Stefanie vor Schulte
Gebundenes Buch
Schlangen im Garten
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Familie Mohn hat die Mutter verloren. Jetzt steht sie im Verdacht, die Trauerarbeit zu verschleppen. Das Leben muss doch weitergehen, sagen die Nachbarn, meint das Traueramt. Doch Vater Adam, die wütende Linne, der nach Hause zurückgekehrte Student Steve und Micha, der Jüngste, wollen nicht weitergehen. Sie möchten Johanne bewahren - nicht nur in ihren eigenen Erinnerungen, sondern in unzähligen Geschichten, die deren Leben so vielleicht gar nie geschrieben hat.
Stefanie vor Schulte, 1974 in Hannover geboren, ist studierte Bühnen- und Kostümbildnerin. Sie lebt mit ihrem Mann und vier Kindern in Marburg. Ihr erster Roman, ¿Junge mit schwarzem Hahn¿, wurde 2021 mit dem Mara-Cassens-Preis für das beste deutschsprachige Debüt ausgezeichnet.
Produktdetails
- Verlag: Diogenes
- Artikelnr. des Verlages: 562/07217
- Seitenzahl: 240
- Erscheinungstermin: 24. August 2022
- Deutsch
- Abmessung: 185mm x 119mm x 23mm
- Gewicht: 274g
- ISBN-13: 9783257072174
- ISBN-10: 3257072171
- Artikelnr.: 63727839
Herstellerkennzeichnung
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33333 Gütersloh
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Unperfekte Menschen
Stefanie vor Schultes "Schlangen im Garten"
Die Mohns trauern. Vater Adam kündigt seine Stelle, der älteste Sohn Steve unterbricht sein Studium und zieht wieder zu Hause ein, die zwölfjährige Linne und ihr ein Jahr jüngerer Bruder Micha schwänzen gelegentlich die Schule. Johanne, Ehefrau und Mutter, ist im Krankenhaus gestorben, offenbar kürzlich, zu Beginn des Sommers. Neue Rituale entstehen. Die drei Kinder zerreißen für ihren Vater Johannes Tagebuchseiten, damit dieser sie sich zum Abendbrot einverleibt. "Er isst sie roh, und er tut es aus Liebe." Epistolare Leichenfledderei, um die Integrität der Toten zu schützen. Kein Wunder, dass sich das Traueramt einschaltet. Es schickt, alarmiert von
Stefanie vor Schultes "Schlangen im Garten"
Die Mohns trauern. Vater Adam kündigt seine Stelle, der älteste Sohn Steve unterbricht sein Studium und zieht wieder zu Hause ein, die zwölfjährige Linne und ihr ein Jahr jüngerer Bruder Micha schwänzen gelegentlich die Schule. Johanne, Ehefrau und Mutter, ist im Krankenhaus gestorben, offenbar kürzlich, zu Beginn des Sommers. Neue Rituale entstehen. Die drei Kinder zerreißen für ihren Vater Johannes Tagebuchseiten, damit dieser sie sich zum Abendbrot einverleibt. "Er isst sie roh, und er tut es aus Liebe." Epistolare Leichenfledderei, um die Integrität der Toten zu schützen. Kein Wunder, dass sich das Traueramt einschaltet. Es schickt, alarmiert von
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den Nachbarn, einen schuhgroßen Karton zur bequemeren Entsorgung der Erinnerungen an die verstorbene Johanne.
Leuchtet zu Beginn noch kurz die Hoffnung auf, Stefanie vor Schulte ziehe in ihrem neuen Roman "Schlangen im Garten" die ganze Ratgeberliteratur durch den Kakao und entlarve die Verlogenheit all der gut gemeinten, doch häufig nur besser gewussten Worte, folgt rasch die Ernüchterung. In knallharter Dichotomie sind bei ihr alle unperfekten Menschen die Guten, die gleichsam auf einer Insel der Trauer leben. Am Ufer stehen folglich die kalten und geldgierigen Menschen. Die Bösen. Besonders heiligengleich kommt wie in ihrem Debüt "Junge mit schwarzem Hahn" ein Kind daher: Micha geht zweimal in der Woche ins Altenheim, um einer Frau vorzulesen, bis ihm dies von den Angehörigen untersagt wird. Steve erkennt sofort die "verdrehte Logik darin. Denn die Leute kaufen sich Autos, Erlebnisse und Hobbys und kaufen sich ganz genauso Entscheidungen. Weil es sich gut lebt, wenn man nachtut, was andere einem vormachen."
