Weniger Kriminalfall, mehr psychologisches Porträt
Im vergangenen Jahr hatte ich bereits das Vergnügen, den dritten Band der Reihe zu lesen (obwohl ich erst zum Ende des Buches gerafft habe, dass es davor schon zwei Bände gibt). Umso schöner, dass ich nun auch den ersten Band im Rahmen einer
Leserunde bekommen habe und mich auf die Spur von Fionas Ursprüngen begeben durfte. Denn die haben es in…mehrWeniger Kriminalfall, mehr psychologisches Porträt
Im vergangenen Jahr hatte ich bereits das Vergnügen, den dritten Band der Reihe zu lesen (obwohl ich erst zum Ende des Buches gerafft habe, dass es davor schon zwei Bände gibt). Umso schöner, dass ich nun auch den ersten Band im Rahmen einer Leserunde bekommen habe und mich auf die Spur von Fionas Ursprüngen begeben durfte. Denn die haben es in sich.
Schon auf den ersten Seiten wird klar, dass mit dieser Protagonistin etwas nicht stimmt. Sie scheint sozial abgeschottet, trägt gefühlt eine Million merkwürdige Marotten mit sich herum und hat irgendwie ein Problem, Gefühle zu erkenne und richtig einzuordnen - sowohl bei sich als auch bei anderen. Ach ja, einen Mord und den dazugehörigen Kriminalfall gibt es natürlich auch noch, doch der steht gar nicht so sehr im Mittelpunkt. Harry Bingham ist wirklich gut darin, den Leser in einen ähnlichen Zwiespalt wie seine Figur zu versetzen. Auf der einen Seite empfindet er Sympathie für Fiona, auf der anderen Seite wird man immer wieder von ihrem Verhalten abgestoßen. Ständig schwankt man zwischen Nähe und Distanz, genauso wie Fiona in Kontakt mit anderen Menschen auch. Überbrückt wird das Ganze von beißend sarkastischen Bemerkungen, mit denen Fiona ihr eigenes vermeintliches soziales Unvermögen kommentiert. Und das zu lesen, lässt einen mehr als einmal in sich hineinschmunzeln. Dabei lässt Fionas verzweifeltes Streben nach „Normalität“ die Frage aufkommen, was das denn überhaupt heißt und wer denn die „Norm“ vorgibt.
Dennoch werden einige Leser mit dieser Protagonistin kämpfen, denn das Rätsel um ihr seltsames Verhalten steht genauso im Mittelpunkt, wie es der Kriminalfall tut. Meist hält sich das in der Waage, droht allerdings jederzeit zugunsten Fionas Psyche zu kippen. Für alle, die atemlose Spannung erwarten, sind die Abenteuer von Harry Binghams Heldin wahrscheinlich nichts.
Fazit: Kleine Schwächen hat der Krimi für mich vor allem in der Logik bestimmter Umstände und das Ende ist mir zu sehr mit der heißen Nadel gestrickt und baut maßgeblich auf Zufall sowie Glück auf. Aber insgesamt bin ich ein Fan dieser verschrobenen Heldin und werde sicher auch noch die weiteren Teile lesen. Daher gibt es souveräne vier Sterne.