Herbert Clyde Lewis
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Gentleman über Bord
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Ein wohlsituierter New Yorker Geschäftsmann stürzt urplötzlich in eine mentale Krise. Um zu gesunden, so spürt er, muss er seinen von grauem Erfolg geprägten Alltag hinter sich lassen, und kurzerhand tritt er eine Schiffsreise an. Kaum auf See, stellt sich die erhoffte Erleichterung tatsächlich ein, doch dann ... macht er einen einzigen falschen Schritt und landet mitten im Pazifik, während sein Schiff sich immer weiter von ihm entfernt. Was denkt ein Mensch in solch einer Situation? Woraus schöpft er Hoffnung? Und wie blickt er nun auf sein Leben, dessen er vor Kurzem noch so überdrÃ...
Ein wohlsituierter New Yorker Geschäftsmann stürzt urplötzlich in eine mentale Krise. Um zu gesunden, so spürt er, muss er seinen von grauem Erfolg geprägten Alltag hinter sich lassen, und kurzerhand tritt er eine Schiffsreise an. Kaum auf See, stellt sich die erhoffte Erleichterung tatsächlich ein, doch dann ... macht er einen einzigen falschen Schritt und landet mitten im Pazifik, während sein Schiff sich immer weiter von ihm entfernt. Was denkt ein Mensch in solch einer Situation? Woraus schöpft er Hoffnung? Und wie blickt er nun auf sein Leben, dessen er vor Kurzem noch so überdrüssig war?Mit Gentleman über Bord gelang Herbert Clyde Lewis ein tiefgründiges, genial komponiertes Meisterwerk, das fast ein Jahrhundert lang weitgehend unbeachtet blieb und in der vorzüglichen Übersetzung von Klaus Bonn jetzt endlich auf Deutsch vorliegt.
Herbert Clyde Lewis (1909-1950) wurde als zweiter Sohn russisch-jüdischer Einwanderer im New Yorker Stadtteil Brooklyn geboren. Er führte ein rastloses Leben als Sportreporter in Newark, Berichterstatter in Shanghai und Drehbuchautor in Hollywood. Er schrieb für den Mirror und das Time Magazine in New York und verfasste vier Romane. Sein Debüt 'Gentleman über Bord' (1937) ist das erste seiner Bücher, das auf Deutsch vorliegt. Klaus Bonn, geboren 1958, freier Autor, Übersetzer und Lehrbeauftragter, studierte Literaturwissenschaft, Anglistik und Philosophie in Mainz. Er übersetzte u. a. H. D. Thoreau, Harriet Taylor Mill und Chloe Aridjis sowie Gedichte, etwa von Edna St. Vincent Millay, Louise Bogan und Lola Ridge. Jochen Schimmang, geboren 1948, ist Schriftsteller und Übersetzer und debütierte 1979 mit 'Der schöne Vogel Phönix'. Zuletzt erschien sein Roman 'Laborschläfer' (2022), für die mare-Insel-Reihe verfasste er den Band 'Mein Ostende' (2020). Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Walter Kempowski Preis für biografische Literatur (2019) und dem Italo-Svevo-Preis (2021).
Produktbeschreibung
- Verlag: mareverlag
- Originaltitel: Gentleman Overboard
- Seitenzahl: 176
- Erscheinungstermin: 11. Juli 2025
- Deutsch
- Abmessung: 187mm x 121mm x 16mm
- Gewicht: 178g
- ISBN-13: 9783690940016
- ISBN-10: 369094001X
- Artikelnr.: 73815024
Herstellerkennzeichnung
mareverlag GmbH
Pickhuben 2
20457 Hamburg
mare@marbuch.de
»Dieses Buch müssen Sie lesen.« The Sunday Times
Diese Seefahrt ist nicht lustig
Durstig im größten Gewässer der Welt: Bei Herbert Clyde Lewis geht ein "Gentleman über Bord".
