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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Katie
Wohnort: 
Ulm

Bewertungen

Insgesamt 180 Bewertungen
Bewertung vom 31.08.2024
Zwischen den Welten
Vlahos, Hadley

Zwischen den Welten


ausgezeichnet

Am Ende des Lebens
Hadley erzählt aus ihrer Arbeit als Hospizkrankenschwester und teilt die Geschichten einiger ihrer Patienten. Jede einzelne Geschichte hat mich zu Tränen gerührt. Und auch wenn die Geschichten Hoffnung machen, beschönigt sie auch nichts. Schmerzen, Trauer und schwierige Lebenssituationen - das Lebensende ist nicht planbar.Alle die im Hospizbereich arbeiten (wie zB auch die Ehrenamtlichen) haben meinen allergrößten Respekt. Diese schwierige letzte Zeit, so angenehm wie möglich zu gestalten ist ein so großer Akt der Liebe. Und auch die Angehörigen und Freunde, die diesen letzten Weg mit den Menschen, die sie lieben, gehen, bewundere ich.
Die Geschichten beleuchten außerdem das amerikanische Gesundheitssystem im speziellen, aber sicher auch Gesundheitssysteme im allgemeinen. Es ist wie der unmenschliche Gegensatz zu dem, was die Menschen leisten.

Bewertung vom 31.08.2024
Die vorletzte Frau
Oskamp, Katja

Die vorletzte Frau


ausgezeichnet

Unkonventionelle Beziehungsgeschichte
Die Autorin erzählt eine (ihre?) unkonventionelle Liebesgeschichte. Die Geschichte beginnt mit einem großen Altersunterschied als auch einem Machtgefälle zwischen Professor und Studentin. Aber die Beziehung hält viele Jahre. Sie leben nur Phasenweise zusammen, er baut trotzdem eine väterliche Beziehung zu ihrer zu Beginn noch jungen Tochter auf. Er unterstützt ihre schriftstellerischen Projekte. Sie unterstützt ihn, als er krank wird.
Immer wieder habe ich mich dabei ertappt, wie ich das Verhalten der beiden Hauptpersonen be- oder sogar verurteile. Manches Mal hatte ich das Gefühle, dass vor allem die Frau zu viele Kompromisse eingeht bzw. sich zu sehr nach ihm richtet.
Aber wenn ich dies zu beurteilen?
Der Schreibstil hat mich sehr angesprochen und ich habe das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen. Beide führen interessante Leben und vielleicht ist das Teil der Botschaft: leb dein Leben nach deinen Wünschen und nicht nach gesellschaftlichen Normen.

Bewertung vom 24.08.2024
Monoloco (eBook, ePUB)
Blum, Susann

Monoloco (eBook, ePUB)


weniger gut

Unerwartet
Maylin und ihre drei Freundinnen kennen sich bereits seit ihrer Jugend. Einmal im Monat treffen sie sich. An einem dieser Abende treffen sie sich in einem Erlebnislokal für ein Gruppenspiel bei dem sie eine Gruppe von 5 Freunden - ebenfalls Ende 20 - treffen. Dann verschwindet einer der Jungs und gemeinsam machen sie sich auf die Suche.
Der Roman vereint viele verschiedene Richtungen: von Romantik und Liebesgeschichte, über Krimi und Thriller bis zum Übernatürlichen. Das Nachwort der Autorin bietet nochmal neue Einblicke in den persönlichen Hintergrund der Geschichte.
Leider konnte ich mich mit dem Schreibstil nicht so recht anfreunden. An einigen Stellen schien er mir recht hölzern.
Andererseits baut die Autorin vor allem in der ersten Hälfte wirklich Spannung auf und ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Die zweite Hälfte wiederum hat mich nicht mehr ganz so fesseln können.
Es werden viele wichtige Themen angesprochen, aber dabei bleibt es oft an der Oberfläche.

Bewertung vom 12.08.2024
Ehemänner
Gramazio, Holly

Ehemänner


ausgezeichnet

Originell und sehr unterhaltsam
Eines Nachts kommt Lauren nach Hause und ein fremder Mann steht in ihrer Wohnung und stellt sich als ihr Ehemann vor. Sobald er auf den Dachboden geht, geschieht eine Verwandlung und ein neuer Ehemann erscheint.
Und so testet sich Lauren durch hunderte von Männern.

