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Als bei der Zwangsräumung der Wohnung seiner Mutter durch eine Verwechslung alles von Wert in die Müllverbrennungsanlage wandert, bleibt dem Erzähler wortwörtlich nur der Abfall der eigenen Familiengeschichte. Wie hat es so weit kommen können? Der Erzähler blickt auf die Biografie seiner Familie: ein Stammbaum des Wahnsinns. Die Großmutter bipolar, zwölf Suizidversuche, der Großvater Stammkunde in Steinhof, die Mutter Alkoholikerin, der Vater depressiv. Und er blickt auf seinen eigenen Weg: Eine Kindheit im Münchner Arbeiterviertel. Die frühe Angst, verrückt zu werden. Die Flucht v...
Als bei der Zwangsräumung der Wohnung seiner Mutter durch eine Verwechslung alles von Wert in die Müllverbrennungsanlage wandert, bleibt dem Erzähler wortwörtlich nur der Abfall der eigenen Familiengeschichte. Wie hat es so weit kommen können? Der Erzähler blickt auf die Biografie seiner Familie: ein Stammbaum des Wahnsinns. Die Großmutter bipolar, zwölf Suizidversuche, der Großvater Stammkunde in Steinhof, die Mutter Alkoholikerin, der Vater depressiv. Und er blickt auf seinen eigenen Weg: Eine Kindheit im Münchner Arbeiterviertel. Die frühe Angst, verrückt zu werden. Die Flucht vor der Familie ins entfernte New York. Jahre in Wien mit Freud im Kaffeehaus. Und wie er schließlich doch in der Anstalt landet - als Psychologe. Bei der Arbeit mit den Patienten lernt er, dass ein Mensch immer mehr ist als seine Krankheit, dass Zuhören wichtiger ist als Diagnostizieren. Vor allem aber muss er sich bald die Frage stellen, was das sein soll: ein normaler Mensch.Eine aus dem Ruder gelaufene Familienanamnese? Ein Schelmenroman? Ein Lehrstück in Empathie? Leon Englers Debüt ist all das und mehr, ein zärtlicher Befreiungsschlag, die Geschichte einer Versöhnung.
»Ein fantastisches Buch - abgrundtief und doch tröstend. Hab's verschlungen.« DORIS DÖRRIE
»Unwiderstehlich. Leichtfüßig und ernst, zärtlich und brutal, ironisch und ehrlich.« SIRI HUSTVEDT
»Ein fantastisches Buch - abgrundtief und doch tröstend. Hab's verschlungen.« DORIS DÖRRIE
»Unwiderstehlich. Leichtfüßig und ernst, zärtlich und brutal, ironisch und ehrlich.« SIRI HUSTVEDT
LEON ENGLER wuchs in München auf und studierte Theater-, Film-, Medien-, Kulturwissenschaft und Psychologie in Wien, Paris und Berlin. Er veröffentlichte zahlreiche Theaterstücke, Hörspiele und Kurzgeschichten und wurde 2022 mit dem 3sat-Preis beim Bachmann-Wettbewerb ausgezeichnet. Er ist tätig als Autor, Psychologe und Dozent für Psychologie und Literarisches Schreiben. ¿Botanik des Wahnsinns¿ ist sein Debütroman.
Produktdetails
- Verlag: DuMont Buchverlag
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 208
- Erscheinungstermin: 12. August 2025
- Deutsch
- Abmessung: 208mm x 142mm x 26mm
- Gewicht: 368g
- ISBN-13: 9783755800538
- ISBN-10: 3755800535
- Artikelnr.: 73824458
Herstellerkennzeichnung
DuMont Buchverlag GmbH
Amsterdamer Strasse 192
50735 Köln
Leon Engler präsentiert mit seinem Roman ein eindrucksvolles Debüt: Rezensent Martin Oehlen bezeichnet ihn als "packend" und "erhellend" und hebt den "angenehm leichten Ton" hervor. In der Familiengeschichte des Erzählers treten Depressionen, Wahnsinn und Alkoholismus auf. Geplagt wird der Ich-Erzähler deshalb von Agateophobie, der Angst, ebenfalls den Verstand zu verlieren. Er entscheidet sich für den Beruf des Psychologen, sammelt Erfahrungen im Alltag einer psychiatrischen Klinik und stellt fest, dass die medizinische Versorgung erhebliche Mängel aufweist. Nach einem Jahr beendet er seine Tätigkeit. So ist ein "erhellender Psychiatrieroman" entstanden, der zugleich als eindringliche Familiengeschichte überzeugt, wie Oehlen findet. Autofiktionale Elemente, etwa eine aus dem Gedächtnis rekonstruierte Familienanamnese, verleihen dem Text Authentizität. Engler erzählt pointiert, mit verschmitzter Ernsthaftigkeit, und entfaltet dabei eine bemerkenswerte Bildsprache, so das positive Urteil.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
So außergewöhnlich schön wie sich das Motiv des Schutzumschlages des Buches präsentiert, so außergewöhnlich tiefgründig ist diese Erzählung. Vergangenheit und Gegenwart wechseln sich in dieser Geschichte ab.