Ach, noch einmal den wunderbaren Sonnenuntergang anschauen! Aber Vorsicht, Ölfleck an Deck, und, hast du's nicht gesehen, schon landet man im Wasser, genauer gesagt: im Pazifik! Da braucht man nicht einmal einen Albatros angeschossen zu haben, derart gemein kann das Schicksal einen strafen.
So ungefähr beginnt der im Original bereits 1937 erschienene kurze Roman "Gentleman über Bord" ("Gentleman Overboard") von Herbert Clyde Lewis. Der heute hinlänglich unbekannte Autor, Sohn einer aus Russland stammenden jüdischen Einwandererfamilie in New York, arbeitete als Reporter Anfang der
Durstig im größten Gewässer der Welt: Bei Herbert Clyde Lewis geht ein "Gentleman über Bord".
Ach, noch einmal den wunderbaren Sonnenuntergang anschauen! Aber Vorsicht, Ölfleck an Deck, und, hast du's nicht gesehen, schon landet man im Wasser, genauer gesagt: im Pazifik! Da braucht man nicht einmal einen Albatros angeschossen zu haben, derart gemein kann das Schicksal einen strafen.
So ungefähr beginnt der im Original bereits 1937 erschienene kurze Roman "Gentleman über Bord" ("Gentleman Overboard") von Herbert Clyde Lewis. Der heute hinlänglich unbekannte Autor, Sohn einer aus Russland stammenden jüdischen Einwandererfamilie in New York, arbeitete als Reporter Anfang der
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Dreißigerjahre in China, dann in den Vereinigten Staaten. Gerade als sein erster Roman, eben "Gentleman Overboard" erschien, war Lewis in den Privatkonkurs geschlittert, zog nach Hollywood, schrieb Drehbücher, wurde für seinen Beitrag zum Film "Ein Leben wie ein Millionär" (1947, Originaltitel: "It Happened on 5th Avenue", deutscher Alternativtitel: "Der reichste Mann der Welt") mit seinem Ko-Autor Frederick Stephani für den Oscar nominiert (den sie aber nicht gewannen) und verstarb mit gerade einmal einundvierzig Jahren 1950 an einem Herzinfarkt. Sein letzter, vierter Roman, "The Silver Dark", kam 1959 postum heraus. Dennoch ein ziemlich bewegtes Leben.
Auf eine weniger bewegte Biographie muss sein Protagonist Henry Preston Standish, Mitte dreißig, Aktienmakler, verheiratet, zwei kleine Kinder, zurückblicken, als er da im Stillen Ozean vor sich hin planscht. Eben noch, da war es laut Borduhr etwa fünf in der Frühe, an Deck der "Arabella", eigentlich ein Frachtschiff, das aber wegen des Umsatzes stets auch rund ein Dutzend Passagiere - im konkreten Fall sind es acht, Standish miteingeschlossen - befördert, muss er zuschauen, wie das Schiff gemächlich am Horizont verschwindet. Niemand hat seinen Unfall in dieser frühen Stunde bemerkt, wach war ohnehin bloß der Smutje. Und der kümmerte sich bereits um das Frühstück, achtete also nicht auf den Frühaufsteher.
In insgesamt zehn Kapiteln schildert Lewis abwechselnd, was Standish so durch den Kopf geht - wieso ist er überhaupt auf diese Reise gegangen? Ach ja, sein Leben war ihm irgendwie zu langweilig geworden! - und was die übrigen Leute, Mannschaft und Passagiere, tun. Einige vermissen ihn übrigens schon um die Mittagszeit, aber machen sich noch keine wirklichen Sorgen. Der Kapitän erfährt überhaupt erst am mittleren Nachmittag, dass Standish verschwunden zu sein scheint, und wird eher grantig, da er nun vermutlich das Schiff wenden lassen muss, um nach dem Typen zu suchen.
