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wampy
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Issum

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Insgesamt 481 Bewertungen
Bewertung vom 21.11.2023
Einer muss den Job ja machen (eBook, ePUB)
Haider, Lars

Einer muss den Job ja machen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein nahezu perfekter Kriminalroman

Buchmeinung zu Lars Haider – Einer muss den Job ja machen

Einer muss den Job ja machen ist ein Kriminalroman von Lars Haider, der 2023 bei HOFFMANN UND CAMPE VERLAG erschienen ist.

Zum Autor:
Lars Haider, geboren 1969 in Hamburg, ist seit 2011 Chefredakteur des Hamburger Abendblatts. Zuvor arbeitete er für verschiedene Zeitungen. Haider ist zusammen mit zwei Freunden Gastgeber des Wein-Podcasts Vier Flaschen, der alle zwei Wochen erscheint, und pflegt eine WhatsApp-Freundschaft mit Udo Lindenberg. Er ist ein fanatischer Krimileser und großer Fan von Agatha Christie.

Zum Inhalt:
Hamburg 2017: Nach einem anstrengenden Jahr mit dem von Gewaltausbrüchen überschatteten G20-Gipfel legt der Journalist Lukas Hammerstein ein Sabbatical ein. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin bereitet er sich auf die Geburt ihres ersten Kindes vor. Als ein Journalist ermordet wird ist das Interesse von Lukas geweckt.

Meine Meinung:
Die Ermittlungen im Journalistenmilieu haben mich von Anfang an mitgenommen. Jederzeit ist das Hamburger Flair spürbar. Neben der sympathischen Hauptfigur Lukas Hammerstein spielt die allzeit gendernde Kriminalreporterin Kara eine wesentliche Rolle als Informationsbeschafferin. Seine drei Freunde aus dem Weinclub sind ein Immobilienmakler, der Hamburger Bürgermeister und ein reicher Clubbesitzer mit besten Kontakten unterstützen Lukas nach Kräften. Udo Lindenberg gibt ein kurzes Gastspiel und auch die Problemlöserin lträgt mit ihren Gedanken und Taten zur Geschichte bei. Dackeldame Finchen ist ein wiederkehrender Träger humoristischer Einlagen. Der Schreibstil ist entspannt und mit Humor durchsetzt. Das Tempo ist meist gemächlich und trotzdem ist es jederzeit spannend. Der Leser kennt die Täterin von Anfang an und weiß um ihren Auftrag, während die handelnden Figuren auf der Suche nach Motiv, Täter und Auftraggeber sind. Der Zwiespalt zwischen Sabbatical und journalistischem Interesse hat etwas Faszinierendes und all die Verrenkungen von Lukas, um Zeit für die Ermittlungen zu schinden, erzeugen einen Suchtfaktor. Man spürt die ruhige sachliche Hamburger Art, die das Handeln der Menschen bestimmt. Auch der Wandel der Medienbranche wird thematisiert und spielt seine Rolle. Die Polizei spielt eher eine Nebenrolle, während das Hoch auf die aufrichtigen Journalisten seinen Lauf nimmt. Die Figuren waren liebevoll mit Ecken und wenigen Kanten gezeichnet und überraschten mit einigen Taten. Sogar die Täterin hatte ihre sympathischen Momente.
Die Geschichte wirkt stimmig und bis zum Ende hatte ich keine Ahnung, wer denn Täter und Auftraggeber sind. Das Finale auf einer großen Feier ist ein würdiger Abschluss dieses großartigen Buches. Dieser Titel hat mich bestens unterhalten und Lust auf mehr gemacht.

Fazit:
Ein wunderbares Buch, das mich in fast jeder Hinsicht begeistert hat. Folglich bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (95 von 100 Punkten) und fiebere der Fortsetzung entgegen. Selbstverständlich spreche ich eine Leseempfehlung aus, denn das Buch ist ein Knaller.

Bewertung vom 18.11.2023
Eisige Stille / Mara Billinsky Bd.8 (eBook, ePUB)
Born, Leo

Eisige Stille / Mara Billinsky Bd.8 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Hart, dunkel und spannend

Buchmeinung zu Leo Born – Eisige Stille

Eisige Stille ist ein Kriminalroman von Leo Born, der 2023 bei beThrilled erschienen ist.

