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Benutzername: 
Pharo72
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Zittau
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Büchersüchtige, introvertierte Leseratte!

Bewertungen

Insgesamt 463 Bewertungen
Bewertung vom 21.11.2024
Mit kaltem Kalkül / Die Sabine Yao-Reihe Bd.2
Tsokos, Michael

Mit kaltem Kalkül / Die Sabine Yao-Reihe Bd.2


sehr gut

In einer Bauwagensiedlung am Rande der Gesellschaft wird ein Mann ermordet. Im Kofferraum seines Autos findet die Polizei die hüllenlose Kinderleiche des seit über vier Jahren vermissten Oleg. Erst jetzt meldet eine illegal in Berlin lebende Mutter jordanischer Herkunft, dass ihr kleiner Sohn Yasser seit vier Tagen vermisst wird. Beide stammen aus demselben Wohngebiet. Ein Wettlauf um das Leben des Kindes beginnt. Um Informationen über seinen Aufenthaltsort zu bekommen, bedarf es der Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao, die Kriminalhauptkommissarin Monica Monti vom Berliner LKA eine große Hilfe ist.

Meine Meinung:

"Mit kaltem Kalkül" ist der zweite Teil der neuen Reihe von Michael Tsokos, der sich um die Arbeit der Rechtsmedizinerin Sabine Yao dreht. Es handelt sich hier um einen durchaus spannenden Fall, der mit vielen Perspektivwechseln und kurzen Kapiteln den Leser in atemberaubendem Tempo durch den Roman fliegen lässt.

Auf persönlicher Ebene gibt es bei Sabine kaum Neuigkeiten, aber sie ist weiter an der Seite ihrer Schwester, die inzwischen aus der Klinik entlassen wurde und die Vorbereitungen dafür trifft, dass ihre Zwillings-Mädchen wieder bei ihr leben können. Ansonsten ist die Rechtsmedizinerin zeitlich stark in den neuen Fall eingebunden, zumal sie auch noch eine neue Praktikantin an ihre Seite bekommt.

Einen Nebenstrang bekommt ein jordanischer Ex-Geheimdienstler, der ebenfalls nach dem vermissten Jungen sucht. IT-Spezialistin Sara Wittstock tritt diesmal nicht in Erscheinung, dafür hat Monica Monti ihren großen Auftritt, die Sabine beinahe den Rang abläuft und sie fast zur Nebenfigur degradiert. Die Perspektivwechsel zum kleinen Yasser sind sehr berührend und emotional aufwühlend.

Neben den Obduktionen von Sabine werden auch noch einige weitere interessante Fälle von Professor Paul Herzfeld verteilt, die überraschende Ergebnisse liefern. Obwohl ich die detailreichen rechtsmedizinischen Beschreibungen durchaus zu schätzen weiß, waren sie mir in diesem Buch ein paarmal fast zu ausführlich geraten und ich hätte sie am liebsten überblättert. Hier muss man als Leser schon großer Fan dieses Arbeitsgebiets sein.

Insgesamt wieder ein sehr lesenswertes Buch, das beweist, dass Dr. Tsokos ein Profi auf seinem Gebiet ist und dies auch auf eine spannende Thriller-Handlung übertragen kann.

Bewertung vom 05.10.2024
Die Stauffenbergs
Roth, Charlotte

Die Stauffenbergs


ausgezeichnet

Als Claus Schenk Graf von Stauffenberg seiner Nina auf einem Frühlingsball das erste Mal begegnet, ist er sicher – sie muss die Mutter seiner Kinder werden. Eine große Liebe nimmt ihren Anfang, die von gegenseitigem Respekt, Vertrauen und großem Familiensinn geprägt ist. Doch sie gehen unruhigen Zeiten entgegen. Ist Claus bei der Machtergreifung Hitlers noch nicht abgeneigt von seinen Ideen, so wandelt sich seine Einstellung spätestens mit Anbruch des Zweiten Weltkriegs und den immer häufiger vorkommenden Gräueln, die er teilweise mit zu verantworten hat. Der von ihm geschworene Eid lässt sich mit seinem Gewissen nicht länger vereinbaren und somit schließt er sich einer Gruppe von Verschwörern an und plant das Unfassbare.

Meine Meinung:

Mit dem biografischen Roman über die Liebe der Stauffenbergs hat mich Charlotte Roth emotional tief berührt. Auf jeder Seite, in jeder Begegnung der beiden, tritt sie übergroß zu Tage. Da Claus durch seine Militärlaufbahn ständig unterwegs ist, bleibt den Liebenden nur wenig Zeit füreinander, aber diese nutzen sie bis zur letzten Sekunde für sich und ihre gemeinsamen Kinder.

