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Benutzername: 
wampy
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Issum

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Insgesamt 482 Bewertungen
Bewertung vom 25.04.2024
Die Henkerstochter und der Teufel von Bamberg / Die Henkerstochter-Saga Bd.5
Pötzsch, Oliver

Die Henkerstochter und der Teufel von Bamberg / Die Henkerstochter-Saga Bd.5


ausgezeichnet

Leben und Abenteuer in Bamberg

Buchmeinung zu Oliver Pötzsch – »Die Henkerstochter und der Teufel von Bamberg«

»Die Henkerstochter und der Teufel von Bamberg« ist ein Historischer Roman von Oliver Pötzsch, der 2014 bei Ullstein Taschenbuch erschienen ist. Dies ist der fünfte Band in der Reihe um den Schongauer Henker Jakob Kuisl und seine Familie.

Zum Autor:
Oliver Pötzsch, Jahrgang 1970, arbeitete nach dem Studium zunächst als Journalist und Filmautor beim Bayerischen Rundfunk. Heute lebt er als Autor mit seiner Familie in München. Seine historischen Romane haben ihn weit über die Grenzen Deutschlands bekannt gemacht: Die Bände der Henkerstochter-Serie sind internationale Bestseller und wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt.

Zum Inhalt:
Der Henker Jakob Kuisl reist mit seinem Anhang 1668 nach Bamberg zu seinem Bruder, der sie zu seiner Hochzeit eingeladen hat. Bei ihrer Ankunft erfahren sie, dass Bamberg von einem Werwolf heimgesucht wird. Da sind Jakob und die Seinen gefordert und beginnen zu ermitteln.

Meine Meinung:
Auch in diesem Buch gelingt es dem Autor Historie und Fiktion auf fesselnde Art zu verknüpfen. Die Handlung ist komplex und umfasst einige Nebenstränge. Die Figuren sind interessant mit etlichen Grautönen gezeichnet und bieten Raum für Überraschungen. Jakob kämpft mit dem ein oder anderem Alterszippelein, handelt aber weiter energisch. Seine jüngere Tochter Barbara kämpft mit den Problemen ihrer ersten Liebe, während Magdalena wie gewohnt ihrer Neugier freien Lauf gibt. Ihr Mann Simon trifft einen alten Studienkollegen und bekommt Zugang zu höheren Kreise. Jakobs Bruder Bartholomäus, der Bamberger Henker, ist tierlieb und hat noch ein Hühnchen mit Jakob zu rupfen. Geschickt werden die Einschränkungen, denen Henker und ihre Angehörigen unterliegen, in die Geschichte eingebaut. Auch der Kampf zwischen weltlichen und kirchlichen Würdenträgern um die Macht wird beleuchtet. Die Erzählung ist lebhaft und steckt voller Ideen und der Leser fühlt sich mittendrin. Die Ereignisse um den Werwolf werden anschaulich mit zum Teil heftigen Details beschrieben, wirken aber realistisch. Wechselnden Perspektiven sorgen sowohl für Spannung als auch für emotionale Höhepunkte. Der abschließende Showdown zündet ein Feuerwerk und bildet einen grandiosen Höhepunkt, auch wenn er ein wenig übertrieben wirkt. Besonders für mich ist die Schilderung der Ansichten diverser Figuren, die diesen Leben einhauchen und ihr Handeln verständlich machen. Deshalb mag ich diese Serie und werde auch weitere Bände lesen (oder hören).

Fazit:
Eine kurzweilige, spannende und interessante Erzählung mit einem besonderen Augenmerk auf die Henker und ihre Angehörigen, die mich erneut begeistert hat. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 19.04.2024
Gefährlicher Sog / Liv Lammers Bd.8 (eBook, ePUB)
Weiß, Sabine

Gefährlicher Sog / Liv Lammers Bd.8 (eBook, ePUB)


weniger gut

Wirkte überladen und dies trübte mein Leseerlebnis erheblich

Buchmeinung zu Sabine Weiß – »Gefährlicher Sog«

»Gefährlicher Sog« ist ein Kriminalroman von Sabine Weiß, der 2024 bei Bastei Entertainment erschienen ist. Dies ist der achte Band der Serie um Kommissarin Liv Lammers.

