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Ein Buch von radikaler Wahrheit und unvergesslicher Intensität »Ich möchte dir für immer die Möglichkeit nehmen, nicht zu wissen, wer ich war. Du sollst erfahren, wie es deiner Familie in Deutschland ging, wie der letzte Sommer meiner Jugend war, bevor fast alle meine Freunde verschwunden sind. Du sollst wissen, wie es war, als deine alten Freunde mir auf die Schulter klopften und sagten, ich würde irgendwann werden wie du: Held einer gescheiterten Revolution. Ich werde diese Geschichten aufschreiben.« Necati Öziri schreibt eine Familiengeschichte über einen Sohn, eine Mutter und eine...
Ein Buch von radikaler Wahrheit und unvergesslicher Intensität »Ich möchte dir für immer die Möglichkeit nehmen, nicht zu wissen, wer ich war. Du sollst erfahren, wie es deiner Familie in Deutschland ging, wie der letzte Sommer meiner Jugend war, bevor fast alle meine Freunde verschwunden sind. Du sollst wissen, wie es war, als deine alten Freunde mir auf die Schulter klopften und sagten, ich würde irgendwann werden wie du: Held einer gescheiterten Revolution. Ich werde diese Geschichten aufschreiben.« Necati Öziri schreibt eine Familiengeschichte über einen Sohn, eine Mutter und eine Schwester, deren Leben und Körper gezeichnet sind von sozialen und politischen Umständen. Und er schreibt über einen abwesenden Vater. Ein Roman von radikaler Wahrheit, Wut, Kraft, Liebe und Sehnsucht. *** Shortlist Deutscher Buchpreis 2023 *** »Was für ein großartiges Gefühlsgewitter!« Sasha Marianna Salzmann »Für alle, die auch wissen, wie es ist, einen abwesenden Vater endgültig zu verlieren oder an kalten Orten Seelenverwandte zu finden oder bei angehaltenem Atem zwischen Leben und Tod zu schweben, ist Necati Öziris betörendes Debüt ein Triumph.« Sharon Dodua Otoo »Was für ein schönes, trauriges, humorvolles, intensives, herzzerreißendes und toll erzähltes Buch. Beim Lesen habe ich viel über Männlichkeit nachgedacht und über abwesende Väter. Große Empfehlung!« Linus Giese
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Necati Öziri, geboren in einer der vielen grauen Ecken des Ruhrgebiets ("Hölle Hölle Hölle!"), hat Philosophie, Germanistik und Neue Deutsche Literatur in Bochum, Istanbul und Berlin studiert. Er lebt in Berlin sein drittes Leben, schreibt, macht Theater und manchmal einen auf Intelelli, wofür ihm sein sechzehnjähriges Ich wahrscheinlich eine Schelle verpassen würde. In seinen Texten ist natürlich alles wahr. Öziri war Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung und unterrichtete an der Ruhr-Universität Bochum formale Logik, bis er feststellte, dass Logik die Welt nicht besonders gut beschreibt. Seitdem versucht er zu schreiben, nicht wie die Welt ist, sondern wie sie sich anfühlt. Er ist erbitterterer Feind von Kälte, Lactose und Kurz-Biographien. Als Theaterautor schreibt er für das Maxim Gorki Theater, das Nationaltheater Mannheim und das Schauspielhaus Zürich. Öziri trifft sich regelmäßig mit alten Versionen seiner selbst, sie sitzen in Schulheften voller Kaffeeflecken herumblätternd auf dem Boden von Ämtern und warten (worauf eigentlich?) oder sie chillen auf Bänken am Bahnhof und bieten ihm einen Joint an. Bei den 45. Tagen der deutschsprachigen Literatur (Ingeborg-Bachmann-Preis) gewann er den Kelag-Preis und den Publikumspreis. Als Kurator leitet er zudem das Internationale Forum des Theatertreffens der Berliner Festspiele. Bei Wut und anderer Erregung dunkelrote Färbung der Ohren.
Produktdetails
- Verlag: Ullstein Taschenbuchvlg.
