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Benutzername: 
Pharo72
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Zittau
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Büchersüchtige, introvertierte Leseratte!

Bewertungen

Insgesamt 450 Bewertungen
Bewertung vom 28.04.2024
The Woman in Me (deutschsprachige Ausgabe)
Spears, Britney

The Woman in Me (deutschsprachige Ausgabe)


sehr gut

Wer kennt sie nicht? Britney Spears – Superstar, Popprinzessin, die irgendwann aber überwiegend durch Skandale in den Schlagzeilen landete und weniger durch ihre Musik. Wie verlief der Beginn ihrer Karriere wirklich, was steckt hinter ihren gescheiterten Beziehungen, wie kam es zur Vormundschaft durch ihre Familie, die ihr nahezu jede Freiheit nahm? In berührender Art und Weise erzählt die Sängerin hier ihre Geschichte.

Meine Meinung:

Ich gebe zu, in jungen Jahren war ich Fan von Britney Spears und natürlich interessiert an der Lebensgeschichte aus ihrer Sicht, denn dass die großen Schlagzeilen in den Medien nicht immer ganz der Wahrheit entsprechen, ist schließlich kein Geheimnis.

So bin ich dann auch relativ schnell durch ihre Lebensgeschichte geflogen, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, jetzt wirklich mehr zu wissen als zuvor. Ihr Start in die Branche, die ganzen bekannten Namen, all der Gossip, das war natürlich schon interessant zu lesen. Was später dann abging und ihr von der eigenen Familie angetan wurde, macht tatsächlich fassungslos. In dieser Intensität und Offenheit hätte ich das so nicht erwartet. Ich gönne ihr von Herzen ihre wiedergewonnene Freiheit, die sie auch genießen soll.

Dennoch bleibt ein wenig das dumpfe Gefühl, nachdem sie nun nicht mehr so wirklich Lust drauf hat, mit ihrer Musik die Welt zu beeindrucken, dass sie hier nach den Jahren der Unterdrückung in einem Rundumschlag gegen alle und jeden einen Weg gefunden hat, auf andere Weise Geld zu verdienen. Der Erfolg des Buches gibt ihr Recht.

Ich kann nur auf Deutsch lesen und daher zur Übersetzung nichts sagen, was aber wirklich gar nicht geht und letzten Endes auch zum Punktabzug führte, ist die mangelnde Qualität der deutschen Ausgabe. Okay, ich komme aus der Branche und bin daher vermutlich etwas sensibel, aber es gibt kaum eine Seite ohne Fehler (doppelte oder fehlende Wörter, Kommas, Getrennt-/Zusammenschreibung), und ich habe wohlgemerkt die zweite Auflage des Buches geschenkt bekommen. Das darf einem renommierten Verlag einfach nicht passieren. Ein nicht gerade günstiges Werk mit nicht mal 300 Seiten (die vielen leeren Seiten am Ende sind mir rein ressourcentechnisch auch völlig rätselhaft) darf nicht so viele Fehler enthalten, schon gar nicht in 2. Auflage. Da entsteht zwangsläufig der Eindruck, dass es wieder nur darum ging, das schnelle Geld zu verdienen.

Wer jedoch weniger streng bei dem Thema ist und die Person Britney Spears näher und intensiver kennenlernen möchte, dem sei die Biografie durchaus empfohlen. Aber vielleicht besser aufs Taschenbuch warten. Spart Kosten und vielleicht war dann endlich ein geeigneter Korrektor am Werk.

Bewertung vom 26.04.2024
Save Me / Maxton Hall Bd.1
Kasten, Mona

Save Me / Maxton Hall Bd.1


sehr gut

Ruby Bell fliegt gern unter dem Radar. Ihr einziges Ziel, was sie durch ein Stipendium am renommierten Maxton Hall College zu erreichen hofft, ist ein Studium in Oxford. Doch eines Tages sieht sie per Zufall etwas, was sie nie hätte sehen dürfen und gerät damit in den Fokus von James Beaufort, einem verwöhnten Bengel aus reichem Haus, für den Party und Frauen der Lebensinhalt zu sein scheinen. Sie stellt bald fest, dass mehr hinter seiner Fassade steckt und warum nur schlägt ihr Herz in seiner Gegenwart immer häufiger schneller, als gut für sie ist?

