Hervé Le Tellier
Broschiertes Buch
Die Anomalie
Der SPIEGEL Bestseller jetzt als Taschenbuch
Übersetzung: Ritte, Romy; Ritte, Jürgen
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Der Überraschungserfolg aus Frankreich: eine brillante Mischung aus Thriller, Komödie und großer Literatur. Im März 2021 fliegt eine Boeing 787 auf dem Weg von Paris nach New York durch einen elektromagnetischen Wirbelsturm. Die Turbulenzen sind heftig, doch die Landung glückt. Allerdings: Im Juni landet dieselbe Boeing mit denselben Passagieren ein zweites Mal in New York. Im Flieger sitzen der Architekt André und seine Geliebte Lucie, der Auftragskiller Blake, der nigerianische Afro-Pop-Sänger Slimboy, der französische Schriftsteller Victor Miesel, eine amerikanische Schauspielerin. ...
Der Überraschungserfolg aus Frankreich: eine brillante Mischung aus Thriller, Komödie und großer Literatur. Im März 2021 fliegt eine Boeing 787 auf dem Weg von Paris nach New York durch einen elektromagnetischen Wirbelsturm. Die Turbulenzen sind heftig, doch die Landung glückt. Allerdings: Im Juni landet dieselbe Boeing mit denselben Passagieren ein zweites Mal in New York. Im Flieger sitzen der Architekt André und seine Geliebte Lucie, der Auftragskiller Blake, der nigerianische Afro-Pop-Sänger Slimboy, der französische Schriftsteller Victor Miesel, eine amerikanische Schauspielerin. Sie alle führen auf unterschiedliche Weise ein Doppelleben. Und nun gibt es sie tatsächlich doppelt - sie sind mit sich selbst konfrontiert, in der Anomalie einer verrückt gewordenen Welt.
Hochkomisch und teuflisch intelligent spielt der Roman mit unseren Gewissheiten und fragt nach den Grenzen von Sprache, Literatur und Leben. Facettenreich, weltumfassend, ein literarisches Ereignis.
Hochkomisch und teuflisch intelligent spielt der Roman mit unseren Gewissheiten und fragt nach den Grenzen von Sprache, Literatur und Leben. Facettenreich, weltumfassend, ein literarisches Ereignis.
Hervé Le Tellier, 1957 in Paris geboren, ist seit 1992 Mitglied der Autorengruppe OuLiPo, der u.a. Georges Perec, Italo Calvino und Oskar Pastior angehörten. Er veröffentlichte Romane, Erzählungen, Gedichte und Kolumnen und lebt in Paris. Für seinen Roman Die Anomalie erhielt er 2020 den Prix Goncourt. Das Buch wurde in 44 Sprachen übersetzt und verfilmt. ROMY RITTE ist Übersetzerin und war bis 2021 viele Jahre lang Leiterin der deutschen Abteilung des Lycée International Honoré de Balzac. Jürgen Ritte, geboren 1956 in Köln, ist Übersetzer, Literaturkritiker, Essayist und Professor für Literaturwissenschaft an der Université Sorbonne Nouvelle in Paris. Ausgezeichnet mit dem Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis. Er übersetzte u. a. Patrick Deville, Edmond Jabès, Paul Morand, Georges Perec, Marcel Prousts Korrespondenz, Olivier Rolin.
Produktdetails
- Verlag: Rowohlt TB.
- Originaltitel: L'Anomalie
- Artikelnr. des Verlages: 95708930
- 6. Aufl.
