Iris Wolff
MP3-CD
Lichtungen
Ungekürzte Lesung mit Marek Harloff (1 mp3-CD). 435 Min.. Lesung
Gesprochen: Harloff, Marek
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Als der elfjährige Lev über Wochen ans Bett gefesselt ist, wird ausgerechnet die schlaue, aber von allen gemiedene Kato geschickt, um ihm die Hausaufgaben zu bringen. Zwischen dem ungleichen Paar entsteht eine unverbrüchliche Verbindung, die den beiden Heranwachsenden im kommunistischen Vielvölkerstaat Rumänien Halt bietet. Ein halbes Leben später läuft Lev noch immer die Pfade ihrer Kindheit ab, während Kato schon vor Jahren in den Westen aufgebrochen ist. Geblieben sind Lev nur ihre gezeichneten Postkarten aus ganz Europa. Bis ihn eines Tages eine Karte aus Zürich erreicht, darauf n...
Als der elfjährige Lev über Wochen ans Bett gefesselt ist, wird ausgerechnet die schlaue, aber von allen gemiedene Kato geschickt, um ihm die Hausaufgaben zu bringen. Zwischen dem ungleichen Paar entsteht eine unverbrüchliche Verbindung, die den beiden Heranwachsenden im kommunistischen Vielvölkerstaat Rumänien Halt bietet. Ein halbes Leben später läuft Lev noch immer die Pfade ihrer Kindheit ab, während Kato schon vor Jahren in den Westen aufgebrochen ist. Geblieben sind Lev nur ihre gezeichneten Postkarten aus ganz Europa. Bis ihn eines Tages eine Karte aus Zürich erreicht, darauf nur ein einziger Satz: »Wann kommst du?«Ungekürzte Lesung mit Marek Harloff1 mp3-CD ca. 7 h 15 min
Iris Wolff, geboren in Hermannstadt, Siebenbürgen. Die Autorin wurde für ihr literarisches Schaffen mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter mit dem Marieluise-Fleißer-Preis und dem Marie Luise Kaschnitz-Preis für ihr Gesamtwerk. Zuletzt erschien 2020 der vielfach ausgezeichnete Roman »Die Unschärfe der Welt«. Die Autorin lebt in Freiburg im Breisgau.
Produktdetails
- Verlag: Der Audio Verlag, Dav
- Gesamtlaufzeit: 435 Min.
- Erscheinungstermin: 11. Januar 2024
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783742431318
- Artikelnr.: 69190185
Herstellerkennzeichnung
Audio Verlag Der GmbH
Hardenbergstraße 9A
10623 Berlin
info@der-audio-verlag.de
»Iris Wolff ist eine großartige Erzählerin. Sie versteht sich auf die Kunst der anschaulichen und subtilen Charakterzeichnung.« Deutschlandfunk Kultur
Ins Früher geführt
Im Roman "Lichtungen" erzählt Iris Wolff von einer rumäniendeutschen Liebe, die über Diktatur, Revolution und Trennung siegt.
Der Titel des neuen Romans von Iris Wolff lautet "Lichtungen". Dieses Wort fällt auf 250 Seiten nur ein einziges Mal und eher beiläufig: "In allem gab es diese Dunkelstellen, wo die Erfahrung aufhörte und die Erinnerung anfing. Etwas blieb, und etwas ging verloren, manches schon im Augenblick des Geschehens, und wie sehr man sich auch bemühte, es tauchte nie wieder auf. Erinnerungen waren über die Zeit verstreut wie Lichtungen. Man begegnete ihnen nur zufällig und wusste nie, was man darin fand. Die eindrücklichsten Momente, das, was sich nicht verlor, gehörte einem nie
Im Roman "Lichtungen" erzählt Iris Wolff von einer rumäniendeutschen Liebe, die über Diktatur, Revolution und Trennung siegt.
Der Titel des neuen Romans von Iris Wolff lautet "Lichtungen". Dieses Wort fällt auf 250 Seiten nur ein einziges Mal und eher beiläufig: "In allem gab es diese Dunkelstellen, wo die Erfahrung aufhörte und die Erinnerung anfing. Etwas blieb, und etwas ging verloren, manches schon im Augenblick des Geschehens, und wie sehr man sich auch bemühte, es tauchte nie wieder auf. Erinnerungen waren über die Zeit verstreut wie Lichtungen. Man begegnete ihnen nur zufällig und wusste nie, was man darin fand. Die eindrücklichsten Momente, das, was sich nicht verlor, gehörte einem nie
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ganz alleine. Die Angst gehörte einem alleine. Das Vergessen. Alles sonst, dachte Lev, bleibt nur durch andere gegenwärtig."
Dieser Absatz ist typisch - nicht nur für Iris Wolffs Sprache, die unkapriziös daherkommt und von größter Präzision ist, sondern mehr noch für ihr Interesse am Erzählen. Alle vier vorherigen Romane der 1977 im rumänischen Sibiu (Hermannstadt) geborenen Autorin, von "Halber Stein" (2012) über "Leuchtende Schatten" und "So tun, als ob es regnet" bis zu "Die Unschärfe der Welt" (2020), sind zum wesentlichen Teil angesiedelt in den Landschaften ihrer Kindheit, die mit der Übersiedelung in die Bundesrepublik 1985 endete. Doch es sind dadurch nicht einfach persönliche Siebenbürger oder Banater Geschichten. Sondern Menschheitserfahrungen, die aufscheinen im Spiegel von Wolffs Herkunft, die ständig dem Risiko des Vergessens ausgesetzt ist, von dem sie ja auch in dem anfangs zitierten Abschnitt spricht. In den Figuren ihrer Bücher, daraus hat diese Autorin nie ein Geheimnis gemacht, sind die Erfahrungen ihrer Familie aufbewahrt, aber über- und umgeformt durch die eigenen des Schreibens, auch wenn Florentine, das poetische Gewissen des vielfach preisgekrönten Romans "Die Unschärfe der Welt", Worten gegenüber "ein nie ganz aufzulösendes Unbehagen" empfindet. "Die Unschärfe der Aussagen", lesen wir dort weiter, "verunsicherte sie. Wie sehr sie sich auch bemühte: Sprechen reichte nicht an die Wirklichkeit der Erfahrung heran."