Zum Autor:
Leo Born ist das Pseudonym eines deutschen Krimi- und Thriller-Autors, der bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht hat. Der Autor lebt mit seiner Familie in Frankfurt am Main. Dort ermittelt auch – auf recht unkonventionelle Weise - seine Kommissarin Mara Billinsky.

Zum Inhalt:
Eine Hitzewelle hängt bleiern über Frankfurt und Jan Rosen stößt im Internet auf unfassbar grausame Gewaltvideos. Kommissarin Mara Billinsky ist alarmiert und dann taucht auch ihr schwedischer Kollege Jan Nordin wieder auf, der ihr Gefühlsleben durcheinander bringt.

Meine Meinung:
Auch dieses Buch überzeugt durch hohes Tempo und atemberaubende Spannung. Mara Billinsky ist eine Kommissarin, die aus dem gewohnten Rahmen fällt. Sowohl ihr Aussehen, ihr Auftreten und ihr Verhalten sind ungewöhnlich und ecken oft an. Aber im Laufe der Zeit hat ihre Hartnäckigkeit, ihr kriminalistisches Gespür und natürlich ihre Erfolgsquote ihren Chef überzeugt. Trotz ihrer rauen Schale spürt man oft ihre Einfühlsamkeit und den Respekt vor anderen Menschen. Besonders das Zusammenspiel mit dem ruhigen und scheu wirkenden Kollegen Jan Rosen ist beeindruckend. So unterschiedlich die beiden auch sein mögen, ihr gegenseitiger Respekt und ihr uneingeschränktes Vertrauen sind trotz zwischenzeitlicher Probleme ungebrochen. Ein anderes Kaliber ist ihr schwedischer Kollege Nordin, der seine Fälle oft ohne Rücksicht auf andere lösen will. Hat die Krähe eine toxische Beziehung zu ihm?
Auch in diesem Fall muss die sympathische Ermittlerin leiden und einige Rückschläge hinnehmen. Ein gefährdeter junger Mann liegt ihr besonders am Herzen, weil er sie an ihre Jugend erinnert. Mara tut alles, um ihn vor dem endgültigen Abrutschen zu bewahren. Sie geht wie schon so oft hohes Risiko und gerät in akute Lebensgefahr. Kann sie sich retten?
Auch ihre regulären Fälle fordern sie stark und die Zusammenarbeit mit einigen Kollegen erweist sich als schwierig. Am Ende sind die meisten Fälle nachvollziehbar gelöst, aber die Opfer hinterlassen ihre Spuren bei der Krähe.
Die Geschichte wird in vielen kurzen Kapiteln erzählt. Meist folgt der Leser den Gedanken der Krähe, aber andere Perspektiven bieten andere Sichtweisen. Mara Billinsky, Jan Rosen und teilweise auch Erik Nordin sind komplex gezeichnete Figuren mit vielen Grautönen, während die meisten anderen Figuren eher skizziert werden. Eine Besonderheit bietet der charismatische Verbrecher Prince mit seiner Lebensgeschichte als ehemaliger Kindersoldat, die in mehreren Häppchen angeboten wird.
Einige Entwicklungen haben mir nicht so gut gefallen und auch die Gewaltbeschreibungen gehen über die Vorgänger hinaus, aber insgesamt habe ich einen überaus spannenden Thriller gelesen, der mich sehr gut unterhalten hat und sogar zum Nachdenken gebracht hat.

Fazit:
Ein dunkler und harter Thriller mit verschachtelter Handlung, viel Spannung und hohem Tempo, der auch mit der Hauptfigur Mara Billinsky punktet. Mich hat der Titel gefesselt und sehr gut unterhalten. Deshalb vergebe ich erneut fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 14.11.2023
Schatten über Colonia - Ermittlungen am Rand des Römischen Reichs (eBook, ePUB)
Melzener, Axel; Neviandt, Julia Nika

Schatten über Colonia - Ermittlungen am Rand des Römischen Reichs (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Unruhige Zeiten in Colonia

Buchmeinung zu Axel Melzener und Julia Nika Neviandt – Schatten über Colonia

Schatten über Colonia ist ein historischer Kriminalroman von Axel Melzener und Julia Nika Neviandt, der 2023 bei Fischer erschienen ist.