Der Erzähler, der namentlich nicht genannt …
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So außergewöhnlich schön wie sich das Motiv des Schutzumschlages des Buches präsentiert, so außergewöhnlich tiefgründig ist diese Erzählung. Vergangenheit und Gegenwart wechseln sich in dieser Geschichte ab.
Der Erzähler, der namentlich nicht genannt wird, hat Angst verrückt zu werden. Das ist sehr wohl nachvollziehbar, wenn man diese deprimierte Familiengeschichte liest, in der fast seine gesamte Familie unter Psychosen zu leiden hat. Zwar handelt es sich hier um einen Roman, dennoch erzählt der Protagonist von psychischen Krankheitsbildern, die der Wirklichkeit entsprechen.
Der Erzähler berichtet beginnend ab seiner Kindheit, in der seine Eltern und Großeltern mit diversen Psychosen zu kämpfen hatten. Als er dann später selbst in der Psychiatrie landete, zwar nicht als Patient, sondern als Psychologe, begleiten wir ihn in seinem Klinikalltag. Immer wieder schweifen seine Gedanken dabei zurück zu seinen Eltern und Großeltern, die mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen hatten.
" Botanik des Wahnsinns " ist der Debütroman des Autors Leon Engler. Er hat schon viele Theaterstücke geschrieben, und ist selbst Psychologe. Ich habe sehr viel über das weitreichende Gebiet der Psychosen erfahren, wobei ich etwas ungläubig über die Anhäufung dieser Krankheit in dieser Familie erstaunt war. Es ist ja ein Roman, und ich hatte manchmal der Gefühl, als erlebe ich gerade ein ergreifendes Theaterstück.
Die Schreibweise ist interessant und nicht alltäglich. Etwas Ironie und kleine Humorspitzen treten immer wieder hervor, und machen die häufig schwereren traurigen Leseabschnitte etwas erträglicher.
Es ist ein interessanter Roman, den ich gerne gelesen habe. Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung für Personen, die sich für das Krankheitsbild Psychosen interessieren. Ob es auch für selbst betroffene Leser und Leserinnen dieser Krankheit geeignet ist, vermag ich nicht zu sagen, denn manche Abschnitte sind nicht leicht zu ertragen, wenn man sich in die Sachlage hinein vertieft.
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Was ist schon normal?
Das Thema des Buches hat mich extrem interessiert. Der Ich-Erzähler Leon erzählt über die psychischen Erkrankungen seiner Familie und seinen Umgang damit. Wie es ihn schon immer beeinflusst hat und die Angst erzeugte selbst "verrückt" zu …
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Was ist schon normal?
Das Thema des Buches hat mich extrem interessiert. Der Ich-Erzähler Leon erzählt über die psychischen Erkrankungen seiner Familie und seinen Umgang damit. Wie es ihn schon immer beeinflusst hat und die Angst erzeugte selbst "verrückt" zu werden. Die Gedankengänge und Rückblicke in seine Vergangenheit haben mir sehr gut gefallen.
Auch die Sprache war sehr beeindruckend, sodass ich viel markiert habe. Ein kleiner Kritikpunkt den ich habe ist, dass zwar Parallelen zwischen der Botanik und dem Leiden in seiner Familie gezogen werden, dafür dass es "Botanik" in den Titel des Buches geschafft hat, ist das jedoch nur ein sehr kleiner Teil, der meiner Meinung nach noch weiter ausgebaut hätte werden können.