Zum Autor:
Sabine Weiß, Jahrgang 1968, arbeitete nach ihrem Germanistik- und Geschichtsstudium als Journalistin. Seit 2007 veröffentlicht sie erfolgreich Historische Romane, seit 2016 zusätzlich Krimis um Kommissarin Liv Lammers und ihr Team. Wenn Sabine Weiß nicht auf Recherchereise für ihre Bücher ist, lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn bei Hamburg.

Zum Inhalt:
Auf Sylt wird bei den Tetrapoden die erstochene Leiche eines Mannes gefunden.
Liv Lammers und ihre Kollegen von der Flensburger Mordkommission nehmen die Ermittlungen auf. Das Mordopfer Timur Roters war Sozialpädagoge und arbeitete in einer Jugendwohngruppe auf eine Bauernhof auf Sylt.

Meine Meinung:
Mich hat dieser Roman zu Beginn gefesselt, aber mit zunehmender Dauer fand ich ihn mehr und mehr überladen. Probleme allenthalben und Negativszenen prägten meinen Leseeindruck. Streit, Missstimmung und Ablehnung waren die bestimmenden Komponenten, sowohl in der Jugendgruppe, in ihrem Umfeld und selbst bei den Ermittlern. Auch die Beziehung zwischen Liv und ihrer Tochter war von fehlender Kommunikation geprägt. Ich hatte das Gefühl, dass jeder sein Ding ohne Rücksicht auf Verluste durchzog. Einzig Livs älterer Kollege war ein Lichtblick in der Dunkelheit. Der mit der Teamleitung betraute Kollege erwies sich schnell als überfordert und agierte total überzogen. Als er jedoch verletzt wurde stand das gesamte Ermittlerteam geschlossen hinter ihm. Spannung gab es vorwiegend wenn jemand in akute Gefahr geriet. Selbst die Landschaftsbeschreibungen und das Küstenflair wirkten weniger atmosphärisch. Fast schon erstaunlich gab es am Ende einen vollständig und nachvollziehbar aufgelösten Mordfall, doch blieben andere Fragen leider offen.
Das Thema Betreuung von Jugendlichen, die mit Problemen verschiedenster Art zu kämpfen haben, ist sicher wichtig und vielschichtig. Für mich wirkte es aber so, ob alle Probleme der Welt im Roman gelandet sind und das war einfach zu viel.

Fazit:
Ein Kriminalroman zu einem wichtigen Thema, der einfach zu viel wollte. Darunter litt das Lesevergnügen erheblich und deshalb bewerte ich den Titel nur mit zwei von fünf Sternen (50 von 100 Punkten) und spreche keine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 13.04.2024
Im Schatten des Thronfolgers
Neumeyer, Christine

Im Schatten des Thronfolgers


sehr gut

Atmosphärische Erzählung mit lebendig wirkenden Figuren

Buchmeinung zu Christine Neumeyer – »Im Schatten des Thronfolgers«

»Im Schatten des Thronfolgers« ist ein historischer Kriminalroman von Christine Neumeyer, der 2024 im Picus Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Christine Neumeyer, 1965 in Wien geboren, ist Schriftstellerin und Organisationsassistentin der Universität Wien. Im Netzwerk der Mörderischen Schwestern verwirklicht sie seit 2017 gemeinsam mit österreichischen Autorinnen Projekte zur Förderung der von Frauen geschriebenen Kriminalliteratur. Sie schreibt und veröffentlicht seit vielen Jahren historische Romane und Kriminalromane sowie Kurzgeschichten.

