Adeline Dieudonné
Broschiertes Buch
Bleib
Roman 'Man will unbedingt dranbleiben an dieser wilden, durchgeknallten Geschichte. Faszinierend!' Christine Westermann
Übersetzung: Malafosse, Sina de
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Erscheint vorauss. 15. Januar 2026
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Ein Liebesbrief, eine Totenklage, ein Roman für das LebenNach dem Bestseller 'Das wirkliche Leben' endlich der neue, große Roman der preisgekrönten Schriftstellerin Adeline Dieudonné.Eine Frau und ihr Geliebter verbringen das Wochenende in einem Chalet. Doch mit einem Mal ist er tot. Außer sich vor Schmerz bleibt die Erzählerin mit seinem Körper zurück. In den Tagen, die folgen, weicht sie ihm nicht von der Seite. Schläft bei ihm, spricht mit ihm, fährt mit ihm auf dem Rücksitz durch die Berge. Und sie beginnt, seiner Ehefrau zu schreiben. In den Briefen erzählt sie die Geschichte ...
Ein Liebesbrief, eine Totenklage, ein Roman für das Leben
Nach dem Bestseller 'Das wirkliche Leben' endlich der neue, große Roman der preisgekrönten Schriftstellerin Adeline Dieudonné.
Eine Frau und ihr Geliebter verbringen das Wochenende in einem Chalet. Doch mit einem Mal ist er tot. Außer sich vor Schmerz bleibt die Erzählerin mit seinem Körper zurück. In den Tagen, die folgen, weicht sie ihm nicht von der Seite. Schläft bei ihm, spricht mit ihm, fährt mit ihm auf dem Rücksitz durch die Berge. Und sie beginnt, seiner Ehefrau zu schreiben. In den Briefen erzählt sie die Geschichte einer großen Liebe - und die Geschichte einer Frau, die lernt, selbstbestimmt zu leben.
Abgründig, zärtlich und humorvoll, ein Roman von emotionaler Wucht.
'Bleib' ist ein berührender Liebes- und Abschiedsbrief, ein schonungsloser Blick aufs Frausein in unserer Gesellschaft - und der skurrile Roadtrip einer Frau mit ihrem toten Geliebten auf der Rückbank.
»Eineleuchtende Variation über die Liebe und den Tod, von einer unnachahmlichen Schönheit.« ELLE
»Ein Buch, das man bis zum Ende nicht aus der Hand legen kann.« Jörg Magenau, rbb Radio3
»Ein faszinierend andersartiges Buch über Abschied und Trauer. Wir weinen, wir lachen - und erkennen uns selbst. Stark.« Katja Kraft, Münchner Merkur
Ebenfalls von Adeline Dieudonné bei dtv erschienen sind:
Das wirkliche Leben
23 Uhr 12 - Menschen in einer Nacht
Bonobo Moussaka
Nach dem Bestseller 'Das wirkliche Leben' endlich der neue, große Roman der preisgekrönten Schriftstellerin Adeline Dieudonné.
Eine Frau und ihr Geliebter verbringen das Wochenende in einem Chalet. Doch mit einem Mal ist er tot. Außer sich vor Schmerz bleibt die Erzählerin mit seinem Körper zurück. In den Tagen, die folgen, weicht sie ihm nicht von der Seite. Schläft bei ihm, spricht mit ihm, fährt mit ihm auf dem Rücksitz durch die Berge. Und sie beginnt, seiner Ehefrau zu schreiben. In den Briefen erzählt sie die Geschichte einer großen Liebe - und die Geschichte einer Frau, die lernt, selbstbestimmt zu leben.
Abgründig, zärtlich und humorvoll, ein Roman von emotionaler Wucht.
'Bleib' ist ein berührender Liebes- und Abschiedsbrief, ein schonungsloser Blick aufs Frausein in unserer Gesellschaft - und der skurrile Roadtrip einer Frau mit ihrem toten Geliebten auf der Rückbank.
»Eineleuchtende Variation über die Liebe und den Tod, von einer unnachahmlichen Schönheit.« ELLE
»Ein Buch, das man bis zum Ende nicht aus der Hand legen kann.« Jörg Magenau, rbb Radio3
»Ein faszinierend andersartiges Buch über Abschied und Trauer. Wir weinen, wir lachen - und erkennen uns selbst. Stark.« Katja Kraft, Münchner Merkur
Ebenfalls von Adeline Dieudonné bei dtv erschienen sind:
Das wirkliche Leben
23 Uhr 12 - Menschen in einer Nacht
Bonobo Moussaka
Adeline Dieudonné, geboren 1982, lebt mit ihren Töchtern in Brüssel. Nach mehreren preisgekrönten Erzählungen und einem erfolgreichen One-Woman-Theaterstück entwickelte sich ihr Romandebüt ¿Das wirkliche Leben¿ zu einem großen internationalen Bestseller. Sie wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, ihre Bücher in über zwanzig Sprachen übersetzt. Seitdem erschienen bei dtv der Text ¿Bonobo Moussakä sowie der Roman ¿23 Uhr 12¿.
