Samuel Finzi
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Ein autobiografischer Roman Ungekürzte Lesung. 331 Min.
Sprecher: Finzi, Samuel
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Vom Balkan nach Berlin Bulgarien in den 1970er-Jahren. Mitten im Sozialismus führen die Finzis das Leben der Bohème: Da ist der elegante Großvater, der seine Hüte noch aus den Zeiten des Zaren retten konnte. Die zähe Großmutter Mathilda, die die stalinistische Psychiatrie samt Elektroschocks und Eiswasser überlebte. Die Mutter, die es versteht, aus einer Scheibe Parmaschinken die ganze Leichtigkeit des Dolce Vita zu ziehen. Und der Vater, der seinem Sohn auf einer Reise in den Westen das Tor zur Freiheit aufstößt: Diese bunte, vielgestaltige Welt erkundet der junge Samuel und ahnt sch...
Vom Balkan nach Berlin Bulgarien in den 1970er-Jahren. Mitten im Sozialismus führen die Finzis das Leben der Bohème: Da ist der elegante Großvater, der seine Hüte noch aus den Zeiten des Zaren retten konnte. Die zähe Großmutter Mathilda, die die stalinistische Psychiatrie samt Elektroschocks und Eiswasser überlebte. Die Mutter, die es versteht, aus einer Scheibe Parmaschinken die ganze Leichtigkeit des Dolce Vita zu ziehen. Und der Vater, der seinem Sohn auf einer Reise in den Westen das Tor zur Freiheit aufstößt: Diese bunte, vielgestaltige Welt erkundet der junge Samuel und ahnt schon bald, dass das Glück jenseits der engen Grenzen der Heimat wartet. In treffsicheren Anekdoten, mit furiosem Witz und großer Wärme erzählt Samuel Finzi vom Paradies der Kindheit und der Revolte der Jugend, verwebt Vergangenes und Gegenwärtiges und schreibt ganz nebenbei über das gelingende Leben im falschen System.
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Samuel Finzi, 1966 in Plovdiv, Bulgarien, geboren, zählt heute zu den gefragtesten Schauspielern im europäischen Raum und hat in über 150 Filmproduktionen mitgespielt, darunter Kino-Highlights wie Kokowääh, Fritz Lang und Herrliche Zeiten. Für seine herausragenden Arbeiten in Film und Theater wurde er von Feuilleton wie Publikum begeistert gefeiert und vielfach ausgezeichnet, u.a. als Schauspieler des Jahres, mit dem Deutschen Schauspielpreis und dem Gertrud-Eysoldt-Ring.
Produktdetails
- Verlag: Hörbuch Hamburg
- Erscheinungstermin: 30. März 2023
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783844933833
- Artikelnr.: 66885548
Autobiographischer Roman als Genre?
Es gibt großartige Bücher von Schauspielerinnen und Schauspielern, in denen sie schildern, wie sie wurden, was sie sind, wie sie ihren Beruf begreifen und ihre Kunst verstehen, von Alexander Granachs "Da geht ein Mensch" über Fritz Kortners "Aller Tage Abend" und Elisabeth Bergners "Bewundert viel und viel gescholten" bis zu Angela Winklers "Mein blaues Zimmer". Nun hat sich auch Samuel Finzi in eigener Sache zu Wort gemeldet und einen "autobiografischen Roman" vorgelegt. Das scheint ein neues Genre zu sein, aber was soll es bedeuten?
Hat sich Finzi diesen Begriff ausgedacht, oder steckt die "Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin" dahinter, bei der das Werk erschienen ist - eventuell,
Es gibt großartige Bücher von Schauspielerinnen und Schauspielern, in denen sie schildern, wie sie wurden, was sie sind, wie sie ihren Beruf begreifen und ihre Kunst verstehen, von Alexander Granachs "Da geht ein Mensch" über Fritz Kortners "Aller Tage Abend" und Elisabeth Bergners "Bewundert viel und viel gescholten" bis zu Angela Winklers "Mein blaues Zimmer". Nun hat sich auch Samuel Finzi in eigener Sache zu Wort gemeldet und einen "autobiografischen Roman" vorgelegt. Das scheint ein neues Genre zu sein, aber was soll es bedeuten?
