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Irve
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O-E

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Insgesamt 25 Bewertungen
Bewertung vom 20.02.2019
Mein Ein und Alles
Tallent, Gabriel

Mein Ein und Alles


sehr gut

Turtle heißt eigentlich Julia, aber mit diesem Namen kann sie sich nur äußerst selten identifizieren. Turtle passt viel besser. Denn die Umstände, denen Julia ausgesetzt ist, lässt sie ganz oft wie eine Schildkröte agieren. Kopf einziehen und unter dem Schutzpanzer verstecken. Und der hat im Leben der erst Vierzehnjährigen schon riesige Ausmaße angenommen.
Ihr Vater liebt sie – und behandelt sie wie ein Stück Dreck.
Sie hat grenzenloses Verständnis – und ein fast tödliches Verlangen nach ihm.
Aber durch eine Fügung des Schicksals entdeckt sie ein Leben außerhalb des väterlichen Einzugskreises – und wächst daran.
Der Vater ist in sich, seinen verqueren, zerstörerischen Empfindungen gefangen und in seiner kompromisslosen Art zu einer Anpassung an die neuen Gegebenheiten nicht fähig.
Er kann sich nicht entwickeln – sie schon!
Ich glaube, ich habe in den letzten Jahren kein Buch gelesen, dass mich gleichermaßen derart verstört und fasziniert hat. Wenn man erlebt, wie der Vater seine Tochter unter dem Deckmantel der Liebe behandelt, könnte man schreien vor Wut und Entsetzen. Dabei liebt er sie im grundlegenden Kern tatsächlich. Jedoch verschmilzt diese Empfindung jedoch zunehmend mit einem grässlichen Besitzwahn und verleiht Turtles Erzeuger eine grässliche Fratze, der ich immer weniger ins literarische Gesicht sehen konnte und wollte. Ich hatte Angst. Um Turtle in dieser glücklicherweise fiktiven Geschichte, aber noch viel mehr um all diejenigen Schutzbefohlenen, die in der realen Welt zwar nicht exakt diesen, aber vielfältigen anderen Willkürlichkeiten ihrer „liebenden“ Verantwortlichen ausgesetzt sind. Und es oft nicht schaffen, diesem Teufelskreis zu entkommen. Weder physisch noch physisch.
Turtle jedoch macht Mut und gibt Hoffnung, denn sie entwickelt sich grandios – und sehr nachvollziehbar. „Was mich nicht tötet, macht mich stärker.“ Dieser Satz passt perfekt zu dem besonnenen, mehr als starken Mädchen. Sie weiß genau, wann sie sich wie zu verhalten hat, wann sie was auszuhalten hat und wann der Punkt erreicht ist, an dem sie umdenken muss. Zu ihrem eigenen Schutz, aber auch zu dem des Vaters – wenn auch in einer sehr abstrakten Form.
„Mein Ein und Alles“ ist sicherlich ein Roman, der in seiner Dramatik und seinem großen Reichtum an Kontrasten polarisiert. Der Autor geht bis an die Grenzen des Erträglichen, manchmal auch ein Stück darüber hinaus. Die Charaktere, allen voran Turtle und ihr Vater, sind intensiv ausgearbeitet, er holt das letzte aus seinen Figuren heraus. Auch die Handlung reizt er bis auf das Äußerste aus. Und er bleibt auch beim Erzählstil seiner extremen Linie treu, setzt der puristischen Brutalität und ihren abartigen, schockierenden Momenten das genaue Gegenteil gegenüber. Die Zartheit und Weite der Natur, die Schönheit des Lebens, und die positive Kraft, die in allem steckt. Und in jedem. Wenn diese Kraft geweckt wird und man ihr nachgibt, so wie Turtle, muss nicht alles verloren sein.
Was macht einen Menschen aus?
Wie viel Menschlichkeit steckt naturgegeben in jedem von uns?
Kann diese Menschlichkeit abgetötet werden oder lediglich betäubt?
Welche Rolle spielen Umgang und Gewohnheit?
Kann der Verstand die instinktiven Empfindungen besiegen?
Man weiß zu keinem Zeitpunkt, wie sich die Geschichte entwickeln wird. Auch wenn man die Charaktere grundsätzlich gut einzuschätzen weiß, sind sie immer wieder für Überraschungen und unerwartete Wenden gut, sodass der Roman bis zur letzten Seite spannend bleibt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.09.2018
Der Pakt der Bücher
Meyer, Kai