Vor Schulte prangert in Interviews häufig die Verschleifung von Werten an. So löblich das Anliegen ist, so wenig überzeugend ist die literarische Umsetzung. Kinder als Figuren vorzuschieben, um infantile Kapitalismuskritik zu üben, ist da nur die Spitze des Eisbergs. Es gibt zwar einige starke surreale Bilder, beispielsweise als Linne und Micha die titelgebenden Schlangen sehen oder imaginieren, doch insgesamt kommt der Roman als hermetisches Gebilde daher, das ganz auf Gefühl und blinden Glauben an die Geschichte setzt, für Fragen und Anregungen jedoch keinen Platz lässt. Die emotionale Bevormundung wird durch die intellektuelle überwunden.
Das geht bis in die sprachliche Gestaltung hinein, denn vor Schulte beendet Fragen gern mit einem Punkt. "Sämtliche Uhren haben ihren Dienst aufgekündigt. Ob sie es sich bei der Küchenuhr abgeschaut haben." So schafft sie ihren abgeschlossenen Kosmos, der durchaus als Zielort eskapistischen Lesens gedacht ist und alle Unbehausten aufnimmt. Nur Kinder haben ja "ein Ich, das sie mit der Welt um sie herum eint", das aber mit dem Älterwerden erst unhandlich "wie ein Kühlschrank" wird und schließlich verloren geht, sodass die Frage bleibt: "Aber wenn das Ich sich immer mehr zurückzieht, wo ist es dann am Ende des Lebens."
Die Familie verweigert - zu Recht - den beschleunigten Reifeprozess und erfindet in ihrer Trauer Geschichten zu Johanne. Hilfe erhält sie von anderen unperfekten Menschen, die vorübergehend auf ihrer Insel gestrandet sind und weitere Fiktion im Boot haben. "Jetzt wird sie einer mitnehmen und heraustragen aus dem Hier und forttragen dorthin, wo schon immer alles möglich gewesen ist und immer möglich sein wird." Eskapismus als "Erlösung", Literatur als Beweis, "dass jede Erinnerung zu einer Geschichte werden kann. Und umgekehrt jede Geschichte zu einer Erinnerung."
Damit macht die Autorin ihren eigenen Ansatz deutlich. Die Wohnung der Familie ist ebenfalls ein Schutzraum, denn "keiner ist hier allein". Irgendetwas wird "an den Tag der Ich-Werdung erinnern und alles wird zurückkommen". Für die ganze Familie gilt, was Micha denkt. "Er will nicht weniger trauern", will sich nicht "verschleppte Trauerarbeit" vorwerfen lassen. Irgendwann kniet Adam vor Micha und bittet "um Vergebung. Dass er die Mutter nicht heilen konnte." Am Ende aber ist der Sommer vorbei, und die Familie hat - wieder allein auf der Insel - ihren Weg in der Trauer gefunden. Im Klappentext des Buchs ist daher die Rede von einem Werk "voll Eigensinn und Hoffnung". Die Hoffnung auf einen guten Roman war da ungeachtet einiger phantasievoller, surrealer Szenen schon lange gestorben. CHRISTIANE PÖHLMANN
Stefanie vor Schulte: "Schlangen im
Garten". Roman.
Diogenes Verlag, Zürich 2022. 256 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Leuchtet zu Beginn noch kurz die Hoffnung auf, Stefanie vor Schulte ziehe in ihrem neuen Roman "Schlangen im Garten" die ganze Ratgeberliteratur durch den Kakao und entlarve die Verlogenheit all der gut gemeinten, doch häufig nur besser gewussten Worte, folgt rasch die Ernüchterung. In knallharter Dichotomie sind bei ihr alle unperfekten Menschen die Guten, die gleichsam auf einer Insel der Trauer leben. Am Ufer stehen folglich die kalten und geldgierigen Menschen. Die Bösen. Besonders heiligengleich kommt wie in ihrem Debüt "Junge mit schwarzem Hahn" ein Kind daher: Micha geht zweimal in der Woche ins Altenheim, um einer Frau vorzulesen, bis ihm dies von den Angehörigen untersagt wird. Steve erkennt sofort die "verdrehte Logik darin. Denn die Leute kaufen sich Autos, Erlebnisse und Hobbys und kaufen sich ganz genauso Entscheidungen. Weil es sich gut lebt, wenn man nachtut, was andere einem vormachen."