Hat sich Finzi diesen Begriff ausgedacht, oder steckt die "Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin" dahinter, bei der das Werk erschienen ist - eventuell,
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um Kosten zu sparen und keine Recherchen anstellen zu müssen? Was nicht stimmt, wäre demnach also Fiktion, und was stimmt, ist autobiographisch? Nicht dass Samuel Finzi, geboren 1966 in Bulgarien, seit 1989 in Deutschland daheim und von diversen Theaterbühnen sowie aus unzähligen Filmen in Kino und Fernsehen bekannt und beliebt, hier massenhaft zweifelhafte Dinge auftischen würde. Doch manches von dem, was er gemütvoll und plastisch erinnert, wirkt ein bisschen aufpoliert - wie es vielleicht zu später Stunde in der Kantine klingt, wenn die Kolleginnen und Kollegen Genaueres über den Star an ihrer Seite wissen wollen. Auch das Publikum respektive die Leserschaft möchte mehr über den wunderbaren Schauspieler erfahren und geht ihm gern ins charmant vorgetragene - eventuelle - Seemannsgarn.
Samuel Finzi ist ein guter, ruhiger Erzähler, der klug und klar durch seine Kindheit und Jugend führt. Zugleich beschreibt er mit seinem Geburtsland einen Staat, dessen sozialistisch beengte Verhältnisse ihm bereits früh schwer erträglich waren und den er, wie im Volksmund einst üblich, "Land der unendlichen Unmöglichkeiten" nennt. Er ist nicht nachtragend (bis auf die zwei für ihn verlorenen Jahre beim bulgarischen Militär), aber er hat ein burleskes Gedächtnis, in dem die Freuden und schönen Zeiten ebenso wie die häufig bedrückenden Farben, Gerüche, Stimmungen, Ängste lebendig geblieben sind. Was freilich ist davon wahr, was nicht, was nicht ganz? Wie war das mit dem spontanen Organisieren der Flugreisen in den Urlaub, wie bei der Armee? Wie ging es wirklich zu in diesem Teil des Ostblocks, den Finzi irgendwie auf die literarische Landkarte hieven will? Da wäre doch manche hieb- und stichfeste Erläuterung hilfreich gewesen und auch sprachliche Sorgfalt, denn damals nahm noch niemand "den Flieger von Sofia nach Burgas", höchstens das Flugzeug.
Dieser locker fabulierte und fröhlich ausgeschmückte Rückblick in die persönliche Vergangenheit liest sich vergnüglich, sieht man vom stets moderaten Ton ohne besondere Spannungsbögen ab. Aber ergibt das alles zusammen schon einen Roman? Ist Samuel Finzi als Erzähler, um Thomas Mann zu zitieren, "der raunende Beschwörer des Imperfekts"? Natürlich nicht, und man müsste eigentlich sämtliche Romanautoren der Welt um Pardon bitten. Und das, obwohl Finzis Spitzname Sancho lautet, von den Eltern seit seiner Geburt gebraucht und bis heute in Verwendung. Wer würde hier nicht direkt an Don Quixote, dessen wohlbeleibten Begleiter und beider Phantastereien denken? Vielleicht sogar an Franz Kafka, der in "Die Wahrheit über Sancho Pansa" den Roman von Cervantes von den Windmühlenflügeln auf den Boden holte, die Verhältnisse umkehrte und in zwei Schachtelsätzen verpackte? Also, welcher Logik ist es geschuldet, Finzis schriftstellerisches Debüt gleich so hoch zu hängen?
Die Verlage müssen, versteht sich, die Werbetrommel rühren, um ihre Waren an die Käferinnen und Käufer zu bringen. Doch hätten die nicht auch eine "normale Autobiographie" erworben? Und noch lieber, wenn es darin ein paar Fotos gegeben hätte? Betrüblich dabei ist, dass derlei Verlagspolitik dem Endprodukt nicht gerade nützt. Man merkt die Absicht und ist verstimmt. Klar, es ist interessant, was der Sohn eines bekannten Schauspielers und einer erfolgreichen Pianistin und Pädagogin berichtet, der in der Atmosphäre eines liberalen Künstlerhaushalts aufwuchs, zu dem ein entsprechend westlich aufgeschlossener Freundeskreis gehörte. Festgesetzt hinter dem Eisernen Vorhang, war der Schüler sich bald seiner Lage bewusst: "Als ich sieben oder acht Jahre war, antwortete ich auf die Frage, was ich einmal werden möchte: Dirigent. Oder Diplomat. Und warum? Weil Dirigenten und Diplomaten sich auf der ganzen Welt frei bewegen dürfen. Erstaunlich. Ich hatte, verdammt noch mal, schon damals die richtige Intuition."
