Volker Kutscher
Gebundenes Buch
Die Akte Vaterland / Kommissar Gereon Rath Bd.4
Gereon Raths vierter Fall
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Mysteriöse Mordserie führt Gereon Rath bis nach Masuren Juli 1932, die Berliner Polizei steht vor einem Rätsel: Ein Mann liegt tot im Lastenaufzug von »Haus Vaterland«, dem legendären Vergnügungstempel am Potsdamer Platz, und alles deutet darauf hin, dass er dort ertrunken ist.Kommissar Gereon Rath ist wenig erfreut über den neuen Fall, denn er hat schon genug Ärger. Seine Ermittlungen gegen einen mysteriösen Auftragsmörder, der die Stadt in Atem hält, treten seit Wochen auf der Stelle, seine große Liebe Charlotte »Charly« Ritter kehrt von einem Studienjahr in Paris zurück und ...
Mysteriöse Mordserie führt Gereon Rath bis nach Masuren Juli 1932, die Berliner Polizei steht vor einem Rätsel: Ein Mann liegt tot im Lastenaufzug von »Haus Vaterland«, dem legendären Vergnügungstempel am Potsdamer Platz, und alles deutet darauf hin, dass er dort ertrunken ist.Kommissar Gereon Rath ist wenig erfreut über den neuen Fall, denn er hat schon genug Ärger. Seine Ermittlungen gegen einen mysteriösen Auftragsmörder, der die Stadt in Atem hält, treten seit Wochen auf der Stelle, seine große Liebe Charlotte »Charly« Ritter kehrt von einem Studienjahr in Paris zurück und fängt als Kommissaranwärterin am Alex an - ausgerechnet in der Mordkommission, was die Dinge nicht einfacher macht. Der Tote vom Potsdamer Platz scheint Teil einer Mordserie zu sein, deren Spur weit nach Osten führt. Während Charly als Küchenhilfe ins Haus Vaterland eingeschleust wird, ermittelt Rath in einer masurischen Kleinstadt nahe der polnischen Grenze und gerät in eine fremde Welt. Er macht Bekanntschaft mit wortkargen Ostpreußen, schwarzgebranntem Schnaps und den Tücken der Natur. Die Widerstände gegen den Ermittler aus Berlin wachsen, als er ein lang gehütetes Geheimnis aufzudecken droht.
Volker Kutscher entwirft erneut eine packende und komplexe Geschichte vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse. Während Straßenschlachten zwischen Nazis und Kommunisten immer mehr Todesopfer fordern, putscht Reichskanzler von Papen die demokratische Regierung Preußens aus dem Amt und mit ihr die Spitze der Berliner Polizei. Damit verschärft sich die Lage auch für Gereon Rath, der sich bisher der Protektion durch Polizeivizepräsident Bernhard Weiß sicher sein konnte ...
Volker Kutscher entwirft erneut eine packende und komplexe Geschichte vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse. Während Straßenschlachten zwischen Nazis und Kommunisten immer mehr Todesopfer fordern, putscht Reichskanzler von Papen die demokratische Regierung Preußens aus dem Amt und mit ihr die Spitze der Berliner Polizei. Damit verschärft sich die Lage auch für Gereon Rath, der sich bisher der Protektion durch Polizeivizepräsident Bernhard Weiß sicher sein konnte ...
Volker Kutscher, geboren 1962, arbeitete nach dem Studium der Germanistik, Philosophie und Geschichte zunächst als Tageszeitungsredakteur, bevor er seinen ersten Kriminalroman schrieb. Heute lebt er als freier Autor in Köln. Mit dem Roman »Der nasse Fisch«, dem Auftakt seiner Krimiserie um Kommissar Rath im Berlin der Dreißigerjahre, gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller, dem bisher fünf weitere folgten. Die Reihe ist inzwischen in viele Sprachen übersetzt.

© Monika Sandel
Produktdetails
- Verlag: Kiepenheuer & Witsch
- 7. Aufl.
- Seitenzahl: 563
- Erscheinungstermin: 13. August 2012
- Deutsch
- Abmessung: 219mm x 45mm
- Gewicht: 752g
- ISBN-13: 9783462044669
- ISBN-10: 3462044664
- Artikelnr.: 35680855
Herstellerkennzeichnung
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Das war der wilde Osten
Volker Kutschers Berlin-Krimi "Die Akte Vaterland" ist anders als alle anderen Beispiele dieses Genres. Denn er versteht es, Zeitgeschichte mit spannender Dramaturgie zu vereinen.
So erlebt die Kommissaranwärterin Charlotte Ritter den Staatsputsch des deutschen Reichskanzlers gegen die demokratische Regierung Preußens am 20. Juli 1932: "Plötzlich war draußen ein Tumult zu hören, laute Stimmen, Rufe. Die Beamten schauten sich an ... Das Bild ließ keinerlei Zweifel zu: Die Reichswehr hatte den Berliner Polizeipräsidenten verhaftet und führte ihn aus seinem Dienstsitz." Albert Grezinski, der Polizeipräsident, hat an diesem Tag für das Begräbnis eines bei Straßenkämpfen erschossenen Polizisten
Volker Kutschers Berlin-Krimi "Die Akte Vaterland" ist anders als alle anderen Beispiele dieses Genres. Denn er versteht es, Zeitgeschichte mit spannender Dramaturgie zu vereinen.
