Samantha Harvey
Gebundenes Buch
Umlaufbahnen
Roman Booker Prize 2024 'Was für ein himmlischer Roman!' Adam Soboczynski, Die Zeit
Übersetzung: Wolf, Julia
PAYBACK Punkte
0 °P sammeln!
Von oben betrachtet sieht die Welt gleich ganz anders ausNominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2025 in der Kategorie ÜbersetzungSechs Astronauten schweben in einer Raumstation durchs All. Den Planeten Erde umkreisen sie in 90 Minuten, sechzehnmal in 24 Stunden. Die zwei Frauen und vier Männer aus ganz unterschiedlichen Nationen arbeiten, essen und schlafen auf engstem Raum - und doch ist alles losgelöst vom Alltag, Schwerkraft und Zeitempfinden sind außer Kraft gesetzt. Was passiert, wenn man seine Heimat nur aus weiter Ferne durch ein kleines Fenster sieht? Wie verändern sich ...
Von oben betrachtet sieht die Welt gleich ganz anders aus
Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2025 in der Kategorie Übersetzung
Sechs Astronauten schweben in einer Raumstation durchs All. Den Planeten Erde umkreisen sie in 90 Minuten, sechzehnmal in 24 Stunden. Die zwei Frauen und vier Männer aus ganz unterschiedlichen Nationen arbeiten, essen und schlafen auf engstem Raum - und doch ist alles losgelöst vom Alltag, Schwerkraft und Zeitempfinden sind außer Kraft gesetzt. Was passiert, wenn man seine Heimat nur aus weiter Ferne durch ein kleines Fenster sieht? Wie verändern sich Denken und Fühlen? In dem Zeitraum von nur einem Tag, während die Sonne sechzehnmal auf- und untergeht, betrachtet dieser ungewöhnliche, kraftvoll poetische Roman die großen und kleinen Fragen der Menschheit und bringt uns der Schönheit des Universums ganz nahe.
»Ich wusste nicht, wie sehr mir dieses Buch gefehlt hat, bis ich es gelesen habe. Dieser Roman lässt die schönsten Tränen fließen.« Ruth-Maria Thomas
Ausgezeichnet mit dem Booker Prize 2024 und Hawthornden Prize for Literature 2024, nominiert für den Orwell Prize for Political Fiction 2024 sowie den Ursula K. Le Guin Prize 2024
Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2025 in der Kategorie Übersetzung
Sechs Astronauten schweben in einer Raumstation durchs All. Den Planeten Erde umkreisen sie in 90 Minuten, sechzehnmal in 24 Stunden. Die zwei Frauen und vier Männer aus ganz unterschiedlichen Nationen arbeiten, essen und schlafen auf engstem Raum - und doch ist alles losgelöst vom Alltag, Schwerkraft und Zeitempfinden sind außer Kraft gesetzt. Was passiert, wenn man seine Heimat nur aus weiter Ferne durch ein kleines Fenster sieht? Wie verändern sich Denken und Fühlen? In dem Zeitraum von nur einem Tag, während die Sonne sechzehnmal auf- und untergeht, betrachtet dieser ungewöhnliche, kraftvoll poetische Roman die großen und kleinen Fragen der Menschheit und bringt uns der Schönheit des Universums ganz nahe.
»Ich wusste nicht, wie sehr mir dieses Buch gefehlt hat, bis ich es gelesen habe. Dieser Roman lässt die schönsten Tränen fließen.« Ruth-Maria Thomas
Ausgezeichnet mit dem Booker Prize 2024 und Hawthornden Prize for Literature 2024, nominiert für den Orwell Prize for Political Fiction 2024 sowie den Ursula K. Le Guin Prize 2024
Samantha Harvey, 1975 geboren, ist eine britische Schriftstellerin von mehreren Romanen und einem Memoir. Ihr literarisches Werk erhielt hymnische Besprechungen und wurde für viele renommierte Preise nominiert, u. a. den Man Booker Prize und den Women's Prize for Fiction. Sie lebt in Bath und unterrichtet dort Kreatives Schreiben. ¿Umlaufbahnen¿, ihr fünfter Roman, wurde für mehrere Preise nominiert und mit dem Booker Prize 2024 ausgezeichnet.
Produktbeschreibung
- Verlag: DTV
- Originaltitel: Orbital
- 12. Aufl.