- Seitenzahl: 352
- Erscheinungstermin: 16. August 2022
- Deutsch
- Abmessung: 190mm x 126mm x 30mm
- Gewicht: 308g
- ISBN-13: 9783499006975
- ISBN-10: 3499006979
- Artikelnr.: 63745633
Herstellerkennzeichnung
Rowohlt Taschenbuch
Kirchenallee 19
20099 Hamburg
produktsicherheit@rowohlt.de
Ohne Zweifel Weltliteratur. ARD "Druckfrisch" 20210912
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Joseph Hanimann freut vor allem, dass es Hervé Le Tellier zumindest größtenteils gelingt, seinen Roman über zwei identische Flugzeuge mit identischen Passagieren an Bord, die zu zwei unterschiedlichen Zeiten zur Landung auf New York ansetzen, nicht zur literarischen Formspielerei werden zu lassen. Der Text lässt sich spannend und unterhaltsam an, die Passagiere (vom Auftragsmörder über einen Starsänger bis zum Erfolgsautor) werden überzeugend eingeführt und entwickelt, die Reaktion von Politik und Wissenschaft auf die Duplikation der Wirklichkeit wird anhand von unterschiedlichen Modellen und unter Zuhilfenahme verschiedener literarischer Bezüge dargestellt, erläutert Hanimann. Und dann? Dann steht der Autor wie der Ochs vor seinen Dubletten und weiß nichts mit ihnen anzufangen, meint der Rezensent. Der Schluss wirkt auf Hanimann leider doch wie eine Kopfgeburt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Schauspieler Camill Jammal liest diesen [...] Roman fesselnd, ausdrucksstark und mit einer ganz eigenen Leichtigkeit. Er fühlt sich mit seiner sanften Stimme in jedes der Einzelschicksale ein, vermag es, jeder noch so kleinen Nuance der Sorge, der Angst, der Hoffnung oder Wut Ausdruck zu verleihen und lässt so diese vielen unterschiedlichen Personen lebendig werden.« Elisa Teichmann, SR 2 KulturRadio, 19.01.2022 Elisa Teichmann Saarländischer Rundfunk 20220119
Le Tellier, der Mathematiker und Linguist ist, verbindet das Leben seiner zahlreichen Darsteller, als würde er in einer Bastelarbeit verschiedene Stränge miteinander verknoten. Daraus entsteht ein oft so verwirrendes wie faszinierend interessantes und buntes Muster.
Das Buch ist …
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Le Tellier, der Mathematiker und Linguist ist, verbindet das Leben seiner zahlreichen Darsteller, als würde er in einer Bastelarbeit verschiedene Stränge miteinander verknoten. Daraus entsteht ein oft so verwirrendes wie faszinierend interessantes und buntes Muster.
Das Buch ist für mich verblüffend, unergründlich und unterhaltsam. Wer sich auf dieses Gedankenspiel einlässt, wird aus dem Staunen nicht herauskommen und sich an dem Schlussrätsel die Zähne ausbeißen: viel Vergnügen!
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Gebundenes Buch
Groß angekündigt, als das Buch des Jahres, das einem noch lange im Gedächtnis bleibt, wurde Hervé le Telliers „Die Anomalie“ angekündigt und ich wollte mich natürlich selbst davon überzeugen, ob es dem Hype gerecht wird.
Zum Inhalt schreibe ich …
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Groß angekündigt, als das Buch des Jahres, das einem noch lange im Gedächtnis bleibt, wurde Hervé le Telliers „Die Anomalie“ angekündigt und ich wollte mich natürlich selbst davon überzeugen, ob es dem Hype gerecht wird.
Zum Inhalt schreibe ich besser nichts. Diejenigen, die es bereits auf der Wunschliste haben, kennen wohl den Klappentext, allen anderen empfehle ich, nicht mal diesen vorher zu lesen, weil er zu viel verrät.
Leider wurde ich wieder mal von meinen Erwartungen an ein gehyptes Buch enttäuscht. Das Gedankenexperiment, das der Autor anstellt und das tatsächlich noch einige Zeit nachhallt, ist wirklich spannend und hätte genug Stoff für einen langen Roman geboten. Warum es le Tellier allerdings mit der Anzahl der Figuren derart übertreibt, bleibt mir ein Rätsel, auch wenn er versucht, das durch einen der Charaktere zu erklären. Natürlich will er die Bandbreite an Möglichkeiten mit dem Umgang der außergewöhnlichen Situation zeigen, aber das war sicherlich nicht der eleganteste Weg.
Auch deshalb schafft es keine der Figuren auch nur ansatzweise Sympathien bei mir wecken. Mir bleiben alle Charaktere fremd und unnahbar. Durch den Klappentext wird außerdem der Großteil der Spannung zerstört. Was bleibt, sind Seitenhiebe gegen Donald Trump und die Geheimdienste, die mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht haben und der Gedanke, „was würde ich machen, was wäre, wenn…“.
In meinen Augen hat Hervé le Tellier aus seinem genialen Einfall herzlich wenig gemacht und eine mittelmäßige Story abgeliefert.
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Gebundenes Buch
Facettenreich, vielschichtig und verwirrend
Das Hörbuch erzählt eine unglaubliche Geschichte.
Ein Flugzeug gerät in einen elektromagnetischen Sturm, landet aber zum Glück unversehrt. Im selben Jahr wird diese Maschinen mit den gleichen Menschen noch einmal ankommen.... …
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Facettenreich, vielschichtig und verwirrend
Das Hörbuch erzählt eine unglaubliche Geschichte.
