Ayelet Gundar-Goshen
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Ungebetene Gäste
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Ayelet Gundar-Goshen inszeniert einen inneren Konflikt, der die Figuren und Lesenden gleichermaßen in seinen Bann zieht. Und sie schafft davon ausgehend ein packendes Psychodrama über Schuld und Rache, über die Flucht vor Verantwortung und über Mitgefühl, das sich an unerwarteten Orten zeigt.Naomi ist nicht begeistert, als sie sich allein mit ihrem einjährigen Sohn Uri und einem arabischen Handwerker in ihrer Wohnung in Tel Aviv wiederfindet. Ihr Mann Juval hat ihn mit der Renovierung ihres Balkons beauftragt, während er selbst bei der Arbeit ist. Sie fühlt sich unwohl in der Präsenz ...
Ayelet Gundar-Goshen inszeniert einen inneren Konflikt, der die Figuren und Lesenden gleichermaßen in seinen Bann zieht. Und sie schafft davon ausgehend ein packendes Psychodrama über Schuld und Rache, über die Flucht vor Verantwortung und über Mitgefühl, das sich an unerwarteten Orten zeigt.
Naomi ist nicht begeistert, als sie sich allein mit ihrem einjährigen Sohn Uri und einem arabischen Handwerker in ihrer Wohnung in Tel Aviv wiederfindet. Ihr Mann Juval hat ihn mit der Renovierung ihres Balkons beauftragt, während er selbst bei der Arbeit ist. Sie fühlt sich unwohl in der Präsenz des fremden Mannes, zumal Uri eigentlich seinen Vormittagsschlaf halten sollte und allmählich quengelig wird. Während sie Kaffee zubereitet, entsteht plötzlich auf der Gasse vor dem Haus ein Aufruhr, ein Teenager ist von einem herabstürzenden Hammer erschlagen worden. Naomi wird schnell klar, dass ihr Sohn den Hammer in einem unbeaufsichtigten Moment vom Balkon gestoßen haben muss. Doch der Verdacht fällt nicht auf die israelische Familie, sondern auf den arabischen Arbeiter. Als er wenig später zum Verhör abgeführt wird, ist Naomi wie gelähmt, es gelingt ihr nicht, die Wahrheit zu sagen.
Eine Geschichte, die mit einer harmlosen Tasse Kaffee beginnt, wird zu einer gefährlichen Tour zwischen Stadt und Dorf, bei der keiner der Beteiligten so bleibt, wie er war.
Naomi ist nicht begeistert, als sie sich allein mit ihrem einjährigen Sohn Uri und einem arabischen Handwerker in ihrer Wohnung in Tel Aviv wiederfindet. Ihr Mann Juval hat ihn mit der Renovierung ihres Balkons beauftragt, während er selbst bei der Arbeit ist. Sie fühlt sich unwohl in der Präsenz des fremden Mannes, zumal Uri eigentlich seinen Vormittagsschlaf halten sollte und allmählich quengelig wird. Während sie Kaffee zubereitet, entsteht plötzlich auf der Gasse vor dem Haus ein Aufruhr, ein Teenager ist von einem herabstürzenden Hammer erschlagen worden. Naomi wird schnell klar, dass ihr Sohn den Hammer in einem unbeaufsichtigten Moment vom Balkon gestoßen haben muss. Doch der Verdacht fällt nicht auf die israelische Familie, sondern auf den arabischen Arbeiter. Als er wenig später zum Verhör abgeführt wird, ist Naomi wie gelähmt, es gelingt ihr nicht, die Wahrheit zu sagen.
Eine Geschichte, die mit einer harmlosen Tasse Kaffee beginnt, wird zu einer gefährlichen Tour zwischen Stadt und Dorf, bei der keiner der Beteiligten so bleibt, wie er war.
Ayelet Gundar-Goshen, geboren 1982, studierte Psychologie in Tel Aviv, später Film und Drehbuch in Jerusalem. Für ihre Kurzgeschichten, Drehbücher und Kurzfilme wurde sie bereits vielfach ausgezeichnet. Ihrem ersten Roman Eine Nacht, Markowitz (2013) wurde der renommierte Sapir-Preis für das beste Debüt Israels zugesprochen, 2015 folgte der Bestseller Löwen wecken, für den, genauso wie für Lügnerin (2017), eine Filmadaption in Planung ist. Zuletzt erschien bei Kein & Aber Wo der Wolf lauert (2021). Ayelet Gundar-Goshen lebt in Tel Aviv.