Mit doch ziemlich schwarzem Humor, aber keineswegs ohne zumindest ein bisserl Mitgefühl erzählt Lewis von den recht aussichtslosen Plänen, die Henry Preston Standish fasst und meist bald wieder verwirft, von seinen Erinnerungen an Frau und Kinder und Geschäftspartner und seinen wirren Gedankenspielen, wie sie dann wohl auf die Nachricht seines Ertrinkens reagieren werden. Wird sein Fauteuil, in dem er abends immer Zeitungen und Magazine gelesen hat, je wieder benutzt werden? Wie schaut wohl ein Begräbnis für jemanden aus, der auf See verschwunden ist? Irgendwann bemerkt er dann auch, wie durstig er ist und wie lächerlich das wiederum ist, mitten im größten Gewässer des Erdballs auf dem Rücken liegend, beinahe nackt - vom Großteil seiner Kleidung hat er sich, aus Gründen des Gewichts nassen Stoffes, also an sich nicht völlig unvernünftig, bereits getrennt - dahinzutreiben, aber nichts von all dem Wasser trinken zu können.
In seinem Nachwort attestiert Jochen Schimmang der Erzählung viel Empathie für alle - mit der Ausnahme eines ebenfalls auf der "Arabella" mitreisenden bigotten, evangelikalen Missionarspaares - und schließt mit dem Satz: "Der Roman ist eben das Meisterwerk, das er hätte werden können." Nun, das mag etwas zu hoch gegriffen sein, aber unterhaltsam ist "Gentleman über Bord" auf jeden Fall und gibt auch ein schönes Abbild der Gedankenwelt eines großen Teiles der aufstrebenden Mittelschicht der Vereinigten Staaten im ersten Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts. Eine feine Entdeckung für ein deutschsprachiges Lesepublikum ist dem Mare-Verlag damit durchaus anzurechnen. MARTIN LHOTZKY
Herbert Clyde Lewis: "Gentleman über Bord". Roman.
Aus dem Amerikanischen von Klaus Bonn. Mit einem Nachwort von Jochen Schimmang. Mare Verlag, Hamburg 2023. 176 S., geb., 28,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Auf eine weniger bewegte Biographie muss sein Protagonist Henry Preston Standish, Mitte dreißig, Aktienmakler, verheiratet, zwei kleine Kinder, zurückblicken, als er da im Stillen Ozean vor sich hin planscht. Eben noch, da war es laut Borduhr etwa fünf in der Frühe, an Deck der "Arabella", eigentlich ein Frachtschiff, das aber wegen des Umsatzes stets auch rund ein Dutzend Passagiere - im konkreten Fall sind es acht, Standish miteingeschlossen - befördert, muss er zuschauen, wie das Schiff gemächlich am Horizont verschwindet. Niemand hat seinen Unfall in dieser frühen Stunde bemerkt, wach war ohnehin bloß der Smutje. Und der kümmerte sich bereits um das Frühstück, achtete also nicht auf den Frühaufsteher.
In insgesamt zehn Kapiteln schildert Lewis abwechselnd, was Standish so durch den Kopf geht - wieso ist er überhaupt auf diese Reise gegangen? Ach ja, sein Leben war ihm irgendwie zu langweilig geworden! - und was die übrigen Leute, Mannschaft und Passagiere, tun. Einige vermissen ihn übrigens schon um die Mittagszeit, aber machen sich noch keine wirklichen Sorgen. Der Kapitän erfährt überhaupt erst am mittleren Nachmittag, dass Standish verschwunden zu sein scheint, und wird eher grantig, da er nun vermutlich das Schiff wenden lassen muss, um nach dem Typen zu suchen.