Vor Schulte prangert in Interviews häufig die Verschleifung von Werten an. So löblich das Anliegen ist, so wenig überzeugend ist die literarische Umsetzung. Kinder als Figuren vorzuschieben, um infantile Kapitalismuskritik zu üben, ist da nur die Spitze des Eisbergs. Es gibt zwar einige starke surreale Bilder, beispielsweise als Linne und Micha die titelgebenden Schlangen sehen oder imaginieren, doch insgesamt kommt der Roman als hermetisches Gebilde daher, das ganz auf Gefühl und blinden Glauben an die Geschichte setzt, für Fragen und Anregungen jedoch keinen Platz lässt. Die emotionale Bevormundung wird durch die intellektuelle überwunden.
Das geht bis in die sprachliche Gestaltung hinein, denn vor Schulte beendet Fragen gern mit einem Punkt. "Sämtliche Uhren haben ihren Dienst aufgekündigt. Ob sie es sich bei der Küchenuhr abgeschaut haben." So schafft sie ihren abgeschlossenen Kosmos, der durchaus als Zielort eskapistischen Lesens gedacht ist und alle Unbehausten aufnimmt. Nur Kinder haben ja "ein Ich, das sie mit der Welt um sie herum eint", das aber mit dem Älterwerden erst unhandlich "wie ein Kühlschrank" wird und schließlich verloren geht, sodass die Frage bleibt: "Aber wenn das Ich sich immer mehr zurückzieht, wo ist es dann am Ende des Lebens."
Die Familie verweigert - zu Recht - den beschleunigten Reifeprozess und erfindet in ihrer Trauer Geschichten zu Johanne. Hilfe erhält sie von anderen unperfekten Menschen, die vorübergehend auf ihrer Insel gestrandet sind und weitere Fiktion im Boot haben. "Jetzt wird sie einer mitnehmen und heraustragen aus dem Hier und forttragen dorthin, wo schon immer alles möglich gewesen ist und immer möglich sein wird." Eskapismus als "Erlösung", Literatur als Beweis, "dass jede Erinnerung zu einer Geschichte werden kann. Und umgekehrt jede Geschichte zu einer Erinnerung."
Damit macht die Autorin ihren eigenen Ansatz deutlich. Die Wohnung der Familie ist ebenfalls ein Schutzraum, denn "keiner ist hier allein". Irgendetwas wird "an den Tag der Ich-Werdung erinnern und alles wird zurückkommen". Für die ganze Familie gilt, was Micha denkt. "Er will nicht weniger trauern", will sich nicht "verschleppte Trauerarbeit" vorwerfen lassen. Irgendwann kniet Adam vor Micha und bittet "um Vergebung. Dass er die Mutter nicht heilen konnte." Am Ende aber ist der Sommer vorbei, und die Familie hat - wieder allein auf der Insel - ihren Weg in der Trauer gefunden. Im Klappentext des Buchs ist daher die Rede von einem Werk "voll Eigensinn und Hoffnung". Die Hoffnung auf einen guten Roman war da ungeachtet einiger phantasievoller, surrealer Szenen schon lange gestorben. CHRISTIANE PÖHLMANN
Stefanie vor Schulte: "Schlangen im
Garten". Roman.