Was heißt das für die Verfasserin? Dass Iris Wolff mit ihren Romanen gegen diese Einschätzung der eigenen Figur antritt. In "Lichtungen" wird das ganz deutlich: Darin wird von Leonhard, genannt Lev (wie das rumänische Wort für Löwe), erzählt, dem Sohn einer rumäniendeutschen Familie, die zur einen Hälfte aus dem Banat und zur anderen aus Siebenbürgen stammt. Als einziges Kind der zweiten Ehe seines früh verstorbenen Vaters ist Lev zu Hause ein Außenseiter, zumal die Mutter nicht von der väterlichen Familie akzeptiert wird, denn der Großvater mütterlicherseits hat das Land verlassen. Zuvor jedoch hatte er gemeinsam mit seinem jungen Enkel noch einen Kuraufenthalt absolviert, während dem Lev ein traumatisches Erlebnis widerfuhr.
Dieses Bild, so sagt Iris Wolff, habe am Anfang ihres Schreibens gestanden: "Ich habe Lev im Bett liegend kennengelernt, als kleinen Jungen, der nach einem Unfall seine Beine nicht mehr bewegen kann." Doch bis es dahin kommt, sind schon fast zweihundert Seiten um. Nicht, weil die Vorgeschichte so viel Platz beansprucht hätte, sondern weil "Lichtungen" rückwärts erzählt: vom Enddreißiger Lev, der in Zürich seine frühere Mitschülerin Kato wiedertrifft, in die er sich als bettlägriges Kind verliebt hat, über den jungen Mann im noch von Ceausescu beherrschten Rumänien, der sich im Sägewerk verdingt und Kato verliert, bis eben zum Knaben, dessen erste Elementarerfahrung der Tod des Vaters ist und der im Leben darauf wartet, dass eintritt, was der geflohene Großvater ihm noch prophezeit hat: "Irgendwann, davon war Ferry überzeugt, würde es eine Frau in Levs Leben geben, die er nicht gehen lassen dürfe. Für die sich das Warten lohne, jedes Wagnis, jede Zeit." Die Geschichte dieser großen Liebe heißt "Lichtungen".
Auch deren einzelne Szenen sind über die Zeit verstreut, fast vierzig Jahre dies- und jenseits des Einschnitts der rumänischen Revolution von 1989, der aber selbst kein Kapitel bekommt. Nachher - das ist eine Welt, die Lev plötzlich offensteht, in der er aber nichts zu suchen hat, solange er nicht Kato sucht. Vorher - das ist das ländliche Rumänien, in dem die deutsche Volksgruppe auf Abruf lebt und die rumänische nur auf deren Auswanderung wartet. "Er spricht schon mit der Überlegenheit des Siegers", sagt der Großvater über einen Rumänen: "Er muss nur warten, wir werden freiwillig gehen; sobald wir können, werden wir gehen, es wird kein halten geben."
Iris Wolffs großes Thema ist die Erfahrung einer fremden Existenz in der eigenen Heimat. Als Angehörige der deutschen Volksgruppe erlebte und erlernte sie in Rumänien den Sprachzauber einer polyglotten Welt. Als Autorin hat sie heute diese Erfahrungen mit im Gepäck und macht aus ihnen Erzählungen. Den Roman "Die Unschärfe der Welt" begann Wolff mit einem Kapitel, das als Überschrift das rumänische Wort "zapada" (Schnee) trug, in "Lichtungen" ist nun jedem der von neun bis eins herabgezählten namenlosen Kapitel eine Art Motto vorangestellt, das jeweils einer anderen Sprache entstammt. Neun Idiome, die selbst Lichtungen sind: Man weiß nie, was man darin findet. Aber alles Zitierte ist wichtig für die Konzeption des Buchs und die Charakteristika seiner Figuren.
Die Liebe zwischen Lev und Kato ist eine große Leidenschaft, die den Doppelsinn dieses deutschen Wortes erfüllt: In der Leidenschaft steckt stets das Leid. Doch mit Ausnahme der Keimzelle des Romans, des "Unfalls", wie Wolff sie nennt, gibt es keine unmittelbare Gewalt, nur latente Bedrohung, erst durch die Büttel des Ceausescu-Regimes und dann durch die Freiheit, die sich Kato gegen sie herausnimmt, während Lev zurückscheut. "Lichtungen" ist mehr als ein weiterer Rumänien-Roman von Iris Wolff. Er ist das Psychogramm einer von unterschiedlichen Diktaturen versehrten Seele, die sich rettet, weil sie warten kann und am Schluss (der den Anfang des Romans darstellt) die gnadenloseste Diktatur abschüttelt: die des eigenen Gefühls, einem anderen Menschen nicht genug sein zu können.
"Lass uns keine Sätze mit 'früher' beginnen", regt Kato an, als sie Lev wiederbegegnet. Danach geht es im Roman immer weiter ins Früher zurück, denn "es gab ein Früher, in dem sie fast alles voneinander gewusst hatten, und das, was jetzt war, musste sich den Vergleich damit gefallen lassen". Wir als Publikum wissen da noch nichts darüber. Doch das wird sich ändern, und die Art, wie Iris Wolff uns dabei ins Früher führt, hält jeden Vergleich aus. Ein großartig gegenwärtiges Buch. ANDREAS PLATTHAUS
Iris Wolff: "Lichtungen". Roman.
Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2024. 256 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dieser Absatz ist typisch - nicht nur für Iris Wolffs Sprache, die unkapriziös daherkommt und von größter Präzision ist, sondern mehr noch für ihr Interesse am Erzählen. Alle vier vorherigen Romane der 1977 im rumänischen Sibiu (Hermannstadt) geborenen Autorin, von "Halber Stein" (2012) über "Leuchtende Schatten" und "So tun, als ob es regnet" bis zu "Die Unschärfe der Welt" (2020), sind zum wesentlichen Teil angesiedelt in den Landschaften ihrer Kindheit, die mit der Übersiedelung in die Bundesrepublik 1985 endete. Doch es sind dadurch nicht einfach persönliche Siebenbürger oder Banater Geschichten. Sondern Menschheitserfahrungen, die aufscheinen im Spiegel von Wolffs Herkunft, die ständig dem Risiko des Vergessens ausgesetzt ist, von dem sie ja auch in dem anfangs zitierten Abschnitt spricht. In den Figuren ihrer Bücher, daraus hat diese Autorin nie ein Geheimnis gemacht, sind die Erfahrungen ihrer Familie aufbewahrt, aber über- und umgeformt durch die eigenen des Schreibens, auch wenn Florentine, das poetische Gewissen des vielfach preisgekrönten Romans "Die Unschärfe der Welt", Worten gegenüber "ein nie ganz aufzulösendes Unbehagen" empfindet. "Die Unschärfe der Aussagen", lesen wir dort weiter, "verunsicherte sie. Wie sehr sie sich auch bemühte: Sprechen reichte nicht an die Wirklichkeit der Erfahrung heran."
Was heißt das für die Verfasserin? Dass Iris Wolff mit ihren Romanen gegen diese Einschätzung der eigenen Figur antritt. In "Lichtungen" wird das ganz deutlich: Darin wird von Leonhard, genannt Lev (wie das rumänische Wort für Löwe), erzählt, dem Sohn einer rumäniendeutschen Familie, die zur einen Hälfte aus dem Banat und zur anderen aus Siebenbürgen stammt. Als einziges Kind der zweiten Ehe seines früh verstorbenen Vaters ist Lev zu Hause ein Außenseiter, zumal die Mutter nicht von der väterlichen Familie akzeptiert wird, denn der Großvater mütterlicherseits hat das Land verlassen. Zuvor jedoch hatte er gemeinsam mit seinem jungen Enkel noch einen Kuraufenthalt absolviert, während dem Lev ein traumatisches Erlebnis widerfuhr.
Dieses Bild, so sagt Iris Wolff, habe am Anfang ihres Schreibens gestanden: "Ich habe Lev im Bett liegend kennengelernt, als kleinen Jungen, der nach einem Unfall seine Beine nicht mehr bewegen kann." Doch bis es dahin kommt, sind schon fast zweihundert Seiten um. Nicht, weil die Vorgeschichte so viel Platz beansprucht hätte, sondern weil "Lichtungen" rückwärts erzählt: vom Enddreißiger Lev, der in Zürich seine frühere Mitschülerin Kato wiedertrifft, in die er sich als bettlägriges Kind verliebt hat, über den jungen Mann im noch von Ceausescu beherrschten Rumänien, der sich im Sägewerk verdingt und Kato verliert, bis eben zum Knaben, dessen erste Elementarerfahrung der Tod des Vaters ist und der im Leben darauf wartet, dass eintritt, was der geflohene Großvater ihm noch prophezeit hat: "Irgendwann, davon war Ferry überzeugt, würde es eine Frau in Levs Leben geben, die er nicht gehen lassen dürfe. Für die sich das Warten lohne, jedes Wagnis, jede Zeit." Die Geschichte dieser großen Liebe heißt "Lichtungen".
Auch deren einzelne Szenen sind über die Zeit verstreut, fast vierzig Jahre dies- und jenseits des Einschnitts der rumänischen Revolution von 1989, der aber selbst kein Kapitel bekommt. Nachher - das ist eine Welt, die Lev plötzlich offensteht, in der er aber nichts zu suchen hat, solange er nicht Kato sucht. Vorher - das ist das ländliche Rumänien, in dem die deutsche Volksgruppe auf Abruf lebt und die rumänische nur auf deren Auswanderung wartet. "Er spricht schon mit der Überlegenheit des Siegers", sagt der Großvater über einen Rumänen: "Er muss nur warten, wir werden freiwillig gehen; sobald wir können, werden wir gehen, es wird kein halten geben."
Iris Wolffs großes Thema ist die Erfahrung einer fremden Existenz in der eigenen Heimat. Als Angehörige der deutschen Volksgruppe erlebte und erlernte sie in Rumänien den Sprachzauber einer polyglotten Welt. Als Autorin hat sie heute diese Erfahrungen mit im Gepäck und macht aus ihnen Erzählungen. Den Roman "Die Unschärfe der Welt" begann Wolff mit einem Kapitel, das als Überschrift das rumänische Wort "zapada" (Schnee) trug, in "Lichtungen" ist nun jedem der von neun bis eins herabgezählten namenlosen Kapitel eine Art Motto vorangestellt, das jeweils einer anderen Sprache entstammt. Neun Idiome, die selbst Lichtungen sind: Man weiß nie, was man darin findet. Aber alles Zitierte ist wichtig für die Konzeption des Buchs und die Charakteristika seiner Figuren.