Zum Autor:
Axel Melzener und Julia Nika Neviandt wurden beide im Gebiet des Germanenstammes der Sugambrer geboren, dem heutigen Bergischen Land, und leben mittlerweile in Colonia. Sie arbeiten seit Jahren als Drehbuch-Duo zusammen; Axel verfasst zudem Sachbücher zu Filmthemen, und Julia ist als Schauspielerin tätig.

Zum Inhalt:
Köln im Jahr 87 nach Christus: Die Colonia ist eine weltoffene Stadt. Das friedliche Zusammenleben verschiedener Völker wird durch Überfälle auf Landvillen gestört.
Der junge Anwalt Quintus Tibur in die Ereignisse verwickelt. Als Sohn einer Germanin und eines römischen Soldaten steht er zwischen den Welten. Auch die junge Römerin Lucretia sucht nach ihrem Weg und will Aufklärung. Noch ahnt keiner von beiden, dass ihre Stadt sie gemeinsam brauchen wird.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich von Anfang an gefangen genommen. Die beiden jungen Hauptfiguren haben, wie man heute wohl sagen würde, einen Migrationshintergrund, sind aber vollberechtigte römische Bürger. Lucretia, Tochter eines Händlers, geniest viele Freiheiten und verfügt über eine sehr gute Ausbildung. Sie hat vielfältige Interessen, nur an eine Heirat denkt sie noch nicht. Quintus Tibur ist ein junger aufstrebender Anwalt mit einer germanischen Mutter, der mit einer Schauspielerin verheiratet ist. Eher zufällig werden sie in eine Überfallserie durch freie Germanen verwickelt. Sie ermitteln und entdecken Ungereimtheiten und geraten in Lebensgefahr.
Lucretia und Quintus Tibur waren mir sofort sympathisch. Der Anwalt agiert eher bedacht während Lucretia eher ungestüm vorgeht. Oft handeln sie unabhängig voneinander, aber dann führen die Ermittlungen sie zusammen. Ihr abenteuerliche Reise in das Dorf der Mutter des Anwalts offenbart die kulturellen und politischen Unterschiede zwischen Römern und Germanen. Es zeigt aber auch die Integrationskraft der römischen Kultur. In vielen Details erkennt man die gründliche und umfassende Recherche der beiden Autoren. Der Schreibstil wirkt auch durch die Wortwahl frisch und lebendig und passt zu den Figuren. Viele historische Details sind in die Erzählung eingebunden ohne den Handlungsfluss zu stören. Quintus Tibur und Lucretia erweisen sich als ideenreiche Ermittler, die auch das Risiko nicht scheuen. Die Spannung steigt nach moderatem Beginn unablässig und findet ihren Höhepunkt in den dramatischen Ereignissen im Palast des Statthalters. Fast alle Figuren sind tief mit etlichen Grautönen gestaltet und bieten reichlich Raum für Überraschungen.
Die Erzählung ist mit Humor durchsetzt und verzichtet weitgehend auf Grausamkeiten. Viele Perspektivwechsel geben Einblick in die unterschiedlichen Denkweisen. Meist folgt der Leser den Gedanken der beiden Hauptfiguren, die sich als hartnäckig und zäh erweisen. Ich habe mit den beiden Hauptfiguren mitgefiebert. Die Auflösung und die Motive der Handelnden waren nachvollziehbar und glaubhaft. Mich hat dieser Titel begeistert und Lust auf mehr gemacht.

Fazit:
Ein im Erzählstil eher ungewöhnlicher Roman, der mich mit Handlung und Figurenzeichnung begeistert hat. Gerne vergebe ich hier die Höchstwertung von fünf Sternen und 100 Punkten und freue mich auf eine Fortsetzung. Selbstverständlich spreche ich eine Leseempfehlung für dieses Meisterwerk aus.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.11.2023
Die Mission des Goldwäschers
Dorweiler, Ralf H.

Die Mission des Goldwäschers


sehr gut

Spannende Abenteuergeschichte

Buchmeinung zu Ralf H. Dorweiler – Die Mission des Goldwäschers

Die Mission des Goldwäschers ist ein Historischer Roman von Ralf H. Dorweiler, der 2023 bei Bastei Entertainment erschienen ist.

