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clematis

Bewertungen

Insgesamt 211 Bewertungen
Bewertung vom 20.04.2025
Teufels Tanz / Mordgruppe Bd.3 (eBook, ePUB)
Poznanski, Ursula

Teufels Tanz / Mordgruppe Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Straßenstrich

Ein Achtzigjähriger am Straßenstrich – und kurz darauf tot. Ungewöhnlich, aber rasch aufgeklärt, als man den Zuhälter erwischt. Doch die Serie von Toten in ähnlichem Alter scheint erst zu beginnen und die Mordgruppe zwei des LKA Wien in Atem zu halten.

Aufregend und abwechslungsreich geht es dahin bei Poznanskis Wien-Krimi-Serie, die mit Fina Plank eine überaus sympathische - weil lebensnahe - Ermittlerin präsentiert. Sie hat es nicht leicht, sich beruflich in der männerdominierten Abteilung durchzusetzen und privat mit ihrer Schwester verglichen zu werden. So kann man sich in so mancher Situation sehr gut in die junge Polizistin hineinversetzen und ihre Gedanken und Gefühle verstehen. Der Fall selbst ist diesmal besonders raffiniert, er entführt an die letzten Straßenstriche Wiens und in die endlosen Gänge des Allgemeinen Krankenhauses und stellt Ermittler sowie Leser vor das Rätsel, wer es denn auf alte Männer abgesehen haben könnte, die ohnehin bald eines natürlichen Todes sterben würden. Ein untrügliches Bauchgefühl und logische Kombinationsgabe führen Fina auf die richtige Spur und damit letzten Endes in ein schwerwiegendes Dilemma. Wie sie damit umgehen wird, bleibt auch nach Auflösung dieses bemerkenswerten Falles spannend.

Ursula Poznanski schreibt gewohnt bildhaft und lebendig, sodass man sich wie selbstverständlich mit den verschiedensten Figuren durch Wien bewegt und den aufgeworfenen Geheimnissen auf den Grund geht. Die zwischendurch eingestreuten Kapitel aus Tätersicht setzen den Aufbau der vorangegangenen Bände gelungen fort, sodass eine erkennbare Einheit in der Serie gegeben ist. Aufgrund der Thematik und der schlüssigen Klärung der Dinge hat mir dieser Teil bislang am besten gefallen. Leseempfehlung (unter Berücksichtigung der Reihenfolge)!

Bewertung vom 18.04.2025
Nimms nicht persönlich (eBook, ePUB)
Hofland, Tom

Nimms nicht persönlich (eBook, ePUB)


gut

Surreales Drama

Lute leitet eine eigene Abteilung bei einem Arzneimittelhersteller und schiebt dort, salopp gesagt, eine ruhige Kugel. Aufgrund einer Firmenübernahme soll nun genau diese Abteilung eingespart werden und Lute – der selbst einen neuen Platz bekommen wird – soll seine 32 Untergebenen nicht nur irgendwie loswerden, sondern ihnen vielmehr schmackhaft machen, von sich aus zu kündigen. Der loyale Lute pflegt mit all diesen Menschen ein freundschaftliches Verhältnis und steckt nun in der Zwickmühle.

Einem Thriller gleich, beginnt dieses skurrile, surreale Drama, nimmt im zweiten Kapitel aber lebensnahe Formen an und beschäftigt sich mit durchaus alltäglichen Szenen: Einsparungen, gewinnträchtiger Firmenverkauf, Personalrochaden. So weit, so gut, so interessant. Auch als Lombard als Personalvermittler auf den Plan gerufen wird, sieht man, wie rasch – und gerne – Verantwortung für Unangenehmes abgegeben wird, wie Tatsachen aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden und einem das Wort im Munde umgedreht werden kann. Die Ausflüge in Zeiten der Pest oder in die Situation einer Psychotherapie fließen ebenso elegant ins Geschehen ein wie die familiäre Lage Lutes, aber dann, mit den Sciencefiction ähnlichen, unrealistischen Bildern, driftet die bis dahin durchaus unterhaltsame Handlung ins Absurde ab. Viele Details rund um die harte Arbeitsrealität gefallen mir sehr gut, auch die privaten Eindrücke rund um Lute und einige seiner Mitarbeiter passen schön ins Geschehen, die surrealen, wie ein Traum verrinnenden Episoden hingegen können mich nicht erreichen. Diese ausgeblendet, fühle ich mich gut unterhalten.

Fazit: ein sehr spezielles Buch, das man wohl in der richtigen Stimmung lesen muss und das im Kern viel Wahres enthält.