Der Pakt der Bücher


ausgezeichnet

Kennt ihr das? Ihr schlagt ein Buch auf und schon nach wenigen Sätzen verschwindet die Realität um euch herum und ihr steckt felsenfest in der Geschichte. Nehmt mit allen Sinnen die Szenerie wahr, betrachtet die Umgebung, seht die Protagonisten, lasst euch von der Stimmung einfangen und erschnuppert selbst den Geruch – hier ist es der wunderbare Duft der Bücher, denn wir befinden uns am Cecil Court in der Straße der Buchhandlungen.
Schon im Anfangskapitel steckt mehr Leben als in so manch ganzem Buch. Die Atmosphäre ummantelt mich und ich nutze „Der Pakt der Bücher“ als Sprungbuch mitten hinein ins Geschehen, um Mercy, Tempest und Philander so wie bereits in „Die Spur der Bücher“ geschehen, bei ihren Abenteuern zu begleiten. Unterstützung können sie gut gebrauchen, denn in diesem vorläufig letzten Roman aus der bibliomantischen Welt hat der Autor alle Register gezogen. Die Handlung setzt nahtlos am ersten Teils des Prequels zu „Die Seiten der Welt“ an. Mercys Aufgabe lautet nach wie vor, Sedgwick das letzte Kapitel des Flaschenpostbuchs auszuhändigen. Sie zögert, wird jedoch mit zwingenden Argumenten dazu gebracht, ihren Auftrag zu erfüllen. Leider muss sie erfahren, dass dieser damit noch nicht ganz erledigt ist. Ich war ebenso entsetzt wie sie, welch weiten Kreise die Macht des vollständigen Flaschenpostbuchs nach sich ziehen sollte und hoffte sehr auf einen Ausweg für Mercy, der aber wie die Quadratur des Kreises anmutete.
Dies ist jedoch nicht das einzige Problem, mit dem Mercy und ihre Freunde zu kämpfen haben. Kai Meyer versteht es mal wieder, seine Protagonisten, Schauplätze und überbordende Phantasie zu einem Meisterwerk zu verwirbeln, das mit Überraschungen gespickt ist. Er verliert nie den Überblick – ich konnte ebenfalls jederzeit gut folgen -, auch wenn er an manchen Stellen dem Leser einiges abverlangt, um den Kern der Sache, die dem Flaschenpostbuch zugrunde liegt, zu erfassen und die sich daraus ergebende Handlung mit all ihren Folgen zu begreifen. Mit dieser Idee dürfte er bei Fantasy-Fans offene Türen einrennen, denn davon, was Sedgwick möglich macht, träumt so mancher Leser insgeheim – ich tue es auf jeden Fall!
Zudem überrascht Kai Meyer mit einigen philosophisch angehauchten Passagen, die diesem klug konstruierten und umgesetzten Roman beste Unterhaltung mit Tiefgang bescheren. Auch das gefällt mir gut, denn der Autor pickt sich genau das Thema heraus, das mir selbst schon seit längerer Zeit zunehmend im Kopf herumtanzt. Welches das genau ist, auch das verrate ich hier und jetzt natürlich nicht!
Die Protagonisten treten lebendig und intensiv auf, manchmal glaubte ich, sie neben mir zu haben. Ebenso vermeintlich greifbar sind die Kulissen erschaffen. Ich hatte während vieler Szenen ganz konkrete Bilder im Kopf, die mir zeigten, wie beispielsweise die Gebäude oder auch das magische Luftschiff, das mitsamt seiner Fahrerin eine nicht unerhebliche Rolle im Roman spielt, aussehen. Die detaillierten Beschreibungen schaffen zudem eine unglaublich intensive Atmosphäre, was möglicherweise auch daraus resultiert, dass Kai Meyer aus einem sehr großen Wortschatz schöpft, was die Varietät seiner Ideen gut unterstreicht.
„Der Pakt der Bücher“ ist großartige Fantasy, die sehr zu meiner Freude – ich bin ein begeisterter Krimileser – mit vielen Spannungssequenzen gespickt ist. Zusätzlich zu Mercys peinvoller Aufgabe, die mit ihren vielfältigen Verknüpfungen allein schon spannend genug wäre, baut Kai Meyer mit einem geschickten Schachzug eine Brücke zur großen Weltliteratur und holt sie somit hinein in das Geschehen dieses Romans, woraus sich ein weiterer Spannungskern ergibt.
Nicht zuletzt gefällt mir sehr gut, dass der Autor die Inhalte seiner früheren Bücher aus der Welt der Bibliomantik immer wieder gekonnt einfließen lässt und auch liebgewonnenen „alten Bekannten“ Auftritte gewährt.

Bewertung vom 03.09.2018
Der Schatten
Raabe, Melanie

Der Schatten


weniger gut

„Ich habe das Gefühl, mit den ersten Worten in ein klebriges Spinnennetz getreten zu sein. Das Entkommen wird schwer, ich tappe noch im Dunkeln - aber so was von - über das Wieso, Weshalb, Warum. Bin mir sicher, es werden noch einige Geheimnisse zu lüften sein. Norah mag ich bisher nicht, was mich irgendwie noch neugieriger werden lässt.
Es ist auch irgendwie so unheimlich zwischendurch...“

Dieses gefesselte Gefühl verließ mich leider nach und nach. Die Klebkraft des Spinnennetzes ließ nach und meine Begeisterung schwand leider mehr und mehr. Vor allem lag dies an der immer unglaubwürdiger empfunden konstruierten Geschichte, denn die entpuppte sich im Nachhinein als sehr hanebüchen. Da wir uns nicht in der Realität sondern in einem fiktiven Werk bewegen, ist das jedoch kein wirkliches Problem, aber eben nicht so meins. Die Autorin hat beim Plot mit all seinen vielen Wenden und neuen Erkenntnissen, die weitere Handlungen nach sich zogen, ihre Kreativität voll ausgespielt.