Meine Meinung:

In Vorbereitung auf die Serie, die ab Mai in Prime läuft, habe ich mich nun endlich mal dazu aufgerafft, zu "Save Me" zu greifen, welches bereits seit seinem Erscheinen in meinem Regal schlummert. Da sind auch weitere Bücher von Mona Kasten, denn ich habe bisher fast nur Positives über die Autorin gehört, aber irgendwo muss man ja anfangen. Vorab, das Buch hat mich gut unterhalten und ließ sich flüssig lesen. Die Story ist jetzt nicht wirklich neu, aber diese Good Girl-Bad Boy-Geschichte hat doch irgendwie was Besonderes.

Ruby ist nicht unbedingt der aufregendste Charakter, aber ihre Disziplin, Zielstrebigkeit und Herzenswärme gegenüber Freunden und Familie haben mich schon für sie eingenommen. So auch ihre besonderen Ticks, die mir nicht ganz fremd sind. James ist natürlich der geborene Bad Boy. Gutaussehend, arrogant, vom Leben verwöhnt. Aber im Laufe des Buches, wo das eine oder andere Kapitel aus seiner Sicht erzählt wird, lernt man auch andere Seiten von ihm kennen und den Grund, warum er ist, wie er ist.

Die Annäherung der beiden erfolgt in einem angenehmen Tempo. Es gibt nur eine Sexszene und auch die erst ziemlich am Ende. Das dramatische Finale und der dazugehörige Cliffhanger haben es schon in sich, wobei ich persönlich an dieser Stelle vermutlich schon genug vom unberechenbaren James gehabt hätte. Aber da es noch zwei weitere Bände gibt, wird wohl auch das Hin und Her zwischen den beiden noch eine Weile weitergehen.

Auch wenn mich das Ganze jetzt emotional noch nicht so getoucht hat wie vielleicht manch andere Lovestory, so bin ich doch interessiert, die beiden weiter zu begleiten, was ich auch zeitnah tun werde.

Bewertung vom 11.04.2024
Sturmmädchen
Bernstein, Lilly

Sturmmädchen


ausgezeichnet

Im Sommer 1933 ist die Welt für die drei Freundinnen Elli, Margot und Käthe noch in Ordnung und sie träumen bei einem gemeinsamen Ausflug von ihrer Zukunft. Doch diese wird mit den stetig mehr erstarkenden Nationalsozialisten immer unsicherer. Denn Margot ist Jüdin, Käthe zeigt sich den neuen Ideen gegenüber nicht abgeneigt und Elli, die ein verkürztes Bein hat und Hinkemädchen genannt wird, steht irgendwie dazwischen. Die Freundschaft der jungen Frauen wird auf eine harte Probe gestellt und Elli muss entscheiden, ob sie den gefährlicheren Weg einschlagen wird.

Meine Meinung:

Wow, was für ein tolles und tief berührendes Buch. Ich musste den Inhalt erst mal ein wenig sacken lassen, denn die Geschichte hat mich zutiefst aufgewühlt und unheimlich gefesselt. Die Autorin versteht es ausgezeichnet, das Alltagsleben in der Eifel zur damaligen Zeit lebendig werden zu lassen. Umso herzzerreißender ist es, was vor allem Margot und ihrer Familie als Juden widerfährt. Ich hatte einige Male mit den Tränen zu kämpfen ob der Grausamkeiten, die der Roman schonungslos zu Tage bringt. Die Schicksale aller Protagonisten sind mir unglaublich ans Herz gegangen.

Elli, an deren Seite sich der Leser die meiste Zeit befindet, wächst im Laufe der Zeit regelrecht über sich hinaus und setzt für ihre Freundin ihre Liebe und sogar ihr Leben aufs Spiel. Das Ganze ist überaus spannend zu lesen und hat mich durch eine Achterbahn der Gefühle geschickt. Wut, Entsetzen, Traurigkeit, aber auch Hoffnung, Mitleid und Zufriedenheit, was das starke Ende betrifft – das volle Programm. Welche Strapazen, welch Schmerz und Grausamkeit. Ich habe alles intensiv mitgefühlt. Dafür bin ich der Autorin sehr dankbar.