Mit doch ziemlich schwarzem Humor, aber keineswegs ohne zumindest ein bisserl Mitgefühl erzählt Lewis von den recht aussichtslosen Plänen, die Henry Preston Standish fasst und meist bald wieder verwirft, von seinen Erinnerungen an Frau und Kinder und Geschäftspartner und seinen wirren Gedankenspielen, wie sie dann wohl auf die Nachricht seines Ertrinkens reagieren werden. Wird sein Fauteuil, in dem er abends immer Zeitungen und Magazine gelesen hat, je wieder benutzt werden? Wie schaut wohl ein Begräbnis für jemanden aus, der auf See verschwunden ist? Irgendwann bemerkt er dann auch, wie durstig er ist und wie lächerlich das wiederum ist, mitten im größten Gewässer des Erdballs auf dem Rücken liegend, beinahe nackt - vom Großteil seiner Kleidung hat er sich, aus Gründen des Gewichts nassen Stoffes, also an sich nicht völlig unvernünftig, bereits getrennt - dahinzutreiben, aber nichts von all dem Wasser trinken zu können.
In seinem Nachwort attestiert Jochen Schimmang der Erzählung viel Empathie für alle - mit der Ausnahme eines ebenfalls auf der "Arabella" mitreisenden bigotten, evangelikalen Missionarspaares - und schließt mit dem Satz: "Der Roman ist eben das Meisterwerk, das er hätte werden können." Nun, das mag etwas zu hoch gegriffen sein, aber unterhaltsam ist "Gentleman über Bord" auf jeden Fall und gibt auch ein schönes Abbild der Gedankenwelt eines großen Teiles der aufstrebenden Mittelschicht der Vereinigten Staaten im ersten Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts. Eine feine Entdeckung für ein deutschsprachiges Lesepublikum ist dem Mare-Verlag damit durchaus anzurechnen. MARTIN LHOTZKY
Herbert Clyde Lewis: "Gentleman über Bord". Roman.
Aus dem Amerikanischen von Klaus Bonn. Mit einem Nachwort von Jochen Schimmang. Mare Verlag, Hamburg 2023. 176 S., geb., 28,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Manuela Reichart feiert die Wiederentdeckung von Herbert Clyde Lewis' Roman aus dem Jahre 1937, der nun in deutscher Übersetzung erschienen ist. Die Handlung spielt auf hoher See: Auf einem Schiff, auf dem sich in den ersten Kapiteln die "allerfeinsten Gesellschaftskomödie[n]" abspielen, berichtet die Rezensentin. Der Geschäftsmann Henry Preston, lesen wir, geht während der Fahrt über Bord und treibt für den Rest der Handlung im Ozean umher. Seine anfängliche Hoffnung von den anderen Passagieren vermisst und gerettet zu werden, bewahrheitet sich nicht und so zerbricht Prestons Weltbild Stück für Stück. Es freut die Rezensentin, dass dem unglücklichen Autoren Lewis, der zeitlebens wenige Erfolge vorweisen konnte und mit 41 Jahren starb, mit dieser Veröffentlichung wieder Aufmerksamkeit zuteil wird.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Das ist das Beste, was ich seit Jahren gelesen habe."
Buch mit Leinen-Einband
leichte Unglücksnovelle
„Nichts ist komischer als das Unglück“ heißt es auf Seite 158 im Nachwort. Aber so komisch ist das ganze nicht. Ein Mann, eben der Gentleman, rutscht auf einem Ölfleck aus und fliegt mitten im Pazifik über Bord. Niemand bemerkt sein …
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leichte Unglücksnovelle
„Nichts ist komischer als das Unglück“ heißt es auf Seite 158 im Nachwort. Aber so komisch ist das ganze nicht. Ein Mann, eben der Gentleman, rutscht auf einem Ölfleck aus und fliegt mitten im Pazifik über Bord. Niemand bemerkt sein Missgeschick und so treibt er mutterseelenallein dem Sonnenuntergang entgegen.
Was wirklich komisch ist, dass die Gesellschaft auf dem Schiff sein Fehlen einen Tag lang nicht bemerkt. Der Frühstückskellner wird sein Essen einfach in den Müll, das Missionarsehepaar glaubt ihn sogar in der Bibliothek gesehen zu haben, auch sein bester Freund will ihn nicht stören.