- Seitenzahl: 470
- Erscheinungstermin: 27. Juli 2023
- Deutsch
- ISBN-13: 9783843730112
- Artikelnr.: 67728166
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
"Salopp", wie mal eben elegant aus dem Ärmel geschüttelt, so wirkt Necati Öziris "Vatermal" auf Judith von Sternburg - zumindest auf den ersten Blick. Auf den zweiten erkennt die Rezensentin, dass es sich tatsächlich um eine sorgfältig durchdachte Erzählung handelt, die eine bedrückende und "hochdramatische" Geschichte auf erfrischend humorvolle Weise erzählt. In locker lakonischem Ton, mit brillanten Dialogen durchsetzt, berichtet der sterbende Ich-Erzähler Arda aus seinem Leben und dem seiner Familie, die seit dem Verschwinden des Vaters immer weiter auseinanderbricht. Von der Alkoholsucht der Mutter zu lesen, ihrem Versuch, "deutscher als jede Deutsche" zu sein, von seiner Schwester, die sich von ihrer Familie abgewandt hat, von Ardas Ambitionen und vom Fehlen des Vaters, der im Buch vor allem als Leerstelle erscheint, das ist erschütternd und berührend, weil es authentisch ist. Und zwar nicht, da man einige Parallelen zwischen seinem Erzähler und seinem Autor vermuten darf, betont die hingerissene Rezensentin, sondern weil dieser Roman wahrhaft Wahrhaftiges erzählt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Aylin heißt jetzt Yvonne
Necati Öziris Roman "Vatermal" schildert eine Ruhrgebietsjugend
Als es fast geschafft ist, als zur Einbürgerung des achtzehnjährigen türkischstämmigen Arda nur noch ein letztes Dokument fehlt, reicht es dem jungen Mann. Er ist in Deutschland geboren und aufgewachsen, seine Familie lebt hier, er hat die Geburtsurkunde seiner Mutter und die eigene in die Behörde mitgebracht und dem Sachbearbeiter, einem Herrn Kozminski, vorgelegt. Er hat sogar eidesstattlich bekundet, dass er seit Jahren keinen Kontakt mehr zu seinem Vater hat, was für Ardas Einbürgerung eine Rolle spielt - "Vater gegen Pass. Guter Tausch", denkt der Abiturient. Dann aber verlangt Kozminski einen "schriftlichen
Necati Öziris Roman "Vatermal" schildert eine Ruhrgebietsjugend
Als es fast geschafft ist, als zur Einbürgerung des achtzehnjährigen türkischstämmigen Arda nur noch ein letztes Dokument fehlt, reicht es dem jungen Mann. Er ist in Deutschland geboren und aufgewachsen, seine Familie lebt hier, er hat die Geburtsurkunde seiner Mutter und die eigene in die Behörde mitgebracht und dem Sachbearbeiter, einem Herrn Kozminski, vorgelegt. Er hat sogar eidesstattlich bekundet, dass er seit Jahren keinen Kontakt mehr zu seinem Vater hat, was für Ardas Einbürgerung eine Rolle spielt - "Vater gegen Pass. Guter Tausch", denkt der Abiturient. Dann aber verlangt Kozminski einen "schriftlichen
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Sprachnachweis" von ihm, "mindestens 300 Zeichen". Und bekommt einen Text, den er "sehr witzig" findet. Zwei Grammatikfehler moniert er noch, dann bekommt Arda seinen Pass.
Der aus dem Stegreif geschriebene satirische Text aber kommt in die Akte. Wer immer sie einmal aufschlägt, wird darin alle Klischees wiederfinden, gegen die junge Männer wie Arda in Deutschland zu kämpfen haben. "Ich klaue euren Söhnen den Praktikumsplatz, mach sie drogenabhängig und verkaufe ihre Organe auf dem Basar", heißt es dort und schließlich: "Ich will kein Arzt oder Anwalt werden, ich werde Superstar oder arbeitslos." Eben mit dem Text, der zur Grundlage seiner Einbürgerung werden soll, unterläuft Arda das ganze Verfahren und weist damit wiederum nach, dass er nicht nur mit der Gesellschaft und ihren Vorurteilen vertraut ist, in der er längst lebt, sondern auch, dass er deren Sprache perfekt genug beherrscht, um in ihr die Ängste zu beschreiben, die sich an ihn knüpfen. Inhaltlich ist der Text eine einzige Warnung, formal erfüllt er die Anforderungen zur Einbürgerung spielend.
Der Sachbearbeiter Kozminski jedenfalls, an dem Arda in dieser Situation zum ersten Mal einen leichten polnischen Akzent wahrnimmt, scheint ein ähnliches Bild von dem Verfahren - Arda nennt die Besuche bei der Behörde "geraubte Zeit" - zu haben, das Arda gerade durchläuft. Es gehe dabei nicht um den jungen Mann, sagt er: "Das sind Bestimmungen der Bundesrepublik Deutschland und entweder wir ziehen das jetzt durch, oder Sie verlassen dieses Büro so staatenlos, wie Sie gekommen sind."
Arda erzählt diese Episode aus dem Abstand von einigen Jahren in einer Situation existenzieller Bedrohung. Eine Autoimmunkrankheit hat den Studenten in kürzester Zeit auf die Intensivstation eines Krankenhauses gebracht; ob er überleben wird, ist offen. In diesem Moment blickt er zurück - auf das, was gewesen ist, und das, was hätte sein können, wenn sein Vater die Familie nicht schon so früh verlassen hätte, dass der Junge ihn nie kennenlernen konnte.
An diesen abwesenden Vater, Metin, richtet Arda nun seine Worte, die er vom Krankenbett aus in seinen Laptop tippt - Vermächtnis oder Erinnerungsstütze, je nachdem, wie die Sache ausgeht, bei der es allerdings nicht viel Hoffnung zu geben scheint. Dabei zeigt sich Arda als Erzähler von Necati Öziris Roman "Vatermal" durchaus skrupulös, er hält inne, setzt mehrfach an, prüft, was er berichtet hat, auf ein verklärendes Wunschdenken hin, verwirft und holt lieber neu aus. Er unterscheidet deutlich zwischen dem, was er selbst erlebte und daher mit größerer Sicherheit erzählen kann, und dem anderen, das er gehört hat oder sich auch nur vorstellt. Die Grenzen dieser Bereiche respektiert er und findet doch zu einer kohärenten Erzählung einer vorläufigen Lebensgeschichte.