So erlebt die Kommissaranwärterin Charlotte Ritter den Staatsputsch des deutschen Reichskanzlers gegen die demokratische Regierung Preußens am 20. Juli 1932: "Plötzlich war draußen ein Tumult zu hören, laute Stimmen, Rufe. Die Beamten schauten sich an ... Das Bild ließ keinerlei Zweifel zu: Die Reichswehr hatte den Berliner Polizeipräsidenten verhaftet und führte ihn aus seinem Dienstsitz." Albert Grezinski, der Polizeipräsident, hat an diesem Tag für das Begräbnis eines bei Straßenkämpfen erschossenen Polizisten
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seinen schwarzen Cutaway mit Zylinder angelegt: "Es war die passende Kleidung für die Beerdigung der preußischen Demokratie."
Die Szene ist der geheime Höhepunkt von Volker Kutschers neuem Kriminalroman "Der Fall Vaterland", und sie erklärt zugleich, warum Kutschers Berlin-Krimis anders sind als andere Beispiele des Genres. Kutscher möchte nicht bloß durch historische Einsprengsel die passende Atmosphäre für seine Mordfälle herstellen, er will Geschichte selbst erzählen. In "Der nasse Fisch", seinem ersten Roman um den im Berlin der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre ermittelnden Kommissar Gereon Rath, schilderte er die Straßenkämpfe zwischen Polizei und Kommunisten im "Blutmai" von 1929, im zweiten, "Der stumme Tod", war die Beerdigung des Nazi-Helden Horst Wessel eine Station des Geschehens, im dritten, "Goldstein", spielten der Aufstieg der SA und die sich verschärfende Weltwirtschaftskrise in Raths Ermittlungen hinein.
Die Herausforderung dieser Kostümthriller besteht darin, die Zeitgeschichte beim Kragen zu packen, ohne die Spannungsdramaturgie zu vernachlässigen. Eine der besten Szenen in "Der stumme Tod" handelt davon, wie Gereon Rath auf dem Berliner Fernsehturm den Zeugen einer Mordserie im Stummfilmmilieu treffen will. Am Eingang wird er aufgehalten - als einmillionster Besucher des Turms bekommt er einen Ehrenempfang. Als Rath endlich die Stufen zur Besucherplattform hinaufsteigen kann, sieht er gerade noch seinen Informanten von oben herabstürzen.
So ähnlich geht es Gereon Rath nun auch in der "Akte Vaterland": Wo immer etwas Entscheidendes passiert, ist er gerade nicht zur Stelle. Während im "Preußenschlag" vom 20. Juli die Reichswehr im Auftrag des Kanzlers Papen und des Reichspräsidenten Hindenburg die preußische Demokratie beseitigt und so den Untergang der Weimarer Republik einläutet, ermittelt Rath in der Wildnis von Masuren. In Treuburg, einem Städtchen an der polnischen Grenze, folgt er den Spuren eines Mörders, der zuletzt am Potsdamer Platz in Berlin zugeschlagen hat, in eben jenem "Haus Vaterland", das bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg der größte Amüsiertempel Berlins war, ein Fress- und Tanzbabel, dessen Themenrestaurants, Dioramen und künstliche Gewitter Franz Hessel und Siegfried Kracauer mit fasziniertem Schaudern beschrieben haben. Aber Treuburg, das ehemals Marggrabowa hieß, ist hinter seiner treudeutschen Fassade ein noch schlüpfrigeres Terrain als die Reichshauptstadt, so dass wir den Kommissar alsbald mutterseelenallein durchs nächtliche Moor irren sehen, ohne Hoffnung auf Rat und Rettung.
Der Mann, der ihn schließlich doch aus dem Schlamm zieht, ist neben Rath die zweite Hauptfigur dieses Romans, ein Eremit und Ost-Indianer, den in Masuren alle nur den "Kaubuk" nennen, weil er wie ein Unhold aus dem Märchen in den Wäldern haust. Mit besonderer Liebe zeichnet Kutscher in seinen Büchern solche Außenseiter, nicht nur weil sie ein willkommenes Element der Unordnung ins glatte Kalkül des Krimis bringen, sondern auch weil in ihnen jene Poesie steckt, die das kettenrauchende und mit der Halbwelt klüngelnde Rauhbein Rath in sich unterdrückt. Ihr Gegenbild sind jene enthemmten Spießer, in denen sich, wie in dem zwielichtigen Schnapsbrennereidirektor Wengler, der amoralische Geist einer Gesellschaft verkörpert, die bald für jede national verbrämte Schandtat zu haben sein wird.
