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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Everett
Wohnort: 
Barsinghausen

Bewertungen

Insgesamt 696 Bewertungen
Bewertung vom 12.06.2025
Denk ich an Kiew
Litteken, Erin

Denk ich an Kiew


sehr gut

Cassie und ihre kleine Tochter müssen im Jahr 2004 den plötzlichen Unfalltod ihres Man-nes verkraften. Das funktioniert erst besser als sie zu ihrer Großmutter ziehen. Diese hat unter Erinnerungen an ihr früheres Leben zu leiden. Cassie findet ein Tagebuch ihrer Großmutter und darf es lesen, denn sie selber kann über die beschriebene Zeit nicht spre-chen.
So begleitet man parallel zu Cassies Geschichte die von Katja in den Jahren 1929 bis 1934 und ist einfach nur erschüttert. Wie viel kann man ertragen? Und so viele Menschen mussten unter den schlimmsten Umständen sterben.
Der Holodomor wurde lange Zeit verschwiegen und es sehr schwer zu ertragen, wie perfi-de damals Stalin vorgegangen ist. Eine abartige Ideologie und Verfahren um die Menschen willig zu machen bzw. bewusst zu vernichten. Unglaublich, dass das nie ein Thema war. Auch so etwas sollte nie wieder passieren! Und sollte allen eine Warnung sein, Ideologien durchsetzen zu wollen. Das Lesen über die Geschehnisse damals lassen mich sprachlos zurück und so ein unnötig verursachtes Leid ist nur schwer zu ertragen.
Der Roman lässt sich gut lesen und die zwei verschiedenen Zeitebenen sind gut miteinan-der verbunden und führen zusammen zu einer stimmigen Geschichte, die lange im Kopf bleibt.
Wobei mir die plötzliche Veränderung von Cassies Tochter einfach zu schnell ging und es dann ein wenig seltsam wurde mit Botschaften von Katjas Schwester. Die Schilderungen vom Holodomor waren intensiv, ohne übertrieben zu sein. Der Teil um Cassie war da ein wenig banaler, aber ein guter Weg um die Geschichte ihrer Großmutter zu erzählen.
Persönlich hätte ich gerne noch von Katjas Weg in die Vereinigten Staaten gelesen.

Bewertung vom 08.06.2025
Im Warten sind wir wundervoll
Inden, Charlotte

Im Warten sind wir wundervoll


sehr gut

Die Geschichte einer sog. War Bride, die am New Yorker Flughafen ankommt und nicht abgeholt wird. Erzählt von ihrer Enkeltochter in einem Flugzeug auf dem Weg nach New York City.
Die Zeit nach Kriegsende um Marburg herum wird anhand von Luise recht gut geschildert.
Luises Enkelin Elfie fliegt 70 Jahre später ebenfalls nach New York, der Liebe wegen und erlebt eine ähnliche Überraschung bei der Ankunft. Bei Elfie endet es dann doch etwas anders.

Luises Geschichte hat mich gleich gepackt und die Geschehnisse nach Ende des zweiten Weltkrieges sind für uns heute nur noch schlecht vorstellbar. Wie das Leben mit den erst fremden Soldaten war und dann so ein großer Schritt in die USA nachzureisen. Und das war gar nicht so einfach. Dafür erfährt Luise dort dann eine große Hilfsbereitschaft.
Bei Elfie war ich nicht ganz so überzeugt, ihr Handeln empfand ich als schwer nachvoll-ziehbar. Doch wird hier eine interessante Geschichte über die War Brides erzählt und auch die Emotionen sind gut geschildert.
Dass Luises Geschichte auf wahren Begebenheiten basiert finde ich sehr gut.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen und ich habe diesen Roman sehr gerne gelesen.

Bewertung vom 28.05.2025
Vorsehung
Moriarty, Liane

Vorsehung


weniger gut

Auf einem Inlandsflug in Australien steht plötzlich eine ältere Frau auf und sagt fast jedem Passagier seinen Todeszeitpunkt und Grund mit den Worten „ich erwarte….“ voraus. Wer-den die Vorhersagen eintreffen und wie gehen die Betroffenen damit um? Ist die Frau wirk-lich eine Hellseherin oder eher mit einer Form gesundheitlichen Problemen unterwegs?
Im Verlauf des Romans liest man abwechselnd über die verschiedenen Personen, denen et-was vorhergesagt wurde und erliest die Geschichte der Vorherseherin.
Je weiter ich gelesen habe desto mehr hat mich die Geschichte allerdings verloren. Zu viele Wechsel zwischen den Personen und Erzählsträngen, und diese empfand ich auch als lang-atmig.
Die Wechsel waren abrupt und wieder musste ich mich mit der nächsten Person befassen.
Der Schreibstil konnte mich leider nicht überzeugen, ich konnte in keinem Bereich emotio-nal mitgehen.
Dabei hat die Geschichte so viel Potential, verliert sich aber in Ausführlichkeiten.