Produktbeschreibung
- Verlag: DTV
- Originaltitel: Reste
- 1. Auflage
- Seitenzahl: 256
- Erscheinungstermin: 15. Januar 2026
- Deutsch
- Abmessung: 191mm x 122mm
- ISBN-13: 9783423149488
- ISBN-10: 3423149485
- Artikelnr.: 73832019
Herstellerkennzeichnung
dtv Verlagsgesellschaft
Tumblingerstraße 21
80337 München
produktsicherheit@dtv.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Die Autorin Adeline Dieudonné kennt Rezensentin Barbara von Machui als Spezialistin fürs Makabere, so auch in ihrem neuen Roman: Die Ich-Erzählerin fährt mit ihrem Geliebten für ein Wochenende an den See, er stirbt an einem Herzinfarkt, aber sie kann im wörtlichen und übertragenen Sinne nicht loslassen. Sie fährt noch einige Tage mit der Leiche im Auto durch die Gegend, schreibt der Ehefrau ihres Geliebten einen langen Brief, warum sie noch Zeit mit der Leiche alleine braucht, erzählt Machui. Am Ende steht der Kontrollverlust. Das hat zwar einige inhaltliche Längen, macht aber in seiner Skurrilität großen Spaß, versichert die Kritikerin, die auch die Musik-Playlist empfiehlt, die die Autorin für den Roman zusammengestellt hat.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Man will unbedingt dranbleiben an dieser wilden durchgeknallten Geschichte. Die dennoch nie raus ist aus dem richtigen Leben. Genau das macht sie so faszinierend. Christine Westermann stern, Westermann liest 20240601
Picknick mit verstorbener Begleitung
Die schöne Leich' hat Züge von Alain Delon: Adeline Dieudonnés makabrer Roman "Bleib"
Gibt es eine spezielle belgische Form des Humors? Wenn man an den wunderbaren André Franquin und seine "Idées noires" (Schwarze Gedanken) oder an die mehr als dreißig abgründigen Romane der liebenswert-exzentrischen Amélie Nothomb, der Madonna der Literatur, denkt, könnte man das meinen. Die Vermischung von Tragischem und Groteskem, von Märchenhaftem und Phantastischem, von Liebenswertem und Grausamem ist auch ein Markenzeichen der jungen belgischen Autorin Adeline Dieudonné, die 2018 mit ihrem ersten Coming-of-Age-Roman "Das wahre Leben" einen fulminanten internationalen
Die schöne Leich' hat Züge von Alain Delon: Adeline Dieudonnés makabrer Roman "Bleib"
Gibt es eine spezielle belgische Form des Humors? Wenn man an den wunderbaren André Franquin und seine "Idées noires" (Schwarze Gedanken) oder an die mehr als dreißig abgründigen Romane der liebenswert-exzentrischen Amélie Nothomb, der Madonna der Literatur, denkt, könnte man das meinen. Die Vermischung von Tragischem und Groteskem, von Märchenhaftem und Phantastischem, von Liebenswertem und Grausamem ist auch ein Markenzeichen der jungen belgischen Autorin Adeline Dieudonné, die 2018 mit ihrem ersten Coming-of-Age-Roman "Das wahre Leben" einen fulminanten internationalen
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Bestseller gelandet hat. Die Geschichte, wie das Grauen in eine biedere Vorortsiedlung eindringt, wie eine hochbegabte moderne Pippi Langstrumpf das sadistische Vater-Monster, das die Familie terrorisiert und whiskytrunken zu Chansons von Claude François heult, mit viel List schließlich zur Strecke bringt, um sich und ihren kleinen Bruder ins Leben zu retten, hat weltweit Leser entzückt.
Angefangen hatte Dieudonné als Schauspielerin mit dem Theatermonolog "Bonobo Moussaka", der danach auch als Buch veröffentlicht wurde. Nach "Das wahre Leben" folgte eine Novellensammlung: "23 Uhr 12, Menschen in einer Nacht". Ihr neuestes Buch, "Bleib", soeben auf Deutsch erschienen, ist wieder ein Roman und stellt uns noch einmal vor ganz andere Herausforderungen. Das Thema könnte makabrer nicht sein: Eine namenlose Ich-Erzählerin, Anfang vierzig, Lehrerin, geschieden und mit fast erwachsener Tochter, verbringt mit ihrem verheirateten Geliebten M. ein Wochenende in einem Chalet in den Bergen. Beim morgendlichen Schwimmen im See erleidet M. einen Infarkt. Die Ich-Erzählerin schleppt den toten Geliebten, der für sie aussieht wie Alain Delon in "Swimmingpool", ins Haus, badet ihn, zieht ihn aus und wieder an, liebkost ihn, schläft an seiner Seite, versteckt und verleugnet ihn, als ein Freund zu Besuch kommt und dessen Hund sich seltsam verhält . . . All dies "bien arrosé" mit viel Weißwein.
Zwei Tage später packt sie die Leiche in ihr Auto und irrt weitere vier Tage lang damit durch die Alpenlandschaft. Dazwischen schreibt sie zwei lange Briefe an die Ehefrau von M., in denen sie ihr Verhalten erklärt: Ihre Liebe war illegitim, also wird es auch ihre Trauer sein, man wird ihr den Geliebten entreißen und der Familie übergeben. Sie aber brauche Zeit, um Abschied zu nehmen. Sie stellt sich seine Beerdigung "am Fuß einer hundertjährigen Eiche" vor, die Sonne scheint, Schmetterlinge flattern zwischen Mohnblumen und Margeriten, sie trägt ein langes weißes Kleid, die Rehe, Füchse und Hasen des Waldes gesellen sich dazu, und sie singt mit Schneewittchenstimme, und ein Spatz setzt sich auf ihre Hand . . .
In der Folge häufen sich absurde, schwarzhumorige Szenen: Das Auto samt Leiche wird vom Parkplatz am See abgeschleppt, der tote Geliebte bleibt unentdeckt, der Wagen kann ausgelöst werden, Hitchcock sei Dank. Überglücklich verbringt die Erzählerin die Nacht dann im Auto mit dem toten M., eng umschlungen, um ihn "aufzuwärmen", summt ihn wie einst ihre kleine Tochter mit "L'autre bout du monde" in den "Schlaf".
In dieser sehr eigenwilligen Trauerzeit lässt sie nicht nur diese für sie entscheidende Liebesgeschichte, sondern ihr gesamtes Liebesleben Revue passieren. Das Einmalige, das Erfüllende dieser Beziehung wird deutlich, obwohl die Ehe nie infrage gestellt war, eine "intakte Ehe mit erloschener Lust". Die Reflexionen, warum dies so ist, warum dieser amour fou ohne Alltag und Außenwelt das ist, was beide wollen, warum er schon acht lange Jahre dauert, erklären uns ihr seltsames Verhalten. Wenn sie den Geliebten immer wieder aus- und anzieht, ihn liebkost, mit ihm spricht, zusieht, wie sich sein Körper zu zersetzen beginnt, die Haut grau wird und die Lippen schwarz, wird der Lesende mitunter auf eine harte Probe gestellt.