So wechselt die Sichtweise zwischen dem im Wasser treibende Mr. Standish und der Gesellschaft auf dem Schiff.
Von mir gibt es 4 Sterne, weil die Komik kein Lachen auslöst, nicht auslösen kann, da das Thema dies nicht erlaubt, aber sonst gefällt mir Sprache und Inhalt des kurzen Buches, das ich eher als Novelle denn als Roman bezeichnen würde, außerordentlich gut.
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Buch mit Leinen-Einband
Ein Jahrzehnte unbeachtetes Werk von Herbert Clyde Lewis, das nunmehr endlich Beachtung findet, und dies absolut wohlverdient, durchleuchtet eine mentale lebensmüde Krise eines wohlsituierten Gentlemans, der, kaum wieder Lebensmut gefasst, von Bord eines Kreuzliner fällt. Nunmehr doch …
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Ein Jahrzehnte unbeachtetes Werk von Herbert Clyde Lewis, das nunmehr endlich Beachtung findet, und dies absolut wohlverdient, durchleuchtet eine mentale lebensmüde Krise eines wohlsituierten Gentlemans, der, kaum wieder Lebensmut gefasst, von Bord eines Kreuzliner fällt. Nunmehr doch wahrscheinlich dem Tode geweiht, erscheint das Leben in einem anderen Licht.... Ein ganz feiner und tiefgründiger Roman über das Leben, quasi dem Ganzen mit einem wunderschönen Set. Dieses spät entdeckte Werk ist sehr zu empfehlen, dieser Roman ist es Wert nunmehr auch im deutschen Sprachraum die verdiente Beachtung zu bekommen. In seiner Art doch einzigartig und empfehlenswert!!!!
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eBook, ePUB
Besonders, packend und nachdenklich stimmend
Eine paar Wochen Auszeit vom stressigen Alltag bzw. eine Erholungsreise soll es werden, als der Börsenmakler Henry Preston Standish ohne seine Familie den großen Frachter besteigt. Doch nach einigen wenigen Tagen finden die ruhigen und …
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Besonders, packend und nachdenklich stimmend
Eine paar Wochen Auszeit vom stressigen Alltag bzw. eine Erholungsreise soll es werden, als der Börsenmakler Henry Preston Standish ohne seine Familie den großen Frachter besteigt. Doch nach einigen wenigen Tagen finden die ruhigen und besinnlichen Tage ein jähes Ende als er eines frühen Morgens unbeobachtet in den Pazifik stürzt.
Die Geschichte um den über Bord gehenden Gentleman ist definitiv eine ganz einzigartige. Nur in Ansätzen wird man sich dessen bewusst, dass es sich um beinahe hundert Jahre altes Werk handelt, denn letztendlich wird die Erzählung sehr auf das Wesentliche reduziert. Ich fand es unglaublich faszinierend, den Gedankengängen von Standish zu folgen: Zuversicht, Hoffen, Bangen, Resignation, Verzweiflung – als Leser durchläuft man zusammen mit ihm alle möglichen Gefühlszustände.
Die Beschreibung des Verlags als „tiefgründiges, genial komponiertes Meisterwerk“ kann ich auf jeden Fall bestätigen und die Übersetzung ins Deutsche ist sprachlich mehr als gelungen. Allen, die Lust auf eine ganz besondere, packende und gleichzeitig nachdenklich stimmende Geschichte haben, kann ich den Roman voll und ganz empfehlen.
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Buch mit Leinen-Einband
Es ist heute gar nicht so selten, dass von einem Kreuzfahrtschiff ein Passagier über Bord geht. Der amerikanischer Schriftsteller Herbert Clyde Lewis (1909-1950) hat solch einen Fall in seinem Roman „Gentleman Overboard“ bereits im Jahre 1937 verarbeitet. Nach knapp neunzig Jahren …
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Es ist heute gar nicht so selten, dass von einem Kreuzfahrtschiff ein Passagier über Bord geht. Der amerikanischer Schriftsteller Herbert Clyde Lewis (1909-1950) hat solch einen Fall in seinem Roman „Gentleman Overboard“ bereits im Jahre 1937 verarbeitet. Nach knapp neunzig Jahren liegt nun erstmals eine deutsche Übersetzung vor.