- Seitenzahl: 224
- Erscheinungstermin: 14. November 2024
- Deutsch
- Abmessung: 191mm x 119mm x 27mm
- Gewicht: 302g
- ISBN-13: 9783423284233
- ISBN-10: 3423284234
- Artikelnr.: 70323267
Herstellerkennzeichnung
dtv Verlagsgesellschaft
Tumblingerstraße 21
80337 München
produktsicherheit@dtv.de
Rezensent Rainer Moritz ist begeistert von Samantha Harveys Roman. Ihr gelingt eine "Quadratur des Kreises", lobt er, nämlich, naturzerstörerischen Menschen ernsthafte Apelle zum Schutz der Erde in den Mund zu legen, ohne dass das heuchlerisch oder verkitscht gerate. Im Gegenteil: wunderschön und berührend findet Moritz, wie die britische Autorin den Alltag von sechs Astronauten auf einer Raumstation beschreibt. Entfernt geht es dabei um private Hintergründe der Hauptpersonen, hauptsächlich aber um den wissenschaftlichen Alltag und um das Staunen angesichts des neuen, durch die Distanz ermöglichten Blicks auf den Planeten, um dessen "entrückte Schönheit", so der Kritiker, ohne dass Harvey dabei in nichtssagendes "Nature-Writing" abdrifte. Davor bewahrt laut Moritz auch die intensive Bezugnahme zum einen auf die Geschichte der Raumfahrt, etwa auf ikonische Fotografien oder die Explosion der Raumfähre Challenger 1986, und zum anderen auf Kunst und Literatur, wie auf das viel analysierte Velázquez-Gemälde "Die Hoffräulein" oder Virginia Woolfs "Die Wellen". Ein flüssig sich entfaltender, bannender und "beglückend großartiger" Roman, schwärmt Moritz.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Der Blick aus der Raumstation
Das Buch wurde eine Meditation genannt. Das ist sicher zutreffend.
6 Astronauten (Nell, Sauna, Chie, Roman, Pietro, Anton), Individeen, bilden sie doch auch ein Kollektiv.
Ihre Gedanken, Erinnerungen und Gespräche füllen den kurzen Roman.
Einige …
Mehr
Der Blick aus der Raumstation
Das Buch wurde eine Meditation genannt. Das ist sicher zutreffend.
6 Astronauten (Nell, Sauna, Chie, Roman, Pietro, Anton), Individeen, bilden sie doch auch ein Kollektiv.
Ihre Gedanken, Erinnerungen und Gespräche füllen den kurzen Roman.
Einige philosophische Fragestellungen wurden eingebracht, was weniger überzeugte.
Ich mag aber viele der kurzen Passagen, die eingestreut werden, z.B. das Treffen und die Freundschaft zwischen einem der Astronauten und einem Fischer, Chies Gespräche mit den Mäusen, Romans Gespräch mit einer Frau auf der Erde uva.
Man kann den Text wegen seiner Ruhe und Poesie bewundern.
Weniger
Antworten 3 von 3 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 3 von 3 finden diese Rezension hilfreich
Sehr gute Idee mit vielen Fakten
Wie lebt es sich auf der Raumstation? Hättest du gewusst, dass dort an einem Tag die Sonne 16mal auf- und 16mal untergeht?
Und dann die Beschreibung der Erdoberfläche, wie ein Taifun über den Philippinen und Indonesien wütet. Alles …
Mehr
Sehr gute Idee mit vielen Fakten
Wie lebt es sich auf der Raumstation? Hättest du gewusst, dass dort an einem Tag die Sonne 16mal auf- und 16mal untergeht?
Und dann die Beschreibung der Erdoberfläche, wie ein Taifun über den Philippinen und Indonesien wütet. Alles spannend.
Spannend auch, wie der Weltraummüll beschrieben wird. Die Raumstation muss kurz beschleunigen, um irgendeinem Teil auszuweichen. Selbst Motoröl gefriert im All und wird zum Steinbrocken.
Einzige Länge in diesem Buch ist doch die Biografie der Männer und Frauen. Zweifellos bewegt es einen, wenn die Mutter beerdigt wird, währen du im All bist und zweifellos gehört das auch ins Buch, aber wegen der irdischen Eheprobleme wird niemand dieses kurzweilige Buch lesen.