Vor allem aber setzt seine dramatische Situation auch bei seiner Mutter und seiner älteren Schwester Aylin etwas in Gang. Die beiden sind sich spinnefeind, seit Aylin nach einem Streit die Wohnung verlassen hat und von einer deutschen Pflegefamilie aufgenommen wurde. Inzwischen hat sie ihren Namen in "Yvonne" geändert, eine Banklehre gemacht und sich in eine Polizistin verliebt, mit der sie zusammenlebt. Dass ihr Vater, dem sie sich viel näher fühlte als der Mutter, damals gegangen ist und den Kontakt abgebrochen hat, hat sie tief getroffen, immerhin bildete sie zusammen mit Arda dessen Kindheit über "ein eingespieltes Team", bis sie das Versprechen brach, das sie der Mutter gegeben hatte: nicht auch noch zu gehen. Nun, auf der Intensivstation, gehen sie sich weiterhin aus dem Weg.
Necati Öziri, Jahrgang 1988, der als Dramaturg arbeitet und 2021 einen Ausschnitt aus diesem Roman in Klagenfurt vorgetragen hat, greift dabei auf sein 2017 uraufgeführtes Theaterstück "Get Deutsch or Die Tryin'" zurück, ohne dass man dem Roman diese Herkunft anmerken würde. Entstanden ist ein großer Text, der von seinem Ausgangspunkt mit einer erklärten Absicht auf einen Adressaten zielt und doch allmählich weit darüber hinausgeht, dass ein Sterbenskranker dem abwesenden Vater erzählen will, welchen Sohn er verpasst hat.
Stattdessen werden Schicht um Schicht Erinnerungsfragmente einer Ruhrgebietsjugend um die Jahrtausendwende besichtigt und auserzählt: frühe Bilder der verzweifelten, trinkenden Mutter, die außer der Abwesenheit des Vaters noch einen weiteren Grund zur Verzweiflung hat, den sie bis zum Ende des Romans für sich behält; die Freunde vom Bahnhofsvorplatz und ihre Familien; latente und manifeste Ausländerfeindlichkeit; schließlich der stille Tod einer Frau, die Arda sein Leben lang gekannt hatte.
Je weiter diese Erinnerungen niedergeschrieben werden, umso mehr beleuchten sie einander, stellen sich gegenseitig infrage oder ergänzen, was in einem früheren Fragment noch nicht sichtbar war. Das betrifft vor allem die Mutter, die deutlich nuancierter wird, je länger von ihr berichtet wird. Welche Rolle die türkische Kindheit für ihr Leben in Deutschland spielt, wie sehr sie sich bemüht, gerade ihre Tochter vor dem zu beschützen, was sie selbst durchmachen musste, wird ebenso deutlich wie die Tragik, die daraus entsteht, dass sie mit den Kindern hoffnungslos überfordert ist und so Aylin und Arda permanent vor die Frage stellt, wie weit Loyalität der Mutter gegenüber gehen kann.
Der Junge jedenfalls, der sich als den "Klebstoff" empfindet, der die verbliebene Familie zusammenhält, wird mehr und mehr zum Beobachter, einem, der lange nicht spricht und dann umso aufmerksamer einordnet, was er sieht.
"Wir selbst waren einander die Väter, die wir nie hatten", sagt Arda einmal über sich und seine Freunde. Umso mehr erzählt er von den Müttern, ihren Freundinnen und Töchtern. Der nüchterne und doch liebevolle Blick, den er auf sie richtet, überlagert am Ende die Aporie der Vatersuche. Schon deshalb wünscht man der vaterlosen Familie noch eine Zukunft zu dritt. TILMAN SPRECKELSEN
Necati Öziri:
"Vatermal". Roman.
Claassen Verlag, Berlin 2023. 304 S., geb., 25,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der aus dem Stegreif geschriebene satirische Text aber kommt in die Akte. Wer immer sie einmal aufschlägt, wird darin alle Klischees wiederfinden, gegen die junge Männer wie Arda in Deutschland zu kämpfen haben. "Ich klaue euren Söhnen den Praktikumsplatz, mach sie drogenabhängig und verkaufe ihre Organe auf dem Basar", heißt es dort und schließlich: "Ich will kein Arzt oder Anwalt werden, ich werde Superstar oder arbeitslos." Eben mit dem Text, der zur Grundlage seiner Einbürgerung werden soll, unterläuft Arda das ganze Verfahren und weist damit wiederum nach, dass er nicht nur mit der Gesellschaft und ihren Vorurteilen vertraut ist, in der er längst lebt, sondern auch, dass er deren Sprache perfekt genug beherrscht, um in ihr die Ängste zu beschreiben, die sich an ihn knüpfen. Inhaltlich ist der Text eine einzige Warnung, formal erfüllt er die Anforderungen zur Einbürgerung spielend.