Mir persönlich war es vor allem zum Schluss zu viel des Guten. Schon nach knapp der Hälfte kann man sich denken, wie sich die Geschichte im Großen und Ganzen entwickeln wird, daher waren die raffinierten Kniffe, die den langen Showdown bildeten, keine wirkliche Überraschung für mich. Andere Leser mögen das aber durchaus anders empfinden.

Die Figuren konnten bei mir zwar charakterlich nicht punkten, überzeugten aber andererseits durch ihre intensive, authentische Ausarbeitung. Hin und wieder gab es einige Spitzen in Richtung unserer Gesellschaft, was prinzipiell gut ist, aber ob man es in einem Thriller mag, ist sicherlich Geschmackssache. Ebenso wie dieser eigensinnige Plot. Er war mir durch die vielen Wenden und nachgelagerten Handlungen zu überladen, zudem zu vorhersehbar. Wer aber in eine andere Richtung vermutet, wird durchaus beim Lesen oder Hören Spannung und Überraschungen empfinden können.

Was mir gut gefallen hat, ist die sprachliche Umsetzung. Die Formulierungen, die Stimmungen erzeugen oder die Atmosphäre stützen, die teils intensiven Einblicke in Charaktere und Geschehnisse, die einen das Gelesene sehr intensiv erleben lassen, sind überzeugend. Dadurch, dass sehr langsam erzählt wird und es vermeintlich unspektakulär vorangeht, muss man nicht mit Höchstkonzentration an „Der Schatten“ herangehen, und läuft dennoch nicht Gefahr, etwas Wesentliches zu verpassen.

Bewertung vom 17.05.2018
The Woman in the Window - Was hat sie wirklich gesehen?
Finn, A. J.

The Woman in the Window - Was hat sie wirklich gesehen?


ausgezeichnet

Olivia lebt nach einem Unfall, der eine psychische Störung in ihr auslöste, bis auf einen Untermieter, alleine im Haus der Familie. Sie ist einsam, fühlt sich aber in ihrer selbstgewählten Festung recht wohl. Olivia ist Psychologin, übt seit besagtem Zeitpunkt ihren Job nicht mehr aus, steht aber psychisch Hilfsbedürftigen über das Internet mit Rat und Tat zur Hilfe. Den Rest ihrer reichen Freizeit füllt sie damit, bei einer guten Flasche Wein – oder auch mehreren – alte Filme zu schauen, und ihre Nachbarn zu stalken, soweit das von ihrem Stützpunkt aus möglich ist. Sie kennt sie alle, ihre Gewohnheiten und Tagesabläufe. Als eine neue Familie gegenüber dem Park einzieht, wird dies zu ihrem neuen Projekt. Und die Familie erleichtert ihr die Sache ungemein, denn sie kommen zu Besuch, und zwar nacheinander. Olivia lernt sie nach und nach kennen und macht sich – ganz psychologischer Fachmann – sogleich ein Bild von Vater, Mutter und Sohn. Wie sehr sie sich täuscht und mit ihrem Sachverstand in die Irre leiten lässt, begreift sie erst viel später….
Als Olivia mal wieder ihren Beobachtungsposten einnimmt, beobachtet sie ein furchtbares Verbrechen, deren Schrecken sie sogar die Einschränkungen durch ihre Erkrankung überwinden lassen. Und dennoch stößt sie überall auf Hindernisse und Ablehnung. Denn der Tenor lautet unisono, dass alles in bester Ordnung ist. Dass man einer tablettenabhängigen Frau, die zudem dem Alkohol zuspricht, dann natürlich nicht glaubt, ist klar. Selbst ich hatte immer wieder meine Zweifel, denn zu viele Ungereimtheiten türmten sich im Laufe der Geschichte an, zu viele ungeklärte Fragen kamen mir immer wieder in den Sinn. Die psychisch instabile Olivia, die eine Vielzahl Tabletten nehmen muss und dazu reichlich Alkohol verbraucht, kann sie wirklich eine zuverlässige Zeugin sein? Oder brechen sich langsam aber sicher Wahnvorstellungen in ihr Bahn?
Wer temporeiche, actiongeladene und blutspritzende Thriller mag, wird mit „The Woman in the Window“ sicher nicht glücklich werden. Diese Geschichte wird von den leisen Tönen beherrscht. Sie kommt sehr langsam in Gang, ist aber nicht langweilig. Noch nicht einmal langatmig, denn gebannt hing ich an den Lippen der hervorragend lesenden Nina Kunzendorf, die sich mit dem ersten Satz in Olivia zu verwandeln schien. Die Gedanken, Gefühle, Beschreibungen, sie klingen alle nicht so wie über jemand anders erzählt, sondern wirken wie selbst erlebt, was dem subtilen Thrill immer wieder einen ordentlichen Schub gab. Irgendwie spürt man, dass Olivia sehr verwirrt ist und da etwas an ihr nagt, das sie längst nicht verarbeitet hat. Sie muss sich sortieren, lebt langsam, um sich nicht in sich zu verirren, und ich war mehr als gespannt, wie sich das vermeintliche Verbrechen und auch die Hintergründe zum Zustand der Frau auflösen würden. Alles, selbst das kleinste Detail, schien mir wichtig zu sein – und im Nachhinein stellte sich diese Vermutung als richtig heraus. Die Aufklärung aller meiner Ungereimtheiten und Fragen zogen einen riesigen Rattenschwanz an Überraschungen nach sich. Denn kaum etwas ist wie zuvor gedacht, auch nicht die Charaktere….
Das anfangs langsame Tempo nimmt zum Ende hin sehr zu, die Geschehnisse und Erkenntnisse überschlagen sich fast. Die Geschichte ist, wenngleich etwas hanebüchen konstruiert, sehr gut überlegt und umgesetzt, denn sie ist in sich schlüssig und rund. Zudem sind die zahlreichen Details sehr stimmig, was mir spannendes Hörvergnügen bis zum Schluss beschert hat.
„The Woman in the Window“ würde ich nicht unbedingt als Thriller bezeichnen, eher als Spannungsroman mit einem grandios ausgearbeiteten Psychogramm der Hauptfigur.
Durch das gemächliche Tempo ist keine extrem hohe Aufmerksamkeit gefordert und man kann die Geschichte gut runterhören und dabei ein wenig abschalten, muss keine großen Gedanken- und Merkleistungen vollbringen, und wird dennoch perfekt unterhalten!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.02.2018
Kleine große Schritte
Picoult, Jodi