Also 4 Sterne
Weniger
Antworten 2 von 2 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 2 von 2 finden diese Rezension hilfreich
Ganze 16 Male umkreisen sie an einem Tag die Erde. Was sie sehen, ist ein wunderschöner, aber auch verletzbarer Planet, ein winziger blauer Punkt im riesigen Sonnensystem. Zwei Kosmonauten und vier Astronauten befinden sich auf der Raumstation. Ihre Erfahrungen sind unterschiedlich, ihre …
Mehr
Ganze 16 Male umkreisen sie an einem Tag die Erde. Was sie sehen, ist ein wunderschöner, aber auch verletzbarer Planet, ein winziger blauer Punkt im riesigen Sonnensystem. Zwei Kosmonauten und vier Astronauten befinden sich auf der Raumstation. Ihre Erfahrungen sind unterschiedlich, ihre Gedanken und Gefühle auch. Was sie eint, ist die Schwerelosigkeit - und dieses nie enden wollende Staunen.
Samantha Harvey wagt in ihrem neuen Roman "Umlaufbahnen", der in der deutschen Übersetzung aus dem Englischen von Julia Wolf bei dtv erschienen ist, einen ganz eigenen Ausflug in das Weltall und nimmt die Leserinnen mit auf eine unvergessliche Reise. Das mit dem Booker Prize ausgezeichnete Werk ist höchst originell, philosophisch, beglückend poetisch, aktuell und aufrüttelnd. Denn neben der manchmal fast meditativen Lektüre ist "Umlaufbahnen" nicht nur eine Liebeserklärung an die Erde, sondern zugleich ein Weckruf, auf den blauen Planeten doch bitte ein bisschen besser Acht zu geben.
Schon mit ihrem brillanten mittelalterlichen Genresprenger "Westwind", 2020 erschienen bei Atrium, machte Harvey deutlich, dass es für sie keine literarischen Grenzen gibt. Und auch die "Umlaufbahnen" wirken in mehrfacher Hinsicht grenzenlos. Obwohl sich die Handlung des Romans ähnlich wie bei Virginia Woolfs "Mrs. Dalloway" auf einen einzigen Tag beschränkt, schweben die Leser mit den zwei Frauen und vier Männern der namentlich nie erwähnten ISS in einem endlos wirkenden Raum dahin. Wobei man vorher wissen muss, dass es so etwas wie eine klassische Handlung eigentlich gar nicht gibt. Vielmehr lässt Harvey einen teilhaben an den Betrachtungen der Astronautinnen, an diesem unglaublichen Staunen, das die Sechs mit Blick auf die Erde immer wieder ergreift. Ergriffen ist man dadurch auch selbst, denn mit ihrem feinen Gespür für die richtigen Worte trifft die Autorin nahezu durchgehend ins Herz der Leser. Und es ist mehr als der Blick auf die Erde, der nicht nur die Figuren melancholisch werden lässt. Es sind auch die zwischenmenschlichen Töne, die Erinnerungen der Crew an ihr Zuhause, die bemerkenswert emotional nachwirken.
Allerdings macht Harvey von Beginn an deutlich, dass nicht der Mensch im Zentrum des Buches und auch nicht im Zentrum ihrer Sorgen und Emotionen steht. Die Erde ist der eindeutige Star der "Umlaufbahnen", mal als Ur-Mutter, mal als vom Klimawandel und einem schrecklichen Taifun bedrohtes und schützenswertes Kind, mal aber auch als Randaspekt, als Brotkrümel in der Unendlichkeit des Weltalls. Dabei scheut sie auch die ganz großen Fragen nicht - nach der Bedeutung des Lebens, nach Liebe, nach irdischen Feindschaften, nach der Moral, natürlich auch nach Gott. Seit Jostein Gaarders "Sofies Welt" war wohl kein belletristisches Werk so philosophisch wie "Umlaufbahnen", ohne dabei verkopft zu wirken.
Ein weiterer Vorteil des Romans ist, dass er auch das musikalische Ohr der Leserinnen anspricht. Ganz wie von selbst scheint dort nämlich ein ganzer Soundtrack zu entstehen. Denkt man kurz an den fliegenden Knochen in Stanley Kubricks "2001" und hört dabei Richard Strauss' "Zarathustra", fühlt man sich im nächsten Moment vielleicht "völlig losgelöst", um sich in den düsteren Augenblicken an die Einsamkeit des Astronauten im Dark Metal-Meisterwerk "Ominous" von Lake of Tears zu erinnern.
Während uns Samantha Harvey in "Westwind" noch in Gottes Nähe führte, wird es also auf ganz andere Art auch in "Umlaufbahnen" wieder überirdisch. Was bleibt, ist dieses Staunen - über die schier unendlich wirkenden Fähigkeiten der Autorin.
Weniger
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Der erste Satz: „So einsam sind sie in ihrem um die Erde kreisenden Raumschiff und gleichzeitig einander so nah, dass ihre Gedanken, ihre individuellen Mythologien, bisweilen zusammenfinden“.
