
© G. Digiglio, Acidicolori Bari
Donato Carrisi
Das Böse in uns allen interessiert Donato Carrisi vor allem Anderen. Er wurde 1973 in Apulien geboren und lebt heute in Rom. Nach dem Abitur entschied er sich für ein Jurastudium und wählte Kriminologie und Verhaltensforschung als Spezialgebiete. Zwar versuchte sich Carrisi nach Abschluss des Studiums auch als Anwalt, doch die Leidenschaft und der Wunsch, seine Phantasie ausleben und ausdrücken zu können, waren stärker. Er ließ die Juristerei hinter sich, arbeitete als freier Drehbuchautor für das Kino oder Fernsehproduktionen - und schrieb nebenher sein Debüt: "Der Todesflüsterer". Damit gelang ihm auf Anhieb, wovon so viele Autoren träumen: Der Thriller um einen psychopathischen Serienkiller, der Mädchen ermordet, wurde ein internationaler Erfolg und stand wochenlang in den Bestsellerlisten. 2012 erschien sein zweiter Thriller, "Der Seelensammler".
Das meint die buecher.de-Redaktion: Carrisi schafft die Verbindung zwischen Hochspannung und psychologisch gut gezeichneten Figuren und lässt uns in Abgründe blicken.
Das meint die buecher.de-Redaktion: Carrisi schafft die Verbindung zwischen Hochspannung und psychologisch gut gezeichneten Figuren und lässt uns in Abgründe blicken.
Kundenbewertungen
Ein hochspannender Thriller, dessen Ende für mich allerdings zu offen war
Inhalt: Toskana. Ein Junge wird allein in einem Waldstück gefunden. Schnell wird offenbar: Es handelt sich um den zwölfjährigen Nico, der seit Monaten spurlos verschwunden war. Äußerlich scheint es Nico verhältnismäßig gut zu gehen, doc...
Ein hochspannender Thriller, dessen Ende für mich allerdings zu offen war
Inhalt: Toskana. Ein Junge wird allein in einem Waldstück gefunden. Schnell wird offenbar: Es handelt sich um den zwölfjährigen Nico, der seit Monaten spurlos verschwunden war. Äußerlich scheint es Nico verhältnismäßig gut zu gehen, doch er ist verstummt. Um zu erfahren, was mit Nico geschehen ist, wird der renommierte Kinderpsychologe Pietro Gerber hinzugezogen, der Nico unter Hypnose ein Geständnis entlockt: Nico behauptet, seine Mutter, die mit ihm verschwunden war, getötet zu haben – doch Pietro Gerber ist sich sicher, dass dies nicht der Wahrheit entspricht. Vielmehr vermutet Gerber, dass Nico – während er verschwunden war – von einer Person manipuliert worden ist, die Nico als Sprachrohr für ihre Botschaften nutzt…
Persönliche Meinung: „Haus des Vergessens“ ist ein Thriller von Donato Carrisi. Es handelt sich nach „Haus der Stimmen“ um den zweiten Band, in dem Pietro Gerber die Hauptrolle spielt. Zwar wirken die Ereignisse aus Band 1 auf das Leben von Gerber ein, allerdings spielt die Handlung des ersten Bandes ansonsten kaum eine Rolle im aktuellen Fall, sodass man die Bände auch unabhängig voneinander lesen kann. Wie im Inhaltsteaser bereits angedeutet, erwartet die Lesenden mit „Haus des Vergessens“ ein fesselnder wie komplexer Thriller, der mit mehreren Erzählstrangen auftrumpft: Im Haupthandlungsstrang begleiten wir in personaler Perspektive Gerber, der – einer Schnitzeljagd gleich – Hinweise sucht, mit denen er Nico die Botschaft, die ihm von seinem Entführer einprogrammiert worden ist, entlocken kann. Diese Botschaft des Entführers, die aus der Ich-Perspektive erzählt wird, bildet den zweiten Handlungsstrang: Hier behauptet der namenlose Entführer Nicos, ein Fremder habe vor Jahrzehnten – als der Entführer selbst noch ein Kind war – seine Eltern ermordet und ihn gefangen gehalten. Diese Erzählung des Entführers ist wirklich spannend, da sie einem Vexierspiel gleicht, bei dem man nicht weiß, was gelogen und was real ist. Zudem finden sich innerhalb der Handlung mehrfach Cliffhanger und überraschende Wendungen, sodass man den Thriller kaum weglegen kann. Soweit also eine perfekte Thrillerlektüre – und jetzt kommt leider, leider, leider das „aber“: für mich nicht bis zum Schluss. Das Ende schließt nicht alle Handlungsfäden ab, nicht jede ausgelegte Brotkrume wird schlussendlich wieder aufgesammelt, sodass man als Lesender zuletzt stellenweise ein bisschen ratlos zurückbleibt. Meine Hoffnung ist hier, dass der dritte Band, den das Ende des 2. Bandes anteasert, etwas mehr Klarheit schafft, sodass auch die Handlung von „Haus des Vergessens“ runder wird. Insgesamt ist „Haus des Vergessens“ ein fesselnd geschriebener, komplexer und hochspannender Thriller, dessen Auflösung leider für mich hinter der fulminanten Handlung zurückbleibt.