Der bewusste Gentleman und Geschäftsmann Henry Preston Standish ist mit einem Trampdampfer von Hawaii nach Panama unterwegs. Außer ihm gibt es auf dem Frachter „Arabella“ nur wenige Passagiere. Bisher war die Überfahrt fantastisch. Beim Betrachten eines Sonnenaufganges rutscht Standish jedoch auf einem Ölfleck aus und er landet im Pazifik, der gerade so ruhig ist wie ein künstlicher See. Zunächst macht er sich Vorwürfe, dass das Schiff nun anhalten müsste und ein Rettungsboot ihn wieder an Bord holen müsste Doch dergleichen geschieht nicht. Ohne die geringste Ahnung davon zu haben, dass sich einer ihrer Gäste im Meer abstrampelt, setzt due „Arabella“ ihren Kurs fort.
Das Schicksal nimmt seinen Lauf. Doch nun lernt der Leser den wohlsituierten Mr. Standish näher kennen. Mitten im Ozean – zwischen Hoffnung, Panik, Wut und Verlassenheit - denkt er über seine Leben nach, über seine Familie und seine berufliche Karriere. Er möchte davon so gern erzählen, doch er hat keinen Zuhörer. „Ganz allein sehe ich mir beim Sterben zu.“
Fazit: Eine nachdenkliche, aber auch humorvolle Lektüre – nicht nur für die nächste Kreuzfahrt geeignet.
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Buch mit Leinen-Einband
Der kleine Roman beginnt mit einem Paukenschlag: Henry Preston Standish stürzt kopfüber in den Pazifik. Als Leser erwartet man nun Näheres: wer ist das, wieso stürzt er ins Meer, was geschieht jetzt zu seiner Rettung? Der Erzähler lässt den Leser mit diesen Fragen …
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Der kleine Roman beginnt mit einem Paukenschlag: Henry Preston Standish stürzt kopfüber in den Pazifik. Als Leser erwartet man nun Näheres: wer ist das, wieso stürzt er ins Meer, was geschieht jetzt zu seiner Rettung? Der Erzähler lässt den Leser mit diesen Fragen alleine und wendet sich der Schönheit des Sonnenaufgangs zu. Mit dieser speziellen Form von Humor wird der Leser im Roman immer wieder konfrontiert.
Standish ist ein New Yorker Börsenmakler und stammt als Nachfahre einer der Pilgrim Fathers aus bester Familie. Er ist verheiratet, wohnt mit Frau und zwei Kindern in bester New Yorker Lage am Central Park. Der Erzähler bezeichnet ihn als „öde“: er erledigt alles, was zu erledigen ist, immer ordentlich, aber ohne jede Emphase. Weil umgekehrt auch ihn alles anödet, unternimmt er eine längere Reise und so landet er auf dem Frachter Arabella und fährt nach Panama. Wo er auf einem Ölfleck ausrutscht und ins Meer stürzt.
Standish hat zunächst keine Angst, sondern er schämt sich. Ein Mann seiner Erziehung und seiner Gesellschaftsklasse stürzt eben nicht ins Meer, zudem mache das der Schiffsbesatzung Ärger, und auch das gehört sich nicht. Nun plagen ihn die Überlegungen, wie er sich angemessen zu verhalten habe. Er ist sich sicher, dass sein Verschwinden auf dem Schiff bemerkt wird und seine Rettung naht. Er hält bereits Reden an die Reporter, an Freunde und seine Familie, wenn er seine dramatische Rettung und sein Überleben in diesen unendlichen Weiten erzählen wird. Dazu wird es nicht kommen; verschiedene Zufälligkeiten führen dazu, dass sein Verschwinden erst am Abend bemerkt wird.