Zum Inhalt:
Bei Bauarbeiten für eine Familiengruft wird 1909 auf Schloss Artstetten, einem Landsitz des Thronfolgers Franz-Ferdinand, eine Säuglingsleiche gefunden. Aus Wien werden der Polizeiagent Pospischil und sein Assistent Dr. Frisch zur Untersuchung der Vorgänge herbeigerufen.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist nicht wirklich ein Kriminalroman, denn besonders spannend in Sachen Fallauflösung ist er nicht. Hingegen hat mir der ruhige Schreibstil der Autorin, die mit moderaten Dialektfärbungen und passend gewählten Szenen ein lebendiges Bild der damaligen Zeit erstellt. Der erfahrene Polizeiagent Pospischil wirkt sympathisch und kompetent. Sein Assistent Dr. Frisch ist fortschrittsgläubig und offen für alles Neue. Er fährt bereits ein Automobil und chauffiert seinen Chef oft. Sie sind in vielen Dingen gegensätzlich, vertrauen sich aber und arbeiten hart für ihre Ziele. Die Autorin erzählt ihre Geschichte aus vielen Perspektiven und erzeugt dadurch ein umfassendes Bilder damaligen Zeit und der Menschen im Nibelungengau. Es gibt grausige Szenen, aber auch humorvolle Einschübe, die das Grauen abmildern. Auch ein Schuss Romantik wird der Erzählung beigemischt. Im Kriminalfall geht es lange Zeit nicht so recht voran. Erst als eine weitere Leiche gefunden wird, nimmt die Handlung deutlich Fahrt auf. Am Ende steht eine nachvollziehbare und vollständige Auflösung, die ich nicht erwartet hatte.
Die Beschreibung der Landschaft und ihrer Besonderheiten hat mein Interesse geweckt, diesen Nibelungengau zu erkunden. Auch die Figurenzeichnung hat mit angesprochen, denn fast alle Figuren sind mit Grautönen gezeichnet, die Raum für Überraschungen bieten.

Fazit:
Mich hat dieser Roman überzeugt, wenn auch nicht als Kriminalroman. Figurenzeichnung und atmosphärische Schilderungen hauchen den Protagonisten Leben ein. Deshalb bewerte ich den Roman mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde atmosphärischer Zeitdokumente aus.

Bewertung vom 12.04.2024
Der Teufel von Tempelhof / Leo Wechsler Bd.9 (eBook, ePUB)
Goga, Susanne

Der Teufel von Tempelhof / Leo Wechsler Bd.9 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein faszinierender historischer Kriminalroman

Buchmeinung zu Susanne Goga – »Der Teufel von Tempelhof«

»Der Teufel von Tempelhof« ist ein Kriminalroman von Susanne Goga, der 2024 bei dtv erschienen ist. Dies ist der neunte Band in der Serie um den Berliner Kommissar Leo Wechsler.

Zum Autor:
Susanne Goga lebt als Autorin und Übersetzerin in Mönchengladbach. Sie ist Mitglied des deutschen PEN-Zentrums. Außer ihrer Krimireihe um Leo Wechsler hat sie mehrere historische Romane veröffentlicht und wurde mit verschiedenen literarischen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Goldenen HOMER für ›Mord in Babelsberg‹ und dem Silbernen HOMER für ›Nachts am Askanischen Platz‹.

Zum Inhalt:
Februar 1929: Neben einem Mord an einem Arzt geht es um die Flucht einer Jugendlichen aus einer kirchlichen Anstalt und Verbrechen an jungen Frauen in der Vorkriegszeit. Aber auch politische und gesellschaftliche Entwicklungen spielen eine Rolle.

