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Benutzername: 
wampy
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Issum

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Insgesamt 476 Bewertungen
Bewertung vom 06.12.2023
Revanche / Luc Verlain Bd.7 (eBook, ePUB)
Oetker, Alexander

Revanche / Luc Verlain Bd.7 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein spannender und zugleich informativer Aquitane-Krimi

Buchmeinung zu Alexander Oetker – Revanche

Revanche ist ein Kriminalroman von Alexander Oetker, der 2023 bei HOFFMANN UND CAMPE erschienen ist.

Zum Autor:
Alexander Oetker, geboren 1982, ist Bestsellerautor und TV-Journalist, als Frankreich-Experte von RTL und n-tv berichtet er seit 15 Jahren über Politik und Gesellschaft der Grande Nation. Er ist zudem Kolumnist und Restaurantkritiker der Gourmetzeitschrift Der Feinschmecker. Er lebt en famille zwischen Brandenburg, Berlin und der französischen Atlantikküste.

Zum Inhalt:
Ein Malermeister verschwindet von einer kaum besetzten Fähre, mit der er die Gironde überqueren wollte. Dann wird er mit einer Rasiermessermuschel in der Tasche tot aufgefunden. Ein ehemaliger Kollege aus Paris berichtet Luc Verlain von einer Toten, die in ihrer Badewanne ertränkt wurde und bei der ebenfalls eine Rasiermessermuschel gefunden wurde. Ist ein Serienmörder unterwegs?

Meine Meinung:
An den Krimis von Alexander Oetker mag ich das Flair der Aquitane und die vielen Informationen, die zum Leben und den Randbedingungen in dieser Region gegeben werden. Hier lässt der Autor seine Erfahrungen als langjähriger Korrespondent aus der Grande Nation meist unauffällig einfließen. Dazu ist der Fall gewohnt spannend und der Handlungsort Atlantikküste weckt Urlaubswünsche. Die meisten Figuren sind mit Ecken und Kanten gezeichnet und wirken glaubwürdig. Einzig Luc Verlain wirkt mir zu mächtig, fast schon wie ein Superbulle. Eine Bereicherung der Serie ist die Figur des Pariser Kommissars Yacine, der mit Luc in Paris zusammengearbeitet hat und aus den Ghettos der Pariser Vororte stammt. Luc und seine Partnerin Anouk schaffen den Spagat zwischen junger Familie mit Baby und Berufsleben trotz der hohen Belastung als Kriminalbeamte.
Die Geschichte wird aus vielen Perspektiven erzählt, aber meist folgt der Leser Luv Verlain oder seiner Frau Anouk oder Yacine. In vielen Details wird die hohe Lebensqualität in dieser Region deutlich, aber auch die Probleme, die die Einwohner haben. Der Schreibstil ist vorwiegend sachlich und doch wird die Liebe des Autors zur Region deutlich. Der Spannungsbogen beginnt moderat und steigt bis zum Finale am Badestrand fast kontinuierlich ab. Neben einigen Actionszenen wird die ermüdende und kräftezehrende Ermittlungsarbeit nicht vernachlässigt. Die Auflösung ist vollständig und nachvollziehbar.

Fazit:
Wieder hat Alexander Oetker einen spannenden Kriminalroman geschrieben, der mit seinen Informationen zu Gesellschaft, Politik und Leben in Frankreich einen deutlichen Mehrwert aufweist. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 30.11.2023
Spy Coast - Die Spionin / Martini Club Bd.1
Gerritsen, Tess

Spy Coast - Die Spionin / Martini Club Bd.1


ausgezeichnet

Ein spannender Spionagethriller um Spione im Ruhestand

Buchmeinung zu Tess Gerritsen – Spy Coast – Die Spionin

Spy Coast – Die Spionin ist ein Kriminalroman von Tess Gerritsen, der 2023 im Limes Verlag in der Übersetzung von Andreas Jäger erschienen ist. Der Titel der amerikanischen Originalausgabe lautet Spy Coast und ist 2023 erschienen.

Zum Autor:
Nach ihrem Medizinstudium an der University of California arbeitete Tess Gerritsen als Ärztin, bevor sie mit dem Schreiben von Romanen begann. Sie lebt in einem ruhigen Städtchen in Maine.