Das Nachwort macht deutlich, wie intensiv hier recherchiert wurde. Wer sich für Geschichten aus dieser Zeit interessiert, die das Herz berühren, kann mit diesem Roman gar nichts falsch machen. Bei mir hat er in jedem Fall einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Bewertung vom 04.04.2024
Alsterflimmern. Luises Rückkehr / Das Alsterhaus Bd.2
Rubin, Susanne

Alsterflimmern. Luises Rückkehr / Das Alsterhaus Bd.2


ausgezeichnet

Luise Vossen, die in London aufwuchs, wohin ihre Familie noch vor Beginn des Zweiten Weltkrieges ausgewandert ist, zieht es seit jeher zurück in ihre Geburtsstadt Hamburg und auch in das berühmte "Alsterhaus", wo sich ihre Eltern kennenlernten. 1951, sie ist inzwischen 19 Jahre alt, ist es endlich so weit. Sie kommt bei Kerstin und Hagen unter, den besten Freunden ihrer Eltern und begegnet dort auch deren Sohn Jens Thomsen wieder, an den sie keine guten Erinnerungen hat. Dass er politisch auf der falschen Seite zu stehen scheint, macht ihr näheres Kennenlernen nicht einfacher, aber da sind auch Gefühle, die ihre Welt völlig auf den Kopf stellen.

Meine Meinung:

Relativ kurz nach Band 1 liegt nun der zweite Teil der Alsterhaus-Dilogie von Susanne Rubin vor, auf den ich mich schon sehr gefreut hatte. Die Tochter der Hauptfiguren dort kehrt in das nach dem Krieg noch immer stark zerstörte Hamburg zurück und fühlt sich dennoch direkt zu Hause. Überall im Land ist der Aufschwung deutlich spürbar und mit ihrer Anstellung im Alsterhaus ist Luise rundum glücklich – fast. Denn in ihr erwachen Gefühle, die sie eigentlich nicht haben will.

Die Autorin beschreibt die Stadt und ihre Wunden wieder sehr lebensnah, sodass ich diese direkt vor meinen Augen sehen konnte. Ich gebe zu, die Meinungswechsel Luises von ich begehre ihn zwar, kann ihn aber eigentlich gar nicht leiden zu er ist die Liebe meines Lebens ging mir ein wenig zu schnell, quasi über Nacht, aber gut, viel gemeinsame Zeit hatten die beiden ja nicht miteinander. Zwar gibt es auch eine skrupellose Antagonistin und dank ihr einen Spannungshöhepunkt, jedoch war dieser im Gegensatz zu Band 1 zu kurz, um über das gesamte Buch anzuhalten.

Das heißt jedoch nicht, dass der Roman an irgendeiner Stelle langweilig gewesen wäre. Es war auch total schön, von den Kolleginnen von Luise, dem Alsterhaus, den großartigen Berufschancen und auch der innigen Liebesbeziehung zwischen Hagen und Kerstin zu lesen. Letzteres hat mir besonders gefallen, die Autorin weiß, warum. Auch die liebenswerte Olga wiederzutreffen, hat mich sehr gefreut.

Dieser zweite Teil rundet die Geschichte um das Alsterhaus in Hamburg und die fiktiven, sich dort kennen und lieben lernenden Figuren vortrefflich ab. Ich habe mich gern in ihre Zeit zurückversetzen lassen und freue mich schon jetzt auf jedes neue Werk dieser sehr warmherzig, authentisch und gefühlvoll schreibenden Autorin.

Bewertung vom 25.03.2024
Der Angriff / Last Line of Defense Bd.1
Gruber, Andreas

Der Angriff / Last Line of Defense Bd.1


sehr gut

Jayden D. Knoxvilles erster Einsatz für die "Last Line of Defense", eine streng geheime Einheit mehrerer Teams Jugendlicher, die eingesetzt werden, wenn andere Spezialeinheiten versagen, führt ihn in die britische Botschaft nach Buenos Aires. Dorthin flüchtet die junge Journalistin Sofia nach dem Diebstahl offenbar brisanter Informationen eines High-Tech-Konzerns. Als die Botschaft mit schwerem Geschütz angegriffen wird, fällt Jayden die Aufgabe zu, Sofia zu beschützen und ihm wird schnell klar, dass weitaus Größeres als Datendiebstahl hinter allem steckt.

Meine Meinung:

Ich kenne ein paar der Thriller von Andreas Gruber und habe diese sehr gern gelesen. Daher war ich gespannt, wie er sich im Jugendbuch-Genre schlägt. Bei "Der Angriff" handelt es sich um den ersten Teil einer actionreichen Trilogie, wo Jugendliche um die 18 als Nachwuchs-James Bonds in gefährliche Einsätze geschickt werden.