Bewertung vom 17.04.2025
Beeren pflücken (eBook, ePUB)
Peters, Amanda

Beeren pflücken (eBook, ePUB)


gut

Verlorene Leben

Joe liegt im Sterben, seine Familie ist um ihn, nur Ruthie fehlt. Seine Schwester ist fünf Jahrzehnte zuvor im Alter von vier Jahren einfach verschwunden vom Feld, auf dem die Mi`kmaq-Familie Blaubeeren gepflückt hat, um Geld zu verdienen. Auch Norma blickt zurück, als ihre Mutter stirbt und muss damit zurechtkommen, dass diese etwas vor ihr verborgen hat. Verlorene Leben, Jahre, die man anders hätte verbringen können, füllen die trostlosen Szenen in diesem schicksalhaften Roman.

Alles beginnt im Jahre 1962 auf einem endlos scheinenden Blaubeerfeld. Ruthie ist plötzlich nicht mehr da, wo sie gerade noch mit ihrem Jausenbrot gesessen ist. Die tagelange Suche bleibt erfolglos, man kehrt schweren Herzens irgendwie in den Alltag zurück. Joe blickt im Jetzt, fünfzig Jahre später, auf dieses Leben zurück, auf seine Eltern, seine Geschwister, auf Ruthie, die sie verloren haben. Immer wieder wechselt die Zeitebene, verschwimmt Vergangenes mit aktuellem Geschehen und wirkt zuweilen verwirrend auf den Leser. Ähnlich trägt es sich mit der Geschichte Normas zu. Auch sie erzählt aus ihrer Sicht ihren bisherigen Weg, der geprägt ist von unerklärlichen Träumen und Gefühlen. Trotz einer bewegenden Handlung ist es jedoch schwierig, die vorherrschende Distanz zu den Figuren zu überwinden, sich auf deren Probleme einzulassen und in die einzelnen Szenen einzutauchen. Der Roman wirkt überwiegend trist und düster, was natürlich nicht grundsätzlich falsch ist, dennoch in gewisser Weise anstrengend und zermürbend. Etwas mehr Kontrast zu Schlägereien, Alkohol und Einsamkeit wäre schön gewesen.

Eine überaus interessante Geschichte liegt „Beeren pflücken“ zugrunde, die hoffnungslose Grundstimmung trübt allerdings ein wenig die Lesefreude.

Bewertung vom 17.04.2025
Night Road - Der Sommer unseres Lebens (eBook, ePUB)
Hannah, Kristin

Night Road - Der Sommer unseres Lebens (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Als der Regen zu Asche wurde

Die vierzehnjährigen Zwillinge aus reichem Elternhaus, Mia und Zach, freunden sich mit der neuen Schülerin Lexi an. Trotz deren Herkunft aus zerrütteten Verhältnissen wird Lexi von den Farradays akzeptiert und bald wie ein Familienmitglied behandelt. Wenige Jahre später begleitet ein Sommer voller Partys die drei jungen Menschen und soll darüber hinwegtrösten, dass sich deren Wege vor dem College nun trennen werden. Da geschieht die Tragödie, die alle Zukunftspläne vergessen lässt und das Leben in ein einziges Grau verwandelt – der Tag, als der Regen zu Asche wurde [kindle, Pos. 7153, Kap. 27].

Vortrefflich gelingt es Kristin Hannah, die Stimmung unter den Jugendlichen einzufangen, ausgelassene Feste, Widerspruch zur elterlichen Meinung und voranschreitende Abnabelungsprozesse widerzuspiegeln. Dabei wird die Lebenswelt der Heranwachsenden realistisch und lebensnah dargestellt, die Träume und Hoffnungen, die vor ihnen liegen – und plötzlich zerplatzt die Euphorie, bricht alles in sich zusammen aufgrund einer einzigen Fehlentscheidung, die nicht mehr zurückgenommen werden kann. Was darauf folgt, ist selbst für den außen stehenden Leser nur schwer zu ertragen, denn die Autorin bindet diesen mit ein ins Geschehen, lässt ihn die Handlung nicht nur am Rande mitverfolgen, sondern erschafft mit ihren Zeilen eine derartig emotionale Stimmung, die wohl niemanden kalt lässt. Wie gehen Menschen mit einer so außergewöhnlichen Situation um? Verstehen sie andere Reaktionen, akzeptieren sie diese oder wehren sie sich dagegen? Was unterscheidet Recht, Gerechtigkeit und Rache voneinander? Was unterscheidet Reich von Arm? Wie bringt man Moral in all den Gleichungen unter? So viele Fragen, die Kristin Hannah geschickt in diese überwältigende Geschichte hineinverpackt, die immer wieder mit neuen Wendungen überrascht und einen immer tiefer in einen Strudel aus unfassbaren Entscheidungen hineinzieht.