Für Samuel Finzi ist sein erstes Buch selbstredend etwas Besonderes - und Neues. Wäre es nicht die Aufgabe von Profis aus der Verlagsbranche gewesen, ihm zum Beispiel beim Titel zu helfen? Man stelle sich die Ankündigungen und Rezensionen vor: "Und jetzt zu Samuel Finzis Buch 'Samuels Buch'" . . . Soll das etwa witzig sein? Es wirkt leider nur schlecht überlegt. IRENE BAZINGER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Samuel Finzi ist ein guter, ruhiger Erzähler, der klug und klar durch seine Kindheit und Jugend führt. Zugleich beschreibt er mit seinem Geburtsland einen Staat, dessen sozialistisch beengte Verhältnisse ihm bereits früh schwer erträglich waren und den er, wie im Volksmund einst üblich, "Land der unendlichen Unmöglichkeiten" nennt. Er ist nicht nachtragend (bis auf die zwei für ihn verlorenen Jahre beim bulgarischen Militär), aber er hat ein burleskes Gedächtnis, in dem die Freuden und schönen Zeiten ebenso wie die häufig bedrückenden Farben, Gerüche, Stimmungen, Ängste lebendig geblieben sind. Was freilich ist davon wahr, was nicht, was nicht ganz? Wie war das mit dem spontanen Organisieren der Flugreisen in den Urlaub, wie bei der Armee? Wie ging es wirklich zu in diesem Teil des Ostblocks, den Finzi irgendwie auf die literarische Landkarte hieven will? Da wäre doch manche hieb- und stichfeste Erläuterung hilfreich gewesen und auch sprachliche Sorgfalt, denn damals nahm noch niemand "den Flieger von Sofia nach Burgas", höchstens das Flugzeug.
Dieser locker fabulierte und fröhlich ausgeschmückte Rückblick in die persönliche Vergangenheit liest sich vergnüglich, sieht man vom stets moderaten Ton ohne besondere Spannungsbögen ab. Aber ergibt das alles zusammen schon einen Roman? Ist Samuel Finzi als Erzähler, um Thomas Mann zu zitieren, "der raunende Beschwörer des Imperfekts"? Natürlich nicht, und man müsste eigentlich sämtliche Romanautoren der Welt um Pardon bitten. Und das, obwohl Finzis Spitzname Sancho lautet, von den Eltern seit seiner Geburt gebraucht und bis heute in Verwendung. Wer würde hier nicht direkt an Don Quixote, dessen wohlbeleibten Begleiter und beider Phantastereien denken? Vielleicht sogar an Franz Kafka, der in "Die Wahrheit über Sancho Pansa" den Roman von Cervantes von den Windmühlenflügeln auf den Boden holte, die Verhältnisse umkehrte und in zwei Schachtelsätzen verpackte? Also, welcher Logik ist es geschuldet, Finzis schriftstellerisches Debüt gleich so hoch zu hängen?
Die Verlage müssen, versteht sich, die Werbetrommel rühren, um ihre Waren an die Käferinnen und Käufer zu bringen. Doch hätten die nicht auch eine "normale Autobiographie" erworben? Und noch lieber, wenn es darin ein paar Fotos gegeben hätte? Betrüblich dabei ist, dass derlei Verlagspolitik dem Endprodukt nicht gerade nützt. Man merkt die Absicht und ist verstimmt. Klar, es ist interessant, was der Sohn eines bekannten Schauspielers und einer erfolgreichen Pianistin und Pädagogin berichtet, der in der Atmosphäre eines liberalen Künstlerhaushalts aufwuchs, zu dem ein entsprechend westlich aufgeschlossener Freundeskreis gehörte. Festgesetzt hinter dem Eisernen Vorhang, war der Schüler sich bald seiner Lage bewusst: "Als ich sieben oder acht Jahre war, antwortete ich auf die Frage, was ich einmal werden möchte: Dirigent. Oder Diplomat. Und warum? Weil Dirigenten und Diplomaten sich auf der ganzen Welt frei bewegen dürfen. Erstaunlich. Ich hatte, verdammt noch mal, schon damals die richtige Intuition."