Interessant ist, dass die Autorin am Ende des Buchs eine Playlist anhängt mit Musik, die sie beim Schreiben begleitet hat, sodass wir uns in ihre jeweilige Stimmung hineinversetzen können. Diese Liste von 47 Titeln von Nina Simone, Leonard Cohen, Nick Cave, Billie Holiday, Jane Birkin und anderen ist auf einem bekannten Streamingportal abrufbar. Das Experiment lohnt sich: Es beginnt mit dem Song "Nous sommes immortels" (Wir sind unsterblich) von Dominique A - "Warum bist du gegangen, bevor ich dir das beibringen konnte?" - und endet im Dreiklang von "Au revoir mon amour", "Thank You" und "Morning Sun". Der Autorin war es wichtig, dass Klang und Atmosphäre des Romans zusammenpassen, und am Ende weiß sie nicht mehr, ob die Playlist die Geschichte geformt hat oder umgekehrt.
Hauptakteur des Geschehens ist neben dem dunklen Wald und seiner bedrohlichen Fauna der ebenso dunkle See, in dem sich dieser spiegelt. Für den frankophonen Lesenden ertönt subkutan Lamartines See der trauernden Erinnerung: "Ô temps, suspends ton vol" ("Ach Zeit! Halte an in deinem Flug und ihr, glückliche Stunden / Haltet inne in eurem Lauf") Zum Sonnenuntergang am See gibt es "Isn't It a Pity" von Nina Simone.
Das Finale hat es dann in sich: Die Erzählerin landet bei einer Kräuterhexe und Feuerheilerin, die im finsteren Wald wohnt, erst auf ihr Auto schießt, ihr dann aber zu einer Form des Abschieds vom sich schon zersetzenden Geliebten verhilft, die sie akzeptieren kann, wir aber nicht verraten wollen.
Als alles zu Ende ist, verliert sie die Kontrolle über ihr Leben, kriecht bei ihrer Schwester unter, verweigert jeden Kontakt mit der Außenwelt, wäscht sich nicht mehr und hört immer wieder die Stimme des toten Geliebten auf dem Anrufbeantworter ab. Es bleibt "monströse Leere", eine Psychologin nennt es "posttraumatisches Delirium". Bei ihrer "Neigung zur Unterwerfung" wird es ein weiter Weg werden bis zu einem selbstbestimmten Leben als Frau allein.
Der Roman ist ein Lesevergnügen, hat aber inhaltliche und strukturelle Schwächen. Die skurrilen Elemente erfreuen, das Lamento über die mediokren Vorgänger von M. und die unerquicklichen Seiten eines Hausfrauendaseins mit Kleinkind und Pascha-Papa sind etwas ermüdend, da allzu bekannt. Die negativen Erfahrungen führen dazu, dass sich die Ich-Erzählerin, die sich immer noch als "sexy girl in Jeans-Shorts und Cowboy-Stiefeln" sieht, nicht mehr auf ein Zusammenleben mit einem Mann einlassen will und ihr Glück trotz der "passiven Wartesituation", die mitunter an ihrem Selbstbild kratzt, als Geliebte auf Distanz findet, wobei ihr dieser besondere Mann wohl auch ein besonderer Freund war.
Dass diese Ich-Findung ausgerechnet in einem Elaborat von mehr als zweihundert Druckseiten an die Ehefrau ausgebreitet wird, ist eine Schwäche des Plots. Auch skurriles Geschehen braucht eine gewisse vraisemblance. Aber nie war eine Leiche lebendiger und nie zärtlicher geliebt. It is a pity! BARBARA VON MACHUI
Adeline Dieudonné: "Bleib". Roman.
Aus dem Französischen von Sina de Malafosse.
Dtv, München 2024.
208 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
Angefangen hatte Dieudonné als Schauspielerin mit dem Theatermonolog "Bonobo Moussaka", der danach auch als Buch veröffentlicht wurde. Nach "Das wahre Leben" folgte eine Novellensammlung: "23 Uhr 12, Menschen in einer Nacht". Ihr neuestes Buch, "Bleib", soeben auf Deutsch erschienen, ist wieder ein Roman und stellt uns noch einmal vor ganz andere Herausforderungen. Das Thema könnte makabrer nicht sein: Eine namenlose Ich-Erzählerin, Anfang vierzig, Lehrerin, geschieden und mit fast erwachsener Tochter, verbringt mit ihrem verheirateten Geliebten M. ein Wochenende in einem Chalet in den Bergen. Beim morgendlichen Schwimmen im See erleidet M. einen Infarkt. Die Ich-Erzählerin schleppt den toten Geliebten, der für sie aussieht wie Alain Delon in "Swimmingpool", ins Haus, badet ihn, zieht ihn aus und wieder an, liebkost ihn, schläft an seiner Seite, versteckt und verleugnet ihn, als ein Freund zu Besuch kommt und dessen Hund sich seltsam verhält . . . All dies "bien arrosé" mit viel Weißwein.
Zwei Tage später packt sie die Leiche in ihr Auto und irrt weitere vier Tage lang damit durch die Alpenlandschaft. Dazwischen schreibt sie zwei lange Briefe an die Ehefrau von M., in denen sie ihr Verhalten erklärt: Ihre Liebe war illegitim, also wird es auch ihre Trauer sein, man wird ihr den Geliebten entreißen und der Familie übergeben. Sie aber brauche Zeit, um Abschied zu nehmen. Sie stellt sich seine Beerdigung "am Fuß einer hundertjährigen Eiche" vor, die Sonne scheint, Schmetterlinge flattern zwischen Mohnblumen und Margeriten, sie trägt ein langes weißes Kleid, die Rehe, Füchse und Hasen des Waldes gesellen sich dazu, und sie singt mit Schneewittchenstimme, und ein Spatz setzt sich auf ihre Hand . . .
In der Folge häufen sich absurde, schwarzhumorige Szenen: Das Auto samt Leiche wird vom Parkplatz am See abgeschleppt, der tote Geliebte bleibt unentdeckt, der Wagen kann ausgelöst werden, Hitchcock sei Dank. Überglücklich verbringt die Erzählerin die Nacht dann im Auto mit dem toten M., eng umschlungen, um ihn "aufzuwärmen", summt ihn wie einst ihre kleine Tochter mit "L'autre bout du monde" in den "Schlaf".