Zum Inhalt:
Maggie Bird ist eine Sechzigjährige, die im idyllischen Purity in Maine als Hühnerzüchterin lebt. Als eine junge Frau sie auf gehackte Akten der CIA aufmerksam macht und kurze Zeit später tot in ihrer Auffahrt liegt, wird Maggie wieder aktiv. Unterstützt wird sie von ihren pensionierten Freunden aus dem Buchclub, mit denen sie Martinis trinkt. Alle Mitglieder sind ehemalige Spione, die die Herausforderung annehmen.

Meine Meinung:
Maggie, Ingrid, Lloyd, Ben und Declan sind pensionierte Spione, die sich aus ihrer aktiven Zeit kennen und sich in Purity niedergelassen haben. Sie leben unauffällig im Ort, treffen sich aber regelmäßig. Niemand ahnt etwas von ihrer Vergangenheit bis eine Leiche in Maggies Auffahrt abgelegt wird. Die taffe Polizeichefin Jo merkt bald, wie professionell die Senioren die Ermittlungen angehen. Die Senioren wirken durch die Bank sympathisch und kompetent. Es gibt zwei Erzählstränge, die in unterschiedlichen Zeitebenen spielen. Im ersten Erzählstrang werden Ereignisse aus der Sicht Maggies von vor vierundzwanzig bis vor sechzehn Jahren geschildert. Maggie arbeitet als Agentin und lernt einen jungen Arzt kennen, in den sie sich verliebt. Diana, ihre Vorgesetzte, überredet sie zu einem letzten Auftrag, der zur Enttarnung eines russischen Schläfers führen soll. Im Heute will Maggie den Mörder der jungen Frau und dessen Auftraggeber finden.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven geschildert und wechselt des öfteren zwischen den Zeitebenen. Häppchenweise wird Maggies Vergangenheit enthüllt und es wird mehr als deutlich, welchen Belastungen vor allem psychischer Art sie ausgesetzt war. Auch ihre Freunde wissen nur wenig über ihre Vergangenheit, aber sie halten es mit Maggie genauso. Maggies Gegenspieler bleiben lange Zeit unerkannt und es gibt weitere Opfer. Die Handlung wird von starken Frauen geprägt, die sich ihrer Haut zu wehren wissen und dies auch zeigen müssen. Die meisten Figuren sind mit Ecken und Kanten gezeichnet und bieten viel Raum für Überraschungen. Ruhige Passagen wechseln sich mit Szenen ab, in denen Vorwiegend Maggie in Gefahr gerät und um ihr Leben kämpfen muss. Maggie ist eine erfahrene Agentin, doch sie ist keine Superfrau. Sie wehrt sich nach Kräften und die Spannung kumuliert in Italien, wo es zum finalen Showdown kommt. Am Ende sind die meisten Fragen beantwortet, aber nicht jeder Täter wird bestraft. Es ist halt ein Spionagethriller, bei dem auch Böse mit positiven Eigenschaften gezeichnet sind.
Mich hat der Thriller von Beginn an in seinen Bann gezogen und ich habe mit Maggie mitgefiebert, aber auch etliche Nebenfiguren haben mich überzeugt.

Fazit:
Ein spannender Spionagethriller, der mich sowohl mit der Figurenzeichnung als auch mit der Handlung überzeugt hat. Deshalb bewerte ich den Titel mich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus. Ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung mit den Spionen im Ruhestand.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.11.2023
Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam (eBook, ePUB)
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein ruhiger Krimi mit typisch britischem Flair

Buchmeinung zu Robert Thorogood – Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam ist ein Kriminalroman von Robert Thorogood, der 2023 bei Kiepenheuer & Witsch in der Übersetzung von Ingo Herzke erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet Death comes to Marlow und ist 2023 erschienen.

Zum Autor:
Robert Thorogood ist ein englischer Drehbuchautor und Romancier. Er ist vor allem als Schöpfer der international gefeierten BBC-Krimiserie Death in Paradise bekannt und hat eine Reihe von Spin-Off-Romanen mit dem Detektiv DI Richard Poole geschrieben.

Zum Inhalt:
Judith, Suzie und Becks sind am Vortag seiner Hochzeit bei Sir Peter Bailey anwesend. Der Hausherr wird tot in seinem Arbeitszimmer von einem Schrank erschlagen aufgefunden. Die Polizei vermutet einen Unfall, doch Judith geht von einem Mord aus. Dies gilt es nun zu beweisen.