Wie stets bei Volker Kutscher kann man sich darauf verlassen, dass die historischen Details der Handlung stimmen. Das Städtchen Treuburg, heute Olecko, gibt es tatsächlich, ebenso wie die masurische Glumse, ein Quarkgericht, das Gereon Rath dort im Hotel "Salzburger Hof" verspeist, und sogar der dunkelhäutige Wildwestdarsteller Mohamed Husen, den die Kommissaranwärterin Charlotte Ritter bei ihrer Undercover-Recherche im "Haus Vaterland" kennenlernt, hat wirklich existiert; nach 1934 trat er in zahlreichen Ufa-Filmproduktionen auf und starb zehn Jahre später, wegen "Rassenschande" inhaftiert, im KZ Sachsenhausen. In dieses faktische Korsett fügen sich die fiktiven Elemente der Geschichte zwanglos ein. Der Hauptschurke treibt einen lukrativen Schmuggel mit gepanschtem Branntwein, der über Berlin nach Amerika verschifft wird, wo seit 1919 die Prohibition regiert. Eines der Mordopfer ist ein Verkehrspolizist, der die noch von Hand gesteuerte Ampelanlage auf dem Potsdamer Platz bedient. Dass er von einem Mann getötet wird, der in die Kleider eines seiner Kollegen geschlüpft ist, gehört zu den leisen Pointen, die Kutscher mit Vorliebe setzt: In Preußen genießt die Uniform eben immer noch blindes Vertrauen.
Der Erzähler Kutscher schwächelt interessanterweise gerade da, wo er die Erwartungen des Krimilesers bedienen zu müssen glaubt. Der Showdown in der masurischen Seenlandschaft wirkt wie eine Pflichtübung, auch die allmählich in Richtung Heirat voranschreitende Liebesgeschichte zwischen Rath und "Charlie" Ritter nimmt mehr Raum ein als notwendig. Lieber hätte man noch Genaueres über die unheilige Allianz zwischen SA-Schlägern, Inflationsgewinnlern, Presse und Beamtentum im 1932 bereits tiefbraun gefärbten Ostpreußen erfahren. Oder eben über die Folgen des "Preußenschlags".
Dennoch hat auch dieser Roman, wie alle bisherigen Folgen der Rath-Serie, die Verführungskraft eines Suchtmittels: Man kann ihn nicht aus der Hand legen, ehe man ihn ausgelesen hat. Wer über die Berlin-Literatur der nuller und der zehner Jahre nachdenkt, sollte Volker Kutschers Kostümkrimis nicht vergessen, in denen vielleicht mehr zeitgeschichtliche Substanz steckt als in vielen Ich-Geschichten aus Kreuzberg und Friedrichshain. Noch über vier Bände hin will Kutscher die Geschichte von Gereon Rath weitererzählen, bis zu den Olympischen Spielen von 1936. Er schickt seinen Kommissar, der glaubt, sich die Politik vom Leib halten zu können, ins Herz der Finsternis. Und wir werden ihm neugierig dorthin folgen.
ANDREAS KILB
Volker Kutscher: "Die Akte Vaterland". Gereon Raths vierter Fall.
Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2012. 576 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Szene ist der geheime Höhepunkt von Volker Kutschers neuem Kriminalroman "Der Fall Vaterland", und sie erklärt zugleich, warum Kutschers Berlin-Krimis anders sind als andere Beispiele des Genres. Kutscher möchte nicht bloß durch historische Einsprengsel die passende Atmosphäre für seine Mordfälle herstellen, er will Geschichte selbst erzählen. In "Der nasse Fisch", seinem ersten Roman um den im Berlin der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre ermittelnden Kommissar Gereon Rath, schilderte er die Straßenkämpfe zwischen Polizei und Kommunisten im "Blutmai" von 1929, im zweiten, "Der stumme Tod", war die Beerdigung des Nazi-Helden Horst Wessel eine Station des Geschehens, im dritten, "Goldstein", spielten der Aufstieg der SA und die sich verschärfende Weltwirtschaftskrise in Raths Ermittlungen hinein.
Die Herausforderung dieser Kostümthriller besteht darin, die Zeitgeschichte beim Kragen zu packen, ohne die Spannungsdramaturgie zu vernachlässigen. Eine der besten Szenen in "Der stumme Tod" handelt davon, wie Gereon Rath auf dem Berliner Fernsehturm den Zeugen einer Mordserie im Stummfilmmilieu treffen will. Am Eingang wird er aufgehalten - als einmillionster Besucher des Turms bekommt er einen Ehrenempfang. Als Rath endlich die Stufen zur Besucherplattform hinaufsteigen kann, sieht er gerade noch seinen Informanten von oben herabstürzen.