Produktdetails
- Verlag: Kein & Aber
- Artikelnr. des Verlages: 290/05063
- 3. Aufl.
- Seitenzahl: 314
- Erscheinungstermin: 14. Juni 2025
- Deutsch
- Abmessung: 188mm x 124mm x 30mm
- Gewicht: 385g
- ISBN-13: 9783036950631
- ISBN-10: 303695063X
- Artikelnr.: 72168493
Herstellerkennzeichnung
Kein + Aber
Gutenbergstraße 1
82205 Gilching
vertrieb@keinundaber.ch
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Eine treffende, aber beunruhigende Bestandsaufnahme der Dynamiken in der israelischen Gesellschaft findet Kritiker Carsten Hueck hier vor. Winzige Entscheidungen lösen bei Ayelet Gundar-Goshen schicksalhafte und tragische Handlungen aus, weiß Hueck und auch hier verändert ein Moment das Leben einer Familie von Grund auf. Zunächst ereignet sich ein tragischer Unfall: Ein Kleinkind stößt einen Hammer vom Balkon, ein Teenager stirbt. Verdächtigt wird ein palästinensischer Handwerker, die jüdische Mutter Naomi verschweigt aus Angst und Schuldgefühlen die Wahrheit. Am Ende gesteht Naomi ihrem Mann, was wirklich passiert ist, aber der Vorfall wird noch jahrelange Folgen für die Familie haben, lesen wir. "Lässig", aber mit "der Mechanik eines automatischen Uhrwerks" baut die Autorin hier von Seite zu Seite Spannung auf, meint Hueck. Ihr gelingt damit ein psychologisches Kammerspiel, in dem Schweigen, Projektion und Alltagsrassismus eine explosive Atmosphäre schaffen, die die Spannungen zwischen Arabern und Juden in der israelischen Gesellschaft gut sichtbar machen, wie der Kritiker versichert.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Ayelet Gundar-Goshen verdichtet die Situation von Seite zu Seite, lässig, aber mit der Mechanik eines automatischen Uhrwerks.« Carsten Hueck, Deutschlandfunk Büchermarkt, 05.08.2025 Carsten Hueck Deutschlandfunk 20250805
UNGEBETENE GÄSTE
Ayelet Gundar-Goshen
Naomi und Juval leben mit ihrem eineinhalbjährigen Sohn Uri in einem Hochhaus in Tel Aviv.
Während Juval arbeitet, kümmert sich Naomi um das Kind. Sie ist eine ängstliche Mutter, stillt Uri noch immer – sehr zum Unmut ihres …
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UNGEBETENE GÄSTE
Ayelet Gundar-Goshen
Naomi und Juval leben mit ihrem eineinhalbjährigen Sohn Uri in einem Hochhaus in Tel Aviv.
Während Juval arbeitet, kümmert sich Naomi um das Kind. Sie ist eine ängstliche Mutter, stillt Uri noch immer – sehr zum Unmut ihres Mannes – und nutzt jede Gelegenheit, ihn hochzunehmen, zu trösten oder zu stillen.
Eines Tages führt ein arabischer Arbeiter Reparaturen am Balkon durch. Naomi begegnet ihm mit Misstrauen und fragt sich, wie ihr Mann es zulassen konnte, dass sie und Uri mit einem Araber allein sind.
Naomi beobachtet den Arbeiter nervös, bietet ihm Kaffee und Plätzchen an – doch Uri, der ihre ungeteilte Aufmerksamkeit gewohnt ist, beginnt zu quengeln.
Dann passiert es: Ein Moment der Unachtsamkeit.
Uri greift nach dem Hammer, den der Arbeiter liegen gelassen hat, und wirft ihn vom Balkon. Der Hammer trifft nicht den Boden, sondern tötet einen Jugendlichen – den Sohn des Kaufmanns gegenüber, der eigentlich in der Schule hätte sein sollen.