Der Einstieg ins Buch ist direkt sehr actionreich und die Spannung kann das ganze Buch über konstant aufrechterhalten werden. Bis am Ende die Handlung zusammenläuft, wird neben der Gegenwart immer im Wechsel auch der Werdegang von Jayden beleuchtet, wie er zur Spezialeinheit kam, die Ausbildung dort sowie die Vorstellung seiner beiden Teampartner Lenny und Eric, von denen ich in den Folgebänden gern noch mehr lesen würde.

Eine gewisse Schläue aus seiner Zeit als Straßenkämpfer bringt Jayden mit, die harte Ausbildung trägt außerdem dazu bei, dass er mit Sofia den brutal vorgehenden Gegnern immer wieder entkommt, die stets einen Schritt voraus zu sein scheinen. Hier wird natürlich auch das James Bond-Klischee bedient, dass er quasi im Alleingang eine ganze Reihe bestens ausgebildeter Superschurken besiegt und Kollege Zufall spielt eine nicht unerhebliche Rolle. Das sorgt ab und an für etwas Augenrollen, aber gehört zu dieser Art von Roman wohl dazu, auch wenn es nicht ganz meinen Geschmack trifft.

Die Sprache ist gut an jugendliche Leser angepasst, dürfte aber auch Erwachsenen keine Probleme bereiten. Wer mal etwas leichtere Kost als die harten Psycho-Thriller lesen mag, ist mit diesem Buch auf jeden Fall gut bedient und für die Zielgruppe ist es auf jeden Fall ein Volltreffer. Ich würde die Reihe schon gern weiterlesen, vor allem um das Geheimnis von Jaydens Vergangenheit zu lüften, welches noch nicht offenbart wird.

Bewertung vom 16.03.2024
Die Burg
Poznanski, Ursula

Die Burg


sehr gut

Der Milliardär Nevio hat sich einen Traum erfüllt und eine alte Burg zu einer spannenden Escape-Welt umbauen lassen. Darin sollen den Besuchern all ihre Wünsche von einem Abenteuer erfüllt werden. Vor der endgültigen Eröffnung soll eine gemischte Expertentruppe das Ganze auf Herz und Nieren prüfen. Doch die KI hat beschlossen, ihr eigenes Spiel zu spielen und um aus ihren Fängen zu entkommen, müssen alle Wahrheiten auf den Tisch.

Meine Meinung:

Ein Escape-Spiel mit einer KI zu verknüpfen, erschien mir eine fantastische Idee und so habe ich mich sehr auf den neuen Roman von Bestseller-Autorin Ursula Poznanski gefreut, die mich schon oft begeistern konnte. Was mittels modernster Technik dann am Setting dieser alten Burg entsteht, ist wahrlich fantastisch zu nennen und ich denke mal von der Realität gar nicht mal so weit entfernt.

Man erlebt die Story einerseits aus der Sicht eines der Experten, Maxim Ascher, der selbst Excape-Räume betreibt und andererseits ist man bei Alissa aus dem Team der Spielleitung. Die KI schafft es, jeglichen Kontakt der beiden Gruppen zu unterbinden und auch Hilfe von außen zu verhindern. In beide Charaktere konnte ich mich recht gut hineinversetzen, die anderen blieben allerdings ein wenig blass, weshalb ihr Schicksal mich auch nicht wirklich berührte.

Größeres Augenmerk wird auf die KI und ihre fantasievollen Auswüchse gelegt, die teilweise vom Ekelfaktor her schon recht anspruchsvoll zu nennen sind. Hier sollte der Leser nicht gar zu empfindlich sein. Jedoch findet einiges seine Wiederholung, sodass das Buch in der Mitte ein paar Längen aufweist. Dennoch versteht es die Autorin, die Spannung kontinuierlich aufrechtzuerhalten, immer mal wieder ein paar Überraschungen einzubauen und man fiebert mit den Protagonisten mit, die einfach nur einen Ausweg aus ihrer verfahrenen Situation suchen.