Insgesamt aber ein tolles Buch für alle die sich für die Thematik interessieren und vielleicht selbst betroffene im Familienumfeld haben.
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das cover ist einfach klasse, hat mich sofort neugierig gemacht, gefällt mir total. der titel passt super gut dazu. die geschichte ist interessant und verdeutlicht wie der erzähler zu dem geworden ist, der er heute ist. im leben seiner familie hat es zahlreiche psychische komponenten …
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das cover ist einfach klasse, hat mich sofort neugierig gemacht, gefällt mir total. der titel passt super gut dazu. die geschichte ist interessant und verdeutlicht wie der erzähler zu dem geworden ist, der er heute ist. im leben seiner familie hat es zahlreiche psychische komponenten gegeben, die teilweise sehr schwierige verhältnisse verursacht haben und andere beeinflusst haben. von depression über bipolare störung, suizidversuchen und alkoholerkrankung wird berichtet, beschrieben was das mit allen gemacht hat, wie es sich ausgewirkt hat und was teilweise dahinter steckt. die erfahrungen haben den erzähler beeinflusst nun seinerseits mehr wissen zu wollen und schliesslich hat er den beruflichen weg eingeschlagen, der ihn in die psychiatrie gebracht hat. sehr schön beschrieben, nicht ganz einfach teilweise und doch total interessant und zum nachdenken anregend. ein gutes buch.
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Wahnsinnsfamilie
Zuerst einmal fällt das ungewöhnliche Cover auf. Beim ersten Blick sieht man drei violette Blumen und erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass die Blüten Augen und Vogelschnäbel haben. ziemlich irre, so wie auch das Buch.
Der Ich-Erzähler, von dem …
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Wahnsinnsfamilie
Zuerst einmal fällt das ungewöhnliche Cover auf. Beim ersten Blick sieht man drei violette Blumen und erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass die Blüten Augen und Vogelschnäbel haben. ziemlich irre, so wie auch das Buch.
Der Ich-Erzähler, von dem man nicht weiß, inwieweit es sich um den Autor handelt und was Realität und was Fiktion war, hat seit seiner Kindheit Angst davor verrückt zu werden. Kein Wunder bei der ver-rückten Familie, Selbstmorde, Depressionen, Alkoholsucht und andere psychische Krankheiten sind an der Tagesordnung. Ab und zu verschwindet halt die Verwandtschaft in der Klinik...
Das ist einerseits locker erzählt, die Qualen, die der Protagonist aushalten muss, treten weitgehend in den Hintergrund. Aber als Leser spürt man schon, dass die Angst nicht ganz unbegründet ist.
Ich habe mich mit dem Buch oft schwergetan, das liest man nicht einfach so weg. Immer wieder stellt man sich die Frage, was denn nun wirklich "normal" sein soll und wo die Grenze zur Krankheit verläuft. Ein Buch zum Nachdenken!
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Das ist keine einfache Sommerlektüre und lässt einen so einfach nicht aus den Fängen, wenn man das Werk beendet hat. Eigentlich warnt das wunderschöne Cover durch Augen und Schnabel im Mix mit Blüten bereits vor.
Der Inhalt ist einfach ziemlich krass, selten so etwas …
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Das ist keine einfache Sommerlektüre und lässt einen so einfach nicht aus den Fängen, wenn man das Werk beendet hat. Eigentlich warnt das wunderschöne Cover durch Augen und Schnabel im Mix mit Blüten bereits vor.
Der Inhalt ist einfach ziemlich krass, selten so etwas düsteres und trauriges gelesen. Dabei war an vielen Stellen aber auch schwarzer Humor vertreten, man durchlebt ein Wechselbad der Gefühle. Man leidet mit dem Protagonisten, dem der Wahnsinn in die Wiege gelegt wurde, und hofft, dass das nicht die persönliche Geschichte des Autors ist.
So viel psychische Erkrankungen auf einem Haufen, zudem die Einblicke in die Stationen und Köpfe erkrankter Menschen, erlebt man sonst nicht. Es war für mich auch sehr realistisch geschrieben, soweit ich das beurteilen kann. Aber das hat auch den Gruselfaktor ausgemacht, kann das wirklich wahr sein?