Unter dem Balkon bildet sich schnell eine Menschenmenge. Der Verdacht fällt nicht auf Naomi oder Uri, sondern auf den arabischen Arbeiter.
Als die Polizei eintrifft, könnte Naomi die Wahrheit sagen – doch sie schweigt. Der Arbeiter wird festgenommen und kommt in Untersuchungshaft.
Die Lage spitzt sich weiter zu, als der Sohn des Arbeiters nach seinem Vater sucht. Der Mob vermutet sofort einen weiteren Anschlag.
Wie das Drama weitergeht – und ob Naomi den Mut findet, die Wahrheit zu sagen – solltet ihr selbst lesen.
Ich habe bereits Gundar-Goshens Vorgänger "Wo der Wolf lauert" mit großer Begeisterung gelesen – und auch ihr neues Buch steht dem in nichts nach.
Die Autorin hat ein vielschichtiges, politisches Psychodrama geschrieben, ganz ohne erhobenen Zeigefinger oder moralische Belehrung.
Ich durfte das Buch lesen und hören – und wie schon beim letzten Hörbuch hat mich die Stimme von Milena Karas vollkommen in ihren Bann gezogen.
Fazit:
Ein spannendes, hochbrisantes Psychodrama, das ich euch unbedingt empfehlen möchte.
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Ausgerechnet als sie alleine mit ihrem Baby in der Wohnung in Tel Aviv ist, hat ihr Mann Juval den arabischen Handwerker bestellt - Naomi kann es nicht fassen und ärgert sich über Juval. Als ein Hammer vom Balkon fällt und einen Jugendlichen erschlägt, wird der Arbeiter sofort …
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Ausgerechnet als sie alleine mit ihrem Baby in der Wohnung in Tel Aviv ist, hat ihr Mann Juval den arabischen Handwerker bestellt - Naomi kann es nicht fassen und ärgert sich über Juval. Als ein Hammer vom Balkon fällt und einen Jugendlichen erschlägt, wird der Arbeiter sofort verdächtigt und verhaftet. Naomi sagt nichts, obwohl sie genau weiß, dass er unschuldig ist.
Ein Jahr später trifft man Naomi, Juval und den kleinen Uri in Nigeria wieder. Juval soll die nigerianische Luftwaffe beraten. Die israelische Community ist hier unter sich, sie lebt in einem bewachten Areal und hat vor allem unter sich Kontakt. Naomi lernt während ihres ehrenamtlichen Einsatzes allerdings die einheimische Staatswissenschaftlerin Ayobami Abara kennen, die sich mit ihr anfreundet, den Einsatz Juvals in ihrem Land aber nicht gutheißt.
In Nigeria arbeitet auch die Psychologin Noga Beniel, die die Familie wegen Uris Albträumen kontaktiert. Sie erhält eine eigene Perspektive, so dass man sie auch privat und mit anderen Patienten erlebt.
Nicht nur derzeit gibt es in Israel viele Ressentiments gegenüber der arabischen Bevölkerung, und so hat auch Naomi ihre Vorurteile, die sie allerdings nicht offen ausleben möchte. Aber nicht nur das kommt hier zum Tragen. Mir war nicht bekannt, dass so viele Israelis in Nigeria leben, wenn auch oft nur auf Zeit, und dass es Abkommen zwischen den Ländern gibt. Aber auch das scheint nicht ohne Probleme.
Juval und Naomi haben einige Probleme, miteinander, mit ihrer Elternrolle, aber auch darüberhinaus. Naomi fühlt sich einsam und unverstanden und ist auf der Suche nach sozialen Kontakten, tut sich aber auch schwer damit, mit anderen zu interagieren. Juval fühlt sich von Naomi beiseite gedrückt, seiner Meinung nach konzentriert sie sich zu sehr auf Uri. Aber auch andere Charaktere, zum Beispiel Noga haben ihre ganz eigenen Probleme. So spielen auch die Familie des Handwerkers und das Umfeld des getöteten Teenagers eine Rolle.
Der Roman ist komplex und tiefsinnig, die Charaktere interessant, es gibt einiges zum Nachdenken. Nicht immer ist es leicht, die Handlungen und Gedankengänge zu verstehen, letztlich kann man aber doch vieles nachvollziehen, wenn man sich darauf einlässt. Nebenher lesen sollte man den Roman nicht, er verlangt Aufmerksamkeit. Ich bin neugierig geworden auf andere Werke der Autorin.