Für Samuel Finzi ist sein erstes Buch selbstredend etwas Besonderes - und Neues. Wäre es nicht die Aufgabe von Profis aus der Verlagsbranche gewesen, ihm zum Beispiel beim Titel zu helfen? Man stelle sich die Ankündigungen und Rezensionen vor: "Und jetzt zu Samuel Finzis Buch 'Samuels Buch'" . . . Soll das etwa witzig sein? Es wirkt leider nur schlecht überlegt. IRENE BAZINGER
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensent Andreas Scheiner lobt Samuel Finzis Erinnerungen an eine Kindheit im sozialistischen Bulgarien. Dass der Schauspieler ganz unverkopft von gefüllten Tomaten im Kommunistischen Jugendbund und ersten Kino- und Zirkuseindrücken berichtet, gefällt Scheiner. Fein ironisch wird Landes- und Familiengeschichte in fantastischen Miniaturen verhandelt, schwärmt der Rezensent. Ein lakonisch erzählter Entwicklungsroman autobiografischer Art ganz ohne Effekthascherei, so Scheiner erfreut.
© Perlentaucher Medien GmbH
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""Samuel Finzi führt mit leichter Hand durch die sozialistische Schwere. Was für ihn zählt, ist das Menschliche." 'Samuel Finzi versagt sich in dem autobiografischen Entwicklungsroman jede effekthascherische Geste, auch die abenteuerlicheren Episoden hat er gekonnt lakonisch niedergeschrieben. So kommen mit phantastischer Erinnerungsgabe ausgeschmückte Miniaturen aus einer Kindheit in der bulgarischen Klein-Bohème zum Leben.' Andreas Scheiner Neue Zürcher Zeitung 20230512
Samuel Finzi – ich kenne und schätze ihn als Schauspieler, sein privates Ich war mir komplett unbekannt. Und nun hat er von sich erzählt, von seiner Kindheit, von seiner Herkunft, von seiner Jugend in Bulgarien. Es waren kurzweilige Stunden, genauer: 5 Stunden und 31 Minuten lang …
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Samuel Finzi – ich kenne und schätze ihn als Schauspieler, sein privates Ich war mir komplett unbekannt. Und nun hat er von sich erzählt, von seiner Kindheit, von seiner Herkunft, von seiner Jugend in Bulgarien. Es waren kurzweilige Stunden, genauer: 5 Stunden und 31 Minuten lang hat er mich gut unterhalten und ein mich wenig hinter die Kulissen schauen lassen.
„Ich sitze in meiner Berliner Küche und betrachte den Boden. Es ist ein Boden aus Terrazzo. Das tue ich oft und mit Nachdruck. Die bunten Zementsteinchen beginnen sich zu drehen, ein Wirbel saugt mich ein und ich lande auf der Terrasse des Hauses meiner Großeltern…“ In den Balkan geht er gedanklich zurück, eine spannende Zeitreise beginnt.
Er wuchs in einer jüdischen Familie auf. Der Vater war ein bekannter Theaterschauspieler, der sich eher am Rande für ihn zu interessieren schien, seine Mutter war Pianistin. Eine Künstlerfamilie - was liegt da für ein Kind näher, als einen ähnlichen Weg einzuschlagen. Er war umgeben von Künstlern, sein Interesse galt schon früh dem Schauspiel. Er blickt zurück in seine Kindheit und Jugend und endet, als er 23 ist.
Autobiografische Romane lese bzw. höre ich selten. Ganz einfach deshalb, weil ich nicht zu sehr in das Leben bekannter Persönlichkeiten eindringen, nicht unbedingt ganz private Details wissen möchte. Samuel Finzi hat mich jedoch durchweg positiv überrascht. Etwa mit der Schilderung seines Weges hin zum Schauspieler, wie er den Wunsch hatte, ein anderer zu sein. Finzi erzählt unterhaltsam und humorvoll, gibt Einblick in das kommunistische Bulgarien seiner Kindheit und der damit einhergehenden nicht sehr rosigen Zukunft, die er, so bald es ihm möglich war, zurücklassen wird.
„Samuels Buch“ ist eine unterhaltsame Reise zurück mit interessanten Anekdoten von dem kleinen Samuel, der schon früh begreift, dass er als Dirigent oder Diplomat der Enge seines Heimatlandes entfliehen könnte und es später dann auch geschafft hat, als renommierter Schauspieler im Westen anzukommen. Einige wenige Aspekte habe ich herausgegriffen, das selber Hören bzw. Lesen bietet kurzweilige und nachdenkliche Stunden. Samuel Finzi erzählt über das Erwachsenwerden an sich, über seine Familie, seine Freunde, seine Heimat und seine Sehnsucht nach Freiheit. Sehr offen und warmherzig. Ich habe ihm gerne zugehört, habe die Stunden mit ihm genossen.