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Eine Geschichte von seltener Form und eigenwilligem Rhythmus, die mich nicht mehr loslässt. Denn während sie mir wegen ihrer originellen kunstvollen Struktur richtig Spaß macht, legt sie eine schmerzhafte, verzweifelte Spur frei: ein autofiktionaler Befreiungsversuch aus dem Schatten …
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Eine Geschichte von seltener Form und eigenwilligem Rhythmus, die mich nicht mehr loslässt. Denn während sie mir wegen ihrer originellen kunstvollen Struktur richtig Spaß macht, legt sie eine schmerzhafte, verzweifelte Spur frei: ein autofiktionaler Befreiungsversuch aus dem Schatten einer Familie, gezeichnet von psychischer Krankheit und toxischer Abhängigkeit. Der Erzähler schreibt gegen die Angst an, das Erbe anzutreten — gegen die Furcht, selbst dem Wahnsinn zu verfallen.
BOTANIK DES WAHNSINNS. Denke ich da nicht sofort an ein verstaubtes dickes Buch, das mit anschaulichen Bildern und sachlichen Texten versucht, „den Wahnsinn“ zu klassifizieren, abzugrenzen und zu beschreiben? Und muss dieser Versuch nicht scheitern? Kann man sich dem Wahnsinn und noch dazu dem der eigenen Familie auf so wissenschaftliche Weise versuchen zu nähern? Wieviel Distanz braucht es – und nun komm ich endlich zu Leon – für die Nähe, die nicht zerstört, sondern versteht?
Seltsam gehetzt beginnt der Ich-Erzähler die Fäden aus den verschiedenen Ebenen seiner Erinnerung zusammenzuholen. Beginnend mit der Räumung der Wohnung seiner von schwerem Alkoholismus und Depressionen gezeichneten Mutter, bei der versehentlich alle persönlichen Sachen auf dem Müll landen, während der Müll, „das Aussortierte zum Aufbewahrten“ wird. Weiter zum Vater des Vergessens, der sich an nichts, seit der Sohn vor 30 Jahren geboren wurde, erinnern kann. Blicke auf die Großeltern und deren Familien, alle Opfer schwerer psychischer Erkrankungen. Blicke in das eigene ruhelose Leben, die Flucht vor den eigenen Wurzeln durch Großstädte der Welt. Blicke in sein kleines Zimmer in Wien, durch dessen dünne Wände er den alten Nachbarn mit der riesigen Bibliothek philosophieren hört, der zum Mentor und vielleicht klügsten und gleichzeitig verrücktesten Menschen in seinem Leben wird. Blicke in sein eigenes Leben in der Psychiatrie, denn tatsächlich landet er irgendwann dort, allerdings nicht als Patient, sondern als Psychologe.
Er arbeitet dort, wo sein Großvater starb und nähert sich nun langsam seiner Familienanamnese und einem Weg durch das Unaushaltbare an.
Leon Engler spielt mit Formen, mit Tempowechseln, mit Selbstironie und Humor, mit Poesie, mit essayistischen Elementen. Im „Notizbuch des Nachbarn“, das eigentlich eine Quellenangabe ist, verweisen 6 Seiten auf die Herkunft unzähliger Zitate, angefangen bei Carl von Linnè über Ingeborg Bachmann und Siri Hustvedt, bis zu Siegmund Freud, die den Weg seiner Reise geebnet haben.
Das ist wieder mal ein Buch zum Verlieben. Denn ich spüre sehr unmittelbar, wie der Autor sich seiner erschütternden und beängstigenden Lebensgeschichte schreibend annähern und gleichzeitig von ihr lösen konnte. Und auf einer emotional distanzierteren Ebene hat er dafür eine sehr originelle, auch unterhaltende Form kreiert, die mir viel Freude am Lesen, Schreiben und Denken vermittelt hat.
Dieses Romandebüt stammt aus der Feder eines erfahrenen Theater-, Hörspiel- und Kurzgeschichten-Autors. Leon Engler ist tätig als Autor, Psychologe und Dozent für Psychologie und Literarisches Schreiben. 2022 wurde er beim Bachmann-Wettbewerb mit dem 3sat-Preis ausgezeichnet. BOTANIK DES WAHNSINNS wurde gerade für den Aspekte Literaturpreis nominiert. Ich drück die Daumen!