Diogenes Verlag, Zürich 2022. 256 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Christiane Pöhlmann ist herb enttäuscht von Stefanie von der Schultes Roman, der wider erstem Erwarten nicht die Ratgeberliteratur aufs Korn nimmt, wie Pöhlmann schnell feststellen muss, sondern das Unperfekte und das Ringen damit am Beispiel einer aus den Fugen geratenen Familie mit hermetischem Ernst durchspielt. Pöhlmann stört sich an der Dichotomie von Gut und Böse und an der literarischen Umsetzung, die außer einigen surrealen Bildern wenig Raum oder Anregungen für den Leser bietet, wie sie findet. Eine "intellektuelle Bevormundung", die ihr nicht schmeckt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ein Buch über das Miteinander. Tröstlich, feinfühlig und zärtlich verrückt.« Petra Schulte / emotion emotion
Rezensentin Christiane Pöhlmann ist herb enttäuscht von Stefanie von der Schultes Roman, der wider erstem Erwarten nicht die Ratgeberliteratur aufs Korn nimmt, wie Pöhlmann schnell feststellen muss, sondern das Unperfekte und das Ringen damit am Beispiel einer aus den Fugen geratenen Familie mit hermetischem Ernst durchspielt. Pöhlmann stört sich an der Dichotomie von Gut und Böse und an der literarischen Umsetzung, die außer einigen surrealen Bildern wenig Raum oder Anregungen für den Leser bietet, wie sie findet. Eine "intellektuelle Bevormundung", die ihr nicht schmeckt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Johanne Mohn ist tot, sie hinterlässt Mann und Kinder. Die Trauerarbeit wird verschleppt, meint das Traueramt, sodass ein Trauerarbeiter auf die Familie angesetzt wird. Die Familie aber hat ihren eigenen Weg gefunden, zu trauern. Vor allem aber möchte man die Erinnerungen an Johanne …
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Johanne Mohn ist tot, sie hinterlässt Mann und Kinder. Die Trauerarbeit wird verschleppt, meint das Traueramt, sodass ein Trauerarbeiter auf die Familie angesetzt wird. Die Familie aber hat ihren eigenen Weg gefunden, zu trauern. Vor allem aber möchte man die Erinnerungen an Johanne bewahren.
„Er wünschte, sie hätten einen inneren Reißwolf, sodass schäbige Bemerkungen nicht eindringen könnten, sondern gleich zu Beginn, bevor sie Hirn und Herz erreichten, in Streifen geschreddert würden. Was sich die Leute nur herausnehmen. Sie als Familie sind ein zerbrochenes Gefüge. Und die anderen stellen Fragen und kommentieren.“ (Seite 68)
Dieses Buch war ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe. Es gab Worte und Sätze einer Poesie gleich, manche Sätze dabei seltsam unvollständig, was passend, geradezu stellvertretend für das Leben der Familie stand, in dem eine Lücke klafft, fehlt dort ja nun ein Mensch; eine Ehefrau, eine Geliebte, eine Mutter. Die Trauer der verbliebenen Familienmitglieder sickerte aus jeder Zeile, ihre Handlungen erschienen oft irrational und fremd; als wäre Trauer sonst vertraut und ließe sich erkennen.
Außergewöhnlich und fast skurril erschien mir das Buch, unwirklich und märchenhaft. Ich empfand es zu wirr und dadurch fiel es mir schwer, der Erzählung zu folgen. Ein Sprung nach da, einer hier und dort, aber einen Grund für das alles habe ich nicht gefunden. Mir war das zu experimentell, es ergab vieles wenig bis keinen Sinn. Mir fehlte Struktur und ein roter Faden, zuletzt blieb ich verwirrt zurück und hatte mehr Fragen als Antworten. Es war wohl nicht der richtige Zeitpunkt für mich und das Buch. Wer außergewöhnliche und märchenhafte Erzählungen mag, wird hier aber begeistert sein.
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Gibt es ein „Richtig“ oder ein „Falsch“, was die Art der Trauerbewältigung angeht? Bei „Schlangen im Garten“ lässt Stefanie vor Schulte die Nachbarn und das Traueramt Probleme in der Art erkennen, in der die Familie Mohn um ihre verstorbene Mutter …
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Gibt es ein „Richtig“ oder ein „Falsch“, was die Art der Trauerbewältigung angeht? Bei „Schlangen im Garten“ lässt Stefanie vor Schulte die Nachbarn und das Traueramt Probleme in der Art erkennen, in der die Familie Mohn um ihre verstorbene Mutter Johanne trauert.
Mich fesselt der ungewöhnliche, eigenwillige Schreibstil der Autorin von Beginn an, auch wenn oder gerade weil es mit dem Lesen nur langsam vorangeht, weil sich das Innehalten immer wieder lohnt. Als stille Beobachterin der Szene, wie der Vater und die Kinder allabendlich zusammensitzen und jeweils einige Seiten aus den Tagebüchern der Mutter zerkleinern und verspeisen, finde ich das zunächst einmal etwas merkwürdig. Doch es fasziniert mich auch, wie sie damit und auch mit Erinnerungen und Geschichten Johanne festzuhalten versuchen.