Meine Meinung:
Die drei Damen vom Mordclub treten noch eine Spur schrulliger auf als in ihrem ersten Fall. Suzie engagiert sich als Moderatorin im Lokalradio und ausgerechnet Becks könnte eine Affäre haben. Judith hält die Einladung des Bräutigams für die Aufforderung, den Mörder zu ermitteln. Unterstützt werden sie von der Polizistin Tanika, der ein reaktivierter Senior vor die Nase gesetzt wurde, der sie als Schreibkraft sieht. Dann ist da noch das Geheimnis der seltsamen Kreuzworträtsel, deren seltsame Eckbegriffe Judith aufgefallen sind. Die vier Damen haben ihren eigenen Kopf und ihre besonderen Stärken. Unter der Führung von Judith Potts gehen sie auf Spuren- und Motivsuche. Das Motiv des Mordes in einem abgeschlossenen Raum scheint ein Lieblingsmotiv des Autors zu sein. Es taucht einige Male in seinen anderen Werken auf. Doch auch ihre Gefährtinnen wecken das Interesse von Judith. Hartnäckig und in kleinen Schritten geht es voran. Irgendwie kann es niemand aus dem Kreis der Verdächtigen mit einem Motiv gewesen sein. Es braucht schon die rege Fantasie von Judith, um den Täter zu entlarven und dann auch noch zu überführen. Am Ende steht ein vollständig und nachvollziehbar gelöster Fall und für die Probleme der Damen zeichnen sich Lösungen ab.
Der Schreibstil ist ansprechend und humorvoll mit einem ordentlich Schuss skuriller Ideen. Es ist zeitweilig nicht sonderlich spannend, aber die Nebenhandlungen sorgen für einen Ausgleich. Gegen Ende zieht das Tempo deutlich an und es wird sogar dramatisch. Auch wenn mir der erste Band noch besser gefallen hat, habe ich mich sehr gut unterhalten und hoffe auf eine baldige Fortsetzung.

Fazit:
Ein unterhaltsamer Cozykrimi mit sympathischen und eigenwilligen Ermittlerinnen, der mich sehr gut unterhalten hat, aber das Niveau des ersten Bandes nicht ganz erreicht. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde ruhiger Kriminalromane mit typisch britischem Humor aus.

Bewertung vom 25.11.2023
Die Postbotin
Schneefuß, Elke

Die Postbotin


gut

Über das Leben in der Nachkriegszeit

Buchmeinung zu Elke Schneefuß – Die Postbotin

Die Postbotin ist ein historischer Roman von Elke Schneefuß, der 2023 bei Heyne erschienen ist.

Zum Autor:
Elke Schneefuß wurde 1960 in Lüneburg geboren. Sie hat Rechtswissenschaft studiert und schreibt für regionale und überregionale Tageszeitungen. Sie lebt mit ihrer Familie in Lüneburg und begeistert sich seit Jahren für die spannenden historischen Umbrüche in der Zeit der Weimarer Republik, besonders in Berlin und Umgebung.

Zum Inhalt:
Berlin 1919: Regine ist Postbotin im Brunnenviertel. Sie hat den Job als Aushilfe während des Krieges übernommen. Nun sollen die rückkehrenden Soldaten die Arbeitsplätze der Aushilfen übernehmen und die Aushilfen gekündigt werden. Dagegen will sich Regine mit Hilfe des Gewerkschaftlers Kurt wehren. Regines beste Freundin Evi versucht das Schicksal ihres verschollenen Bruders zu klären.

Meine Meinung:
Der Klappentext des Buches klingt interessant und die Nachkriegszeit ist eine spannende Periode. Die Hauptfiguren Regine und Evi wirken sympathisch, denn sie versuchen in schweren Zeiten ihren Weg zu gehen. Die Aushilfen bei der Post sollen ohne Ausgleich gekündigt werden. Dagegen will sich Regine wehren und lernt den Gewerkschaftler Kurt kennen, der sie unterstützt und zudem attraktiv ist. Überhaupt sind mehr oder weniger glücklich verlaufende Liebesbeziehungen ein wesentlicher Bestandteil des Buches. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Schilderung der Probleme, denen sich die vorwiegend weiblichen Menschen stellen müssen und die Wege, dies zu tun. Dieser Bereich hat mir gut gefallen, während mich die Liebesgeschichten nicht überzeugen konnten. Der Schreibstil ist angenehm ruhig und verzichtet auf spektakuläre Effekte. Enttäuscht hat mich die Entwicklung des Widerstandes der Aushilfen. Ein kurzer Zeitungsausschnitt berichtet über den Ausgang. Das war mir eindeutig zu wenig.

Fazit:
Ein Buch mit Stärken und Schwächen. Der angenehme Schreibstil kann die Schwächen der Handlung nur zu Teilen ausgleichen. Einige interessante Ansätze lassen mich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten) bewerten.

