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Old Man Joe, der Trinker, das Ausreißerpärchen Dylan und Maddie, Amberton, der Filmstar, der heimlich Männer liebt, und die behütete Einwanderertochter Esperanza - sie sind die Hauptfiguren in diesem großen amerikanischen Gegenwartsroman über die Mega-City L.A. In ihren Geschichten entfaltet sich ein Kosmos urbanen Lebens, ein Kaleidoskop aus grellen und dynamischen Bildern, aus Sehnsüchten und zerstörten Träumen.
'Dylan liebt Maddie und ist mit ihr unterwegs nach L.A., Stadt der Hoffnung so vieler Menschen auf eine bessere Zukunft. Die Filmstars Amberton und Casey sind nur zur Tarnung
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Produktbeschreibung
Old Man Joe, der Trinker, das Ausreißerpärchen Dylan und Maddie, Amberton, der Filmstar, der heimlich Männer liebt, und die behütete Einwanderertochter Esperanza - sie sind die Hauptfiguren in diesem großen amerikanischen Gegenwartsroman über die Mega-City L.A. In ihren Geschichten entfaltet sich ein Kosmos urbanen Lebens, ein Kaleidoskop aus grellen und dynamischen Bildern, aus Sehnsüchten und zerstörten Träumen.
'Dylan liebt Maddie und ist mit ihr unterwegs nach L.A., Stadt der Hoffnung so vieler Menschen auf eine bessere Zukunft. Die Filmstars Amberton und Casey sind nur zur Tarnung miteinander verheiratet und ständig auf der Suche nach Sex und Bewunderung. Esperanza aus Mexiko verdient ihr Geld im Haushalt einer tyrannischen Lady und verliebt sich in deren Sohn. Der Obdachlose Old Man Joe entdeckt seine Mitmenschlichkeit, als er ein drogensüchtiges Mädchen zusammengeschlagen hinter einer Mülltonne findet. Sie und viele andere Figuren, die im Vorübergehen den Weg des Lesers kreuzen, ergeben das fesselnde Bild einer sich ständig wandelnden Metropole, seit Generationen Verheißung und Moloch zugleich. In L.A., der eigentlichen Hauptfigur, spiegeln Fakten und Fiktion einander im Rhythmus von Geschichte und Gegenwart, von Illusion, Liebe und Gewalt. Ein fulminant komponierter Roman über den unzerstörbaren American Dream.
Autorenporträt
James Frey, geboren 1969, studierte Kunst an der University of Chicago. Danach arbeitete er u.a. als Skateboard-Verkäufer, Berater in Jugendcamps, Hilfskellner und Türsteher. In Los Angeles schrieb er Drehbücher, war Regisseur und Filmproduzent. James Frey lebt heute mit seiner Familie in New York.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.09.2009