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Es gibt nichts, was es nicht gibt, heißt es so schön und das trifft auch auf den erzählenden Protagonisten zu: seine Familie ist voller Wahnsinn. Depression, Suizidversuche, bipolare Störung, Alkoholismus, nochmal Depression, Realitätsverweigerung, etc. pp. Kein Wunder …
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Es gibt nichts, was es nicht gibt, heißt es so schön und das trifft auch auf den erzählenden Protagonisten zu: seine Familie ist voller Wahnsinn. Depression, Suizidversuche, bipolare Störung, Alkoholismus, nochmal Depression, Realitätsverweigerung, etc. pp. Kein Wunder also, dass er Angst vor dem Wahnsinn hat. Schließlich landet er selbst in der Psychiatrie: als Psychologe. Seine Spurensuche in der eigenen Familie deckt allerhand psychisches Chaos auf, das aber nicht immer krankhaft sein muss. Es kann auch die Verzweiflung an der Gesellschaft sein.
Leon Engler legt mit seinem Debüt "Botanik des Wahnsinns" nicht nur ein grandioses Cover vor (wie großartig treffend kann ein Cover nur sein?!?!), sondern auch ein schwarzhumoriges, tiefgehendes und kurzweiliges Schreibwerk, das einen in rund zweihundert Seiten auf eine Reise durch eine notorisch psychisch vorbelastete Familiengeschichte und schließlich zu ihm selbst mit schippert. Vieles ist tragisch, manches befremdlich, doch irgendwie meistert der Protagonist trotz seiner Vorbelastung den Alltag ganz gut. Er versucht viel Neues, weiß nicht so recht, wo die Reise hinführt und landet schließlich im Naheliegenden: dem Beruf als Psychologen. Seine Vorgesetzte lässt ihn rotieren, er macht die unterschiedlichsten Erfahrungen, um am Ende doch festzustellen: das will ich nicht.
Der Autor strotzt nicht nur selbst mit einer philosophischen, humorigen und treffend klugen Sprache, sondern bedient sich auch an wichtigen Zitaten aus der Intellektuellengeschichte, schneidert dies aber größtenteils dem ikonischen Nachbarn des Protagonisten zu. Sätze wie "Ich gehe ins Bad, schaue in den Spiegel und werde alt." (S. 198), "Wie lächerlich klein wirkt doch die Erfindung der Glühbirne, der Fotografie oder des Quantencomputers verglichen mit der Erfindung eines liebenden Gottes" (S. 152) oder "Ich glaube, er mag die Menschen, doch verzweifelt an der Menschheit" (S. 81) sind genauso treffsicher wie kreativ und: einfach großartig! Ob der Thematik kippt einiges verständlicherweise ins Deprimierende, doch das weiß der Erzähler liebevoll, humorvoll und auch sehr schräg zu kaschieren, ohne dabei den Realitätssinn zu verlieren.
Eines ist gewiss: die Geschichte ist tragisch, aber vielleicht ist es der Umstand, dass der Autor längere Zeit in Wien residierte: es ist auch lustig; und schräg. So stellt der Protagonist über seine ehrgeizige Mutter, die trotz bildungsbefremdlicher Herkunft mitunter durchaus erfolgreich wurde, bis sie mit einer fast beispiellosen Ignoranz den Erfolg auch wieder erfolgreich zunichte macht, die Herkunft nicht in Frage: "Wenn meine Mutter einmal keine Eins geschrieben hatte, vergrub sie aus Furcht vor meiner Großmutter ihre Prüfungen. Auf dem Schulweg hatte sie einen Friedhof der Misserfolge eröffnet. Neben den S-Bahn-Gleisen verrotteten Ovid und Seneca zwei Jahrtausende später ein weiteres mal." (S. 25)
Zugegeben: oft musste ich das Buch weglegen, um nicht selbst zu verzweifeln, doch konnte ich nie lange von ihm ablassen. Der Autor trifft meine Vorliebe für schräges, tiefgründiges Drama gekonnt und lässt dieses kurzumfassende Buch zu einem Highlight des Jahres heranwachsen, das ich einerseits nicht so schnell vergessen werde und andererseits bestimmt des Öfteren noch einmal lesen muss. Es ist einfach wahnsinnig großartig!