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Es ist nur ein kurzer Moment, in dem Naomi nicht auf ihren kleinen Sohn Uri aufpasst, doch er reicht, um zu einer Katastrophe zu führen. Uri stößt einen Hammer vom Balkon, der einen Teenager unten auf der Straße tödlich trifft. In Verdacht gerät aber nicht das …
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Es ist nur ein kurzer Moment, in dem Naomi nicht auf ihren kleinen Sohn Uri aufpasst, doch er reicht, um zu einer Katastrophe zu führen. Uri stößt einen Hammer vom Balkon, der einen Teenager unten auf der Straße tödlich trifft. In Verdacht gerät aber nicht das israelische Kind, sondern der arabische Handwerker, der bei Naomi tätig war, und sofort als Attentäter verhaftet wird. Und Naomi schweigt …
So die Ausgangssituation in Ayelet Gundar-Goshens neuem Roman „Ungebetene Gäste“, und mehr möchte ich eigentlich auch nicht verraten. Ich hatte von dieser Autorin bisher noch nichts gelesen, aber sie hat mich sofort in ihre Geschichte hineingezogen. Besonders hat mich dabei die Vielschichtigkeit ihres Romans gefesselt, die Tragik, die gleich drei Familien betrifft: Naomis, die des Handwerkers und die des erschlagenen Jungen. Die Komplexität durch den politischen Hintergrund, den seit Ewigkeiten verfestigten Alltagsrassismus, das Misstrauen und die Vorurteile. Dabei wird uns Lesern die Thematik trotz aller Dramatik eher subtil vermittelt, jede Partei ist auf ihre Weise im Recht und im Unrecht, die moralische Antwort wird uns nicht unmittelbar serviert.
Ein kleiner Schwachpunkt war für mich der mittlere Teil. Er ist für sich genommen durchaus auch interessant und lesenswert, aber ich konnte das Gefühl nicht abschütteln, vom eigentlichen Weg abgekommen zu sein. Ich habe den dunklen Verdacht, dass Gundar-Goshen hier einen neuen Aspekt einbringen und die Positionen verschieben wollte, aber für mich hat der Vergleich – so der denn einer sein sollte – gehinkt.
Aber dieser gefühlte kleine Schönheitsfehler hatte auf meinen Gesamteindruck nur wenig Einfluss. „Ungebetene Gäste“ ist ein Roman, der sich am Ende rund anfühlt, den ich sehr gerne gelesen habe, von einer Autorin, von der ich nun noch mehr lesen möchte. Eine ganz eindeutige Leseempfehlung.
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Ein kleine Junge wirft der Hammer aus der Balkon, der Hammer trifft ein Teenager im Kopf, der Teenager ist tot. Die Mutter verschweigt dass für das Unfall ihre Sohn verantwortlich ist , der Handwerker welchen der Hammer gehört wird festgenommen ....doch die Mutter findet keine Ruhe …
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Ein kleine Junge wirft der Hammer aus der Balkon, der Hammer trifft ein Teenager im Kopf, der Teenager ist tot. Die Mutter verschweigt dass für das Unfall ihre Sohn verantwortlich ist , der Handwerker welchen der Hammer gehört wird festgenommen ....doch die Mutter findet keine Ruhe ...
Wow, das Buch ist ein perfekt geschriebenes Psychodrama über Schuld und moralische Zweifeln , die Autorin weiß ganz genau wie mit den Gefühlen zu spielen ist, sie schreib ruhig aber der Text ist mit Emotionen voll geladen , sie beschreibt sehr glaubwürdig die innere Konflikten von die Protagonisten, sie "legt direkt die Finger in der Wunde " und darum die Geschichte berührt so sehr, und für mich unvergesslich ist.
Der Roman hinten der psychologischer Tiefe bietet auch ein Blick in politische Hintergrund, wo die Misstrauen , Hass und Rassismus in Alltag herrschen , wo der Mensch zu den anderen Menschen ein Monster ist, wo der menschliche Leben nichts wert ist - beklemmend und schwer und trotzdem ein unheimlich große Lesevergnügen.