Eine Raumstation. An Bord vier Astronauten, zwei Kosmonauten. Ein internationales Team aus …
Mehr
Der erste Satz: „So einsam sind sie in ihrem um die Erde kreisenden Raumschiff und gleichzeitig einander so nah, dass ihre Gedanken, ihre individuellen Mythologien, bisweilen zusammenfinden“.
Eine Raumstation. An Bord vier Astronauten, zwei Kosmonauten. Ein internationales Team aus Neulingen und alte Hasen auf engstem Raum, jede/r mit einer individuellen Aufgabe betraut. Beobachtungen, Experimente, Forschung in der Petrischale. Schwerelosigkeit und ihre Auswirkungen, lang- und kurzfristig. Jedes Ergebnis dokumentierend.
Vierundzwanzig Stunden, ein Tag und eine Nacht, getaktet in sechzehn Umlaufbahnen, von denen jede neunzig Minuten dauert. Eineinhalb Stunden in Dauerschleife, in denen die Sonne auf- und untergeht. Völlig losgelöst in grenzenloser Unendlichkeit, den Blick gerichtet auf Mutter Erde lassen wir uns treiben.
Samantha Harveys „Umlaufbahnen“, ausgezeichnet mit dem Booker Prize 2024, setzt sich aus individuellen Reflexionen und Beobachtungen zusammen, die in weiten Teilen völlig unspektakulär daherkommen. Gespeist aus Gegenwärtigem und Vergangenem. Den Aufgaben, die es täglich zu erledigen gilt, den Gefühlen, die bei den Blicken aus den Fenstern geweckt werden, aber auch den persönlichen Erinnerungen, Erfahrungen und Sehnsüchten. Manchmal profan, aber über weite Strecken all jene Punkte thematisierend, die die Existenz des blauen Planeten gefährden und dessen Schutz geradezu unumgänglich einfordern. Sehen Dunkel und Licht, Wetterphänomene und eine Welt ohne Grenzen, spüren Hilflosigkeit, persönliche Betroffenheit aber auch wissenschaftliches Interesse. Tauchen ein in die Köpfe der Besatzung, folgen deren Fluss der Gedanken, teilen und würdigen staunend ihre Beobachtungen.
Ganz großes Kino. Lesen!
Weniger
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
"Brutal ist das Leben hier, unmenschlich, überwältigend, einsam, außergewöhnlich und großartig. Nicht eine einzige Sache ist angenehm." (S. 33)
Die Autorin beschreibt das recht eintönige und beklemmende Leben der zwei Astronautinnen und vier Astronauten …
Mehr
"Brutal ist das Leben hier, unmenschlich, überwältigend, einsam, außergewöhnlich und großartig. Nicht eine einzige Sache ist angenehm." (S. 33)
Die Autorin beschreibt das recht eintönige und beklemmende Leben der zwei Astronautinnen und vier Astronauten während ihrer Mission im All. Während sie um die Erde kreisen, ist ihr Alltag u.a. ausgefüllt mit dem Überwachen von Mikroben, Schotenkresse und Mäusen sowie mit Sport gegen den Muskelschwund.
Die Beschreibungen der Raumstation und das beengende und vorgegebene Leben darauf, die Beschreibungen der Erde mit den vielen Sonnenauf- und -untergängen und ihrem Wettergeschehen sind sehr authentisch und atmosphärisch. Die Gefühle und Gedanken der Astronauten konnte ich sehr gut nachvollziehen, auch wenn sie mir persönlich relativ fremd geblieben sind.
Der Roman vermittelt eindrücklich, dass das Astronautsein trotz der Anstrengungen, Entbehrungen und Widrigkeiten eine Art Sucht ist. Sie würden sich immer wieder für dieses Leben entscheiden, weil die Sehnsucht sonst zu groß ist.
Interessant fand ich die Nebenwirkungen bzw. Auswirkungen des Weltalllebens auf den Körper.
Der Roman enthält viele schöne Sätze. Zum Ende hin hat mich die Geschichte ein wenig verloren, da mir die Beschreibungen der Erdumkreisungen und der Beobachtungen wie eine Endlosschleife vorkamen.
Weniger
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Und wenn sich alles in Kreisen bewegt…
„Brutal ist das Leben hier, unmenschlich, überwältigend, einsam, außergewöhnlich und großartig.“ Ihre Worte, nicht meine. Samantha Harvey nimmt die Leser in ihrem Roman 16mal mit um die Erde …
Mehr
Und wenn sich alles in Kreisen bewegt…
„Brutal ist das Leben hier, unmenschlich, überwältigend, einsam, außergewöhnlich und großartig.“ Ihre Worte, nicht meine. Samantha Harvey nimmt die Leser in ihrem Roman 16mal mit um die Erde – denn so viele Erdumrundungen schafft die Raumstation in 24 Stunden.