Die Liebe zwischen Lev und Kato ist eine große Leidenschaft, die den Doppelsinn dieses deutschen Wortes erfüllt: In der Leidenschaft steckt stets das Leid. Doch mit Ausnahme der Keimzelle des Romans, des "Unfalls", wie Wolff sie nennt, gibt es keine unmittelbare Gewalt, nur latente Bedrohung, erst durch die Büttel des Ceausescu-Regimes und dann durch die Freiheit, die sich Kato gegen sie herausnimmt, während Lev zurückscheut. "Lichtungen" ist mehr als ein weiterer Rumänien-Roman von Iris Wolff. Er ist das Psychogramm einer von unterschiedlichen Diktaturen versehrten Seele, die sich rettet, weil sie warten kann und am Schluss (der den Anfang des Romans darstellt) die gnadenloseste Diktatur abschüttelt: die des eigenen Gefühls, einem anderen Menschen nicht genug sein zu können.
"Lass uns keine Sätze mit 'früher' beginnen", regt Kato an, als sie Lev wiederbegegnet. Danach geht es im Roman immer weiter ins Früher zurück, denn "es gab ein Früher, in dem sie fast alles voneinander gewusst hatten, und das, was jetzt war, musste sich den Vergleich damit gefallen lassen". Wir als Publikum wissen da noch nichts darüber. Doch das wird sich ändern, und die Art, wie Iris Wolff uns dabei ins Früher führt, hält jeden Vergleich aus. Ein großartig gegenwärtiges Buch. ANDREAS PLATTHAUS
Iris Wolff: "Lichtungen". Roman.
Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2024. 256 S., geb., 24,- Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensentin Lennart Laberenz zeigt sich bezaubert von Iris Wolffs neuem Roman "Lichtungen", der erzählerisch den Norden Rumäniens, des Heimatlandes der in Berlin lebenden Autorin, erkundet. Vordergründig handelt er von der wechselvollen Beziehung zwischen Lev, der unzuverlässigen Erzählstimme, und Kato, mit der er seit Kindertagen verbunden ist. Zugleich ist der Roman jedoch, so der Rezensent, als formales Experiment angelegt, das nach dem Verhältnis von Landschaft und Vergangenheit sowie nach der Rolle von Erzählungen fragt: "Lichtung" wird dabei zur Metapher für Erinnerung und, weiß Laberenz, zur Allegorie auf das Schreiben selbst. Wie schon die früheren Romane Wolffs kann der Rezensent das Buch empfehlen.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein flirrendes, verzauberndes Licht, wie es in die Tiefe und Ruhe eines dunklen Waldes einzufallen vermag, durchdringt den ganzen Roman von Iris Wolff und verleiht ihm seine besondere Schönheit und Würde.« Ursula Enke, Westpreußen, Sommer 2024 Ursula Enke Westpreußen 20240801
!ein Lese- und Hörhighlight 2024!
Bewertung zum Buch:
Ich bin ganz ehrlich, ich bin ein großer Fan von Autorin Iris Wolff. Ihre Bücher sind stets besonders und ihr Schreibstil ist anders und ja, da trifft einfach das Wort „herausragend“ zu. Sie sticht stets aus der …
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!ein Lese- und Hörhighlight 2024!
Bewertung zum Buch:
Ich bin ganz ehrlich, ich bin ein großer Fan von Autorin Iris Wolff. Ihre Bücher sind stets besonders und ihr Schreibstil ist anders und ja, da trifft einfach das Wort „herausragend“ zu. Sie sticht stets aus der Masse und so auch mit ihrem aktuellen Buch „Lichtungen“. Was erwartet den Leser nach dem Klappentext? Eine Geschichte die mit dem Ende beginnt. Wir lesen vom Schluss bis zum Anfang. Allein das ist außergewöhnlich aber ich muss klar sagen, ich empfand es eher als Rückblicke in die Vergangenheit und dadurch nunmal mehr als passend. Die Kapitelnummerierung spielte für mich weniger eine Rolle, sondern vielmehr die Sichtweise und die Wechsel dieser zwischen den Personen. Wie gesagt, wissen wir bereits durch den Klappentext um welche Situation es geht und Wolff nimmt uns gekonnt an die Hand in diese Geschichte einzutauchen. Sicherlich muss man sich stark auf die Story konzentrieren und einlassen um den Faden nicht zu verlieren, da hier und da die Personen bzw. auch Zeiten ungenau zu definieren sind. Dennoch ist der rote Faden schnell sichtbar. Durch den sehr bildhaften Schreibstil der Autorin und ihre Schilderungen, dürfen wir tief in die Geschichte Rumäniens eintauchen aber auch in die Emotionen unserer Protagonisten. Die Beschreibungen über die Entstehung dieser Freundschaft und ihren Verlauf ist wahrlich ein Genuss. Steckt Klischee mit drin? Keineswegs. Wir werden immer mit einer gewissen Distanz zu den Personen gehalten, jede darf sich frei entwickeln und auch wenn es nach Klischee scheint, so wählt Wolff immer den richtigen Ton und das richtige Wort um dies nicht entstehen zu lassen. Die Herkunft der beiden Figuren, Lev und Kato, prägte sie fürs Leben tief und es ist eine echte Freude dieser Thematik zu folgen. „Geschuldet“ ist das der eigenen Erfahrung unserer Autorin. Somit steckt auch eine spezielle gewisse persönliche Note in dieser Geschichte. Sie schmückt dennoch die Geschichte nicht zu intensiv aus. Man könnte hier und da von minimalitischem Sprachstil sprechen bzw. von einer gewissen Kühle, dennoch tauchen wir Leser in eine pittoreske Erzählung ein, die Bilder aufkommen lässt, die Protagonisten erzählen lässt und wir einfach genießen dürfen.