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Kein richtiger Zugang zum Wahnsinn
Kein richtiger Zugang zum Wahnsinn
Ich habe keinen klaren Zugang zu "Die Botanik des Wahnsinns" von Leon Engler finden können. Und das, obwohl auf dem Papier alles dafür spricht: Es verbindet interessante historische Fakten zu Psychologie, …
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Kein richtiger Zugang zum Wahnsinn
Kein richtiger Zugang zum Wahnsinn
Ich habe keinen klaren Zugang zu "Die Botanik des Wahnsinns" von Leon Engler finden können. Und das, obwohl auf dem Papier alles dafür spricht: Es verbindet interessante historische Fakten zu Psychologie, Therapie und psychischer Gesundheit mit einer Familiengeschichte, die geprägt ist durch einen Stammbaum voller psychischer Erkrankungen; die Angst des Erzählers, selbst in der Psychiatrie zu landen, ist verständlich und logisch; der Twist, warum er sich letztendlich tatsächlich in einer Psychiatrie wiederfindet, ist ziemlich clever; der Einstieg mit den verlorenen Erinnerungen catcht eigentlich sofort. Auch der Schreibstil ist angenehm zu lesen und der Schauspieler Johannes Nussbaum hat das Hörbuch sehr passend eingesprochen.
Warum ich mich trotz all dieser positiven Punkte nicht auf das Buch einlassen konnte? Vielleicht lag es an meiner Stimmung oder an der Erzählweise, ich weiß es nicht genau. Deshalb fällt es mir auch echt schwer, eine Sternebewertung abzugeben. Es ist kein schlechtes Buch, aber für mich war es eben auch kein Highlight. Ich bin mir sicher, einigen Leser:innen wird’s wir mir gehen, aber genauso bin ich mir sicher, dass „Die Botanik des Wahnsinns“ vielen gefallen wird. Denn das Philosophieren ganz grundsätzlich über psychische Erkrankungen und was einen „normalen Menschen“ ausmacht (sofern es überhaupt „normale Menschen“ gibt) – ist eigentlich richtig aktuell. Vielleicht probiere ich es zu einem anderen Zeitpunkt nochmal.
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Lieber verrückt als einer von euch
Zunächst ist es bei diesem Roman sicherlich das psychedelische Cover, das einen wortwörtlich sofort ins Auge sticht. Es verbindet den Titel und den Inhalt des Buchs sehr anschaulich und sorgt für Unruhe beim Betrachten.
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Lieber verrückt als einer von euch
Zunächst ist es bei diesem Roman sicherlich das psychedelische Cover, das einen wortwörtlich sofort ins Auge sticht. Es verbindet den Titel und den Inhalt des Buchs sehr anschaulich und sorgt für Unruhe beim Betrachten.
Aus der Ich-Perspektive wird die gesamte Familiengeschichte erzählt, das Aufwachsen der Mutter, die Vergangenheit des Vaters, Einblicke in die Welt der Großmutter und der Entstehungs-/Schaffensweg des Erwachsenen Erzählers. Sowohl die Figur im Roman als auch der Autor Leon Engler haben einige Parallelen, zumindest in Ausbildung und Beruflicher Laufbahn (Theaterwissenschaften und Psychologie), sowie Lebensorte, wodurch wohl ein autobiografischer Aspekt vorhanden ist.
Ich finde gerade den Aufbau zu Beginn mit Rückblick auf die Familiengeschichte und ihre "Biografie des Wahnsinns" und den folgenden Eintritt des Erzählers in die Psychiatrie, aber als Psychologe, äußerst gelungen. In seiner anschließenden Arbeitszeit dort, wechselt er mehrmals die Stationen:
Ein grausamer Blick in die (wahrhaftige) Realität von Schizophrenen und ihre eigentliche Einsamkeit,
die tiefste Traurigkeit und die für sie anders vergehende Zeit der Depressiven und in der Entzugsabteilung das ständige Problem nicht abzustumpfen, dem Zynismus und der Verbitterung zu verfallen, aufgrund der unumgänglichen Rückfälle der Patienten.
Der Titel des Romans erschließt sich im Laufe der Handlung, da Pflanzen ständige Begleiter des Hauptprotagonisten sind und die ersten Einteilungen der psychischen Erkrankungen sollen nach dem gleichen Prinzip wie die, der Präzision der Botanik von Pflanzen erfolgt sein(Thomas Sydenham).