Kleine große Schritte


ausgezeichnet

Ruth ist eine erfahrene Hebamme und Säuglingsschwester. Seit über zwanzig Jahren übt sie ihren Beruf mit Leidenschaft, Klugheit und viel Sachverstand aus. Turk sollte sich eigentlich glücklich schätzen, dass seine Frau bei der Geburt ihres ersten Kindes von einer solch erfahrenen Kraft betreut wird. Ist er aber nicht, denn Ruth hat für seinen Geschmack die falsche Hautfarbe. Sie ist Afroamerikanerin und entspricht somit nicht dem arischen Bild des verblendeten jungen Mannes. Er äußert bei der Krankenhausleitung den Wunsch, dass Frau und Kind bitte nicht von Ruth betreut werden mögen. Seiner Bitte wird stattgegeben.

Schon an dieser Stelle war es Wutlesen. Ich war nicht wütend auf das Buch, nicht wütend auf die Autorin, nicht wütend auf diese ausgedachte Geschichte, sondern wütend, weil es sich tatsächlich so zutragen könnte, weil es tatsächlich solch fehlgeleitete Individuen gibt, die Kompetenz und andere Wertschätzungen lediglich anhand von Äußerlichkeiten zuteilen. Fast noch wütender war ich allerdings auf die Krankenhausleitung, die ihrer langjährigen tadellosen Fachkraft aus mehr als fadenscheinigen Gründen derart in den Rücken fiel.

Es kommt, wie es kommen muss. Durch einen medizinischen Notfall und Personalknappheit wird Ruth Turks Baby zugeteilt Was schließlich passiert, endet äußerst dramatisch, denn das Baby stirbt und Ruth sieht sich plötzlich des Mordes angeklagt im Gefängnis wieder.

Ich konnte ihren Gewissenskonflikt so gut nachvollziehen als sie im Krankenhaus mit der schwierigen Situation konfrontiert war, fühlte mit ihr und hoffte so auf einen Freispruch für sie. Ein Freispruch, an dem weit mehr hing als zu keiner Gefängnisstrafe verurteilt zu werden. Ruths Kampf war viel größer, das begriff ich ebenso wie ihre Anwältin Kennedy immer mehr. Denn für die leidenschaftliche Säuglingsschwester ging es nicht nur darum, durch ein taktisch kluges Verfahren freizukommen. Sie wollte die Dinge beim Namen nennen. Nicht nur eine kleine Folge des Rassismus geradebiegen, sondern das Problem bei der Wurzel allen Übels, diesem gesellschaftsvergiftenden Wurzelgeflecht, packen.

„Kleine große Schritte“ beleuchtet einen Fall, bei dem es letzten Endes nicht nur zählt, zu gewinnen, sondern viel mehr, gehört zu werden - gehört und verstanden. Und es geht um ein anderes Verständnis als man gemeinhin denkt. Ruth bricht die Kruste des stillschweigenden Hinnehmens und Voraussetzens auf, entgegen aller Vernunft und mit viel Risiko. Ihr Mut wird belohnt, zudem bekommt sie völlig unerwartet Unterstützung von ganz anderer Seite.
Ruth hat mich sehr beeindruckt mit ihrer Unbeugsamkeit, mit ihrer Kraft, aber ebenso konnte mich ihre Anwältin sehr überzeugen. Wer wechselt schon - wenn auch nur für kurz - freiwillig die Seiten, wenn er genau weiß, dass er in der Höhle des Löwen landet? Wer kündigt gerne – und wenn auch nur für einen Nachmittag - sein Rundum-Sorglos-Paket für die absolute Basisvariante? Kennedy tut es, denn sie will sehen lernen, und begreift sehr schnell, dass Gleichheit nur in seltenen Fällen mit Gerechtigkeit einhergeht. Wie vielseitig und wie verstörend gesellschaftstauglich der Rassismus ist, versteht die Anwältin auf negativ beeindruckende Art und Weise.