Dies ist keine wahre Geschichte
Eine Begegnung mit dem amerikanischen Autor James Frey, anlässlich seines Romans „Strahlend schöner Morgen”
Entschuldigen wird er sich nicht, sagt er und verzieht das Gesicht. „Nein, natürlich nicht, warum sollte ich?” James Frey sieht nicht so aus, als wolle er gleich losprügeln. Lieber haut er noch ein paar Sätze hinterher, falls jemand nicht verstanden haben sollte, dass er ein böser, böser Schriftsteller ist. „Ich wollte ein Buch schreiben, das die Menschen beleidigt, beschmutzt, verletzt. Ich wollte nie ein netter, sympathischer, knuddeliger Junge sein. Ich wollte der umstrittenste Schriftsteller Amerikas werden. Und als dann im Time Magazine stand, America’s most notorious author returns, da habe ich gesagt, yeah, fuck, yeah!”
James Frey entspannt sich ein wenig. Er sitzt immer noch leicht nach vorne gebeugt auf seinem Stuhl, einen Fuß hat er sich so unter den Hintern geschoben, dass das Knie eine schmerzhafte Beugung macht. Er sieht aus wie Stuckrad-Barre, nur mit Bart und ohne diese Berlin-Mitte-Blässe, irgendwie nervös, irgendwie überheblich, seine Antworten kommen kurz, zögernd. „Ich habe Bücher gelesen und got into trouble, das war meine Kindheit, reading books raising hell. In Ohio war das. Keine Ahnung warum ich so war, ist mir auch egal. Meine Eltern haben mal gesagt, vielleicht lag es daran, dass ich als Kind eine Ohrenentzündung hatte und operiert werden musste, mir ist das egal, es bedeutet mir nichts. Ich habe einfach gemacht, was ich gemacht habe. Wenn ich mein Bein breche, gehe ich dann hin und überanalysiere das? Oder mache ich einfach weiter?” Die Antwort gibt sein Roman „Strahlend schöner Morgen”, auf Deutsch knapp 600 Seiten dick und vorne mit einer Warnung versehen: „Dies ist keine wahre Geschichte”.
Natürlich macht jemand wie er weiter, da kann die Staubwolke gar nicht groß genug sein, die er hinter sich her zieht, das liegt in der Logik der Heldenstilisierung des amerikanischen Außenseiters. „Dies ist eine wahre Geschichte”, das stand mehr oder weniger explizit auf James Freys erstem Buch „Tausend kleine Scherben”, ein autobiographisches Buch, das von Drogen, Gewalt, Gefängnis und Errettung handelte. Die amerikanische Lese-Königin Oprah Winfrey liebte das Buch, es passte perfekt zu jenem „emotionalen Kapitalismus” (Eva Illouz), in den sich die amerikanische Marktwirtschaft verändert hat. Sie lobte das Buch im Fernsehen, es wurde ein Sensationsbestseller mit bis heute sieben Millionen verkauften Büchern – und als irgendwann herauskam, dass wesentliche Teile der Geschichte erfunden waren, ging das Geheul richtig los. Das Memoir war eine Mogelpackung, die Erlösung erlogen.
„Memoir”, zischt Frey, „Memoir, was für ein hässliches amerikanisches Wort. Im Grunde eine Beleidigung. Hat Norman Mailer Memoirs geschrieben, Charles Bukowski, Henry Miller, Jack Kerouac? All die Literatur, die ich liebe? Mir ist das immer noch egal, was ein Memoir ist – ich habe damals ein Buch geschrieben, das ich für Literatur, für Kunst hielt. Das verstörend, schockierend, innovativ sein sollte und gegen das konventionelle Denken gerichtet, in jeder Hinsicht, gesellschaftlich und literarisch. Gegen all das, was in Amerika so viel bedeutet: die Kultur der Selbsthilfe, der Selbstverbesserung, des Überanalysierens. Memoir! Wenn ich dazu beigetragen habe, dieses Wort zu vernichten, um so besser!”
Winfrey und Frey also, die Queen des Psychologisierens und der Bad Boy des Scheiß-Drauf – er ist im Grunde die Rache Amerikas an sich selbst. Wann fing das an, diese Faszination fürs Reale, Memoir als ein Marketingwort für das normale, für das echte Leben? In den USA wohl vor etwa 20 Jahren, wie Frey meint, ganz ruhig jetzt, als er von der „zersplitterten, politisierten, subjektiven Nachrichtenkultur” spricht. Je irrealer und surrealer die Welt, wie sie die Medien darstellten, je größer und unglaublicher die Lügen, wie sie die Politik bestimmten, desto brennender die Sehnsucht, die vergebliche Sehnsucht danach, so etwas wie die Wahrheit wenigstens in Büchern serviert zu bekommen.
Aber was das denn dann ist, die Wahrheit? „Jeder Motherfucker, der ein Memoir geschrieben hat, hat doch das Gleiche gemacht, verändert, verschönert, verbessert, erfunden, manipuliert, übertrieben”, sagt Frey, wieder wütend. Und fügt hinzu: „Mein Fehler war nur, dass ich mitgemacht habe, als der Verlag so tat, als sei das alles authentisch. Dass ich nicht klar gemacht habe, was mir wichtig war.” Und was war das? „Ich wollte immer ein großer amerikanischer Schriftsteller sein.”
Und wie geht das? „Ich wollte eine Sprache erfinden, die vollkommen neu ist und die die Kultur spiegelt, in der ich lebe. Unsere Zeit ist schnell, wir werden bombardiert mit Informationen, wir müssen diese Informationen schnell verarbeiten. Ich habe einfach Sachen weggenommen, Punktierung, Anführungszeichen, Absätze. Ich habe mich an die gesprochene Sprache gehalten, die eine reinere Form der Kommunikation ist.”