In dieser sehr eigenwilligen Trauerzeit lässt sie nicht nur diese für sie entscheidende Liebesgeschichte, sondern ihr gesamtes Liebesleben Revue passieren. Das Einmalige, das Erfüllende dieser Beziehung wird deutlich, obwohl die Ehe nie infrage gestellt war, eine "intakte Ehe mit erloschener Lust". Die Reflexionen, warum dies so ist, warum dieser amour fou ohne Alltag und Außenwelt das ist, was beide wollen, warum er schon acht lange Jahre dauert, erklären uns ihr seltsames Verhalten. Wenn sie den Geliebten immer wieder aus- und anzieht, ihn liebkost, mit ihm spricht, zusieht, wie sich sein Körper zu zersetzen beginnt, die Haut grau wird und die Lippen schwarz, wird der Lesende mitunter auf eine harte Probe gestellt.
Interessant ist, dass die Autorin am Ende des Buchs eine Playlist anhängt mit Musik, die sie beim Schreiben begleitet hat, sodass wir uns in ihre jeweilige Stimmung hineinversetzen können. Diese Liste von 47 Titeln von Nina Simone, Leonard Cohen, Nick Cave, Billie Holiday, Jane Birkin und anderen ist auf einem bekannten Streamingportal abrufbar. Das Experiment lohnt sich: Es beginnt mit dem Song "Nous sommes immortels" (Wir sind unsterblich) von Dominique A - "Warum bist du gegangen, bevor ich dir das beibringen konnte?" - und endet im Dreiklang von "Au revoir mon amour", "Thank You" und "Morning Sun". Der Autorin war es wichtig, dass Klang und Atmosphäre des Romans zusammenpassen, und am Ende weiß sie nicht mehr, ob die Playlist die Geschichte geformt hat oder umgekehrt.
Hauptakteur des Geschehens ist neben dem dunklen Wald und seiner bedrohlichen Fauna der ebenso dunkle See, in dem sich dieser spiegelt. Für den frankophonen Lesenden ertönt subkutan Lamartines See der trauernden Erinnerung: "Ô temps, suspends ton vol" ("Ach Zeit! Halte an in deinem Flug und ihr, glückliche Stunden / Haltet inne in eurem Lauf") Zum Sonnenuntergang am See gibt es "Isn't It a Pity" von Nina Simone.
Das Finale hat es dann in sich: Die Erzählerin landet bei einer Kräuterhexe und Feuerheilerin, die im finsteren Wald wohnt, erst auf ihr Auto schießt, ihr dann aber zu einer Form des Abschieds vom sich schon zersetzenden Geliebten verhilft, die sie akzeptieren kann, wir aber nicht verraten wollen.
Als alles zu Ende ist, verliert sie die Kontrolle über ihr Leben, kriecht bei ihrer Schwester unter, verweigert jeden Kontakt mit der Außenwelt, wäscht sich nicht mehr und hört immer wieder die Stimme des toten Geliebten auf dem Anrufbeantworter ab. Es bleibt "monströse Leere", eine Psychologin nennt es "posttraumatisches Delirium". Bei ihrer "Neigung zur Unterwerfung" wird es ein weiter Weg werden bis zu einem selbstbestimmten Leben als Frau allein.
Der Roman ist ein Lesevergnügen, hat aber inhaltliche und strukturelle Schwächen. Die skurrilen Elemente erfreuen, das Lamento über die mediokren Vorgänger von M. und die unerquicklichen Seiten eines Hausfrauendaseins mit Kleinkind und Pascha-Papa sind etwas ermüdend, da allzu bekannt. Die negativen Erfahrungen führen dazu, dass sich die Ich-Erzählerin, die sich immer noch als "sexy girl in Jeans-Shorts und Cowboy-Stiefeln" sieht, nicht mehr auf ein Zusammenleben mit einem Mann einlassen will und ihr Glück trotz der "passiven Wartesituation", die mitunter an ihrem Selbstbild kratzt, als Geliebte auf Distanz findet, wobei ihr dieser besondere Mann wohl auch ein besonderer Freund war.
Dass diese Ich-Findung ausgerechnet in einem Elaborat von mehr als zweihundert Druckseiten an die Ehefrau ausgebreitet wird, ist eine Schwäche des Plots. Auch skurriles Geschehen braucht eine gewisse vraisemblance. Aber nie war eine Leiche lebendiger und nie zärtlicher geliebt. It is a pity! BARBARA VON MACHUI
Adeline Dieudonné: "Bleib". Roman.
Aus dem Französischen von Sina de Malafosse.
Dtv, München 2024.
208 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
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Gebundenes Buch
Immer Ärger mit M.
Eine Frau. Noch nicht alt, aber auch nicht mehr jung. Mit ihrem Geliebten M. nimmt sie sich eine Auszeit aus dem Alltag, in dem sie nicht zusammen sein können, in einem einsamen Chalet in den Bergen. Doch plötzlich stirbt M. Und die Geliebte kann nicht loslassen. …
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Immer Ärger mit M.
Eine Frau. Noch nicht alt, aber auch nicht mehr jung. Mit ihrem Geliebten M. nimmt sie sich eine Auszeit aus dem Alltag, in dem sie nicht zusammen sein können, in einem einsamen Chalet in den Bergen. Doch plötzlich stirbt M. Und die Geliebte kann nicht loslassen. Sie kann nicht Abschied nehmen, ihn aus ihren Händen geben. Also behält sie ihn und bleibt mit ihm zusammen, schreibt jedoch seiner Ehefrau Briefe.
Romane mit ungewöhnlichem Ansatz liebe ich sehr. Den Mut zu außergewöhnlichen Erzähl- und Ausdrucksformen schätze ich. Daher wollte ich mich unbedingt auf diesen Roman einlassen, vor allem weil mich die Ankündigung reizte, dass es die Geschichte einer Frau sei, die lernt, selbstbestimmt zu leben.