Bewertung vom 24.04.2025
Das Licht in den Wellen
Mommsen, Janne

Das Licht in den Wellen


sehr gut

Ein Leben zwischen New York City und Föhr.
1947 wandert Inge von Föhr nach New York aus. Aufgrund der recht großen Föhrer Gemein-de in der Stadt findet sie einen recht guten Start. Aufgrund harter Arbeit und auch glückli-chen Zufällen findet sie ihren Weg in der Stadt.
Kurz vor ihrem hundertsten Geburtstag unternimmt Inge mit ihrer Urenkelin eine Schiffsrei-se nach New York City und ihre Geschichte wird erzählt.
Mir hat Inges Lebensabenteuer sehr gut gefallen. Durch den Schreibstil war ich bei Inge und konnte ihre Zerrissenheit zwischen New York und Föhr spüren, aber auch wie sie ihr Leben an der Manhasset Bay liebt. Bis zu einem Schicksalsschlag. Sehr gut gefallen hat mir auch, dass die Orte in dem Roman alle real sind, man bei Maps nachsehen kann und dadurch noch mehr in die Geschichte kam. Vielleicht ist es auch was besonderes, wenn man die Stadt selbst mal erlebt hat.
Dieses Gefühl in New York hat die Autorin meiner Meinung nach gut dargestellt, Inges erste Verlorenheit, der Vibe der Stadt. Ihre ganze Geschichte ist sehr schön geschrieben und hat mir gut gefallen.

Bewertung vom 11.04.2025
Dream Count
Adichie, Chimamanda Ngozi

Dream Count


gut

Dieser Roman ist schwer zu fassen. Die Wege von vier verschiedenen Frauen, die freund-schaftlich oder verwandtschaftlich miteinander verbunden sind. Es wird von ihrem Leben zwischen ihrer Heimat in Westafrika und den Vereinigten Staaten erzählt.
In vier Kapiteln werden die einzelnen Frauen näher beschreiben, man lernt ihre Herkunft, ihre Wünsche und Sehnsüchte kennen.

Es ist überwiegend der Wunsch nach einem Mann, der einen vorbehaltlos liebt. Dieser Wunsch ist besonders bei Chiamaka sehr stark ausgeprägt. Dieser Wunsch, dass ein Mann einen sieht wie man wirklich ist und vorbehaltlos liebt setzt doch voraus dass man das selber weiß und das bezweifele ich mal sehr. Zikora steht plötzlich als Alleinerziehende da, aber dadurch kommt sie ihrer Mutter wieder näher. Omelogor kann in Nigeria als Bankerin das korrupte Spiel der Reichen sehr gut mitspielen. Das schwierigste Schicksal hat Kadiatou, die aus armen Verhältnissen kommt und nun u.a. in einem Hotel arbeitet.
Leider konnten mich die einzelnen Frauen nicht packen. Das Lesen war teilweise anstren-gend, mir fehlte die zeitliche Komponente als Orientierung. Corona wird erwähnt, aber ansonsten hätte es immer ein Zeitpunkt irgendwann sein können. Große Zusammenhänge zwischen den Frauen gibt es nicht, sie tauchen am Rande in der Erzählung der Anderen dann mal auf.
Die Autorin erwähnt subtil so viele Themen die besonders Frauen betreffen, da hätte ich ohne einen Austausch über den Roman manchmal wohl drüber weg gelesen.
Für mein Empfinden war es einfach ein zu viel, dadurch fehlte Tiefe und ich konnte beim Lesen keinen Mehrwert erkennen. Anscheinend sind alle Männer enttäuschend und be-nehmen sich gegenüber der Protagonistinnen nicht gut. Der Hintergrund von Gesellschaft und Kultur erklärt das Verhalten der Frauen besonders das von Chiamaka. Doch wenn man andererseits die Möglichkeit hat auf eigenen Füßen zu stehen, warum muss man dann einen Mann an seiner Seite haben um sichtbar und wohlmöglich glücklich zu sein. Sind nun andere Leute für das eigene Wohlbefinden zuständig?
Ich war zwischendurch überrascht in welchem Alter die Frauen sind, ich hätte sie jünger eingeschätzt.
Erstaunt war ich von der Häufung negativ beschriebener Männer. Sicher gibt es solche Typen und irgendwann im Leben trifft man halt mal auf so jemanden, aber so gehäuft wirkt unglaubwürdig.
Mir fehlte der Lesefluss, die Verbindung zwischen den Frauen. Vielleicht neue Ideen für den Feminismus der nicht nur die Männer schlecht macht, das mag ich nicht und wirkt unrealistisch. Wobei sehr gut klar gemacht wurde, was Kultur und Gesellschaft für Auswir-kungen haben.
Sicherlich habe ich eine andere Form von Roman erwartet, mehr Zusammenhang zwischen den einzelnen Frauen. Mit der Erzählstruktur habe ich gekämpft. Die angesprochenen In-halte waren enorm umfangreich und ohne die Diskussion mit anderen hätte mir eindeutig was gefehlt. Somit bin ich mit meiner Meinung über diesen Roman Zwiegestalten.