Es sind die Charaktere, die ihnen zufällig begegnen, die sich als Helfer und Helferinnen erweisen, obwohl sie eher ungewöhnlich und selbst mit Problemen behaftet scheinen. Dennoch werden sie zu Zuhörenden, zu Begleitenden und dann ebenfalls zu Erzählenden. Das ist wirklich so eindrucksvoll, zauberhaft und herzerwärmend beschrieben, dass mich das Buch nicht loslassen will.
Ein großartiges Buch, das mich lehrt und wieder einmal darin bestätigt, dass die Trauerbewältigung ein ganz individueller Prozess ist, bei denen Begriffe wie „richtig“ oder „falsch“ überhaupt keine Bedeutung haben. Sehr empfehlenswert!
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Johanne stirbt und hinterlässt ihren Mann und drei Kinder. Deren Trauer wird vom Umfeld genauestens beobachtet und schließlich beim Traueramt gemeldet, das nun dafür sorgen soll, dass auch alles seinen gesellschaftskonformen Weg geht.
Ein absolutes Lesehighlight für mich. Tod …
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Johanne stirbt und hinterlässt ihren Mann und drei Kinder. Deren Trauer wird vom Umfeld genauestens beobachtet und schließlich beim Traueramt gemeldet, das nun dafür sorgen soll, dass auch alles seinen gesellschaftskonformen Weg geht.
Ein absolutes Lesehighlight für mich. Tod und Trauer ist noch immer ein Tabu und die Autorin schafft es mit wunderbar poetischen, manchmal surrealen Situationen und märchenhaften Zügen dieser Trauer einen Raum zu geben.
Die Geschichte zeigt realitätsnah wie unterschiedlich Menschen trauern und welch unangebrachten Erwartungen, die Außenwelt an Trauernde oft hat.
An so vielen Stellen hat mich die Geschichte zu Tränen gerührt. Die Intensität von Trauer wird anschaulich und zum Nach- und Mitfühlen dargestellt. Die Einsamkeit, die mit Trauer einhergeht, aber auch die Gemeinschaft, die man zu Mitbetroffenen empfinden kann, werden außerordentlich eindrücklich geschildert.
Ich wünsche mir, dass die Gesellschaft hier noch viel dazu lernt und wir anders mit unserer eigenen Trauer und auch der anderer umgehen lernen.
Eine ganz große Leseempfehlung!
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Ich bin etwas ratlos
So begeistert ich von „Junge mit schwarzem Hahn“ war, so ratlos hat mich „Schlagen im Garten“ zurückgelassen. Ich befürchte, ich habe das Buch einfach nicht verstanden. Sprachlich ist es wirklich außergewöhnlich schön …
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Ich bin etwas ratlos
So begeistert ich von „Junge mit schwarzem Hahn“ war, so ratlos hat mich „Schlagen im Garten“ zurückgelassen. Ich befürchte, ich habe das Buch einfach nicht verstanden. Sprachlich ist es wirklich außergewöhnlich schön geschrieben. Es gibt so viele schöne Sätze, man käme aus dem Markieren oder Herausschreiben (es gibt ja viele Leser*innen, die das machen) gar nicht mehr heraus. Nur konnte mich die Geschichte selber nicht berühren, da ich immer wieder Fragezeichen in den Augen hatte. Ja es geht um Trauerarbeit, soweit konnte ich es nachvollziehen. Aber für mich kam hier leider kein Lesefluss auf. Mehr ein Kunstwerk, als ein Roman?
Auf Grund der schönen Sprache, vergebe ich trotzdem 3,5 Sterne. Und auch den nächsten Roman würde ich mir näher ansehen, denn schreiben kann die Autorin auf jeden Fall. Nur dieses Buch war leider nichts für mich.
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Trauerarbeit der ungewöhnlichen Art
Familie Mohn hat einen geliebten Menschen verloren. Vater Adam, die Kinder Micha, Linne und Steve versuchen irgendwie damit zurecht zu kommen, dass ihre Mutter bzw. Ehefrau gestorben ist. Alle trauern auf unterschiedliche Art und Weise, versuchen trotz der …
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Trauerarbeit der ungewöhnlichen Art
Familie Mohn hat einen geliebten Menschen verloren. Vater Adam, die Kinder Micha, Linne und Steve versuchen irgendwie damit zurecht zu kommen, dass ihre Mutter bzw. Ehefrau gestorben ist. Alle trauern auf unterschiedliche Art und Weise, versuchen trotz der großen Lücke irgendwie die Tage zu überstehen. Micha verliert sich in Traumwelten, Linne reagiert mit Wut, fällt in der Schule durch Gewalt auf. Der Vater befindet sich in einer Art apathischen Starre, ist den Alltagsanforderungen nicht mehr gewachsen, kündigt seine Arbeit. Der älteste Sohn Steve kümmert sich so gut es geht um den Haushalt, seinen Vater und die jüngeren Geschwister. Erlösung findet er nur in kurzen Momenten hoher Geschwindigkeit auf dem Skateboard.