Der Sachbearbeiter Kozminski jedenfalls, an dem Arda in dieser Situation zum ersten Mal einen leichten polnischen Akzent wahrnimmt, scheint ein ähnliches Bild von dem Verfahren - Arda nennt die Besuche bei der Behörde "geraubte Zeit" - zu haben, das Arda gerade durchläuft. Es gehe dabei nicht um den jungen Mann, sagt er: "Das sind Bestimmungen der Bundesrepublik Deutschland und entweder wir ziehen das jetzt durch, oder Sie verlassen dieses Büro so staatenlos, wie Sie gekommen sind."
Arda erzählt diese Episode aus dem Abstand von einigen Jahren in einer Situation existenzieller Bedrohung. Eine Autoimmunkrankheit hat den Studenten in kürzester Zeit auf die Intensivstation eines Krankenhauses gebracht; ob er überleben wird, ist offen. In diesem Moment blickt er zurück - auf das, was gewesen ist, und das, was hätte sein können, wenn sein Vater die Familie nicht schon so früh verlassen hätte, dass der Junge ihn nie kennenlernen konnte.
An diesen abwesenden Vater, Metin, richtet Arda nun seine Worte, die er vom Krankenbett aus in seinen Laptop tippt - Vermächtnis oder Erinnerungsstütze, je nachdem, wie die Sache ausgeht, bei der es allerdings nicht viel Hoffnung zu geben scheint. Dabei zeigt sich Arda als Erzähler von Necati Öziris Roman "Vatermal" durchaus skrupulös, er hält inne, setzt mehrfach an, prüft, was er berichtet hat, auf ein verklärendes Wunschdenken hin, verwirft und holt lieber neu aus. Er unterscheidet deutlich zwischen dem, was er selbst erlebte und daher mit größerer Sicherheit erzählen kann, und dem anderen, das er gehört hat oder sich auch nur vorstellt. Die Grenzen dieser Bereiche respektiert er und findet doch zu einer kohärenten Erzählung einer vorläufigen Lebensgeschichte.
Vor allem aber setzt seine dramatische Situation auch bei seiner Mutter und seiner älteren Schwester Aylin etwas in Gang. Die beiden sind sich spinnefeind, seit Aylin nach einem Streit die Wohnung verlassen hat und von einer deutschen Pflegefamilie aufgenommen wurde. Inzwischen hat sie ihren Namen in "Yvonne" geändert, eine Banklehre gemacht und sich in eine Polizistin verliebt, mit der sie zusammenlebt. Dass ihr Vater, dem sie sich viel näher fühlte als der Mutter, damals gegangen ist und den Kontakt abgebrochen hat, hat sie tief getroffen, immerhin bildete sie zusammen mit Arda dessen Kindheit über "ein eingespieltes Team", bis sie das Versprechen brach, das sie der Mutter gegeben hatte: nicht auch noch zu gehen. Nun, auf der Intensivstation, gehen sie sich weiterhin aus dem Weg.
Necati Öziri, Jahrgang 1988, der als Dramaturg arbeitet und 2021 einen Ausschnitt aus diesem Roman in Klagenfurt vorgetragen hat, greift dabei auf sein 2017 uraufgeführtes Theaterstück "Get Deutsch or Die Tryin'" zurück, ohne dass man dem Roman diese Herkunft anmerken würde. Entstanden ist ein großer Text, der von seinem Ausgangspunkt mit einer erklärten Absicht auf einen Adressaten zielt und doch allmählich weit darüber hinausgeht, dass ein Sterbenskranker dem abwesenden Vater erzählen will, welchen Sohn er verpasst hat.
Stattdessen werden Schicht um Schicht Erinnerungsfragmente einer Ruhrgebietsjugend um die Jahrtausendwende besichtigt und auserzählt: frühe Bilder der verzweifelten, trinkenden Mutter, die außer der Abwesenheit des Vaters noch einen weiteren Grund zur Verzweiflung hat, den sie bis zum Ende des Romans für sich behält; die Freunde vom Bahnhofsvorplatz und ihre Familien; latente und manifeste Ausländerfeindlichkeit; schließlich der stille Tod einer Frau, die Arda sein Leben lang gekannt hatte.
Je weiter diese Erinnerungen niedergeschrieben werden, umso mehr beleuchten sie einander, stellen sich gegenseitig infrage oder ergänzen, was in einem früheren Fragment noch nicht sichtbar war. Das betrifft vor allem die Mutter, die deutlich nuancierter wird, je länger von ihr berichtet wird. Welche Rolle die türkische Kindheit für ihr Leben in Deutschland spielt, wie sehr sie sich bemüht, gerade ihre Tochter vor dem zu beschützen, was sie selbst durchmachen musste, wird ebenso deutlich wie die Tragik, die daraus entsteht, dass sie mit den Kindern hoffnungslos überfordert ist und so Aylin und Arda permanent vor die Frage stellt, wie weit Loyalität der Mutter gegenüber gehen kann.