Der faszinierende Schreibstil der Autorin fesselt von Anfang an und hält die Spannung hoch. Auch eher nüchterne Leser wie ich werden sich dem Bann der Zeilen nicht entziehen können und von Emotionen gepackt werden ob der unfassbaren Geschehnisse, die sich hier abspielen. Ich halte diese Szenarien für durchaus realistisch und keinesfalls abwegig, auch driftet der Roman niemals ins Geschmacklose ab oder überzeichnet die Vorgänge. Insbesondere die Figuren sind extrem anschaulich charakterisiert, selbst die kleinste Nebenrolle wird beim Lesen lebendig und prägt sich nachhaltig im Gedächtnis ein.

Night Road, ein Roman, der zu den besten gehört, die ich bisher gelesen habe. Absolute Leseempfehlung für all jene, die sich auf tiefgreifende, bewegende Gefühle einlassen möchten.

Bewertung vom 13.04.2025
Die Frau und der Fjord
Strohmeyer, Anette

Die Frau und der Fjord


ausgezeichnet

Heimsuchung

Gro Kristjánsdóttir ist Mitte vierzig und erfolgreiche Geologin bei einer großen Erdölfirma. Mit Leidenschaft und Erfahrung arbeitet sie wochenlang auf Ölplattformen am Meer und bringt ihre Expertise ein, als unerwartet ihr Ehemann verstirbt und sich ihr bisheriges Leben auf den Kopf stellt. Gro kündigt ihre einträgliche Stelle und zieht sich zurück in einen einsamen Fjord am Polarkreis, allein im einzigen Häuschen in einer Gegend namens „Heimsuchung“, denn hier sollen sich böse Geister umtreiben. Im Kreis der Natur, umgeben von einer vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt, findet Gro langsam wieder zu sich selbst. Aber kaum hat sie sich eingelebt, kommen neue Schwierigkeiten auf sie zu.

Begleitet von liebevollen Illustrationen zum jeweiligen Beginn gliedert sich das Buch in vier große Abschnitte, nämlich die vier Jahreszeiten am entlegenen Fjord. Ruhig und besonnen fühlt sich Anette Strohmeyers Schreibstil an, geht dabei in Details, ohne bloßzustellen. Im Einklang mit der Natur, der unendlichen Ruhe ohne Handy und Fernseher, kann Gro den Vögeln und Robben lauschen, den Duft von Tang und Blüten atmen, die schroffen Felsen erklimmen. Immer wieder gleiten Gros Gedanken zurück in ihr früheres Dasein und lassen uns als Leser teilhaben an ihrer persönlichen Geschichte, die überaus stimmig und verständlich dargestellt wird; den Grund dafür erfahren wir im Anhang, der noch einmal wesentliche Informationen preisgibt. Bis dahin unterhält die Geschichte großartig mit Momenten, die teils traurig sind, andererseits aber auch immer wieder einen Horizont von Hoffnung einblenden und dadurch Gro stärken in ihrem Denken und Handeln. Ihre Entwicklung kann man wunderbar beobachten und mitverfolgen, sodass das Jahr im Fjord sehr schnell vergeht und stets kurzweilig daherkommt.

Ich habe Gro sehr gerne begleitet bei ihrer Reise durch Trauer und Erholung, viele sehr berührende Szenen erlebt mit einem perfekten Ausblick für die Zukunft, sodass ich dieses Buch uneingeschränkt weiterempfehle.

Bewertung vom 12.04.2025
Der Inselstrand
Hansen, Jette

Der Inselstrand


gut

Das Sorgerecht

Anne und Ben haben geheiratet, die Familiensituation mit Bens Tochter Marie ist entspannt. Und genau jetzt melden sich die Großeltern des Mädchens und beantragen das Sorgerecht beim Pflegschaftsgericht. Als wäre das nicht schon genug, intrigiert ein Konkurrent gegen Annes gerade erst gegründeten Pflegedienst und schließlich grätscht auch noch Annes quirlige Freundin Franziska mitten in den Trubel. Wie lange kann es dauern, bis Anne die Luft ausgeht?