Die geschichtlichen Hintergründe sind sorgfältig recherchiert, man kann die zunehmende Bedrohung gut nachempfinden. Sehr schön fand ich auch den Gewissenskonflikt von Claus dargestellt, der gleichzeitig immer versucht hat, seine Familie zu schützen. Der Ausgang seiner letztendlich gründlich durchdachten Entscheidung ist jedem bekannt, dennoch nimmt einen das Ende mit. Gerne hätte ich noch ein wenig über das Danach gelesen, bin aber froh, dass Nina es geschafft hat, mit ihren Kindern zu überleben.

Durch die verschiedenen Perspektiven, aus denen erzählt wird – es kommen vorrangig Claus, Nina und seine Mutter zu Wort –, kann man sich gut in die jeweilige Gefühlswelt hineinversetzen, die Ängste, Hoffnungen und Sehnsüchte hautnah miterleben. Mag vieles aus dem privaten Umfeld der Familie auch fiktiv sein, die Darstellung ist unabhängig davon sehr realitätsnah. Ich halte nach dieser Lektüre Nina auf jeden Fall für eine unglaublich starke Frau, die ihrem Mann alle Freiheiten gelassen hat, nach seinem moralischen Kompass Entscheidungen zu treffen. Und Claus selbst wird durch sein heldenhaftes Verhalten sicher nie in Vergessenheit geraten.

"Die Stauffenbergs" sind eine mitreißende Lovestory vor einem dramatischen geschichtlichen Hintergrund, die Genre-Liebhaber sicher überzeugen wird.

Bewertung vom 21.09.2024
Stalker - Er will dein Leben.
Strobel, Arno

Stalker - Er will dein Leben.


sehr gut

Eric Sanders’ Karriere nimmt mit seinem Auftritt im Münchner Tatort so richtig Fahrt auf. Seine Follower-Zahlen steigen, aber er spürt auch unmittelbar die Schattenseiten seiner plötzlichen Berühmtheit. Jemand gibt sich im Netz für ihn aus und stellt ihn in ein schlechtes Licht. Immer mehr dringt der Stalker in sein Leben, entführt schließlich seine Frau und Sohn und verlangt, dass er einen Mord gesteht. Hängen seine Albträume, die er von einem brennenden Haus und dem Tod seiner Eltern hat, damit zusammen. Um seine Familie zu retten, muss Eric seine Vergangenheit aufarbeiten und das so schnell wie möglich.

Meine Meinung:

Arno Strobel ist einer meiner Lieblingsautoren und endlich bin ich mal wieder zeitnah dazu gekommen, seinen aktuellen Thriller zu lesen. Nach einem starken Einstieg liest sich auch dieses Buch geschmeidig weg, wobei die Spannung durchgängig vorhanden ist, wenn sie auch nicht gerade atemlos macht.

Eric Sanders scheint ein sympathischer Typ zu sein, für den man Verständnis aufbringt, die meisten Nebenfiguren bleiben eher blass. Die ganze Verschleierung seiner Geschichte scheint schon etwas unglaubwürdig, es gibt dazu auch keine Aufklärung. Man begleitet die Hauptfigur gern auf seiner Recherche, aber große Überraschungseffekte gibt es nicht. Mit dem Plot-Twist am Ende hatte ich bereits gerechnet. Dieses kommt dann auch ziemlich abrupt und es blieben für mich einige Fragen offen, war ich nicht so gern mag.

Insgesamt ist es aber ein sehr gut zu lesender Thriller, der sowohl die Gefahren der neuen Medien aufgreift als auch deutlich macht, wie leicht Manipulation gelingen kann. Für Strobel-Fans wahrscheinlich sowieso ein Muss, aber auch sonst sicher kein Fehlgriff für Genre-Kenner.

Bewertung vom 19.08.2024
VIEWS
Kling, Marc-Uwe

VIEWS


ausgezeichnet

Ein brutales Vergewaltigungsvideo sorgt im Netz für Aufruhr. Das Opfer: die 16jährige Lena Palmer. Die Täter: vermutlich Geflüchtete. Was natürlich im ganzen Land für Empörung sorgt und den rechtsradikalen Strömungen in die Hände spielt. Mit dem Fall beauftragt wird bewusst die BKA-Kommissarin Yasira Saad, zwar in Deutschland aufgewachsen, die Eltern stammen jedoch aus dem Libanon. Trotz intensivster Suche stockt die Ermittlung, bis ein unfassbarer Verdacht aufkommt. Ist das gewalttätige Video eventuell gar nicht echt?