Tatsächlich besticht der in Form von Briefen an die Ehefrau verfasste Roman erst einmal durch einen inneren Monolog der Geliebten, durch Erinnerungen und Erzählungen aus einer Vergangenheit noch vor M., während nebenbei ihre Reise mit dem toten M. erzählt wird. Manches wird dadurch begreiflich, unter anderem lernen wir die Stadien der fortschreitenden Verwesung in plastischer Deutlichkeit kennen. Ein Schelm, der beim Roadtrip mit Leiche an den alten Klamauk-Film „Immer Ärger mit Bernie denkt“. Was mir jedoch fehlt, ist die angekündigte Entwicklung der Geliebten. Von einem selbstbestimmten Leben kann ich leider wenig erkennen, sondern sie ergeht sich vor allem in der Schilderung der Miseren ihrer vorherigen Beziehungen. Auch in den Passagen der Handlung in der Gegenwart verbleibt sie blass. Zudem ist die von der Autorin gewählte Sprache mir zu wenig drastisch, auch nicht plakativ oder provozierend. Da wurde aus meiner Sicht Potential verschenkt.
Eine brillante Idee für einen Roman, deren Umsetzung mich leider nicht packen konnte.
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Gebundenes Buch
Eine Frau und ihr Geliebter verbringen das Wochenende in einem Chalet in den französischen Alpen. Der Mann geht schwimmen und kehrt nicht zurück, sie findet ihn leblos im Wasser und schleppt ihn ins Haus. Die nächsten Tage verbringt sie mit M., so wird sie ihn durchgehend nennen, sie …
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Eine Frau und ihr Geliebter verbringen das Wochenende in einem Chalet in den französischen Alpen. Der Mann geht schwimmen und kehrt nicht zurück, sie findet ihn leblos im Wasser und schleppt ihn ins Haus. Die nächsten Tage verbringt sie mit M., so wird sie ihn durchgehend nennen, sie wäscht ihn, sie hegt ihn und kuschelt sich an seinen Körper. In Briefen an seine Frau erzählt sie davon, wie sie ihn kennengelernt hat und was er für sie war. Ein Loslassen scheint kaum möglich, aber natürlich hat jede Geschichte ein Ende.
„Ich habe fast drei Stunden neben M. geschlafen. Ich glaube, nun weiß ich, dass er tot ist. Als ich aufgewacht bin, hatte ich nicht den gleichen Schock wie gestern, als mir das Blut aus dem Körper wich, als ich in die Wirklichkeit zurückkehrte, als ich innerlich aufschrie. Aber das Bewusstsein über seinen Tod hat etwas anderes ausgelöst, einen endlosen Fall in die Tiefe.“ (Seite 55)
Der Beschreibung nach hatte ich eine ungewöhnliche Story erwartet und diese bekam ich auch, allerdings blieb der Roman für mich bis zuletzt blass und nicht greifbar, zu unverständlich fand ich die Ereignisse und bin nur deswegen bis zum Ende drangeblieben, weil ich gespannt war, welche Auflösung mich erwartet. Fast schon skurril würde ich das Buch beschreiben, die Handlungen der Protagonistin unsinnig und unfassbar konfus. Sie selbst erzählte und erklärte, einen Sinn ergab dies für mich leider überwiegend nicht. Lediglich die letzten Seiten konnten mich emotional packen, ein wenig Mitleid und großes Mitgefühl überkam mich, was mich persönlich wohl am meisten überrascht hat. Macht euch am besten selbst ein eigenes Bild.
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Gebundenes Buch
Ich war mir nicht so sicher, was ich aufgrund der Buchbeschreibung zu erwarten hatte, die Story mutet ja doch recht schräg an auf den ersten Blick. Aber ich finde, die Geschichte ist es absolut wert, dass man sich auf die einlässt. Denn obwohl sie etwas eigenwillig ist, ist doch auch eine …
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Ich war mir nicht so sicher, was ich aufgrund der Buchbeschreibung zu erwarten hatte, die Story mutet ja doch recht schräg an auf den ersten Blick. Aber ich finde, die Geschichte ist es absolut wert, dass man sich auf die einlässt. Denn obwohl sie etwas eigenwillig ist, ist doch auch eine besondere Geschichte über Liebe und Verlust.
Zum Inhalt: Eine Frau verbringt das Wochenende mit ihren Geliebten in einem Chalet am See, einem Ort, der sie beide verbindet und der ihnen eine Zuflucht ist, wo sie sich nicht verstecken müssen. Doch dann stirbt der Geliebte beim Schwimmen. Und die namenlose Erzählerin bleibt mit seinem Körper zurück. Statt den Notruf zu wählen beschließt sie ihren Geliebten auf eine letzte Reise mitzunehmen um sich zu verabschieden und einen Brief an seine Frau zu schreiben, in dem sie ihr alles erklärt.
Das Seelenleben der Protagonistin breitet sich aus wie ein buntes Tuch, eine Landkarte ihrer Lebenserfahrungen, gescheiterter Beziehungen und familiärer Bindungen. Skurrilerweise hat sich dieses Buch wie eine ganz besonders intensive Liebesgeschichte angefühlt und war entgegen meiner Erwartung überhaupt nicht pietätlos. Unwillkürlich habe auch mich fragen müssen, wie man eigentlich mit einem derartigen Verlust umgehen und weiterleben soll. Dass sich unsere Protagonistin daher einen besonderen, individuellen Abschied wünscht, wie sie ihn auf offiziellen Wege vermutlich nie bekommen hätte, fand ich gar nicht so abwegig.
Eigentlich ist es absolut unverfroren sich als Geliebte bei der Ehefrau zu melden um bei dieser eine Art Trost zu suchen. Gleichzeitig ergibt es absolut Sinn und ist auf simple Art nachvollziehbar: es gibt keinen anderen Menschen, der diese Liebe und diesen Verlustschmerz nachempfinden kann. Die Protagonisten sucht keine Absolution, sie versucht nur zu verarbeiten. Und obwohl sie „die andere Frau“ ist, fühlte sich ihre Beziehung mit M. für mich sehr besonders an. Man erfährt nun fast nichts von seiner Ehe und seiner Frau, wodurch dieser Teil seines Lebens blass und dadurch weniger wichtig erscheint, während man mit der Geliebten, obwohl sie namenlos und dadurch ein Stück weit distanziert bleibt, gut mitfühlen kann. Denn in ihren Briefen, der der Leser sehr voyeuristisch liest, offenbart sie sich selbst, macht sich verletzlich und angreifbar.