So ähnlich geht es Gereon Rath nun auch in der "Akte Vaterland": Wo immer etwas Entscheidendes passiert, ist er gerade nicht zur Stelle. Während im "Preußenschlag" vom 20. Juli die Reichswehr im Auftrag des Kanzlers Papen und des Reichspräsidenten Hindenburg die preußische Demokratie beseitigt und so den Untergang der Weimarer Republik einläutet, ermittelt Rath in der Wildnis von Masuren. In Treuburg, einem Städtchen an der polnischen Grenze, folgt er den Spuren eines Mörders, der zuletzt am Potsdamer Platz in Berlin zugeschlagen hat, in eben jenem "Haus Vaterland", das bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg der größte Amüsiertempel Berlins war, ein Fress- und Tanzbabel, dessen Themenrestaurants, Dioramen und künstliche Gewitter Franz Hessel und Siegfried Kracauer mit fasziniertem Schaudern beschrieben haben. Aber Treuburg, das ehemals Marggrabowa hieß, ist hinter seiner treudeutschen Fassade ein noch schlüpfrigeres Terrain als die Reichshauptstadt, so dass wir den Kommissar alsbald mutterseelenallein durchs nächtliche Moor irren sehen, ohne Hoffnung auf Rat und Rettung.
Der Mann, der ihn schließlich doch aus dem Schlamm zieht, ist neben Rath die zweite Hauptfigur dieses Romans, ein Eremit und Ost-Indianer, den in Masuren alle nur den "Kaubuk" nennen, weil er wie ein Unhold aus dem Märchen in den Wäldern haust. Mit besonderer Liebe zeichnet Kutscher in seinen Büchern solche Außenseiter, nicht nur weil sie ein willkommenes Element der Unordnung ins glatte Kalkül des Krimis bringen, sondern auch weil in ihnen jene Poesie steckt, die das kettenrauchende und mit der Halbwelt klüngelnde Rauhbein Rath in sich unterdrückt. Ihr Gegenbild sind jene enthemmten Spießer, in denen sich, wie in dem zwielichtigen Schnapsbrennereidirektor Wengler, der amoralische Geist einer Gesellschaft verkörpert, die bald für jede national verbrämte Schandtat zu haben sein wird.
Wie stets bei Volker Kutscher kann man sich darauf verlassen, dass die historischen Details der Handlung stimmen. Das Städtchen Treuburg, heute Olecko, gibt es tatsächlich, ebenso wie die masurische Glumse, ein Quarkgericht, das Gereon Rath dort im Hotel "Salzburger Hof" verspeist, und sogar der dunkelhäutige Wildwestdarsteller Mohamed Husen, den die Kommissaranwärterin Charlotte Ritter bei ihrer Undercover-Recherche im "Haus Vaterland" kennenlernt, hat wirklich existiert; nach 1934 trat er in zahlreichen Ufa-Filmproduktionen auf und starb zehn Jahre später, wegen "Rassenschande" inhaftiert, im KZ Sachsenhausen. In dieses faktische Korsett fügen sich die fiktiven Elemente der Geschichte zwanglos ein. Der Hauptschurke treibt einen lukrativen Schmuggel mit gepanschtem Branntwein, der über Berlin nach Amerika verschifft wird, wo seit 1919 die Prohibition regiert. Eines der Mordopfer ist ein Verkehrspolizist, der die noch von Hand gesteuerte Ampelanlage auf dem Potsdamer Platz bedient. Dass er von einem Mann getötet wird, der in die Kleider eines seiner Kollegen geschlüpft ist, gehört zu den leisen Pointen, die Kutscher mit Vorliebe setzt: In Preußen genießt die Uniform eben immer noch blindes Vertrauen.
Der Erzähler Kutscher schwächelt interessanterweise gerade da, wo er die Erwartungen des Krimilesers bedienen zu müssen glaubt. Der Showdown in der masurischen Seenlandschaft wirkt wie eine Pflichtübung, auch die allmählich in Richtung Heirat voranschreitende Liebesgeschichte zwischen Rath und "Charlie" Ritter nimmt mehr Raum ein als notwendig. Lieber hätte man noch Genaueres über die unheilige Allianz zwischen SA-Schlägern, Inflationsgewinnlern, Presse und Beamtentum im 1932 bereits tiefbraun gefärbten Ostpreußen erfahren. Oder eben über die Folgen des "Preußenschlags".
Dennoch hat auch dieser Roman, wie alle bisherigen Folgen der Rath-Serie, die Verführungskraft eines Suchtmittels: Man kann ihn nicht aus der Hand legen, ehe man ihn ausgelesen hat. Wer über die Berlin-Literatur der nuller und der zehner Jahre nachdenkt, sollte Volker Kutschers Kostümkrimis nicht vergessen, in denen vielleicht mehr zeitgeschichtliche Substanz steckt als in vielen Ich-Geschichten aus Kreuzberg und Friedrichshain. Noch über vier Bände hin will Kutscher die Geschichte von Gereon Rath weitererzählen, bis zu den Olympischen Spielen von 1936. Er schickt seinen Kommissar, der glaubt, sich die Politik vom Leib halten zu können, ins Herz der Finsternis. Und wir werden ihm neugierig dorthin folgen.
ANDREAS KILB
Volker Kutscher: "Die Akte Vaterland". Gereon Raths vierter Fall.
Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2012. 576 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Endlich ist mit "Die Akte Vaterland" der vierte Teil von Volker Kutschers Krimiserie um Kommissar Gereon Rath erschienen, freut sich Rezensent Andreas Kilb, der diesen Kostümkrimi gebannt in einem Zug durchgelesen hat. Denn Kutschers Krimis zeichnen sich nicht nur durch ihre Spannung aus, findet Kilb, sondern auch durch die perfekt recherchierte Zeitgeschichte, die nicht nur dazu diene, historische Atmosphäre zu erzeugen, sondern die Geschichte selbst erzählen will, informiert der Kritiker. Und so folgt er Kommissar Rath vom Berlin der dreißiger Jahre, wo von Kanzler Papen und Reichspräsident Hindenburg gerade die preußische Demokratie beseitigen und im größten Vergnügungstempel "Haus Vaterland" ein Mord geschieht, bei seinen Ermittlungen bis in eine Kleinstadt in den Masuren. Während der Rezensent Kutschers meisterhafte Mischung aus historischen und fiktiven Erzählmotiven lobt, kommen ihm Krimielemente wie etwa der finale Showdown ein wenig zu kurz.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"[...] die Charaktere [sind] so modern, dass sie jeden "Tatort" alt aussehen lassen." Die Welt kompakt 20130109
Ertrunken im Lastenaufzug - unter merkwürdigen Umständen kommt ein Spirituosenlieferant im legendären Berliner Vergnügungstempel »Haus Vaterland« ums Leben. Der rätselhafte Fall kommt Kommissar Gereon Rath mehr als ungelegen, denn er hat schon Ärger genug: …
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Ertrunken im Lastenaufzug - unter merkwürdigen Umständen kommt ein Spirituosenlieferant im legendären Berliner Vergnügungstempel »Haus Vaterland« ums Leben. Der rätselhafte Fall kommt Kommissar Gereon Rath mehr als ungelegen, denn er hat schon Ärger genug: Seine Ermittlungen gegen einen mysteriösen Auftragsmörder, der die Stadt in Atem hält, treten auf der Stelle, und dann kehrt seine große Liebe Charlotte »Charly« Ritter aus Paris zurück und fängt als Kommissaranwärterin am Alex an - ausgerechnet in der Mordkommission. Der Tote im Aufzug scheint Teil einer Mordserie zu sein, deren Spur weit nach Osten führt. Während Charly als Küchenhilfe ins »Haus Vaterland« eingeschleust wird, ermittelt Rath in einer masurischen Kleinstadt nahe der polnischen Grenze und gerät in eine fremde Welt. Er macht Bekanntschaft mit wortkargen Ostpreußen, schwarzgebranntem Schnaps und den Tücken der Natur. Die Widerstände gegen den Ermittler aus Berlin wachsen, als er ein lang gehütetes Geheimnis aufzudecken droht. Volker Kutscher entwirft eine packende und komplexe Geschichte vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse des Frühsommers 1932. Während die Straßenschlachten zwischen Nazis und Kommunisten immer mehr Todesopfer fordern, putscht Reichskanzler von Papen die demokratische Regierung Preußens aus dem Amt und mit ihr die Spitze der Berliner Polizei. Damit verschärft sich die Lage auch für Gereon Rath, der sich bisher der Protektion durch Polizeivizepräsident Bernhard Weiß sicher sein konnte.
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Besser geht es nicht!
Besser kann man einen historischen Krimi nicht schreiben! Spannende Handlung, akribisch recherchierter Hintergrund in der Sprache der heutigen Zeit, aber mit Annäherungen an die damalige. Das ist wieder einmal eines der seltenen Bücher, die man langsam liest, damit …
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Besser geht es nicht!
Besser kann man einen historischen Krimi nicht schreiben! Spannende Handlung, akribisch recherchierter Hintergrund in der Sprache der heutigen Zeit, aber mit Annäherungen an die damalige. Das ist wieder einmal eines der seltenen Bücher, die man langsam liest, damit das Lesevergnügen nicht so schnell zu Ende ist.
Zum Inhalt: Gereon Rath hat an mehreren Fronten zu kämpfen. Seine Freundin Charlie kommt nach längerem Auslandsaufenthalt zurück nach Berlin. Sie fängt bei der Kripo als Kommissaranwärterin an, wo sie schon früher als Stenotypistin gearbeitet hat. Gereon möchte sie heiraten, das ist aber alles nicht so ganz einfach, wie sich herausstellt. Beruflich hat er auch so seine Schwierigkeiten, weil er gerne etwas unkonventionell ermittelt und auch wegen seiner geradlinigen, etwas naiven Einstellung zur Politik.
