Es ist Spätherbst in Saint-Denis im französischen Périgord, die Zeit, in der Polizeichef Bruno und seine Jagdgenossen auf die Trüffeljagd gehen. Genauer gesagt: meistens finden die Hunde die Trüffel. Mit der Schließung des Sägewerks im Ort, nachdem der Besitzer gegen Umweltauflagen verstoßen hat
(mal wieder sind die EU-Vorschriften Schuld), erhält die dörfliche Idylle einen deutlichen Dämpfer.…mehrEs ist Spätherbst in Saint-Denis im französischen Périgord, die Zeit, in der Polizeichef Bruno und seine Jagdgenossen auf die Trüffeljagd gehen. Genauer gesagt: meistens finden die Hunde die Trüffel. Mit der Schließung des Sägewerks im Ort, nachdem der Besitzer gegen Umweltauflagen verstoßen hat (mal wieder sind die EU-Vorschriften Schuld), erhält die dörfliche Idylle einen deutlichen Dämpfer. Kurz vor Jahresende verlieren viele Männer im Dorf ihre Arbeit - ausgerechnet kurz vor der Bürgermeisterwahl. Brunos Gelegenheits-Liebhaberin Pamela ist noch rechtzeitig vor der Wahl Mitglied bei den écolos, den Grünen geworden. Ein weiterer écolo ist Guillaume, Sohn des Sägereibesitzers Pons, nach jahrelanger Weltenbummelei gerade in die Heimat zurückgekehrt. Vom Ausgang der Wahl wird Brunos Stelle als lokaler Polizeichef abhängen - und Bruno wäre mit Sicherheit zutiefst geknickt, wenn er für den Beruf Haus, Garten und sein Saint-Denis verlassen müsste.
Als es auf dem Markt von Alvère zu Schiebereien mit Trüffeln schlechter Qualität kommt, schlagen die Wogen im Ort hoch. Der Ruf der Region ist leicht zu schädigen, die großen Pariser Hotels sind als Kunden nur mit ausgesuchter Qualität zu halten. Da die beträchtlichen Gebühren aus dem Trüffelhandel in die Gemeindekasse fließen, brennt die Trüffelfrage den Bewohnern stärker auf den Nägeln als die hohe Politik. Bruno wird als neutraler Trüffelexperte herangezogen; ein Gefallen, den er seinem alten Freund Hercule schuldig ist. Als Hercule tot aufgefunden wird, sieht sich Bruno bei seinen Ermittlungen einem Gewirr an möglichen Motiven gegenüber. Waren persönliche Rache, Ereignisse aus Hercules militärischer Vergangenheit, Erbstreitigkeiten oder gar der Trüffelskandal Auslöser der Tat?
Die ausführliche Schilderung des Trüffel-Geschäfts mit seinen ungeschriebenen Gesetzen hat mich in Schwarze Diamanten ausgezeichnet unterhalten. Auch Walkers dritter Bruno-Krimi wartet mit ausufernden historischen Bezügen auf. Der Autor lässt wie gewohnt die Sticheleien und die Renitenz im Dorf gegenüber der Zentralregierung und der EU aus jeder Zeile hervorblitzen. Die Figuren wirken sympathisch, wenn auch deutlich überzeichnet. Böse Buben sind hier im südlichen Frankreich außerordentlich böse. Bruno, Genießer und Stütze des Dorflebens, wirkt dagegen verdächtig fehlerfrei. Auch seine leichtfertig am Tatort hinterlassene Zigarette, die die Spurensuche behindert, kann an Brunos Ansehen kaum kratzen. Die detailverliebten, sinnlichen Schilderungen von Brunos Kochorgien (2 Dutzend Eier, 3l Sahne für eine Nachspeise) sind wie immer hinreißend, die Schilderung der Landschaft wirkt wie das Bild eines naiven Malers. Dass wieder einmal eine nicht gebundene Frau im besten Alter in die Handlung eingeführt wird, lässt hoffen, Bruno möge in einem der nächsten Bände endlich sein persönliches Glück finden.