Bewertung vom 04.02.2025
Middletide - Was die Gezeiten verbergen
Crouch, Sarah

Middletide - Was die Gezeiten verbergen


sehr gut

Vor Jahren hat der junge Elijah für seinen Traum Schriftsteller zu werden seinen kleinen Heimatort am Nordpazifik verlassen. Auch seine Jugendliebe und seinen Vater. Sein Buch wurde kein Erfolg und sein Vater ist schon länger tot als Elijah wieder zurück nach Port Orchards kommt. Können er und Nakita wieder zusammen finden?
Doch dann wird eine Leiche gefunden und Hinweise erhärten den Verdacht gegen Elijah.

Der Roman ist in einem sehr angenehmen Schreibstil verfasst. Die Beschreibung der Natur ist richtig gut, ich konnte mir die Gegebenheiten gut vorstellen. Wobei die Natur in der Gegend sowieso toll ist. Auch Elijahs Leben in seinem Elternhaus, die Selbstversorgung ist gut geschildert.
Der Roman handelt in verschiedenen Zeitebenen, bis es zu einem interessanten Ende kommt. Manchmal fand ich den Übergang in den Zeiten etwas irritierend und im dritten Viertel hat mich die Geschichte kurz verloren. Dieser Bereich war mir etwas zu langatmig.
Doch zusammen eine richtig gute Geschichte, die Liebesgeschichte und Krimi miteinander verbindet und sich gut lesen lässt.

Das Cover sticht sofort ins Auge und hat mich sehr angesprochen und auch der Titel Mi-ddletide hat mein Interesse geweckt. Wobei das Cover der amerikanischen Ausgabe eben-falls sehr gut ist, passender zu der Gegend.
Vielleicht ist die explizite Erwähnung des fiktiven indigenen Reservats eine Sache für den deutschen Buchmarkt, aus welchen Gründen auch immer. Wobei es für die Handlung nicht wichtig ist. Interessant fand ich den Namen fiktiven Namen des Reservats, doch sehr nah an dem indigenen Stamm der Snoqualmie der im Nordwesten beheimatet ist.

Bewertung vom 28.01.2025
Tausend Meilen weites Land. Ein früher Western
Braun, Meinrad

Tausend Meilen weites Land. Ein früher Western


sehr gut

Anfang des 19. Jahrhunderts muss der junge Gregor Schoenheit seine Heimat im Schwarzwald verlassen. Er wandert nach Amerika aus und ist kurze Zeit Assistent eines Berufsspielers, dann Büchsenmacher, Wagenschmied, Treckführer und Captain der Kaval-lerie. Er heiratet eine Cheyenne und verliert sie wieder. Aus Schoenheit wird mit der Zeit Schoner und es dauert, bis er seinen Platz findet.
Inhaltlich und sprachlich vermittelt der Roman gut die damalige Zeit. Heute ist es gar nicht mehr vorstellbar einfach so in die USA einzureisen und sich ein neues Leben aufzu-bauen, so ganz ohne bürokratische Hürden. Aber die Lebensumstände waren eben auch ganz anders.
Der Autor zeigt gut die Gewalt, meist erwachsen aus Gier. Wie gegenüber der unbe-schreiblichen Natur, den Indigenen und den Tieren. Biber und Bison werden in Gregors Zeit so gut wie ausgerottet und die Indigenen sterben nicht nur durch Gewalt sondern massiv an Krankheiten.
Das Leben von Gregor wird gut dargestellt, manchmal wirkt die Darstellung fast schon ge-fühllos. Doch ich nehme an, genau das war auch nötig um zu Überleben und wird deshalb zu erzählt. Gefühle nimmt man beim Lesen eher unterschwellig wahr.
Ob wir heutzutage diese Lebensumstände noch meistern könnten, ich bezweifele es.
Für mich ein sehr gelungener Roman mit authentischen Beschreibungen, der halt nicht diese klischeehafte Darstellung vom „wilden Westen“ bedient und dabei durchaus atmo-sphärisch, manchmal auch melancholisch ist.
Inhalt und Schreibstil haben mir gut gefallen.
4,5 Sterne

Bewertung vom 26.01.2025
Die Wächterin von Köln
Schier, Petra

Die Wächterin von Köln


ausgezeichnet

Informationen und Macht im mittelalterlichen Köln.