Inhalt:
Ermittler Vogel – einer der besten Ermittler – scheint verwirrt zu sein. Erst ermittelt er in einem Vermisstenfall und dann ist er blutüberströmt und gibt an, einen Unfall gehabt zu haben, obwohl die Beweise etwas anderes sagen. Was genau passiert ist, soll ein Psychiater herausfinden …
Stil:
Die G...
Inhalt:
Ermittler Vogel – einer der besten Ermittler – scheint verwirrt zu sein. Erst ermittelt er in einem Vermisstenfall und dann ist er blutüberströmt und gibt an, einen Unfall gehabt zu haben, obwohl die Beweise etwas anderes sagen. Was genau passiert ist, soll ein Psychiater herausfinden …
Stil:
Die Geschichte ist zu Beginn etwas wirr, aber nach ein paar Minuten können die Figuren gut eingeordnet und auch die Handlung gegriffen werden. Der Plot ist spannend und bis zum Ende undurchsichtig. Die Figuren vielschichtig und geheimnisvoll. Die Ausdrucksweise ist distanziert und passt perfekt zum Psychiater sowie zum Ermittler, welche beide die Dramatik gut darstellen. Der Haupttenor dient den Medien, welche Ereignisse so wenden und stellen, wie es für die Masse am besten passt. Über Hetzjagden und Verdrehungen der Tatsachen bis hin zu skrupellosen Lügen ist alles dabei und ist nicht genau dies auch immer wieder in der realen Welt das Problem? In diesem Krimi werden die Schattenseiten der Medien dargestellt – ja sie können helfen, müssen es aber nicht! Uve Teschner haucht der Geschichte zudem eine gute Atmosphäre ein, seine Stimme passt zu der beklemmenden Situation in der Klinik und auch die Schilderungen des Ermittlers wirken perfekt, durch die ruhige und situierte Art der Aussprache.
Figuren:
Alle sind auf ihre Art einzigartig. Sie reagieren und agieren, wachsen in der Geschichte und verhalten sich menschlich. Das macht sie sympathisch und in einigen Fällen auch zu gut angepassten Psychopathen.
Cover:
Das Cover passt zur Geschichte, unscheinbar, nicht greifbar, gefährlich.
Fazit:
Ein guter Krimi, welcher die Gefahren von Medien und Psychopathen aufzeigt. Mit viel Spannung und Kopfkino absolut überzeugend, daher 5 Sterne und absolute Hörempfehlung für Krimi / Thrillerfans.
»Der größte Teil kehrt nach achtundvierzig Stunden zurück. Falls es nicht zu einer fatalen Begegnung gekommen oder ein Unfall passiert ist, stehen die Chancen für einen glücklichen Ausgang bis zu zwei Tage nach dem Verschwinden gut.«
»Und danach, was passiert dann?«
»Dann ruft man für gewöhnlich mich.«
...