Das Stilmittel der Briefe hat mir gut gefallen. Das Buch liest sich dadurch wie ein Monolog, der Selbstreflektion und Erinnerung ist, eine Aneinanderreihung von Anekdoten, Emotionen und subjektiven Schilderungen. Das funktioniert erstaunlich gut, der Leser wird dahingehend manipuliert seine Sichtweise nach der der Protagonistin auszurichten, bekommt Scheuklappen aufgesetzt, was M., sein Leben und einen Tod betrifft.
Ich fand das Buch absolut unterhaltsam und gleichzeitig auch ein bisschen poetisch was die Themen Liebe, Lebensentscheidungen, Verlust und Abschied angeht. Mich hat die Geschichte absolut mitgerissen auf dieser verrückten letzten gemeinsamen Reise mit M.
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Gebundenes Buch
Ein Buch, das polarisiert. Eine Frau, die mehrere Tage mit der Leiche ihres Geliebten verbringt, diese wäscht, zärtlich berührt, im Auto mitnimmt.
Die Leser*Innen erfahren weder den Namen der Ich-Erzählerin noch den des toten Geliebten, sie ist S., er ist M. Der Roman besteht …
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Ein Buch, das polarisiert. Eine Frau, die mehrere Tage mit der Leiche ihres Geliebten verbringt, diese wäscht, zärtlich berührt, im Auto mitnimmt.
Die Leser*Innen erfahren weder den Namen der Ich-Erzählerin noch den des toten Geliebten, sie ist S., er ist M. Der Roman besteht aus zwei langen Briefen, die S. an die Frau ihres Geliebten schreibt. Sie erzählt ihr aus ihrem Leben, von der Beziehung zu M., der Liebe ihres Lebens, aber auch von ihren früheren Beziehungen, auch von der fast erwachsenen Tochter, wenn auch nur am Rande.
Die alleinerziehende S. hat seit acht Jahren ein Verhältnis mit M. Sie hat sich damit abgefunden, dass sie sich selten sehen und freut sich auf die wenigen Wochenenden, die sie hin und wieder in einem Chalet in den französischen Alpen verbringen, das ihrem Ex-Mann gehört. M. kommt eines Morgens nicht von seinem morgendlichen Schwimmgang zurück, sie findet ihn tot im See. Statt die Polizei zu rufen oder jemanden zu informieren, holt sie ihn raus, wäscht ihn und schläft neben ihm. Am nächsten Tag fährt sie mit ihm im Auto zu einer Heilerin, die seltsame Rituale vollzieht.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Obwohl ich S.‘ Verhalten seltsam, ja sogar paranoid fand, konnte ich doch nachvollziehen, dass sie es nicht geschafft hatte, sich von ihrem Geliebten zu trennen. Zu den wenigen anderen Männern in ihrem Leben hatte sie keine so intensive Beziehung wie zu M. Sie war glücklich als die heimliche Geliebte, da sie viel Zeit für sich selbst brauchte und gerne allein war.
Gerne hätte ich erfahren, wie die betrogene Ehefrau auf die Briefe reagiert, wusste sie von dem Verhältnis? Das Ende passte gut zur Geschichte. Eine außergewöhnliche Geschichte, die sicherlich nicht jedem gefällt. Für mich war sie etwas zu makaber, der Ton etwas deprimierend, doch aufgrund des sehr angenehmen Schreibstils und der außergewöhnlichen Geschichte vergebe ich 4 von 5 Punkten und eine Leseempfehlung.
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Gebundenes Buch
Besonders und verblüffend
Adeline Dieudonné präsentiert mit ihrem Roman 'Bleib' eine eher ungewöhnliche Geschichte, die zunächst Verwunderung beim Lesen hervorruft und trotz befremdlicher Gefühle überwiegt das Verlangen, mehr über die Protagonistin zu …
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Besonders und verblüffend
Adeline Dieudonné präsentiert mit ihrem Roman 'Bleib' eine eher ungewöhnliche Geschichte, die zunächst Verwunderung beim Lesen hervorruft und trotz befremdlicher Gefühle überwiegt das Verlangen, mehr über die Protagonistin zu erfahren. Die namenlose Geliebte von M. verfasst zwei Briefe an die Ehefrau, nachdem sie M. ertrunken im See geborgen hat, indem sie Abschnitte aus ihrem Leben preisgibt und immer wieder die große Verbundenheit zu M. beschreibt. Hilflos und verwirrt klammert sie sich an ihren treuen Freund, möchte ihn nicht in fremde Hände geben, möchte ihn nicht frei geben.
Wie kann das gut gehen, fragt man sich die ganze Zeit. Und doch gelingt es der Autorin eine Art Verständnis oder ist es eher Mitleid, für die unsagbar stark Liebende aufzubringen, weil sie die Realität ausblendet, um für sich die Nähe des bereits Verlorenen zu bewahren. Es ist notwendig, sich auf das Geschehen einzulassen, sich in die dargestellten Gefühle hineinzuversetzen.
Der Roman ist außerordentlich, verblüffend, fordernd – lesenswert.
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Gebundenes Buch
Klappentext:
„Eine Frau und ihr Geliebter verbringen das Wochenende in einem Chalet in den französischen Alpen. Doch mit einem Mal ist er tot. Außer sich vor Schmerz bleibt die Erzählerin mit seinem Körper zurück. In den Tagen, die folgen, weicht sie ihm nicht von …
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Klappentext:
„Eine Frau und ihr Geliebter verbringen das Wochenende in einem Chalet in den französischen Alpen. Doch mit einem Mal ist er tot. Außer sich vor Schmerz bleibt die Erzählerin mit seinem Körper zurück. In den Tagen, die folgen, weicht sie ihm nicht von der Seite. Schläft bei ihm, spricht mit ihm, fährt mit ihm auf dem Rücksitz durch die Berge. Und sie beginnt, seiner Ehefrau zu schreiben. In den Briefen erzählt sie die Geschichte einer großen Liebe – und die Geschichte einer Frau, die lernt, selbstbestimmt zu leben.“
Ich bin bei dieser Geschichte mehr als gespalten was meine Bewertung dazu betrifft. Einerseits fand ich die Story gut, auf der anderen Seite fragte ich mich, warum ich solch einen Schwachsinn überhaupt lese.
