Seiten lang mit vielen Details sehr gefordert und trotzdem erscheinen manche Charaktere nicht genug ausbalanciert in der Tiefe.
Doch Djavadi ist eine sehr kluge Erzählerin und anspruchsvolle Beobachterin ihrer Stadt – ihr literarisches Fazit über die verschiedenen Milieus in Paris ist hoch aktuell, brisant und legt den Finger in die Wunde von gesellschaftlichen Versäumnissen und politischen Zerrüttungen. Nie verliert Djavadi in ihrem Tornado an emotionalen und knallharten Geschichten und Ereignissen in der Großstadt-Arena den Überblick beim unterhaltsam-visuellen Erzählen und Verknüpfen – und liefert eine universelle Sozialstudie, die stellvertretend für den gesellschaftlichen Wandel weltweit steht.
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Abseits
Die Autorin führt den Leser in ein Paris abseits der Touristenattraktionen, in dieser Härte allenfalls bekannt aus den Fernsehnachrichten.
Doch in diesem Roman sind wir hautnah dabei!
Kreuz und quer geht es durch die wenig spektakulären Arrondissements, die Viertel des …
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Abseits
Die Autorin führt den Leser in ein Paris abseits der Touristenattraktionen, in dieser Härte allenfalls bekannt aus den Fernsehnachrichten.
Doch in diesem Roman sind wir hautnah dabei!
Kreuz und quer geht es durch die wenig spektakulären Arrondissements, die Viertel des Präkariats und der Kriminalität. Die kleinen Leute, die Auslandsfranzosen, die Migranten, die Dealer und Kleinkriminellen leben hier. Sie alle lernen wir kennen, wie auch die Figuren, die es angeblich geschafft haben.
Ein Angelpunkt der Handlung ist ein Jude, der zum Frankreich-Chef eines amerikanischen Streaming-Konzerns aufgestiegen ist, durch die Mutter immer noch diesem Stadtteil verbunden. Durch eine rasante Verkettung von Ereignissen wird diese Figur verknüpft mit der Szene der depravierten migrantischen Jugendlichen, einer jungen Polizistin, die aufgrund eines einmaligen Fehlverhaltens zum Bauernopfer der machthungrigen, bedingungslos zum politischen Aufstieg entschlossenen Kaste der ansonsten gänzlich charakterlosen Apparatschiks wird. Präsentiert wird das Heer der leidenden, hilflosen Mütter, die entweder, ihren Kindern weitgehend entfremdet, keine Ahnung von deren Treiben haben, oder die von der Trauer gelähmt, immer wieder mitansehen müssen, wie ihre Kinder vom Moloch dieser Stadt der sozialen Kontraste verschlungen werden.
Das sich immer weiter steigernde Tempo der Handlung gipfelt schließlich in einer Gewaltexplosion, von der der Leser allerdings weiß, dass sie letztlich ad infinitum wiederholbar und im Ablauf der Ereignisse austauschbar ist.
Souverän gestaltet Négar Djavan den Verlauf dieser wenigen Tage wie ein klassisches Musikstück, um unmittelbar am Ende noch eins draufzusetzen. Es zeigt sich, dass es ein Rondo ist, das Ende des Romans wird direkt mit dem Anfang verbunden, wenn die dramatischen Ereignisse der Wirklichkeit umgeformt werden zu einem quotenträchtigen Inhalt des Streaming-Portals.
Ein ganz großer Wurf!
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Eine brisante Thematik in einem Roman, mit dem ich nicht warm werden konnte
Der Klappentext zu diesem Buch hatte mich sehr angesprochen und neugierig gemacht. Die Geschichte um einige Menschen aus der Banlieue klang sehr vielversprechend und interessant: Der Europachef eines Streamingunternehmens …
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Eine brisante Thematik in einem Roman, mit dem ich nicht warm werden konnte
Der Klappentext zu diesem Buch hatte mich sehr angesprochen und neugierig gemacht. Die Geschichte um einige Menschen aus der Banlieue klang sehr vielversprechend und interessant: Der Europachef eines Streamingunternehmens à la Netflix, hat es geschafft, sein altes Viertel hinter sich zu lassen. Bei einem Besuch in der alten Gegend wird ihm sein Handy geklaut, er verfolgt den vermeintlichen Dieb, gerät in eine Rangelei mit dem Jungen und läuft schhließlich ohne sein Handy weg, auf dem sich Unmengen wichtige Daten befinden. Am nächsten Tag wird der Junge tot aufgefunden. Viele Personen sind mehr oder minder in diese Vorfälle verwickelt, z.B. die türkischstämmige junge Polizistin, die den Jungen findet und ihm einen Tritt versetzt, um ihn aufzuwecken. Dabei wird sie gefilmt von einer Jugendlichen, die daraus einen Film über Polizeigewalt zusammenbastelt. Und dabei immer das Gefühl, dass der Firnis, der die Gesellschaft noch zusammenhält, jederzeit aufplatzen kann.