Die Autorin hat mich mit der Direktheit und Ehrlichkeit in der facettenreichen und vielschichtigen Behandlung und Beleuchtung des amerikanischen Rassismus tief beeindruckt. Über die gute Umsetzung des Themas und ihren flüssigen, ansprechenden Schreibstils hinaus gefiel mir auch sehr die Art und Weise, wie sie sich ihren Charakteren widmet. Jeder ist so, wie er ist. Dass das manchmal etwas anderes – oder viel mehr – ist als das, was wir sehen, verdeutlicht sie ebenso wie die Tatsache, dass man durch verschiedene Einflüsse so geworden ist, wie man ist. Aber man muss nicht so bleiben. Man hat die Wahl, wie man sein möchte, zumindest in dem Bereich, den man selbst beeinflussen kann. Man kann lernen, seine Ansichten anpassen und sein Wesen in diese Richtung drehen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.10.2017
Ein angesehener Mann / Captain Sam Wyndham Bd.1
Mukherjee, Abir

Ein angesehener Mann / Captain Sam Wyndham Bd.1


ausgezeichnet

Sam Wyndham hat den Ersten Weltkrieg überlebt – seine Freunde nicht, und auch seine Frau ist tot, als der Captain zurück in die Heimat kommt.
In eine Heimat, die ohne die Menschen, die ihm etwas bedeutet haben, kaum noch einen Wert für ihn hat. So kommt ihm das Angebot seines ehemaligen Kommandanten, eine Stelle in Kalkutta anzutreten, sehr recht. Er nimmt es an und rauscht in eine völlig andere Welt.

Wyndham hat kaum Zeit, sich auch nur ansatzweise zu akklimatisieren, sich an das gnadenlose tropische Klima zu gewöhnen, die Beziehungen der verschiedenen Bevölkerungsschichten zu durchschauen oder schlicht eine Bleibe zu finden, die ihm gefällt und in der er innerlich zur Ruhe kommen kann.

Denn kurz nach dem Amtsantritt des Captains in der indischen Metropole wird er sogleich gefordert – es ist ein Mord geschehen.
Es handelt sich um einen britischen Beamten hohen Ranges, der in einem zweifelhaften Umfeld übel zugerichtet aufgefunden wurde – und somit ist äußerstes Fingerspitzengefühl bei den Ermittlungen gefragt.

Die indische Bevölkerung sehnt ihre Freiheit und Unabhängigkeit vom britischen Empire sehnlichst herbei. Ihr Unmut scheint inzwischen hohe Wellen zu schlagen. Aber steckt wirklich das unterdrückte Volk hinter diesem Mord? Müssen die britischen Besatzer „den kleinen Mann“ fürchten, oder war diese grausame Tötung MacAuleys ein politischer oder gar militärischer Akt, wodurch die Gefahr von ganz anderer Stelle drohe würde? Wyndham ist ratlos und alle seine Ermittlungsversuche verlaufen schnell im Sand, bis er endlich weiß, welche Richtung er einschlagen muss. Dabei bekommt er Unterstützung von seinen beiden Team-Mitgliedern, ebenfalls interessanten Charakteren, die zusammen mit Wyndham eine gut ausgeklügelte Personenkonstruktion ergeben.

Mit seinem Debutroman, der gleichzeitig den Auftakt zu einer Reihe um Sam Wyndham markiert, ist dem Autor ein toller Wurf gelungen.
Er schafft eine starke, überzeugende Atmosphäre des damaligen Kalkuttas und gibt umfassende Einblicke in die indische Bevölkerung, die dem „täglichen Rassismus“ der häufig überheblichen britischen Besatzer ausgesetzt sind und zeigt detailreich auf, mit welchen Problemen auch die daraus entstandene Schicht der Anglo-Inder zu kämpfen haben. Durch die lebhaften und plakativen Schilderungen und Beschreibungen kann man sich die damaligen Zustände gut vorstellen und sich auch in die relevanten Charaktere gut hineinfühlen.
Die Protagonisten sind gut ausgearbeitet, gewinnen – von der Hauptfigur abgesehen – jedoch erst im Verlauf der Geschichte zunehmend an Schärfe und sind dadurch dem Spannungsbogen durchaus zuträglich. (Die vollständige Rezension zum Buch ist auf meinem Blog irveliest.wordpress. com erschienen.) Denn lange Zeit fragt sich nicht nur der Captain, sondern auch der Leser, wer und welche Motivation hinter dem Mord an MacAuley und späteren weiteren Verbrechen stecken.


