Meinung:
Nach einem kurzen, wenn auch übertrieben dargestellten, Elternabend wurde ich mit der überzogenen, aber dennoch schockierenden Realität konfrontiert:
Wenn du ein Kind hast, gibt es dich nicht mehr. Nicht nur, dass sich kein fremdes männliches Exemplar vor lauter übrig gebliebener
Schwangerschaftskilos und den Zeugen schlafloser Nächte, auch Tränensäcke genannt, mehr traut, dir auf…mehrMeinung:
Nach einem kurzen, wenn auch übertrieben dargestellten, Elternabend wurde ich mit der überzogenen, aber dennoch schockierenden Realität konfrontiert:
Wenn du ein Kind hast, gibt es dich nicht mehr. Nicht nur, dass sich kein fremdes männliches Exemplar vor lauter übrig gebliebener Schwangerschaftskilos und den Zeugen schlafloser Nächte, auch Tränensäcke genannt, mehr traut, dir auf offener Straße hinterherzuschauen...
Nein, du als Person existierst nicht mehr. Erst redest du selbst in dritter Person von dir ("Mama hat dich lieb."), dann nennt dich auch der Rest der Familie, inkl. Ehemann nur noch „Mama“. In letzter Stufe übernehmen auch völlig fremde Menschen auf der Straße diesen Namen. Menschen, die nur den Mini-Menschen im Kinderwagen ansprechen, aber die Antwort von dir erwarten.
Welche Mama kennt das nicht. Die Vorstellung einer völlig entspannten Mutter, die im Café sitzt und mit Säugling und Freundinnen ihre Tage ansprechend und niveauvoll gestaltet… WUNSCHTRÄUME!
Das musste auch die Ich-erzählende Autorin Benni-Mama schon sehr früh lernen. Der wirkliche Albtraum für sie begann aber mit der Suche nach einem Kinderbetreuungsplatz, um sich selbst neben Kindermanagement auch ihrer Karriere oder zumindest dem Verdienst von eigenem Geld zu widmen.
Ich hoffe für alle Mütter mit dem Wunsch, vor dem dritten Geburtstag ihres Kindes wieder in den Job zurückzukehren, dass die von Benni-Mama erzählte Odyssee überdramatisiert wurde. Von Bestechung, Jammern, Betteln und Anpreisen nicht-vorhandener Fähigkeiten ist hier die Rede – aber alles sinnlos, wie uns die Autorin erklärt. Was der Kita-Platz mit Tampons zu tun hat, müsst ihr aber selbst nachlesen.
Benni-Mama landet in einem Kinderladen, einem von einer Elterninitiative gegründeten Verein, der zwei Erzieherinnen angestellt hat, die unterschiedlicher nicht sein könnten und ansonsten komplett von den Eltern „organisiert“ wird.
Dies bringt die unterschiedlichen Charaktere zum Vorschein. Sei es die Kümmer-Mutti Therese-Mama, die sich für keinen Dienst zu schade ist oder die hochengagierte Gesundheitsfanatikerin Bio-Bärbel, die alle mit ihren Essensplänen zum Wahnsinn treibt.
Der Schreibstil von Benni-Mama strotzt nur so vor Humor und Sarkasmus, im ersten Moment so völlig abstrusen Situationen, die aber eigentlich alle schon – zumindest vom Hörensagen – vorgekommen sind. Läuse, Gerüchte, Intrigen… Pädagogische Konzepte und englische Frühförderung, Kindergeburtstagswettrüsten und Windpockenpartys und natürlich der Alltime-Classic: Fernsehen. In diesem Buch gibt es nichts, was nicht besprochen und debattiert, über das gelacht und gekichert werden darf. Ich hätte unendlich viele Zitate, die aber aus dem jeweiligen Kapitel herausgerissen nicht mehr die besondere Art des Humors transportieren, den „Große Ärsche auf kleinen Stühlen“ bietet. Klarer Fall von: Man muss dabei gewesen sein!
Aber so lustig Titel und die überspitzte, sarkastische Art der Autorin auch sein mögen… Wer Kinder hat, wurde mindestens mit einem der behandelten „Probleme“ bereits konfrontiert, erkennt sich vielleicht selbst in Benni-Mama oder zu Teilen in anderen Charakteren wieder. Auf humorvolle Art den Spiegel vorgehalten zu bekommen und maßgeregelt oder auf gewisse Dinge aufmerksam gemacht zu werden, kann sogar Spaß machen.
Ich freue mich schon darauf, wenn Ben in die Schule kommt. Denn eins kann ich Benni-Mama versprechen: Mit der Einschulung hören die Probleme nicht auf!
Urteil:
Ich habe „Große Ärsche auf kleinen Stühlen“ in vollen Zügen genossen, mich vor Lachen gekringelt, wobei das Thema aufgrund des Wahrheitsgehalts eigentlich zum Heulen wäre. Manchen Eltern würde man die Lektüre am liebsten sofort in die Hand drücken und hoffen, dass sie sich selbst darin finden… Denn wer kennt sie nicht, die Bio-Bärbels und die Kümmermuttis? Volle 5 Bücher für diesen ganz speziellen „Erziehungsratgeber“.
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