Fazit: Egal ob inhaltlich oder sprachlich, diese Geschichte ist grandios und ein echtes Highlight! Iris Wolff hat ihren ganz eigenen Stil und genau das ist es, was diese Autorin so unverwechselbar macht! 5 Sterne hierfür!
Bewertung zum Hörbuch:
Der bekannte Schauspieler und Hörbuch-Sprecher Marek Harloff hat hier der Geschichte seine Stimme geliehen. Er macht dies mit großer Bravour. Seine Betonung oder auch seine kurzen Pausen passend grandios zu dieser bewegenden und besonderen Story. Die Rückblende vom Hier und Jetzt zurück in die Vergangenheit wird von ihm bestens interpretiert. Er legt an den passenden Stellen feine Akzente seiner Stimme frei und somit darf der Hörer die Emotionen und Gedankengänge perfekt erfahren. Man hört, dass Harloff nicht nur älter sondern auch reifer von der Stimme geworden ist und ich war mehr als positiv überrascht wie leicht sich dieser Geschichte folgen ließ. Die reichlichen 7 Stunden Hörgenuss vergingen tatsächlich wie im Fluge und ja, Pausen sind möglich wenn man das möchte. Ein Wiedereinstieg verreißt nicht die Handlung oder die Stimmung der Geschichte. Auch hierfür gibt es verdiente 5 Sterne!
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Iris Wollf erzählt in ihrem neusten Roman "Lichtungen" die Geschichte einer einzigartigen und, auf ihre Weise, ganz besonderen Freundschaft.
Die beiden Protagonisten, Lev und Kato leben in einem kommunistischen Rumänien, mit engen Tradition, Denkweisen, Verpflichtungen und wenig …
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Iris Wollf erzählt in ihrem neusten Roman "Lichtungen" die Geschichte einer einzigartigen und, auf ihre Weise, ganz besonderen Freundschaft.
Die beiden Protagonisten, Lev und Kato leben in einem kommunistischen Rumänien, mit engen Tradition, Denkweisen, Verpflichtungen und wenig Raum für Freigeist. Als der 11 jährige Lev nach einem schweren Unfall über längere Zeit ans Bett gefesselt ist, schickt man die allseits gemiedene Kato, ihm den versäumten Schulstoff vorbei zu bringen. Anfänglich nicht von Begeisterung geprägt, entwickelt sich zwischen den beiden schon bald eine enge Freundschaft. Diese findet in ihrer gewohnten Nähe ein baldiges Ende, als sich die europäischen Grenzen öffnen und die junge Kato gemeinsam mit dem Hamburger Tom, der mit dem Fahrrad nach Siebenbürgen gekommen ist, in den Westen absetzt. Einige Jahre besteht zwischen den beiden Protagonisten kein Kontakt, bis Kato, die sich als Straßenkünstlerin durchschlägt, beginnt Lev selbst gezeichnete Postkarten von ihren Standorten zu schicken. Die letzte Karte, an den Waldarbeiter Lev, enthält nur einen einzigen Satz "wann kommst du".
Das Besondere an diesem Werk ist, dass die Geschichte der beiden rückwärts erzählt wird, wie eine Reise in die Vergangenheit - zum Ursprung der Freundschaft zwischen Lev und Kato. Wollfs feiner, zarter Schreibstil fesselt den Leser auf der einen Seite, auf der anderen wirft er, durch Leerstellen, viele Fragen auf. Wenngleich es interessiert erscheint, mit dem alten Rumänien in eine andere Zeit abzutauchen, so wäre der Leser mit einem tieferen Hintergrundwissen, gut bedient. So besonders die Freundschaft der beiden Protagonisten dargestellt wird, so sehr hätte ich mir mehr über Kato zu erfahren gewünscht, denn das Werk begleitet vielmehr Lev auf seinem Lebensweg und reißt die Verbindung und Entwicklung von/ zu Kato nur immer wieder an. Erst am Ende steht die Freundschaft und ihr Beginn im Zentrum des Geschehens. Für mich sind einige Fragen und Platz für eigene Interpretationen offen geblieben, dennoch ist es eine gute Leseempfehlung.
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Berührende Lebenslinien, vom Schicksal verwoben
Lev und Kato wachsen in einem kleinen Dorf zu Ceausescus Zeiten auf. In den Großfamilien reicht es zum Leben, dafür mangelt es an Zeit und Liebe für die Kinder. Als Lev ans Bett gefesselt wird, ist es die Lehrerin, die ihm Kato …
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Berührende Lebenslinien, vom Schicksal verwoben
Lev und Kato wachsen in einem kleinen Dorf zu Ceausescus Zeiten auf. In den Großfamilien reicht es zum Leben, dafür mangelt es an Zeit und Liebe für die Kinder. Als Lev ans Bett gefesselt wird, ist es die Lehrerin, die ihm Kato mit den Aufgaben nach Hause schickt. Kato ist klug und hegt Träume, die Lev völlig fremd sind. Als es eines Tages plötzlich möglich ist, sich die Träume zu erfüllen, trennen sich die Wege der beiden Freunde.
„Lichtungen“ ist ein ganz besonderes Buch. Iris Wolff versteht es, eine Geschichte zu erzählen, die voller ungesagter Worte ist, die Saiten zum Klingen bringt, das Innere berührt und tiefes Mitgefühl und Verständnis erzeugt. Es sind die Lebensumstände und die Zeit, in der die beiden aufwachsen, die dann auch für die unterschiedlichen Lebenswege sorgt. Und doch überwindet Freundschaft, ja Liebe, Zeit und Grenzen.
Auf ungewöhnliche Weise rückblickend erzählt, darf man die Entwicklung der beiden jungen Menschen mit erleben. Es erfordert Aufmerksamkeit, den Begebenheiten zu folgen und je tiefer man in die Vergangenheit eintaucht, desto klarer werden die Entscheidungen. Und doch bestimmt das Schicksal irgendwie die Wege.