Meine Meinung:

Nachdem ich in eine Leseprobe des Buches reinschnuppern konnte, musste ich es mir unbedingt besorgen. Zwar kenn ich den Autor dem Namen nach, hatte allerdings bisher nichts von ihm gelesen. Ich weiß aber, dass er sonst eher witzig unterwegs und dies sein erster Spannungsroman ist. Nun, auch wenn das behandelte Thema keineswegs witzig und eher angsteinflößend ist, gibt es dennoch einige Szenen und Aussagen, wo durchaus die Situationskomik bei mir für das eine oder andere Schmunzeln sorgte.

Es werde einige aktuelle Brandherde thematisiert wie Klima, Essgewohnheiten, Diversität etc., aber vorrangig geht es um Manipulation durch Medien, den dadurch vorangetriebenen Rechtsruck im Land und natürlich die Gefahren durch KI, die aktueller und brisanter nicht sein könnten in einer Welt, wo ohne Digitalisierung quasi nichts mehr funktioniert. Klar, der Titel des Buches nimmt einiges vorweg, ich hatte allerdings trotzdem nicht mit der Wendung gerechnet, die die Geschichte nimmt, dabei ist sie doch so typisch für die aktuelle Zeit.

Ich hätte mir das Ende ein wenig ausführlicher, vielleicht auch nicht ganz so brutal gewünscht, denn es kam wie mit einem Knall und plötzlich ist Schluss. Allerdings sorgt es dafür, dass ich noch lange darüber nachdenken werde und die aufgedeckten Gefahren, die meines Erachtens höchstens eine Winzigkeit von der gelebten Realität entfernt sind, machen mir nicht unbedingt Hoffnung für die Zukunft.

Die Hauptfigur war mir sympathisch, aber außer ihr und vielleicht noch ihrem direkten Partner Michael gibt es sonst eigentlich fast nur die üblichen Stereotypen, wie den cholerischen Chef, den Computer-Nerd und natürlich die bösen Rechtsradikalen. Der Schreibstil ist schnörkellos, rasant, spannend. Ich kann das Buch auf jeden Fall Krimi-Lesern empfehlen, die sich für moderne Technik interessieren und auch mal ohne psychopathischen Serienkiller auskommen möchten.

Bewertung vom 12.08.2024
Wir treffen uns im nächsten Kapitel
Bickers, Tessa

Wir treffen uns im nächsten Kapitel


ausgezeichnet

Genervt kündigt Erin ganz spontan ihren Job und beginnt damit, auch in ihrem Leben auszumisten. Dummerweise entsorgt sie dabei eines ihrer Lieblingsbücher in einem öffentlichen Bücherschrank, was eine Botschaft ihrer verstorbenen besten Freundin Bonnie enthält. Zum Glück taucht es dort wieder auf, allerdings mit Randbemerkungen eines Unbekannten, der sie auffordert, sich in einem nächsten Buch zu treffen. Ein intensiver Austausch zwischen ihr und "Mystery Man" entsteht und beide hinterfragen ihren Lebensweg. Der Wunsch auf ein persönliches Treffen wird immer stärker, aber sind sich die beiden bereits näher, als sie ahnen?

Meine Meinung:

Ich mag ja Bücher, in denen es um die Liebe zu Büchern geht, ganz besonders. Da kam mir der Debütroman von Tessa Bickers gerade recht. Das Buch ist so viel mehr also nur ein Plädoyer fürs Lesen und auch nicht einfach nur eine romantische Komödie, da es neben einigen ganz witzigen Situationen auch sehr viele ernste Themen behandelt. So geht es u. a. um Mobbing, psychische Erkrankungen sowie Trauer und Verlust.

Die Idee mit den Nachrichten in Büchern in einem Bücherschrank finde ich ganz zauberhaft, wobei ich mir schwer vorstellen kann, dass die entsprechenden Bücher nicht zwischendurch auch mal von anderen entnommen werden hätten können. Man müsste den Ort schon sehr häufig frequentieren und den Bestand im Auge behalten. In unserem Bücherschrank herrscht zumindest eine große Fluktuation, die mir dies fast unmöglich erscheinen lässt. Aber sei es drum, es macht die Geschichte aus.