Eine witzige und sehr unterhaltsame Roman Idee über das Daten in der heutigen Zeit. Neben dem Humor, stellt man (und Lauren) sich auch durchaus ernste Fragen: wie erkennt man den "richtigen" Partner? Was sind unsere Idealvorstellungen und mit welchen Macken lässt es sich leben? Auch interessant ist zu beobachten, wie sich die jeweilige Partnerwahl auch auf das restliche Leben auswirkt. Und ist die unterschwellige Botschaft des Buches, dass es da draußen ganz viele passende Deckel gibt?
Mir hat das Buch, die Idee und die Umsetzung sehr gut gefallen und ich kann das Buch nur empfehlen!

Bewertung vom 03.08.2024
Mein drittes Leben
Krien, Daniela

Mein drittes Leben


ausgezeichnet

Sonja, die erst 17jährige Tochter von Richard und Linda, kommt bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Daniela Krien beschreibt in ihrem Roman die schwere Last der Trauer und über das Leben nach einem so unvorstellbaren Verlust. Linda zieht sich aus ihrem Leben zurück und ich konnte ihre Entscheidungen sehr gut nachvollziehen. In ehrlichen Worten reflektiert sie auch die Beziehung zu ihrem Kind, zu ihrem Mann und ihren Stiefkindern. Sich mehrere Jahre ganz der eigenen Trauer zu widmen ist fast schon ein Luxus. In der Regel muss man Geld verdienen. Die wenigen Tage Sonderurlaub, die einem bei einem Todesfall zustehen sind dagegen ein Hohn. Dabei macht der Roman deutlich, dass es in vielen Fällen unmöglich erscheint, direkt wieder in den Alltag zu finden. Auch macht der Roman an den Beispielen des Vaters und der Mutter deutlich, dass Menschen auf unterschiedliche Arten trauern.

Ein sehr berührendes Buch, über die Trauer, die in unserer Gesellschaft noch immer ein Tabu scheint, obwohl es uns doch alle früher oder später betrifft.

Bewertung vom 31.07.2024
Sobald wir angekommen sind
Lewinsky, Micha

Sobald wir angekommen sind


ausgezeichnet

Um die Familie in Sicherheit zu bringen und bevor es womöglich zu spät ist, fliehen Ben Oppenheim, seine Ex-Frau und 2 Kinder in einer Nacht und Nebelaktion nach Brasilien. Ein ernstes und vor allem aktuelles Thema. Wie sicher sind wir hier? Wie werden sich die Krisen und Kriege entwickeln?
Der Roman ist dann jedoch für mich überraschend witzig geschrieben. Ob Ben nun ein typischer Jude ist (sicher kann auch nur ein jüdischer Autor ein solches Buch schreiben), oder vielleicht einfach typisch Mann und Mensch, wir erhalten Einblick in sein extrem ich-bezogenes Denken und Fühlen. Und von außen betrachtet ist er meist eher lächerlich als lustig und macht es seinem Umfeld nicht gerade leicht ihn zu lieben - was er sich doch so sehr wünscht.
Neben der persönlichen Geschichte von Ben, schneidet der Autor universelle Themen an, die unser Zusammenleben, unsere Beziehungen, aber auch Trauma und wie sich dieses auch auf die nachfolgenden Generationen auswirken kann, an.
Unterhaltsam und sehr lesenswert!

Bewertung vom 27.07.2024
Das Lied des Propheten
Lynch, Paul

Das Lied des Propheten


ausgezeichnet

Düstere Zukunftsvision

Larry, ein Gewerkschafter, wird von der Geheimpolizei festgenommen. Seine Frau Eilish bleibt mit den 4 Kindern zurück. Und Irland bewegt sich mit rasender Geschwindigkeit auf den Abgrund der Tyrannei und eines Bürgerkrieges hinzu.
Ein düsteres, ab- und erschreckendes, furchteinflössendes Buch, darüber, wie sich auch im vermeintlich sicheren und demokratischen Westen Europas, die Politik ins Extreme verschieben kann. Der Roman hat mich nachhaltig emotional gepackt und ich musste ehrlich gesagt immer wieder Lesepausen einlegen, da ich die Geschichte als extrem beklemmend empfunden habe. Sicher auch, weil man die Parallelen nicht nur zur Vergangenheit, sondern auch der Gegenwart spürt.
Die absolute Hilflosigkeit angesichts des Terrors, der enorme und verstörende menschliche Verlust, den ein solches Regime mit sich bringt, ist in jeder Zeile fühlbar.