Meine Meinung:
Ich habe schon Bücher dieser Serie gelesen und bin zum bekennenden Fan avanciert. Auch der neue Band hat meine Erwartungen voll und ganz erfüllt. Neben einem spannenden Kriminalfall um einen ermordeten Arzt werden aktuelle Entwicklungen aus dem Umfeld Leo Wechslers geschildert. Da sind sein schwuler Assistent oder ein aus einer Erziehungsanstalt geflohenes Mädchen, mit denen es der empathische Kommissar zu tun bekommt. Leo Wechsler versucht sich zu kümmern, aber vorrangig ist er ein Ermittler, der hartnäckig die Spuren verfolgt. Er entdeckt Hinweise auf nahezu unglaubliche Taten, die in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg passiert sind und die mich sprachlos gemacht haben. Man kann kaum glauben, welche Taten von Ärzten im angeblichen Namen der Wissenschaft begangen wurden. Die Behandlung und Verknüpfung dieser Themen in einem Krimi sind einfach großes Kino. Die Figuren sind interessant mit etlichen Grautönen gezeichnet, die historischen Beschreibungen sind eindringlich und akkurat gehalten und der Fall überrascht mit einigen überraschenden Wendungen. Selbstverständlich ist die Auflösung umfassend und nachvollziehbar. Der Leser fiebert mit den Figuren mit, aber nicht für alle geht es gut aus. Beeindruckend ist für mich, welche Spannung auch von den nicht fallrelevanten Szenen ausgeht. Mir hat der Roman fesselnde Lesestunden beschert und ich fiebere dem nächsten Band entgegen.

Fazit:
Ein beeindruckender Kriminalroman aus dem Berlin zur Zeit der Weimarer Republik, der mit Handlung, Atmosphäre, Figurenzeichnung und historischer Genauigkeit keine Wünsche offen lässt. Deshalb bewerte ich diesen Titel mit der Maximalwertung von fünf Sternen (100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 04.04.2024
Die Gefallenen von St. Katharine¿s
Harris, C. S.

Die Gefallenen von St. Katharine¿s


ausgezeichnet

Altbewährtes und eine neue Komponente

Buchmeinung zu C. S. Harris – »Die Gefallenen von St. Katharine’s«

»Die Gefallenen von St. Katharine’s« ist ein Historischer Roman von C. S. Harris, der 2024 im dp Verlag in der Übersetzung von Angelika Lauriel erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »Why Kings Confess« und ist 2014 erschienen. Dies ist der neunte Band in der Serie um Sebastian St. Cyr

Zum Autor:
C. S. Harris, auch bekannt als Candice Proctor und C. S. Graham, ist die USA-TODAY-Bestsellerautorin von mehr als zwei Dutzend Romanen, darunter die historische Krimi-Bestsellerserie rund um Sebastian St. Cyr. Als ehemalige Akademikerin mit einem Doktortitel in europäischer Geschichte hat Candice einen Großteil ihres Lebens im Ausland verbracht und in Spanien, Griechenland, England, Frankreich, Jordanien und Australien gelebt. Heute wohnt sie zusammen mit ihrem Ehemann, dem pensionierten Armeeoffizier Steven Harris, in New Orleans, Louisiana.

Zum Inhalt:
Regency England, 1813: Paul Gibson stößt in einem Slumviertel auf die verstümmelte Leiche eines
französischen Arztes und eine schwer verletzte junge Frau. Sebastian St. Cyr beginnt zu ermitteln.