»Der größte Teil kehrt nach achtundvierzig Stunden zurück. Falls es nicht zu einer fatalen Begegnung gekommen oder ein Unfall passiert ist, stehen die Chancen für einen glücklichen Ausgang bis zu zwei Tage nach dem Verschwinden gut.«
»Und danach, was passiert dann?«
»Dann ruft man für gewöhnlich mich.«
Sonderermittler Vogel kennt seinen Wert. Er ist der Mann für die schwierigen Fälle, er ist erfolgreich und vor allem weiß er, wie man sich selbst verkauft. Bei seinen Ermittlungen setzt er gezielt und unkonventionell die Medien ein, verschafft seinen Fällen und sich selbst große Aufmerksamkeit. Diese öffentliche Aufmerksamkeit scheint auch sinnvoll in Fällen wie seinem aktuellen. In einem kleinen Dorf in den Alpen verschwindet einen Tag vor Heiligabend ein sechzehnjähriges Mädchen spurlos. Pünktlich nach achtundvierzig Stunden ist Vogel vor Ort und beginnt seine Nachforschungen. Wie immer mit enormer medialer Aufmerksamkeit.
Diese Ausgangssituation erfährt der Leser in einem der Rückblicke, die sich durch das ganze Buch ziehen. Im Februar nämlich taucht Vogel mit blutverschmiertem Hemd in dem kleinen Ort auf. Was auch immer in der Zwischenzeit geschehen ist, liegt noch im Dunkeln. Im Gespräch mit einem Psychiater beginnt Vogel dann zu erzählen…
Diesen Thriller habe ich als fesselnd und unterhaltsam empfunden. Ein junges Mädchen, womöglich entführt und ermordet, das Leid der Eltern – das berührt ohnehin. Aber das Buch hat viel mehr Facetten.
Da ist zunächst der Ermittler. Eigentlich sollte er der Gute in einem solchen Szenario sein, mir war er jedoch äußerst unsympathisch, wirkte schlicht kalt, eitel, arrogant und berechnend. Aber nun gut, ich war bereit, das in Kauf zu nehmen, schließlich sollte er ja in erster Linie den Täter und im Idealfall das Mädchen finden. Ein komisches Gefühl blieb.
Dann die Eltern. Trauern natürlich um ihr Kind und tun mir unendlich leid. Aber auch hier nagten Zweifel. Verschwiegen sie nicht irgendetwas?
Der Verdächtige. Schnell hatte ich eine Meinung zu ihm, die aber auch mal ins Wanken geriet.
Die lieben Nachbarn. Sensationslüstern präsentieren sie sich und zeigen überdeutlich, was Scheinheiligkeit und Heuchelei sind.
Und die Presse. Ja, sie ist hilfreich, wenn man ein vermisstes Kind sucht. Die negativen Seiten kommen aber auch mehr als deutlich raus.
Das Buch arbeitet mit diversen Zeitsprüngen und wechselnden Erzählperspektiven. Mir hat das gut gefallen, ich fand den Stil sehr kurzweilig und das Ende gelungen. Natürlich wird man – gerade wenn man schon viele Thriller gelesen hat – von manchen Entwicklungen nicht überrascht, aber mich stört das nicht, wenn es gut gemacht ist. Zudem gefiel mir die ausgeteilte Kritik. Und wenn ein Charakter in der Geschichte sagt: »Es sind die Bösen, die eine Geschichte ausmachen.«, dann muss ich ihm Recht geben. Mir fallen aus dem Stand diverse (Serien-)Mörder ein, aber Namen von Opfern nur wenige.
Fazit: Gute und spannende Unterhaltung mit einem ordentlichen Schuss breit verteilter Kritik.
Meinung: Vor acht Monaten verschwanden Nico und seine Mutter spurlos. Niemand konnte ihr Schicksal aufklären, bis Nico plötzlich im Wald auftaucht. Der Junge spricht kein Wort, wirkt völlig apathisch und blinzelt nicht einmal. Wo war er die ganze Zeit? Was ist mit seiner Mutter passiert? Um diese Fragen zu klären, ...