Der Junge jedenfalls, der sich als den "Klebstoff" empfindet, der die verbliebene Familie zusammenhält, wird mehr und mehr zum Beobachter, einem, der lange nicht spricht und dann umso aufmerksamer einordnet, was er sieht.
"Wir selbst waren einander die Väter, die wir nie hatten", sagt Arda einmal über sich und seine Freunde. Umso mehr erzählt er von den Müttern, ihren Freundinnen und Töchtern. Der nüchterne und doch liebevolle Blick, den er auf sie richtet, überlagert am Ende die Aporie der Vatersuche. Schon deshalb wünscht man der vaterlosen Familie noch eine Zukunft zu dritt. TILMAN SPRECKELSEN
Necati Öziri:
"Vatermal". Roman.
Claassen Verlag, Berlin 2023. 304 S., geb., 25,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»`Vatermal´ ist Familiengeschichte, Gesellschaftskritik und ein Porträt dieses Landes.« Sieba Abadi Der Spiegel 20231216
Zum Inhalt:
Eine Familiengeschichte über eine Familie, deren Leben davon gezeichnet ist von sozialen und auch politischen Umständen. Vom abwesenden Vater und eigentlich einer Familie, die eben ihr Leben lebt.
Meine Meinung:
So wie es mir schon schwer viel, etwas zum Inhalt zu schreiben, …
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Zum Inhalt:
Eine Familiengeschichte über eine Familie, deren Leben davon gezeichnet ist von sozialen und auch politischen Umständen. Vom abwesenden Vater und eigentlich einer Familie, die eben ihr Leben lebt.
Meine Meinung:
So wie es mir schon schwer viel, etwas zum Inhalt zu schreiben, fällt es mir auch schwer eine Meinung dazu zu schreiben, denn mir persönlich hat das Buch so gar nichts gegeben. Im Grunde plätschert hier eine Familiengeschichte vor sich hin und eigentlich geht es gefühlt um eine mehr oder minder normale Geschichte zweier Jugendlicher, die gefühlt nicht wirklich viel anders lebten als es die meisten Jugendlichen tun. Klar, gibt es aufgrund der Abstammung mal das ein oder andere unschöne Erlebnis, aber eigentlich ist auch das normal. Das Buch liest sich zwar gut, hat mir aber persönlich so gar nichts gegeben.
Fazit:
Ganz nett
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Gebundenes Buch
Die Niete des Buchpreises
Mein Vorhaben, alle Bücher der Shortlist zu lesen, führte mich zu diesem Roman. Nach dem Vorjahresbuch „Dschinns“ stieg ich also wieder ins Migrantenmillieu ab.
Doch diesmal hatte ich überhaupt keine Lust wieder eine Familiengeschichte mit …
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Die Niete des Buchpreises
Mein Vorhaben, alle Bücher der Shortlist zu lesen, führte mich zu diesem Roman. Nach dem Vorjahresbuch „Dschinns“ stieg ich also wieder ins Migrantenmillieu ab.
Doch diesmal hatte ich überhaupt keine Lust wieder eine Familiengeschichte mit fehlenden Vater, wieder eine Suche, wieder etwas mit Identitätsfindung zu lesen. Mir kam alles bekannt vor.
Nach 64 Seiten entschloss ich mich lieber andere Bücher zu studieren. Abgebrochene Bücher erhalten nur 1 Stern.
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Gebundenes Buch
Vatermal gehört definitiv zu den besten Büchern, die ich seit Langem gelesen habe.
Eine Geschichte von (deutsch-türkischer) Identitätsfindung, ein Resümee, eine Suche, ein Abschied, eine Familiengeschichte, eine sozialkritische Auseinandersetzung... ich könnte noch …
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Vatermal gehört definitiv zu den besten Büchern, die ich seit Langem gelesen habe.
Eine Geschichte von (deutsch-türkischer) Identitätsfindung, ein Resümee, eine Suche, ein Abschied, eine Familiengeschichte, eine sozialkritische Auseinandersetzung... ich könnte noch lange so aufzählen, was diese Geschichte aus meiner Sicht ist.
In jedem Fall ist sie absolut bewegend, rührend, authentisch und wirklich stark. Ich hab gelacht, ich hatte Herzklopfen und Tränen in den Augen. Das Buch hat mich emotional abgeholt. So richtig.
Und das nicht nur, weil ich mich Dank Aylin immer mal wieder daran erinnern konnte, wie ich meine Jugend in der selben Zeit ganz anders und manchmal doch ähnlich erlebt habe. Manches hat mich überrascht und betroffen zurückgelassen.
Manchmal brauchte ich eine kleine Pause, um das Gelesene sacken zu lassen. Aber ich habe das Buch echt ungern aus der Hand gelegt als es plötzlich ausgelesen war.