Standishs Gefühle schwanken zwischen freudiger Zuversicht, Panik, Empörung und Hoffnungslosigkeit. Er tröstet sich zwar und meint, dass das Ertrinken eine vornehme Art des Sterbens sei. Aber er sieht auch, dass die Dinge, die ihn bisher definiert hatten – seine vornehme Herkunft, seine verfeinerten Manieren, seine Lebensart etc. - ihn jetzt im Stich lassen. Zum ersten Mal empfindet er die Kostbarkeit des Lebens und stellt fest, dass alle Wünsche ihm bisher erfüllt worden waren, aber der eine Wunsch nach Überleben ihm versagt werden wird.
Schon im ersten Satz zeigt sich der ironische Grundton des Textes, mit dem der Erzähler nicht nur den Protagonisten, sondern auch die anderen Figuren betrachtet. Damit erspart der Autor dem Leser die zwangsläufig emotionsbesetzte Identifikation mit dem Protagonisten und erlaubt ihm, dem Schicksal Standishs aus der Distanz zuzuschauen.
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Buch mit Leinen-Einband
Meine Meinung:
Ein tiefgründigerKlassiker
Nicht selten hört man von schwerkranken Menschen, wie selbstverständlich sie doch ihr Leben und ihre Gesundheit genommen haben. Vielen belanglosen Dingen zu viel Beachtung schenkten.Was uns allen jedoch die größte Sorge …
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Meine Meinung:
Ein tiefgründigerKlassiker
Nicht selten hört man von schwerkranken Menschen, wie selbstverständlich sie doch ihr Leben und ihre Gesundheit genommen haben. Vielen belanglosen Dingen zu viel Beachtung schenkten.Was uns allen jedoch die größte Sorge bereitet, irgendwann mal hilflos auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Um sich mit solchen Dingen zu beschaftigen, braucht es jedoch nicht immer eine Krankheit. Ein kleines Missgeschick reicht auch. Ein Ölfleck auf dem Deck ist daran schuld, dass der erfolgreiche New Yorker Geschäftsmann Henry Preston Standish kopfüber im Atlantik landet. Der gut situierte Gentleman möchte nicht laut um Hilfe schreien. Zumal es doch eine Schande ist, wenn jemand in seiner Position so tollpatschig mitten im Atlantik landet. So begutachtet er erst mal den wunderschönen Sonnenaufgang. Schaut dem Schiff dabei zu, wie es immer kleiner wird. Ist sich seiner Hilflosigkeit bewusst.Er kann keine Hilfe erwarten, für den Moment.
Den Gedanken von Henry habe ich sehr gerne gelauscht. Befindet er sich doch das erste Mal in seinem Leben in der Situation, sich mit sich selbst befassen zu müssen. Ganz allein im Atlantik lässt er sein Leben Revue passieren. Sehnt sich nach den Dingen, denen er überdrüssig wurde. Was gäbe er jetzt für einen Scotch mit Soda und einer Zigarette. Dieser Klassiker lebt von der Hoffnung, die die Leserschaft für Henry entwickelt. Henry ist doch ein angenehmer Zeitgenosse. Das haben auch die anderen Passagiere bemerkt. Was zeitgleich auf dem Schiff passiert, scheint nicht von dieser Welt zu sein. Lug und Trug und eine gewisse Befangenheit, hindern die Passagiere daran zu melden, dass Mr. Standish von Bord gegangen ist. Keiner möchte dem ruhigen, in sich gekehrten Standish auf die Pelle rücken.
Henrys Gemütszustand wechselt zwischen Verzweiflung, Zorn und Hoffnung hin und her. War doch sein Leben bisher nie von irgendwelchen Entbehrungen geprägt. Zwischen dem Bewusstsein sterben zu müssen, mischt sich immer wieder die Freude seiner Frau und den Kindern von seinem Abenteuer zu erzählen.