Meine Meinung:
Auch in diesem Band finden sich die Stärken der Vorgängerbände wieder, ergänzt um die Sorge Sebastians um Hero und ihr ungeborenes Kind, dessen Geburt bevorsteht und aufgrund falscher Lage des Kindes gefährlich werden wird. Thematisch geht es um die französische Kolonie in London, die durch den Aufenthalt der abgesetzten Thronfolgerin und ihren Kampf um den Thron Unruhe erfährt. Sebastian bewegt sich wieder in Geheimdienstkreisen und muss sich seiner Feinde erwehren. Eine besondere Rolle fällt der jungen Frau zu, die Gibson gerettet hat. Diese ist selbst Ärztin und bietet Sebastian und Hero ihre Hilfe an, aber Sebastian traut ihr nicht, weil er als Soldat ihren Mann getötet hat. Der Wissensstand der Gynäkologen ist erschreckend und ihre vorgeschlagenen Therapien lassen den Leser um Mutter und Kind fürchten. Die französische Ärztin hat einen Therapievorschlag aber auch Rachegedanken.
Die Handlung ist gewohnt verwickelt und undurchsichtig, die Figuren sind komplex mit vielen Grautönen gezeichnet, Sebastian gerät in gefährliche Situationen und muss um sein Leben kämpfen. Gelegentlich wird Sebastian von seinen Hilfskräften unterstützt, aber er steht unzweifelhaft im Mittelpunkt. Als die Geburt ansteht überschlagen sich die Ereignisse und Sebastian muss nicht nur um sein eigenes Leben fürchten.
Die historischen Elemente sind wieder eindrucksvoll eingebunden und die Atmosphäre einer Stadt zwischen unglaublichem Reichtum weniger Menschen und der Massenarmut kommt zum Tragen. Der Erzählstil ist flüssig und fesselnd und spiegelt die Konzentration auf die Hauptfigur Sebastian St. Cyr wieder. Gerade diese Konzentration auf die Hauptfigur gefällt mir nicht so gut, weil dadurch die Rollen der üblichen Unterstützer gekürzt werden.

Fazit:
Dieser historische Kriminalroman hat mich wieder sehr gut unterhalten und hat mir besser als der Vorgänger gefallen, auch wenn es nicht der beste Teil der Serie ist. Die Episoden um die bevorstehende Geburt bringen eine neue und überraschende Komponente ein. Deshalb bewerte ich den Titel mit knappen fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 01.04.2024
Hitze (eBook, ePUB)
Harper, Jane

Hitze (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Meisterwerk der eher leisen Töne

Buchmeinung zu Jane Harper – »Hitze«

»Hitze« ist ein Kriminalroman von Jane Harper, der 2016 bei Rowohlt Taschenbuch in der Übersetzung von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann erschienen ist. Der Titel der australischen Originalausgabe lautet »The Dry« und ist 2016 erschienen.

Zum Autor:
Jane Harper wurde 1980 in Manchester geboren, lebt aber schon lange in Melbourne, Australien. Sie war Journalistin, bevor sie mit dem Schreiben von Thrillern begann. Gleich mit ihrem Debütroman »Hitze« gewann sie neben zahlreichen anderen Preisen auch den wichtigsten britischen Krimipreis, den »Gold Dagger«

Zum Inhalt:
Aaron Falk kehrt nach zwanzig Jahren zum ersten Mal nach Kiewarra zurück – zur Beerdigung seines Jugendfreundes Luke, der sich und seine Familie getötet haben soll. Bald brechen alte Wunden wieder auf und die trockene Hitze hat die Kleinstadt im Griff.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist sicherlich kein Thriller sondern eher ein Spannungsroman. Schon der Prolog hat mich mit seiner ungewöhnlichen Sichtweise gefesselt. Aaron Falk ist Ermittler bei der Finanzbehörde und kehrt auf Bitte von Lukes Eltern an den Ort zurück, den er vor zwanzig Jahren fluchtartig verlassen hat. Die Eltern glauben nicht an den erweiterten Selbstmord ihres Sohnes und bitten Aaron um seine Einschätzung. Aaron findet unterstützt vom Dorfpolizisten Sergeant Raco einige Ungereimtheiten und ermittelt weiter. Neben dem aktuellen Todesfällen spielt der ungeklärte Todesfall einer Jugendlichen aus der damaligen Clique von Aaron und Luke eine wesentliche Rolle. Aaron wirkt hartnäckig und sympathisch, auch wenn seine Rolle in dem damaligen Todesfall Fragen aufwirft. Einige Bewohner Kiewarras halten ihn immer noch für schuldig am Tod der Jugendlichen.
Die Anzahl der beteiligten Figuren ist übersichtlich und alle Figuren sind komplex und glaubwürdig gezeichnet. Die Hitze setzt allen zu und für Aaron wird es bedrohlich. Er kommt in beiden Fällen nur langsam voran, bleibt aber am Ball. Die Autorin zeichnet ein faszinierendes Bild der Kleinstadt und ihrer Bewohner. Sie nimmt sich Zeit für ausführliche Beschreibungen und doch bleibt die Spannung auf hohem Niveau erhalten. Zum Ende hin zieht das Tempo deutlich an und beide Fälle werden vollständig und nachvollziehbar aufgeklärt.