Das was auf der Erde ein Tag und eine Nacht ist – klar strukturiert von Sonnenauf- und -untergang, macht die sechs Astronauten verrückt. Oder vielmehr – sie müssen lernen, sich davon nicht verrückt machen zu lassen. Denn sie erleben 16 Sonnenaufgänge, 16 Sonnenuntergänge innerhalb dieses Zeitraums – und das jeden Tag. Da wird einem schon beim Lesen schummrig…
Nicht nur einmal habe ich mich als Leser gefragt: könnte ich das? Könnte ich mit den Bedingungen umgehen, in die sich die sechs Raumfahrer – vier Männer und zwei Frauen – freiwillig begeben haben? Worin besteht ihr Tagesablauf? Wie kommen sie mit der Schwerelosigkeit zurecht? Woran denken sie, wenn sie aus den Sichtfenstern der Raumstation schauen?
Man muss sich bewusst sein, dass dieser Roman keine actiongeladene Science Fiction-Geschichte erzählt. Ganz im Gegenteil. Als würde man selbst mit in der Schwerelosigkeit schweben, driften die Gedanken durch Zeit und Raum. Mal begleiten wir die Asiatin Chie, die im All gerade die Nachricht vom Tod ihrer Mutter erhalten hat. Mal vermissen wir mit Pietro die italienische Großfamilie. Mal schauen wir mit dem russischen Kosmonauten Anton hinunter auf eine Welt, auf der keine Grenzen erkennbar sind – obwohl es doch da unten auf der Erde politisch permanent darum geht, Landesgrenzen zu erhalten, zu sichern, zu verteidigen.
Dies ist kein Buch zum schnellen Durchlesen. Es ist eins, das man betont langsam lesen sollte, wenn man den Anspruch hat, sich mit den von der Autorin angesprochenen Themen auseinanderzusetzen. Teilweise klingt es wie ein Philosophieren, teilweise werden aber auch die Fakten des (herausfordernden) Alltagslebens in der Raumstation dargestellt.
Samantha Harvey hat für diese Darstellung den Booker Prize 2024 für das beste englischsprachige Buch des Jahres erhalten. Zu Recht? Das muss jeder für sich entscheiden. Die Autorin betrachtet die Erde und ihre Menschen von oben, wirft im wahrsten Sinne des Wortes mit Abstand einen Blick auf den Planeten. Wer für eine gute und inhaltsreiche Lektüre keinen klassischen Plot braucht, sondern seine Gedanken schweifen lassen möchte, ist mit diesem Roman gut beraten.
Weniger
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Raumfahrt für Träumer
Der 2024 mit dem renommierten Booker Prize ausgezeichnete Roman der englischen Schriftstellerin Samantha Harvey hat eine ungewöhnliche Thematik. Er beschreibt einen Tag in der ISS, der internationalen Raumstation, die seit 1996 die Erde in etwa 400 Kilometer …
Mehr
Raumfahrt für Träumer
Der 2024 mit dem renommierten Booker Prize ausgezeichnete Roman der englischen Schriftstellerin Samantha Harvey hat eine ungewöhnliche Thematik. Er beschreibt einen Tag in der ISS, der internationalen Raumstation, die seit 1996 die Erde in etwa 400 Kilometer Höhe umkreist. Dem Buch ist eine Grafik vorangestellt, auf der die sechzehn ca. 90 Minuten langen Erdumkreisungen dargestellt sind, denen die sechzehn Kapitel des Buches entsprechen. Auslöser für ihren Roman war, wie die studierte Philosophin bekundet hat, eine spezielle Form des Eskapismus gewesen, ihre Sehnsucht nach dem Gefühl des Schwebens, im Übrigen aber war die reine Schönheit ihr Antrieb.