Bewertung vom 22.11.2023
Die Regeln des Spiels
Whitehead, Colson

Die Regeln des Spiels


gut

Kraftvoll, aber auch schwerverdaulich

Buchmeinung zu Colson Whitehead – Die Regeln des Spiels

Die Regeln des Spiels ist ein Roman von Colson Whitehead, der 2023 im Carl Hanser Verlag in der Übersetzung von Nikolaus Stingel erschienen ist. Der Titel der amerikanischen Originalausgabe lautet Crook Manifesto und ist 2023 erschienen.

Zum Autor:
Colson Whitehead, 1969 in New York geboren, studierte an der Harvard University und arbeitete für die New York Times, Harper's und Granta. Whitehead erhielt den Whiting Writers Award (2000) und den Young Lion's Fiction Award (2002) und war Stipendiat des MacArthur "Genius" Fellowship. Für seinen Roman Underground Railraod wurde er mit dem National Book Award 2016 und dem Pulitzer-Preis 2017 ausgezeichnet. Für seinen Roman Die Nickel Boys erhielt er 2020 erneut den Pulitzer-Preis.

Zum Inhalt:
Der Roman erzählt drei Geschichten aus dem schwarzen New York in den 70-er Jahren. Beteiligt ist jeweils der Möbelhändler und (Ex-)Hehler Ray Carney. 1971 versucht er alles, um seiner Tochter Karten für ein Konzert der Jackson Five zu besorgen. 1973 wird unter anderem in seinem Geschäft ein Film gedreht und die Hauptdarstellerin ist verschwunden. 1976 versucht Ray etwas gegen Feuerteufel und die dafür Verantwortlichen zu unternehmen.

Meine Meinung:
Dieses Buch erfährt durch die Dreiteilung ziemliche Risse und es ist aufwändig, den Geschichten zu folgen. Sie bieten nur den roten Faden für die vielen Episoden. Die Erzählung ist humorvoll und auch voller Gewalt. Es gibt viele Querverweise auf politische Geschehnisse, denen ich nur bedingt folgen konnte. Ray Carney ist eine sympathische Figur mit einer kriminellen Vergangenheit als Hehler, der sich als Familienvater eigentlich zurückgezogen hat. Im ersten Teil wird der Konflikt zwischen weißen Polizisten und schwarzen Bewohnern beleuchtet, der im Zeichen eines labilen Gleichgewichts steht. Fast alle Figuren haben die Auswirkungen massiver Gewalt erfahren oder gar ausgeübt. Und doch haben sie einen Weg in dieser gefährlichen Umgebung gefunden. Der Autor schildert aber, dass man ungewollt in eine Gewaltspirale geraten kann.
Korruption ist allgegenwärtig und Politiker und Polizisten nutzen es zu ihrem Vorteil. Die Geschichten machen den Leser betroffen und schaffen Verständnis für die Aktionen der Figuren. So erscheint zum Beispiel der Gewaltkriminelle Pepper als unverzichtbarer Helfer sympathisch, weil er einen Kodex für seine gewalttätigen Aktionen befolgt. Es wird das Bild einer Stadt im Wandel und auch am Rande des Chaos gezeichnet. Obwohl die Erzählung lebendig und kraftvoll ist, habe ich mich mit dem Lesen schwer getan, weil es keine fortlaufende Handlung gab und sich bei mir kein Lesefluss einstellen wollte. Immer wieder habe ich meine Lektüre unterbrochen und konnte das Buch kaum genießen. Für mich reicht es bei weitem nicht an die Nickel Boys heran, die ich begeistert verschlungen habe.

Fazit:
Dieses Buch erwies sich leider als schwerverdaulich trotz einer spürbaren erzählerischen Kraft. Deshalb bewerte ich es nur mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).

Bewertung vom 21.11.2023
Einer muss den Job ja machen (eBook, ePUB)
Haider, Lars

Einer muss den Job ja machen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein nahezu perfekter Kriminalroman

Buchmeinung zu Lars Haider – Einer muss den Job ja machen

Einer muss den Job ja machen ist ein Kriminalroman von Lars Haider, der 2023 bei HOFFMANN UND CAMPE VERLAG erschienen ist.