Mir fehlen tatsächlich die Worte, um das Buch korrekt zu beschreiben, denn es erzählt eine Geschichte mit einem ganz eigenen Sog, sie macht betroffen und demütig, aber auch zufrieden und ruhig. Ich denke, man muss es einfach selbst lesen und das besondere Timbre wirken lassen! Mir hat es ausgezeichnet gefallen.
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»Lev mochte ihre Stimme, ihr Lächeln, und er begann, sich vorzunehmen, sie [Kato] zum Lachen zu bringen. Es gelang fast immer, und einmal fragte sie ihn, nachdem sie gemeinsam über etwas gelacht hatten, warum er nicht mehr laufen könne.« (S. 211)
Wundervoll poetisch …
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»Lev mochte ihre Stimme, ihr Lächeln, und er begann, sich vorzunehmen, sie [Kato] zum Lachen zu bringen. Es gelang fast immer, und einmal fragte sie ihn, nachdem sie gemeinsam über etwas gelacht hatten, warum er nicht mehr laufen könne.« (S. 211)
Wundervoll poetisch erzählt die Autorin Iris Wolff in ihrem neuen Roman »Lichtungen« in neun Kapiteln angefangen in der Gegenwart und von dort immer weiter in die Vergangenheit blickend die Beziehung zwischen Lev und Kato. Ebenso wie ihre vorherigen Romane ist auch das Setting in diesem Roman in Siebenbürgen und erzählt neben der Geschichte um die beiden Protagonist*innen ganz nebenbei von der Kultur, Traditionen und Lebensweisheiten aus dieser Region Rumäniens. Lev und Kato treffen sich als Erwachsene wieder und in Rückblenden erfahren wir als Lesende immer mehr Details über diese wundervolle Freundschaft, die in der gemeinsamen Kindheit begann.
»»Du bist der einzige Freund, den ich habe.« [Kato] »Es würde funktionieren«, sagte er leise. Wie weh es tat, dass sie nicht daran glaubte.« S.120 💔
Der Roman besticht für mich durch die wunderschöne Sprache und Erzählweise der Autorin, die subtile, ruhige und poetische Art und Weise wie alle Details — auch die Schreckliche — erzählt werden und der Zusammenhalt erlebt wird. Nach diesem poetischen, gefühlvollen, sprachgewandten und schönen Roman möchte ich unbedingt noch weitere Bücher der Autorin lesen.
Große Herzensempfehlung für diesen Roman 🐦⬛💜
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Gebundenes Buch
»Für ihn war diese Reise ein Aufbruch, für sie ein Übergang, vielleicht sogar Abschluss. Und doch hatten sie sich in diesen gegensätzlichen Bewegungen wiedergefunden.« |10
Der neue Roman von Iris Wolff läuft auf das Band zwischen Kato und Lev zu, das sie in …
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»Für ihn war diese Reise ein Aufbruch, für sie ein Übergang, vielleicht sogar Abschluss. Und doch hatten sie sich in diesen gegensätzlichen Bewegungen wiedergefunden.« |10
Der neue Roman von Iris Wolff läuft auf das Band zwischen Kato und Lev zu, das sie in ihrer Kindheit knüpften, zwischendurch fast losließen, das ihr offenes Ende und den Anfang hält.
Der neue Roman von Iris Wolff handelt vom Gehen und Zurückbleiben, von Rumänien, hintergründig von den Rändern der KuK-Monarchie, vom zweiten Weltkrieg, von der Ceauşescu-Zeit und deren Ende, von Zuschreibungen und Zugehörigkeiten, von den Auswirkungen davon.
Der neue Roman von Iris Wolff handelt vom außen vor sein, von Verlust, von der Einsamkeit, vom Phantasieren, von Dunkelheit, von Licht, von der Liebe und dem Bild von ihr, das wir in uns tragen.
Der neue Roman von Iris Wolff handelt von der Erinnerung und spielt mit der Zeit. Er läuft rückwärts, legt Schlüsselmomente aus und lässt sie ohne große Deuterei liegen.
Der neue Roman von Iris Wolff zeigt, wie mit Worten eine Aura der Stille, des Ahnenden und Drängenden entstehen kann, die große Geschichten erst möglich macht.
Den neuen Roman von Iris Wolff zu lesen ist sicherlich kein Fehler.
»Lichtungen« ist der große Wurf.
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Gebundenes Buch
langweilig, habe mehr erwartet
Worum geht es?
Es geht um Lev, darum wie er aufwächst, was ihn bewegt, seine Liebe zu Kato und wie er erwachsen wird.
Worum geht es wirklich?
Kindheit, Erinnerungen und Freiheit.
Lesenswert?
Nein, ich fand dieses Buch absolut enttäuschend. Der …
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langweilig, habe mehr erwartet
Worum geht es?
Es geht um Lev, darum wie er aufwächst, was ihn bewegt, seine Liebe zu Kato und wie er erwachsen wird.
Worum geht es wirklich?
Kindheit, Erinnerungen und Freiheit.
Lesenswert?
Nein, ich fand dieses Buch absolut enttäuschend. Der Name der Autorin, von der ich schon viel gehört aber noch nichts gelesen hatte, hat mich neugierig gemacht und der Klappentext klang interessant. Ich war gespannt, wie sich die beschriebene Bindung zwischen den beiden Protagonist*innen aufbaut und was für Ereignisse sie überlebt.
Stattdessen erhält man nett geschriebene, lose aneinander gereihte Erinnerungen. Bruchstückhaft und auch recht emotionslos. Mich konnte das Beschriebene in keiner Weise packen oder berühren. Es geht sehr viel um Lev, Karo spielt eine eher kleine Rolle. Neben Lev Kindheit und Jugend stehen ab und zu sind auch politische Themen im Mittelpunkt, aber auch diese waren emotionslos.