Die sechsköpfige Crew der Station besteht aus zwei Frauen und vier Männern, die mit unterschiedlichen Aufgaben betreut, im ständigen Kontakt mit der Bodenstation verschiedene wissenschaftliche Experimente durchführen. Sechzehn Mal am Tag geht für sie die Sonne auf und wieder unter, was ebenso Auswirkungen auf ihren Körper hat wie die permanente Schwerelosigkeit, der sie ausgesetzt sind. Täglich kontrollieren sie deshalb alle Körperfunktionen, analysieren permanent ihre Laborwerte, machen Aufzeichnungen über ihr seelisches Befinden. Neben diesen alltäglichen Tätigkeiten beobachten sie immer wieder die Erde, was sich im Roman zu gefühlt hundertfach wiederholten Schilderungen der Kontinente und Meere niederschlägt, über die sie hinweg fliegen. Wobei die «reine Schönheit» in immer neuen Formulierungen wiederkehrender Gegenstand dieser poetischen Beschreibungen ist. «Natural Writing» in einer fürwahr extremen Form, weil ja der Planet Erde nur immer aus dem gleichen Blickwinkel, aus 400 Kilometern Höhe beschrieben wird.
Das wird mit der Zeit ähnlich langweilig wie die Aktivitäten in der Raumstation selbst. Dem begegnet die Autorin, indem sie in vielen Rückblicken von der familiären Vorgeschichte der Crewmitglieder erzählt. Sie schildert den schwierigen Weg ihrer Figuren als künftige Astronauten und Kosmonaten, einen Traum, der sich ja nur für eine verschwindend kleine Anzahl von Bewerbern erfüllt. Die Rivalitäten zwischen den amerikanischen Astronauten und den russischen Kosmonauten an Bord manifestieren sich schon allein in der abweichenden Bezeichnung. Vor Beginn an hatten die Russen ganz unbescheiden ihre Ambitionen für die Raumfahrt mit «Kosmos» deutlich weiter gesteckt als die USA. Die aber waren seit dem 20. Juli 1969 schon sechs Mal auf dem Mond, ein Russe bis heute nicht. Da wundert man sich dann auch nicht als Leser, wenn es auf der Raumstation eine Toilette nur für Amerikaner gibt und eine separate für Russen. Natürlich wird auch die Geschichte der bemannten Raumfahrt behandelt, von der Explosion der Raumfähre Challenger im Jahre 1986 bis zu den verschiedenen Missionen zum Mond. Der Tod ist ständiger Begleiter dabei.
Es sind im Übrigen die großen Fragen der Menschheit, die von der Autorin angesichts der bestaunten Kulisse von Mutter Erde behandelt werden. Dabei bezieht sie die Kunst mit ein in ihre philosophischen Betrachtungen, zum Beispiel den Roman «Die Wellen» von Virginia Woolf mit einem ähnlichen Setting. Immer wieder wird auch das berühmte Gemälde «Las Meninas» von Velázquez herangezogen zur Verdeutlichung der Perspektive auf das Dargestellte. Der Kontrast zwischen der Winzigkeit der menschlichen Existenz angesichts der Großartigkeit des blauen Planeten und der Unendlichkeit des Weltalls ist Thema dieses Romans, der weder eine Handlung noch so etwas wie einen Spannungsbogen aufzuweisen hat. Was man als Leser der Lektüre dieses Romans zu verdanken hat, das ist das Weiten der Perspektive über den begrenzten Radius hinaus, an den das Erdendasein uns unerbittlich fesselt. Ganz unwillkürlich löst dieser Roman zwar auch viele rationale Fragen aus zum Thema Raumfahrt, aber eigentlich ist er ja wohl doch eher zum Träumen gedacht!
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Dass dieses Buch den Booker-Preis erhielt und sicher weitere Preise erhalten wird verwundert nicht, denn es ist durchaus etwas Besonderes. Ein Raumschiff mit sechs Astronaut:innen umkreist die Erde und wir Leserinnen dürfen ihren dabei entstehenden Gedanken folgen.
Einmal um die Erde in 90 …
Mehr
Dass dieses Buch den Booker-Preis erhielt und sicher weitere Preise erhalten wird verwundert nicht, denn es ist durchaus etwas Besonderes. Ein Raumschiff mit sechs Astronaut:innen umkreist die Erde und wir Leserinnen dürfen ihren dabei entstehenden Gedanken folgen.
Einmal um die Erde in 90 Minuten und das sechzehnmal binnen 24 Stunden – das ist die gesamte Handlung dieses Romans. Der eigentlich eher eine Art Essay ist, ein philosophischer Essay über die Erde und ihre Bewohner und was wir Menschen mit diesem uns geschenkten Planeten anstellen.
Die vier Astronauten und zwei Astronautinnen, aus verschiedenen Ländern von verschiedenen Kontinenten, haben die Aufgabe, diverse Versuche und Beobachtungen zu machen. Das betrifft Tierversuche, Untersuchungen zu Klimaveränderungen und auch Versuche an sich selbst, wie reagieren ihre Körper auf die Schwerelosigkeit und vieles mehr.