Zum Autor:
Ralf H. Dorweiler hat viele Jahre in der Nähe des Rheins gelebt. Aufgewachsen ist er an der Loreley, zum Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft zog es ihn nach Köln. Nach vielen Jahren im Südschwarzwald, wo er als Redakteur bei einer Tageszeitung arbeitete, ist er nun nach Bad Pyrmont in Norddeutschland gezogen. Ralf H. Dorweiler ist verheiratet und Vater eines Sohnes.

Zum Inhalt:
Im Frühjahr 1771 wird Goldwäscher Frieder in die gefährliche Suche nach dem Nibelungenschatz gezogen. Zusammen mit seinen Freunden, einem Buchhändler, dessen sympathischen Tochter und einem Mönch begegnen sie dem Studenten Johann Wolfgang Goethe, lösen Rätsel und müssen um ihr Leben fürchten, denn ein Baron mit seinen Handlangern will den Schatz um jeden Preis für sich gewinnen.

Meine Meinung:
Bei diesem Buch habe ich die lebendige Beschreibung der Figuren genossen und konnte in die Zeit der Handlung eintauchen. Die meisten Figuren sind ganz normale Menschen mit ganz normalen Problemen und Nöten. Frieder und seine Freunde sind Handwerker, aber auch noch junge Burschen auf der Suche nach der großen Liebe. Am Beispiel Frieder erfährt man von der Mühsal der Tätigkeit eines Goldwäschers, der zudem den größten Teil seiner Funde an den Landesherrn abgeben muss. Eher ungewollt werden die Freunde in die Suche nach dem Nibelungenschatz verwickelt. Die Einbettung der historischen Figur Johann Wolfgang Goethe empfand ich als gelungen, ebenso wie die Einschübe über die Nibelungengeschichte. Die Figuren der Schatzsuchertruppe sind durch die Bank komplex mit etlichen Grautönen gezeichnet und bieten Raum für die ein oder andere überraschende Wendung. Ihre Gegenspieler sind dagegen als böse Halunken ohne Skrupel beschrieben. Der Schreibstil ist fesselnd und überzeugt vor allem bei realen Situationen. Bei der Abenteuerhandlung wuchsen die Figuren doch ein wenig zu sehr über sich hinaus. Die Spannungskurve hat mich überzeugt und der Showdown in der Schatzhöhle hatte etwas apokalyptisches. Gefallen hat mir der Abschluss, der noch einige Überraschungen zu bieten hatte.
Lesenswert und informativ sind auch die Anmerkungen des Autors insbesondere zur Figur Goethes.
Auch bei diesem Buch ist Geschichte wieder lebendig geworden. Der Titel hat mich sehr gut unterhalten und mir vergnügliche Lesestunden beschert.

Fazit:
Auch dieser Titel des Autors konnte mich überzeugen und hat mir einige angenehme Lesestunden beschert. Die Figurenzeichnung und der informative Schreibstil sind die Stärken des Werkes während in bei der Handlung noch etwas Luft nach oben sehe. Deshalb bewerte ich das Buch mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 29.10.2023
Der Wolf von Aldgate
Harris, C. S.

Der Wolf von Aldgate


sehr gut

Zu sehr auf die Hauptfigur konzentriert

Buchmeinung zu C. S. Harris – Der Wolf von Aldgate

Der Wolf von Aldgate ist ein Historischer Roman von C. S. Harris, der 2023 im dp Verlag in der Übersetzung von Angelika Lauriel erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet What Darkness Brings und ist 2013 erschienen.

Zum Autor:
C. S. Harris, auch bekannt als Candice Proctor und C. S. Graham, ist die USA-TODAY-Bestsellerautorin von mehr als zwei Dutzend Romanen, darunter die historische Krimi-Bestsellerserie rund um Sebastian St. Cyr. Als ehemalige Akademikerin mit einem Doktortitel in europäischer Geschichte hat Candice einen Großteil ihres Lebens im Ausland verbracht und in Spanien, Griechenland, England, Frankreich, Jordanien und Australien gelebt. Heute wohnt sie zusammen mit ihrem Ehemann, dem pensionierten Armeeoffizier Steven Harris, in New Orleans, Louisiana.