Eine Leiche wird im Aufzug des Hauses Vaterland gefunden. Ein Spirituosenlieferant ist dort offenbar ertrunken. Weil das schon mangels Wasser eigentlich unmöglich ist, wird in Richtung Mord ermittelt. Es stellt sich heraus, dass es in Deutschland schon einige ähnliche Fälle gegeben hat. Nach längerem Forschen findet man eine Verbindung der Toten und die Spur führt nach Masuren. Dieser Fährte folgt Kommissar Rath. Charlie ermittelt undercover im Haus Vaterland, kommt dabei einer Erpressung auf die Spur. Diese hat irgendwie auch mit einer Spirituosenfabrik in Masuren zu tun. Gereon Rath stößt auf einen 10 Jahre alten Mordfall in Masuren, bei dem vielleicht nicht alles so war, wie es schien. Und tritt mit dieser Vermutung einigen Leuten auf die Füsse, gerät selbst in Gefahr.
Mehr sollte man wirklich nicht berichten, um den hoffentlich vielen Lesern nicht die Spannung zu nehmen. Die dunklen Wolken, die sich im Jahre 1932 über ganz Deutschland, speziell aber über Berlin zusammenziehen, kann man sehr gut spüren. Mit dem Wissen der heutigen Zeit sind die Warnsignale nicht zu übersehen. Man kann aber auch gut verstehen, dass die Menschen der damaligen Zeit diese Zeichen nicht ernst genommen haben, hatten sie doch auch ein Leben und Aufgaben, die ihnen damals wichtiger erschienen.
Besonders hervorheben möchte ich noch die Liebe zum Detaíl, die Sorgfalt, mit der hier alles der Zeit entsprechend dargestellt wird. Das ist kein schnell heruntergeschriebener Roman, sondern ein Buch, das mit viel Sorgfalt zu einem harmonischen Ganzen gestaltet wurde. Ich werde kein zukünftiges Buch von Volker Kutscher verpassen!
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Die „Akte Vaterland“ ist das neueste Werk von Volker Kutscher. Diesmal führt der Roman von Berlin aus in die Masuren.
Im Haus Vaterland, einem Amüsiertempel am Potsdamer Platz, wird eine Leiche entdeckt. Der Spirituosenunternehmer Lamkau liegt tot im Lastenaufzug. Gereon Rath …
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Die „Akte Vaterland“ ist das neueste Werk von Volker Kutscher. Diesmal führt der Roman von Berlin aus in die Masuren.
Im Haus Vaterland, einem Amüsiertempel am Potsdamer Platz, wird eine Leiche entdeckt. Der Spirituosenunternehmer Lamkau liegt tot im Lastenaufzug. Gereon Rath übernimmt diesen Fall und dies kommt ihm gerade recht, da er in einem anderen Mordfall nicht so gut weiterkommt.
Zu dieser Zeit kommt auch Charly aus Frankreich zurück und tritt ihre Stelle als Kommissaranwärterin an. Gereon Rath findet bei seinen Ermittlungen heraus, dass sein Fall noch mit zwei anderen Mordfällen in Zusammenhang steht. Seine Ermittlungen führen ihn nun in die Masuren.
Zu dieser Zeit wird auch seine Freundin Charly der Ermittlungsgruppe „Vaterland“ zugeteilt. Sie arbeitet als Küchenhilfe getarnt im Haus Vaterland um die Ermittlungen voran zu bringen. Doch Gereon Rath kommt trotz der dörflichen Mauer des Schweigens immer mehr Hinweisen auf die Spur, die ihn auch diesmal wieder zu gefährlichen Alleingängen treiben. Mit Folgen und nicht nur für ihn.<br />Der vierte Fall spielt wieder vor historischem Hintergrund in Berlin. Die Straßenschlachten zwischen Nazis und Kommunisten nehmen zu und auch der unpolitsche Gereon Rath kann sich den Ereignissen nicht verschlissen. Volker Kutscher hat auch diesen Roman wieder sehr gut recherchiert. Er ist sehr spannend geschrieben und die Atmosphäre dieser Zeit wird sehr gut wiedergegeben. Ich kann die Kriminalroman nur weiterempfehlen.
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Ein Roman vor dem geschichtlichen Hintergrund im Juli 1932. Es ist eine schwierige Zeit.
Ein Toter wird im Lastenaufzug von „Haus Vaterland“, einem Ort für Vergnügungen, gefunden. Alles deutet darauf hin, dass er dort ertrunken ist.
Kommissar Gereon Rath hat schon einen Fall, …
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Ein Roman vor dem geschichtlichen Hintergrund im Juli 1932. Es ist eine schwierige Zeit.
Ein Toter wird im Lastenaufzug von „Haus Vaterland“, einem Ort für Vergnügungen, gefunden. Alles deutet darauf hin, dass er dort ertrunken ist.
Kommissar Gereon Rath hat schon einen Fall, bei dem die Ermittlungen seit Wochen nicht voran kommen. Daher ist er über diesen neuen Fall nicht besonders glücklich. Schwierig ist für ihn auch, dass seine Liebe Charlotte Ritter von einem Studienjahr in Paris zurückkehrt und seinen Heiratsantrag nicht direkt annimmt. Es bleibt aber nicht bei dem einen Mordfall, da sind weitere Tote, die auf die gleiche merkwürdige Weise ums Leben gekommen sind.