Ein Flugzeug gerät in einen elektromagnetischen Sturm, landet aber zum Glück unversehrt. Im selben Jahr wird diese Maschinen mit den gleichen Menschen noch einmal ankommen.... Fortan führen sie ein mysteriöses Doppelleben.
Der Sprecher Camill Jammal versteht es den Leser durch Höhen und Tiefen der Handlung zu führen. Er hat eine angenehme Stimme und kann sie gut einsetzen. Doch die Geschichte konnte mich leider nicht überzeugen.
Es waren zu viele Protagonisten, zu viele Handlungsstränge die teilweise etwas verwirren können. Ich fand keinen rechten Zugang zu den Ereignissen.
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Gebundenes Buch
Im Roman „Die Anomalie“ des Franzosen Hervé le Tellier kommt es, treffend zum Titel, zu einer sehr außergewöhnlichen Situation, von der sich beiläufig herausstellt, dass diese nicht einmalig ist. Dabei geht es um eine Boeing 787, die im März 2021 von Paris …
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Im Roman „Die Anomalie“ des Franzosen Hervé le Tellier kommt es, treffend zum Titel, zu einer sehr außergewöhnlichen Situation, von der sich beiläufig herausstellt, dass diese nicht einmalig ist. Dabei geht es um eine Boeing 787, die im März 2021 von Paris nach New York fliegt. Die Auswirkungen des Flugs betreffen das Flugzeug selbst, die Crew und die Passagiere. Das Thema Corona spielt in der Geschichte keine Rolle.
Das Buch ist in drei Kapitel geteilt. Im Folgenden lernte ich in weiteren Unterteilungen des ersten Kapitels verschiedene Mitreisende des genannten Flugs kennen. Dieser Teil des Romans liest sich wie Kurzgeschichten, die unabhängig voneinander gelesen werden können. Darin erfuhr ich mehr vom Alltag einiger Figuren aus dem Pool der Reisenden, ihren Beruf, über ihre Beziehung zu Verwandten und Bekannten sowie den Grund, warum sie von Paris nach New York fliegen. Der mittlere Teil beschäftigt sich damit, was nach Eintritt der Anomalie geschieht, welche Konsequenzen offizielle Stellen daraus ziehen. Dabei wird der Geheimdienst zugeschaltet, der Präsident der Vereinigten Staaten informiert und Wissenschaftler zur Klärung hinzugezogen. Im letzten Kapitel erlebte ich, welche persönlichen Folgen die Anomalie für die Passagiere und die Crew hat und wie diese damit umgehen.
Die Regelwidrigkeit, über die die Geschichte handelt, gehört in den Bereich des Science Fictions. Sie ist ein Gedankenexperiment mit dem der Autor gekonnt spielt. Hervé le Tellier schreibt literarisch mit Spannungsmomenten und komödiantischen Elementen. Der Genremix sorgt immer wieder für Überraschungen. Die Figuren sind abwechslungsreich. Neben einem Auftragskiller sitzen beispielsweise auch eine Mutter mit zwei Kindern, ein Architekt und seine Freundin, eine Anwältin und ein Schriftsteller im Flugzeug auf die der Autor genauer schaut. Die Figuren sind so gewählt, dass sie veranschaulichen, wie ganz unterschiedliche Personen mit einer Extremsituation zurechtkommen, egal welchen Alters.
Auf das dritte Kapitel freute ich mich besonders, denn ich wollte wissen, welches Schicksal der Autor den mir nun bekannten Figuren des ersten Teils weiter zukommen lassen würde. Dagegen fand ich das mittlere Kapitel unumgänglich, aber vom Verständnis her schwieriger als die anderen, denn Hervé le Tellier theoretisiert hierin mehrfach mit einigen Erklärungen für das Unglaubliche. Seine Ausführungen sind ausdrucksvoll, er zieht manche Schleife über das Geschehen hinaus und greift auch gerne zum Wortwitz.
Hervé le Tellier spielt in seinem Roman mit einer futuristischen Idee, deren Glaubwürdigkeit angezweifelt werden darf. Doch allein die Beschäftigung damit, welche Rädchen sich drehen müssen, um die Realität zu vertuschen und unser Dasein zu erklären, ist das Lesen wert, darum empfehle ich das Buch gerne weiter.