Nun genauer: Die Geschichte „Bleib“ von Autorin Adeline Dieudonné ist mehr als besonders. Da stirbt der Liebhaber und was macht die Geliebte? Bleibt bei ihm wie es der Buchtitel deutlich benennt. Sie trauert um ihn auf ganz besondere Weise und schlussendlich kann diese Trauer jeder verstehen, der schonmal einen mehr als geliebten Menschen gehen lassen musste. Man möchte ihn trotzdem bei sich haben, ihn nicht weggeben (warum denn auch!), man will das es nie endet was man miteinander hatte. Man kann es einfach verstehen! Aber ist das gerecht? Ist das ok? Natürlich ist es nicht in Ordnung. Natürlich muss man einen Arzt sowie Rettungskräfte sofort verständigen, natürlich muss man sofort handeln. Will man das aber? Muss man das? Warum sieht keiner die Trauer bei den Hinterbliebenen? Unsere Protagonistin schreibt der eigentlich Ehefrau dann einen Brief und klärt alles auf. Sie schreibt sich ihre Seele frei. Es scheint ihr zu helfen aber dennoch richtet sie anderes Unheil damit an. Unheil welches durch den Tot eh schon groß genug ist. Was dann folgt ist klar! Unsere Protagonistin verbringt mit dem Toten noch viel Zeit und kostet diese aus. Klingt krank? Egoistisch vielleicht? Nochmal, wenn jemand geliebtes verstorben ist, ihn einfach so „wegzugeben“ schmerzt mehr als tief und genau so, sich um die letzten Wege des Verstorbenen zu kümmern. Das ist alles, bei Leibe, nicht einfach. Autorin Adeline Dieudonnéschaffte schon ein besonderes Flair mit ihrer Geschichte. Jeder wird dies anders bewerten aber dennoch regt sie zum nachdenken an und schlussendlich durfte unsere Protagonistin das tun, was sich viele von uns mit Sicherheit wünschen - auf bestimmte Weise Abschied nehmen. Dieudonnés Schreibstil war aber eine reine Qual. Unheimlich verworren, unheimlich durcheinander präsentierte sie uns hier diese Geschichte. Hier ist wirklich alles an Konzentration beim Leser gefordert, was er zu bieten hat. Das Buch liest man mal nicht einfach so weg. Man muss sich mit ihm arrangieren, genau wie mit dem Tod selbst. Einerseits passte hier alles mehr als perfekt zusammen aber dennoch machte mir das Buch keine Lesefreude. Es ist mehr als anspruchsvoll und wie gesagt, ist auch die Thematik äußerst delikat. 2,5 neutrale Sterne hierfür
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Das sehr skurrile Ende einer Liebesgeschichte
Plötzlich liegt ihr Geliebter tot am See. Wie gewohnt wollte er eine Stunde in der Frühe schwimmen gehen. Jetzt liegt er tot am See und die Heldin dieser Story trägt ihn hinein in ihr Liebesnest. Auf keinen Fall will sie ihn seiner Frau …
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Das sehr skurrile Ende einer Liebesgeschichte
Plötzlich liegt ihr Geliebter tot am See. Wie gewohnt wollte er eine Stunde in der Frühe schwimmen gehen. Jetzt liegt er tot am See und die Heldin dieser Story trägt ihn hinein in ihr Liebesnest. Auf keinen Fall will sie ihn seiner Frau und seinem Kind zurückgeben.
Die Heldin ist hier zugleich auch Ich-Erzählerin. Sie blickt auf die Beziehung zum Toten der nun vor ihr liegt. Nur flüchtig denkt sie daran einen Arzt oder die Polizei zu benachrichtigen. Jeden Handgriff beschreibt sie, den sie am toten Geliebten verrichtet. Sie will, dass er bleibt, sie will ihn keinesfalls entschwinden sehen.
Mich als Leser nimmt sie mit auf ihre Reise. Ich erfahre von den anderen Männern in ihrem Leben zuvor. Ich erfahre etwas von ihrer Schwester und ihrer Tochter. Ich erkenne ein wenig die Entwicklung die sie bis zu diesem Tag mitgemacht hat. Und dann legt sie ihren Geliebten auf die Rückbank des Autos und ihre mehrtägige Fahrt ins Ungewisse beginnt. Eine Trennung von ihrem Geliebten kann sie sich nicht vorstellen.
Keine einfache, aber dennoch lesenswerte Lektüre !!!
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Wenn am Ende nichts mehr bleibt ausser Liebe
Es ist ein Wochenende voller Liebe und doch sind es nur gestohlene Momente, denn nichts anderes bedeutet eine Affäre. Doch an diesem Wochenende ist alles anders, denn es wird das dauerhafte Ende ihrer Beziehung bedeuten. Nicht etwa, weil einer der …
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Wenn am Ende nichts mehr bleibt ausser Liebe
Es ist ein Wochenende voller Liebe und doch sind es nur gestohlene Momente, denn nichts anderes bedeutet eine Affäre. Doch an diesem Wochenende ist alles anders, denn es wird das dauerhafte Ende ihrer Beziehung bedeuten. Nicht etwa, weil einer der beiden Schluss macht, sondern weil M. stirbt. Ein bohrender, nagender Schmerz und das Gefühl des Alleinseins macht sich in der Frau breit, die alles dafür geben möchte, M. nie mehr loslassen zu müssen. Ihr Wunsch, M. für immer bei sich zu haben ist so groß, dass sie seine Leiche ins Auto packt und mit ihm einfach davon fährt. Einfach ? Nicht wirklich....und dann beginnt sie, sich alles von der Seele zu schreiben....