Der Schreibstil hat definitiv einen sehr zynischen, vielleicht sarkastischen Touch mit ein wenig Wiener "Schmäh" und Insidern, die man wahrscheinlich nur versteht, wenn man einige Zeit in Wien gelebt hat (z.B. die viele Nackte auf der Bühne des Burgtheater oder der Narrenturm).
In kursiver Schrift sind zahlreiche Zitate von verschiedenen Werken von etwa Friedrich Nietzsche, Sigmund Freud oder Arthur Schopenhauer eingebaut, die am Ende des Buchs im "Notizbuch des Nachbarn" als Literaturnachweis aufgelistet sind.
Zudem stellen sich zahlreiche rhetorische Fragen, die zur Selbstreflexion anregen und das Mensch-sein an sich hinterfragen ("Was war ein richtiger Mann? Was ist ein richtiger Vater? War es das Nichts-tun, das sie so lähmte? Weil die Sucht ein Destillat einer unstillbaten Sehnsucht ist?").
Eine besondere Eigenheit ist der morbide Humor, bei dem das Sprichwort "zu lachen um nicht weinen zu müssen" wie die Faust aufs Auge passt, so beschreibt er z.B. Liebe auf den ersten Blick als Lobotomie. Aber es ist genau dies und die ausgewählte, schöne deutsche Sprache, die diesen Roman zu etwas sehr Besonderem machen.
Fazit: Empfehlenswert ist dieser Roman in meinen Augen vorallem, wenn man selbst aus dem Fach Psychologie kommt.
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“Es sieht nicht gut für mich aus. Meine Großmutter ist nicht die Erste in meiner Familie, die in der Psychiatrie gelandet ist. Auch der leibliche Vater meines Vaters hat sein halbes Leben dort verbracht. Darum stelle ich mir bald die Frage: Wann bin ich dran?” S. 16
In …
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“Es sieht nicht gut für mich aus. Meine Großmutter ist nicht die Erste in meiner Familie, die in der Psychiatrie gelandet ist. Auch der leibliche Vater meines Vaters hat sein halbes Leben dort verbracht. Darum stelle ich mir bald die Frage: Wann bin ich dran?” S. 16
In “Botanik des Wahnsinns” geht der Ich-Erzähler auf psychologische Spurensuche in seiner Familie. Und da gibt es einiges auszugraben. Gleich zu Beginn listet er auf, welche psychischen Erkrankungen welche Wahrscheinlichkeit der Vererbung haben und welche davon in seiner Familie vorkommen. Und er kommt zu dem logischen Schluss: früher oder später wird es auch ihn erwischen.
Der Roman erzählt die Familiengeschichte mütterlicher- und väterlicherseits, verbunden mit der Geschichte der psychischen Erkrankungen und ihrer Behandlungsmethoden im Laufe der Jahrhunderte. Man lernt einiges darüber, wie mit Menschen mit psychischen Problemen umgegangen wurde und immer noch wird. Parallel dazu wird auch das Leben des Ich-Erzählers und seine Flucht vor dem Wahnsinn, teilweise aber auch vor der Realität beschrieben.
"Es gibt über zehntausend Erscheinungsformen der Depression. Eine davon: mein Vater. Eine andere: meine Mutter." S. 157
Die Teile zur Familiengeschichte und allgemein zur Geschichte des Geistes und seiner Störungen haben mir besonders gut gefallen. Die Sprache von Leon Engler ist poetisch, stellenweise auch witzig (mit schwarzem Humor) und oft geprägt von schönen Sprachbildern. Die Eltern werden mit all ihren Problemen, Schwächen und Fehlern unglaublich feinfühlig und versöhnlich beschrieben.
Das Leben des Ich-Erzählers, das sicher teilweise auch autobiografisch geprägt ist, ging mir im Gegensatz dazu manchmal nicht tief genug. Der Ich-Erzähler kommt einem nicht so nah wie die anderen Familienmitglieder und hält den Leser etwas auf Distanz. Immer mal am Rande wird auch sein Bruder erwähnt und ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie dieser wohl mit der Situation umgeht, da er ja die gleichen Anlagen hat. Darauf wird leider gar nicht eingegangen und man hätte den Bruder auch einfach weglassen können.
Aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt. Insgesamt hat mir “Botanik des Wahnsinns” sehr gut gefallen. Besonders hervorheben möchte ich noch das tolle Cover und den wunderbaren Titel des Romans. 4 von 5 Sternen.
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