Meinung: Vor acht Monaten verschwanden Nico und seine Mutter spurlos. Niemand konnte ihr Schicksal aufklären, bis Nico plötzlich im Wald auftaucht. Der Junge spricht kein Wort, wirkt völlig apathisch und blinzelt nicht einmal. Wo war er die ganze Zeit? Was ist mit seiner Mutter passiert? Um diese Fragen zu klären, wird der Kinderpsychologe Pietro Gerber hinzugezogen. Er ist spezialisiert auf Hypnose und soll versuchen, Nicos Erinnerungen ans Licht zu bringen. Wird es ihm gelingen, den Jungen zum Sprechen zu bringen und die Wahrheit herauszufinden?
Der Schreibstil ist leicht und flüssig, sodass man schnell in die Geschichte eintaucht. Die kurzen Kapitel tragen zu einem schnellen Lesefluss bei. Da es der zweite Teil ist, merkte ich das mir ein paar Infos gefehlt haben. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, blieben für meinen Geschmack aber teilweise etwas zu distanziert. Trotzdem schafft der Autor eine beklemmende und unheilvolle Atmosphäre zu erzeugen, die sich wie ein dichter Nebel über die gesamte Geschichte legt. Die Handlung wirkt zu Beginn verwirrend, was jedoch bewusst eingesetzt wird, um uns in die gleiche Unsicherheit und Orientierungslosigkeit zu versetzen wie die Figuren selbst.
Die Spannung baut sich langsam, aber stetig auf. Immer wieder werden neue Hinweise gestreut, die jedoch oft mehr Fragen aufwerfen, als sie beantworten.
Gegen Ende der Geschichte gab es allerdings einige Passagen, die sich für mich etwas zäh und mühsam anfühlten. Hier hätte ich mir ein strafferes Tempo gewünscht. Dennoch bleibt der Schluss offen und wirft genügend Fragen auf, um Lust auf eine Fortsetzung zu machen
Nachdem mich „Haus der Stimme“ bereits absolut überzeugen konnte, war ich sehr gespannt auf das zweite Werk des Autors. Bereit der Anblick des Covers erinnerte mich an den Vorgängerband rum um den Kinderpsychologen Pietro Gerber. Auch dieser Band ist wieder fesselnd und geht in die tiefe Psyche des Menschen. Die ...
Nachdem mich „Haus der Stimme“ bereits absolut überzeugen konnte, war ich sehr gespannt auf das zweite Werk des Autors. Bereit der Anblick des Covers erinnerte mich an den Vorgängerband rum um den Kinderpsychologen Pietro Gerber. Auch dieser Band ist wieder fesselnd und geht in die tiefe Psyche des Menschen. Die Therapiemethoden sind außergewöhnlich und des Öfteren fragt man sich als Leser, was wahr oder unrealistisch ist. Es werden zwar immer wieder Anspielungen an Band I erwähnt, allerdings kann man ihn auch meiner Meinung nach eigenständig lesen. Klar, um einen tieferen Bezug zu Gerber zu bekommen, wäre das Lesen des ersten Buches von Vorteil. So wusste ich ja, wie Pietro therapiert und wie verwirrend dies manchmal sein kann. Diesmal allerdings waren mir manche Passagen doch zu verwirrend, zu absurd und ich verlor dadurch den Überblick. Allererdings scheint dies wohl den Schreibstil des Autors auszumachen, den Leser so mit psychologischer Raffinesse zu verwirren, bis man selbst schon fast in Hypnose fällt. Alles in allem wurden die Protagonisten wieder nahbar und bildlich gut dargestellt und das Setting wirkte passend zum Plot sehr bedrückend und unheimlich. Das Ende lässt wohl auf einen dritten Teil hoffen und den möchte ich auf alle Fälle lesen. Auch wenn dieser Titel etwas schwächer als Band I ist, ist er trotzdem lesenswert und für Leser, die gerne an Therapiesitzungen teilnehmen möchte genau das Richtige.