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Gebundenes Buch
Eine Satire. Doch ich konnte fast nirgendwo lachen. Amerika wird veralbert. Die Idee hinter dem Buch könnte überall spielen. Ich denke, der Autor möchte Geld verdienen. Das geht am besten, wenn in seinem Buch überall Elemente sind, die bekannt sind auf der ganzen Welt. Amerika, …
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Eine Satire. Doch ich konnte fast nirgendwo lachen. Amerika wird veralbert. Die Idee hinter dem Buch könnte überall spielen. Ich denke, der Autor möchte Geld verdienen. Das geht am besten, wenn in seinem Buch überall Elemente sind, die bekannt sind auf der ganzen Welt. Amerika, seine Armee, sein politisches System, seine Popkultur kennt so gut wie jeder. Ich finde das Buch abgeschmackt und seinen Stil billig. Die Gefühle werden als simpel, schablonisch und schmalzig abgehandelt. Mir gefiel der Einstand, die Ratlosigkeit, das Absurde. Wissenschaftlich gefällt mir die Idee. Ich habe im letzten Fünftel es nicht glauben können, wie der Autor aus seinem Szenario flieht. Als wolle er allen den Mund verbieten, die die Idee gut fanden.
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eBook, ePUB
Es dauert ein wenig, bis die Geschichte in Schwung kommt, zu Beginn wusste ich nicht, wohin das Erzählte eigentlich führen soll. Der Autor eröffnet viele Handlungsstränge, er führt gut Dutzend Protagonisten ein und erzählt aus ihrem Leben. Den Überblick zu behalten …
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Es dauert ein wenig, bis die Geschichte in Schwung kommt, zu Beginn wusste ich nicht, wohin das Erzählte eigentlich führen soll. Der Autor eröffnet viele Handlungsstränge, er führt gut Dutzend Protagonisten ein und erzählt aus ihrem Leben. Den Überblick zu behalten ist da nicht einfach. Noch im letzten drittel habe ich mich schwer getan alle der Handelnden auseinanderzuhalten, vor allem diejenigen, die insgesamt weniger Präsenz erhielten. Dennoch ist die ganze Einführung notwendig für die sich entwickelnde Geschichte. Sobald dann das Flugzeug mit den Doppelgängern auf dem Boden ist wird es richtig interessant. Le Tellier lässt Medien, Politik, Wissenschaft und Religion auf dieses rätselhafte und seltsame Ereignis reagieren.
Natürlich spielt auch eine zentrale Rolle, wie die Menschen selbst mit ihrer Verdoppelung umgehen. Plötzlich gibt es sie zweimal – doch der Verlobte oder das eigene Kind waren nicht mit an Bord und existieren daher nur einmal. Auch der Besitz und der Job sind nur einmal vorhanden. Welcher der beiden Menschen hat nun also das Anrecht auf all das? Der Autor hat für seine Protagonisten verschiedene Lösungsansätze gefunden, manche unterhaltsam, manche abstrus - aber man kann es sich nur allzu gut vorstellen, dass Menschen genau so reagieren würden.
Den Lesespaß getrübt haben leider einige Interpunktionsfehler und mehrmals vergessene Hervorhebungen gesprochener Worte hat, letzteres hat mich auch immer wieder irritiert und den Lesefluss gestört.
Stilistisch ist das Buch ein bunter Mix. Ein wenig Sci-Fi, ein bisschen humoristische Gesellschaftskritik und ein minimaler Anteil Thriller. Über allem schwebt das Gedankenexperiment. Großteils hat mir das gut gefallen, es gab allerdings auch Passagen, in denen der Autor abschweift und philosophisch wird, sich in Details verliert und die Sätze immer länger und länger werden.
Fazit
Le Telliers Roman ist ein spannendes Gedankenspiel mit unaufdringlichem Humor. An einigen Stellen anspruchsvoll zu Lesen, aber eine spannende Erfahrung.
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Gebundenes Buch
Die Anomalie ist ein ungewöhnlicher, origineller Roman, der sich jeder eindeutigen Genre-Zuordnung entzieht – und genau das macht seinen Reiz aus. Die Geschichte beginnt mit einem scheinbar gewöhnlichen Flug von Paris nach New York, der plötzlich zu einem globalen Rätsel …
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Die Anomalie ist ein ungewöhnlicher, origineller Roman, der sich jeder eindeutigen Genre-Zuordnung entzieht – und genau das macht seinen Reiz aus. Die Geschichte beginnt mit einem scheinbar gewöhnlichen Flug von Paris nach New York, der plötzlich zu einem globalen Rätsel wird, als das Flugzeug samt Passagieren offenbar ein zweites Mal landet – Monate später. Was wie ein Thriller beginnt, entwickelt sich schnell zu einer philosophischen und gesellschaftskritischen Erkundung der Frage, was Identität, Realität und Menschsein eigentlich bedeuten.