Zum Inhalt:
London, 1812: Russell Yates, der Ehemann von Sebastian St. Cyrs früherer Geliebten Kat Boleyn, wird des Mordes am Diamantenhändler Daniel Eisler beschuldigt. Sebastian beginnt auf Bitte seines Vaters zu ermitteln.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat eigentlich alles, was die vorherigen Bände ausgezeichnet hat und doch hat er mir nicht ganz so gut gefallen. Die Handlung ist gewohnt verwickelt und undurchsichtig, die Figuren sind komplex mit vielen Grautönen gezeichnet, Sebastian gerät in gefährliche Situationen und muss um sein Leben kämpfen. Die Spannung ist hoch und doch steht Sebastian zwischen seiner Frau Hero und seiner Ex-Geliebten Kat Boleyn, für die er immer noch starke Gefühle hat. Beide Frauen wirken lange Zeit ungewohnt passiv. Auch Lord Jarvis, Sebastians Schwiegervater, agiert ungewohnt zurückhaltend. So muss Sebastian den Fall weitgehend alleine lösen und sich auch noch zwischen Kat und Hero entscheiden.
Die historischen Elemente sind wieder eindrucksvoll eingebunden und die Atmosphäre einer Stadt zwischen unglaublichem Reichtum weniger Menschen und der Massenarmut kommt zum Tragen. Der Erzählstil ist flüssig und fesselnd und spiegelt die Konzentration auf die Hauptfigur Sebastian St. Cyr wieder. Gerade diese Konzentration auf die Hauptfigur gefällt mir nicht so gut, weil dadurch die Rollen der üblichen Unterstützer gekürzt werden.

Fazit:
Obwohl mich dieser historische Kriminalroman wieder sehr gut unterhalten hat, erreicht er nicht das Niveau der Vorgänger. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 18.10.2023
Gefährlicher Freispruch / Strafverteidiger Pirlo Bd.3
Bott, Ingo

Gefährlicher Freispruch / Strafverteidiger Pirlo Bd.3


ausgezeichnet

Furioses Finale im Gerichtssaal

Buchmeinung zu Ingo Bott – Pirlo. Gefährlicher Freispruch

Pirlo. Gefährlicher Freispruch ist ein Kriminalroman von Ingo Bott, der 2023 bei Fischer erschienen ist.

Zum Autor:
Ingo Bott lebt in Düsseldorf. Er war erst Partner in einer Wirtschaftskanzlei und hat dann eine Wohnzimmerkanzlei gegründet, die sich zu einer renommierten Kanzlei mit einem großen Team entwickelt hat. Die WirtschaftsWoche listet Ingo Bott als einen der renommiertesten Anwälte im Wirtschaftsstrafrecht und die von ihm gegründete Einheit als Top Kanzlei in den Bereichen Wirtschaftsstrafrecht und Compliance. Ingo Bott hat den Europarat in Strafrechtsfragen vertreten und hält Vorträge im In- und Ausland. Er liebt Sprache und schreibt Romane.

Zum Inhalt:
Am Düsseldorfer Rheinufer geht ein neu eingerichtetes Corona-Testzentrum in Flammen auf und eine Zufallsnutzerin einer neuartigen Coronamaske verstirbt an einem allergischen Schock. Emre Ben Hamid soll die Brandstiftung verübt haben und lässt sich von Pirlo verteidigen.

Meine Meinung:
In diesem Buch stehen verbrecherische Methoden mit Corona Geld zu machen ebenso im Fokus wie die von offizieller Seite gepuschte Vorstellung einer neuartigen Coronamaske. Dazu spielen Beziehungsaspekte zwischen den Familien Pirlos und Ben Hamids eine wesentliche Rolle. Lange Zeit dümpelt der Fall scheinbar vor sich hin, aber als der leitende Staatsanwalt Kontakt zu Pirlo aufnimmt nimmt das Tempo und die Spannung deutlich zu. Die handelnden Figuren sind mit reichlich grauen Flecken gezeichnet und lassen Platz für Überraschungen vielfacher Art. Der Plot erweist sich als verwickelt und komplex. Pirlo wirkt anfänglich deutlich angeschlagen und es liegt an seiner sympathischen Kanzleikollegin, den Laden am Laufen zu halten. Pirlo scheint mehr und mehr in die Enge getrieben zu werden, aber er zeigt sich kämpferisch und entwickelt einen Plan, den der Leser aber nicht kennt. Im Gerichtssaal kommt es zu einem furiosen Showdown, der mich einfach nur begeistert hat. Nebenbei habe ich einiges über das deutsche Gerichtswesen erfahren und welche Rahmenbedingungen vor Gericht gelten.
Da ich den Erzählstil des Autors mag, haben mir auch die anfänglichen umfassend beschriebenen Sequenzen gut gefallen, aber das ist sicher Geschmackssache. Ich habe mich sehr gut unterhalten.