Wie das dann klingt? In „Strahlend schöner Morgen” klingt das so: „Old Man Joe bekam mit neunundzwanzig weiße Haare. Er war betrunken, es goss in Strömen, er stand am Strand und brüllte den Himmel an, der Himmel war unendlich, schwarz und stumm. Irgendetwas oder irgendjemand schlug ihm gegen den Hinterkopf. Er erwachte kurz vor der Dämmerung, um vierzig Jahre gealtert. Seine Haut war ledrig, trocken und lappig. Seine Gelenke schmerzten, er konnte die Hände nicht mehr ballen, das Aufstehen tat weh. Seine Augen waren hohl und eingesunken, Bart und Kopfhaar waren schlohweiß. Als er gebrüllt hatte, waren sie noch schwarz gewesen, nun waren sie weiß. Er war in vier Stunden um vierzig Jahre gealtert. Vierzig Jahre.”
Musikalisch, melodisch, mäandernd, rauschhaft, blitzartig, ein Sturzbach, dann wieder ein Damm, der Wahn der Wirklichkeit, in Worte gepackt, die gar nicht traurig und groß und schmutzig genug sein können – denn das fällt auf: die Wahrheit, die Wirklichkeit, wie Frey sie findet und wie Winfrey sie liebt, ist nicht die normale, sondern gerade die extreme, die Außenseiter-, die Alkoholiker-, die Alleinsein-Welt. Was dabei entsteht ist Literatur mit Geschmacksverstärker, Liebe, Schmerz, Verlust, Leiden. Es kann gar nicht existentiell genug sein und ist rhythmisiert in den Wiederholungen, wie das Meer, das anbrandet und uns täglich neu ausspuckt.
„Bei ihrer Geburt waren die Eltern gerade einmal zwanzig Meter hinter der Grenze, ihre Mutter Graciella lag im Dreck und schrie, ihr Vater Jorge zerbrach sich den Kopf darüber, wie er sie retten konnte.” So beginnt die Geschichte von Esperanza, eine der wenigen in „Strahlend schöner Morgen” mit so etwas wie einem, ja, Hoffnungsschimmer am Ende. Frey hat einen Roman geschrieben mit einer Stadt als Hauptdarsteller, Los Angeles, eine natürlich gewalttätige, menschenverschlingende und verlogene Stadt, was nicht bedeuten soll, dass sie nicht wunderschön ist und die Menschen allen Grund haben, zu kommen und zu träumen.
Wie Sonnenstrahlen durchziehen die einzelnen Geschichten diesen Roman, das traurige Teenagerpaar aus der Provinz, der geheim homosexuelle Hollywoodstar und sein verlogener Hofstaat, die kluge, gedemütigte Esperanza, Old Man Joe, der Penner mit dem verzweifelten Plan, sich ins Leben der anderen einzumischen. „Die Dämmerung verblasst, die Sonne geht auf. Old Man Joe hat immer noch keine Antworten.”
Diese Geschichten sind aber nur der eine Teil des Romans, zwischen eine Anhäufung von historischen Fakten geschoben, von Gang-Namen, Naturkatastrophen, Kriegsversehrten. Irgendwie faszinierend und irgendwie verzweifelt in dem Versuch, diese Stadt in ihrem Schmutz zu fassen. In den USA wurde der Roman zwiespältig aufgenommen, es war aber auf jeden Fall Front-Page-Material: Zu viel Journalismus und zu wenig Erfindung, fanden die einen; eine grandiose Selbstrettung, fanden die anderen. Die Wahrheit liegt in diesem Fall irgendwo in der Mitte, ein Platz, den James Frey gar nicht mag.
„Ich bin froh, dass es damals diese Kontroverse gab”, sagt er, „nur so hat es das Buch doch überhaupt aus dem literarischen Ghetto geschafft. Außerdem hat das die Art und Weise verändert, wie Literatur oder das Leben betrachtet werden. Habe ich Sachen erfunden? Yeah. Habe ich Sachen verändert? Yeah. Habe ich gelogen? Shit yeah.” Da ist er wieder, James Frey, das Großmaul, gar nicht unsympathisch dabei und im Kern tatsächlich weich und verletzt, das merkt man an der Art, wie seine Augen sich nach innen zu drehen scheinen. Er ist einsam, sagt Frey, er war es schon als Kind. Mit seiner Frau lebt er in New York und draußen in Long Island. Vor einem Jahr starb sein kleiner Sohn. „Es war die Hölle”, sagt er und ist still.
Als nächstes wird Frey sich der Bibel zuwenden, er wird sie weiterdichten, das dritte Testament, der Messias in New York, unter Pennern und Prostituierten. „Ich bin nicht viel anders als Paulus oder Matthäus, die waren auch nur Schriftsteller”, sagt Frey. „In Amerika glauben die Menschen ganz buchstäblich daran, dass alles, was dort geschrieben steht, die Wahrheit ist. Damit will ich aufräumen.” Er setzt sich, endlich, etwas bequemer hin. Warum, eine dummer Frage, die man doch immer mal wieder stellt und die auch ab und zu plausible Antworten liefert, warum das alles? „Ich mache es”, sagt Frey, der Amerikaner, „weil ich es kann.” GEORG DIEZ
JAMES FREY: Strahlend schöner Morgen. Roman. Aus dem Englischen von Henning Ahrens. Ullstein Verlag, Berlin 2009. 592 Seiten, 22,90 Euro.
„Old Man Joe bekam mit neunundzwanzig weiße Haare. Er war betrunken, es goss in Strömen”
Berlin, Sommer 2009: James Frey im Gespräch Foto: picture-alliance
Unter den Augen James Cagneys: Obdachloser auf dem Hollywood Boulevard, Los Angeles Foto: AFP / Getty Images
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.09.2009