Rath muss in die Masuren und findet dort ein wortkarges Volk vor. Nach und nach erfährt er mit Hilfe seines ihm aufgedrückten Assistenten aber mehr. Die Geschichte über den Kaubuk mag er aber nicht so ganz glauben, bis er am eigenen Leib erfährt, dass wohl Wahres daran ist. Er ist aber lange auf dem Holzweg und es stellt sich heraus, dass manche Kriminalfälle zwar gelöst werden können, dass die Serienmorde aber ganz andere Gründe haben.
Gereon Rath ist ein Polizeibeamter, der es mit Regeln und Vorschriften nicht so genau nimmt. Auch die Kollegen stößt er oft vor den Kopf. Da er aber oft richtig liegt, erhält er die Unterstützung seines Vorgesetzten.
Eine Geschichte mit vielen Facetten, die sehr spannend ist. Interessant ist es auch, mehr über die Polizeiarbeit in jener Zeit zu erfahren.
Ich habe die vorigen Bände über Gereon Rath leider nicht gelesen, werde dies aber umgehend nachholen, da ich „Die Akte Vaterland“ nicht aus der Hand legen konnte.
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Zum Inhalt: Im vierten Teil seiner Krimi-Reihe schickt Kutscher Gereon Rath nach Masuren. Dort laufen die Fäden einer Mordserie an mehreren zuerst unbescholten scheinenden Bürgern zusammen, welche jedoch in ein früheres Verbrechen verwickelt waren.
Zum Cover: Eine Ansicht des …
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Zum Inhalt: Im vierten Teil seiner Krimi-Reihe schickt Kutscher Gereon Rath nach Masuren. Dort laufen die Fäden einer Mordserie an mehreren zuerst unbescholten scheinenden Bürgern zusammen, welche jedoch in ein früheres Verbrechen verwickelt waren.
Zum Cover: Eine Ansicht des "Hauses Vaterland", Schauplatz des Mordes, der zu Raths Ermittlungen führt. Stilecht in schwarz-weiß; - das wirkt nicht nur zeitgerecht, sondern hilft bei der optischen Eingliederung in die Krimiserie.
Mein Eindruck: Meisterhaft versteht es Kutscher auch im vierten Teil der Reihe zu Gereon Rath, die Vorgänge der Weimarer Republik am Schicksal der kleinen Leute darzustellen. Besonders der Ausflug in die entfernte und vom Reich abgeschnittene Provinz zeigt die unterschiedlichen Stadien der Unterwanderung durch die Nazis von arm und desillusioniert über Presse und Polizei bis hin zu Politik und Honoratioren. So entsteht die komplette Matrix des Verfalls der Demokratie, der schon bald nicht mehr aufzuhalten ist. Dass zusätzlich zeitgenössische Besonderheiten wie die Diskriminierung der Frauen oder der laxe Umgang mit Dienstvorschriften aufgegriffen werden, bildet das Sahnehäubchen auf diesem kriminologischen Geschichtsunterricht.
Fazit: Ein spannendes Stück Geschichte ohne die in diesem Zusammenhang sonst gern genommene moralische Keule.
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Kommissar Gereon Rath hat es diesmal mit einem ganz verzwickten Fall zu tun. Wie kann jemand in einem Lastenaufzug ertrinken? Nach der Obduktion stellt sich heraus, dass dem Toten vorher ein Lähmungsgift gespritzt wurde. Mit einer größeren Menge hätte man auch gleich töten …
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Kommissar Gereon Rath hat es diesmal mit einem ganz verzwickten Fall zu tun. Wie kann jemand in einem Lastenaufzug ertrinken? Nach der Obduktion stellt sich heraus, dass dem Toten vorher ein Lähmungsgift gespritzt wurde. Mit einer größeren Menge hätte man auch gleich töten können, warum also so umständlich? Geld wurde keines gestohlen. Und irgendwie scheint der Fall mit Erpressungen und Schnapspanschereien zu tun zu haben. Bei den Recherchen stellt sich heraus, dass es auf gleiche Weise bereits in anderen Städten zwei Tote gab. Die Spur führt nach Masuren, welches mittels einer Volksabstimmung gerade wieder deutsch geworden ist. Der Hass zwischen Deutschen und Polen ist dort spürbar und bei den wortkargen Einheimischen beißt Rath auf Granit. Privat haben sich die inzwischen aus Paris zurückgekehrte Charly Ritter und Gereon Rath verlobt, erstmal nur heimlich, da auch Charly wieder bei der Mordkommission eingesetzt wird. Sie arbeiten undercover als Küchenhilfe im Haus Vaterland, dem Tatort. Die Eigenmächtigkeiten Raths und auch das längere Verschwinden lassen bei Charly jedoch Zweifel aufkommen, ob ein Zusammenleben wirklich funktioniert. Zudem kämpft sie noch mit sexuellen Übergriffen und Dreistigkeiten eines anderen Kommissars an.