Fazit:
Ein Gerichtskrimi um ein aktuelles Thema, der mit komplexer Handlung und gekonnt gezeichneten Figuren punktet. Die Gerichtsverhandlung ist ein absoluter Höhepunkt. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 13.10.2023
Die Magd des Medicus
Fritz, Astrid

Die Magd des Medicus


gut

Mir fehlte es in weiten Teilen an Handlung

Buchmeinung zu Astrid Fritz – Die Magd des Medicus

Die Magd des Medicus ist ein Historischer Roman von Astrid Fritz, der 2023 bei Rowohlt Taschenbuch erschienen ist.

Zum Autor:
Astrid Fritz studierte Germanistik und Romanistik in München, Avignon und Freiburg. Als Fachredakteurin arbeitete sie anschließend in Darmstadt und Freiburg und verbrachte mit ihrer Familie drei Jahre in Santiago de Chile. Heute lebt Astrid Fritz in der Nähe von Stuttgart.

Zum Inhalt:
Barbara, die Tochter eines Abdeckers, tritt ihren Dienst beim buckligen Stadtarzt Theophrastus an. Sie erlebt sein Aufgehen in der Sache der Medizin, aber auch seine Sturheit im Umgang mit der Obrigkeit. Gemeinsam ziehen sie von Stadt zu Stadt, ohne irgendwo wirklich sesshaft zu werden.

Meine Meinung:
Den Erzählstil der Autorin mag ich sehr, denn sie kann unauffällig viele Informationen im Text unterbringen. Ihre Stärken werden aber erst gegen Ende so richtig deutlich, als Barbara ihre eigenen Interessen verfolgt. Das gesamte Buch wird aus der Sicht der Magd Barbara erzählt. So hatte ich nicht das Gefühl, dem Arzt wirklich nahe zu kommen. Anfänglich erfährt man eine ‚Menge über ihn, aber bei jedem Ortswechsel wiederholt sich die Geschichte. Irgendwann sorgt Paracelsus, wie er sich in seinen Büchern nennt, für Ärger und die Reise geht weiter. Diese Wiederholungen empfand ich eher als ermüdend als fesselnd. Daran ändern auch eingestreute Episoden um Barbara kaum etwas, denn der nächste Ortswechsel kommt bald. Erst als sich Barbara von Paracelsus trennt und eigene Interessen verfolgt, wird die Geschichte deutlich interessanter.
Der Leser merkt, dass die Autorin umfassend und gründlich recherchiert hat, aber durch die Erzählperspektive geht viel verloren. Hängen geblieben ist, dass Paracelsus einen neuen Ansatz verfolgt hat und althergebrachtes Wissen in Frage gestellt hat. Durch seine aufbrausende und störrische Art ist ihm aber zu Lebzeiten kaum Anerkennung zu teil geworden.

Fazit:
Obwohl die Autorin eine begnadete Erzählerin sein kann, hat mir das Buch nur mäßig gefallen, weil es schlicht an frischer Handlung fehlt. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten). Leider kann ich keine Leseempfehlung geben.

Bewertung vom 11.10.2023
Basst scho (eBook, ePUB)
Vögl, Ulrike

Basst scho (eBook, ePUB)


gut

Ein angenehm zu lesender Regionalkrimi mit einer sympathischen Hauptfigur

Buchmeinung zu Ulrike Vögl – Basst scho

Basst scho ist ein Kriminalroman von Ulrike Vögl, der 2023 im dpVerlag erschienen ist.

Zum Autor:
Ulrike Vögl wurde 1976 in Augsburg geboren und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in der Fuggerstadt. Wann immer ihr es möglich ist, verbringt sie viel Zeit in der Natur und bewirtschaftet einen eigenen kleinen Krautgarten. Ihre Leidenschaft für das Schreiben teilt sie mit ihrer Zwillingsschwester, mit der sie gemeinsam den Historienroman Keltensonne geschrieben hat.