Von einem Problem geht es zum nächsten, allerdings bleibt vieles eher oberflächlich, dringen die Gefühle der einzelnen Figuren nicht richtig zum Leser vor. Auch das Inselflair Amrums vermisse ich im Vergleich zu den beiden Vorgängerbänden, was sehr schade ist. Jette Hansen reißt etliche interessante Themen und Problemfelder an, wechselt Blickwinkel und Perspektiven, um ein gewisses Maß an Spannung ins Geschehen zu bringen, die Auflösung des Ganzen gerät meiner Meinung nach dann aber etwas zu kurz und abrupt, sodass hier die Glaubwürdigkeit und Realitätsnähe nicht ganz stimmig sind.

Trotz aller Kritik umgeben einen bei diesem Abschluss der dreiteiligen Amrum-Serie sympathische Figuren, mit denen man gerne ein wenig Zeit verbringt. Für einen gemütlichen Sonntagnachmittag ist „Der Inselstrand“ also eine durchaus passende Abwechslung.

Bewertung vom 11.04.2025
Schmerz (eBook, ePUB)
Jónasson, Jón Atli

Schmerz (eBook, ePUB)


gut

Kriminalpolizei Reykjavik

Ein verschwundener Teenager und eine Razzia in der Unterwelt beschäftigen das recht außergewöhnliche Ermittlerduo der Kriminalpolizei Reykjavik. Dora stammt aus Polen und hat nach einem Unfall mit einer posttraumatischen Belastungsstörung und Hypersensibilität und zu kämpfen, Rado kommt aus Serbien und ist mit familiären Verbindungen zur Drogen- und Hehlerwelt geschlagen. Düstere Stunden legen sich über Island.

Das erste Kapitel erzählt lebendig und eindringlich, warum Dora so ist, wie sie ist, dann wechselt die Erzählzeit vom Präteritum ins Präsens und wird deutlich nüchterner. Die knappen, teils abgehackten Sätze dazu verstärken die aufkeimende Distanz, welche den Leser gefühlsmäßig nur von Ferne teilhaben lässt am Geschehen. Die Neugierde auf spannende Ermittlungen und „überwältigender Natur“ [kindle, Pos. 16] schwindet zunehmend, denn vom Land selbst erfährt man wenig, die Kriminalarbeit wird zerrissen durch etliche unterschiedliche Handlungsstränge, die sich in rascher Folge abwechseln. Die Bevölkerung rund um Reykjavik bemängelt das lasche Vorgehen bei der Suche nach dem verschollenen Teenager, ich selbst habe ebenfalls öfter das Gefühl, dass „nichts weitergeht“. Die beiden Hauptfiguren hingegen werden von Jónasson vortrefflich charakterisiert, was aber diesmal nicht bedeutet, dass ich mit ihnen mitfiebere, die oben erwähnte Distanz betrifft sowohl den Inhalt als auch die einzelnen Personen.

Fazit: eine unübersichtliche Zahl an Figuren und verwirrende Szenenwechsel dominieren leider die grundsätzlich interessanten Ermittlungsfälle, daher drei Sterne für diesen Serienstart.

Bewertung vom 10.04.2025
Die Nacht / Art Mayer-Serie Bd.3 (eBook, ePUB)
Raabe, Marc

Die Nacht / Art Mayer-Serie Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Danas Wahrheit

Seit eineinhalb Jahren ist Dana verschwunden, die Polizei hat den Fall längst zu den Akten gelegt, nur Art Mayer, ihr Nachbar, gibt nicht auf. Insbesondere deshalb, weil Milla, Danas achtjährige Tochter, ihm zuletzt in gewisser Weise ans Herz gewachsen ist. Als am stillgelegten Wohnwagenplatz eine Leiche auftaucht, beginnen sich die Ereignisse zu überstürzen.

Der knurrige BKA-Ermittler und seine junge Kollegin haben auch diesmal wieder allerhand zu tun. Während Art einfach Urlaub nimmt und auf eigene Faust vorgeht, befindet sich Nele noch in Elternzeit mit ihrem sieben Monate alten Sohn Lasse. Dennoch setzen die beiden alles daran, Dana zu finden und einen Zusammenhang mit dem Toten vom Campingplatz herzustellen. Das Verschwinden von Dana und die Suche nach der Wahrheit stehen nun im Mittelpunkt. Gewohnt flott geht es durch die Seiten, verquickt Marc Raabe aktuelle Geschehnisse mit Szenen aus der Vergangenheit und erschafft somit einen unvergleichlichen weiteren Teil seiner Art-Mayer-Serie. Mit großartigen Charakteren, bildhaften Beschreibungen und allerhand interessanten Details bleibt die Handlung kurzweilig und fesselnd, Raabes eloquenter und authentischer Schreibstil zieht auch diesmal die Leser in seinen Bann.