Ein Junge wird mutterseelenallein im Wald gefunden, es handelt sich um den zwölfjährigen Nico, der vor acht Monaten mit seiner Mutter verschwunden ist. Das Kind spricht nicht, sodass die zuständige Richterin den Kinderpsychologen Pietro Gerber hinzuzieht, damit dieser Nico mittels Hypnose zum Sprechen bringt. Dies k...
Ein Junge wird mutterseelenallein im Wald gefunden, es handelt sich um den zwölfjährigen Nico, der vor acht Monaten mit seiner Mutter verschwunden ist. Das Kind spricht nicht, sodass die zuständige Richterin den Kinderpsychologen Pietro Gerber hinzuzieht, damit dieser Nico mittels Hypnose zum Sprechen bringt. Dies klappt anders als erwartet, denn der Junge legt ein verstörendes Geständnis ab, woraufhin er weggesperrt werden soll. Gerber glaubt nicht an ein Verbrechen und setzt alles daran, die Unschuld des Kindes zu beweisen, was schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen kann.
»Am Ende könnte sich die Wahrheit womöglich als viel einfacher und zugleich grauenhafter erweisen, als wir es uns vorstellen können.« (Seite 56)
Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den zweiten Teil der Reihe mit dem Kinderpsychologen Pietro Gerber, den man den Kinderflüsterer nennt. Ich empfehle, bei Interesse unbedingt mit dem ersten Teil anzufangen, um ein besseres Gefühl für Gerber zu bekommen, aber auch, weil sich ein gewisser roter Faden durch die Bücher zieht. Hinzu kommt, dass es permanent Anspielungen und Hinweise auf vergangene Ereignisse gibt, die einen großen Einfluss auf das Privatleben des Psychologen genommen haben. Um den Gesamtzusammenhang zu verstehen macht es also Sinn, die Reihenfolge einzuhalten.
Ich bin gut in die Geschichte gestartet, musste mich aber sehr konzentrieren, weil Carrisi es anscheinend sehr darauf angelegt hat, von vornherein eine Atmosphäre aufzubauen, die undurchsichtig, um nicht zu sagen kompliziert ist. Hinzu kam, dass er sich immer mehr darin verloren hat, mir die Grundlagen der Hypnose näherzubringen, was im mittleren Teil zusätzlich darin mündete, fast ein Referat über Parasomnie zu halten, worunter man unerwünschte und unangemessene Verhaltensauffälligkeiten, die überwiegend aus dem Schlaf heraus auftreten, versteht. Nun kann ich verstehen, dass der Autor seine umfassenden Recherchen, vor denen ich den Hut ziehe, auch gewürdigt haben möchte, allerdings haben mich die Fakten und Erklärungen förmlich erschlagen.
Nachdem die Lehrstunden abgehakt waren, kam das von mir vermisste Tempo in die Geschichte rein, das einen Nervenkitzel nebst großer Spannung mitbrachte. Ach, was habe ich mich gefreut, dass nun Leben in die Bude kam, war geradezu euphorisch, als sich herauskristallisierte, wo die Lösung lag. Diese Kapitel entschädigten mich für die vorherige Durststrecke, wenn dies auch leider nicht ausreicht, um das Buch insgesamt zu einem Highlight zu machen. Danach folgten noch einige Antworten, aber wie es bei dieser Reihe so üblich ist, noch viel mehr Fragen, die unbeantwortet blieben. Der böse Cliffhanger verrät, dass es weitergeht und ich gebe zu: Ich freue mich darauf!
2 von 2 finden diese Rezension hilfreich
Der Kinderflüsterer Pietro Gerber wird zu einem neuen Fall hinzugezogen. Wie schon in »Haus der Stimmen« soll der Psychologe mittels Hypnose ein Kind, das Schreckliches erlebt hat, zum Sprechen bringen. Mitte in einem Wald des Valle dell’ Inferno wird der 12-jährige Nico gefunden, der vor einigen Monaten mit sein...