Die politischen Gegebenheiten des Jahres 1932 in Berlin nehmen einen großen Raum ein in Volker Kutschers 4. Roman der Serie. Die Zunahme an Nazianhängern, das Einmischen der SA und SS, der Hass zwischen Polen und Deutschen, der Antisemitismus bis hin zum Putsch, der auch die Polizeiführung betrifft, lässt den Aufkommenden Nationalsozialismus spürbar werden. Die Verflechtungen zwischen Privatleben und Aufklärung der Mordserie sind hervorragend beschrieben, der Schreibstil Kutschers sehr facettenreich. Ein Kriminalroman, der gleichzeitig spannend und informativ ist.
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Der neuste Krimi von Volker Kutscher ist spannend und mitreißend wie schon die Vorgänger. Endlich spielt auch Charly Ritter eine größere Rolle, da sie ihre Ausbildung abgeschlossen hat und als Kommissaranwärterin in der Burg am Alexanderplatz arbeitet. Eigentlich ist sie …
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Der neuste Krimi von Volker Kutscher ist spannend und mitreißend wie schon die Vorgänger. Endlich spielt auch Charly Ritter eine größere Rolle, da sie ihre Ausbildung abgeschlossen hat und als Kommissaranwärterin in der Burg am Alexanderplatz arbeitet. Eigentlich ist sie der Inspektion G zugeteilt, wo alle Frauen arbeiten, doch für den aktuellen Fall wird sie an die Mordinspektion ausgeliehen. Wieder einmal kommt es zu Reibereien mit Gereons lockerer Art und seiner Unzuverlässigkeit. All dies geschieht vor dem Hintergrund der politischen Entwicklungen Anfang der 30er Jahre, die vor der Polizei nicht Halt machen. Die mörderischen Kämpfe zwischen Sozialisten und SS-Truppen verstärken sich und auch die Führungsebene des Polizeipräsidiums wird geradezu weggeputscht. All dies beeinflusst die Arbeit von Gereon und Charly jedoch noch wenig, da ihr Fall wenig politischen Bezüge hat. Ein großes Thema ist auch die Teilung Deutschlands durch die Entstehung des Staates Polen und die Abgrenzung Ostpreußens vom Deutschen Reich. Die ausgeprägte Antipolnische Stimmung und das überall präsente nationale Gedankengut schockieren Gereon Rath und behindern gleichzeitig seine Ermittlungen, da es in dem kleinen ostpreußischen Dorf keiner wagt, gegen Mitglieder von SS oder NSDAP auszusagen.
Volker Kutscher zeichnet in seinem Roman ein graues und bedrückendes Bild von den politischen Verhältnissen, die den Hintergrund bilden für Gereon Raths Mordermittlungen bilden. Das gesamte Buch ist so spannend aufgebaut und hervorragend recherchiert, das man es unmöglich aus der Hand legen kann. Ein absolutes Muss für Krimifans.
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Nachdem ich bereits "Der nasse Fisch" und "Lunapark" kannte, habe ich mit froher Erwartung auch " Die Akte Vaterland" in Angriff genommen und wurde nicht enttäuscht. Diese Kriminalgeschichte ist spannend, originell und geht ebenso wie die beiden anderen …
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Nachdem ich bereits "Der nasse Fisch" und "Lunapark" kannte, habe ich mit froher Erwartung auch " Die Akte Vaterland" in Angriff genommen und wurde nicht enttäuscht. Diese Kriminalgeschichte ist spannend, originell und geht ebenso wie die beiden anderen Gereon-Rath-Romane gekonnt auf die damalige Zeit ein - in der Tat ein historischer Krimi. Während "Lunapark", das 1934 spielt, die ganze Düsternis der Diktatur aufzeigt, ist 1932 alles noch in der Schwebe, auch wenn die Weimarer Republik bereits schwer angeschlagen ist. Dadurch fühlt man sich als Leser der "Akte Vaterland" irgendwie wohler als in "Lunapark", wo die ganze Verkommenheit der Diktatur aufgezeigt wird, es ist noch genug Normalität vorhanden. Die ganz tiefen menschlichen Abgründe (s. Fritze und Gräf in "Lunapark", die durch die Diktatur verdorben und zu schlechten Menschen werden) bleiben den Kriminellen vorbehalten. Noch ein bisschen mehr nach meinem Geschmack als die beiden anderen Werke. Für mich persönlich sehr interessant der Abstecher Gereon Raths nach Ostpreußen, der der Geschichte spürbar guttut. Als Sohn einer Berlinerin und Enkel eines Ostpreußen neige ich dann aber doch nicht zur Überschwänglichkeit und vergebe preußisch nüchtern wie bei den anderen beiden genannten Büchern vier Sterne. Der Schluß (nicht der Epilog, der ist wieder richtig gut gelungen) ist zu sehr konstruiert, das scheint eine generelle Schwäche Kutschers zu sein, die aber den positiven Gesamteindruck nicht zu stark beinträchtigt.
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