Zum Autor:
Lars Haider, geboren 1969 in Hamburg, ist seit 2011 Chefredakteur des Hamburger Abendblatts. Zuvor arbeitete er für verschiedene Zeitungen. Haider ist zusammen mit zwei Freunden Gastgeber des Wein-Podcasts Vier Flaschen, der alle zwei Wochen erscheint, und pflegt eine WhatsApp-Freundschaft mit Udo Lindenberg. Er ist ein fanatischer Krimileser und großer Fan von Agatha Christie.

Zum Inhalt:
Hamburg 2017: Nach einem anstrengenden Jahr mit dem von Gewaltausbrüchen überschatteten G20-Gipfel legt der Journalist Lukas Hammerstein ein Sabbatical ein. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin bereitet er sich auf die Geburt ihres ersten Kindes vor. Als ein Journalist ermordet wird ist das Interesse von Lukas geweckt.

Meine Meinung:
Die Ermittlungen im Journalistenmilieu haben mich von Anfang an mitgenommen. Jederzeit ist das Hamburger Flair spürbar. Neben der sympathischen Hauptfigur Lukas Hammerstein spielt die allzeit gendernde Kriminalreporterin Kara eine wesentliche Rolle als Informationsbeschafferin. Seine drei Freunde aus dem Weinclub sind ein Immobilienmakler, der Hamburger Bürgermeister und ein reicher Clubbesitzer mit besten Kontakten unterstützen Lukas nach Kräften. Udo Lindenberg gibt ein kurzes Gastspiel und auch die Problemlöserin lträgt mit ihren Gedanken und Taten zur Geschichte bei. Dackeldame Finchen ist ein wiederkehrender Träger humoristischer Einlagen. Der Schreibstil ist entspannt und mit Humor durchsetzt. Das Tempo ist meist gemächlich und trotzdem ist es jederzeit spannend. Der Leser kennt die Täterin von Anfang an und weiß um ihren Auftrag, während die handelnden Figuren auf der Suche nach Motiv, Täter und Auftraggeber sind. Der Zwiespalt zwischen Sabbatical und journalistischem Interesse hat etwas Faszinierendes und all die Verrenkungen von Lukas, um Zeit für die Ermittlungen zu schinden, erzeugen einen Suchtfaktor. Man spürt die ruhige sachliche Hamburger Art, die das Handeln der Menschen bestimmt. Auch der Wandel der Medienbranche wird thematisiert und spielt seine Rolle. Die Polizei spielt eher eine Nebenrolle, während das Hoch auf die aufrichtigen Journalisten seinen Lauf nimmt. Die Figuren waren liebevoll mit Ecken und wenigen Kanten gezeichnet und überraschten mit einigen Taten. Sogar die Täterin hatte ihre sympathischen Momente.
Die Geschichte wirkt stimmig und bis zum Ende hatte ich keine Ahnung, wer denn Täter und Auftraggeber sind. Das Finale auf einer großen Feier ist ein würdiger Abschluss dieses großartigen Buches. Dieser Titel hat mich bestens unterhalten und Lust auf mehr gemacht.

Fazit:
Ein wunderbares Buch, das mich in fast jeder Hinsicht begeistert hat. Folglich bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (95 von 100 Punkten) und fiebere der Fortsetzung entgegen. Selbstverständlich spreche ich eine Leseempfehlung aus, denn das Buch ist ein Knaller.

Bewertung vom 18.11.2023
Eisige Stille / Mara Billinsky Bd.8 (eBook, ePUB)
Born, Leo

Eisige Stille / Mara Billinsky Bd.8 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Hart, dunkel und spannend

Buchmeinung zu Leo Born – Eisige Stille

Eisige Stille ist ein Kriminalroman von Leo Born, der 2023 bei beThrilled erschienen ist.

Zum Autor:
Leo Born ist das Pseudonym eines deutschen Krimi- und Thriller-Autors, der bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht hat. Der Autor lebt mit seiner Familie in Frankfurt am Main. Dort ermittelt auch – auf recht unkonventionelle Weise - seine Kommissarin Mara Billinsky.

Zum Inhalt:
Eine Hitzewelle hängt bleiern über Frankfurt und Jan Rosen stößt im Internet auf unfassbar grausame Gewaltvideos. Kommissarin Mara Billinsky ist alarmiert und dann taucht auch ihr schwedischer Kollege Jan Nordin wieder auf, der ihr Gefühlsleben durcheinander bringt.