Der Kinderflüsterer Pietro Gerber wird zu einem neuen Fall hinzugezogen. Wie schon in »Haus der Stimmen« soll der Psychologe mittels Hypnose ein Kind, das Schreckliches erlebt hat, zum Sprechen bringen. Mitte in einem Wald des Valle dell’ Inferno wird der 12-jährige Nico gefunden, der vor einigen Monaten mit seiner Mutter verschwunden ist. Von ihr jedoch fehlt jede Spur. Nico ist verstört, zeigt aber keine Anzeichen von Verwahrlosung. Allerdings spricht er kein Wort. Was hat ihm so zugesetzt, das er nicht reden kann oder will? Gerber gelingt es, Nico in Trance zu versetzen, und das Geständnis des Jungen ist schockierend. Doch Gerber glaubt nicht, dass es der Wahrheit entspricht. Jemand hat Nico in einen hypnotischen Zustand versetzt und will nun seine eigene schreckliche Geschichte loswerden. Gerber geht auf die Bedingungen des »Geschichtenerzählers«, wie er ihn nennt, ein und muss schnell feststellen, dass auch er und sein Umfeld manipuliert werden. Doch er hat die Tür des vergessenen Zimmers längst aufgestoßen und ihm bleibt nicht viel Zeit, Nico zu retten.
Wie immer überzeugt Carrisi zu Beginn mit einem spannenden, vielversprechenden Plot. Es ist bereits der 2. Fall, in dem wir mit dem Gerber in die traumatisierte Psyche eines Kindes eintauchen. Inzwischen haben wir eine Ahnung davon, wie seine Arbeit funktioniert. Carrisi hat sich dafür tief in die Materie der Hypnose eingearbeitet und er ist ein Meister darin, mit unserer Wahrnehmung zu spielen, was mitunter einigen Schauer beim Lesen aufkommen lässt. Hier im 2. Teil gibt es etliche Anspielung zum Vorgänger, den man zwar nicht unbedingt gelesen haben muss, aber es ist durchaus von Vorteil, denn der Cliffhanger zu Teil 3 hat es in sich.
Carrisi ist einer der letzten Thillerautoren, der mich in den letzten 2 Jahren noch völlig überzeugt hat. Er liefert außergewöhnliche Plots, spielt mit unseren Ängsten, weil er Unmögliches wahr erscheinen lässt. Wenn ich es in einem Gefühl beschreiben soll, was ich beim Lesen seiner Bücher erlebe, dann ist das eine schleichende Dunkelheit, die nach mir greift. Er lässt uns am Abgrund balancieren und dann zieht er uns hinab. Zumindest ging es mir bei allen seinen vorigen Büchern so.
Carrisi setzt auch hier auf die psychologische Komponente, lässt uns nicht vom Haken, bis wir selbst nicht mehr wissen, was wir glauben sollen, was wahr ist oder Einbildung. Allerdings hat er sich so tief in das Thema Hypnose und Gedankenmanipulation eingearbeitet, dass es gerade im Mittelteil vieler Erklärungen bedarf, die zu einigen Längen führen. (Meinerseits auch zu Verwirrung, da ich nicht wirklich alles nachvollziehen konnte.) Andere Schritte des Kinderflüsterers erscheinen mir wie zufällig und konstruiert, es fehlt an glaubhaften Herleitungen. Im letzten Drittel gewinnt die Geschichte aber wieder an Stärke, was mich zumindest etwas versöhnt hat.
Etwas, das ich auch noch anmerken muss, ist die Tatsache, dass es für Carrisis Bücher keinen festen Übersetzer (oder Übersetzerin) gibt. Das führt in meinen Augen dazu, dass ihm eine eigene, deutsche Stimme fehlt. Und leider hat es in dieser Übersetzung streckenweise sehr geholpert, was mir das Lesen zusätzlich verleidet hat. Ein Blick in seine älteren Bücher hat gezeigt, dass die wesentlich flüssiger geschrieben sind.
Fazit: Sollte euch die Theorie der Gedankenmanipulation interessieren und nicht verwirren, dann ist er sicher interessant, mir war das leider an vielen Stellen zu abstrus.