Lauter Scherben
Achtung, Fiktion: James Freys Los-Angeles-Roman

James Frey gelang mit der Autobiographie "Tausend kleine Scherben", die ihn als drogensüchtigen Kriminellen darstellte, vor sechs Jahren in Amerika ein Bestseller. Nach Enthüllungsberichten musste Frey jedoch eingestehen, dass er es mit der Wahrheit nicht so genau genommen hatte. Aus dramaturgischen Gründen und gewiss auch, um auf sich aufmerksam zu machen, hatte er seiner Vita, die er fortsetzte in dem noch nicht auf Deutsch erschienenen "My Friend Leonard", mehr attraktive Anrüchigkeit verliehen, als ihr tatsächlich zugrunde lag. Er machte sein Leben interessanter, als es ist. Doch für die Fiktion ist die Fähigkeit, zu übertreiben und hinzuzuerfinden, eine grundlegende Voraussetzung.

James Freys erster echter Roman stellt dennoch vorab klar, dass es sich hierbei um keine wahre Geschichte handelt. Dabei ist sein Porträt von Los Angeles angefüllt mit Fakten und ganzen Listen komischer und weniger komischer, harter und zurechtgebogener Fakten, die von den Namen asiatischer Gangs über den Genuss kohlensäure- und koffeinhaltiger Cola bis zu den Verletzungen von Kriegsveteranen, die in den örtlichen Kliniken behandelt werden, reichen. Nichts davon muss stimmen, alles könnte richtig sein. Frey scheint seine Kritiker mit nutzlosen Informationen überschütten zu wollen, ganz nach dem Motto: Sollen sie die Suchmaschinen doch anwerfen, um mir auf die Schliche zu kommen. Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt.