Die Beschreibungen, wie es in Paris an allen Ecken und Enden brodelt, sind sehr eindrücklich und atmosphärisch, trotzdem konnte mich dieses Buch nicht wirklich fesseln, ich musste mich in kleinen Schritten durchkämpfen und habe ewig gebraucht, das Buch zu beenden. Zu viele Personen und vor allem zu viel hin und her, ständige Perspektivwechsel, Rückblenden etc. und zu wenig Zeit, um für die einzelnen Personen Empathie zu entwickeln, sich emotional auf jemanden einlassen zu können. Vielleicht liegt es daran, dass die Autorin wohl hauptsächlich Drehbücher schreibt …
Wenn es verfilmt werden sollte, werde ich mir den Film definitiv anschauen und vielleicht ergibt sich daraus dann ein Gesamtbild, das mir bei der Lektüre gefehlt hat.
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Das andere Paris
Der zweite Roman von Négar Djavadi spielt hauptsächlich in den Teilen von Paris, in die Touristen nie einen Fuß setzen und die sie bestenfalls mit Berichten von Ausschreitungen in den Banlieues aus den Nachrichten verbinden. In einer Art Domino-Effekt wird das …
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Das andere Paris
Der zweite Roman von Négar Djavadi spielt hauptsächlich in den Teilen von Paris, in die Touristen nie einen Fuß setzen und die sie bestenfalls mit Berichten von Ausschreitungen in den Banlieues aus den Nachrichten verbinden. In einer Art Domino-Effekt wird das Leben der Protagonisten, die unterschiedlicher kaum sein könnten, komplett verändert. Der banale Auslöser höchst dramatischer Ereignisse ist der Verlust eines Handys:
Benjamin Grossman hat das Problemviertel seiner Kindheit hinter sich gelassen und ist erfolgreicher Manager bei BeCurrent, einem Streaming-Unternehmen. In seinem Handy finden sich die Nummern der prominentesten Schauspieler. Aber er weiß, dass er auch schnell alles verlieren kann. Als er durch einen unglücklichen Zufall nach einem seltenen Besuch bei seiner Mutter das Handy vermisst, verdächtigt er einen Jugendlichen des Diebstahls, es kommt zu einer tätlichen Auseinandersetzung. Tags darauf wird der Junge bei einem Routineeinsatz der Polizei tot aufgefunden, die Polizistin, die wenig sensibel die Leiche mit einem Fußtritt zum Aufstehen bewegen will, wird von einer Jugendlichen gefilmt, die das Video ins Netz stellt…
Auf den ersten Blick könnte es sich bei diesem Roman um einen einfachen Krimi handeln, doch mit dieser Erwartung ist die Enttäuschung vorprogrammiert. Allein die Vielzahl an Personen mit völlig unterschiedlichen Biografien und Lebensentwürfen erfordert gerade zu Anfang viel mehr Konzentration als ein einfacher Krimi. Themen wie Gentrifizierung, Rassismus, Armut und Chancenlosigkeit sowie eine deutliche Kritik an der bedenkenlosen Nutzung sozialer Medien sind alles bestimmend. Gleichzeitig legt die Autorin viel Wert auf eine detaillierte Charakterzeichnung. Hier gibt es kein Schwarz-Weiß, Vorurteile und einfache Erklärungen werden nicht bedient. Armut ist nicht gleich ungebildet, bedrohliches Teenagergehabe nicht gleichzusetzen mit innerlicher Verrohung. Die besten Vorsätze können bei Négar Djavadi durchaus in die größte Katastrophe führen. Obwohl das Ende des Romans lange vorhersehbar war, ist das Ausmaß und die Wucht am Ende deutlich heftiger als erwartet. Nicht alle Fragen werden beantwortet, das Schicksal etlicher Protagonisten wird nicht auserzählt. Insofern lässt die Autorin die Leser*innen etwas ratlos zurück, ähnlich wie am Ende einer Serie, die Raum für eine weitere Staffel lässt.