Doch ihnen bleibt auch sehr viel Zeit, sich mit sich selbst zu beschäftigen, nachzudenken, aus den Fenstern zu blicken. Dabei haben sie einen unvergleichlichen Blick auf die Erde, können Länder und Kontinente, Meere, Inseln, Gebirge erkennen und Wetterphänomene. Vor allem einen gewaltigen Taifun beobachten sie, der wächst, sich ausbreitet und dem sie tatenlos zusehen müssen während seines Zerstörungswerks.
Ansonsten geschieht wenig in diesem Roman, es sind eben vor allem diese Gedanken, Erinnerungen an ihre jeweilige Kindheit, an ihre Familien, Überlegungen, wie es den Menschen, die sie lieben, gerade geht, die dieses Buch füllen.
Dabei gelingen der Autorin Hunderte Sätze, die man sich an die Wand pinnen möchte, ins Poesiealbum schreiben oder per Beamer an den Nachthimmel schreiben möchte: „Die Milchstraße ist die qualmende Schmauchspur einer in den seidenglänzenden Himmel geschossenen Ladung Schießpulver.“ (S. 8); „Aber es gibt keine neuen Gedanken. Nur alte, die in neue Momente hineingeboren werden – und in diesen Momenten lautet der Gedanke: Ohne die Erde sind wir alle erledigt.“ (S. 19); „Von der Raumstation ist die Menschheit ein Wesen, das sich nur bei Nacht blicken lässt. Die Menschheit ist das Licht der Städte und die beleuchteten Glühfäden der Straßen.“ (S. 26).
Doch dann wird es manchmal auch etwas viel, wird man diesen so eloquent formulierten, so blumigen und wortreichen Sätzen etwas müde, wünscht sich doch ein wenig Handlung, ein wenig Tempo in dieser Geschichte, die hier erzählt werden soll. Sind doch die Gedanken auch schon mal etwas weitschweifig und auch abschweifend, verlieren den Faden, sofern es den in diesem Buch überhaupt gibt.
So bietet das Buch viel, sehr viel zum Nachdenken, doch leider ist es eben auch an vielen Stellen langatmig, um nicht zu sagen langweilig. Damit dann doch ein eher typisches „preiswürdiges“ Buch. Das dennoch ganz sicher etwas Besonderes, Interessantes ist, das in Erinnerung bleibt, nachhallt.
Samantha Harvey – Umlaufbahnen
aus dem Englischen von Julia Wolf
dtv, November 2024
Gebundene Ausgabe, 223 Seiten, 22,00 €
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Vier Astronauten und zwei Astronautinnen sind in einer Raumstation um die Erde unterwegs: Anton (Russland), Chie (Japan), Nell (England), Pietro (Italien), Roman (Russland) und Shaun (USA). Sie leben zusammen auf engstem Raum und führen Forschungsarbeiten durch in einem durchgetakteten …
Mehr
Vier Astronauten und zwei Astronautinnen sind in einer Raumstation um die Erde unterwegs: Anton (Russland), Chie (Japan), Nell (England), Pietro (Italien), Roman (Russland) und Shaun (USA). Sie leben zusammen auf engstem Raum und führen Forschungsarbeiten durch in einem durchgetakteten Tagesablauf. In 24 Stunden umrundet die Raumstation 16 mal die Erde. Weit weg von Freunden, Familie und dem gewohnten Alltag wird ein Tag der sechs Personen geschildert.
Mich hat das Buch vom Cover und Klappentext schon für sich eingenommen. Es gibt eigentlich keine wirkliche Handlung, es wird aus den unterschiedlichen Perspektiven der sechs AstronautInnen erzählt und ihre Beobachtungen, aber auch Eindrücke, Sehnsüchte und Gefühle wiedergegeben. Man erfährt, über welchen Kontinent oder Land sich die Raumstation gerade befindet und es werden unglaublich toll die Eindrücke zu diesen Landschaften und Gegebenheiten erzählt. Auch die Experimente, Forschungsarbeiten und Reparaturen in und an der Raumstation werden beschrieben, sodass man als Leser stets mittendrin ist und ich habe einiges an interessanten Dingen gelernt. Generell wird eine Welt beschrieben, die die allerwenigsten von uns jemals erleben werden und umso spannender ist ein realistischer Einblick, den man mit diesem Buch bekommt.