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Psychologisch ausgefeilt
Neben Zeruya Shalev und Lizzie Doron gibt es noch eine weitere bedeutende Autorin aus Israel, die man auf keinen Fall unterschätzen darf: Ayelet Gundar-Goshen, die mit ihren Büchern ohne Furcht Löwen weckt.
Ungebetene Gäste ist ein dichter, …
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Psychologisch ausgefeilt
Neben Zeruya Shalev und Lizzie Doron gibt es noch eine weitere bedeutende Autorin aus Israel, die man auf keinen Fall unterschätzen darf: Ayelet Gundar-Goshen, die mit ihren Büchern ohne Furcht Löwen weckt.
Ungebetene Gäste ist ein dichter, psychologisch ausgefeilter Roman über ein Paar mit Kind, deren Leben durch einen tragischen Vorfall aus dem Gleichgewicht kommt.
Sie ziehen schließlich nach Afrika, ohne dem Druck aus dem Vorfall gänzlich entfliehen zu können. So wird man eine israelische Perspektive von außen wie von innen betrachten können.
Obwohl „Wo der Wolf lauert“ lauert für mich das überzeugendste Buch der Autorin bleibt, ist auch Ungebetene Gäste ein wirklich starkes Buch.
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Während ein arabischer Handwerker den Balkon renoviert, ist Naomi mit ihrem einjährigen Sohn Uri allein in der Wohnung in Tel Aviv. Sie fühlt sich unwohl, spürt, dass sie Vorurteile gegenüber dem Mann hat und versucht, diese durch besondere Freundlichkeit zu kompensieren. …
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Während ein arabischer Handwerker den Balkon renoviert, ist Naomi mit ihrem einjährigen Sohn Uri allein in der Wohnung in Tel Aviv. Sie fühlt sich unwohl, spürt, dass sie Vorurteile gegenüber dem Mann hat und versucht, diese durch besondere Freundlichkeit zu kompensieren. Als der Arbeiter kurz die Toilette aufsucht und Naomi in der Küche abgelenkt ist, entwischt Uri auf den Balkon, stößt den auf der Brüstung liegenden Hammer vom Balkon und trifft damit einen jungen Mann tödlich. Auf der Straße kommt es zum Tumult, sofort wird ein Anschlag des arabischen Arbeiters vermutet, und die Polizei nimmt diesen fest. Naomi steht völlig neben sich und ist nicht in der Lage, das Missverständnis aufzuklären.
Ayelet Gundar-Goshen ist studierte Psychologin, und dies spürt man an den fein ausgearbeiteten Charakteren und der psychologischen Tiefe der Erzählung. Naomi und ihr Mann Juval sehen sich als moderne, aufgeklärte Menschen und sind doch selbst gefangen in einem Strudel aus Sprachlosigkeit, tradiertem Rassismus, Schuld, Angst und schlechtem Gewissen.
„Ungebetene Gäste“ besteht aus drei Teilen, wobei der erste und letzte in Tel Aviv spielen und der zweite in Lagos, wohin die Familie noch während des Gerichtsprozesses übersiedelt, da Juval dort eine zeitlich befristete Arbeit im Umfeld des israelischen Militärs annimmt. Auch in Lagos verfolgen die Schatten des Unglücks die Familie, die inneren Konflikte belasten Naomis und Juvals Beziehung, und auch Uri spürt die Spannungen zwischen seinen Eltern.
Vor allem im zweiten Teil führt die Autorin eine ganze Reihe weiterer Figuren wie die Psychologin Noga ein, schildert kleine Episoden, deren Bedeutung für die Handlung oder das Figurenprofil mir sich nicht immer erschließt. Hierzu gehören beispielsweise der verhaltensgestörte Junge Liam und der Anruf eines merkwürdigen Mannes, der um einen Termin bei Noga bittet, aber nie wieder in Erscheinung tritt.
Nahezu allen Figuren gemeinsam ist eine gewisse Unfähigkeit, miteinander zu kommunizieren, man schweigt oder redet aneinander vorbei. Persönliche Traumata vermischen sich mit gesellschaftlichen, und die Figuren sind teils wie gelähmt in ihrer Hilflosigkeit. Das Ende kam für mich etwas (zu) plötzlich, und ich hätte sehr gerne noch weitergelesen.