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Portrait des Künstlers als junger Mann
Ein Kopfstehendes Coverbild und ein sehr simpler, direkter Titel verbinden schon all das, wie Schauspieler Samuel Finzi in seinem autobiographischen Roman sein Leben bis zur Ankunft 1989 in Berlin erzählt: klar und nüchtern erinnert, aber mit …
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Portrait des Künstlers als junger Mann
Ein Kopfstehendes Coverbild und ein sehr simpler, direkter Titel verbinden schon all das, wie Schauspieler Samuel Finzi in seinem autobiographischen Roman sein Leben bis zur Ankunft 1989 in Berlin erzählt: klar und nüchtern erinnert, aber mit ganz eigenem, feinem, trockenem Humor.
In Erinnerungen und Anekdoten erzählt er von seinem kindlichen Blick auf die Welt, von seiner jüdischen, zur kulturellen Elite gehörenden Familie, die im kommunistischen Bulgarien sowohl misstrauisch beäugt wird als auch gleichzeitig gewisse Privilegien genießt, vom Aufwachsen und Jugend im real existierenden Sozialismus, vom Militärdienst, vom Traum von Reisen in den Westen und frei zugänglicher Rockmusik, und selbstverständlich auch von seinem Weg zum Schauspiel.
Insgesamt gesehen hat mir am Ende irgendetwas gefehlt, etwas das Samuels Geschichte ein bisschen eine größere Bedeutung verliehen hätte. Doch das nimmt das Eingangszitat von Shakespeare direkt vorweg: "It is a tale told by an idiot, full of sound and fury, signifying nothing."
Eine sehr persönliche Zeitgeschichte, ein sehr spannendes Leben, sehr unterhaltsam und charismatisch erzählt, von einem Erzähler der sich selbst nicht unbedingt allzu ernst nimmt.
Die vom Autor persönlich eingelesene Hörbuchversion ist genau die Form, in der man diese Erzählungen und Anekdoten hören sollte - wie in einem Gespräch unter Freunden, ohne die Erwartung an eine übergreifende Botschaft oder Moral, in seiner eigenen Betonung und natürlich dem eigenen Akzent, der den Worten ihren ganz eigenen Charakter verleiht, und einen großen Teil des Charmes vieler Szenen ausmacht (Lenin, der in der Schule "abkackt").
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Bulgarische Vergangenheit
Samuel Finzi ist mir als Schauspieler schon seit den 1990er Jahren bekannt, aber dass er gebürtiger Bulgare und Jude ist und erst 1989 deutsch lernte, das alles war mir völlig unbekannt. Umso interessanter ist es, diesem Mann zuzuhören, der seine Kindheits- …
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Bulgarische Vergangenheit
Samuel Finzi ist mir als Schauspieler schon seit den 1990er Jahren bekannt, aber dass er gebürtiger Bulgare und Jude ist und erst 1989 deutsch lernte, das alles war mir völlig unbekannt. Umso interessanter ist es, diesem Mann zuzuhören, der seine Kindheits- und Jugenderlebnisse aus einer Zeit berichtet, in der ich selbst in der DDR lebte und von Bulgarien nur erfuhr, dass es ein sozialistisches Brudervolk sei und am Schwarzen Meer liegt. Die deutschen Urlauber, von denen Finzi im Laufe der Geschichte berichtet, waren wahrscheinlich mehrheitlich BRD-Bürger, für DDR-Bürger gab es einige Hürden, um eine Reise dorthin zu buchen, vom Preis einmal abgesehen.
Samuel wird 1966 in Plowdiw als Sohn eines Schauspielers und einer Pianistin geboren, im sogenannten „real existierenden Sozialismus“, der auch in Bulgarien propagiert wurde, ist seine Kindheit und Jugend auch von den Privilegien dieser Künstlerfamilie geprägt. Obwohl der Vater ständig Erfindungen macht, die die Lebensqualität steigern sollen, erkennt man aus Finzis Erzählungen, dass es ihm nicht schlecht ging im sozialistischen Bulgarien. Hinzu kommt eine gewisse Freizügigkeit, welches bulgarische Kind konnte damals schon in Paris Ferien machen? Ansonsten sind seine Erlebnisse denen anderer Kinder sicher sehr ähnlich, die Begeisterung für „Westmusik“ und „Westfilme“ war in den 1970er und 1980er Jahren in Bulgarien ebenso heftig, wie ich es aus der DDR kenne, mit dem Unterschied, dass man in der DDR ein ganzes Stück näher am Westen war.
