Kriminalhauptkommissar Bernd Menkhoff und Alex Seifert stehen vor einem Mehrfamilienhaus in Aachen. Sie gehen einem anonymen Hinweis nach, der sie zu einer Wohnung führt, aus der ein Mädchen verschwunden sein soll. Als sie an der Tür klingeln, stehen sie plötzlich dem Mann gegenüber, den sie vor 15
Jahren des Mordes an einem vierjährigen Mädchen überführt haben, Dr. Joachim Lichner, ein einst…mehrKriminalhauptkommissar Bernd Menkhoff und Alex Seifert stehen vor einem Mehrfamilienhaus in Aachen. Sie gehen einem anonymen Hinweis nach, der sie zu einer Wohnung führt, aus der ein Mädchen verschwunden sein soll. Als sie an der Tür klingeln, stehen sie plötzlich dem Mann gegenüber, den sie vor 15 Jahren des Mordes an einem vierjährigen Mädchen überführt haben, Dr. Joachim Lichner, ein einst angesehener Psychiater.
Der Fall wird immer verzwickter und Kommissar Seifert ist sich nicht mehr sicher, ob damals wirklich der richtige Täter verurteilt wurde, denn die belastende Aussage vor 15 Jahren kam ausgerechnet von Lichners damaligen Lebensgefährtin Nicole Klement, die kurz darauf ein Verhältnis mit seinem Partner Menkhoff einging. Dieser ist zwar mittlerweile verheiratet und Vater einer Tochter, doch das Geheimnis um diese Dame scheint auch nach so lange Zeit nicht gelöst zu sein, denn diese hat den Kontakt zu Dr. Lichner wieder aufgenommen. Kommissar Seifert wird das Gefühl nicht los, damals etwas Wichtiges übersehen zu haben ...
Arno Strobel springt in seinem Roman immer wieder zwischen dem Fall im Jahre 1994 und dem gegenwärtigen Geschehen im Jahre 2009 hin und her. Um möglichst viel Spannung zu erzeugen, sind die Kapitel recht kurz gehalten und für meinen Geschmack waren sie etwas zu kurz. Für mich hatte das in diesem Fall eher den gegenteiligen Effekt. Es hat mich gestört, ständig aus der jeweiligen Handlung so schnell wieder herausgerissen zu werden. Andererseits wären sonst die Parallelen zu den beiden Fällen vielleicht nicht so deutlich aufgezeigt worden.
Der Schreibstil ist flüssig und mitreißend und es fiel mir schwer das Buch zwischenzeitlich aus der Hand zu legen, denn der Autor versteht sich sehr gut darauf, den Leser zu verunsichern, was seine Figuren angeht. Sie sind so gut beschrieben, dass man denkt, sich ein gutes Bild von ihnen gemacht zu haben, nur um dann festzustellen, dass man seine Meinung wieder revidieren muss. Und das ist genau das, was ich an Psychothrillern so liebe. Arno Strobel ist ein Meister seines Fachs. Allerdings gibt es die eine oder andere Kleinigkeit, die mich stört und an der er noch ein bisschen feilen könnte, um NOCH überzeugender zu werden.
Kommissare, die ihrer Frau zu Hause bis ins kleinste Detail über die laufenden Ermittlungen berichten, kommen nicht so glaubwürdig rüber. Oder der etwas zu überladene Schluss, wo wieder ganz tief in der "Klischeekiste"gewühlt worden ist. Und für einen gelungenen Abschluss wird alles wieder passend zurecht geschrieben. Bitte etwas weniger Dramatik und dafür überzeugendere Szenen, die der Geschichte auch gerecht werden. Ein guter Psychothriller braucht kein übertriebenes Crescendo, sondern überzeugt durch die leisen Töne - so wie Arno Strobel es eigentlich auf den vorherigen 300 Seiten bereits bewiesen hat.
"Das Wesen" ist ein spannender und überzeugender Thriller, der mit ein paar Kinderkrankheiten zu kämpfen hat, die nicht weiter schlimm sind und eine Empfehlung meinerseits nicht beeinträchtigen. Die beiden Ermittler sind so sympathisch, dass ich mir vorstellen könnte, ihnen auch in weiteren Romanen von Arno Strobel zu begegnen.