Zum Inhalt:
Auch wenn die Kollegin Helena Hansen Urlaub in ihrer norddeutschen Heimat macht, ist es ruhig in Augsburg. KHK Franziska Danner bemerkt in der Nacht in der Nachbarschaft ein brennendes Haus. Sie eilt sofort zur Hilfe, kann aber ihre Freundin Marie nicht mehr helfen. Einzig ihren Hund kann sie retten. Als dann auch noch der Sohn Maries bei einem Autounfall schwer verletzt wird, ist Franzi endgültig auf der Suche nach dem Täter.

Meine Meinung:
Dieser Band ist das zweite Buch der Reihe, das ich gelesen habe. War der Vorgänger noch aus der Sicht der norddeutschen Kommissarin geschrieben, so folgen wir diesmal der einheimischen Kommissarin bei ihren Ermittlungen und lernen ihre Gedanken kennen. Helena Hansen kehrt bald zurück, spielt in diesem Band eher eine Nebenrolle. Franzi ist weitaus emotionaler als ihre Kollegin und trotz fehlender Beweise von einer Brandstiftung überzeugt. Die meisten Figuren sind mit geringer Tiefe gezeichnet und lassen sich schnell nett oder böse zuordnen. Ein bisschen abgemilderter Dialekt sorgt für regionalen Flair und ein junger Zimmermann bringt einen Schuss Romantik ins Spiel. Franzi ist mit ihrer originellen Art und ihrer Tierliebe sehr sympathisch dargestellt. Sie ist hartnäckig, fast schon verbissen, auf Tätersuche und überschreitet auch schon mal Grenzen. Helena ergänzt sie mit ihrer ruhigen und sachlichen Art sehr gut. In die Erzählung sind immer wieder Szenen aus Franzis Privatleben eingebettet. Dadurch kann der Leser sich sehr gut in ihre Gefühls- und Gedankenwelt versetzen. Die Spannung ist lange Zeit moderat, nimmt aber gegen Ende deutlich zu. Der Schreibstil ist angenehm und mit einem Schuss Humor gewürzt. Die Auflösung ist nachvollziehbar und vollständig, auch wenn Franzi recht lange braucht, um die Zusammenhänge zu erkennen. Passend zur Geschichte gibt es am Ende ein sattes Happy End.

Fazit:
Ein angenehm zu lesender Kriminalroman ohne allzu großen Tiefgang, aber mit einer sehr sympathischen Hauptfigur und ordentlich Regionalflair. Gerne bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten) und spreche für die Freunde leichter Kost eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 09.10.2023
Ablage Mord (eBook, ePUB)
Wasner, Simon

Ablage Mord (eBook, ePUB)


gut

Gut erzählt, aber auch voller Gewalt, die nicht mehr lustig ist

Buchmeinung zu Simon Wasner – Ablage Mord

Ablage Mord ist ein Kriminalroman von Simon Wasner, der 2023 bei Piper Spannungsvoll erschienen ist.

Zum Autor:
Simon Wasner wurde 1987 in Karlsruhe geboren und studierte Lehramt in Freiburg im Breisgau, Basel und Rennes. Er unterrichtet Deutsch, Geschichte, Religion und Psychologie. Im Januar 2018 erschien sein Debütroman »Mein Leben und andere Reinfälle«.

Zum Inhalt:
Theo, antriebsloser Mittdreißiger, verbringt seine Zeit mit Spielen im Netz und träumt von einer Profikarriere als Gamer. Als ihm die Enterbung und der Verlust des WLAN-Zugangs droht, muss er für einige Monate einen Job annehmen, ohne gekündigt zu werden. Er beginnt bei einer großen Firma in einem Callcenter.

Meine Meinung:
Die Geschichte wird aus der Sicht Theos erzählt, der zu Beginn recht sympathisch wirkt. Mit der Zeit erweist er sich als Opportunist und verliert Sympathiepunkte. Da er aber in lebensbedrohliche Probleme gerät, habe ich weiter mit ihm gefiebert. Fast alles an dieser Geschichte ist überzogen dargestellt und auf Humor getrimmt. An manchen Stellen habe ich kräftig gelacht, aber manchmal ist mir das Lachen im Halse stecken geblieben. Dem Autor gelingt es, eine zusammenhängende Handlung mit einer gewissen Logik zu basteln. Natürlich sind nahezu alle Figuren total überzogen gezeichnet, wenn es denn komisch wirken könnte. Der Autor hat einen angenehmen Schreibstil, der den Leser durch die Seiten fliegen lässt. Es gibt auch Stellen, die mich nachdenklich gestimmt haben. Leider gab es aber auch etliche Stellen, bei denen unangemessene Gewaltdarstellungen in angeblich lustige Passagen verpackt waren. Auch wenn die Übertreibung deutlich spürbar war, steht sie für einen Humor, der nicht mehr meiner war.