Trotz des anspruchsvollen und nicht leicht zu konsumierenden Inhalts ist der Schreibstil wirklich sehr angenehm zu lesen. Auch hier spürt man, dass Négar Djavadi Drehbücher geschrieben hat.
„Die Arena“ gehört zu den Romanen, auf die man sich einlassen muss. Die Autorin bietet keine sympathischen Identifikationsfiguren und gibt auch keine einfachen Antworten. Trotzdem ist „Die Arena“ ein sehr lesenswerter, aktueller Gesellschaftsroman im besten Sinne. Klare Leseempfehlung!
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In der römischen Antike war die Arena der Kampfplatz. Hier wurden sportliche Wettkämpfe ausgetragen, aber oft ging es auch schlicht um Leben und Tod. Belleville, ein Stadtteil von Paris als Kampfplatz zu bezeichnen, klingt erst einmal gewagt, gilt doch Paris als romantisch und verspielt. …
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In der römischen Antike war die Arena der Kampfplatz. Hier wurden sportliche Wettkämpfe ausgetragen, aber oft ging es auch schlicht um Leben und Tod. Belleville, ein Stadtteil von Paris als Kampfplatz zu bezeichnen, klingt erst einmal gewagt, gilt doch Paris als romantisch und verspielt. Doch bei näherer Betrachtung ist Paris ein Molloch wie jede andere Großstadt auch. Négar Djavadi erzählt die Geschichte jener Menschen, die im Schatten stehen. Wir tauchen ein in ein düsteres Straßenbild, bleiben bei dem ein und anderen Protagonisten stehen und lassen uns von seinem Leben erzählen. Benjamin bietet uns Beständigkeit. Er hat es hinausgeschafft aus Belleville. Er ist erfolgreicher Geschäftsführer einer Streaming Plattform. Äußerlich ein Lebemann, innerlich zutiefst verunsichert, wird er Zeuge der sich zuspitzenden Kampfhandlungen. Bei den teils langen Beschreibungen der Szenerie hatte man das Gefühl, wie durch eine Kameralinse auf das Geschehen zu gucken. Und man betrachtete das Leben der Menschen in Belleville wie in einer Serie. Unnahbar hinter Glas kommen sie einem vor. Mir hat gefallen, wie schonungslos in diesem Roman das Leben in der Großstadt geschildert wird. Wie die Romantisierung des Großstadtlebens ad absurdum geführt wird. Ein Satz ist mir besonders im Gedächtnis geblieben, da ich ihn als sehr war empfunden habe. Benjamin ist im dichten Gedränge in der Metro und beschreibt sein Gefühl als „Einsamkeit“ inmitten von Menschen. Und so ist es: In einer Großstadt geht jeder seiner Wege, kreuzt die Wege anderer, nimmt teil, vergisst, verdrängt, stumpft ab. Je stärker, je mehr man aus Not dort leben muss und keine freie Wahl und Perspektive hat. Und es ist eine merkwürdige Welt, in der Menschen mit Geld es chic und trendy finden in solchen Stadtteilen zu leben. Négar Djavadi hat gut beobachtet und den Nagel auf den Kopf getroffen.
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Sittengemälde einer Stadt
Eine Studie, die eine etwas andere Seite von Paris aufzeigt, authentisch und vielschichtig, leider auch etwas langatmig.
Ein verloren gegangenes Handy ist der Auslöser für eine vielschichtige Erzählung, die ein Brennpunktviertel von Paris in den …
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Sittengemälde einer Stadt
Eine Studie, die eine etwas andere Seite von Paris aufzeigt, authentisch und vielschichtig, leider auch etwas langatmig.