Abir Mukherjee erzählt flüssig, gefällig und durch die Ausgewogenheit seiner Zutaten sehr kurzweilig. Überzeugend ist zudem die Recherche, die er im Großen, aber auch in kleinen Details passend in die Handlung einbaut.

„Ein angesehener Mann“ ist ein großartiger Krimi ganz nach meinem Geschmack. Solide ausgearbeitete Fälle, denen ein interessantes, gut durchdachtes Geflecht an authentischen Protagonisten gegenübersteht. Alles passt zusammen, es fließt und wirkt an keiner Stelle konstruiert. Gelegentliche historische Einwürfe stärken die Pfeiler dieser Glaubwürdigkeit. Als I-Tüpfelchen fängt der Autor die Atmosphäre Kalkuttas kurz nach dem Ersten Weltkrieg mit allen Sinnen äußerst lebendig ein, sodass es mir als Leser nicht schwerfiel, dieses indische Flair zu spüren, mich in den Roman hineinzufühlen, mitzufiebern und mitzuleiden.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.05.2017
Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstands
Basile, Salvatore

Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstands


gut

Der dreißigjährige Michele existiert in einer eigenbrötlerischen Blase, einer selbsterschaffenen Insel, abgeschottet vom Rest der Welt – räumlich wie auch emotional. Schon immer lebt er im Bahnhofshäuschen eines kleinen italienischen Dorfes. Früher war sein Vater dort Bahnhofsvorsteher. Als er starb, hat Michele in stillschweigendem Einvernehmen dessen Posten übernommen. Er lebt alleine dort, denn seine Mutter hat ihn und den Vater verlassen, als Michele ein kleiner Junge war.

Als eines Abends Elena wie ein Tornado in Micheles Leben hineinstürmt, wird dieses nach und nach auf den Kopf gestellt. Denn ein weiterer dramatischer Akt ereignet sich auf Micheles Bühne des Seins – sein altes Tagebuch aus Kindertagen, das seine Mutter mitgenommen hatte, als sie die Familie verließ, taucht wieder auf. Lebt die Mutter in der Nähe? Wäre es möglich, sie ausfindig zu machen und sich mit ihr auszutauschen? Zu erfahren, warum sie damals derart Hals über Kopf aus Micheles Leben gestürzt ist? Der junge Mann ist hin- und hergerissen. Noch nie musste er größere Entscheidungen treffen. Er ist überfordert. Und froh, dass er Elena kennt, die wirbelige, turbulente Elena, die ihr Herz auf der Zunge trägt, die zu allem eine Meinung hat – eine sehr emotionale Meinung! -, und die immer Rat zu wissen scheint. Die beiden arbeiten eine Strategie aus, was am besten zu tun ist....

Ganz entspannt, ruhig und gemächlich fährt man zu Beginn des Romans in den Gewässern des Erzählens. Der Leser hat Zeit, sich mit den beiden Charakteren vertraut zu machen, über sie nachzudenken, denn auch Elena scheint eine Wunde im Herzen zu tragen, die sie mit ihrer überbordenden Art zu unterdrücken zu versuchen scheint. Micheles Schicksal lässt einen ebenfalls nicht unberührt. Es muss schlimm sein, wenn die Mutter aus dem Leben eines Kindes verschwindet, ohne es wissen zu lassen, warum. Als sein Tagebuch auftauchte, wusste ich nicht, ob ich mich mit Michele freuen sollte oder nicht. War es wirklich nötig, sich der Gefahr auszusetzen, eine tiefe alte, wenn auch offenbar gut verheilte, Narbe wieder aufreißen zu lassen? Darüber denkt sicher jeder anders.

Der kleine Junge von einst beschließt jedenfalls, die Spur seines wiedergefundenen Buches zu verfolgen. Auf dieser Reise nimmt der Fluss des Erzählens beträchtlich an Fahrt auf und durchzieht auch die eine oder andere Stromschnelle. Michele begegnet vielen Menschen – und sich selbst. Dabei macht er viele Erfahrungen, gute wie schlechte, scheint relevante Entwicklungs- und Reifungsstationen des Lebens im Zeitraffer zu durchlaufen und dementsprechend auch sehr sprunghaft und zentrifugal seinen Charakter nachreifen zu lassen, was mir nicht immer gut gefiel. In Micheles persönliche Reise zur Wahrheit ist – man kann es sich denken – eine kleine Liebesgeschichte hineingewoben, die in ihrer Entwicklung ebenfalls sehr unstet ist und voller Überraschungen steckt. Zum Ende hin scheinen aber alle relevanten Charaktere ihre Entwicklung beendet zu haben und auf einem stabilen Fundament für das weitere Leben zu stehen.

Die Idee des Romans gefällt mir sehr gut. Michele arbeitet seine Vergangenheit auf, findet dabei auch zu sich selbst, weil er es schafft, seinen über lange Jahre hinweg kultivierten Panzer einzureißen. Die Umsetzung ist jedoch nicht ganz nach meinem Gusto gelungen. Diese einnehmende Stimmung zu Beginn, das Flaire, das man greifen konnte, diese gefühlte Glaubwürdigkeit Micheles, aber auch Elenas, wurde zunehmend zerstört durch die Überkonstruktion der inhaltlichen Füllung. Zufall reiht sich an Zufall – so unplanbar und überraschend das Leben oft ist, wirkte diese Gestaltung mehr als unglaubwürdig und ein stückweit unglücklich auf mich und so wurde schon sehr bald der weitere Verlauf des Romans im Großen und Ganzen recht vorhersehbar.