Die Hauptfiguren Erin und James waren mir sehr sympathisch, er noch einen Tick mehr, da sie schon ziemlich nachtragend erschien und die wahren Hintergründe vermutlich gar nicht wissen wollte. Wie sie sich mit jedem Buchtausch immer mehr ineinander verlieben, ist wirklich ganz wundervoll beschrieben. Überhaupt hat die Autorin einen sehr angenehmen Schreibstil, der die Seiten nur so dahinfliegen lässt. Aber auch einige der Nebencharaktere wie Geschwister oder Eltern der beiden sind mir ans Herz gewachsen.

Neben der schönen Liebesgeschichte regt das Buch auch zum Nachdenken über die eigene Lebenssituation an und ob man wirklich glücklich ist, mit dem was man hat und macht. Vielleicht lohnt es manchmal doch, Risiken einzugehen. Wer romantische Bücher über Bücher mag, kann hier nicht viel falsch machen.

Bewertung vom 05.08.2024
This could be love / Hawaii Love Bd.1
Lucas, Lilly

This could be love / Hawaii Love Bd.1


ausgezeichnet

Louisa ist Tennisprofi und will sich nach einer Verletzung den Platz an der Weltspitze zurückerobern. Dazu absolviert sie ein intensives Training in der Tennisschule ihrer Patentante Kay auf Hawaii. Nicht damit gerechnet hat sie, dass ihr bereits am ersten Tag der attraktive Surfer-Boy Vince über den Weg läuft, der ihre Pläne und auch ihr Herz ganz gehörig durcheinanderbringt und dazu noch mit Kay verfeindet scheint.

Meine Meinung:

Die Romane von Lilly Lucas bedeuten für mich immer absolute Wohlfühlmomente und damit einhergehende Glücksgefühle. Daher habe ich mich sehr auf ihre neue Hawaii-Love-Trilogie gefreut, zumal das Setting meinem absoluten Traumziel entspricht.

Auch diesmal hat mich die Autorin nicht enttäuscht und eine wunderschöne Love-Story zwischen einem Tennis-Ass und einem Surfer-Boy ersonnen. Louisa geht konsequent ihren Weg und arbeitet außerordentlich diszipliniert an ihrem Comeback, was ich in vielen Szenen nur bewundern konnte. Von Tennis habe ich nicht wirklich viel Ahnung, aber es nimmt als Thema auch nicht überhand. Vielmehr sind die wachsenden Gefühle zwischen Lou und Vince das große Thema, auch wenn die Anziehung zwischen beiden sich vorrangig auf Äußerlichkeiten zu beziehen scheint. Vince ist natürlich ein Traumtyp und es ist kaum möglich, sich nicht in ihn zu verlieben.

Es gibt einige romantische Szenen, wie das Schnorcheln mit den Schildkröten und die traumhaften Sonnenuntergänge. Dennoch weiß ich aus anderen Romanen, dass O'ahu noch so einiges mehr zu bieten hat und es ist schade, dass Lou in den sechs Wochen ihres Aufenthalts so wenig davon zu sehen bekommt. Aber natürlich liegt ihr Fokus total auf ihrer Karriere und vielleicht bieten die Folgebände dann noch etwas mehr Hawaii-Feeling.

Die Erstauflage mit dem Farbschnitt und zusätzlich beiliegendem Tattoo-Bogen ist natürlich besonders schön, jedoch sind es wie immer der so angenehm zu lesende Schreibstil und die dabei erwachsenden tiefen Emotionen, die auch dieses Buch von Lilly Lucas wieder zu einer echten Empfehlung für Romance-Fans machen.

Bewertung vom 19.07.2024
Martensen und das wehrlose Wasser
Nybørg, Ernest

Martensen und das wehrlose Wasser


ausgezeichnet

Es sollte wie ein Unfall aussehen, aber bald wird klar, dass der tote Politiker Niels Bjerg einem Mord zum Opfer fiel. Während sein Vorgesetzter von einer Beziehungstat ausgeht und den Fall schnell zu den Akten legen will, vermutet Kommissar Erik Martensen aus Odense etwas komplexere Hintergründe, die mit einer geplanten Trinkwasser-Pipeline von Dänemark nach Berlin zu tun haben. Ein weiterer Mord geschieht, der offenbar in Zusammenhang mit dem ersten steht. Martensen stößt auf eine Mauer des Schweigens, doch mit Hilfe seiner scharfsinnigen Kollegen kommt er den wahren Tätern immer näher.