Elsbeth ist Wirtin eines angesehenen Hurenhauses im Köln Ende des 14. Jahrhunderts. Durch dieses Leben hat sie mit der Zeit ein gut funktionierendes Netz für Informationen aufgebaut und der Name Wächterin kommt bei Elsbeth nicht von ungefähr.
Als ihr Halbbruder ermordet wird fühlt sich Elsbeth an ihren Schwur ihm gegenüber ge-bunden die Familie zu beschützen und sie streckt ihre Fühler aus. Zusammen mit dem Henker Johann macht sie sich auf die Suche nach dem Mörder.
Dabei werden auch schnell Parallelen zu der Lombarden-Reihe von Petra Schier deutlich und mir gefällt es, die Geschichte hinter der Geschichten lesen zu können. Aber dieser Roman ist auch ebenso gut ohne Kenntnisse weiterer Romane zu lesen.
Durch Rückblenden erfährt man auch von Elsbeths früherem Leben, wie sie ins Hurenhaus kam, einen Freier hatte der sie dort heraus holen wollte und über das Zusammentreffen mit Johannes.

Dieser historische Roman ist ein reines Lesevergnügen. Die Geschichte beinhaltet so viel. Man taucht in die damalige Welt ein, erhält Einblicke in bisher eher unbekannte Bereiche, begleitet die Bemühungen um die Mordaufklärung, die so ganz im Hintergrund verläuft. Teile von Elsbeths Vergangenheit, Verbindungen die niemand wissen soll. Dazu ein wirk-lich toller Schreibstil, wo ich die Dialoge nochmal extra erwähnen möchte.
Ebenfalls hat es mir gut gefallen, wie Verbindungen zu anderen, in Köln handelnden Ro-manen, hergestellt wird, ohne das die Voraussetzung sind.

Ich kann hier nur eine absolute Leseempfehlung geben.

Bewertung vom 08.01.2025
Die Frauen von Maine
Sullivan, J. Courtney

Die Frauen von Maine


gut

Die Geschichte um den Platz auf einer Klippe an der Küste Maines.
Jane kehrt nach dem Tod ihrer Mutter in deren Haus zurück und kommt mit der Eigentü-merin des alten Hauses an der Klippe in Kontakt. Sie hat es sanieren lassen und interes-siert sich für die Geschichte des Hauses. Jane selber hat durch Suchtverhalten ihre Ehe und Karriere aufs Spiel gesetzt.
Mir persönlich kam die Geschichte recht schleppend in Gang, aber trotzdem ist es so ge-schrieben, dass ich weiter lesen musste. Als dann die Geschichte der vorher dort leben-den Frauen erzählt wird, wurde der Roman für mich wesentlich interessanter. Dann erga-ben sich Zusammenhänge und die Geschichte wurde stimmiger. Es fügte sich alles gut zu-sammen. Gerade von den früher dort lebenden Frauen zu lesen hat mir sehr gut gefallen. Zeigte es auch etwas aus der Geschichte des Staates Maine.
Die Kulisse Maines, als atemberaubend auf dem Schutzumschlag genannt, kommt dann doch zu kurz. Jemand hat den Roman als zäh beschrieben und dem könnte ich mich an-schließen.

Bewertung vom 15.12.2024
Montags bei Monica
Pooley, Clare

Montags bei Monica


sehr gut

In London hat sich Monica vor einiger Zeit von ihrem gut bezahlten Job verabschiedet und ein eigenes Café eröffnet, hat allerdings mit den Finanzen zu kämpfen. Julian war einst ein bekannter Künstler und hat nun mit seiner Einsamkeit zu kämpfen. Er schreibt sein Gefüh-le in ein kleines Heft und lässt es in Monicas Café liegen und sie findet es, schreibt selbst hinein und lässt es weiter wandern. Monica macht sich Gedanken wie sie Julian helfen kann, der Finder des Büchleins macht sich Gedanken wie er Monica helfen kann.
Dadurch wird eine Dynamik in Gang gesetzt, die sechs verschiedene Menschen zusammen bringt, Monicas Café zu einer Art zu Hause für alle werden lässt und sich alle irgendwie unterstützen. Da entstehen Freundschaften, die ohne dieses Büchlein nicht gewesen wä-ren.
Die Geschichte ist sehr schön und einfühlsam geschrieben. Das Lesen hat wirklich Spaß gemacht, auch wenn die Geschehnisse heutzutage eher unwahrscheinlich wirken. Ein Wohlfühlroman der auch zum Nachdenken anregt und an unser Mitgefühl appelliert. Durchaus wichtig in unserer Zeit und ich kann den Roman nur empfehlen.