Meine Meinung:
Auch dieses Buch überzeugt durch hohes Tempo und atemberaubende Spannung. Mara Billinsky ist eine Kommissarin, die aus dem gewohnten Rahmen fällt. Sowohl ihr Aussehen, ihr Auftreten und ihr Verhalten sind ungewöhnlich und ecken oft an. Aber im Laufe der Zeit hat ihre Hartnäckigkeit, ihr kriminalistisches Gespür und natürlich ihre Erfolgsquote ihren Chef überzeugt. Trotz ihrer rauen Schale spürt man oft ihre Einfühlsamkeit und den Respekt vor anderen Menschen. Besonders das Zusammenspiel mit dem ruhigen und scheu wirkenden Kollegen Jan Rosen ist beeindruckend. So unterschiedlich die beiden auch sein mögen, ihr gegenseitiger Respekt und ihr uneingeschränktes Vertrauen sind trotz zwischenzeitlicher Probleme ungebrochen. Ein anderes Kaliber ist ihr schwedischer Kollege Nordin, der seine Fälle oft ohne Rücksicht auf andere lösen will. Hat die Krähe eine toxische Beziehung zu ihm?
Auch in diesem Fall muss die sympathische Ermittlerin leiden und einige Rückschläge hinnehmen. Ein gefährdeter junger Mann liegt ihr besonders am Herzen, weil er sie an ihre Jugend erinnert. Mara tut alles, um ihn vor dem endgültigen Abrutschen zu bewahren. Sie geht wie schon so oft hohes Risiko und gerät in akute Lebensgefahr. Kann sie sich retten?
Auch ihre regulären Fälle fordern sie stark und die Zusammenarbeit mit einigen Kollegen erweist sich als schwierig. Am Ende sind die meisten Fälle nachvollziehbar gelöst, aber die Opfer hinterlassen ihre Spuren bei der Krähe.
Die Geschichte wird in vielen kurzen Kapiteln erzählt. Meist folgt der Leser den Gedanken der Krähe, aber andere Perspektiven bieten andere Sichtweisen. Mara Billinsky, Jan Rosen und teilweise auch Erik Nordin sind komplex gezeichnete Figuren mit vielen Grautönen, während die meisten anderen Figuren eher skizziert werden. Eine Besonderheit bietet der charismatische Verbrecher Prince mit seiner Lebensgeschichte als ehemaliger Kindersoldat, die in mehreren Häppchen angeboten wird.
Einige Entwicklungen haben mir nicht so gut gefallen und auch die Gewaltbeschreibungen gehen über die Vorgänger hinaus, aber insgesamt habe ich einen überaus spannenden Thriller gelesen, der mich sehr gut unterhalten hat und sogar zum Nachdenken gebracht hat.

Fazit:
Ein dunkler und harter Thriller mit verschachtelter Handlung, viel Spannung und hohem Tempo, der auch mit der Hauptfigur Mara Billinsky punktet. Mich hat der Titel gefesselt und sehr gut unterhalten. Deshalb vergebe ich erneut fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 14.11.2023
Schatten über Colonia - Ermittlungen am Rand des Römischen Reichs (eBook, ePUB)
Melzener, Axel; Neviandt, Julia Nika

Schatten über Colonia - Ermittlungen am Rand des Römischen Reichs (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Unruhige Zeiten in Colonia

Buchmeinung zu Axel Melzener und Julia Nika Neviandt – Schatten über Colonia

Schatten über Colonia ist ein historischer Kriminalroman von Axel Melzener und Julia Nika Neviandt, der 2023 bei Fischer erschienen ist.

Zum Autor:
Axel Melzener und Julia Nika Neviandt wurden beide im Gebiet des Germanenstammes der Sugambrer geboren, dem heutigen Bergischen Land, und leben mittlerweile in Colonia. Sie arbeiten seit Jahren als Drehbuch-Duo zusammen; Axel verfasst zudem Sachbücher zu Filmthemen, und Julia ist als Schauspielerin tätig.