Ich halte mich selbst nicht für das größte Rätselgenie und würde vermutlich schon an einem normalen Escape-Room scheitern, weshalb ich mich davon lieber fernhalte, und erst recht, wenn eine KI ihre Finger im Spiel haben sollte, das zumindest hat mir das Buch gezeigt. Auf jeden Fall wurde ich auf eine unterhaltsame Reise mitgenommen und hätte weiß Gott nicht in der Haut eines der Tester stecken wollen. Nach wie vor sind sich Experten unsicher, inwieweit eine KI sich verselbständigen und eigene Entscheidungen treffen kann und ich kann hier nur hoffen, dass ich eine Umkehr der Machtverhältnisse von Mensch und Maschine nicht miterleben muss.

Ein richtiger Thriller ist das Buch vielleicht nicht, aber Fans von Escape-Szenarien sollten ebenso auf ihre Kosten kommen wie Freunde abenteuerlustiger Geschichten mit historischem Touch. Und der schwarze Humor der KI ist echt nicht von schlechten Eltern.

Bewertung vom 20.02.2024
Lichterzauber in Schweden
Lindqvist, Anna

Lichterzauber in Schweden


ausgezeichnet

Die junge Journalistin Lilje Sommer hatte sich sehr auf ihren nächsten Einsatz auf Barbados gefreut, doch plötzlich soll sie für das Online-Portal des Touristikunternehmens Traumziele über den berühmten Wintermarkt in Jokkmokk berichten, ein kleiner Ort in der historischen Provinz Lappland am nördlichen Polarkreis. Zu allem Überfluss ist auch noch ihr Hotel überbucht und sie muss sich ein Zimmer mit dem attraktiven Juha, Sohn eines Rentierzüchters, teilen. Schnell erliegt sie dem Zauber der wunderschönen Landschaft und auch Juha bringt unverhofft etwas in ihr zum Klingen. Doch er ist nicht ganz ehrlich zu ihr. Hat so ihre sich anbahnende Liebe eine Chance?

Meine Meinung:

Die mir bekannte Autorin, die hier unter Pseudonym schreibt, hat sich für ihren neuen Liebesroman ein ganz besonderes Setting ausgesucht. Gemeinsam mit ihrer Hauptfigur Lilje geht der Lesende auf eine wunderschöne Reise in den hohen Norden Schwedens, der mir bisher völlig unbekannt war. Die atemberaubende Landschaft Lapplands sowie die Kultur der Sami sind ebenso Thema wie Klimaschutz und die Unterdrückung der indigenen Völker. Genau das macht für mich einen Liebesroman so wertvoll, dass es eben nicht nur um eine Lovestory geht, sondern man dabei auch Neues kennenlernt und seinen Horizont in vielerlei Hinsicht erweitert. Auf diese Weise hat mir die Autorin bereits Island sehr nahe gebracht.

Nichtsdestotrotz ist die Liebesgeschichte von Lilje und Juha, die sich in einem angenehmen Tempo über den ganzen Roman hinweg entwickelt, sehr warmherzig beschrieben. Obwohl mir persönlich bei den vorherrschenden Temperaturen ja gedanklich so alles eingefroren ist, konnte ich dennoch die romantischen Momente der beiden in vollen Zügen genießen. I-Tüpfelchen waren natürlich die Nordlichter, die schon sehr lange ganz oben auf meiner Bucket List stehen. Dadurch dass im Wechsel aus Sicht der Protagonisten geschrieben wurde, konnte man sich in beide sehr gut hineinversetzen und meine Sympathie hatten sie von der ersten Seite an. Aber auch einige Nebencharaktere konnten durch ihr ursprüngliches Wesen punkten.

"Lichterzauber in Schweden" ist ein richtiger Wohlfühlroman, vor allem in der Winterzeit, der mit einer einfühlsamen Liebesgeschichte, aber auch mit jeder Menge gut recherchiertem Wissen über die Region und Kultur der indigenen Bevölkerung zu punkten weiß. Diesen kann ich nur wärmsten Herzens weiterempfehlen.

Bewertung vom 16.02.2024
Die Bibliothek im Nebel
Meyer, Kai

Die Bibliothek im Nebel


sehr gut

In den Wirren der Revolution flieht der junge Bibliothekar Artur 1917 aus Sankt Petersburg. Er will in Leipzig seine große Liebe Mara wiederfinden. Als junges Mädchen spielt Liette auf dem Dachboden eines Hotels an der Côte d'Azur im Jahr 1928 und findet dort ein geheimnisvolles Buch. Später, als Erwachsene, setzt sie alles daran, die Besitzerin des Buches, niemand anders als Mara, aufzustöbern, denn das ist der letzte Wunsch ihres todkranken Freundes Artur.

