Immer ist's "Unguad", wenn ein Mensch das Altenheim Sonnenhügel in Kirchmünster auf plötzliche Weise verläßt - denn hier ist nun einmal die letzte Station, bevor man aus Altersgründen noch einen Ortswechsel vornehmen muss.
Was hier aber der Pflegerin Elvira Böhm zustößt, sprengt den Rahmen des
normalen "Dahinscheidens".
Karin Schneider, die Tochter des Ehepaares Magdalena und Tibor von…mehrImmer ist's "Unguad", wenn ein Mensch das Altenheim Sonnenhügel in Kirchmünster auf plötzliche Weise verläßt - denn hier ist nun einmal die letzte Station, bevor man aus Altersgründen noch einen Ortswechsel vornehmen muss.
Was hier aber der Pflegerin Elvira Böhm zustößt, sprengt den Rahmen des normalen "Dahinscheidens".
Karin Schneider, die Tochter des Ehepaares Magdalena und Tibor von Markovics, die im Sonnenhügel leben, findet keine Vase für den Geburtstagsstrauss ihres Vaters in der Abstellkammer der Station sondern die ziemlich übel aussehende, fliederfarben gekleidete Leiche Elviras, die ein Öffnen der Tür erheblich behindert, so als wolle sie ihr Versteck nicht gern preisgeben.
Karin macht die Ermittlungen zu ihrer persönlichen Sache, obwohl diese bei der Polizei unfraglich in guten Händen ist. Kommissarin Kristina Langenscheidt und Kommissar Hans Braun recherchieren tadellos in diesem Todesfall, um die Frage nach Unfall oder Mord befriedigend aufklären zu können.
Eine Vielzahl von Personen hat natürlich Zugang zur Seniorenresidenz, seien es die Krankenschwestern Sieglinde Schönhuber und Kerstin Schmalhofer oder die Pflegediensttuenden Adam Hecker und Heidemarie Wieland, die ein weit zurückliegendes Geheimnis umgibt.
Wer hatte ein Motiv, Elvira aus dem Weg zu räumen? Einige rüstige Heimbewohner, wie Tibor Markowics Freund Béla Szabó, erscheinen auch verdächtig, da Elvira Böhm sich nicht viele Freunde unter den Patienten gemacht hatte.
Oder ist es womöglich Schwester Marion Bauer, die ebenfalls Dienst im Sonnenhügel leistet und Karin sowieso einige Kopfschmerzen bereitet, weil sie sich heimlich mit Karins Mann, Dr. Martin Schneider, trifft?
So hat denn Karin Schneider den Kopf voller Probleme, die auf Lösungen warten - ein gerütteltes Maß an Arbeit - trotz Hilfe ihrer Freundin Isabel, deren Bilder gerade jetzt eine Ausstellung schmücken, die sich originellerweise "KUSS" (Kunst im Schloss) nennt und in den alten Mauern des Schlosses präsentiert wird.
Dass für Karin die Gänge unter diesen Räumen noch einmal grauenhafte Realität werden, hat allerdings überhaupt nichts mit Isabels Bildern zu tun.
Ingrid Werner hat hier einen soliden, gut geschriebenen Krimi abgeliefert, dem sie ein originelles Thema als Basis gegeben hat.
Die niederbayrische Mentalität ist "guad" getroffen, die Gegend des romantischen Rottals anschaulich geschildert, so als säße man selbst in einer der Auen am Ufer und schaute den Wellen zu.
Auch die Protagonisten sind detailliert gezeichnet und entsprechen den Rollen, zu denen sie im Roman auserkoren wurden. Die Atmosphäre in der sie agieren, passt schon.
Allerdings fehlt trotz aller für einen ordentlichen Krimi erforderlichen Punkte, welche die Autorin beachtet hat, der gewisse Pep, eine Portion Spannung und - auf das ganze Buch gesehen - ein paar Überraschungsmomente.
Die Geschichte plätschert so unaufgeregt dahin wie die Rott an ihren seichtesten Stellen, der Spannungsbogen hat den totalen Durchhänger, und der Leser erlebt ihn nur in Form eines flash-lights von Seite 207 - 229.
Einem Kriminalroman, der ausschließlich mit blutroten Facetten zu arbeiten vermag, würde ich ein hohes Defizit bescheinigen, aber das hier ist ein bisschen zu geruhsam für eine "mörderische Story" - selbst in einem Altenheim und im beschaulichen Niederbayern.
Schad' ist's !