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Gebundenes Buch
Ein bemerkenswertes Debüt. Sowohl das Cover, als auch der Inhalt überzeugen auf ganzer Linie. Der Protagonist Arda reflektiert während seiner Krankheit sein Leben. Aufgewachsen in Deutschland mit Migrationshintergrund, beleuchtet er die Abwesenheit des Vaters, seine Erfahrungen in …
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Ein bemerkenswertes Debüt. Sowohl das Cover, als auch der Inhalt überzeugen auf ganzer Linie. Der Protagonist Arda reflektiert während seiner Krankheit sein Leben. Aufgewachsen in Deutschland mit Migrationshintergrund, beleuchtet er die Abwesenheit des Vaters, seine Erfahrungen in einer Sozialsiedlung und die Herausforderungen, die ihm begegnet sind. Der Roman taucht tief in Ardas Lebensweg ein, der von Hürden und Themen wie Rassismus, Identitätsfindung und sozialen Umständen geprägt ist. Die intensive Erzählung enthüllt auch die Stimmen seiner Mutter und Schwester, die das Leben aus ihrer Perspektive beleuchten. Die Hoffnung auf Vergebung und der Kampf gegen Diskriminierung und Behördenzwänge sind zentrale Elemente dieser authentischen Geschichte. Der Autor Negati Öziri verleiht der Erzählung eine bildhafte Sprache und ein tiefes Gefühl. Die Darstellung der türkischen Kultur bereichert das Werk zusätzlich. Dieses bemerkenswerte Debüt berührt in jeder Minute des Lesens und vermittelt eine Vielzahl von Emotionen.
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Gebundenes Buch
»Auf die Frage »Wie geht's dir?« gab es keine Antwort. Wir fragten einander ja nie »Wie geht's«, höchstens »Was geht?«, und die Antwort war immer dieselbe: »Nichts, und bei dir?« Wir fragten uns nicht, gerade weil wir wussten, was zu Hause …
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»Auf die Frage »Wie geht's dir?« gab es keine Antwort. Wir fragten einander ja nie »Wie geht's«, höchstens »Was geht?«, und die Antwort war immer dieselbe: »Nichts, und bei dir?« Wir fragten uns nicht, gerade weil wir wussten, was zu Hause los war.« (S.255f)
Gleich vorweg: Deutscher Buchpreis 📖🏆 - this one is made for you 🔥
Also worum geht’s und warum sollten wir das ALLE lesen?
In seinem Debüt (ich meine, was für ein krasses Debüt kann man abliefern?! 😮💨) »VATERMAL« lässt der Autor Necati Öziri seinen Protagonisten Arda, ein Anfang 20-jähriger Literaturstudent, sein Leben in der Rückschau erzählen. Arda liegt zu diesem Zeitpunkt schwerkrank auf der Intensivstation und wird abwechselnd von seiner Mutter Ümran oder seiner Schwester Aylin besucht. Sein Vater ist sein Leben lang abwesend und für diesen erzählt er sein Leben:
»Du sollst wissen, wer ich gewesen bin. Damit du niemals die Erleichterung fühlst, von der ich so oft heimlich träumte: von einem Toten angeschwiegen zu werden. Ich möchte dir für immer die Möglichkeit nehmen, nicht zu wissen, wer ich war. Du sollst erfahren, wie es deiner Familie in Deutschland ging, wie im letzten Sommer meiner Jugend alle meine Freunde verschwunden sind und wie auch ich versuchte, vor mir selbst zu fliehen. Du sollst wissen, wie stark es regnete an dem Tag, als Aylin von zu Hause wegrannte, wie sie »Tut mir leid« in mein Ohr flüsterte, die Wohnungstür hinter sich offen ließ und nie mehr zurückkam. […].« (S.19f)
Am Krankenbett erzählt sowohl seine alkoholabhängige Anne von ihren Lebensweg, der von der Vergangenheit der eigenen Eltern als Gastarbeiter:innen in Deutschland stark geprägt ist, als auch Aylin von ihrem Erleben der Familie und des Vaters Metin. Aus diesen Erzählperspektiven entsteht ein ungemein vielschichtiger, emotionaler und Emotionen hervorrufender Roman, der so viel mehr als nur eine fiktive Geschichte zu erzählen vermag. Die verschiedenen Blickwinkel sorgen dafür, dass Handlungen nicht gerechtfertigt werden, sondern vielmehr und wichtiger, eine Erklärung bekommen.
Was prägt Menschen? Was machen ständige Amtsbesuche und das Warten auf eine Staatsangehörigkeit mit einem Menschen? Wie kann es sich anfühlen, wenn ein Elternteil eine Leerstelle bleibt? Wie hinterfragen wir (Männlichkeits-)Ideale?
Der Autor Necati Öziri schafft es viele wichtige, gesellschaftliche Themen und Probleme aufzuzeigen und sich damit mitten ins Herz der Lesenden zu schreiben. Ein intensiver Roman voll Humor, Tragik, Komik, Empathie und Charme. ❤️🔥 Ein Buch, das für mich lange nachhallt und dem ich ganz viel Aufmerksamkeit 🩷💭💬 wünsche und Preise 🤝🏼
Für mich ein literarisches Highlight ✨
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Gebundenes Buch
Das Cover wirkt mit den riesigen grellen Buchstaben und roten Spitzen geradezu aggressiv, was mich zunächst abschreckte.