Meine Meinung:

Nach den von mir sehr geschätzten Lena Halberg-Romanen setzt sich der Wiener Autor Ernest Nybørg nun wieder mit einem sehr aktuellen und auf wahren Fakten beruhendem Thema in Form eines Kriminalromans auseinander. Die zunehmende Wasserknappheit auf der Erde ruft natürlich auch windige Geschäftemacher auf den Plan, die vor nichts zurückschrecken für den eigenen Profit.

Mir hat der Roman um Kommissar Martensen, der konsequent seine einmal aufgenommene Spur verfolgt, sehr gut gefallen. Eric hat seine Eigenheiten, die ihn sehr sympathisch und authentisch machen. Besonders aber auch seine Kollegen, der schrullige Kantinenchef nebst Papagei sowie die ehemalige Hammerwerferin Hilda, sind immer für eine amüsante Abwechslung, jedoch auch den entscheidenden Hinweis zum Weiterkommen gut.

Der Täter ist dem Leser recht schnell bekannt, aber die Aufdeckung des Komplotts dahinter dauert über den Roman an und lässt so den Spannungsbogen kaum je abflachen. Das Buch kommt ohne große Action oder schwindelerregende Wendungen aus, was ich persönlich eigentlich bevorzuge, bietet aber dem geneigten Krimileser solide Ermittlerarbeit mit erschreckenden Hintergründen zu politischen Machtspielchen. Dazu lernt man einige sehr schöne Regionen Dänemarks ebenso kennen, wie man den Kommissar nach Rostock sowie ins schöne Frankreich begleitet.

Wer einen ruhigen, gut recherchierten Kriminalroman sucht, der aufgrund seiner Aktualität so manches Nachdenken verursacht, ist mit Ernest Nybørgs neuem Roman gut beraten.

Bewertung vom 01.07.2024
Wolke Sieben ganz nah
Greenwood, Kirsty

Wolke Sieben ganz nah


ausgezeichnet

Nachdem Delphi an einem Mikrowellen-Burger erstickt, landet sie unversehens in einer Zwischenstation zum Jenseits. Ihre dortige Betreuerin ist hoffnungslos romantisch und gewährt ihr einen Deal. Sie muss innerhalb von 10 Tagen ihren Seelenverwandten Jonah, dem sie dort kurz begegnet, wiederfinden und freiwillig von ihm geküsst werden. Dumm nur, dass sie nicht mal seinen Nachnamen kennt und London wahrlich keine kleine Stadt ist. Erstmals muss sie sich auf die Hilfe anderer einlassen, was der extrem zurückgezogen lebenden Delphi nicht leichtfällt. Doch sie ist wild entschlossen, ins Leben zurückzukehren und setzt alles daran, Jonah ausfindig zu machen.

Meine Meinung:

Ein echtes Lesehighlight hat die mir bisher unbekannte Autorin Kirsty Greenwood hier geschaffen. Eine extrem witzige romantische Komödie mit dem gewissen magischen Touch.

Ich konnte mich mit der Hauptfigur Delphi direkt identifizieren, da ich selbst ein eher introvertierter Mensch bin. Ihren Wandel, das Loslassen von alten Verhaltensmustern habe ich sehr gern begleitet. Dabei wird auch das ein oder andere Klischee bedient, aber das hat absolut nichts Negatives. Neben Delphi, die absolut großherzig und liebenswert ist, wie ihre Sorge um ihren Nachbarn beweist, sind mir auch alle anderen Protagonisten, so unterschiedlich sie auch sind, sehr schnell ans Herz gewachsen und ich war enttäuscht, als ich diese lustige Truppe gehen lassen musste.

Die Autorin hat einen extrem witzigen, teils zum Sarkasmus neigenden Schreibstil, der mich immer wieder zum Schmunzeln brachte. Ernste Themen wie Mobbing oder die Vereinsamung der Gesellschaft flicht sie geschickt in die Handlung des Romans ein, sodass es auch nachdenkliche Momente gibt. Ganz groß geschrieben wird jedoch die Romantik und ich habe zum Ende wirklich extrem mitgefiebert und das Happy End in vollen Zügen genossen.

Auch die Aufmachung des Buches mit dem dunklen Farbschnitt lässt keine Wünsche offen. Wer romantische Komödien liebt, wird mit diesem Roman definitiv aufs Beste unterhalten.