Besonders beeindruckt hat mich die Vielschichtigkeit des Buches: Es verknüpft psychologische, politische, religiöse und wissenschaftliche Perspektiven, ohne dabei belehrend zu wirken. Die unterschiedlichen Figuren – vom Killer über die Lektorin bis zum Philosophen – werden dabei mit viel Feingefühl gezeichnet, auch wenn man zu manchen nur kurz Zugang bekommt.
Was mich daran hinderte, die volle Punktzahl zu geben, war nicht etwa mangelnde Spannung – die ist durchgehend da –, sondern die Überfrachtung mit Ideen gegen Ende. Die Handlung löst sich zwar, aber eher intellektuell als emotional. Ich hätte mir gewünscht, dass die Auflösung etwas greifbarer oder weniger konstruiert wirkt, denn manche Figuren durchschauen plötzlich Zusammenhänge, die vorher kaum greifbar waren.
Trotzdem: Ein außergewöhnlicher Roman, der Kopf und Gefühl gleichermaßen fordert – und definitiv lange nachwirkt. Für alle, die gern abseits des Gewohnten lesen und keine Angst vor gedanklichen Umwegen haben, eine klare Empfehlung!
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Gebundenes Buch
Narrative Spielwiese
Hervé le Tellier, ein in Deutschland weitgehend unbekannter französischer Schriftsteller, hat mit seinem Roman «Die Anomalie» den Prix Goncour 2020 gewonnen, sein bisher größter Erfolg. Der studierte Mathematiker ist Präsident des …
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Narrative Spielwiese
Hervé le Tellier, ein in Deutschland weitgehend unbekannter französischer Schriftsteller, hat mit seinem Roman «Die Anomalie» den Prix Goncour 2020 gewonnen, sein bisher größter Erfolg. Der studierte Mathematiker ist Präsident des Autorenkreises ‹Oulipo›, der ‹Werkstatt für Potentielle Literatur›, deren Mitglieder sich zu geistreichen literarischen Spielen bekennen. Dieses zum Genre des psychologischen Romans zählende, raffinierte Werk ist ein virtuoses Gedanken-Experiment, das ein Jahr voraus in eine nahe Zukunft weist, in der die Gewissheiten dieser Welt in einer listigen Versuchs-Anordnung total auf den Kopf gestellt werden.
Im März landet eine Boeing 787 der Air France, Flug 006 Paris/New York, die in ein schlimmes Unwetter geraten ist und leicht beschädigt wurde, mit 243 verschreckten Passagieren an Bord wohlbehalten auf dem JFK-Airport. Im Juni gleichen Jahres wird Flug 006 von Abfangjägern eskortiert auf einen US-Militärflugplatz umgeleitet. Wie sich herausstellt ist es die gleiche Maschine mit den exakt gleichen Beschädigungen und genau den gleichen Personen an Bord wie vor drei Monaten. In der Quarantäne auf dem Luftwaffen-Stützpunkt beginnt eine hektische Untersuchung all dieser seltsamen Details, in die alle relevanten Institutionen des Staates und Koryphäen aus den entsprechenden wissenschaftlichen Disziplinen weltweit einbezogen sind. Eiligst werden auch alle Passagiere des März-Fluges auf den von Geheimdienstlern wimmelnden Stützpunkt gebracht und dort unter psychologischer Betreuung mit ihrem duplizierten Ich konfrontiert. Als alle wissenschaftlichen Erklärungsversuche dieser «Anomalie» kläglich scheitern, ruft der Präsident die Führer sämtlicher Weltreligionen zu einer Konferenz im Weißen Haus zusammen, auch das ohne irgendein Ergebnis.
Hervé le Tellier entwickelt seine Geschichte von der simulierten Wirklichkeit mit Hilfe eines illustren Figuren-Ensembles. Zu dem gehören ein Auftragskiller, ein schwuler afrikanischer Pop-Sänger, ein Architekt samt seiner Geliebten, eine farbige Anwältin, ferner ein Schriftsteller, der an einem Roman mit dem Titel «L’Anomalie» schreibt, und andere mehr. Jeder von ihnen hat so seine Probleme, nun aber ergeben sich aus der Tatsache, dass sie urplötzlich gleich zweimal existieren, ein Fülle von aberwitzigen Komplikationen. Der Auftragskiller löst sein Problem, indem er sein Zweit-Ich kidnappt, kaltblütig umbringt und trickreich entsorgt. Schwieriger wird es mit einem Kind, das nach der ersten Landung zu Welt gekommen ist und im Juni auf einmal zwei identische Mütter hat. Auch den depressiven Schriftsteller plagt das Problem, dass sein März-Ich den Roman L’Anomalie geschrieben und sich danach umgebracht hat, sein Juni-Ich den eigenen Roman also gar nicht kennt.