Meine Meinung:

Nach "Die Bücher, der Junge und die Nacht", was ich absolut faszinierend fand, kehrt Kai Meyer erneut in die Bücherstadt Leipzig und das Graphische Viertel zurück, obwohl es in diesem Buch eher nur eine kleine Stippvisite dahin ist.

Auch diesmal hat es der Autor wieder geschafft, mich mit den drei verschiedenen Handlungssträngen in seinen Bann zu ziehen. Er hat einfach ein unglaubliches Erzähltalent und versteht es perfekt, alles ineinandergreifen zu lassen. Auch wenn ich mich sehr gefreut habe, ein wenig der Vorgeschichte von Grigori zu erfahren, reicht dieses Buch für mich nicht ganz an den Vorgänger heran.

Ich weiß nicht, ob es an den kleinen Längen durch allzu ausschweifende Beschreibungen lag oder weil mir die Zeiten, in denen das andere Buch spielte, historisch einfach interessanter erschienen, aber das Pünktchen auf dem i fehlte irgendwie. Der Handlungsstrang mit dem mitgebrachten Manuskript von Artur hat sich mir gar nicht erschlossen, fand ich schlicht überflüssig, aber vielleicht habe ich da auch etwas überlesen.

Artur ist eine sehr sympathische Figur, die immer das Richtige tun will, aber durch seine Liebe zu Mara auch ziemlich verblendet ist. Und Mara, nun ja, eine sehr vielschichtige Figur. Gern hätte ich noch mehr über ihr Treiben gelesen. Weiterhin mochte ich Ofeliya sehr und natürlich den bereits erwähnten Grigori. Die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Liette und Thomas passte nicht so ganz ins Bild.

Auf jeden Fall handelt es sich wieder um ein gekonnt inszeniertes Zusammenspiel mehrerer Handlungsebenen, die gleichzeitig Familiendrama, Kriminalroman, Historical und Liebesgeschichte abdecken. Ich empfehle auch dieses Buch gern weiter, auch wenn es meiner Meinung nach ein klein wenig abfällt zum oben genannten ersten Roman, der jedoch völlig unabhängig davon gelesen werden kann.

Bewertung vom 08.02.2024
Mauerträume
Stephan, Kati

Mauerträume


sehr gut

Marlies und Georg Behrendt leben 1975 mit ihren Töchtern Anni und Paula in Ostberlin. Wöchentlich kommt Tante Gundula aus dem Westen zu Besuch. Als Anni die Tante wieder einmal zurück zum Grenzübergang Friedrichstraße begleitet, verliert sie bei einem Zusammenstoß ihr geliebtes Notizbuch. Emil, ein Westdeutscher, der es aufgehoben hat, will es ihr nur zurückgeben, wenn sie sich mit ihm verabredet. Unwillig lässt sie sich darauf ein, aber schon bald beginnt ihr Herz, in seiner Gegenwart höherzuschlagen und sie träumt von einem Leben an seiner Seite. Doch zwischen ihnen steht die Mauer. Ist sie wirklich bereit, für ihr Glück alles aufzugeben? Auch ihre kleine Schwester Paula gerät in Gewissensnot, soll sie doch für einen Platz an der EOS ihren von ihr bewunderten Lehrer ans Messer liefern.

Meine Meinung:

Deutsch-deutsche Geschichte gehört zu meinem Leben, bin ich doch bis zum 17. Lebensjahr in der DDR aufgewachsen. So hat mich auch das Buch "Mauerträume" auf direktem Weg in meine Vergangenheit katapultiert. Sehr einfühlsam und authentisch wird aus dem Leben dieser kleinen Familie erzählt und ich konnte die Gedanken und Gefühlswelten besonders der Töchter sehr gut nachvollziehen.

Was mir etwas negativ aufgestoßen ist, ist die fast durchgängige Abwertung von allem, was die DDR betraf. Ob es die Wohnungsbauweise, die absolut identische Einrichtung, leere Konsumregale, ständige Überwachung und noch vieles mehr betrifft, es wird einfach alles total schlecht dargestellt. Von Positivem ist hier wenig zu lesen. Ich kann dies so nicht unterschreiben. Vielleicht liegt es daran, dass es in Berlin etwas anders zuging oder meine Teenagerjahre etwa zehn Jahre später stattgefunden haben, aber ich habe mich nie dermaßen beobachtet gefühlt, Völkerball hieß auch bei uns Völkerball und dass ich es nicht auf die EOS geschafft habe, lag einzig an dem nicht ausreichenden Notendurchschnitt. Auch kann ich mir kaum vorstellen, dass bereits Kinder von der Stasi zu Spitzeldiensten erpresst wurden. Natürlich beruht vieles auch auf Tatsachen und es wurden sicher Fehler gemacht, aber die Überfluss- und Wegwerfgesellschaft im Westen hatte genauso ihre Schattenseiten.