Die Sprache ist dicht und voller Metaphern. Auch da z.B. keine Anführungszeichen für direkte Rede benutzt werden, liest es sich wie eine lange Auflistung quälender Momente.
Ein Appell an uns alle. Bevor es zu spät ist.

Bewertung vom 15.07.2024
Mitternachtsschwimmer
Maguire, Roisin

Mitternachtsschwimmer


gut

Mitternachtsschwimmer erzählt die Geschichte von Evan und von Grace in einem Dorf an der Küste Irlands. Grace ist Eigenbrödlerin und vermietet ihr Häuschen an Evan, der aus der Stadt kommt und eigentlich nur vorübergehend bleiben will, während er und seine Frau Abstand voneinander nehmen. Doch dann kommt Covid und der Lockdown hält ihn länger fest als erwartet. Schließlich kommt noch sein Sohn (8) Luca dazu.

Das Cover ist großartig, die Buchstaben des Titels ins Hardcover geprägt - das lebendige Meer in einem Ölgemälde festgehalten.
Auch die Geschichte fand ich anfangs interessant, die beiden Charaktere Grace und Evan eindrücklich beschrieben. Allerdings fand ich, dass die Geschichte sich stellenweise sehr in die Länge gezogen hat. Die Natur als Kraftort und Ort der Heilung fand ich zwar überzeugend geschildert, aber zum Teil eben zu wortreich.
Im Gegensatz dazu sind einige der Themen und Konflikte wiederum zu kurz umschrieben. Auch der Hintergrund der Pandemie hätte für meinen Geschmack mehr Raum einnehmen können.

Das Thema an sich, der Umgang mit Schicksalschlägen und Trauer, fand ich jedoch sehr interessant.

Bewertung vom 08.07.2024
Graceland - Die Geschichte eines Sommers
Chase, Kristen Mei

Graceland - Die Geschichte eines Sommers


ausgezeichnet

Grace und ihre Mutter Loralynn, ein Elvis-Superfan, begeben sich gemeinsam auf die Reise nach Graceland. Dieser Mutter-Tochter Roadtrip bietet überraschend mehr Tiefgang als ich aufgrund des Klappentextes erwartet hätte. Mit viel Ehrlichkeit zeigt sich, dass es nie zu spät ist, sich wieder anzunähern und auch wie viel Ungesagtes es in so vielen Familien gibt. Vielleicht auch gerade aufgrund meines eigenen kulturellen Backgrounds, hat mich die Geschichte emotional sehr berührt. Über den Roadtrip hinweg, reflektiert Grace ihre Kindheit und ihre Lebensentscheidungen, die sie an den jetzigen Scheideweg geführt haben.
Trotz der vielen ernsthaften Themen bleibt auch der Humor nicht auf der Strecke, der auch im "echten" Leben hilft schwierige Situationen zu bewältigen.
Lediglich die Liebesgeschichte, die sich am jedoch auch eher am Rande entwickelt, hätte es für meinen Geschmack nicht gebraucht.

Bewertung vom 17.06.2024
Die Perserinnen
Mahloudji, Sanam

Die Perserinnen


sehr gut

Die Valiats gehörten zu den wichtigsten Familien im Iran. Während der Revolution entscheidet sich ein Teil der Familie in die USA zu ziehen. Der Roman erzählt aus den Sichtweisen der verschiedenen Frauen der Familie das Leben im Exil bzw. im Iran.

Der Roman hat eine Wucht, nicht zu letzt durch eine der Protagonistinnen, Shirin. Das Portrait einer überreichen Familie, die auch im Exil in unvorstellbarem und verschwenderischem Luxus lebt. Und auch im Iran noch eine gewisse Sonderstellung inne hat. Eine Geschichte über den Schein und dem, was dahinter liegt. Schonungslos ehrlich und durchaus selbst-reflektierend. Und wie so oft in Familien scheint jeder in seinem eigenen Silo und gibt sorgsam darauf acht, was man nach außen hin preisgibt. Viele Verhaltensweisen lassen sich sicher als eine Reaktion auf die gegebenen Verhältnisse verstehen.

Ein einprägsamer Roman. Trotz der Länge hätte ich mir zum Teil noch mehr Tiefe zu den einzelnen Personen gewünscht.