Die Figuren handeln oft wenig nachvollziehbar, wirken distanziert und man kommt ihrem Charakter nicht näher.
Insgesamt war für mich die Handlung langweilig, der Schreibstil zwar in Ordnung, aber der Rest einfach enttäuschend. Nur der Beginn brachte ein bisschen das, was ich erwartet habe. Ab dann beginnen aber die Rückblicke und das rückwärtige Erzählen wie alles begann - was auch nicht sonderlich spektakulär war. Schön gemacht sind die Kapitelanfänge und auch das Spiel mit einigen rumänischen Worten. Aber das alleine reicht halt nicht für eine gute Lektüre.
Die besondere Bindung, die zwischen Kato und Lev herrschen soll, konnte ich weder wahrnehmen noch verstehen.
Ich habe mir deutlich mehr erhofft und würde aktuell kein weiteres Buch der Autorin lesen wollen.
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Gebundenes Buch
„Lichtungen“ von Iris Wolff erzählt die Geschichte von Lev und Kato, zwei Menschen, die seit der Kindheit eine besondere Freundschaft verbindet. So steht es in der Inhaltsangabe.
Ich habe das allerdings ein wenig anders empfunden. Erzählt wird hauptsächlich die …
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„Lichtungen“ von Iris Wolff erzählt die Geschichte von Lev und Kato, zwei Menschen, die seit der Kindheit eine besondere Freundschaft verbindet. So steht es in der Inhaltsangabe.
Ich habe das allerdings ein wenig anders empfunden. Erzählt wird hauptsächlich die Geschichte von Lev. Über ihn erfahren wir Einiges; wie er in einem rumänischen Dorf aufwächst, die politische Lage innerhalb der Familie für Spannungen und Veränderungen sorgt und wie er zu einem Mann heranwächst, der seinen eigenen Weg sucht. Das alles erleben wir nicht wie üblich in chronologischer Reihenfolge, sonder sozusagen im Rückwärtsgang. Das Buch beginnt mit Lev im Erwachsenenalter und geht dann langsam in der Zeit zurück. Was ich zunächst wirklich innovativ und interessant fand, hat mich dann doch im Laufe der Lektüre nicht ganz begeistern können. Für mich hätten mehr Tiefe und Dramatik entstehen können, wenn die Geschichte ihren normalen Lauf genommen hätte.
Kato ist für mich als Charakter schlecht greifbar gewesen, da sie nicht wie Lev im Mittelpunkt des Geschehens steht. Das ist wohl auch ein Grund dafür, dass die angekündigte große Freundschaft der beiden eher in den Hintergrund gerückt ist.
Wenn man sich jedoch von diesen Erwartungen löst, ist „Lichtungen“ ein wundervoller Roman über Familie, Wurzeln und das Erwachsen werden. Alles vor dem Hintergrund eines rumänischen Dorfes, das mit den Folgen der politischen Willkür seiner Machthaber zu kämpfen hat.
Auch sprachlich war dieses Buch auf jeden Fall ein Highlight für mich. Man findet einfach so viele wunderschöne Sätze, die ganz leise daherkommen und dabei eine ungeheure Wucht erzeugen.
Dies war mein erstes Buch der Autorin, doch ich werde sicher noch das ein oder andere von ihr lesen.
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Gebundenes Buch
Wenn ihr ein Buch mit ausgesucht malerischer Sprache und einem besonderen Aufbau in der Erzählung sucht, ist das neue Werk von @autorin_iris_wolff ganz bestimmt etwas für euch:
"Lichtungen" erschienen im @klettcottaverlag
Die Geschichte beginnt mit Kapitel 9 und dem …
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Wenn ihr ein Buch mit ausgesucht malerischer Sprache und einem besonderen Aufbau in der Erzählung sucht, ist das neue Werk von @autorin_iris_wolff ganz bestimmt etwas für euch:
"Lichtungen" erschienen im @klettcottaverlag
Die Geschichte beginnt mit Kapitel 9 und dem Wiedersehen der Freunde Lev und Kato. Beide kennen sich seit der Schulzeit und haben eine starke Verbundenheit, obwohl sie wenig gemein haben.
Iris Wolff erzählt die Geschichte der Beiden ausdrucksstark und sehr bildhaft.
Dabei bleibt vieles zwischen den Zeilen und ermöglicht den Leser*innen ein großes Maß an Interpretationsspielraum.
Der Aufbau der Geschichte war für mich stellenweise verwirrend und auch mit Beendigung des Buches hat sich mir nicht das gesamte Kunstwerk offenbart, obwohl sich viele Teile der Geschichte zu einem Gesamtbild gefügt haben.
Dieses Buch wird mir überwiegend der schönen Sprache wegen im Gedächtnis bleiben, der Zugang zu den Protagonist*innen und ist mir nicht zur Gänze gelungen.
Die Handlung des Buches ist in Rumänien angesiedelt, oft hatte ich hier das Gefühl, zuwenig über das Leben und die dortige Kultur zu wissen. Hier muss ich dringend ein paar Lücken schließen.
Nichts desto trotz hat mich "Lichtungen" beim Lesen unglaublich fasziniert, die Stimmung der Geschichte ist schwer zu greifen, manchmal schon ein wenig melancholisch. Hier meint man als Leser dann zu begreifen, warum die Geschichte rückwärts erzählt wird, denn mit dem Wissen, dass Lev und Kato wieder vereint sind, gibt all den dunkleren Episoden in Levs Leben einen Hoffnungsschimmer.