Das Buch plätschert vor sich hin, was die Geschichte jedoch nicht beeinträchtigt. Es ist eine leise Geschichte, der Erzählstil dazu passend, an vielen Stellen fast schon poetisch. Beim Lesen war ich mittendrin in dieser völlig anderen Welt, man wird demütig und ehrfürchtig und mir wurde bewusst, dass wir Menschen auf dieser Erde nur ein winziges Sandkorn sind im Vergleich zur Natur und dem allumfassenden Kosmos. Die Erde als kleiner Punkt im unendlichen Weltall wird so toll beschrieben, dass einem beim Lesen umso bewusster wird, wie wichtig es ist, diesen Planeten zu schützen und nicht auszubeuten.
Mir hat die Geschichte unglaublich gut gefallen, auch ohne konkrete Handlung wird so viel aus einer völlig anderen und fremden Welt erzählt. Für mich ein neues Lesehighlight!
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Es gab sooooo mega viele gute Besprechungen über Umlaufbahnen von Samantha Harvey, da konnte ich nicht widerstehen und wollte es auch lesen. Hier verschiebt sich die Perspektive im wahrsten Sinne des Wortes beim Lesen.
Samantha Harvey nimmt uns mit in eine Raumstation, in der vier Männer …
Mehr
Es gab sooooo mega viele gute Besprechungen über Umlaufbahnen von Samantha Harvey, da konnte ich nicht widerstehen und wollte es auch lesen. Hier verschiebt sich die Perspektive im wahrsten Sinne des Wortes beim Lesen.
Samantha Harvey nimmt uns mit in eine Raumstation, in der vier Männer und zwei Frauen (davon 2 Kosmonauten) inmitten der Unendlichkeit des Alls die Erde sechzehnmal am Tag umkreisen. Diese scheinbar einfache Prämisse entfaltet eine unendliche Komplexität. Die Protagonist:innen schweben nicht nur physisch, sondern auch emotional und existenziell – zwischen der Sehnsucht nach dem Planeten, den sie hinter sich gelassen haben, und der Ehrfurcht vor der erhabenen, verletzlichen Schönheit dieser leuchtenden Kugel im Nichts. Die Idee, diese Dualität zwischen Nähe und Distanz, zwischen Isolation und universeller Verbindung zu erforschen, ist schlicht genial.
Die Prosa ist von einer sprachlichen Eleganz, die ihresgleichen sucht. Die Beschreibungen der Erde aus dem All – „diesiges blassgrün schimmerndes Meer“ oder „Gran Canarias steile, strahlenförmige Schluchten wie eine eilig gebaute Sandburg“ – sind so präzise und poetisch, dass man das Gefühl hat, die Welt tatsächlich mit den Augen der Astronaut:innen zu sehen. Die Erde wird zur Diva in einem Ozean der Leere, gleichzeitig majestätisch und fragil.
Die fragmentarische Struktur des Romans, die auf klare Handlung und Spannungsbögen verzichtet, spiegelt die Schwerelosigkeit des Settings wider. Gedanken, Erinnerungen und Beobachtungen treiben wie Partikel im Raum und bilden ein einzigartiges literarisches Mosaik. Der Booker Prize 2024 ist sehr verdient gewonnen.
Der Roman wird von existenziellen Überlegungen durchzogen wie ein stilles Pulsieren, verstärkt durch die persönlichen Geschichten der Astronaut:innen: die sterbende Mutter einer Raumfahrerin, die Fragen einer Tochter, die Sehnsucht nach Blumen vor einem Fenster in Moskau. Es macht das Lesen so wahnsinnig intensiv. Das letzte Mal, dass ich mich so unbedeutend klein in diesem Universum fühlte, war am Abgrund des Grand Canyon.
Die Isolation des Alls bringt die Charaktere nicht nur einander näher, sondern auch sich selbst. Samantha Harvey zeigt mit großem Einfühlungsvermögen, wie widersprüchlich der menschliche Geist ist: der gleichzeitige Wunsch, zurückzukehren, und für immer zu bleiben. Diese Paradoxien machen das Buch so zutiefst menschlich und berührend.
Der Roman ist auch äußerst gut von Julia Wolf übersetzt. Großartig auch, dass sie es auf den Klappentext hinten geschafft hat. Immerhin außen sichtbar. Tolle Übersetzungsleistung.
Fazit: Dieser Roman ist große Kunst! Ein außergewöhnliches Buch, das sowohl Herz als auch Verstand anspricht. Wer sich auf die Schwerelosigkeit dieser poetischen Reise einlässt, wird nicht nur die Erde, sondern auch sich selbst mit neuen Augen sehen.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für