„Schlangen im Garten“ beginnt mit einer überraschenden, sehr skurrilen Szene, die mich sofort fasziniert, begeistert und neugierig auf den weiteren Verlauf gemacht hat. Familie Mohn verspeist Seite um Seite Johannes Tagebücher, ohne darin zu lesen. Es gehört zu ihrem täglichen gemeinsamen Ritual, das Papier in mundgerechte Stücke zu zerreißen, es zu Gerichten zu verarbeiten oder die Schnipsel auch mal pur zu verspeisen. Das Ende des „Projekts“ ist noch nicht absehbar, schließlich war Johanne eine ambitionierte Tagebuchschreiberin.
Längst ist das Traueramt auf die Familie aufmerksam geworden, weil die Trauerarbeit der Familie Effizienz vermissen lässt. Eine Rückkehr zur Normalität soll rasch erreicht werden; Trauernde sind Störfaktoren innerhalb der Gesellschaft, laufen Gefahr zu Außenseitern zu werden. Doch die festgesetzten Maßnahmen des Traueramts laufen ins Leere, die Familie verhält sich eigensinnig und unkooperativ.
Vor Schulte fängt sehr gut die Verlorenheit der einzelnen Familienmitglieder ein, zeigt, dass Trauern ein komplexer, individueller Prozess ist, der nicht eben mal nach zwei Wochen abgeschlossen ist. Sie findet starke Bilder für die Befindlichkeiten der Trauernden. Unterstützung im Trauerprozess kommt von unerwarteter Seite. Je weiter der Roman fortschreitet, umso mehr drängen sich phantastische Elemente in die Geschichte, die nicht immer leicht zu deuten sind. Gegen Ende hat die Autorin die einzelnen Mitglieder der Familie Mohn für mich zu stark aus dem Blick verloren. Ich mag das Buch sehr, es hat mich berührt und nachdenklich gemacht. Trotzdem empfand ich es als nicht ganz so rund wie „Junge mit schwarzem Hahn“. Stefanie vor Schulte hat eine sehr besondere Art Geschichten zu erzählen. Obwohl ihre Sätze sehr kurz sind, haben sie eine eigentümliche Strahlkraft und Poesie. Die märchenhaften, phantastischen und skurrilen Elemente gefallen mir ausgesprochen gut. Ich bin jetzt schon gespannt auf das nächste Buch der Autorin.
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Nach dem großen Erfolg ihres Debütromans kam diese Woche das neue Buch von Stefanie vor Schulte bei Diogenes heraus: „Schlangen im Garten“ – ein Roman über die Trauerverarbeitung.
Johanne war die Mutter und das Herzstück von Familie Mohn. Ihr Tod bringt das …
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Nach dem großen Erfolg ihres Debütromans kam diese Woche das neue Buch von Stefanie vor Schulte bei Diogenes heraus: „Schlangen im Garten“ – ein Roman über die Trauerverarbeitung.
Johanne war die Mutter und das Herzstück von Familie Mohn. Ihr Tod bringt das Familiengefüge komplett durcheinander. Auf sehr surreale Weise nähert sich die Autorin dem Thema Trauer. So gibt es ein Traueramt und dessen Mitarbeiter, die die ordnungsgemäße Trauerarbeit überwachen (eigenartigerweise gibt es dieses eine Amt hierzulande tatsächlich nicht ;) ). Die Familie versucht, die Erinnerungen zu verarbeiten, indem sie z. B. Seiten oder Wörter aus Johannes Tagebuchs essen. Mir war es vor allem auf den Schluss zu ein bisschen zu viel des Skurrilen.
Die Nebenfiguren sind gut ausgearbeitet, jede für sich auch ein Unikat und bringen ein bisschen Farbe in die Familie. Denn diese bleibt mir bis zum Schluss fern und ich habe kein klares Bild der Mohns, am ehesten noch von der Verstorbenen. Ein Umstand, den ich bedauerlich finde, wollte ich das Buch und die Familie doch mögen.