Dieses Buch ist definitiv etwas Besonderes und ich empfehle es denjenigen, die sich gern in ruhigen Erzählungen verlieren und in fremde Leben eintauchen
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Gebundenes Buch
Heimatroman von Siebenbürgen
Kummer und Leid bin ich ja schon gewohnt bei meinem Plan, die ganze Shortlist zu lesen. Inzwischen werfe ich den Autorinnen und Autoren nichts mehr vor, sondern hege meinen Groll gegen die Jury des Jahres 2024, offenbar das zeitgenössische Schreiben von …
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Heimatroman von Siebenbürgen
Kummer und Leid bin ich ja schon gewohnt bei meinem Plan, die ganze Shortlist zu lesen. Inzwischen werfe ich den Autorinnen und Autoren nichts mehr vor, sondern hege meinen Groll gegen die Jury des Jahres 2024, offenbar das zeitgenössische Schreiben von WhatsApp- Kommentaren höher bewertet als die feine, interessante, mitunter lustige herkömmliche Erzählweise.
Iris Wolff trägt dazu bei, in dem sie ihre Geschichte chronologisch rückwärts erzählt. Das hat schon Autorin Mahlke in ihrem Buch „Archipel“ gemacht, den Buchpreis 2018 gewonnen, aber – wenn wir den Kundenbewertungen dieser Seite Glauben schenken – nicht die Herzen der Leserinnen und Leser.
Auch ich brauchte einige Zeit, bis ich merkte, dass die Kapitel nicht blind zusammengewürfelt sind. (Vielleicht ist das der überzeugende Tipp, wie du den Buchpreis 2025 gewinnst: Einfach die Reihenfolge der Kapitel würfeln.)
Aber spätestens als Lev unbewegliche Beine hatte und ich nicht wusste warum, war mir klar, wie der Hase läuft.
Inhaltlich dagegen ist der Roman bieder. Würdest du einen Heimatroman über Oberbayern lesen? Wohl kaum. Die Geschichte lebt also von den Gräueltaten des Kommunismus, in Rumänien also das Ceaucescu-Regime (wenn sich der Herrscher denn so schrieb) und von den vielen Völkern in Siebenbürgen, also Rumänen, Deutsche und Ungarn. So darf auch die Ausreise der vielen deutschen, evangelischen Siebenbürgersachsen nicht fehlen.
Zur FAZ möchte ich noch anmerken, dass „Lichtung“ im Singular noch zweimal vorkommt. Einmal auf S.132: „Vor ihm lag eine Lichtung. Zwei Wölfe kämpften ohne ein Laut.“ … und auf S.133 nochmal: „Zwei Wölfe auf einer Lichtung.“
Ich habe dieses Buch emotionslos gelesen, weil die Autorin es nicht geschafft hat, mich für das Thema zu begeistern. Aber es liest sich gut und schnell. 3 Sterne, auch weil ich nicht wieder eine schlechte Note verteilen will.
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Gebundenes Buch
Einfühlsame Geschichte
Kato und Lev stammen beide aus Rumänien und im Grunde ist es ihre Geschichte, vor allem die des sensiblen Lev, die uns die Autorin Iris Wolff da sehr einfühlsam und wortgewaltig näher bringt.
Frau Wolff schafft es mit ihren Worten den Leser gefangen zu …
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Einfühlsame Geschichte
Kato und Lev stammen beide aus Rumänien und im Grunde ist es ihre Geschichte, vor allem die des sensiblen Lev, die uns die Autorin Iris Wolff da sehr einfühlsam und wortgewaltig näher bringt.
Frau Wolff schafft es mit ihren Worten den Leser gefangen zu nehmen, sie ist in der Lage auch sensible Themen behutsam anzugehen.
Und so erzählt sie hier wie Lev und Kato sich nach einiger Zeit Wiedersehen, Kato hatte Rumänien verlassen, jeder muss sich dem anderen erst wieder annähern, doch man merkt schnell, dass die junge Künstlerin und Lev viel verbindet. Lev scheint verliebt in Kato zu sein, doch diese will die innige Freundschaft, die die beiden verbindet, wohl nicht aufs Spiel setzen.
In den weiteren Kapiteln geht die Autorin immer weiter zurück in die Vergangenheit, und lässt den Leser so erkennen warum und wie Lev zu dem Menschen geworden ist, welche Ereignisse und Erlebnisse dazu geführt haben.
Da die Handlung um die Zeit des Ceaușescu-Regimes spielt wird man mit vielen Dingen aus dieser Zeit konfrontiert. Ein geschichtlicher Exkurs, der mir persönlich gut gefallen hat, da ich relativ wenig darüber wusste. Am Beispiel der Menschen hier im Buch wird gut deutlich was es für Bürden in der Bevölkerung mit sich brachte.
Ein Teil entschied sich zu bleiben, der andere Teil verließ das Land so schnell wie möglich, als sich die Chance endlich bot. Genau dies trifft auch auf Lev und Kato zu. Der eine geht, weil er sich trotzdem mit dem Land und der Familie verbunden fühlt, den anderen hält nichts davon und sieht eine neue Chance. Verstehen kann ich beide Seiten, denn jeder Mensch hat seine eigenen Beweggründe. Da die Autorin selbst ihre Wurzeln dort hat und ausgewandert ist, wird hier sicher ein wenig von ihren eigenen Erfahrungen mit hineinspielen. Sicher ein Grund dafür, dass sie es schafft die Worte und Eindrücke so treffend zu platzieren.
Mittlerweile bin ich ein großer Fan der Autorin, da mich bisher alles was ich von ihr gelesen habe begeistern konnte. Auch "Lichtungen" hat es wieder geschafft mich zu verzaubern, mich im Sessel zurücksinken zu lassen und mich auf die Handlung einzulassen
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