"Strahlend schöner Morgen" entwirft ein Kaleidoskop der Millionenstadt in Kalifornien. Im Zentrum stehen vier Geschichten, die stetig weitergesponnen werden; dazwischen schlängeln sich kurze Abhandlungen über das Verkehrsnetz, die Kunstszene, die Geschichte oder die Porno-Branche der Stadt. Dabei bedient Frey sich Robert Altmans Collagetechnik aus dessen ebenfalls in Los Angeles spielendem Episodenfilm "Short Cuts". Über Altmans Geschick, aus zersplitterten Teilen ein Ganzes zu schaffen, verfügt der Autor nicht - oder er hat diese Brüchigkeit gerade beabsichtigt, um einen Haufen aus tausend kleinen Scherben zusammenzufegen. Problematisch aber bleibt, dass selbst die größeren Handlungsstränge kaum mehr als einen fahlen Glanz hinterlassen. Sie erzählen von den jugendlichen Ausreißern Dylan und Maddie, die in die Machenschaften einer Motorradclique verstrickt werden; vom Obdachlosen Old Man Joe, der sich bei dem Versuch, einem verwahrlosten Mädchen zu helfen, schuldig macht; von einem Filmstar, der eine Scheinehe führt, um seine Homosexualität zu verbergen, was ihn beinahe die Karriere kostet; und zuletzt vom fleißigen Hausmädchen Esperanza, das seiner vermögenden Arbeitgeberin vorspielt, kaum Englisch zu sprechen, damit diese sich in ihrer Gegenwart ungezwungen unterhalten kann; als sich Esperanza in Doug verliebt, den duckmäuserischen Sohn der tyrannischen alten Dame, kommt es zum Eklat.

Das alles vermittelt der 1969 in Cleveland, Ohio, geborene Autor, der früher Filmdrehbücher verfasste, in einem Telegrammstil, in dem die rhythmische Wiederholung als wirkungsvollstes aller rhetorischen Mittel auftaucht. Viele der Minidramen lesen sich wie Treatments und unausgegorene Plots. Hinzu kommen Klischees innerhalb der Figurenzeichnung, der Handlungsabläufe und der Motivik. Immer wieder kommt Frey auf die verwirklichten, unrealistischen oder scheiternden Träume seiner Protagonisten zu sprechen, und keine Ausformung dieser Sehnsüchte ist ihm abgegriffen genug. Man mag darin einen subversiven Akt der konzeptionellen Aneignung des Formelhaften erkennen, der den Klatsch, die stereotype mediale Inszenierung und die Konventionalität der gesellschaftlichen wie individuellen Wunschvorstellungen unserer Tage kopiert; allein die Vervielfältigung von Oberflächlichkeit erzeugt noch keine kritische oder spannende Perspektive.

James Frey erklärt seine Annäherung an den Stoff damit, dass heutzutage jedem so viel Information entgegengeschleudert werde - und so funktioniere auch sein Buch. Mit Michel Houellebecq möchte man dem Autor entgegnen, dass es unserer Welt an allem mangelt außer eben an zusätzlicher Information. "Bright Shiny Morning", wie Freys Roman im Original heißt, fehlt es nicht an Fakten, aber dafür an vielem, was Literatur ausmacht.

ALEXANDER MÜLLER

James Frey: "Strahlend schöner Morgen". Aus dem Amerikanischen von Henning Ahrens. Ullstein Verlag, Berlin 2009. 590 S., geb., 22,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Wegen mangelnder Fakten will der Rezensent den Autor und sein Buch nicht kritisieren. Wohl aber wegen mangelnder Literarizität. James Freys Porträt von Los Angeles, in dem Abhandlungen über Verkehr und Kunst und Geschichten von Ausreißern, Obdachlosen, Hausmädchen und Filmstars Platz haben, bleibt Alexander Müller zu splitterhaft und klischeeselig. Als Treatment kann er sich das Buch gut vorstellen. Freys sich der rhythmischen Wiederholung bedienender Telegrammstil jedoch führt Müller nirgendwohin. Die vielen Teile, so klagt er, ergäben kein Ganzes und die x-fache Darstellung von Oberflächlichkeit leider "keine kritische oder spannende Perspektive".

© Perlentaucher Medien GmbH