Bewertung vom 17.01.2017
Sherlock & Co jagen den Museumsräuber / Die Schule der Detektive Bd.1
Hearn, Sam

Sherlock & Co jagen den Museumsräuber / Die Schule der Detektive Bd.1


gut

Herzlich willkommen zum Auftaktband der „Sherlock & Co.“-Reihe. Die Schüler der Baker-Street-Schule lösen hier ihren ersten Fall! Beim Ausflug ins Museum wird dort der wertvollste Juwel gestohlen, praktisch direkt vor der Nase der Kinder! Logo, dass die Kids diesen Raub aufklären wollen! Und bei diesen Namen, die sie tragen, wird das doch wohl kein Problem sein.... Holmes, Watson, Baker, und und und.... Die ganz Großen gibt es jetzt für die Kleinen in einer abwechslungsreichen, witzig gestalteten Form. Eine Mischung aus Comic, kurzen Erzählpassagen, Mails, Zeitungsartikel und mehr bringen den Juwelenraub als buntes Potpourri zur jungen Zielgruppe. Passend dazu auch die flotte Sprache und die inhaltliche altersgemäße Umsetzung, über die ich hin und wieder schmunzeln musste.
Das dürfte Lesemuffel ans Buch bringen ;-)

Bewertung vom 15.11.2016
Vor dem Fall
Hawley, Noah

Vor dem Fall


weniger gut

Ein Flugzeug stürzt ab. Die kleine Privatmaschine eines Medienmoguls versinkt – zerborsten in unzählige Einzelteile – einige Kilometer vor der rettenden Küste und reißt die Besatzung und einen Großteil der Passagiere in den Tod. Lediglich Scott, ein erfolgloser Maler, und JJ, der Sohn des Flugzeug-Besitzers, finden sich lebend im Ozean wieder. Scott wächst über sich hinaus und schwimmt mit dem kleinen Jungen auf seinem Rücken an Land. Zunächst wird er als Held gefeiert, aber in die allgemeine Begeisterung mischen sich auch kritische Töne. Denn der Maler, der finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet ist, passte so gar nicht zu den übrigen, viel privilegierteren Passagieren. Aber nicht nur Scotts Figur wird immer wieder etwas nebulös und fragwürdig dargestellt. Einige der anderen Reisenden scheinen Flecken auf der weißen Weste gehabt zu haben.

Scott, der Maler, bildet in diesem Roman den roten Faden, der mich durch die Geschichte führt. Zu Beginn des Buches erfährt der Leser von einem prägenden Erlebnis des Mannes, das indirekt zur Rettung des kleinen Jungens JJ führt. Ebenso vom Tag des Unglücks, als auch von der Zeit danach erzählt der Autor. Von Heldentum, Neid, Hass, Misstrauen, Missachtung der Privatspäre, Intrigen, Manipulation und der puren Sensationsgier, aber auch auch von gesundem Menschenverstand und Nächstenliebe.

Außer Scott lernt der Leser rückblickend auch die weiteren Passagiere kennen, denn Noah Fawley zommt sie alle nach und nach heran und erzählt, was bei jedem von ihnen „Vor dem Fall“ geschehen ist. Da sie alle aus unterschiedlichen Lebens- und Berufsbereichen stammten, wirft der Autor ein buntes Potpourri auf die Leinwand des Buches und widmet sich jedem der beschriebenen Protagonisten auf eine ganz spezielle Art und Weise. Stil und Wortwahl sind exakt auf den Charakter der Figuren zugeschnitten und so erlebt man eine abwechslungsreiche Achterbahnfahrt zwischen primitiven und abstoßenden Szenen (für meinen Geschmack) und fast schon poetischen, philosophischen Passagen.

Durch die facettenreiche Schilderung entsteht ein fast minutiöser Bericht des Unglücks, denn nicht nur den Protagonisten wird viel Raum gegeben, auch nimmt der Leser an den Ermittlungen teil und ist immer auf dem aktuellen Stand. Nach und nach ergibt sich somit ein vollständiges Bild des Absturzes und seinen Hintergründen. Bis man dort ist, braucht man jedoch einen langen Atem, viel Geduld und auch ein gutes Maß an Konzentration. Denn die vielen Sprünge zwischen den Charakteren, die verschiedenen Erzählrichtungen – vorwärts, was Scott und JJ, rückwärts, was die übrigen Passagiere betrifft -, dazu die wechselnden Erzählstile haben für mein Empfinden keinen harmonischen Lesestoff geschaffen, sondern brachten mich immer wieder aus dem Tritt und waren meinem Interesse am Lesestoff nicht gerade zuträglich.