Fazit:
Bei diesem Buch gab es sehr unterhaltsame Passagen, aber auch Darstellungen unangemessener Gewalt, die nichts mehr mit Humor zu tun haben. Ich habe dennoch auf eine Abwertung verzichtet, weil es auch nachdenklich stimmende Elemente gegeben hat. Deshalb bewerte ich das Werk mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).

Bewertung vom 27.09.2023
Die Liebe des Pilgers / Pilger Bd.3
Schier, Petra

Die Liebe des Pilgers / Pilger Bd.3


ausgezeichnet

Ein würdiger Abschluss der Pilger-Reihe

Buchmeinung zu Petra Schier – Die Liebe des Pilgers

„Die Liebe des Pilgers“ ist ein Historischer Roman von Petra Schier, der 2023 bei Harper Collins erschienen ist. Diis ist der abschließende Band der Pilger-Trilogie.

Zum Autor:
Petra Schier, Jahrgang 1978, lebt mit Mann und Hund in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Sie studierte Geschichte und Literatur an der Fernuniversität Hagen, und seit 2003 arbeitet sie als freie Autorin.

Zum Inhalt:
Koblenz 1379: Palmiros Liebe hat ihn verlassen und so stürzt sich Palmiro in den riskanten Ausbau seiner Handelsfirma. Weiterhin droht Palmiro und seiner Umgebung Gefahr durch den Inquisitor Erasmus. Auch im Umfeld der Hauptfiguren ist noch einiges zu tun, sowohl geschäftlich als auch im privaten Bereich.

Meine Meinung:
Auch in diesem Buch ist die Handlung vielschichtig und viele Figuren sind komplex gestaltet. Der Leser erhält einen tiefen Einblick in das Leben der Händler und der Adligen. Neben dem Hauptthema gleichgeschlechtliche Liebe stehen die psychischen Probleme von Conlins Bruder und Benedikts Aufarbeitung seiner Familiengeschichte im Zentrum der Betrachtungen. Auch Inquisitor Erasmus gibt ein Gastspiel. So ist für reichlich Aufregung und Bewegung gesorgt. Vieles entwickelt sich anders, als ich es am Anfang erwartet habe. Das Beziehungsgeflecht um die Koblenzer Manthen-Sippe bleibt komplex, steht aber auch für einen sehr starken Zusammenhalt. Manche mögen ihre Ecken und Kanten haben, aber der positive Grundton ist allen gemein. Die negativen Emotionen kommen von außen, bringen aber Unruhe mit sich. Viele kleine Geschichten, die sich durch mehrere Bände entwickelt haben, werden zu einem Abschluss gebracht. Dabei erfährt der Leser viel über die Gedanken der Beteiligten und die gesellschaftlichen Gepflogenheiten jener Zeit. Etliche historische Details waren neu für mich und haben mich zum Nachdenken gebracht. Am Ende der Geschichte gibt es einen Showdown und ein fast schon überzogenes Happyend.
Durch viele Perspektivwechsel bleibt das Tempo hoch und der Leser kann mit mehr als einer Figur durch die Handlung schlendern.
Es ist Platz für romantische Gefühle und auch für humorvolle Einschübe. Der Schreibstil ist empathisch und die historischen Gegebenheiten sind vorzüglich recherchiert. So gewinnen die Figuren an Leben und laden zum Mitfiebern ein. Die Figuren selbst sind mit vielen Grautönen durchsetzt. Die Handlung ist überaus komplex, doch der rote Faden bleibt erkennbar.

Fazit:
Ein historischer Roman der Spitzenklasse, der mit interessanten Figuren, einer komplexen Handlung und einem ungewohnten Hauptthema punktet. Mich hat dieser Titel bestens unterhalten und deshalb bewerte ich ihn mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung für die Freunde lebendiger Geschichten aus.