Fazit:
Der Spannungsroman punktet mit seiner Figurenzeichnung und dem intelligent und überraschend gestalteten Plot. Mich hat der Roman gefesselt und blendend unterhalten. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (100 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 20.03.2024
Mörderisches La Rochelle (eBook, ePUB)
Vinet, Jean-Claude

Mörderisches La Rochelle (eBook, ePUB)


gut

Nach tollem Start hat es bei mir einen Nerv getroffen

Buchmeinung zu Jean-Claude Vinet – »Mörderisches La Rochelle«

»Mörderisches La Rochelle« ist ein Kriminalroman von Jean-Claude Vinet, der 2024 bei Bastei Entertainment erschienen ist. Dies ist der zweite Fall für das Ermittlerteam um Commissaire Chevalier.

Zum Autor:
Jean-Claude Vinet ist das Pseudonym eines deutschen Autors von Kriminalromanen, den seine Liebe zu der wundervollen Region um La Rochelle am Atlantik dazu inspiriert hat, diese zum Schauplatz seiner neue Krimi-Reihe zu machen. Der Autor, der von sich behauptet, kein Land besser zu kennen als Frankreich, lebt mit seiner Familie in Trier.

Zum Inhalt:
Commissaire Chevalier muss seinen Urlaub abbrechen, da auf einem Parkplatz an der Küste drei Leichen gefunden werden, die jeweils mit zwei Kopfschüssen getötet wurden. Was hat das ermordete Urlauberpaar mit einem einheimischen Fahrradfahrer zu tun?

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich am Anfang sehr gut unterhalten. Ein spannender Kriminalfall, atmosphärische Beschreibungen von Land und Leuten, auflockernde Nebenhandlungen aus dem privaten Umfeld der Ermittler, ein angenehmer Schreibstil und schließlich ein paar lukullische Tipps. Insbesondere Commissaire Chevalier war mir mit seiner zurückhaltenden Art sehr sympathisch und seine Kompetenz war spürbar. Er versuchte jederzeit Fall und Familie gerecht zu werden und hatte ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter und deren Probleme. Dann gab es aber einige Ungereimtheiten, die mich sehr störten. Ein Mitarbeiter aus dem Team wurde gegenüber einem Zeugen handgreiflich und konnte trotzdem einfach so weiterarbeiten. Auch wurde aus meiner Sicht zu sehr in Richtung des ermordeten Beifahrers ermittelt, während die Ermittlungen um das ermordete Ehepaar in den Hintergrund traten. Dann kam es zu einem gefährlichen Einsatz mit Schusswaffengebrauch und einem schwer verletzten Polizisten. Auch Chevalier wurde erheblich verletzt, nahm jedoch alsbald wieder den Dienst auf. Keine Schutzsperre und keine psychologische Betreuung. Wieder ein Polizeieinsatz und mit mehr Glück als Verstand kam Commissaire Chevalier, der harte Hund, mit dem Leben davon. Zweifelsohne waren die zugehörigen Sequenzen sehr spannend, aber realistische Polizeiarbeit sieht anders aus. Übrigens wurde der Fall nach einem weiteren Twist vollständig und nachvollziehbar aufgelöst, aber das habe ich nur am Rande wahrgenommen.

Fazit:
Ein Kriminalroman mit allen Zutaten, die eine gute Geschichte auszeichnen. Dann geht aber die „Bodenhaftung“ verloren und grundlegende Polizeiarbeit wird ignoriert, als ob sich die Figuren in einem Freiraum bewegen. So kann ich den Titel nur noch mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten) bewerten und nehme von einer Leseempfehlung Abstand.