Ich habe darauf gewartet, wann Henrys Abwesenheit bemerkt wird und das Schiff umkehrt. Habe Henry stellenweise um seinen Optimismus beneidet. Mir die Geschichte seiner Familie angehört. Hätte ihm gerne seinen geliebten Scotch mit Soda und eine Zigarette gereicht. Irgendwie war ich mir sicher, Henry wird es schaffen!
Fazit:
Was passiert mit einem Menschen, der mitten im Atlantik unbemerkt über Bord geht? Wir wissen es alle. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt.
Ich empfehle das interessante Nachwort von Jochen Schimmang zu lesen. Der Autor Herbert Clyde Lewis ist Henry gar nicht mal so unähnlich.
Erwähnenswert ist das wunderschöne in Leinen gebundene Buch in einem Schuber.
Danke Herbert Clyde Lewis. Ein großes Dankeschön an den Mare Verlag, für die Neuauflage dieses Klassikers. Mein Dank geht auch an Klaus Bonn für die Übersetzung. Danke für das informative Nachwort Jochen Schimmang.
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Buch mit Leinen-Einband
Erstmals 1937 veröffentlicht ist "Gentleman über Bord" einer von nur drei Romanen, die der amerikanische Schriftsteller und Drehbuchautor Herbert Clyde Lewis schrieb, bevor er mit nur 41 Jahren an einem Herzinfarkt starb.
Der Titel sagt bereits fast alles über den Plot …
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Erstmals 1937 veröffentlicht ist "Gentleman über Bord" einer von nur drei Romanen, die der amerikanische Schriftsteller und Drehbuchautor Herbert Clyde Lewis schrieb, bevor er mit nur 41 Jahren an einem Herzinfarkt starb.
Der Titel sagt bereits fast alles über den Plot aus: Henry Preston Standish, ein 35jähriger Wall Street Börsenmakler, rutscht unglücklich auf dem Deck eines Schiffs aus, stürzt in den Pazifik und treibt fortan mutterseelenallein auf den Wellen. Es folgt eine - sofern man bei einem Setting inmitten der Weiten des Ozeans davon sprechen kann - kammerspielartig anmutende Erzählung, die ironisch und pointiert die Gesellschaft der 1930er porträtiert. Würden die meisten von uns nach einem Sturz ins Wasser angsterfüllt und lauthals um Hilfe rufen, so steht Standishs Erziehung dem im Wege. Stets auf Etikette bedacht, erhebt er auch in dieser Notsituation seine Stimme kaum, er bleibt Gentleman - und sein Verschwinden bleibt auf dem Schiff lange unbemerkt. Denn auch hier ist das Miteinander von gesellschaftlichen Konventionen geprägt. Ein Farmer, mit dem sich Standish angefreundet hat, ist kurz davor, an dessen Tür zu klopfen, sieht aber dann doch davon ab, weil er sich nicht aufdrängen möchte.
Lewis´ Figurenschilderung sowohl der Schiffscrew wie auch der wenigen Passagiere bleibt bei aller Kritik doch stets liebevoll; lediglich ein evangelikales Pärchen "bekommt ordentlich sein Fett weg". Außergewöhlich ist, wie es der Autor versteht, die Spannung zu halten, obwohl man ja das Ende eigentlich von Anfang an erahnt. Und doch fiebert man mit Standish mit, durchlebt seine Wandlung, von der anfänglichen Verlegenheit über sein Missgeschick, gefolgt von der Überzeugung, gerettet zu werden bis hin zur erschreckenden Erkenntnis, völlig allein zu sterben.
Mein Dank geht an den Mare Verlag, der dieses literarische Juwel knapp 100 Jahre nach Erstveröffentlichung erstmals auch den deutschsprachigen Leser*innen zugänglich macht. Eine kurze Erzählung von extremer Dichte, die in ihren Reflexionen über Leben und Sterben zeitlos ist.
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