Eigentlich ist alles geklärt, ein dritter, spannender Fall gelöst, aber – wie es scheint – kehren Art und Nele wieder; im Frühjahr 2026, worauf ich schon gespannt bin. Leseempfehlung, aber unbedingt unter Einhaltung der richtigen Reihenfolge!

Bewertung vom 07.04.2025
Die Dämmerung / Art Mayer-Serie Bd.2 (eBook, ePUB)
Raabe, Marc

Die Dämmerung / Art Mayer-Serie Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Hirsch

Ein totes Monster hängt im Königswald – eine an einen Baum gefesselte weibliche Leiche, über dem Kopf ein Hirschgeweih. Es handelt sich um die Wohltätigkeitsdame Charlotte Tempel. Schnell wird ihre 21jährige Tochter Leo als Täterin verdächtigt, aber Art hat da seine Zweifel.

Spannende Szenen folgen Schlag auf Schlag, Art mit seinen unverkennbaren Eigenheiten trägt auf großartige Weise durch die Handlung. Dabei steht ihm Kollegin Nele Tschaikowski um nichts nach. Man sollte allerdings unbedingt „Der Morgen“ vorab lesen, um wesentliche Zusammenhänge zu verstehen, mit einzelnen Hinweisen ist das nicht getan. Während diesmal die Rechtsmedizinerin Veronika Perlau mit ihrem sympathischen Wiener Dialekt nur selten zu Wort kommt, zeigen sich aber Arts Qualitäten als Nachbar der siebenjährigen Milla umso deutlicher. Immer öfter flüchtet sich die Kleine in seine Wohnung, um Ruhe vor der schwerhörigen Großmutter zu finden und um ernst genommen zu werden. Was es mit Millas verschwundener Mutter Dana auf sich hat, wird auch diesmal nicht geklärt, dafür hat es die Suche nach dem bestialischen Hirschmörder in sich. Eine alte Tonbandkassette weist den Weg in ein spanisches Kloster und deckt Verblüffendes auf, auch Art ist mitunter sprachlos.

Eine brillante Erzählung, fabelhaft charakterisierte Figuren und glaubhafte Motive – auch der zweite Teil der Serie ist ein Muss für Marc Raabe-Freunde und Leser, die es noch werden wollen. Ich empfehle die ersten beiden Bände rund um Art Mayer sehr gerne weiter und freue mich auf „Die Nacht“.

Bewertung vom 06.04.2025
Der Morgen / Art Mayer-Serie Bd.1 (eBook, ePUB)
Raabe, Marc

Der Morgen / Art Mayer-Serie Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Teil 1

Berlin im Winter, ein Kleinlaster ohne Fahrer, auf der Ladefläche eine nackte Tote. Sie sieht friedlich aus, als ob sie schliefe, auf ihrem Bauch ein blutiger Hinweis auf die Adresse des Bundeskanzlers. Gerufen wird der eben noch suspendierte kauzige Artur (Art) Mayer, ihm zur Seite steht eine Anfängerin, Nele Tschaikowski. Daneben eine alte Geschichte über ein Heimkind und eine abgedrehte Jugendgruppe. Die Spannung kann beginnen.

Eine großartige Geschichte aus der Feder Marc Raabes nimmt in diesem ersten Teil ihren Lauf. Hervorragend skizzierte Charaktere treffen in „Der Morgen“ aufeinander und bieten einen fulminanten Wettlauf um die Zeit, bevor weitere Opfer zu beklagen sind. Ob dies gelingen kann, wenn Artur gleichzeitig mit den Dämonen der Vergangenheit kämpft und Nele als Neuzugang und Nichte des Polizeipräsidenten über keinerlei praktische Erfahrung verfügt? Brillant setzt Raabe die Handlung in Szene, wirft geschickt und wohldosiert einzelne Erkenntnisse in den Raum und löst nach etwa 600 Seiten das Ganze logisch auf, jedoch genau so, dass man schon wieder Lust hat auf mehr. „Die Dämmerung“ möchte man direkt im Anschluss lesen.

Die Thriller-Serie rund um Art Mayer beginnt fesselnd und atemberaubend, kleinste Details verleihen der Geschichte größte Lebendigkeit, sodass ich gespannt den zweiten Band zur Hand nehme.