Am Ende lässt mich „Schlangen im Garten“ etwas ratlos zurück. Aus den Merkwürdigkeiten muss und wird sich wohl jeder Leser etwas anderes zusammenreimen, was prinzipiell nicht schlecht ist, und dennoch würde ich mir wünschen, die Autorin hätte mir doch etwas Konkreteres zu erzählen gehabt.
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Nach dem Tod von Johanne gerät die Welt ihres Mannes Adam und ihrer Kinder Steve, Linne und Micha aus den Fugen. Doch Zeit für Trauer gibt es kaum, hält man sich an die Regeln der Gesellschaft. Dass Familie Mohn Johanne so schnell nicht vergessen und den Alltag wiederaufnehmen kann, …
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Nach dem Tod von Johanne gerät die Welt ihres Mannes Adam und ihrer Kinder Steve, Linne und Micha aus den Fugen. Doch Zeit für Trauer gibt es kaum, hält man sich an die Regeln der Gesellschaft. Dass Familie Mohn Johanne so schnell nicht vergessen und den Alltag wiederaufnehmen kann, weckt den Argwohn von Nachbarn und Traueramt - es besteht der Verdacht, dass die Trauer "verschleppt" wurde, wie eine Erkältung oder eine Grippe.
Wie schon Stefanie vor Schultes Debüt "Junge mit schwarzem Hahn" lebt auch ihr zweiter Roman von einer fantastischen, einnehmenden Sprache und ungewöhnlichen Bildern. So etwa ist es für Familie Mohn selbstverständlich, ungelesene und in Schnipsel gerissene Seiten aus Johannes Tagebüchern zum Abendessen zu verzehren, um der Verstorbenen nahe zu sein. Das ist ihr ganz eigener Umgang mit einer Trauer, die sich anfühlt wie ein riesiger Klumpen im Bauch und gegen die nichts anzukommen vermag.
Mit bemerkenwerter Präzision und Feinfühligkeit gelingt es der Autorin, Realität mit einer an Traumbilder erinnernden Phantastik zu verflechten. Eigensinnig und doch von verzaubernder Schönheit sowohl in Sprache als auch in zahlreichen der so entstehenden Szenen schafft sie einen Annäherungsversuch an die Themen Verlust und Trauer, der seinesgleichen sucht. Nicht alles daran ist immer nachvollziehbar und greifbar, aber das ist okay, denn auch die Trauer selbst ist etwas, was oftmals weit über unser Begreifen-Können hinausgeht.
"Schlangen im Garten" ist ungewöhnlich, ist bunt in seinen Bildern, poetisch in seiner Sprache. Es ist absurd und skurril und manchmal schwer zu durchdringen, aber es ist auch erfrischend in seiner Herangehensweise, einfühlsam und wärmend.
Ganz große Leseempfehlung!
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!ein Lesehighlight 2022/2023!
Klappentext:
„Familie Mohn hat die Mutter verloren. Jetzt steht sie im Verdacht, die Trauerarbeit zu verschleppen. Das Leben muss doch weitergehen, sagen die Nachbarn, meint das Traueramt. Doch Vater Adam, die wütende Linne, der nach Hause …
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!ein Lesehighlight 2022/2023!