Das Buch selbst hatte ich mit Begeisterung innerhalb von 24 Stunden durchgelesen. Es ist eine wirklich unter die Haut gehende, großartig geschriebene Geschichte …
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Das Cover wirkt mit den riesigen grellen Buchstaben und roten Spitzen geradezu aggressiv, was mich zunächst abschreckte.
Das Buch selbst hatte ich mit Begeisterung innerhalb von 24 Stunden durchgelesen. Es ist eine wirklich unter die Haut gehende, großartig geschriebene Geschichte über eine türkische Familie.
Durch ein Erdbeben waren die Großeltern mütterlicherseits gezwungen zu fliehen. Der Vater ist ein linker Aktivist, dessen Bruder in der Türkei von rechten Widersachern getötet wurde. Es kam zur Blutrache, er musste deswegen fliehen.
Der Erzähler lernt seinen Vater nie kennen, ist aber keineswegs nachtragend oder verbittert, jedenfalls weit davon entfernt, eine Opferrolle einzunehmen.
Die Perspektive der weiblichen Familienmitglieder wird in eigenen Kapiteln komplett nachvollziehbar gezeigt. Man liest nicht nur über sie, man lebt mit ihnen, und erkennt ganz klar: Es gibt nicht den einen Schuldigen, und Integration ist definitiv machbar.
Vaterlos aufzuwachsen, das bedeutete in diesem Fall vor allem die Chance auf Gewaltverzicht und ein zeitgemäßes Rollenverständnis.
Mit diesem Buch ist es Necati Öziri gelungen, eine Brücke zu errichten.
Er schreibt das Buch als imaginären Brief an den unbekannten Vater. Es ist aber vielmehr auch eine spannende Einladung an alle „Kartoffeln“ zum Teilen von Kultur und Geschichte.
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Gebundenes Buch
VATERMAL
Necati Öziri
„Ich werde diese Geschichten aufschreiben, dir und meinen beiden Halbbrüdern. Damit sie wissen, dass sie noch einen Bruder und auch eine Schwester hatten, damit sie erfahren, wem ihr Vater nie Vater war, damit sie schätzen lernen, wie viel Zeit und …
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VATERMAL
Necati Öziri
„Ich werde diese Geschichten aufschreiben, dir und meinen beiden Halbbrüdern. Damit sie wissen, dass sie noch einen Bruder und auch eine Schwester hatten, damit sie erfahren, wem ihr Vater nie Vater war, damit sie schätzen lernen, wie viel Zeit und Liebe sie von dir bekommen.“ (S. 20)
Arda liegt mit einer Autoimmunhepatitis im Krankenhaus und weiß nicht, ob er dieses lebend verlassen wird.
Er schreibt seine Lebensgeschichte für seinen Vater auf, für einen Menschen, an den er fast keine Erinnerungen hat. Dieser hatte seine Familie ohne ein Wort des Abschieds vor Jahren verlassen. Dieses Ereignis hat nicht nur sein Leben geprägt und dramatisch verändert, sondern auch das der Mutter Ümran und Schwester Aylin. Zwei Frauen, die nie einen besonderen Draht zueinander hatten und seit frühester Kindheit immer im Streit lagen.
„[…] wird mir klar, dass ich schon immer der Klebstoff war, der meine Mutter und meine Schwester zusammengehalten hat.“ (S. 83)
Dabei wollte doch seine Mutter alles besser machen. Besser als ihre eigene Mutter, die ihre Kinder damals nach dem großen Erdbeben einfach bei der schrecklichen Tante in der Türkei zurückließ und sie erst Jahre später nach Deutschland nachholte.
Doch so gut ihre Vorsätze auch waren, das Leben kam für Ümran anders.
Wow, was für ein großartiges Debüt!
Ümrans, Ardas und Aylins Leben in Rückblicken erzählt, ist feinfühlig, traurig, authentisch und bewegend. Ganz besonders gut gefielen mir die wechselnden Erzähler-Perspektiven.
Ein Buch, das mich sehr berührt hat und zu Recht auf der Shortlist 2023 stand - aber leider nicht gewonnen hat.
Von mir gibt es eine große Leseempfehlung.
5/ 5
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Gebundenes Buch
Schon das Cover wirkt imposant und ich assoziere große Gefühle.
In Form eines Briefes an den unbekannten Vater, wird die Geschichte von Arda, Aylin und seiner Mutter Ümran erzählt. Dem Leben in der Türkei und dann in Deutschland. Vom Warten auf dem Gang der …
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Schon das Cover wirkt imposant und ich assoziere große Gefühle.
