Von der anschaulichen Schilderung der Landschaft, bis hin zu der durchaus relativ genauen Zeichnung der Eigenarten der Bewohner des Mägertals; wer das Allgäu kennt, weiß um die eigenbrötlerische Art der Einheimischen und deren Abneigung / Misstrauen gegenüber nicht Ortsansässigen. Alles beginnt, wie
man es von einem Regionalkrimi gewohnt ist und dennoch hat Rangnick einen Alpenkrimi der etwas…mehrVon der anschaulichen Schilderung der Landschaft, bis hin zu der durchaus relativ genauen Zeichnung der Eigenarten der Bewohner des Mägertals; wer das Allgäu kennt, weiß um die eigenbrötlerische Art der Einheimischen und deren Abneigung / Misstrauen gegenüber nicht Ortsansässigen. Alles beginnt, wie man es von einem Regionalkrimi gewohnt ist und dennoch hat Rangnick einen Alpenkrimi der etwas anderen Art geschaffen.
Im Prolog finden ein Vater und sein Sohn in ihrer Berghütte im Mägertal, welche sie für Kurzurlaube nutzen, eine Vielzahl bereits stark verwester Leichen.
Zu Beginn des Krimis wird das Brüderpaar Karl und Jakob Hiemer vorgestellt, die zusammen mit ihrer Tante Amalie Hieber im Mägertal wohnen und einen Bergbauernhof bewirtschaften. Nach dem Tod des Vaters Remigius Hiemer verprassen die Brüder dessen Erbe innerhalb kürzester Zeit, indem sie, jeder auf seine Art die "Welt" bereisen. Für beide, die nie großartig was anderes außer ihrem Tal und ihren Bauernhof gesehen haben, ist dieses Reisen wohl dahingehend eine Art "Weckruf", dass das Leben noch anderes zu bieten hat, außer Stallarbeit; alles nur eine Frage des nötigen Kleingeldes. Da trifft es sich gut, dass Karl auf seiner Reise Bekanntschaft mit einem gewissen Raimund Kössel gemacht hat, welcher Karl von der Lukrativität seines Geschäftes erzählt. Karl ist von dieser Geschäftsidee überzeugt und vor allem vom offenbar schnellen Geld / Reichtum geblendet, so dass er bei seinem Bruder Jakob keine großartige Überzeugungsarbeit zu leisten hat.
Notdürftig werden zwei Zimmer hergerichtet, in denen die billigen Arbeitskräfte hausen dürfen, doch mit deren Ankunft ergeben sich ungeplante und nicht einkalkulierte Probleme. Als dann einer nach dem andern dieser Illegalen plötzlich an einem unbekannten Virus erkrankt, im Weiteren stirbt und sogar einige Bewohner des Mägertals mit diesem Virus infiziert werden und das Zeitliche segnen, beginnt die eigentliche Handlung.
Was sich im fortlaufenden offenbart, ist so kalkuliert durchdacht und faszinierend, dass Rangnick ein Kompliment gebührt. Er hat einen modernen Krimi mit durchaus aktuellem Bezug zum Weltgeschehen geschaffen. In dem es um Korruption, Geld, Macht und Gier geht, es werden menschliche Abgründe offenbart, wie es seinesgleichen sucht. Mittendrin der Journalist Robert Walcher, der von seinem Freund, Kommissar Brunner, zum Mitglied der SOKO gemacht wird, als es an die Aufklärung der mysteriösen Todesfälle geht. Walcher der auf seine ganz eigene Art ermittelt und recherchiert begibt sich wieder einmal in Lebensgefahr.
Das Buch an sich, besteht aus zwei Teilen (Bergwinter u. Frühling) und ist in eine Vielzahl kurzer Kapitel untergliedert, die allesamt flüssig und schlüssig zu lesen sind. Einziger kleiner Kritikpunkt, dieser rundherum perfekten Story ist die Größe des Personenkreises, die Rangnick einbaut. Meiner Meinung nach, hätte durchaus auf einige Randfiguren und kleine Nebenhandlungen verzichtet werden können, da so mehr Übersichtlichkeit hätte geschaffen werden können.
Bis zum Schluss hatte ich gehofft, dass wenigstens einmal die tatsächlich Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden und sich nicht "freikaufen" können, möglichen Konsequenzen durch einen "Rücktritt" entgehen, unschuldigere Köpfe rollen oder etwas dergleichen. Andererseits warum sollte es in einem Krimi anders sein, als in der Realität, werden doch hier erschreckende Ähnlichkeiten / Parellelen zu Politikern, Managern oder Wirtschaftbossen aufgezeigt, hier im Speziellen die Macht der Pharmaindustrie.