Ein verloren gegangenes Handy ist der Auslöser für eine vielschichtige Erzählung, die ein Brennpunktviertel von Paris in den Mittelpunkt stellt. Schier unendlich erscheinende Perspektiven mit einer Vielzahl an Protagonisten zeigen eine unbekannte Seite der Stadt der Liebe. Aufgewachsen im Problemviertel hat Benjamin es in die höheren Sphären der Gesellschaft geschafft. Der Verlust seines Mobiltelefons bringt ihn zurück in seine Jugend. Dort haben sich zwischenzeitlich diverse Gesellschaftsgruppen niedergelassen, die für beängstigende Szenarien sorgen. Die Themenvielfalt ist in diesem Buch ungewöhnlich groß. Neben der Welt der Streaming-Dienste tauchen wir ein in die Arbeit der Polizei, die Probleme von Migranten und Geflüchteten, das Gangmilieu und nicht zuletzt das Vorgehen der Politiker, wobei die sozialen Medien eine sehr große Rolle spielen. Diese Bandbreite erfordert die ganze Aufmerksamkeit seiner Leserschaft.
Die Welt der Streaming Dienste ist nicht die meine, daher hat dieser Teil mit seinen tiefgehenden Details mich sehr angestrengt. Ebenso die Vielzahl der Charaktere, die in abwechselnden Perspektiven ihren Part erzählen. Themen wie verpfuschte Träume, Zerrissenheit, Hoffnungslosigkeit, gesellschaftliche Missstände werden in einer passenden, fast provokativen Sprache ungeschönt dargestellt. Dies ist einerseits bedrückend, andererseits beeindruckend. Das Lesen hat sich dadurch für mich zeitweise sehr schwierig gestaltet. Die Gesellschaftskritik ist schon sehr gut auf dem Cover eingefangen, was mir wirklich gut gefällt. Wer tief in die Gesellschaft eintauchen möchte, ist bei diesem Buch genau richtig.
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Négar Djavadi stammt aus dem Iran und musste 1980 als Elfjährige aus politischen Gründen auf abenteuerlichen Wegen mit ihrer Familie aus ihrem Heimatland nach Frankreich fliehen. Seit vielen Jahren lebt sie nun in Belleville im Osten von Paris, wo auch ihr zweiter Roman „Die …
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Négar Djavadi stammt aus dem Iran und musste 1980 als Elfjährige aus politischen Gründen auf abenteuerlichen Wegen mit ihrer Familie aus ihrem Heimatland nach Frankreich fliehen. Seit vielen Jahren lebt sie nun in Belleville im Osten von Paris, wo auch ihr zweiter Roman „Die Arena“ verortet ist.
Belleville ist ein geschichtsträchtiges Quartier, fielen dort doch 1871 die letzten Barrikaden der „Commune“. Mit dem Zuzug der Menschen aus den Kolonien, vornehmlich aus dem Maghreb, veränderte sich die Bevölkerungsstruktur hin zu der eines typischen multikulturellen Einwandererviertels, in dem die unterschiedlichsten Nationalitäten ihren Platz fanden. In den letzten beiden Jahrzehnten wurde dieses Viertel von der Künstlerszene entdeckt, Galerien eröffnet und viele der alten Häuser abgerissen oder von Investoren saniert, um Wohnungen für einen neue Klientel zu schaffen. Doch noch gibt es sie, die Straßenzüge, die ihren alten Charakter beibehalten haben, nicht gentrifiziert sind. Die Frage ist nur, wie lange diese Gegensätze noch nebeneinander existieren können, bevor die Luft zu brennen beginnt. Und es ist genau dieser Zustand der Ungewissheit, den Djavadi in ihrem Roman beschreibt, wo nur ein Funke genügt, um diese explosive Mischung in die Luft zu jagen.
„Die Arena“ ist ein Noir- bzw. Polar-Roman, in dem die Autorin offen Kritik an den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen ihrer Wahlheimat übt. Djavadi beschönigt nichts, ist kompromisslos in ihren Beschreibungen, und ja, man spürt ihren Furor, denn es sind Aussagen, die eigentlich für alle westlichen Gesellschaften zutreffen. Dabei bricht sie Allgemeines auf Individuelles herunter, wählt quasi Stellvertreter, nennt Opfer und Täter ohne zu bewerten. Sei es Social Media, die Unterhaltungsindustrie, Fake News, Angst vor Statusverlust, Konkurrenzkampf, überforderte Eltern, Perspektivlosigkeit und daraus folgerndes Abrutschen in die Kleinkriminalität, bis hin zu blindwütigem Aktionismus wie dem Umgang mit Migranten. Aber trotz dieser Themenvielfalt wirkt die Handlung nie überfrachtet, jedes Rädchen hat seinen Platz und erledigt seine Aufgabe.