Sehr interessant fand ich einen Betrag in der ARD Mediathek der Sendung „titel thesen temperamente“, in dem die Autorin davon erzählt, inwiefern die Geschichte ihres eigenen Großvaters sie zu der politischen Ebene im Lagos-Teil inspiriert hat.
Auch wenn „Ungebetene Gäste“ speziell den jüdisch-arabischen Konflikt behandelt, sind einige Grundthemen auch auf unsere Gesellschaft übertragbar, und ich habe mich immer wieder gefragt, wie ich an Stelle von Naomi, Juval oder Noga handeln würde. Mich hat „Ungebetene Gäste“ sehr berührt und ich empfehle es unbedingt weiter. Nun bin ich neugierig auf weitere Werke der Autorin, und „Wo der Wolf lauert“ liegt schon bereit.
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Erschütternd
Ich durfte die Autorin im Rahmen einer Doppel-Leserunde kennenlernen und war gleich gepackt von ihrer sehr dichten Erzählweise. Ich hatte dabei das Gefühl ihre Geschichten folgen einem Schema, was einerseits Wiedererkennungswert schafft und andererseits den Leser …
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Erschütternd
Ich durfte die Autorin im Rahmen einer Doppel-Leserunde kennenlernen und war gleich gepackt von ihrer sehr dichten Erzählweise. Ich hatte dabei das Gefühl ihre Geschichten folgen einem Schema, was einerseits Wiedererkennungswert schafft und andererseits den Leser vorbereitet, auf das was kommt.
Die Geschichte startete unmittelbar vor dem Vorfall, der den Verlauf der Handlung bestimmen soll. Es gibt kein Vorgeplänkel, jeder Satz ist gezielt platziert, es wird keine Zeit verschwendet. Im Zentrum der Geschichte steht eine Schuldfrage und wie sie das Leben der beteiligten Personen beeinflusst. Obwohl es ein Gesellschaftsroman ist, liest es sich teilweise packend und spannend wie ein Krimi bzw. Justizroman.
Neben der Handlung erfährt der Leser auch viel über die israelische Gesellschaft. Für mich war vieles davon neu, weshalb ich gespannt den Handlungsverlauf verfolgte.
Ich fand zwar keine der Personen per se sympathisch, aber doch zumindest einnehmend, die Gewissenskonflikte durchaus nahbar.
Für mich ein sehr gelungener Roman.
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Wieder einmal bringt uns Ayelet Gunnar-Goshen dazu in die dunklen Ecken zu blicken. Jeder ihrer Roman bietet eine Reise in menschliche Abgründe. Hier beginnt die Szenerie sofort beklemmend. Eine junge Mutter ängstigt sich, weil sie mit einem arabischen Arbeiter allein mit ihrem Kleinkind …
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Wieder einmal bringt uns Ayelet Gunnar-Goshen dazu in die dunklen Ecken zu blicken. Jeder ihrer Roman bietet eine Reise in menschliche Abgründe. Hier beginnt die Szenerie sofort beklemmend. Eine junge Mutter ängstigt sich, weil sie mit einem arabischen Arbeiter allein mit ihrem Kleinkind in der Wohnung ist. Der Arbeiter gibt ihr keinerlei Anlass zur Sorge, doch die junge Frau ist durchdrungen von rassistischen Vorurteilen. Dabei ist es eigentlich ihr kleiner Sohn, der einem Angst macht. Das Kind kontrolliert die Mutter komplett und sie ist überfordert mit den Bedürfnissen ihres Sohnes, dem keine Grenzen gesetzt werden.
Als dieser einen Hammer vom Balkon wirft und dabei einen vorbeilaufenden Teenager am Kopf trifft, entspinnt sich eine Tragödie, bei der mehrere Menschen zu Schaden kommen. Ich fühlte massive Beklemmung bei der Lektüre, doch die Autorin versteht es, mit den Gefühlen zu spielen. Das anfängliche Schweigen der Frau ist natürlich verwerflich, doch dann versucht sie das Richtige zu tun und entlastet den Arbeiter. Der Schaden ist allerdings schon angerichtet. Als Terrorverdächtiger wurde er nicht gut behandelt bei den Verhören und die drei Tage des Schweigens haben Auswirkungen auf die Familie. Die Ehe scheint kaum zu retten und auch das Kind kämpft mit Problemen.