Finzi geht auf drei verschiedene Schulen, macht sein Abitur, möchte in die Schauspielbranche, aber landet zuerst bei der Bulgarischen Volksarmee. Dieser brutale und menschenfeindliche Wehrdienst ist es dann wohl auch, der ihm den letzten Dolchstoß versetzt, Bulgarien wird nicht sein Land bleiben, er will nur noch weg. Dass ihm das nicht leicht wird, liegt in der Natur der Sache, immer den Gedanken im Hinterkopf, dass die Eltern unter einer Flucht zu leiden hätten. Da kommt ihm die Weltgeschichte ein gutes Stück entgegen, die Berliner Mauer fällt und Todor Schiwkow, der bulgarische Staatschef tritt einen Tag später zurück. So kann Finzi seinen Weg nach Deutschland legal und ohne Drangsalierungen gehen. Hier endet Samuels Buch, schade, ich hätte gerne gehört, wie er sich in Deutschland eingelebt und durchgesetzt hat.
Nachdem ich mich an seine Stimme und den scharfen Akzent gewöhnt hatte, gefiel mir das Hörbuch nämlich wirklich gut. Nur manchmal sind mit Finzi die Pferde durchgegangen und er galoppierte wie ein Wilder durch seinen eigenen Text. Offenbar bemerkte er das aber auch, die Geschwindigkeit ging bald wieder auf Normal.
Von mir fünf Sterne und eine Hör- bzw. Leseempfehlung.
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So lebte Herr Finzi im sozialistischen Bulgarien
Wenn ich das Wort Autobiografie lese, denke ich automatisch an staubtrockene, langweilige Buchwälzer. Doch schon das Cover zeigt mir, dass ich hier wohl mit etwas anderem konfrontiert werde. Wer positioniert sich schon mit einem Kopfstand …
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So lebte Herr Finzi im sozialistischen Bulgarien
Wenn ich das Wort Autobiografie lese, denke ich automatisch an staubtrockene, langweilige Buchwälzer. Doch schon das Cover zeigt mir, dass ich hier wohl mit etwas anderem konfrontiert werde. Wer positioniert sich schon mit einem Kopfstand zwischen jungen Menschen und dreht das Bild verkehrt herum auf dem Cover? Meine Neugier war spätestens da geweckt. Und ich bin nicht enttäuscht worden. Das Hörbuch hat Samuel Finzi selbst gesprochen, ich habe beinahe das Gefühl, ich sitze neben ihm im Café und er erzählt mir aus seinem Leben. Ein herrliches, aber auch bewegendes Gefühl. Da ich selbst in den 70er und 80er Jahren meine Kind- und Jugendzeit hatte und oft in dieser Zeit hinter dem eisernen Vorhang mit meinen Eltern den Urlaub verbrachte, kann ich mich gut an die Zeit erinnern. Sie ist mir nicht so fremd, wie vielleicht manch anderem.
Danke für eine Auffrischung der Erinnerungen.
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Gebundenes Buch
Nicht nur die eigene Geschichte sehr lebendig erzählt
Das Cover besteht aus einem alten Foto aus der Jugendzeit von Samuel Finzi und zeigt ihn bei einem Kopfstand im Freundeskreis. Da das Foto ebenfalls auf dem Kopf steht, ist es ein irritierender Anblick, wodurch das Titelbild meine …
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Nicht nur die eigene Geschichte sehr lebendig erzählt
Das Cover besteht aus einem alten Foto aus der Jugendzeit von Samuel Finzi und zeigt ihn bei einem Kopfstand im Freundeskreis. Da das Foto ebenfalls auf dem Kopf steht, ist es ein irritierender Anblick, wodurch das Titelbild meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.
In Samuel Buch erzählt Samuel Finzi aus seinem Leben als kleiner Junge, Teenager und junger Erwachsener im kommunistisch regierten Bulgarien.
Geboren 1966 in eine Künstlerfamilie, sein Vater ist Schauspieler, seine Mutter Opernsängerin, verlebt Samuel eine unbeschwerte Kindheit in Plovdiv und in Sofia. In kleinen Geschichten und Anekdoten lässt er sehr plastisch die Zeit der 70er und 80er Jahre in Bulgarien wieder aufleben. Die Geschichten sind in kurze Kapitel eingeteilt und handeln von familiären Begebenheiten, aber auch von europäischen Ereignissen.