Klappentext:
„Familie Mohn hat die Mutter verloren. Jetzt steht sie im Verdacht, die Trauerarbeit zu verschleppen. Das Leben muss doch weitergehen, sagen die Nachbarn, meint das Traueramt. Doch Vater Adam, die wütende Linne, der nach Hause zurückgekehrte Student Steve und Micha, der Jüngste, wollen nicht weitergehen. Sie möchten Johanne bewahren – nicht nur in ihren eigenen Erinnerungen, sondern in unzähligen Geschichten, die deren Leben so vielleicht gar nie geschrieben hat.“
Stefanie von Schulte greift in ihrem Buch „Schlangen im Garten“ ein sehr wichtiges Thema auf: Trauerbewältigung bzw. Trauerarbeit. In ihrer Geschichte rund um die Familie Mohn geht die Trauerbewältigung ihren eigenen Weg und das schmeckt nicht jedem. Die Geschichte ist geprägt von den „Schlangen im Garten“ nämlich den Außenstehenden die der festen Überzeugung sind wie man denn eigentlich richtig trauert. Es mag Menschen geben, Trauernde, die für solche „Hinweise“ empfänglich sind und es wird die geben, die die ganze Art und Weise der gut gemeinten Ratschläge mehr als vermessen ansieht. Jeder soll auf seine ganz eigene Weise trauern dürfen und Familie Mohn macht es in diesem Buch eben so! Von Schulte zeigt hier ein feines Gespür mit dem Thema umzugehen, es erstmal überhaupt anzusprechen und dann eben in einer Geschichte zu verweben die mit Sicherheit irgendwo so passiert hätte sein können oder gerade passiert oder geschehen wird. Ihre Art einen gewissen Zauber ins Buch zu bringen ist ihr mit ihrer Sprache gelungen. Man kann irgendwann nicht mehr zwischen Realität und „Zauber“ unterscheiden. Mal etwas poetisch, mal philosophisch und zum nachdenken anregend oder auch der aktuelle heutige Ton werden bei ihr verwendet. Sie ist äußerst vielseitig ohne dabei den roten Faden zu verlieren aber vor den Schlangen im Garten müssen wir uns definitiv in Acht nehmen…ein jeder von uns!
Fazit: Das Buch wird die Schlangen ansprechen und die Trauernden und die, die sich mit dem Tot befassen und es wird auch die ansprechen die mit dem Thema nichts zu tun haben wollen (die werden sagen: „Wieder ein Buch zum Thema Tot - braucht keiner!“) bis sie es eben selbst betrifft…5 Sterne inkl. Leseempfehlung für dieses Werk!
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Das Buch beginnt mit Trauer und Wut - eine Familie kommt nicht über den Tod der Mutter hinweg. Jedes Familienmitglied findet einen anderen Weg, mit seiner Trauer umzugehen: Das Tagebuch wird vom Vater gegessen, die Tochter prügelt sich aus Wut, die Brüder versuchen, die Familie …
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Das Buch beginnt mit Trauer und Wut - eine Familie kommt nicht über den Tod der Mutter hinweg. Jedes Familienmitglied findet einen anderen Weg, mit seiner Trauer umzugehen: Das Tagebuch wird vom Vater gegessen, die Tochter prügelt sich aus Wut, die Brüder versuchen, die Familie halbwegs zusammenzuhalten und sind doch genauso traurig und wütend.
Aber nach und nach finden sich Gefährten, finden sich Geschichten, die die Mutter betrachten, in der Trauer helfen und die Wunden nach und nach heilen.
Wieder eine bildgewaltige Sprache, mit der Stefanie von Schulte schreibt. Eine stringente Geschichte darf man nicht erwarten, das war auch schon in "junge mit schwarzer Hahn" so, aber dafür kann man sich durchgehend an der Spracher erfreuen und man spürt die Erleichterung, die schrittweise einsetzt. Das heißt aber auch: man muss sich ganz auf das Buch und die Gefühle einlassen - und nicht auf Logik und Naturgesetzt bestehen.
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Nachdem mich der Roman " Junge mit schwarzem Hahn" der Autorin Stefanie vor Schulte dermassen begeistert hat, war ich sehr gespannt auf ihren zweiten Roman.
Dieser hat mich in keinster Weise enttäuscht, sondern mich noch mehr begeistt und berührt als ihr Debut. Die …
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Nachdem mich der Roman " Junge mit schwarzem Hahn" der Autorin Stefanie vor Schulte dermassen begeistert hat, war ich sehr gespannt auf ihren zweiten Roman.
Dieser hat mich in keinster Weise enttäuscht, sondern mich noch mehr begeistt und berührt als ihr Debut. Die Sprachgewalt der Autorin in Bezug auf das Thema Trauer ist enorm. DIe Familienmitgliedern trauern auf unterschiedlichste Weise, genauso untschiedlich und Facettenreich die Gestalten die der Familie Mohn an die Seite gestellt werden um die Trauer lebbar und den Weg wieder zurück ins Leben ebnen sollen. Hilfreich ist dabei die wechselende Perspektive auf der einen Seite die Kindheit der Verstorbenen, auf der anderen die zurückgelassenen Trauernden.
Selber bin ich hospizlich unterwegs und denke, ich werde dieses wichtige und berührende Buch das ein oder andere Mal empfehlen.
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