Bewertung vom 19.03.2024
Keine Seele weint um mich / John Benthien Jahreszeiten-Reihe Bd.4 (eBook, ePUB)
Ohlandt, Nina

Keine Seele weint um mich / John Benthien Jahreszeiten-Reihe Bd.4 (eBook, ePUB)


sehr gut

Überraschend komplex

Buchmeinung zu Nina Ohlandt – »Keine Seele weint um mich«

»Keine Seele weint um mich« ist ein Kriminalroman von Nina Ohlandt, der 2017 bei beTHRILLED erschienen ist. Dies ist der zweite Teil der Jahreszeitenreihe.

Zum Autor:
Nina Ohlandt wurde 1952 in Wuppertal geboren, wuchs in Karlsruhe auf und machte in Paris eine Ausbildung zur Sprachlehrerin, daneben schrieb sie ihr erstes Kinderbuch. Später arbeitete sie als Übersetzerin, Sprachlehrerin und Marktforscherin, bis sie zu ihrer wahren Berufung zurückfand: dem Krimischreiben im Land zwischen den Meeren, dem Land ihrer Vorfahren. Nina Ohlandt verstarb im Dezember 2020.

Zum Inhalt:
Karfreitag wird an der Flensburger Förde eine Tote im Kostüm einer Meerjungfrau gefunden: Julia Rixen aus Sylt. Kommissar John Benthien und sein Team nehmen die Ermittlungen auf.

Meine Meinung:
Auch bei diesem Kurzkrimi war ich über die komplexe Handlung erstaunt, obwohl dieser Titel gerade einmal 150 Seiten umfasst. John Benthien und sein Team wirken kompetent und sympathisch, während man dies vom Opfer nicht sagen kann. Je länger die Polizisten ermitteln, desto mehr werden unschöne Eigenschaften des Opfers aufgedeckt und desto größer wird die Liste der Verdächtigen. Die Ermittlungen schreiten voran und es bleibt spannend. Es bleibt Raum für Nebenhandlungen und für eine atmosphärische Beschreibung Sylts. Die Sprache ist auf den Punkt gesetzt und wahrt das Gleichgewicht zwischen Haupt- und Nebenhandlung. Auf härtere Passagen folgen humorvolle Sequenzen, die das Grauen erträglicher machen. Gegen Ende steigt die Spannung noch einmal zu einem kleinen, aber feinen Showdown. Die Auflösung ist vollständig und überzeugend.

Fazit:
Ein Kurzkrimi, der mich mit Handlung und Figuren überzeugt hat. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 05.03.2024
Tot im Eis
Fuchs, Robin

Tot im Eis


sehr gut

Gelungene Mischung aus Krimi und Comedy

Buchmeinung zu Robin Fuchs – »Tot im Eis«

»Tot im Eis« ist ein Kriminalroman von Robin Fuchs, der 2024 im dp Verlag erschienen ist. Es ist der sechste Band der Serie um Maike Pech und Zoe Iyeke Schwäfel, die zuerst als Hörbuch im Rahmen der Audible Originals erschienen ist.

Zum Autor:
Robin Fuchs ist das Pseudonym des Autorengespanns Christian Handel, Jana Ronte, Nica Stevens und Andreas Suchanek.

Zum Inhalt:
Kommissarin Maike Pech bekommt es diesmal mit einer toten Influencerin und ihrem Umfeld zu tun. Eine schockgefrostete Leiche und der anstehende Vierzigste bringen Maike an ihre Grenzen.