In Form eines Briefes an den unbekannten Vater, wird die Geschichte von Arda, Aylin und seiner Mutter Ümran erzählt. Dem Leben in der Türkei und dann in Deutschland. Vom Warten auf dem Gang der Ausländerbehörde, vom Anders sein, von kulturellen Erwartungen und Unterschieden, von Überforderung, Heimat und Sehnsucht. Und trotz der vielen Emotionen, scheint es manchmal als würde es aus eine Art objektiver, neutralen Position heraus beschrieben und gleichzeitig mit viel Empathie für alle Beteiligten, die sich auch auf mich als Leserin übertragen hat.
Es ist oft nicht einfach zu lesen und hat mich sehr berührt. Vielleicht auch gerade, weil es so nah an der Realität von so vielen Menschen geschrieben ist.
Die Kapitel wechseln zwischen verschiedenen Perspektiven und Geschichtssträngen, da hätte ich mir mit fortschreitendem Roman gewünscht, dass dies ersichtlicher gekennzeichnet worden wäre, zB in Form von den Kapitelüberschriften.
Aber das ist auch mein einziger kleiner Kritikpunkt.
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Gebundenes Buch
Fehlende Vaterfigur.
Worum geht es?
Ein Mann liegt mit Organversagen im Krankenhaus, er weiß nicht ob er überleben wird. Und so verfasst er einen Brief an seinen Vater, der nicht mehr da ist. An seiner Seite der Rest der Familie (Mutter und Schwester), der nicht miteinander …
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Fehlende Vaterfigur.
Worum geht es?
Ein Mann liegt mit Organversagen im Krankenhaus, er weiß nicht ob er überleben wird. Und so verfasst er einen Brief an seinen Vater, der nicht mehr da ist. An seiner Seite der Rest der Familie (Mutter und Schwester), der nicht miteinander spricht.
Worum geht es wirklich?
Gastarbeiter, Jugend und Identität.
Lesenswert?
Ja, gefällt mir gut. Das Cover ist erst einmal nicht aussagekräftig, der Klappentext trifft es aber sehr gut. Die Familie und das Erwachsenwerden der Geschwister sowie in früheren Jahren das der Mutter, stehen im Vordergrund. Kapitelweise springt man lose durch die Zeit und lernt alle drei Personen kennen. Das kann schon einmal für Verwirrung sorgen, wie der genaue Erzählstrang nun verläuft.
Positiv (vor allem im Hinblick auf die Nominierung zur Longlist Buchpreis 2023) ist mir die gute Lesbarkeit aufgefallen. Der Roman ist wirklich angenehm geschrieben trotz der Ansprache des Sohnes an seinen Vater. Die Szenen sind sehr eindrücklich und vehement, teilweise auch sehr bewegend und emotional geschildert. Manchen Dinge sind schwer zu ertragen (hier aus aktuellem Anlass eine CN: Erdbeben im Heimatort spielt eine Rolle.)
Immer im Mittelpunkt die Anklage an den fehlenden Vater, die Dringlichkeit mit der der Vater benötigt worden wäre. Generell spielen Eltern-Kind-Beziehungen in mehreren Generationen eine große Rolle und auch der Wunsch nach Zugehörigkeit - sei es zu einer Gruppe, zu einer anderen Person oder einfach nur zu einem Land.
Es gibt neben den drei Hauptfiguren definitiv auch Nebenfiguren, die voll ausgearbeitet sind und an deren Geschichte man wirklich Anteil nimmt. Manche anderen bleiben eher zurückhaltend dargestellt.
Mir gefällt gut, wie der Autor immer wieder türkische Begriffe einfließen lässt und auch Personen so angesprochen werden. Dies macht das ganze lebendig und realistisch.
Das Ende lässt mich tatsächlich etwas verwirrt zurück, aber hat die Lektüre nicht schlechter gemacht.
Ich habe das Buch definitiv gerne gelesen und freue mich, dass es lesbare Titel auf der Longlist gibt!
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Gebundenes Buch
Verschiedene Zeitebenen, ineinander geschachtelt, verschiedene Lebenspläne, die schmerzhaft verfehlt werden, Gewalt. Aus diesen Elementen entstand für mich ein Tableau. Ich habe mit den Personen mitgefühlt, das erreichen die Stilmittel des Autors. Manche Kapitel fand ich wie …
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Verschiedene Zeitebenen, ineinander geschachtelt, verschiedene Lebenspläne, die schmerzhaft verfehlt werden, Gewalt. Aus diesen Elementen entstand für mich ein Tableau. Ich habe mit den Personen mitgefühlt, das erreichen die Stilmittel des Autors. Manche Kapitel fand ich wie Silvesterraketen, sie steigen auf, explodieren, dann ist wieder schwarzer Himmel, der auf den nächsten Knall wartet. Der Buchumschlagt trägt grelllila und rote Schrift auf schwarzem Grund, das erinnert mich an helle Bilder in einem dunklen Kinosaal. Ich fand im Buch Trauer und Schmerz, die haben mich berührt. Wenn die Personen versuchen, sich zu verstehen und etwas zu verändern, so tritt ihnen die Welt in vielen Fällen als Gegner entgegen. Es gibt Freundschaft, und Familienliebe. Was mit den Erinnerungen und der Verständigung ist, die der Protagonist zu seinem Ziel erklärt, ist wohl offen.
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