Ein aktueller, ein großer Roman in der Tradition Zolas und Hugos, der den Zeitgeist in all seinen Facetten einfängt, in dem wir als Zuschauer auf der Tribüne Platz nehmen und mit Kopfschütteln betrachten, was unten in der Arena geschieht.
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Die Spirale der Gewalt
'Die Arena' ist wahrlich keine leichte Kost. Handlung, Figuren und Schreibstil fordern höchste Aufmerksamkeit vom Lesenden, um all die kleinen Zwischentöne, die Verflechtungen, Ursache und Wirkung zu erkennen und durch die Geschichte verfolgen zu können. Hin …
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Die Spirale der Gewalt
'Die Arena' ist wahrlich keine leichte Kost. Handlung, Figuren und Schreibstil fordern höchste Aufmerksamkeit vom Lesenden, um all die kleinen Zwischentöne, die Verflechtungen, Ursache und Wirkung zu erkennen und durch die Geschichte verfolgen zu können. Hin und wieder habe ich den Faden verloren, wenn die Kettensätze sich über eine halbe Seite hinzogen und ich an der Gedankenwelt der Protagonist*innen teilnehmen durfte. Nicht immer konnte ich den Gedankengängen folgen, die plötzlich auftauchen und zwischen Vergangenheit und Gegenwart wechseln. Allen Figuren gemein ist eine Schwermut, die aus dem eigenen Erlebten und vielen kleinen Verletzungen resultiert. Die Zusammenballung migrierter Menschen auf engem, unwirtlichem Großstadtraum verschärft die alltäglichen Konflikte und das Gefühl der Ausweglosigkeit.
Es sind viele verschiedene Personen, die in der Geschichte und am Geschehen mitwirken. Da sind: Benjamin, der erfolgreiche Macher in der Filmbranche, seine schwangere Frau Ariane und Benjamins folgenreiche Begegnung mit dem allzu coolen Issa. Cathie, Benjamins Mutter und ihre Suche aus der Einsamkeit indem sie einen jungen Geflüchteten aufnimmt. Die junge Camille, die eigentlich nur ein wenig Anerkennung sucht und nach Followern lechzt. Die Polizistin Sam, mit Migrationshintergrund, die einmal in ihrem beruflichen Leben einen Fehler macht und social-media-befördert in einen Abwärtsstrudel gerät. Stephane Jahanguir, selbst mit migrantischem Hintergrund und nach öffentlicher Anerkennung heischend, der einen kleinen Funken zum Großbrand bringt … und da sind die vielen Jugendlichen in den Pariser Vierteln der Banlieue, hoffnungslos und gewaltbereit.
Ich finde, dass der Titel 'Die Arena' den Nagel auf den Kopf trifft – die Geschichte zeigt den stetigen Kampf der Migrant*Innen, der teils selbst gemacht durch Gruppenstrukturen, Zusammengehörigkeit und ungesundem Zusammenhalt, teils verursacht durch aufgezwungene Diskriminierung, Provokation, Chancenlosigkeit, Rassismus. Einmal mehr wurde mir sichtbar gemacht, wie wünschenswert und höchst notwendig es ist, ein gesellschaftliches integrierendes System zu errichten und die vorhandenen Knoten in den vielen Betonschädeln aller Beteiligten zu entwirren, um ein solidarisches Miteinander zu erreichen.
Mein Fazit: Der Autorin Négar Djavadi' ist es gelungen einen Einblick zu gewähren in die seit vielen Jahren vorhandenen und von allen zugelassenen Strukturen, die wir überall erleben. Sie zeigt in ihrem Buch die Anfänge, die Auswüchse, die Konsequenzen und die resultierende Gewaltspirale auf und regt zum intensiven Nachdenken an. Lesenswert!
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