Es liegt auf der Hand, dass derart abstruse Ideen von einer verrückt gewordenen Welt reichlich Stoff bieten für vielerlei kontemplative Exkursionen, die in einem intellektuellen Feldversuch in rascher Folge auf den Leser einstürmen. Man sollte bei dieser den Lachmuskel strapazierenden Satire deshalb stets auch den experimentellen Ansatz und die kontemplativen Leerstellen dahinter im Auge behalten. Mit viel schwarzem Humor werden hier die kopflosen, unsinnigen Reaktionen der wissenschaftlichen und politischen Akteure angesichts der duplizierten Realität durch den Kakao gezogen. Zur Verdeutlichung der Schwindel erregenden Komplexität dieser narrativen Spielwiese werden ergänzend diverse literarische Bezüge mit herangezogen. Als Moralphilosoph eines neu angebrochenen, digitalen Zeitalters lässt Hervé le Tellier seine Romanfigur bei der Vorstellung des neuen Buches auf die Frage, was sich für uns durch eine simulierte Realität denn ändern würde, erklären: «Nichts». Der Mensch wäre blind allem gegenüber, was beweisen würde, dass er sich täuscht, aber genau das sei nun mal zutiefst menschlich. Ein grandioser Roman, von dessen literarischem Kaliber aktuelle deutsche Preisträger weit entfernt sind!
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Gebundenes Buch
Äußerst anregend...
Was kennzeichnet eigentlich gute 'Science Fiction'? Dass sie ohne Action und dergleichen auskommt, nicht allzu weit entfernt ist von der aktuellen Lebensrealität, dass sie die intellektuelle Auseinandersetzung sucht; wenn es einen Spannungsbogen gibt...und wenn …
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Äußerst anregend...
Was kennzeichnet eigentlich gute 'Science Fiction'? Dass sie ohne Action und dergleichen auskommt, nicht allzu weit entfernt ist von der aktuellen Lebensrealität, dass sie die intellektuelle Auseinandersetzung sucht; wenn es einen Spannungsbogen gibt...und wenn dann auch noch die Qualität des Textes passt und den Namen 'Literatur' verdient... ja dann ist es gute Science Fiction. Und genau das ist Hervé Le Tellier mit 'Die Anomalie' gelungen. Was würden wir eigentlich denken, fühlen und tun, wenn es uns zweimal gäbe? Und ist ein identisches und verdoppeltes Geschöpf noch ein Geschöpf Gottes? Oder sind wir - und somit auch die Anomalie - die Simulation einer höheren Intelligenz? Und ist das jetzt der etwas andere Gottesbeweis? Ein äußerst anregendes gut gesprochenes Hörbuch, welches uns zum Nachdenken auffordert, nicht ohne ein Augenzwinkern.
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Camil Jammal liest diesen ungewöhnlichen Roman von Hervé Le Tellier, der trotz seinem gediegenen Plot preisgekrönt ist.
Der Sprecher liest ganz gut, wenn auch nicht so einprägsam. Seine Baritonstimme klingt jung.
Im Mittelpunkt steht ein Flugzeug und dessen Fluggästen …
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Camil Jammal liest diesen ungewöhnlichen Roman von Hervé Le Tellier, der trotz seinem gediegenen Plot preisgekrönt ist.
Der Sprecher liest ganz gut, wenn auch nicht so einprägsam. Seine Baritonstimme klingt jung.
Im Mittelpunkt steht ein Flugzeug und dessen Fluggästen in einem Flug über den Pazifik. Der Autor Hervé Le Tellier hat sich viel Mühe mit der Romankosntruktion gegeben, aber es klingt teilweise auch ein wenig konstruiert und auf jeden Fall überfrachtet.
Ich fand das Hörbuch nicht schlecht, aber leicht überbewertet und die Figuren manchmal etws stereotyp.
Das ungekürzte Hörbuch geht gute 10 Stunden und hat dabei ein ordentliches Tempo und viele Figuren.
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