Für die anonyme Erzählerin ist M. die einzig wahre, die eine Liebe im Leben, für die es sich zu leben lohnt. Damit die betrogene Ehefrau versteht, dass sie ihr den Mann niemals wegnehmen wollte, schreibt sie Briefe, in denen sie zu erklären versucht. Erklären, was für viele Leser:innen unfassbar, schmerzhaft und emotional nicht immer nachvollziehbar ist und immer wieder die Frage nach dem Warum aufwirft.
Dramatische Szenen, tragische Ereignisse und kleine fiese Stachel, die sich unter der Haut festsetzen, eine ungeahnte Schmerzspirale in Gang setzen und die Empfindungen zischen Mitgefühl, Abneigung, Ekel, Entsetzen und nachsichtigem Verständnis schwanken lassen. Worte, die mitunter in einer atemberaubenden Stille enden, dann wiederum voller Leidenschaft und Ekstase explodieren, aber nie verletzend oder diffamierend gewählt sind.
Aus der Sicht der Liebenden erzählt, gelingt es der Autorin mit der direkten Ansprache durch das briefliche Stilmittel, sich beim Lesen in den Part der Betrogenen ebenfalls hineinzuversetzen und so das manchmal sehr sprunghafte Wesen der anonymen Erzählerin kennen zu lernen, aber nicht immer verstehen zu können. Ein Mann zwischen zwei Frauen, eine Geliebte, die alles dafür geben würde, diese Liebe niemals enden lassen zu wollen und ein Roman, der von großen Gefühlen, Verletzungen emotionaler und körperlicher Art erzählt.
Großes literarisches Kino, das sich deutlich vom Mainstream abhebt. Nicht immer einfach zu lesen, aber wer hat behauptet, dass Liebe immer einfach ist ?!
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Kein Buch für jedermann. Eher für die hartgesottenen unter uns, denn nicht nur ist das Setting harter Tobak auch die Ausrichtung. Denn der ganze Roman ist mehr oder minder zwei Briefe, wobei hier schon unsaubere Stellen enthalten sind, wo doch szenisch mit wörtlicher Rede hantiert …
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Kein Buch für jedermann. Eher für die hartgesottenen unter uns, denn nicht nur ist das Setting harter Tobak auch die Ausrichtung. Denn der ganze Roman ist mehr oder minder zwei Briefe, wobei hier schon unsaubere Stellen enthalten sind, wo doch szenisch mit wörtlicher Rede hantiert wird. Denn S. schreibt der Frau ihres toten Liebhabers. M., der Mann mit dem S. 8 Jahre lang eine Affäre hatte. Während einer kurzen Auszeit stirbt dieser leider im See. Diese Ansprache per Brief aus meiner Sicht einerseits Anmaßung und Übergriff und zugleich Zuwendung und Verständnis.
“Wir liebten diese Lüge. Und manchmal glaubte ich daran. In Wahrheit bestand die Lüge in der Auslassung.” (S 15)
Und dann ruft sie nicht die Polizei oder einen Krankenwagen, sondern bleibt bei der Leiche. Das nimmt von Seite zu Seite etwas skurrilere Formen an, aber hej, dafür ist Literatur da, oder?
Eine fulminante Trauerbewältigung und eine brutal ehrliche Auseinandersetzung der eigenen weibliche Befreiung von Konventionen genauso wie eine deutliche Anklage der traditionellen Rollenverteilung.
“Erinnerungen entfalten sich im Licht der Gegenwart.” (S. 120)
Für mich eine sehr französische Auseinandersetzung mit dem Thema Liebe, aller moralischer Zwänge entledigt und dem Glück verschrieben. Adeline Dieudonné hat eine unfassbar einnehmende Prosa. Selbst an Stellen, die ich absonderlich fand, konnte ich dieses Buch nicht weglegen.
“Er gab mir Raum, ohne Leere zu hinterlassen.” (S. 137)
Die Protagonistin hat mich genauso angezogen wie abgestoßen und das muss ein Text erst einmal können. Eine Frau mit überholten Glaubensätzen, die heutige Generationen vielleicht nicht mehr nachvollziehen können. Spannender Einblick in ihre Mutterschaft, auch da gehe ich mit, so unschön und hart es sich liest. So viel Wahres steckt drin.
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Leere
Die Leere nach dem Tod ihres Geliebten will die Ich-Erzählerin, eine Frau ohne Namen, noch ein wenig hinausschieben, die Einsamkeit verdrängen. So endet der gemeinsame Urlaub im Chalet in den französischen Alpen auf recht ungewöhnliche Weise. M. ist tot, aber für …
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Leere
Die Leere nach dem Tod ihres Geliebten will die Ich-Erzählerin, eine Frau ohne Namen, noch ein wenig hinausschieben, die Einsamkeit verdrängen. So endet der gemeinsame Urlaub im Chalet in den französischen Alpen auf recht ungewöhnliche Weise. M. ist tot, aber für sie ist er das nicht. Die Frau spricht mit ihrem Liebhaber, als wäre er noch am Leben, badet ihn, kuschelt sich an seine Seite, ja packt ihn kurzerhand auf die Rückbank ihres Autos und fährt mit ihm durch die schöne Gegend.
Was makaber und wirr klingt, ist alles andere als das. Vielmehr lernt die Protagonistin, mit ihrem großen Verlust umzugehen. Als namenlose Person bleibt sie einerseits dem Leser zwar recht fremd, zeigt aber andererseits ihre tiefsten Gefühle. Briefe an des Geliebten Ehefrau lassen ihre Trauer und ihren Schmerz erträglicher werden, Gedanken an frühere Männer und die Tochter zeichnen ein knappes Bild der ungewöhnlichen Dame. Erst nach einigen Tagen ist sie bereit, loszulassen und allein weiterzuleben.
Eher nüchterne Betrachtungen beleuchten die kurzen Szenen, Rückblicke und Erinnerungen, nicht nur an M., lassen die Figur der zurückgebliebenen Geliebten Kontur annehmen. Ein Roman über das Leben und die Liebe, ein Roman über die Vergänglichkeit – rasch merkt auch der Leser, welch Glück in jedem schönen Moment liegt, wie sehr man dieses auskosten muss.
Ungewöhnlich, skurril, liebevoll, lesenswert.
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