Unabhängig davon wird hier eine feinsinnige Geschichte einer Liebe erzählt, die allen Widerständen zum Trotz ihre Erfüllung findet. Vor allem der Zusammenhalt in der Familie, wo jeder für den anderen einsteht, bildet einen großen Schwerpunkt und vermittelt beim Lesen ein warmherziges Gefühl. Gerade nach der Wende Geborene können hier einen Eindruck bekommen, was das Leben in der DDR ausgemacht hat, aber bitte nicht alles zu hundert Prozent für bare Münze nehmen.

Bewertung vom 20.01.2024
Austrian Psycho Jack Unterweger
Herwig, Malte

Austrian Psycho Jack Unterweger


gut

Der zu lebenslänglicher Verwahrung verurteilte Jack Unterweger, der sich während seiner Haft zum Schriftsteller gemausert hat, kommt 1990 auf Druck der Öffentlichkeit, vor allem der Kulturszene, frei. Wiens Schickeria hofiert ihn, die Presse feiert ihn. Jahrelang kann er weitermorden, sogar in Amerika, bis sich die Schlinge um ihn erneut zuzieht. Der Autor Malte Herwig bringt neue Dokumente und Zeitzeugenberichte ins Spiel, lässt den Mörder in Originalmitschnitten selbst zu Wort kommen und entlarvt so sein psychologisch geniales Spiel mit seinen Mitmenschen.

Meine Meinung:

Ich mag True Crime und besonders abgründige Serienmörder finden mein Interesse. Da Unterwegers erster Mord während meiner Kindheit stattfand (und in der DDR ohnehin keine Rolle spielte) und auch seine Freilassung erst kurz nach der Wende, hatte ich tatsächlich noch nicht von ihm gehört und mich auf das Buch gefreut.

Leider konnte ich jedoch mit dem Stoff so gar nicht warmwerden. Das Buch ist in drei Abschnitte unterteilt. Der erste und größte behandelt Unterwegers Aufstieg zum Poeten während seiner Gefängniszeit. Dieser war für mich sehr mühselig zu lesen und ich musste mich streckenweise durchquälen. Bei mir entwickelte Jacks Sprachvermögen jedenfalls keinen Sog und ich konnte die Faszination fast der kompletten Literaturszene nicht wirklich nachvollziehen, zumal das meiste davon abgeschrieben war, wie man hier erfuhr. Ich könnte mir vorstellen, dass dies bei einer persönlichen Begegnung mit ihm anders gewesen wäre, nicht umsonst sind ihm Frauen jeden Alters und aus jeder Gesellschaftsschicht verfallen. Hier konnte man schon das klassische Bild eines charismatischen Psychopathen erahnen.

Der zweite Teil behandelt seine Zeit in Freiheit und streift dabei auch die Morde, aber auch nur sehr am Rande. Schließlich gibt es noch einen sehr kurzen letzten Abschnitt, der sein Ende besiegelt.

Interessant ist der Blickwinkel, aus dem erzählt wird, denn Malte Herwig fungiert eigentlich nur als Informationsgeber und ein unbekannter Autor, selbst vom ersten bis vermutlich zu seinem letzten Tag der Faszination des Jack Unterweger erlegen, muss nach und nach erkennen, dass er einer Illusion nachgejagt ist und sich von einem mit allen Wassern gewaschenen Massenmörder hat blenden lassen.

Insgesamt wird sehr rational und ohne Emotionen berichtet. Die Opfer sind einfach nur Namen und Alter, über die Person Jack Unterweger erfährt man eigentlich nicht mehr, als schon im Klappentext steht. Mir hätte ein tieferer Blick in seine Kindheit, Entwicklung usw. gefallen, mehr zum ersten Mord und wie es zu den folgenden kam. Mich konnte das Buch nicht wirklich fesseln und es gibt somit diesmal auch keine Empfehlung für Fans des Genres.