Meine Meinung:
Dies ist bereits der dritte Titel der Serie für mich. Natürlich wirkt der Humor an einigen Stellen aufgesetzt und die Autoren bedienen sich wieder reichlich aus der Klischeekiste. Gerade der vierzigste Geburtstag lässt Maike das Ende eines normalen Lebens befürchten. Mit der Fokussierung auf die Ermittlungen im Mordfall zieht das Tempo und die Spannung deutlich an. Auch waren mir die Ermittlerfiguren trotz einiger Überzeichnungen durchaus sympathisch und ich fieberte gerade mit Maike Pech mit. Der Fall war beileibe nicht trivial und eine scheinbar unwichtige Beobachtung bringt die Ermittler in die Spur. Es gibt wieder einen besonderen Showdown, der mir sehr gut gefallen hat. Meist folgt der Leser der Kommissarin Maike Pech, deren Gefühlswelt sehr gut zum Tragen kommt. Zoe Iyeke Schwäfel rückt diesmal etwas mehr in den Hintergrund, bleibt aber Maikes erste Ansprechpartnerin in nahezu allen Fragen. Die Figuren sind fast alle nur skizziert, was sicherlich auch an der Kürze des Buches liegt. Insgesamt habe ich mich wieder sehr gut unterhalten gefühlt.

Fazit:
Dieser Titel passt sehr gut zu seinen Vorgängern und hat meine Erwartungen voll und ganz erfüllt. Sicherlich ist der Titel nicht sonderlich tiefgreifend, aber er ist auch ein passabler Krimi mit hohem Unterhaltungswert. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten).

Bewertung vom 02.03.2024
Klaus muss wech (eBook, ePUB)
Zimmer, Sonja

Klaus muss wech (eBook, ePUB)


sehr gut

Unterhaltsamer Wohlfühlkrimi

Buchmeinung zu Sonja Zimmer – Klaus muss wech

Klaus muss wech ist ein Kriminalroman von Sonja Zimmer, der 2024 im dp Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Sonja Zimmer, Jahrgang 1973, ist im ostfriesischen Leer geboren und lebt noch heute dort. Schon als Kind hatte sie zwei heimliche Lieben - spannende Abenteuergeschichten lesen und schreiben - und die Evenburg, damals noch nicht öffentlich zugängig.

Zum Inhalt:
Die erste Begegnung der bayrischen Touristin Veronika und des ostfriesischen Seebärs Fiete brachte Veronika einen langen Fußmarsch ein, bei dem sie Zeugin einer seltsamen Begebenheit wurde. Veronika und Fiete raufen sich zusammen und ermitteln gemeinsam, denn die Polizei hält Veronikas Zeugenaussage für unglaubwürdig.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist voller Klischees und doch ist es eine unterhaltsame Geschichte geworden. Veronika will sich die Originalschauplätze einer Fernsehserie anschauen und gerät an den Seebär Fiete. Sie sind sich auf Anhieb unsympathisch und Fiete schickt Veronika aufs platte Land, wo sie ausgelaugt einen Leichentransport beobachtet. Sie meldet dies der Polizist, doch der Kommissar, Fietes Sohn, glaubt ihr nicht. Ausgerechnet Fiete, der Veronika auf den zweiten Blick doch nicht so unsympathisch ist, hilft ihr. Gemeinsam ermitteln sie und kommen sich auf Fietes Kleinmotorrad näher. Die Figuren sind durch die Bank nicht sonderlich tief gezeichnet und wirken meist sympathisch, trotz oder dank ihrer sonderlichen Verhaltensweisen. Der Fall hat durchaus Überraschungen zu bieten und ist mit Humor geschrieben. Friesische Atmosphäre und teils slapstickhafte Szenen sorgen für angenehme Unterhaltung, die ein Wohlgefühl beim Leser aufkommen lässt. Trotz der ein oder anderen Ungereimtheit habe ich mit dem ungleichen Ermittlerpaar mitgefiebert und die überraschende, aber nachvollziehbare Auflösung erlebt.

Fazit:
Ein überraschend interessanter Wohlfühlkrimi, der mit Vorurteilen und Klischees spielt und mich gut unterhalten hat. Deshalb bewerte ich den Titel mit knappen vier von fünf Sternen (70 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.