Zu Beginn hatte ich lebhafte Theorien, was passiert sein könnte – einige der Protagonisten gaben schon gute Gründe, insgeheim zu spekulieren -, aber je weiter ich im Buch las, umso mehr löste sich die Spannung auf, meine gedanklichen Interaktionen flachten parallel dazu immer mehr ab und mein Interesse galt recht schnell nur noch dem Verbleib von Scott und JJ.

Bei dem ungewöhnlichen Aufbau des Romans und den wirklich guten Möglichkeiten, die sich der Autor im Verlauf der Geschichte geschaffen hatte, hätte ich einen ebenso ungewöhnlichen Schluss erwartet. Aber auch hier wirkt offenbar das „Spiel der Gegensätze“, das sich durch das ganze Buch zieht. Denn das Ende wirkt wie plötzlich vom Himmel gefallen, eine völlig unerwartete Wende, die zwar nachvollziehbar, aber nicht wirklich überzeugend ist und möglicherweise einen faden Nachgeschmack hinterlässt.

Bewertung vom 25.08.2016
Die Entflammten / Secret Fire Bd.1
Daugherty, C. J.;Rozenfeld, Carina

Die Entflammten / Secret Fire Bd.1


ausgezeichnet

*+* Daugherty/ Rozenfeld: „Secret Fire – Die Entflammten“

In diesem spannenden, aufregenden Jugendroman geht es um Taylor, das wissbegierige Mädchen aus England, und Sacha, den nachdenklichen französischen Draufgänger, der bis zu seinem 18. Geburtstag nicht sterben kann.

Diese Eigenschaft stellt er während der Geschichte mehrmals eindrucksvoll zur Schau, wohl wissend, dass der Tag seiner Volljährigkeit ein ganz besonderes Datum sein wird. Je näher dieser Tag rückt, umso leichtsinniger und gleichgültiger wird Sasha, bis er Taylor kennenlernt. Wieso, weshalb, warum die englische Ausnahmeschülerin ausgerechnet zu ihm, dem „durchgeknallten“, jungen Franzosen Kontakt aufnehmen soll, wissen beide Jugendliche nicht. Aber weil Taylor sehr gewissenhaft ist, tut sie auch dieses Mal, um was man sie bittet. Sacha, der eigentlich gerade anderes im Kopf hat, als sich per Chat mit einem britischen Supergirl anzufreunden, tut dies wider seinen ursprünglichen Plan schließlich doch.

Das Schloss schnappt zu und schon befinden sich die beiden Teenager im wohl größten Abenteuer ihres bishrigen Lebens – ohne zunächst etwas davon zu ahnen! Denn Sacha mit den unzähligen Leben lastet ein Fluch an, den er alleine niemals besiegen könnte. Hier kommt Taylor ins Spiel....

Ich sage nur so viel: Die beiden freunden sich immer mehr an und kämpfen anschließend gemeinsam gegen das Böse. Wie dies geschieht, hat mich sehr begeistert. Denn hier erleben wir keinen Abklatsch schon häufig da gewesener Stories. Die Autorinnen haben sich einen etwas anderen Inhalt gesucht – zumindest neu für mich. Wir lernen gemeinsam vor allem mit Taylor die spirituelle Seite der Alchemie kennen, die mich von der Idee her und auch der inhaltlichen Umsetzung zu überzeugen wusste.

Der Jugendroman ist toll aufgebaut. Zunächst lernt der Leser die beiden Hauptcharaktere mit all ihren Besonderheiten in teils spektakulären Szenen kennen. Anschließend wächst er gemeinsam mit Taylor und Sacha in die Geschichte, die sie und auch ihre Familien vor langen Zeiten miteinander verwoben hat. Man erfährt mit den beiden Jugendlichen die Hintergründe und erlebt, wie sie aktiv an der Lösung des Problems arbeiten – mit manchmal atemberaubenden, äußerst kreativ-phantasievollen Szenen. Alles ist bis ins kleinste Detail durchdacht.

Während der Geschichte werden zwar immer wieder bestehende Fragen aufgeklärt, aber daraus ergeben sich dann meist neue angedeutete, geheimnisvolle Hintergründe – so bleibt das Buch wunderbarerweise von der ersten bis zur letzten Seite interessant und spannend macht schon jetzt Lust auf die Fortsetzung.

Ebenfalls gut gelungen sind die Charaktere – sowohl die ganz „normalen“ als auch diejenigen, die über bestimmte Fähigkeiten verfügen.Sie sind geheimnisvoll, undurchsichtig, alchemistisch, magisch, mysteriös....und immer wieder für eine Überraschung gut!

Sehr schön ist auch das Flair, das hin und wieder in Paris bzw. in Großbritannien aufblitzt und den Leser sehr bildhaft die Schauplätze vor Augen führt.

Der Auftaktband zu „Secret Fire“ ist lebhaft, spannend, lebendig, gefährlich, romantisch, immer wieder geheimnisvoll und manchmal auch mystisch.

Ein Pageturner, nicht nur für Jugendliche!

Diese Besprechung erscheint auch auf meinem LitBlog http://irveliest.wordpress.com