Bewertung vom 19.06.2024
A Place to Grow / Cherry Hill Bd.2
Lucas, Lilly

A Place to Grow / Cherry Hill Bd.2


ausgezeichnet

Lilac McCarthy ist zufrieden mit ihrem Leben. Sie führt den Farmladen der Familie, ist eine leidenschaftliche Bäckerin und besonders das jährliche Peach Festival der kleinen Stadt Palisade liegt ihr am Herzen, weshalb sie auch das Veranstaltungskomitee leitet. Doch in diesem Jahr kehrt Bo Radisson, Erbe einer der größten Obstfarmen, nach seinem Studium zurück in die Stadt und stellt alles auf den Kopf mit seinen neuen Ideen. Dass er ihr in der Vergangenheit bereits einmal das Herz gebrochen hat, macht es nicht leichter, sich ihm entgegenzustellen.

Meine Meinung:

Ich weiß gar nicht, warum ich mit diesem zweiten Teil der Cherry-Hill-Reihe so lange gezögert habe, nachdem mich Band 1 so sehr begeisterte. Vermutlich wollte ich erst warten, bis alle Bände draußen sind, um dann möglichst zeitnah alle Romane zu verschlingen. Die Rückkehr nach Cherry Hill war auf jeden Fall wie ein Nachhausekommen. Sofort hat mich der Charme der kleinen Obstfarm und auch der Kleinstadt Palisade mit seinen bezaubernden Einwohnern wieder gefangen genommen.

Lilac ist so ein liebenswerter Charakter. Fleißig, bodenständig, mit wenig zufrieden, in sich ruhend. Das ändert sich erst mit dem Auftauchen von Bo, der ihr Herz gefährlich in Wallung bringt. Er kommt anfangs etwas schnöselig rüber, aber man kann sehr schnell auch mit ihm mitfühlen, wenn man nach und nach seine wahren Beweggründe erfährt. Der Kleinkrieg zwischen den beiden ist amüsant zu lesen, das Feuer, das zwischen ihnen lodert, auf jeder Seite spürbar. Herrlich romantisch wie sie schlussendlich zueinanderfinden.

Ich kann nur sagen, dass es Lilly Lucas wieder einmal geschafft hat, mich mit ihrem wundervollen Setting und den reizenden Charakteren in eine andere Welt zu versetzen, die mich zeitweise alles um mich herum vergessen ließ. Wie kaum eine andere schafft es die Autorin, ihre Bücher für mich zu Wohlfühlromanen zu machen und ich freue mich auf die Fortsetzung und ihre anderen Reihen.

Bewertung vom 17.06.2024
Der 1. Patient / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.4
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der 1. Patient / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.4


ausgezeichnet

Bei einem Routineeingriff stirbt ein Patient. Die Rechtsmedizin stellt einen Behandlungsfehler fest und die zuständige Ärztin wird angeklagt. Doch so einfach, wie es scheint, ist es nicht. Denn sie wurde von einer KI bei der Vorbereitung der Operation unterstützt. Ist vielleicht diese dafür zur Verantwortung zu ziehen oder gar der Entwickler? Der Berliner Strafverteidiger Rocco Eberhardt nimmt sich des Falls an, der auch in den Medien hohe Wellen schlägt.

Meine Meinung:

Ich hatte mich schon auf den nunmehr vierten Band der Justiz-Krimi-Reihe von Schwiecker und Tsokos gefreut. Rechtsmediziner Jarmer und vor allem auch den Verteidiger Rocco Eberhardt in ihrem Fachgebiet zu erleben, macht einfach Spaß.

So hat mich auch dieser Band der Reihe nicht enttäuscht, gerade weil er ein hochaktuelles Thema beleuchtet: Künstliche Intelligenz. Zu ihrem Einsatz in der Medizin hatte ich bisher so gut wie keine Informationen, was den Fall für mich so spannend machte. Der knackige Schreibstil mit kurzen Kapiteln, die oft mit einem Cliffhanger enden, ließ mich geradezu durch das Buch fliegen und die Spannung kontinuierlich am oberen Limit halten. Der dargestellte Einfluss der reißerischen Presse gibt dem Ganzen noch einmal einen besonderen Kick.

Auch eine überraschende Wendung fehlt nicht, die aber durchaus nachvollziehbar ist, sodass ich das Buch mit großer Befriedigung beenden konnte. Es mangelt nicht an Gesellschaftskritik und die fachlichen Details sind leicht verständlich aufbereitet, sodass einem Lesevergnügen bei diesem spannenden Justizthriller nichts im Wege steht.