Auch der Neustart in einem anderen Land scheint nicht so recht zu gelingen. Die Probleme und Sorgen verfolgen die Familie genauso, wie die Frage nach Schuld und Sühne. Gut und Böse verschwimmt hier. Die Figuren reüssieren in ihren Grauschattierungen und wirken dadurch sehr lebendig und realitätsgetreu. Immer wieder werden sie gezwungen sich ihren Gespenstern zu stellen. Das macht den Roman sehr eindrücklich.
Ungebetene Gäste ist bestimmt kein schönes Buch, aber definitiv lesenswert. Daher ein klare Leseempfehlung von mir.
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Gut lesbar, reizvolle Ausgangslage und interessante Figuren - aber zu wenig auserzählt
Während mir „Löwen wecken“, das ich erst kurz vor diesem Roman gelesen habe, noch zu lang war, schien mir „Ungebetene Gäste“ fast zu kurz zu sein. Obwohl ich die …
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Gut lesbar, reizvolle Ausgangslage und interessante Figuren - aber zu wenig auserzählt
Während mir „Löwen wecken“, das ich erst kurz vor diesem Roman gelesen habe, noch zu lang war, schien mir „Ungebetene Gäste“ fast zu kurz zu sein. Obwohl ich die Länge grundsätzlich ausreichend fand, hat die Autorin für mich zu viele Handlungsstränge nicht zu Ende geführt und thematisch vielleicht ein wenig zu viel gewollt.
Wie bei all ihren Büchern, spielt Ayelet Gundar-Goshen auch hier wieder mit der vermeintlichen Klarheit, was unser menschliches Urteilsvermögen angeht. Die Figurenzeichnung gefiel mir deutlich besser als in ihrem früheren Roman. Sie sind mir zwar wieder überwiegend unsympathisch und wiederholt fand ich ihre Handlungen einfach nur erschütternd, aber zumindest waren sie nicht so platt ekelhaft geschrieben. Besonders im Mittelteil, der mich zu Beginn allerdings auch erstmal verwirrte, bekommen wir ein deutlich vielschichtigeres Bild der Haupt- sowie einiger Nebenfiguren.
Gleichzeitig verschwinden andere Nebenfiguren aus dem ersten Teil völlig von der Bildfläche und werden im kurzen dritten Teil noch einmal aufgewärmt. Neue Figuren tauchen zwischendrin auf, während sich mir am Ende nicht immer ganz erschloss, warum sie wichtig waren. Auch das ein oder andere Klischee wird bedient, die Kommunikation zwischen den Figuren ist meist katastrophal.
Trotzdem hat mir gefallen, wie fein die Autorin mit unserer Sympathie und Empathie spielt - dafür hat sie schon wirklich ein ausgesprochenes Talent. Die Figuren sind zwischendrin so unangenehm, dass ich kaum weiterlesen wollte, und doch bringe ich einige Kapitel weiter Mitgefühl für sie auf. Auch das Thema Schuld/Schuldgefühle sowie der Rassismus weißer Israelis werden wieder behandelt. So einige Sätze waren für mich richtige Banger - etwa dazu, wie gut Persönlichkeitsrechte verschiedener Gruppen beim Veröffentlichen von Fotos geachtet werden.
Doch auch, wenn mir dieser Roman in Bezug auf Lesefluss und Figurenzeichnung gut gefallen hat, gehe ich ernüchtert aus dem Buch. Das Ende ist super offen, so viel bleibt auch einfach ungesagt oder wird kurz vor Schluss noch einmal angeschnitten. Ich habe außerdem meine Schwierigkeiten damit, wenn so gar keine Figur nahbar und mir sympathisch ist, auch wenn ich moralisch graue Figuren durchaus schätze.