Samuel Finzi erzählt mit Witz und Charme und einer Portion Ironie aus seinem Leben, von den persönlichen Begebenheiten, aber auch von europaweiten Ereignissen. Ich habe viel über Bulgarien, eine mir völlig unbekannte künstlerische Welt gelesen und viel nachgeschlagen und gelernt. Samuel Finzi versteht es, die Geschichten zu vernetzen und einen übergeordneten Rahmen zu geben. Auch sehr traurige Ereignisse aus der jüngeren Geschichte Bulgarien erhalten ebenso einen Platz in seinem Buch.
Mir hat das Buch sehr gefallen und ich empfehle es uneingeschränkt für Personen, die sowohl über das Leben des Schauspielers mehr erfahren möchten und/oder sich für Bulgarien in der Zeit zwischen 1970 bis 1989 interessieren.
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Gebundenes Buch
Unterhaltsam und gut zu lesen
Ich hatte das Buch auf einer langen Zugfahrt dabei und wurde damit bestens unterhalten. Samuel Finzi schreibt in seinem autobiografischen Roman über seine Jugend und erzählt launisch und kurzweilig von verschiedenen Situationen, Personen und …
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Unterhaltsam und gut zu lesen
Ich hatte das Buch auf einer langen Zugfahrt dabei und wurde damit bestens unterhalten. Samuel Finzi schreibt in seinem autobiografischen Roman über seine Jugend und erzählt launisch und kurzweilig von verschiedenen Situationen, Personen und Stationen auf seinem Weg zum Schauspieler im sozialistischen Bulgarien der 70er und 80er Jahre. Es ist, als würde man Dias von dieser Zeit anschauen und Anekdoten dazu erzählt bekommen. Mal schmunzelt man, mal schüttelt man den Kopf vor Verwunderung über diese andere Welt, die noch gar nicht so weit weg ist. An manches erinnert man sich selbst und lächelt wissend, anders ist dann doch auch fremd. Es macht Spaß das Buch zu lesen und darin abzutauchen und ist dann fast ein bisschen enttäuscht, dass das Ende gefühlt ein paar Jahre zu früh kommt und man doch gerne noch ein bisschen weiter gelesen hätte. Aber vielleicht ist da ja Raum für einen zweiten Band.
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Gebundenes Buch
Die Biografie „ Samuels Buch „ des bekannten Schauspielers Samuel Finzi hat mir sehr gut gefallen.
Angefangen von dem witzigen Familienfoto auf dem Buchcover bis zu der Darstellung seiner Lebensgeschichte.
Samuel Finzi ist im Bulgarien der 70er Jahre aufgewachsen , wo seine Familie …
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Die Biografie „ Samuels Buch „ des bekannten Schauspielers Samuel Finzi hat mir sehr gut gefallen.
Angefangen von dem witzigen Familienfoto auf dem Buchcover bis zu der Darstellung seiner Lebensgeschichte.
Samuel Finzi ist im Bulgarien der 70er Jahre aufgewachsen , wo seine Familie trotz des Sozialismus ein relativ ausschweifendes Leben führte.
Er schreibt sehr humorvoll über sein Heranwachsen in einer Künstlerfamilie und besonders über seine teilweise leicht skurrilen Verwandten.
Eine Anekdote reiht sich an die andere und ich musste oft schmunzeln.
Herrlich beschreibt er seine ersten Ausflüge in den Westen und wie er letztendlich nach Berlin kam, um Schauspieler zu werden.
Die Biografie ist sehr flüssig geschrieben und in den nicht allzu langen Kapiteln wird jeweils eine Episode aus seinem Leben erzählt.
Insgesamt gesehen, eine sehr interessante und humorvolle Biografie, die mich diesem Schauspieler nähergebracht hat.
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Gebundenes Buch
Sehr berührend!
Ein sehr berührendes Buch des Schauspielers Samuel Finzi, den ich bisher nur wenig kannte. Der Autor schildert in seinem Buch in klar verständlicher Sprache von seinem Leben und Aufwachsen im sozialistischen Bulgarien der 1970er Jahre. Dabei beschreibt er auf so …
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Sehr berührend!
Ein sehr berührendes Buch des Schauspielers Samuel Finzi, den ich bisher nur wenig kannte. Der Autor schildert in seinem Buch in klar verständlicher Sprache von seinem Leben und Aufwachsen im sozialistischen Bulgarien der 1970er Jahre. Dabei beschreibt er auf so sympathisch und berührende Weise sein Aufwachsen in einer Künstlerfamilie in Sofia, zum Teil witzige Anekdoten aus seiner Kindheit und Jugend, von ersten Ausflügen in den Westen Europas und wie er schließlich als junger Mann nach Berlin kam um als Schauspieler zu arbeiten.
