Dass sie eine Hexe ist weiß Diana seit sie denken kann. Aber fast genau so lange, nämlich seit dem gewaltsamen Tod ihrer Eltern als sie sieben Jahre alt war, versucht sie, die Magie aus ihrem Leben zu verdrängen. Sie ist durch und durch Wissenschaftlerin. Aber als ihr in der Bodleian Library in
Oxford ein verschollen geglaubtes Manuskript in die Hände fällt auf dem irgendeine Art von Zauber zu…mehrDass sie eine Hexe ist weiß Diana seit sie denken kann. Aber fast genau so lange, nämlich seit dem gewaltsamen Tod ihrer Eltern als sie sieben Jahre alt war, versucht sie, die Magie aus ihrem Leben zu verdrängen. Sie ist durch und durch Wissenschaftlerin. Aber als ihr in der Bodleian Library in Oxford ein verschollen geglaubtes Manuskript in die Hände fällt auf dem irgendeine Art von Zauber zu liegen scheint, wird immer deutlicher, dass sie sich früher oder später ihrer Herkunft stellen muss. Wobei… besser früher als später, denn plötzlich ist sie von Wesen umgeben, die es aus irgendeinem Grund auf sie und dieses mysteriöse Manuskript abgesehen haben. Kann Diana dem uralten Vampir Matthew Clairmont trauen, als er ihr seine Hilfe anbietet? Bald schon beherrscht nicht nur die Magie Dianas Leben, sondern auch die Liebe zu einem Mann, der bereits auf Kreuzzügen gekämpft, mit Marlowe gespeist und mit Darwin gefachsimpelt hat …
Deborah Harkness hat es geschafft mich absolut zu begeistern. Ja, es ist ein Vampirroman. Aber ich schwöre, so einen Vampirroman haben Sie noch nie gelesen. Unglaublich intelligent geht sie das Thema an und schafft es so, hinter der Fassade eines Mystery-Schmökers einen Roman zu verstecken, der seinesgleichen sucht.
Sie nimmt sich Zeit, ist stellenweise regelrecht detailverliebt, lässt ihrer Liebe zu Geschichte, gutem Wein und Literatur viel Raum und füllt die Seiten, die man bei anderen Autoren vielleicht als Längen bezeichnen würde, mit so viel Schönheit, literarischen Schätzen und olfaktorischen Genüssen, dass man gar nicht genug davon bekommen kann. Bei Dianas Streifzügen durch die verschiedenen Bibliotheken schnappt man ungläubig nach Luft, wenn sie eine kostbare Erstausgabe nach der anderen aufstöbert und vergisst völlig, dass man sich nicht in der Realität, sondern in den Fängen einer hervorragenden Geschichtenerzählerin befindet, die es versteht, den Leser in ihr verlockendes Spinnennetz aus bibliophilen Schätzen, Romantik und Spannung zu locken.
Die Charaktere sind von Anfang an stark und bilden in Verbindung mit den wundervollen Schauplätzen binnen kürzester Zeit einen so vertrauten Ort, dass man sich gar nicht mehr losreißen kann. Deborah Harkness verfügt über ein fundamentales Wissen über Alchemie und die Geschichte der Hexerei aus dem sie das Gerüst ihres romantischen und gleichzeitig vor Magie sprühenden Romans erbaut und so zu keinem Zeitpunkt Zweifel an der Kraft ihrer Story aufkommen lässt.
Bei aller Liebe zum Detail und zu historischer Authentizität vergisst sie aber auch die Spannung nicht und sorgt mit vielen unerwarteten Wendungen und heiklen Situationen für fesselnden Lesegenuss.
“Die Seelen der Nacht” hat mich unendlich begeistert und ich bin glücklich zu wissen, dass dieser Roman nur der Auftakt einer Trilogie ist und ich mich nicht für immer von Diana und Matthew verabschieden muss. Band zwei wird voraussichtlich im Sommer 2012 unter dem Titel “Shadow of Night” erscheinen und ist dann hoffentlich spätestens Ende des Jahres auch in deutscher Übersetzung zu haben. Ich jedenfalls kann es kaum erwarten.
Zitate:
“Als Wissenschaftler kann ich dir versichern, Diana, dass es so etwas wie Normalität nicht gibt.” Auf einmal klang er gar nicht mehr vorsichtig und sanft. “Normalität ist eine Fiktion – ein Märchen – , das sich die Menschen gegenseitig erzählen, um sich besser zu fühlen, wenn sie sich den unbestreitbaren Beweisen gegenübersehen, dass das meiste, was passiert, ganz und gar nicht “normal” ist.” (Seite 130)
“Und nichts ist so mächtig wie die menschliche Angst – keine Magie, keine Vampirkräfte. Nichts.” (Seite 133)
Das All Souls College war ein spätgotisches Meisterwerk und ähnelte mit seinen luftigen Spitztürmen und dem fein ziselierten Mauerwerk dem unehelichen Balg eines gotischen Domes mit einer Hochzeitstorte. (Seite 240)