Definitiv eine spannende Autorin mit einem guten Repertoire an Überraschungsmomenten im Kleinen. Doch ich muss auch hier wieder sagen, dass mir einiges zu konstruiert war, die moralische Ebene an einigen Stellen zu forciert. Ich habe mir vom Klappentext wieder so viel erhofft und bin nun nicht vollends zufrieden. Es ist dennoch alles andere als ein schlechtes Buch und Fans der Autorin kommen hier ganz sicher auf ihre Kosten. Bei 1-2 weiteren Werken bin auch ich neugierig, werde mir aber erstmal ein bisschen Abstand gönnen, da zwischen den Büchern schon eine gewisse Ähnlichkeit besteht.
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Tsunami der Gefühle
Ungebetene Gäste von Ayelet Gundar-Goshen , gelesen Milena Karas, erschienen im Argon Verlag als ungekürztes Hörbuch am 14.06.2025.
Naomi ist zurzeit nicht berufstätig da sie auf ihren einjährigen Sohn Uri aufpasst. Als ihr Mann die …
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Tsunami der Gefühle
Ungebetene Gäste von Ayelet Gundar-Goshen , gelesen Milena Karas, erschienen im Argon Verlag als ungekürztes Hörbuch am 14.06.2025.
Naomi ist zurzeit nicht berufstätig da sie auf ihren einjährigen Sohn Uri aufpasst. Als ihr Mann die Renovierung ihres Balkons zu einem Zeitpunkt beauftragt, wo sie mit dem Kind allein daheim ist, ist Naomi wütend auf ihren Mann. Sie fühlt sich von dem arabischen Mann bedroht, obwohl dieser hebräisch spricht und angibt selbst eine kleine Tochter zu haben. Uri soll eigentlich schlafen, ist dementsprechend quengelig und dann wagt es der Mann auch noch an die Türe zum Kinderzimmer zu klopfen, hinter der sie dem Kind die Brust gibt. Während Naomi dem Handwerker einen Kaffee kocht, kommt es auf der Straße zu Unruhen. Da der Mann zu dem Zeitpunkt auf der Toilette war, hat wohl Uri den liegengelassenen Hammer von der Balkonbrüstung geworfen, der dann einen jungen Mann getroffen und getötet hat. Naomi schweigt als die herbeigeeilte Polizei den Handwerker verhaftet.
Ayelet Gundar-Goshen verarbeitet hier z.T. ihre eigenen Erlebnisse und kriecht mit ihrer unaufgeregten Schreibweise in unser Hirn und lässt uns unsere eigenen Vorurteile und Erwartungshaltungen kosten. Da wird ein Mann zu Bedrohung für Mutter und Kind, der einfach bestellt wurde, um eine Arbeit zu erledigen. Für mich ist so etwas normaler Alltag. In einer aufgeheizten Umgebung, wo es Spannungen zwischen Bevölkerungsgruppen gibt, ist das aber wohl normaler Alltag. Jeder Mann arabische Herkunft ist für Naomi eine Bedrohung, ein möglicher Attentäter.
Im Hörbuch geht es um Verantwortung, Mitgefühl und Gerechtigkeit. Naomi nimmt ihren Sohn mit in die Küche, um ihre Familie zu schützen, ist dann aber völlig gelähmt. Sie befürchtet als Mutter zur Rechenschaft gezogen zu werden und es ist für sie einfacher, wenn ein Außenstehender, ein Fremder der als Araber im israelischen Staat eh immer verdächtig ist, zur Rechenschaft gezogen wird. Erst im laufe des Romans erfahren wir, wie die Sache ausgegangen ist.
Die Autorin drückt wohl auf blutende Wunden, was das Verhältnis der Religionen und der Umgang mit Menschen die verschiedene Werte verfolgen und man sich über viele Beweggründe überhaupt nicht informiert betrifft. Milena Karas hat das Hörbuch eindrucksvoll zum Leben erweckt und ich habe ihr fasziniert gelauscht.
Ich war vom Klappentext und der Hörprobe sofort begeistert, zögerte aber etwas, weil man sich mit der Auseinandersetzung zwischen Israel und der arabischen Welt ziemlich schnell in ein Steppenfeuer begibt. Ayelet Gundar-Goshen hat es fertig gebracht ihren Mitmenschen ihre eigenen Unzulänglichkeiten zu zeigen, ohne dass man sich da raus winden möchte. Man hört und lernt. Danke.
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