Zum Inhalt:
Köln im Jahr 87 nach Christus: Die Colonia ist eine weltoffene Stadt. Das friedliche Zusammenleben verschiedener Völker wird durch Überfälle auf Landvillen gestört.
Der junge Anwalt Quintus Tibur in die Ereignisse verwickelt. Als Sohn einer Germanin und eines römischen Soldaten steht er zwischen den Welten. Auch die junge Römerin Lucretia sucht nach ihrem Weg und will Aufklärung. Noch ahnt keiner von beiden, dass ihre Stadt sie gemeinsam brauchen wird.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich von Anfang an gefangen genommen. Die beiden jungen Hauptfiguren haben, wie man heute wohl sagen würde, einen Migrationshintergrund, sind aber vollberechtigte römische Bürger. Lucretia, Tochter eines Händlers, geniest viele Freiheiten und verfügt über eine sehr gute Ausbildung. Sie hat vielfältige Interessen, nur an eine Heirat denkt sie noch nicht. Quintus Tibur ist ein junger aufstrebender Anwalt mit einer germanischen Mutter, der mit einer Schauspielerin verheiratet ist. Eher zufällig werden sie in eine Überfallserie durch freie Germanen verwickelt. Sie ermitteln und entdecken Ungereimtheiten und geraten in Lebensgefahr.
Lucretia und Quintus Tibur waren mir sofort sympathisch. Der Anwalt agiert eher bedacht während Lucretia eher ungestüm vorgeht. Oft handeln sie unabhängig voneinander, aber dann führen die Ermittlungen sie zusammen. Ihr abenteuerliche Reise in das Dorf der Mutter des Anwalts offenbart die kulturellen und politischen Unterschiede zwischen Römern und Germanen. Es zeigt aber auch die Integrationskraft der römischen Kultur. In vielen Details erkennt man die gründliche und umfassende Recherche der beiden Autoren. Der Schreibstil wirkt auch durch die Wortwahl frisch und lebendig und passt zu den Figuren. Viele historische Details sind in die Erzählung eingebunden ohne den Handlungsfluss zu stören. Quintus Tibur und Lucretia erweisen sich als ideenreiche Ermittler, die auch das Risiko nicht scheuen. Die Spannung steigt nach moderatem Beginn unablässig und findet ihren Höhepunkt in den dramatischen Ereignissen im Palast des Statthalters. Fast alle Figuren sind tief mit etlichen Grautönen gestaltet und bieten reichlich Raum für Überraschungen.
Die Erzählung ist mit Humor durchsetzt und verzichtet weitgehend auf Grausamkeiten. Viele Perspektivwechsel geben Einblick in die unterschiedlichen Denkweisen. Meist folgt der Leser den Gedanken der beiden Hauptfiguren, die sich als hartnäckig und zäh erweisen. Ich habe mit den beiden Hauptfiguren mitgefiebert. Die Auflösung und die Motive der Handelnden waren nachvollziehbar und glaubhaft. Mich hat dieser Titel begeistert und Lust auf mehr gemacht.

Fazit:
Ein im Erzählstil eher ungewöhnlicher Roman, der mich mit Handlung und Figurenzeichnung begeistert hat. Gerne vergebe ich hier die Höchstwertung von fünf Sternen und 100 Punkten und freue mich auf eine Fortsetzung. Selbstverständlich spreche ich eine Leseempfehlung für dieses Meisterwerk aus.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.11.2023
Die Mission des Goldwäschers
Dorweiler, Ralf H.

Die Mission des Goldwäschers


sehr gut

Spannende Abenteuergeschichte

Buchmeinung zu Ralf H. Dorweiler – Die Mission des Goldwäschers

Die Mission des Goldwäschers ist ein Historischer Roman von Ralf H. Dorweiler, der 2023 bei Bastei Entertainment erschienen ist.

Zum Autor:
Ralf H. Dorweiler hat viele Jahre in der Nähe des Rheins gelebt. Aufgewachsen ist er an der Loreley, zum Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft zog es ihn nach Köln. Nach vielen Jahren im Südschwarzwald, wo er als Redakteur bei einer Tageszeitung arbeitete, ist er nun nach Bad Pyrmont in Norddeutschland gezogen. Ralf H. Dorweiler ist verheiratet und Vater eines Sohnes.

Zum Inhalt:
Im Frühjahr 1771 wird Goldwäscher Frieder in die gefährliche Suche nach dem Nibelungenschatz gezogen. Zusammen mit seinen Freunden, einem Buchhändler, dessen sympathischen Tochter und einem Mönch begegnen sie dem Studenten Johann Wolfgang Goethe, lösen Rätsel und müssen um ihr Leben fürchten, denn ein Baron mit seinen Handlangern will den Schatz um jeden Preis für sich gewinnen.

