Kennt ihr das? Ihr schlagt ein Buch auf und schon nach wenigen Sätzen verschwindet die Realität um euch herum und ihr steckt felsenfest in der Geschichte. Nehmt mit allen Sinnen die Szenerie wahr, betrachtet die Umgebung, seht die Protagonisten, lasst euch von der Stimmung einfangen und erschnuppert
selbst den Geruch – hier ist es der wunderbare Duft der Bücher, denn wir befinden uns am Cecil…mehrKennt ihr das? Ihr schlagt ein Buch auf und schon nach wenigen Sätzen verschwindet die Realität um euch herum und ihr steckt felsenfest in der Geschichte. Nehmt mit allen Sinnen die Szenerie wahr, betrachtet die Umgebung, seht die Protagonisten, lasst euch von der Stimmung einfangen und erschnuppert selbst den Geruch – hier ist es der wunderbare Duft der Bücher, denn wir befinden uns am Cecil Court in der Straße der Buchhandlungen.
Schon im Anfangskapitel steckt mehr Leben als in so manch ganzem Buch. Die Atmosphäre ummantelt mich und ich nutze „Der Pakt der Bücher“ als Sprungbuch mitten hinein ins Geschehen, um Mercy, Tempest und Philander so wie bereits in „Die Spur der Bücher“ geschehen, bei ihren Abenteuern zu begleiten. Unterstützung können sie gut gebrauchen, denn in diesem vorläufig letzten Roman aus der bibliomantischen Welt hat der Autor alle Register gezogen. Die Handlung setzt nahtlos am ersten Teils des Prequels zu „Die Seiten der Welt“ an. Mercys Aufgabe lautet nach wie vor, Sedgwick das letzte Kapitel des Flaschenpostbuchs auszuhändigen. Sie zögert, wird jedoch mit zwingenden Argumenten dazu gebracht, ihren Auftrag zu erfüllen. Leider muss sie erfahren, dass dieser damit noch nicht ganz erledigt ist. Ich war ebenso entsetzt wie sie, welch weiten Kreise die Macht des vollständigen Flaschenpostbuchs nach sich ziehen sollte und hoffte sehr auf einen Ausweg für Mercy, der aber wie die Quadratur des Kreises anmutete.
Dies ist jedoch nicht das einzige Problem, mit dem Mercy und ihre Freunde zu kämpfen haben. Kai Meyer versteht es mal wieder, seine Protagonisten, Schauplätze und überbordende Phantasie zu einem Meisterwerk zu verwirbeln, das mit Überraschungen gespickt ist. Er verliert nie den Überblick – ich konnte ebenfalls jederzeit gut folgen -, auch wenn er an manchen Stellen dem Leser einiges abverlangt, um den Kern der Sache, die dem Flaschenpostbuch zugrunde liegt, zu erfassen und die sich daraus ergebende Handlung mit all ihren Folgen zu begreifen. Mit dieser Idee dürfte er bei Fantasy-Fans offene Türen einrennen, denn davon, was Sedgwick möglich macht, träumt so mancher Leser insgeheim – ich tue es auf jeden Fall!
Zudem überrascht Kai Meyer mit einigen philosophisch angehauchten Passagen, die diesem klug konstruierten und umgesetzten Roman beste Unterhaltung mit Tiefgang bescheren. Auch das gefällt mir gut, denn der Autor pickt sich genau das Thema heraus, das mir selbst schon seit längerer Zeit zunehmend im Kopf herumtanzt. Welches das genau ist, auch das verrate ich hier und jetzt natürlich nicht!
Die Protagonisten treten lebendig und intensiv auf, manchmal glaubte ich, sie neben mir zu haben. Ebenso vermeintlich greifbar sind die Kulissen erschaffen. Ich hatte während vieler Szenen ganz konkrete Bilder im Kopf, die mir zeigten, wie beispielsweise die Gebäude oder auch das magische Luftschiff, das mitsamt seiner Fahrerin eine nicht unerhebliche Rolle im Roman spielt, aussehen. Die detaillierten Beschreibungen schaffen zudem eine unglaublich intensive Atmosphäre, was möglicherweise auch daraus resultiert, dass Kai Meyer aus einem sehr großen Wortschatz schöpft, was die Varietät seiner Ideen gut unterstreicht.
„Der Pakt der Bücher“ ist großartige Fantasy, die sehr zu meiner Freude – ich bin ein begeisterter Krimileser – mit vielen Spannungssequenzen gespickt ist. Zusätzlich zu Mercys peinvoller Aufgabe, die mit ihren vielfältigen Verknüpfungen allein schon spannend genug wäre, baut Kai Meyer mit einem geschickten Schachzug eine Brücke zur großen Weltliteratur und holt sie somit hinein in das Geschehen dieses Romans, woraus sich ein weiterer Spannungskern ergibt.
Nicht zuletzt gefällt mir sehr gut, dass der Autor die Inhalte seiner früheren Bücher aus der Welt der Bibliomantik immer wieder gekonnt einfließen lässt und auch liebgewonnenen „alten Bekannten“ Auftritte gewährt.