Das Buch liest sich sehr schnell und flüssig, die Kapitel und Abschnitte sind kurz und kompakt. Die einzelnen Kapitel stellen Geschichten/Episoden aus dem Leben des Autors dar, das macht das Lesen sehr strukturiert und angenehm.
Fazit: Ein wirklich berührendes und fesselndes Porträt einer sehr interessanten Schauspielerpersönlichkeit!
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Gebundenes Buch
Ich lese sehr gerne Biografien und mag auch den Schauspieler Samuel Finzi sehr gerne in seinen Rollen sehen. Darüber hinaus bin ich ebenso wie er 1966 geboren und im Sozialismus geboren und aufgewachsen. Dieser autobiografische Roman ist auf jeden Fall lesenswert, auch wenn ich anfangs ziemlich …
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Ich lese sehr gerne Biografien und mag auch den Schauspieler Samuel Finzi sehr gerne in seinen Rollen sehen. Darüber hinaus bin ich ebenso wie er 1966 geboren und im Sozialismus geboren und aufgewachsen. Dieser autobiografische Roman ist auf jeden Fall lesenswert, auch wenn ich anfangs ziemlich lange brauchte um hinein zu finden. Während ich für das erste Drittel 3 Tage brauchte, las ich das letzte Drittel zusammenhängend in kürzester Zeit. Leider umfasst das Buch nur die ersten 23 Lebensjahre des beliebten Mimen und endet bereits im Jahr 1989. Hätte im Klapptext nicht gestanden, dass er Vergangenes und Gegenwärtiges verwebt, wäre jetzt nicht die leichte Enttäuschung in mir. Das Gegenwärtige fehlt leider komplett. Im ersten Drittel des Buches geht es um seine früheste Kindheit, was ich ziemlich langatmig empfand. Dem gegenüber wird die Zeit, in der er bereits erwachsen ist, in wenigen Seiten abgehandelt. Um ehrlich zu sein endete das Buch genau da, wo es anfing richtig interessant zu werden. Ich gehe mal davon aus, dass es irgendwann eine Fortsetzung geben wird. Freuen kann man sich auf viele Details aus dem Leben des jungen Samuel und seiner schon sehr besonderen Familie. Viele Anekdoten riefen auch bei mir Erinnerungen an den real existierenden Sozialismus hervor. Die Schulzeit verlief wohl ähnlich wie in der DDR. Ich freue mich auf eine eventuelle Fortsetzung, die würde bestimmt sehr interessant. In den 34 fehlenden Jahren ist mit Sicherheit allerlei erzählenswertes geschehen.
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Gebundenes Buch
Auf diese Autobiografie habe ich mich sehr gefreut und als ich dieses Buch von Samuel Finzi endlich in den Händen hielt, wollte ich in die Lektüre eintauchen und mehr über diesen Menschen und seine Herkunft erfahren.
Das Buch ist in recht kurze Kapitel aufgeteilt und somit sehr …
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Auf diese Autobiografie habe ich mich sehr gefreut und als ich dieses Buch von Samuel Finzi endlich in den Händen hielt, wollte ich in die Lektüre eintauchen und mehr über diesen Menschen und seine Herkunft erfahren.
Das Buch ist in recht kurze Kapitel aufgeteilt und somit sehr kurzweilig und schnell lesbar.
Samuel Finzi, geboren 1966 in Plovdiv/ Bulgarien wuchs in einem sozialistischen System auf und gewährt dem Leser einen Einblick in das Leben seiner Kindheit und Jugend. Darüber hinaus lernen wir in seinem Buch seine Familie gut kennen.
Meinem Empfinden nach fehlt leider das gewisse Etwas in diesem Buch und der Beschreibung der Menschen und Plätze. Es ist derart nüchtern, distanziert und kühl beschrieben, dass ich kaum Empathie mit dem empfinden konnte, was ich las.
Daher konnte ich für mich wenig Bezug zum Menschen Samuel Finzi und seiner Vergangenheit aufbauen, obwohl auch ich in einem sozialistischen Land aufgewachsen bin. Seine wahren Geschichten und Erinnerungen sind interessant, haben mich aber leider nicht erreicht.
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