Meine Meinung:
Bei diesem Buch habe ich die lebendige Beschreibung der Figuren genossen und konnte in die Zeit der Handlung eintauchen. Die meisten Figuren sind ganz normale Menschen mit ganz normalen Problemen und Nöten. Frieder und seine Freunde sind Handwerker, aber auch noch junge Burschen auf der Suche nach der großen Liebe. Am Beispiel Frieder erfährt man von der Mühsal der Tätigkeit eines Goldwäschers, der zudem den größten Teil seiner Funde an den Landesherrn abgeben muss. Eher ungewollt werden die Freunde in die Suche nach dem Nibelungenschatz verwickelt. Die Einbettung der historischen Figur Johann Wolfgang Goethe empfand ich als gelungen, ebenso wie die Einschübe über die Nibelungengeschichte. Die Figuren der Schatzsuchertruppe sind durch die Bank komplex mit etlichen Grautönen gezeichnet und bieten Raum für die ein oder andere überraschende Wendung. Ihre Gegenspieler sind dagegen als böse Halunken ohne Skrupel beschrieben. Der Schreibstil ist fesselnd und überzeugt vor allem bei realen Situationen. Bei der Abenteuerhandlung wuchsen die Figuren doch ein wenig zu sehr über sich hinaus. Die Spannungskurve hat mich überzeugt und der Showdown in der Schatzhöhle hatte etwas apokalyptisches. Gefallen hat mir der Abschluss, der noch einige Überraschungen zu bieten hatte.
Lesenswert und informativ sind auch die Anmerkungen des Autors insbesondere zur Figur Goethes.
Auch bei diesem Buch ist Geschichte wieder lebendig geworden. Der Titel hat mich sehr gut unterhalten und mir vergnügliche Lesestunden beschert.

Fazit:
Auch dieser Titel des Autors konnte mich überzeugen und hat mir einige angenehme Lesestunden beschert. Die Figurenzeichnung und der informative Schreibstil sind die Stärken des Werkes während in bei der Handlung noch etwas Luft nach oben sehe. Deshalb bewerte ich das Buch mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 29.10.2023
Der Wolf von Aldgate
Harris, C. S.

Der Wolf von Aldgate


sehr gut

Zu sehr auf die Hauptfigur konzentriert

Buchmeinung zu C. S. Harris – Der Wolf von Aldgate

Der Wolf von Aldgate ist ein Historischer Roman von C. S. Harris, der 2023 im dp Verlag in der Übersetzung von Angelika Lauriel erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet What Darkness Brings und ist 2013 erschienen.

Zum Autor:
C. S. Harris, auch bekannt als Candice Proctor und C. S. Graham, ist die USA-TODAY-Bestsellerautorin von mehr als zwei Dutzend Romanen, darunter die historische Krimi-Bestsellerserie rund um Sebastian St. Cyr. Als ehemalige Akademikerin mit einem Doktortitel in europäischer Geschichte hat Candice einen Großteil ihres Lebens im Ausland verbracht und in Spanien, Griechenland, England, Frankreich, Jordanien und Australien gelebt. Heute wohnt sie zusammen mit ihrem Ehemann, dem pensionierten Armeeoffizier Steven Harris, in New Orleans, Louisiana.

Zum Inhalt:
London, 1812: Russell Yates, der Ehemann von Sebastian St. Cyrs früherer Geliebten Kat Boleyn, wird des Mordes am Diamantenhändler Daniel Eisler beschuldigt. Sebastian beginnt auf Bitte seines Vaters zu ermitteln.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat eigentlich alles, was die vorherigen Bände ausgezeichnet hat und doch hat er mir nicht ganz so gut gefallen. Die Handlung ist gewohnt verwickelt und undurchsichtig, die Figuren sind komplex mit vielen Grautönen gezeichnet, Sebastian gerät in gefährliche Situationen und muss um sein Leben kämpfen. Die Spannung ist hoch und doch steht Sebastian zwischen seiner Frau Hero und seiner Ex-Geliebten Kat Boleyn, für die er immer noch starke Gefühle hat. Beide Frauen wirken lange Zeit ungewohnt passiv. Auch Lord Jarvis, Sebastians Schwiegervater, agiert ungewohnt zurückhaltend. So muss Sebastian den Fall weitgehend alleine lösen und sich auch noch zwischen Kat und Hero entscheiden.
Die historischen Elemente sind wieder eindrucksvoll eingebunden und die Atmosphäre einer Stadt zwischen unglaublichem Reichtum weniger Menschen und der Massenarmut kommt zum Tragen. Der Erzählstil ist flüssig und fesselnd und spiegelt die Konzentration auf die Hauptfigur Sebastian St. Cyr wieder. Gerade diese Konzentration auf die Hauptfigur gefällt mir nicht so gut, weil dadurch die Rollen der üblichen Unterstützer gekürzt werden.

Fazit:
Obwohl mich dieser historische Kriminalroman wieder sehr gut unterhalten hat, erreicht er nicht das Niveau der Vorgänger. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.